Referendariat auch an Weiterbildungskollegs möglich?

  • Hallo zusammen,


    wie schon einmal in diesem Forum erwähnt, spiele ich mit dem Gedanken auf Lehramt zu studieren, und dann in die Erwachsenenbildung zu gehen. Daher interessiert es mich, ob ein Referendariat auch an einem Weiterbildungskolleg/Abendgymnasium/ möglich ist.


    Viele liebe Grüße


    Daya

  • An unserer Schule mit ausschließlich erwachsenen Schülern haben wir selbst keine Referendare. Seit einigen Jahren bilden wir jedoch Referendare aus, die von ihrer Stammschule mit einigen Stunden zu uns abgeordnet werden. Sie sollen schließlich nicht nur auf den Unterricht mit einer sehr eng begrenzten Zielgruppe vorbereitet werden.


    Frage doch am besten direkt an einem Weiterbildungskolleg/Abendgymnasium nach. Anruf genügt. :)

  • Hallo Jorge,


    ich danke dir, für deine Antwort (die mir ein wenig weitergeholfen hat)!
    Ich habe deinen Ratschlag befolgt, und mal in der zentralen Studienberatung angerufen. Leider konnte man mir dort auch nicht wirklich weiterhelfen. Nun werde ich mal persönlich dort hingehen und mich richtig beraten lassen...


    Ich stecke momentan in einer ziemlich verwirrenden Orientierungsphase, da ich total unsicher bin, ob das Lehramtsstudium etwas für mich ist. Ich bin davon überzeugt, dass ich für den Lehrerberuf schon geeignet wäre. Ich habe mich bisher intensiv mit dem Lehrerberuf auseinandergesetzt bzw. informiert. Wenn ich jedoch all die Horrorgeschichten über den Beruf und v.a. über das Referendariat lese, kommen mir da starke Zweifel! Ist es wirklich so, dass man so gut wie keine Freizeit mehr hat, wenn man Lehrer ist? Zu Anfang war ich ziemlich motiviert (egtl. hatte ich erst überlegt ein DaF-Studium zu machen, um damit in die Erwachsenenbildung zu gehen und v.a. auch im Ausland tätig sein zu können, doch aufgrund der miserablen Bezahlung wieder davon weggekommen), doch nun bin ich stark verunsichert!


    Kannst du ein bißchen erzählen, wie denn dein Tagesablauf speziell an einem Weiterbildungskolleg aussieht? Ich habe in einem anderen Forum gelesen, dass es zwar auch an dieser Schulform sehr anstrengend sei, aber viele Dinge die an der Regelschule üblich sind (wie Elterngespräche, Klassenaus-
    flüge etc.) wegfielen.


    Liebe Grüße


    Daya

  • Hallo Daya,


    Berufswahl und Partnerwahl gehören mit zu den schwierigsten Entscheidungen im Leben. Die beste Planung ist keine Erfolgsgarantie, denn Planungen sind die gedankliche Vorwegnahme der Zukunft, und diese liegt bekanntlich in der Tiefe der berühmten Glaskugel verborgen.


    Ich würde mich bei der Studienwahl nicht in erster Linie am Lehrerberuf orientieren, sondern an der Fachrichtung, an der ich Interesse habe, und bei der Fächerwahl darauf achten, dass ich damit später eine berufliche Tätigkeit auch außerhalb des schulischen Bereichs ausüben kann, falls es mit der Einstellung nicht klappen sollte, egal aus welchen Gründen. Als Mathematiker könnte man auch in einer Versicherung arbeiten, als Physiker in einem Forschungslabor, als Fremdsprachler im Tourismus, um nur einige Beispiele zu nennen. Deshalb sollte das Fachstudium im Vordergrund stehen und inhaltlich kein Dünnbrett sein.


    Wenn du mit einer Lehrerausbildung ‚betriebsfremd’ im Ausland arbeiten möchtest, ergeben sich auch Möglichkeiten bei den Goethe-Instituten, der GIZ (früher GEZ), den politischen Stiftungen (z. B. Konrad Adenauer-, Friedrich Ebert-Stiftung) oder den Auslandshandelskammern.


    Vieles von dem, was du hier im Forum liest, klingt wirklich nicht gerade ermutigend. Doch solltest du bedenken, dass in einem Forum oftmals diejenigen, die ihre Probleme oder Schwierigkeiten schildern, überrepräsentiert sind. Was allerdings insbesondere von den Referendaren gefordert wird, ist schon enorm. Trotzdem schaffen es die meisten Kandidaten.


