Lehrer als Gewaltopfer

  • Hallo,


    Lehrer als Gewaltopfer: Die gibt es , aber darüber wird kaum gesprochen.


    Ich bin Lehrerin an einer Förderschule und wurde Anfang Dezember von einem Schüler auf dem Schulhof bedroht und anschließend geschlagen und getreten.


    Der Schüler wurde zwar der Schule verwiesen, ich gehe aber immer noch die Hölle durch. :cursing: Die körperlichen Beschwerden ließen nach, aber die Angst ist geblieben.


    Habt Ihr damit ähnliche Erfahrungen gemacht und wie geht Ihr damit um?


    Vielen Dank

  • Hallo marinad,


    zunächst mal: Ich werde dir "leider" wohl nichts sagen können, was dir hilft, da ich so eine krasse Situation selbst noch nicht erlebt habe.
    Dennoch möchte ich hier einige Dinge ansprechen und hoffe, dass dieses von deinem Anliegen nicht zu weit entfernt ist. Falls ja, können die Mods meinen Beitrag sicherlich löschen.


    Ich finde es sehr richtig, gut und auch mutig von dir, dass du dein Erlebnis öffentlich machst und einen Erfahrungsaustausch anstrebst!


    Ebenfalls bin ich fest davon überzeugt, auch wenn ich oben schrieb, dass ich persönlich eine so eskalierende Situation nicht erlebt habe, dass Gewalt gegen Lehrer wesentlich häufiger vorkommt, als man denken würde, bzw. und wohl richtiger, als man darüber kommuniziert.
    Ein paar Beispiele (der jüngeren Vergangenheit) aus meiner Schule:
    Ich bin kein Förderschullehrer, arbeite aber an einer Schule, die man wohl als (groß)städtische Brennpunktschule bezeichnen würde.


    Beispiel 1) Eine junge Kollegin berichtete mir kürzlich, dass sie von einem Schüler (8. Schuljahr) während des Unterrichts geschubst und heftig angerempelt wurde.


    Beispiel 2) Ein Kollege im besten Alter ist neulich kurz zu Boden gegangen, ihm war schwarz vor Augen und er war danach so benommen, dass er den Unterricht abbrechen musste, weil er in einem Handgemenge von 7-Klässlern (Nur damit man nicht meint, dass wir alle zarte Pflänzchen seien: Wir haben auch bereits in Jhg. 7 einige recht massive Jungs, die ordentlich Gewicht auf die Waage bringen.) hart gegen Pult und Tafel geschleudert wurde.


    Beispiel 3) Ich habe mich selbst einmal schützend vor eine Kollegin gestellt, die mit erhobener Faust von einem Schüler, der äußerst erregt auf sie einschrie, bedroht wurde. Die Situation ging "glimpflich" aus, denn der Schüler, im Übrigen einer der Jungs aus Beispiel 2 (damals im 6!!! Schuljahr), trollte sich dann.


    Hauptsächlich schildere ich diese Beispiele aus zweierlei Beweggründen:
    1) Offensichtlich und oben schon erwähnt: Gewalt gegen Lehrer in Deutschland ist keine Fiktion oder nur auf bestimmte Stadtteile in Berlin beschränkt, sondern leider Realität.
    2) Der - für mich - sehr bedenkliche Umgang mit dieser Gewalt. Hierfür muss ich etwas ausholen:
    Gemein hatten alle drei Fälle, dass die betroffenen KuKs einerseits sehr schockiert waren und zu recht forderten, dass dieses nicht geschehen dürfe, aber andererseits schon bei der Kommunikation über diese Vorfälle quasi "zurückruderten", indem sie diese immer mehr verharmlosten.


