Englisch Grundschule und Übergang

  • Hallo,
    ich wollte mal alle Lehrer der weiterführenden Schulen fragen, welche Informationen sie von den Grundschulen über die Fähig- und Fertigkeiten der 4.Kläßler im Fach Englisch bekommen. Bekommt man überhaupt Informationen was die Kinder schon alles können, woran sie gearbeitet haben, etc.?


    Mein Gedanke hinter der Frage hat evtl. etwas mit meiner Hausarbeit zu tun. Da möchte ich darüber schreiben, wie Juniorportfolios aus dem Grundschulenglischunterricht Auskunft zur Weiterarbeit an der SekI geben können.


    Oh je, war das verständlich?


    Grüße Leila

    • Offizieller Beitrag

    Leider kriegen wir gar keine Informationen von den Grundschulen, jedenfalls nicht per se.
    An unserer Schule haben wir zwar einen guten Kontakt zu GS -Lehrerinnen, die uns dann gegebenefalls auch darüber informieren, was an ihren Schule im Fach Englisch schon gemacht wurde, aber so etwas wie ein Übergangsprofil fehlt noch.


    Die Lehrwerke setzen im Prinzip bei Null an. Das ist aber auch nicht ganz unproblematisch, weil bei mir doch bisher immer wieder die Hälfte der Klasse schon das eine oder andere konnte und die lieben Kleinen haben sich dann einen Ast gelangweilt, wenn wir anfingen, die verschiedenen Tierarten, Wetterlagen oder Uhrzeiten durchzukauen.


    Ich lasse mir nun immer von den 5. Klässlern gleich am Anfang ihre Frühenglisch-Ordner mitbringen. In den meisten Fällen andelt es sich dabei um einfache Wortfelder: Uhrzeit, Wetter, Tiere, Menschen, Gegenstände, Farben.


    Die Kinder können also einige Worte sprechen, aber in den seltensten Fällen können sie diese schreiben oder in Sätze einbauen.


    Mir ist beim Durchschauen der Materialien noch nicht ganz klar geworden, nach welchem Prinzip da verfahren wird: Geht es nur um Hören / Sprechen? Oder soll beim Anschauen der Worte unter den Bildern auch schon das Schreiben geübt werden? Ich finde wenig schriftliche Arbeiten in den Ordnern, meist geht es um Zuordnungen durch Kleben - Pfeile - Nummern.


    Das ist bei uns Stand der Dinge...ich weiß nicht ob's dir hilft, Leila...
    Lieber Gruß
    Heike

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    Einmal editiert, zuletzt von Meike. ()

  • Hi Heike,
    danke für die ausführliche Antwort!

    Zitat

    Mir ist beim Durchschauen der Materialien noch nicht ganz klar geworden, nach welchem Prinzip da verfahren wird: Geht es nur um Hören / Sprechen? Oder soll beim Anschauen der Worte unter den Bildern auch schon das Schreiben geübt werden? Ich finde wenig schriftliche Arbeiten in den Ordnern, meist geht es um Zuordnungen durch Kleben - Pfeile - Nummern.


    Da hast du schon richtig beobachtet. Im Grundschulenglisch geht es hauptsächlich darum das Hörverstehen zu schulen und die mündl. Kommunikation zu fördern. An letzter Stelle steht, sozusagen "ganz weit unten", das Schreiben und Lesen. Am Ende der vierten Klasse sollen die Kinder höchstens eine kleine Postkarte schreiben können, einen Steckbrief oder z.b. leere Sprechblasen ausfüllen können.
    Zuordnungsaufgaben gibt es häufig, da diese Aufgaben besonders gut geeignet sind um das Hörverstehen zu testen.


    Ich lege in meinen Klassen schon etwas mehr Wert auf das Schreiben und Lesen, da die Kinder sehr daran interessiert sind und beides ausführen möchten. Warum sollte ich es ihnen dann verwehren.


    Grüße Leila

  • Hallo Leila,

    Zitat

    Mein Gedanke hinter der Frage hat evtl. etwas mit meiner Hausarbeit zu tun. Da möchte ich darüber schreiben, wie Juniorportfolios aus dem Grundschulenglischunterricht Auskunft zur Weiterarbeit an der SekI geben können.


    eine hervorragende Idee! Sowas fehlt an allen Ecken und Kanten. Neudeutsch heisst es jetzt auch wohl "Übergangsmanagement".
    snoopy64

  • Ich greife diesen Faden noch einmal auf und möchte die erfahreneren Englischlehrer(innen) fragen, wie sie am Anfang der 5 das Wissen, das die Kinder in der GS erworben haben, verwerten.


    In NRW gibt es ab nächstem Schuljahr eine Stunde weniger EU in der 5 wegen des EU in der Grundschule. Man muß also zusehen, daß man mit dem Lehrwerk durchkommt. Dennoch wäre es schade, das Sprachwissen aus der Grundschule verkümmern zu lassen.


    Ich frage mich, wie man die neue Klasse 5 am Anfang auf ein sprachliches Niveau bringen kann, damit neben der Lehrwerkarbeit immer wieder auch auf die schon vorhandenen Vokabeln, Lieder, Fertigkeiten (z.B. die Arbeit mit dem Wörterbuch) wiederholt werden können.


    Habt Ihr Ideen, Erfahrungsberichte oder Material?
    Wie geht Ihr das an?


    Doodlehoon

  • Hallo!


