Wechsel: Grundschule zu Realschule

  • Fragen für jem. anderen:
    Ist es möglich als Grundschullehrerin (klassische Grundschul-Ausbildung, also keine Volksschulausbildung in NRW) problemlos an eine Realschule oder eine andere weiterführende Schule zu wechseln? Kann man mit einem Studium Mathe und Germanistik und einem Kunstzertifikat (Fortbildung) dann Mathe und Kunst unterrichten oder muss man dann Deutsch unterrichten (Mathe ist bestimmt mehr gefragt oder?) Hat jemand Erfahrungen gemacht, wie einfach man wechslen kann und was man berücksichtigen muss?
    Sind folgende Vorteile an der Realschule gegenüber der Grundschule realistisch:
    - weniger Probleme mit Eltern (Nachmittägliche und Abendliche Anrufe, Diskursonen etc.; mehr Anonymität)
    - fairere Kollegien (da mehr Kollegen und nicht nur reine Frauenkollegien)
    - weniger Arbeit beim Zeugnisschreiben (nur Noten, keine Texte)
    - SuS einfacher, da älter oder sind dort andere Probleme schlimmer?


    Es wäre schön, wenn jemand einen Teil beantworten könnte oder seine Erfahrungen schilden könnte.

  • Ob man mit der Ausbildung zum Grundschullehrer einfach so an einer Realschule unterrichten darf, kann ich nicht beantworten.


    Aber ich kann die "Vorteile", die hier aufgezählt wurden kommentieren. Elternstress gibt es auch. Auch ich werde zu später Stunde am Sonntagabend zuhause angerufen. Was die Häufigkeit angeht, fehlen mir die Vergleichwerte. Zeugnisse werden in der Tat schneller geschrieben. Ob Kollegien mit Männern udn Frauen fairer sind (Was meinst du mit "fairer"?) weiß ich nicht. Zum letzten Punkt: Dein Bekannter/deine Bekannte sollte die Pubertät nicht unterschätzen. Je nach dem wo sich die Realschule befindet, kann das hart werden. Auch das "Leistungsniveau" unterscheidet sich teilweise enorm, in Kombination mit der Pubertät kann das schwer sein (muss es natürlich auch nicht).


    Andere Punkte: Man sollte seine Fächer "drauf haben". Die Schüler merken schnell, wenn man "keine Ahnung" hat. Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass man nicht nur Klassenlehrer sein kann und alles in einer Klasse hat. Ich verbringe z.B. nur 4 Stunden in der Woche in meiner eigenen Klasse. Ich bin also nicht täglich in meiner Klasse (obwohl ich in der Schule bin). DIe anderen Stunden verbringe ich als "Fachlehrer" in zig anderen Klassen. Ich hatte in einem Schuljahr schon mal 250 verschiedenen Schüler zu unterrichten.


    Edit: Ich mache die Arbeit an meiner Schule sehr gern und würde den Beruf immer wieder wählen.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • also bei mir ist es quasi umgekehrt.
    hab ursprünglich auch primarstufe studiert und ref gemacht. bin dann aber nach dem ref in die sek1 gegangen (gesamtschule).
    das geht problemlos, da ein großer mangel im sek1 bereich an lehrern besteht sind fast alle stellen auch für grundschullehrer geöffnet (bei neueinstellungen).. wie das bei einem wechsel (ich denke mal im wege einer versetzung aussieht) kann ich nicht genau sagen.
    ich werde jetzt versetzt (zurück an eine grundschule auf meinen wunsch hin.. eine versetzung innerhalb der sek 1 wäre für mich kein problem gewesen.. keine ahnung, ob es am mangel liegt oder daran, dass ich ja eh im sek1 bereich gestartet habe).. ein kurzer anruf bei der bezreg.. und man weiß sofort bescheid...


    zu deinen fragen:

    Sind folgende Vorteile an der Realschule gegenüber der Grundschule realistisch:
    - weniger Probleme mit Eltern (Nachmittägliche und Abendliche Anrufe, Diskursonen etc.; mehr Anonymität)
    - fairere Kollegien (da mehr Kollegen und nicht nur reine Frauenkollegien)
    - weniger Arbeit beim Zeugnisschreiben (nur Noten, keine Texte)
    - SuS einfacher, da älter oder sind dort andere Probleme schlimmer?

    naja weniger probleme mit eltern.. schwierig zu sagen.. liegt sicherlich immer am einzugsgebiet.. ich war an einer sozialen bernnpunkt gesamtschule.. da haben sich die eltern leider fast gar nicht für ihre kinder interessiert... was seehr doof ist...also anrufe von eltern gab es bei mir quasi nie.. weil ... alles scheißegal...