    Zum Beispiel 1) An der Situation waren mehrere SuS beteiligt, die untereinander in den Clinch gerieten. Natürlich ist auch deren Aussage, dass die Attacke nicht der Kollegin gegolten habe. Die Kollegin selbst sagte zunächst dazu, dass sie nicht wüsste, ob die Attacke ihr gegolten hätte. Später, dass sie nicht glaube, dass die Attacke ihr gegolten hätte und nach einem Gespräch mit der SL, dass sie überzeugt sei, die Attacke hätte nicht ihr gegolten, sondern wäre eben in der Peripherie der kämpfenden SuS unabsichtlich geschehen.


    Zum Beispiel 2) Hier verhält es sich sehr ähnlich. Der Kollege war zwar entsetzt, unterstrich aber gleich, dass er durch die Wucht eines auf ihn aufprallenden Körpers umgeschleudert wurde. Somit sei die Attacke nicht direkt gegen ihn geführt worden, sondern gegen einen Schüler, dessen Körper ihn schließlich umgeworfen hätte.


    Zum Beispiel 3) Als ich der Kollegin selbstverständlich angeboten hatte, als Zeuge für den Vorfall gegenüber der SL auszusagen, da ich allein diese massive verbale Gewalt und die Androhung der körperlichen Gewalt für äußerst bedenklich halte, sagte diese, dass dieses nicht nötig sei, da ja nichts passiert sei und sie darüber hinaus nicht davon ausginge, dass der Schüler sie geschlagen hätte.
    Ich hatte in der konkreten Situation den Vorfall und auch sie ganz anders wahrgenommen, habe allerdings ihren Wunsch, dieses nicht "an die große Glocke zu hängen" akzeptiert.


    Nun mag jeder selbst das Verhalten der Kuks interpretieren. (Und es ist auch nicht so, dass man das nicht verstehen könnte.)
    Allerdings bleibt bei mir der ganz fahle Nachgeschmack, dass die Thematik "Gewalt gegen Lehrer" in deutschen Schulen in Graubereichen, über die man lieber nicht redet - out of sight out of mind - bzw. nicht reden "sollte", stattfindet.
    Selbst wenn Vorfälle innerhalb der dicken Schulmauern öffentlich werden und Unterstützung bei der SL gesucht wird, erscheint mir diese nahezu ohnmächtig. Die betreffenden SuS sind weiterhin auf unserer Schule und außer einem DuDuDu, einigen Entschuldigungsbriefen an die betroffenen KuKs und in Ausnahmefällen (da hatten die SuS eben nicht nur diese geschilderten Vorfälle vorzuweisen, sondern eine riesige Palette an unterschiedlichen Fehlverhalten beginnend ab Schuljahr 5) einige bedeutungslose TKs (weil auch nur DuDuDu in anderem Gewand), ist nichts passiert.


    Am Ende bin ich sprachlos darüber, wie wehrlos Schulen (oder nur meine?) solchen Gegebenheiten gegenüber zu sein scheinen. Es bleibt das Gefühl, dass diese Thematik von offizieller Seite nicht gewollt ist und die feste Überzeugung, dass hier etwas ganz gravierend falsch läuft!


    Marinad, vielleicht hilft dir mein - zugegeben langes Geschreibsel - wenigstens zu sehen, dass du mit der Problematik nicht alleine bist. Vielleicht finden sich ja noch ein paar KuKs, die dir konkreter helfen können.
    Ich wünsche dir persönlich alles Gute und dass dein Mut, den du hier zeigst, in Zukunft wieder das momentane Angstgefühl ablösen mag!

    Die Wahrheit liegt im Blickwinkel des Betrachters.

    Einmal editiert, zuletzt von Walter Sobchak ()

  • Somit sei die Attacke nicht direkt gegen ihn geführt worden, sondern gegen einen Schüler, dessen Körper ihn schließlich umgeworfen hätte.