    Mich interessiert das Thema auch brennend! ich bekomme zum nächsten Schuljahr eine zweistündige Pflicht-AG in Englisch (weil die Kids mit Latein anfangen!)
    Ich benutze wohl das English G2000 C1, habe da aber keine Erfahrungswerte, wie viele Lektionen man durcharbeiten sollte / muss, und ich weiss auch noch nicht, wie ich sicherstellen soll, was die Kinder schon wissen...
    Ich werde mir wohl auch die Hefter mitbringen lassen...


    LG


    Tina

  • Hallo,


    freue mich diesen Thread gefunden zu haben, da hier nämlich genau das Thema behandelt wird mit dem ich mich in meiner Prüfung auseinandersetzen muss.
    Habe bereits einiges an Literatur durchgearbeitet und festgestellt, dass der Übergang in Klasse 5 problematischer ist, als ich es mir vorgestellt habe.
    Nun habe ich eine Frage an Sekundarstufenlehrer: Hat das Englischlernen in der GS auch Vorteile für euch? Könnt ihr vielleicht gezielter einsteigen, wenn die Kinder schon Vorkenntnisse haben,...?


    Wäre schön, wenn ihr mir eure Erfahrungen mitteilen könntet.


    LG Cora

    • Offizieller Beitrag

    Es lässt sich ganz schwer sagen, da die Kinder extrem unterschiedliche Kenntnisse mitbringen, je nachdem, an welcher Schule und in welcher Klasse sie waren.


    Das reicht tatsächlich von:
    a) alle Zahlen bis hundert oder noch höher können
    alle Buchstaben können
    bereits ein breit gefächertes Vokabular der einzelnen Grundschulthemen gut abrufbar haben und teilweise auch schreiben können (obwohl das Schreiben ja eigentlich gar nicht vorgesehen ist)
    viel verstehen
    einiges sprechen können


    bis:
    b) so gut wie gar nichts können - aus welchen Gründen auch immer


    Gerade die Kinder, die in der Grundschule schon viel gelernt haben, haben riesige Vorteile, da die Themen in der 5 ja noch einmal angeschnitten werden und sie so oft Erfolgserlebnisse haben. Allerdings kann ich nur für die Arbeit mit Lehrbüchern sprechen, die noch nicht darauf eingehen, dass die Schüler schon Grundschulenglisch hatten. Da es ja erst im nächsten Jahr neue Lehrbücher gibt, die dem Rechnung tragen, kann es durchaus sein, dass dann einige Themengebiete als bekannt vorausgesetzt werden und so die Kinder, die in der Grundschule kaum Englisch gelernt haben, noch gravierendere Nachteile haben.


    Was besonders stark auffällt ist, dass die Kinder keine Hemmungen im Umgang mit Sprache haben. Sie sind es gewöhnt, dass der Lehrer Englisch spricht und lassen sich dadurch nicht verunsichern.
    Bei allem, was spielerisch aufgebaut ist oder mit Chorsprechen oder total physical response zu tun hat, hat man gute Karten und die Schüler setzten solche Übungen ohne Probleme um.


    Außerdem haben die Schüler meist schon eine mittelgute bis gute englische Aussprache und man muss dort nicht bei Null anfangen.


    Es gibt aber auch kleinere Nachteile: Ich habe den Eindruck, dass manche Kinder Englisch noch als eine Art "Spaßfach" ansehen und große Probleme damit haben, in dem Fach auch regelmäßig Hausaufgaben zu machen und Vokabeln zu lernen.
    Außerdem fällt es den Kindern sehr schwer, Sprache analytisch zu betrachten und zum Beispiel Grammatikregeln zu verstehen und zu lernen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das an der Umstellung liegt oder ob das in früheren Jahrgängen auch so war - ich habe meine erste eigene 5 in Englisch bekommen, als diese Jahrgänge bereits Grundschulenglisch hatten, bei den 5ern, die ich im Referendariat erlebt habe, die damals noch kein Grundschulenglisch hatten, schienen mir die Probleme im Grammtikbereich aber noch nicht so groß zu sein.
    Das wäre aber mal ein interessantes Thema für eine Untersuchung - falls es noch irgendwo Vergleichsdaten der Vor-Grundschulenglisch-Jahrgänge gibt.

  • Hallo Referendarin,


    vielen Dank für deine Antwort. Es ist sehr interessant was du schreibst. Gerade das mit der enorm großen Heterogenität der Vorkenntnisse liest man immer wieder in der Literatur. Aber schön, dass es neben den vielen Problemen beim Übergang auch Vorteile gibt.


    Freue mich über weitere Praxiserfahrungen.


    LG Cora

    • Offizieller Beitrag

    Mir ist grade noch was eingefallen:


    Anfangs hatten wir alle Sorge, dass die Schüler Probleme hätten, wenn sie in der Sek I plötzlich Englisch schreiben müssen.
    Diese Sorgen haben sich nicht bewahrheitet. Das Schreiben bereitet den Schülern kein Problem, auch die Rechtschreibung nicht - verglichen mit der Rechtschreibung in der deutschen Sprache machen die Schüler im Englischunterricht kaum Rechtschreibfehler.


    Ein größeres Problem stellt die Grammatik dar. So haben die Schüler, die ja aus der Grundschule hauptsächlich die 1. Person Singular kennen, große Probleme, Sätze mit anderen Personen zu machen. Statt "he is" schreiben bestimmt zwei Drittel der Schüler ständig: "I am".
    Auch der Satzbau ist eine einzige Katastrophe. Die Schüler haben ganz große Probleme, sich selbst in eigenen Sätzen in der Fremdsprache zu äußern. Aussagen wie "He hasn't got a cat" fielen unseren Schülern immens schwer - ich weiß leider nicht, woran das liegt.

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