Lärmbelastung Musikunterricht

  • Hm, .. wie wäre es, wenn du nie die ganze Gruppe gemeinsam spielen lässt?
    Erst übt Gruppenteil A, dann B, dann C? Die anderen bekommen Klatsch- Sprech- Sing- oder Höraufträge.


    Das wäre auch mein Vorschlag.


    Im normalen Deutsch- oder Matheunterricht reden doch auch nicht alle Schüler gleichzeitig.


    Wer sagt denn, dass alle Schüler gleichzeitig Flöte spielen müssen???

  • Liebe Phoebe,


    Hilfsmittel zur Arbeitsplatzausstattung, die deine Gesundheit erhalten, musst du nicht selber/nur teilweise zahlen. Dein Regierungspräsidium ist zuständig und hat einen Ansprechpartner, der für solche Anträge zuständig ist. Manchmal bekommt man nur einen Zuschuss, manchmal mehr, frag dort einfach nach.


    Außerdem würde ich mich an den Arbeitskreis Lehrergesundheit (soweit ich weiß landesweit tätig) wenden und um eine Beratung bitten. (Eigentlich müssten die auch die Lärmpegelmessung übernehmen).


    Es wurden schon einige gute Ideen vorgeschlagen, wie du das Problem vom Classroommanagement her in den Griff bekommst, ich bin zwar keine Musikerin, weiß aber, dass unsere Jugendorchesterleiterin die (sehr einfachen) Stücke so umschreibt, dass die Kinder in Kleingruppen verschiedenen Stimmen übernehmen und daher nie alle zusammen spielen. Da die Kinder dann aber nur ein paar Takte aussetzen, müssen sie die Noten mitlesen und aufmerksam bleiben.


    Eine weitere Idee ist, einen Teil der Kinder singen zu lassen - wer musiziert, sollte die Lieder auch mitsingen können oder abwechselnd singen und flöten. Oder kleine Spiele/Tänze über oder oder....Ich denke, dass du das ganz frei gestalten solltest.


    Falls es jemand stört, dass die Kinder nicht mehr so viel flöten wie vorher, können die Eltern ihr Kind ja auch zur Musikschule schicken.


    Liebe Grüße



    Mitleserin

  • Entschuldigt meine lange Abwesenheit, erst Ferien und dann fiel der Flötenunterricht einmal aus...


    Wir haben an der Schule leider keinen Schallmesser (bin derzeit noch am schauen, ob ich hier was von anderer Stelle organisieren kann), somit habe ich bisher nur mit meinem Handy messen können. Dabei habe ich 82db gemessen, wenn alle spielen.


    Ich bin inzwischen dazu übergegangen, dass ich einmal Jungs und einmal Mädchen spielen lasse. Das empfinden die Kinder sogar als Ansporn ;) Auch lasse ich die Kinder öfters mal in Kleinstgruppen vorspielen, das mögen sie auch.


    Trotzdem empfinde ich die geplanten "Riesengruppen" gerade bei den Anfängern als keine Alternative. Ich bin nicht einmal Musikfachfrau und fühle mich allein bei dem Gedanken gnadenlos überfordert. Ich habe daher mal mit ein paar Kollegen angesprochen um mir ihre Meinung diesbezüglich einzuholen. Sie verstehen meine Bedenken absolut und haben vorgeschlagen, dies in der nächsten Kollegiumssitzung mal allgemein zu besprechen, sprich ob man den Flötenunterricht als Schulkonzept behalten will und wenn ja was man bereit ist da an Stunden zu investieren. Mit dem Ergebnis werde ich dann nochmals mit der SL sprechen.


    Danke für eure Unterstützung, ich halte euch dann auf dem Laufenden!


    Einen schönen Abend euch! :rose:

  • Dabei habe ich 82db gemessen, wenn alle spielen.


    Das ist nicht viel. Bei Spitzenzeiten bei uns im Lehrerzimmer, z.B. eine Pause, wenn im nächsten Block die Gesamtlehrerkonferenz beginnt, habe ich schon locker 90er-Werte mit Spitzen bis 100db gemessen.


    Nele

  • Ab 80db muss der Arbeitgeber Gehörschutz bereitstellen:


    Ein Tages-Lärmexpositionspegel LEX,8h ab 80 dB(A) bzw. ein Spitzenschalldruckpegel LpCpeak ab 135 dB(C) erfordert:


    Information der Mitarbeiter
    Bereitstellung von Gehörschutz


    Ab einem Tages-Lärmexpositionspegel LEX,8h von 85 dB(A) beziehungsweise einem Spitzenschalldruckpegel LpCpeak von 137 dB(C) gilt:


    Tragepflicht für Gehörschutz
    Kennzeichnung von Lärmbereichen
    Aufstellung eines Lärmminderungsprogramms



    Normale Arbeitsplätze in Deutschland sind auf maximale Schallpegelwerte von 55-70 db ausgerichtet...


  • Das ist nicht viel. Bei Spitzenzeiten bei uns im Lehrerzimmer, z.B. eine Pause, wenn im nächsten Block die Gesamtlehrerkonferenz beginnt, habe ich schon locker 90er-Werte mit Spitzen bis 100db gemessen.


    Nele


    Das ist sehr wohl viel. Dass wir das täglich im Lehrerzimmer ertragen, zeigt nur, wie leidensfähig wir sind.


    "80 bis 100 dB (A) erreichen vorbeifahrende LKWs, Motorsägen oder Winkelschleifer. Hier droht bei Dauerlärm bereits der Gehörschaden."


    Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wis…st-welcher-laerm-1.632597

  • 80 bis 100 dB sind natürlich ein breites Spektrum. 82 dB sind auf jeden Fall ein Wert, bei dem keine Gehörschäden auftreten, selbst bei Dauerbelastung. Aber eine nervliche Belastung entsteht da natürlich.