    Was es ja nicht besser macht. Im Gegenteil, Schüler sind ja quasi unsere "Schutzbefohlenen" und bedürfen unseres besonderen Schutzes auch vor solchen gewalttätigen Schülern.
    Es kann ja nicht sein, dass ein Schüler nicht "fliegt", wei sie sich ja "nur" untereinander verkloppen und erst reagiert wird, wenn ein Lehrer hineingezogen wird.


    An unserer Schule gibt es bei solchen Auseinandersetzungen ebenfalls keine/kaum Konsequenzen. Vermutlich ist vielen Kollegen - mich eingeschlossen - dieses Agressionspotential derart fremd, dass man völlig überrumpelt ist und keine Handlungsstrategien besitzt.

  • Selbst wenn Vorfälle innerhalb der dicken Schulmauern öffentlich werden und Unterstützung bei der SL gesucht wird, erscheint mir diese nahezu ohnmächtig. Die betreffenden SuS sind weiterhin auf unserer Schule und außer einem DuDuDu, einigen Entschuldigungsbriefen an die betroffenen KuKs und in Ausnahmefällen (da hatten die SuS eben nicht nur diese geschilderten Vorfälle vorzuweisen, sondern eine riesige Palette an unterschiedlichen Fehlverhalten beginnend ab Schuljahr 5) einige bedeutungslose TKs (weil auch nur DuDuDu in anderem Gewand), ist nichts passiert.

    Das ist leider das Problem der aktuellen Kuschelpädagogik. Da müsste sofort hart durchgegriffen werden und der Schüler der Schule verwiesen werden. Die Gefahr die er darstellt ist untragbar.
    Das Schlimme ist, dass kuschelpädagogische "Dududu" Herangehensweise mit dem Hintergedanken "ach, das arme Kind..." die Situation noch weiter verschärft. Denn das Kind lernt, dass es Macht über andere Schüler und sogar Lehrer hat.
    Es zeigt ihm ja keiner die Grenzen auf und demonstriert ihm, dass er eigentlich am kürzeren Hebel sitzt.



    An unserer Schule gibt es bei solchen Auseinandersetzungen ebenfalls keine/kaum Konsequenzen. Vermutlich ist vielen Kollegen - mich eingeschlossen - dieses Agressionspotential derart fremd, dass man völlig überrumpelt ist und keine Handlungsstrategien besitzt.

    Ich kann verstehen, dass man erstmal überrumpelt ist. Aber nachdem man sich wieder beruhigt hat muss man doch knallharte Konsequenzen zeigen. Allein schon wenn ich folgendes lese, denke ich manchmal, die Kuschelpädagogen lieben es insgeheim von Schülern erniedrigt zu werden:

    Da würde ich doch genau gegenteilig handeln! Wenn Gewaltpotential gegen Lehrer so deutlich wird, dann würde ich es eher noch dramatisieren und übertreiben, anstatt es zu verhamlosen, damit sichergestellt ist, dass der Schüler strengste Konsequenzen erfährt. Also der Schulleitung gegenüber den Fall eher hochspielen, als herunterspielen.
    Für mich nicht nachvollziehbar, warum man so ein Schülerverhalten auch noch rechtfertigt und in Schutz nimmt. Würde ich nie.


    Bei Auseinandersetzungen unter Schülern würde ich ähnlich vorgehen, wobei man da imho ganz klar zwischen einer Rauferei gleichwertiger Kontrahenten (nicht sonderlich schlimm) und dem Zusammenschlagen eines Schwächeren (schlimmer) unterscheiden muss.
    Dass heutzutage Schüler aber Lehrkräfte angreifen und ohne massivste Konsequenzen davon kommen ist echt bezeichnend. Zu meiner Schulzeit gab es auch mal Raufereien und der ein oder andere blaue Fleck stammte von einem Tritt oder Schlag eines Klassenkameraden, aber einen Lehrer körperlich (ja auch nur verbal mit Beleidigungen) anzugehen war undenkbar!