    Du fragst nach meinem Tagesablauf. Ich unterrichte nicht an einem Weiterbildungskolleg, das zu irgendwelchen Sekundarabschlüssen, sondern an einer Fachschule, die zum staatlich geprüften Betriebswirt führt, d. h. unsere Klientel kommt bereits mit mindestens mittlerem Bildungsabschluss, abgeschlossener Berufsausbildung und Berufserfahrung zu uns. Die meisten haben Fachhochschulreife oder Abitur; wer es nicht hat, kann in einer Zusatzprüfung die Fachhochschulreife erwerben.


    Ob einem Lehrer noch viel Freizeit bleibt? Das hängt zum einen von Fach ab, aber auch davon, inwieweit man Unterrichtsvorbereitung und Freizeit gedanklich trennen kann.


    Nehmen wir das Fach ‚Arbeitsrecht’. Da habe ich eine Sammlung von ca. 70 Rechtsfällen querbeet. Die Schüler arbeiten diese in Gruppen anhand der Gesetzestexte durch, die ich weitgehend im Kopf habe. Also keine Vorbereitung mehr, aber: Täglich surfe ich im Internet in Arbeitsrechtsforen, verfolge dort die Diskussionen und lerne immer wieder dazu, wenn es neue Gerichtsentscheidungen oder Gesetzesvorlagen gibt.


    Die Klausuren habe ich korrekturfreundlich gestaltet und seit Jahren kaum verändert. Ich muss nur wenige Variable, z. B. Alter des Arbeitsnehmers, Eintrittsdatum ins Unternehmen, ändern, und schon können die Schüler jeden Jahrgangs erneut zeigen, ob sie alles verstanden haben und die Aufgabe lösen können. Gefragt wird beispielsweise: ‚An welchem Tag muss der Arbeitnehmer letztmalig im Betrieb erscheinen, wenn ihm der Arbeitgeber heute kündigt und er noch den ihm laut Tarifvertrag zustehenden Urlaub nimmt?’ oder ‚Wann verjährt der Anspruch?’ Da gibt es bei der Antwort nur ‚richtig’ oder ‚falsch’, und das ist schnell korrigiert.


    Rechne ich Zeitungslektüre, Internetsurfen, zahlreiche Fortbildungsveranstaltungen in Betrieben und den Kammern u. ä. zur Arbeitszeit, bleibt trotzdem noch genügend Freizeit. Daneben tue ich zu Hause nichts für den Unterricht, außer vielleicht mal etwas auf den Stick herunterzuladen. Korrekturen, Vorbereitung von Arbeitsblättern u. a. erledige ich ausschließlich in der Schule.


    Ich habe meine Fächer gern und bin froh, dass ich nicht Latein oder Griechisch unterrichte. Da hat sich in den letzten Jahrzehnten kaum etwas verändert, nur die Übersetzungen in die Fremdsprache sind weggefallen. Diese Fächer wären mir auf Dauer zu eintönig. Bei mir bringen die Schüler aufgrund ihrer beruflichen Erfahrungen immer wieder neue Impulse in den Unterricht ein, es gibt keine Disziplinprobleme, Aufsichten oder Elternabende.


    Fazit: Ich bin recht zufrieden mit meinem Lehrerdasein und hoffe, dass meine Schüler später einmal beruflich erfolgreich sind und mit ihren Steuern meine Pension sichern. :thumbup:


    Vielleicht konnte ich dir eine Entscheidungshilfe geben. Alles Gute.

  • Hallo Jorge,


    erst einmal danke ich dir, für deine ausführliche und anregungsreiche Antwort!
    Ich finde es sowieso toll, wie sich hier gegenseitig geholfen wird..


    Oh, da habe ich mich wohl vertan - ich dachte du würdest an einem Weiterbildungskolleg arbeiten (sorry).
    Deine Tätigkeit an der Fachschule scheint ja nicht ganz so stressig zu sein, wie an Regelschulen. Ich finde es gut, wie du dich/deine Arbeit organisierst. Z.B das du Vorbereitungen sowie Korrekturen ausschließlich in der Schule erledigst. Somit trennst du Schulleben von Privatleben. Auch das "korrekturfreundliche" Gestalten deiner Klausuren scheint enorme Arbeit zu minimieren.