    Mal vorausgesetzt, die 82 dB stimmen: Wenn du die Lautstärke aus einer geringen Entfernung gemessen hast, geh' einfach nochmal soweit zurück. Dann bist du bei einem Pegel von 76 dB, wenn alle spielen. Wenn das schwierig auszuhalten sein sollte, liegt es nicht an der Lautstärke, sondern am Klang der billigen Instrumente. Ich finde Sopran-Blockflöten ohnehin grenzwertig, wenn dann noch auf schlechten Instrumenten schlecht bis mittelmäßig gespielt wird (weil die Kinder ja noch nicht lange dabei sind), kann das nicht zu einem schönen Ergebnis führen. Das wäre dann ein Grund, das Konzept mal zu überdenken, zusammen mit der Erfahrung, dass ältere Schüler und Erwachsene relativ selten schöne Erinnerungen an dieses Blockflöte-Spielen in Gruppen haben und dass das relativ selten dazu führt, dass Kinder ernsthaft ein Instrument lernen.

  • Ja, 80dB sind dann doch recht viel. :O Aber da merkt man mal, was Schulen für laute Gebäude sind!


    Gab es nicht irgendwann mal Anfang der 2000er so eine Sendung mit Stefan Raab, wo sie kurz vor Weihnachten "Highway to Hell" spielten und dann die Blockflöten zerkloppt haben? So als Anregung für zehntausende gebeutelte Kinder in Deutschland?


    Nele

  • Wie gesagt, ich konnte das derzeit nur mit dem Smartphone messen, ob das mit einem richtigen Schallmessgerät mehr oder weniger wäre, kann ich leider nicht sagen. Gemessen habe ich aber natürlich nicht direkt zwischen den Kindern sondern in dem Abstand, in dem ich mich meist zur Gruppe befinde.


    Mir ist natürlich klar, dass die Arbeit mit schwerem Gerät auf einer Baustelle sicherlich lauter ist. Bedenkt man allerdings, dass die Sopranblockflöten sehr hoch und durchdringend sind und es auch sehr häufig "quietscht", weil die Kinder den Ton nicht treffen, so verursacht das zumindest bei mir die schon beschriebenen Probleme.


    Danke nochmals für eure Tipps, ich hoffe, dass ich nach der nächsten Kollegiumssitzung schlauer bin!


    Bis dahin liebe Grüße an alle!

  • Hatte auch eine Handy-App zur Lärmmessung und diese ging im normalen Sportunterricht bis 82. Hab die Kinder mal richtig schreien lassen (was definitiv lauter war!) und die App hat immer noch 82 angezeigt.

  • Die 82db-Messung kommt zustande, da das Mikrofon des Smartphone's nur 82db oder niedriger aufnehmen kann. Aus diesem Grund sind Lärmpegel-Apps für das Handy relativ unnütz, da auch das nat. Rauschen des Mics dafür sorgt, dass das Ergebnis verfälscht wird!


    _Nadia

  • Gemessen habe ich aber natürlich nicht direkt zwischen den Kindern sondern in dem Abstand, in dem ich mich meist zur Gruppe befinde.

    Und wie ist es dann erst für die Kinder die mittendrin stehen? Bekommen die dann eigentlich auch einen Hörschutz?

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Das Thema ist aber trotzdem relevant. Meist gibt es in der Biologiesammlung ein Schallpegelmessgerät.


    Die Geräte von Apple können auch für einen ersten groben Messwert verwendet werden, während die ganzen Android-Handys, wie oben schon erwähnt, bei etwas über 80 dB "deckeln", die sind für Schalldruckmessungen völlig unbrauchbar.


    Ich empfehle sowohl meinen Kollegen als auch meinen Schülern das Tragen von Hörschutz bei lauten Musikproben.

  • Phoebe: Während meiner Grundschulzeit war Flötenunterricht in den Klassen 3 und 4 Pflichtprogramm. Ich finde den schulischen Instrumentalunterricht wichtig, um allen Kindern die Möglichkeit zu geben, ein Instrument zu erlernen - gerade weil nicht jede Familie die Bedeutung der künstlerischen Förderung ihrer Kinder als besonders hoch einschätzt. Flöten sind ja aufgrund ihrer Handlichkeit (vgl. Klavier oder Gitarre) noch am ehesten in einer Gruppe mit 20-25 Leuten nutzbar. In meinem Schulpraktikum war ich an einer "musikalischen Grundschule", die sehr viel Wert auf die Integration von musikalischen Elementen in den Schulalltag legte. Das "Drumherum" war wohl so zeitintensiv, dass der Musikunterricht selbst eher eine Randerscheinung war - und ohne Instrumentalunterricht. Das empfand ich als ziemliche Mogelpackung. Ich finde es äußerst schade, dass ihr euch gegen die Flöte entschiedet, da das gemeinsame Instrumentalspiel den Musikunterricht signifikant bereichern kann.

  • Natürlich sehe ich es auch so, dass es wünschenswert ist, ein Instrument zu erlernen. Abgeschafft wurde es aus mehreren Gründen. Zum einen wegen der Lärmbelastung für Lehrer und Schüler, denn wie icke sagt, waren natürlich auch die Kinder über 45 Minuten stark belastet. Zum anderen kennt ihr sicher zunehmend die Problematik, dass es einfach keine Stunden mehr für AGs in det GS gibt. Einzig ein Chor erhält mit viel Glück noch eine Stunde.


    Aktuell ist in der Überlegung, ob Kunststoffflöten (zwecks Reinigung) im Klassensatz angeschafft werden, damit es so in den regulären Musikunterricht integriert werden kann.

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