    Da merkt man, wie heute die Ebenen vermischt sind. Während man unter Gleichgestellten (seine Klassenkameraden) in jungen Schuljahren durchaus mal zum Schimpfwort, Drohungen oder gar Raufereien griff, war der Lehrer als erwachsene Person unberührbar und es wäre niemand auf die Idee gekommen da allein ein Schimpfwort (laut hörbar) zu äußern.


    Heutzutage, wo die Kuschelpädagogen erfolgreich jegliche Hierarchie abgebaut haben und den Schülern auf deren ebene Ebene, "auf Augenhöhe", begegnen (und das gar wollen!), ist es kein Wunder, wenn der Lehrer auf einmal nicht mehr unantastbar ist.
    Auch die prinzipiell vorhandene Macht des Lehrers höherer Stellung um dem Schüler mal ordentlich ans Bein zu pinkeln wird nicht genutzt, stattdessen wird wie in dem Zitat die ganze Sache bagetellisiert.
    Der Schüler lernt: "Haha, die Frau XY habe ich im Griff, die hat Angst vor mir!"


    Habt doch einfach mal Eier in der Hose und macht den kleinen Aggressor, der Euch geschlagen hat (!!!) fertig, denn nur so lernt er, dass er so nicht handeln kann. Mit "ins Gewissen reden" ists bei solchen Kindern nicht getan.


    Bestes Video zu dem Beispiel:


    http://www.youtube.com/watch?v=t7whpmq9Q9E


    Die zitierten Reaktionen aus Walter Sobchaks Schule sind so, als würde der dicke Junge im Video einfach schön weiter die Wange hinhalten und sich schlagen lassen anstatt mal zu zeigen, wo die Grenzen sind und wer der stärkere ist.

  • Luschenlasche Schulleitungen, Bezirksregierungen, die den Lehrern in solchen Fällen per se nicht den Rücken stärken und herumlavieren, Kuschelpädagogiktyrranei in Deutschlands Schulen, Schüler und Eltern, die in den vergangenen Jahren immer mehr auf Augenhöhe der Lehrer emporgehoben wurden, eine Polizei, die unseren gewalttätigen Jugendlichen immer weniger entgegenzusetzen hat...Auf der anderen Seite das Ausfüllen des Machtvakuums durch gewaltbereite Individuen, die immer mehr Raum und Einfluss nehmen


    Ich fürchte, dass wir in Zukunft noch viel mehr Threads, wie unsere geehrte marinad sie verfasst hat, lesen werden. Und wir werden auch weiterhin über keinerlei Tipps und Hilfestellung für die Lösung des Problems verfügen können.8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    wie alt war denn der Schüler? Ich würde ihn zusätzlich anzeigen, wenn es sich um einen älteren Schüler gehandelt hat.
    Das hilft dir jetzt nicht gegen die Angst, aber ich denke, die Konfrontation mit der Polizei ist für einige gewaltbereite Schüler noch ein bisschen beeindruckender als der Schulverweis.


    Mit deiner Angst könntest du dich an den schulpsychologischen Dienst wenden. bei uns gibt es eine Stelle für Lehrergesundheit (die aber sehr überlaufen bzw. unterbesetzt ist). Oder du musst dich leider privat um eine Therapie bemühen. Ich kan nmir vorstellen, dass man so ein Erlebnis nicht einfach so wegsteckt.