    Du schreibst, dass es Möglichkeiten gäbe, um "betriebsfremd" wie du es nennst zu arbeiten, wie z.B. beim (durch das) Goethe-Institut. Auch dort habe ich mich reichlich informiert. Denn meine Idee wie gesagt, war es, als DaF-Lehrerin zu arbeiten. Und eigentlich hatte ich mich schon so gut wie dafür entschieden, als ich all die verzweifelten Berichte las, über Honorarverträge und einer Bezahlung die mehr als fraglich ist. Schade! (mit den von dir genannten anderen Instituten, werde ich mich noch auseinandersetzen, denn ich denke, du meinst mit betriebsfremd auch als Lehrer in evt. nichtlehrenden Berufen tätig zu sein)


    Nun lag es für mich nahe, mich mit dem Lehramtsstudium zu beschäftigen. Denn auch dort gibt es Möglichkeiten ins Ausland zu kommen, bzw. im Erwachsenenbereich tätig zu sein. Allerdings ist es nicht so, dass ich ÜBERHAUPT NICHT mit Kindern/Jugendlichen arbeiten wollen würde. Ich habe ca 4,5 Jahre mit Kindergartenkindern und Schulkindern (darunter auch Jugendliche) in einer Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtung gearbeitet. Dort habe ich unter anderem auch Hausaufgabenbetreuung durchgeführt, bei der ich ebenso Dinge erklären musste, die dem Alter der Kinder entsprechend verständlich zu sein hatten (1.-4. Klasse). Ich finde, dies habe ich gut umgesetzt (und hat mir auch sehr viel Spaß bereitet), nicht zuletzt deswegen bekam ich desöfteren Lob von meinem Chef, sowie von Kollegen, ich sei eine gute Pädagogin. Und dies ist ja unter anderem wichtig, um als Lehrer tätig zu sein, insbesondere im Bereich Kinder/Jugendliche.
    Ich bin super mit den Kids klar gekommen, obwohl es sozialer Brennpunkt war. Gerade deswegen habe ich auch schon überlegt an eine Hauptschule zu gehen (mir ist völlig klar das nicht alle Hauptschulen gleich sind, doch diese sollen hier auch nicht angesprochen sein), da ich denke, dass ich einen Zugang zu diesen Kindern finden würde (aber vielleicht ist es etwas anderes wenn ich sie unterrichten muss). Und auch wenn jetzt kommt, dass schon viele Lehrer vor mir mit ebenfalls Idealen in die Schulen gegangen sind, und sich schnell wieder davon verabschieden konnten/mussten (aufgrund des Schullsystems, der schwierigen Kinder etc.), denke ich doch, dass man immer wieder mit neuen Ideen/Innovationen an die Dinge im Leben herangehen sollte, um etwas zu verändern. Aber ich bin überzeugt, dass tun viele Lehrer bei einzelnen Schülern.


    Es schlummern in mir Ideale, die ich gerne in meinem Beruf einbinden möchte. Ich könnte mir vorstellen, den Sozial- mit dem Bildungsbereich zu verbinden, könnte mir vorstellen, mal in Afrika an einer Schule tätig zu sein.
    Doch aufgrund der schon von mir beschriebenen Umstände die das Lehrersein mit sich bringt, bin ich mir momentan nicht sicher, ob ich das so möchte.


    Interessant fand ich allerdings deine Sicht bzgl. einer eventuellen Überlegung, was ich mit meinen potenziellen Fächern sonst noch so anstellen könnte, außer dem Lehrerberuf. Obwohl hier und da schon informiert deswegen, werde ich mich darangeben, weitere Informationen zu sammeln, was sonst noch so möglich wäre.


    Und zu deiner Aussage "(...) sollte das Fachstudium (...) inhaltlich kein Dünnbrett sein" denke ich, dass es sinnvoll wäre, wenn auf Lehramt zu studieren, dann am besten auf Gymnasiallehramt, um anschließend in möglichst vielen verschieden Bereichen tätig sein zu können...


    Ich möchte dir noch zustimmen bzgl. deiner Aussage, Berufs- und Partnerwahl seien mit die schwierigsten Entscheidungen im Leben. Wie wahr... ;)


    Danke, dass du mich ein paar Dinge hast anders sehen lassen und mich bei meinen weiteren Recherchen und Überlegungen auf einen anderen Weg gebracht hast.


    Viele liebe Grüße


    Daya

  • Hallo Daya,


    ich stimme Jorge zu, fange an zu studieren und lass sich einige Dinge entwickeln. Ich habe Deutsch und Geschichte Sek I studiert. Mein Studium musste ich zu großen Teilen selber finanzieren, was mir einige Probleme bereitete. Private Rückschläge kamen hinzu. Dann bin ich der Liebe wegen für den Vorbereitungsdienst in seine Heimatstadt gezogen. Ich habe an einer Brennpunktschule meinen Vorbereitungsdienst absolviert, habe an der Schule noch zwei Jahre als Vertretungslehrerin gearbeitet und bin aufgrund der ungünstigen Stellensituation an eine hübsche kleine Realschule mit fast dörflichen Charakter gegangen. An beiden Schulen habe ich gerne gearbeitet, allerdings nur mit Vertretungsverträgen. Dann habe ich an einem Weiterbildungskolleg eine feste Stelle bekommen und Englisch als Fach draufgesattelt. Zu Beginn meines Studiums konnte ich diese Entwicklungen nicht absehen.