    faire kollegen...klar gesamtschule= großes kollegium sprich über 90... da findest du sicherlich eher leute die einem sympathisch sind.. aber natürlich gibt es auch immer leute die man nicht mag.. viel grüppchenbildung...


    weniger arbeit.... naja kann ich nicht gerade behaupten....die arbeitsbelastung ist nicht gerade gering.. und die arbeitszeiten sicherlich schlechter (da ganztag... aber "echter" ganztag sprich unterrichtsstunden im nachmittagsbereich bis zur 9ten stunde)...da ist man dann echt gefordert.. freitage 9te stunde mathe ist kein vergnügen und hatte ich einige jahre lang...ich denke(hoffe), dass das an der grundschule besser wird


    sus einfacher... ok ich kann natürlich nur von meinen ganz persönlichen erfahrungen sprechen und die sind eher so, dass ich sagen würde, dass die schüler deutlich schwieriger sind..wie gesagt.. sozialer brennpunkt.. pubertät...kein bock mentalität.. 0 arbeitsmoral.... nicht umsonst haben wir 3 sozialarbeiter an der schule.. und das sind noch zu wenige... die reichen bei gut 1200 "schwierigen" schülern nicht aus...


    aus all diesen gründen wollte ich zurück an die grundschule... aus meinen gemachten erfahrungen.. vielleicht ist es aber bei euch ganz anders.


    lg coco

  • Hi


    ich hab GHR (in NRW) studiert, also von Klasse 1 bis 10. Hab mein Ref an einer Grundschule gemacht und arbeite jetzt an einer Realschule.
    Ich denke, ein Wechsel ist fast immer machbar, da der Bedarf doch groß ist. Ich hab die gleichen Fächer wie du und unterrichte sie auch alle. Da richtet sich aber wohl eher nach dem Bedarf.


    - weniger Probleme mit Eltern (Nachmittägliche und Abendliche Anrufe, Diskursonen etc.; mehr Anonymität)
    -> bei mir tatsächlich so: keine Eltern, die ständig im Klassenzimmer stehen. Habe vor allem auf Email-Kontakt umgestellt, läuft sehr gut. Man muss den Eltern generell klar machen, was man erwartet und was gar nicht geht (z.B. sonntäglíche Anrufe um nach HA zu fragen)


    - fairere Kollegien (da mehr Kollegen und nicht nur reine Frauenkollegien)
    -> kann ich in meinem Fall bestätigen, denke das ist aber zu verallgemeinert


    - weniger Arbeit beim Zeugnisschreiben (nur Noten, keine Texte)
    -> ja, aber mehr Diskussion mit den Schülern deswegen (was sie jedes Mal neu versuchen)


    - SuS einfacher, da älter oder sind dort andere Probleme schlimmer?
    -> anders! Ich finde es z.B. sehr viel angenehmer mit den älteren Kindern. Man kann manche Dinge einfach erwarten. Sie begreifen abstraktere Anweisungen/ Erklärungen besser, man kann gut diskutieren (auch mal über Regeln oder Noten). Ich mag dieses Mutti-hafte an mir nicht, was viele Grundschüler noch brauchen (umarmen, kindliche Sprache, etc.).


    Sonst noch so an Gedanken: Grundschulen sind meist deutlich besser ausgestattet (Mobiliar, Materialien,...), man hat (meistens) weniger Freistunden und somit nicht so lange Tage (abgesehen vom Ganztag) und man verbringt deutlich mehr Zeit mit seiner eigenen Klasse, es gibt viele schöne außerunterichtliche Aktivitäten (z.B. Laternenmarsch).


    Bei mir an der Schule profiterien vor allem die 5ten und 6ten Klassen von mir, da bin ich sehr viel eingesetzt und ich versuche, den Übergang leichter zu machen. Auch unterstütze ich mit Rat uns Tat meine Kollegen, die vielleicht einfach keine Ahnung von den Dingen in der heutigen Grundschule haben (z.B.: Wir machen seit kurzem eine feste Lesestunde in den unteren Klassen, da mussten erst mal Klassenbüchereien angelegt werden und die Umsetzung mit Lesetagebüchern besprochenen werden. 2. Beispiel: Habe den Deutsch-Kollegen ne "Mini-Fortbildung" gehalten zum Schriftspracherwerb, wie wird heute das LEsen und Schreiben beigebracht; was können (oder sollten können) die Schüler am Ende von Klasse 4, gerade im Bereich Rechtschreibung.)


    Also mein Fazit: Es ist toll, als Grunschullehrerin an einer Realschule zu arbeiten.

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