    LG
    Melo

  • Inhaltlich stimme ich Elternschreck und Silicium zu.
    Ich persönlich würde ganz anders vorgehen und mir das auch für die betroffenen KuKs wünschen! Auch die Möglichkeit der Strafanzeige, so wie Melosine es nachfragt, halte ich für sinnvoll und habe es bei weitaus geringeren Anlässen gegenüber der SL als "Argument" benutzt, um sie dazu zu bewegen, deutlich zu handeln. Der betroffene Schüler ist übrigens nicht mehr Schüler unserer Schule, was angesichts der anderen Vorfälle "verdreht" wirkt, aber wohl auch anzeigt, was möglich wäre, positionierte man sich anders.
    Und @Annie111: Natürlich bedürfen unsere SuS unserem Schutz. Es war nicht intendiert, auszudrücken, dass erst die indirekte Partizipation einer Lehrkraft, dieses asoziale Verhalten als das beschreibt, was es ist: Untragbar! Und ab einem entsprechenden Alter strafrechtlich relevant!
    Dennoch sehe ich in diesen Fällen, wo zudem Lehrpersonal involviert wird, eine weitere Eskalation. Silicium beschreibt dieses ganz treffend. Diese hier ganz deutlich zu sehen, auch völlig unabhängig von Argumenten, die die Sicherheit der SuS tangieren, sind wir uns selbst schuldig.

    Die Wahrheit liegt im Blickwinkel des Betrachters.

  • Dennoch sehe ich in diesen Fällen, wo zudem Lehrpersonal involviert wird, eine weitere Eskalation.



    Ich sehe das auch so.
    Aber so könnte man zumindest gegen die ach so schülerfreundlichen Kollegen argumentieren, die das Problem unter dem Deckmantel der Pädagogik totschweigen.
    Ich glaube im Übrigen, dass man sowas nur auf eine Art und Weise regeln kann, wenn Schulleitung und Schulamt nicht reagieren: Wegen Angststörungen eine vorübergehende Arbeitsunfähigkeit erleiden. So fängt es an, teuer zu werden und es werden schneller lehrerfreundliche Lösungen gesucht.
    Offensichtlich verstehen es manche nicht anders...

  • also auch ich wurde schon mal von einer schülerin angegriffen (eindeutig) und durch die schulleitung ist nichts passiert.
    ich weiß fürs (hoffentlich nie auftretende) nächste mal, dass ich direkt ne strafanzeige stelle und mich auf keine kuschler verlasse...!


  • Zu dem Zeitpunkt war der Schüler unter 14, gehört aber nicht zu den Kleinsten: einen Kopf größer als ich und die Schuhgröße 46. Ich habe ihn zwar angezeigt, aber strafrechtlich ist nichts zu machen. Zivilrechtlich erweist es sich auch als sehr schwierig, weil sein Anwalt behauptet, der Schüler habe mich aus Versehen geschlagen, und ich muss beweisen, dass es anders war. Keine Zeugen...


    In unserer Schule wurde der Vorfall nicht unter den Teppich gekehrt, sondern transparent und öffentlich gemacht.


    Es passierte auf dem Schulhof, Anfang einer Schulstunde. Nachdem ich festgestellt hatte, dass manche Schüler fehlten, bin ich auf den Schulhof gegangen, um diese zu suchen. Schüler X stand an einem Baum und schüttelte diesen, um den Schüler Z vom Baum runterzuwerfen und ihn zu verkloppen. Der Schüler war sehr gereizt und warf mit großen Stöcken um sich rum. Ich rief im Schulsekretariat an und bat um eine Unterstützung von den Kollegen, weil ich alleine nichts richten konnte. In diesem Moment sah ich wie der Schüler X einen kleinen Schüler auf den Boden warf und zum Tritt ausholte, dabei zielte er auf den Kopf des Kleinen. Ich ging dazwischen und versuchte den Schüler zu beruhigen. Er war immer noch sehr agressiv, ließ aber von dem Kleinen ab. Mit einem Grinsen im Gesicht (und dieses Grinsen geht mir nicht aus dem Kopf) sagte er zu mir: "Ich habe auch schon Lehrer verprügelt. Mir macht es nichts aus!", entfernte sich aber im nächsten Moment von mir, sodass ich eigentlich keine direkte Gefahr vernommen habe. Und einige Minuten später kam er plötzlich auf mich zu und schlug ein und anschließend traktierte er mich mit den Tritten. Zum Glück kamen auch schon die Kollegen, und der Sozialpädagoge konnte ihn mit einem Polizeigriff fixieren.