    Ich unterrichte gerne am Weiterbildungskolleg und man kann dort auch ganz regulär sein Ref machen. Wenn ich allerdings die Erfahrungen, die unsere Referendarin gerade macht, mit meinen vergleiche, spielt es keine Rolle, wo diese Zeit verbringt, sie ist einfach nur anstrengend, ebenso die ersten Jahre im Dienst. Das ist aber überall so, bei meinem Mann als Ingenieur, genauso wie eine Freundin, die ihre erste Stelle als Ärztin hat, meine Schwägerin, die sich auf ihre erste Richterstelle bewirbt oder ihr Mann, der Jurist beim Finanzamt ist. Akademische Berufe fordern anders als Ausbildungsberufe, als Selbständiger trägt man anders an seinem Beruf, als ein Angestellter.


    Und dieses Forum dient ja nicht nur dem mal mehr mal weniger konstruktivem Ausstausch, sondern auch dem Auskotzen. :X:

  • Hallo Danae,


    vielen Dank, dass du mir deine Sicht der Dinge mitgeteilt hast!


    Ich denke, ihr habt beide Recht, ich sollte die Dinge sich entwickeln lassen. Das werde ich versuchen zu beherzigen. Allerdings ist dies nicht so einfach, da ich keine 18 mehr bin. Ich werde in ein paar Monaten 30 und bin gerade dabei mein Abitur nachzuholen. Wenn alles gut geht, dann habe ich es im September geschafft.


    Nun ist es so, dass ich nicht endlos rumprobieren kann, was ich denn so machen möchte (Studium anfangen, feststellen das es doch nix für mich ist, und wieder abbrechen), sondern ich muss wohl überlegt wählen, da ich, und auch nur wenn ich Glück habe, nur einmal Bafög bekommen würde. Dies möchte ich natürlich ausnutzen, denn ich stelle mir arbeiten neben dem Studium ziemlich hart vor, insbesondere in einem Lehramtsstudium (ich ziehe meinen Hut vor dir, dass du dein Studium durchgezogen hast, obwohl du es teilweise selbst finanzieren musstest). Doch es ist nicht nur das, für mich spielt auch das Alter langsam eine Rolle. Ich möchte nun endlich mal "ankommen".


    Wenn es die Zeit zulässt, werde ich evt. an ein paar Schulformen Praktika absolvieren. Vielleicht hilft mir dies, eine Entscheidung zu treffen. Ich glaube, ich werde mich mal hinsetzen, und die gute alte "Pro und Kontra-Liste" machen. Denn ich habe außer den Praktika nun wirklich so gut wie alles an Informationsquellen ausgeschöpft, sei es das ich im Internet recherchiert habe, die ein oder ander Fachberatung hatte oder Gespräche geführt habe.
    Ich muss mir einfach im Klaren darüber werden, was ich will und ob ich bereit wäre, dafür eventuelle Abstriche zu machen - ob es sich nun um den Lehrerberuf handelt oder einen anderen Beruf betrifft (ich habe da noch den einen oder anderen Beruf im Kopf, wobei mich der Lehrerberuf seit längerer Zeit schon ziemlich anspricht).


    Na ja, es ist ja alles nie halb so schlimm, wenn man aus der Situation raus ist, und wieder einen klaren Überblick hat. Ich bin zuversichtlich, dass das alles wird. Es wird sich mit Sicherheit alles toll entwickeln. Nur gerade ist es ein bißchen schwierig...


    Super, dass man das Referendariat auch an Weiterbildungskollegs machen kann.


    Ich sende dir einen lieben Gruß


    Daya

  • Falls es um NRW geht - ja, man kann an Weiterbildungskollegs und Abendgymnasien ganz normal ein Referendariat machen.


    Nele

  • Hallo,


    "Ich werde in ein paar Monaten 30 und bin gerade dabei mein Abitur nachzuholen. Wenn alles gut geht, dann habe ich es im September geschafft."


    Das hört sich für mich so an, als seist du an einem Weiterbildungskolleg, richtig? Dann sprich doch mal mit deinen Lehrern, wie sie dich einschätzen, ob du ihrer Ansicht nach geeignet bist und ob sie eine andere Kollegschule empfehlen können, an der du für ein zwei Wochen schnuppern kannst. Die Lehrer kennen in der Regel mindestens einen Kollegen an den sie dich verweisen können.


    Viel Erfolg mit der weiteren Planung


    Danae

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