    Ich habe auch den Fehler gemacht und versuchte zuerst den ganzen Vorfall runterzuspielen. Man will ja bloß stark wirken! ?( Und auf die Fragen von den Kollegen, antwortete ich, es sei alles in Ordnung, ich habe den Vorfall gut verarbeitet (oder eher verdrängt?)


    Nachdem ich körperlich mehr oder weniger OK war, kam ich wieder in die Schule. Und nur wenige Wochen später bin ich in der Schule zusammengebrochen, nachdem ich wieder eine ähnliche Situation erlebt habe. Eine Schülerin wollte mir zum Spaß einen Tritt geben. Ich hörte sie sagen: "Noch einen Tritt und sie ist wieder krank!" und sah ihren Fuß, und dann war Feierabend für mich....


    Zur Zeit bin ich in der Opferambulanz und es wird bestimmt ein langer Weg sein, bis ich wieder unterrichten kann. 8|

  • marinad:
    Erstmal möchte ich nochmals unterstreichen, wie gut, stark und richtig ich es finde, dass du weiterhin offensiv mit deinem Erlebnis umgehst. Insbesondere, dass du den Schüler - außerhalb der Mittel der Schule - angezeigt hast, gehört dazu.
    Allerdings hat dein letztes Posting weitere Fragen in mir aufgeworfen. Du schreibst, dass es "keine Zeugen..." gäbe. Mich macht diese Stelle stutzig und ich versuche sie mal zu interpretieren, wobei ich insbesondere hoffe, dass ich mit der zweiten Möglichkeit der Interpretation falsch liege.


    1. Möglichkeit: Die heraus eilenden KuKs und die anwesenden SuS auf dem Schulhof hatten schlichtweg keine Wahrnehmung dazu.
    2. Möglichkeit: Deine KuKs wollen nichts gesehen haben und speisen dich ab, mit Aussagen wie: "Das ging alles so schnell...", "Das war so weit weg...", "Der Baum war im Weg...", usw.


    Aber ohnehin: Zeugenaussagen hin oder her. Selbst wenn es Aussage gegen Aussage steht, finde ich es skandalös, dass eine Lehrerin, die nachweislich körperlich verletzt wurde (zumindest das müsste sich sicherlich bezeugen lassen), nun ihrerseits nachweisen muss, dass der Schüler ihr diese Verletzung absichtlich beigebracht hat. Das heißt ja, dass die Aussage eines gewalttätigen Schülers, der mit Sicherheit schon wiederholt und mehrfach durch ähnliche Delikte in Erscheinung getreten ist, genau soviel Aussagekraft hat, wie die Aussage, einer unbescholtenen Bürgerin (das unterstelle ich dir einfach mal), die zudem noch einen guten Teil ihres Lebens durch ihre berufliche Profession in den Dienst der Gesellschaft und des Staates stellt. (Und bevor hier nun die Rechtskundigen unter uns aufbegehren: Ich bin mir bewusst darüber, dass wir uns in einem Rechtsstaat befinden und dieses eine der berühmten negativen Seiten des Rechtsstaates darstellt. Ich will ihn auch nicht abschaffen – pervers finde ich diesen konkreten Fall trotzdem!)

    Die Wahrheit liegt im Blickwinkel des Betrachters.

  • Das Verhalten des Schülers zeigt, dass ihm die Tat erstens vollkommen bewusst war und er zweitens im besten Vertrauen darauf, dass ihm deswegen nichts schlimmeres passiert (unter 14 Jahre), gehandelt hat. Es gibt Schüler, die wissen ganz genau, was sie sich "erlauben" dürfen, und nutzen das PRÄZISE aus. Ich halte das für ein ganz deutliches Warnsignal.


    Neben körperlicher Gewalt möchte ich hinzufügen, dass es von Schülern auch psychische Gewalt gibt. Auch wenn man denken sollte, dass ausgebildeten Pädagogen dies schon per Definition nicht passieren kann, so gibt es doch Schüler, die uns Lehrern überlegen sind und auf diese Weise Angst verbreiten.


    Wir haben solch einen Schüler, jetzt 9. Klasse. Kurz gesagt, ich halte ihn für einen Psychopaten. Ich möchte jetzt nicht näher darauf eingehen. Tatsache ist aber, dass er - ohne körperliche Anstrengungen - Angst verbreitet, und zwar unter Schülern wie auch Lehrern. Und da diese psychischen Attacken schon schwer zu beschreiben und noch schwerer irgendwie "nachzuweisen" sind, kommt man nicht gegen ihn an.

  • uuuuups


    Wie bin ich denn auf diesen Beitrag gestoßen? Er erschien irgendwo im Menü rechts, glaube ich. Jedenfalls habe ich nicht danach gesucht.
    Wie auch immer, der Inhalt hat wohl nicht an Aktualität verloren.

  • Ja, der Beitrag ist alt. So lange habe ich gebraucht, um damit abschließen zu können. Nach vielen Sitzungen bei einem Trauma-Psychologen und zahlreichen Gesprächen mit Kollegen, habe ich verstanden, dass "Gewalt gegen Lehrer", egal in welcher Form, immer noch ein Tabu-Thema in unserer Gesellschaft ist.


    Und genau darauf möchte ich alle in meinem neuen Buch "Scherbenhaufen Schule" aufmerksam machen.
    Das Problem ist da und darf nicht klein geredet werden. Lehrerschicksale werden kaputt gemacht, einfach so - mit nichts, dir nichts. keiner fühlt sich dafür zuständig und solche Bemerkungen wie "Das gehört zum Lehrerberuf" müssen wir auf keinen Fall akzeptieren. Nein, das gehört definitiv nicht zum Lehrerberuf. Gewalt und Erniedrigungen dürfen in keiner Berufsgruppe zum Alltag gehören.


    Ich bin übrigens nicht mehr im Schuldienst, habe den Beruf an den Nagel gehängt, obwohl er mir immer so viel Spaß gemacht hat. Aber die Angst, irgendwann eine ähnliche Situation wieder erleben zu müssen, ist stärker...

    • Offizieller Beitrag

    Catania, vor deinem Beitrag steht einer, der auf Freischaltung wartet. Warum auch immer der bei dir angezeigt wurde - das kann ich dir nicht sagen. Eigentlich sollten das nur wir Mods sehen


    Kl.gr.Frosch, Moderator

  • Das ist schlimm und sicherlich kein Sommerlochthema, aber in den "Fachmedien" durchaus zu finden.


    Nachdem jahrelang immer nur die bösen Lehrer thematisiert wurden (Stichwort Lehrerhasserbuch), gehört das aber auch mal in den Fokus, damit man uns auch wieder mehr Mittel und Möglichkeiten der Gegenwehr zugesteht, vor allem aber Prävention und dazu gehört für mich auch die Einforderung und Erziehung zu Respekt.


    1.) http://www.vbe.de/angebote/gewaltbroschuere.html


    2.) https://www.rbb-online.de/kont…egen-lehrer-nimmt-zu.html


    3.) http://www.ndr.de/nachrichten/…gewaltgegenlehrer100.html

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Catania, vor deinem Beitrag steht einer, der auf Freischaltung wartet. Warum auch immer der bei dir angezeigt wurde - das kann ich dir nicht sagen. Eigentlich sollten das nur wir Mods sehen


    Kl.gr.Frosch, Moderator

    Kurz offtopic: Mir werden oft Threads angezeigt, die anscheinend einen neuen Beitrag beinhalten, dann aber beim Aufrufen diesen letzten Beitrag nicht anzeigen. Vielleicht ein Einstellungsproblem...

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