Interkulturelles Lernen

  • Hallo liebe Miglieder,


    ich bin am verzweifeln. Ich versuche seit Tagen eine Unterrichtsstunde zum Interkulturellen Lernen im Spanischunterricht zu planen und es klappt nicht. Ich habe das Gefühl, dass mich immer festfahre und dann den Gesamtüberblick verliere und nicht weiterkomme. Ich schildere euch mal meine Gedanken und wäre euch sehr verbunden, wenn ihr mir Verbesserungsvorschläge geben könntet.


    Die Grundidee ist, dass mit typischen Gegenständen aus Lateinamerika/Spanien und Deutschland die SuS zum interkulturellen Lernen gebracht werden.
    Zuerst bekommen sie Bilder von typisch deutschen Dingen (Handfeger, Geburtstagskalender) und erklären auf spanisch was sie sind und wozu sie dienen. Danach folgt eine Ergebnisbesprechung (SIcherung). Nun andersherum: Die Nutzung und Anwendung typisch spanischer Gegenstände soll beschieben werden mithilfe des Internets. Dann wieder eine kurze Sicherung. Zum Schluss werden Fragen zuerst allein beantwortet und dann im PLenum besprochen (natürlich auf spanisch):
    -Kennst du noch mehr Gegenstände?
    -Kannst du dich mit den Gegenständen identifizieren? --> Ziel: Nachdenken, ob typisch deutsch auch dich zutrifft
    -Weche Sterotypen verstecken sich hinter diesen Gegenständen--> Ziel: Geburtstagskalender (Pünktlichkeit), Handfeger( Ordnung). Castañuelas (man tanzt und feiert nur)
    -Bier trinken/Fleich essen ist typisch deutsch oder spanisch--> Ziel: es gibt auch Dinge, die sich in beiden Kulturen überschneiden, es gibt nicht die eine Kultur
    -Warum ist es schwierig, von einer Kultur zu sprechen?


    (Die Fragen sind natürlich auf Spanisch formuliert)


    Ich solle die Stunde nochmals überdenken...


    Bitte helft mir


    Liebe Grüße
    espanol90

  • spontan hätte ich bei interkulturellem Lernen im Fach Spanisch an die in Deutschland und Mexiko so völlig unterschiedliche Feier des Allerheiligenfestes gedacht.....

  • Ist das für einen UB? Willst du das wirklich so als Thema der Stunde angeben? Oder hat dir dein Fachleiter das so gesagt?


    Um welche Klassenstufe in welchem Lernjahr handelt es sich denn eigentlich?


    Das sind auch ganz schöne Stereotype, wenn, dann würde ich auf jeden Fall das auch thematisieren und diskutieren lassen. Ob das aber alles in eine Stunde passt? Du solltest jedenfalls bedenken, dass das ein Punkt ist, den dein Fachleiter bemängeln könnte.


    Also bei uns in NRW ist es so, dass "interkulturelles Lernen" kein eigener "Programmpunkt" ist, sondern quasi nebenbei abläuft.
    Man macht also, was man sowieso anhand der Reihe gerade machen würde und versucht, da die interkulturelle Kompetenz mit einfließen zu lassen.


    Beispiel: Im Lehrbuch ist ein Text zu einem Schüler, wo dessen Tagesablauf beschrieben wird. Das eigentliche Thema könnten die Uhrzeiten sein, oder die reflexiven Verben etc...... Dort könnte man nun prima einen Vergleich mit einem deutschen Tagesablauf anschließen, um dann z.B. festzustellen, dass in D der Tagesablauf nicht unterbrochen wird wie in E.

  • Ersteinmal vielen Dank für die Antorten!


    Ich bin noch im Studium und dies hat mein Dozent gesagt. Das Ref ist noch lange entfernt...
    Die Klassenstufe können wir uns selber aussuchen. Die Aufgabe ist, eine Schulstunde zu planen, in der die Interkulturelle Kompetenz gefördert wird.
    Es gibt bestimmt zahlreiche Möglichen, aber ich glaube ich bin an dem Punkt angelangt, wo ich den Wald vor lauter Bäumen nicht sehe... Die Selbstzweifel nicht mal eine ordentliche Stunde planen zu können, kommen hinzu...


    Ja, Anna Lisa du hast recht. Nun frag ich mich über den Mehrwert dieser Stunde...


    Karl Dieter die Lernziele hatte ich nicht richig formuliert. Mir gings vor allem darum, dass die SuS zuerst über ihre die eigene Kultur reflektieren und dann die spanische Kultur näher kennen lernen, also vom Eigenverstehen zum Fremdverstehen.


    Ohh man das wird doch nichts... Ich glaube ich verwerfe diese Idee und fange von vorne an

  • ich glaube, das Problem besteht darin, dass wir mit unseren Tipps von einer bestimmten Jahrgangsstufe, bzw. einem benennbaren Lernjahr , einer Reihenplanung, einem konkreten Stundenziel ausgehen. So, wie man in der Praxis eben Unterricht plant ;)


    Dein Dozent aber sitzt irgendwo an einem Uni-Tisch ohne Schüler und gibt dir/euch eine Aufgabe ohne echten Praxisbezug.
    Da siehst nicht du den Wald vor lauter Bäumen nicht, da gibt es gar keinen Wald.


    Tut mir Leid, bei sowas bin ich raus ;)

  • Friesin hat leider Recht. Ohne konkrete Angaben lässt sich kaum eine Stunde planen. Im "echten" Leben hat man ja eine Reihe, an der man weiterarbeiten muss.


    Den einzigen Tipp, den ich dir geben kann ist der, dass das interkulturelle Lernen "Nebenprodukt" sein sollte.


    Selbst, wenn du eine Stunde zur Kultur der Maya machst, lernen die Schüler ja interkulturell. Was auch sonst, wenn sie eine andere Kultur kennenlernen? Es gibt noch vieeeele Tausend Beispiele, aber ohne Klassenstufe etc. kann ich da leider auch nichts zu sagen.


    Müsst ihr die Stunde denn nur theoretisch planen ohne sie jemals in der Praxis auszuprobieren?

  • Muss es denn etwas mit Gegenständen zu tun haben? Vielleicht könntest du auch die unterschiedlichen Tagesabläufe gegenüber stellen. Da gibt es in Lehrbüchern Material zu, es gibt als Einstieg genug Redeanlässe und man kann gut thematisches Vokabular bzw. reflexive Verben (levantarse, ducharse etc.) wiederholend aufgreifen.

  • Ich würde dir auch dazu raten, dass du für dich erst mal entscheidest, ob du eine solche fiktive Stunde in der SI oder SII machst.
    Wenn SI, dann als zweite Fremdsprache ab Klasse 6, als dritte FS ab Klasse 8? In welchem Lernjahr sind deine Schüler? Gleiche Frage gilt für die SII: Ist es neu-einsetzende FS oder weitergeführte? In welchem Lernjahr sind sie?
    Die Unterschiede liegen hier zum einen darin, was sie an Vorwissen haben können, welche Lernprogression die Schüler so hinlegen müssen (3. FS bzw. neu einsetzend in SII ist schon eine deutlich steilere Progression) und eben auch, wie intellektuell vs. "verspielt" (mal platt ausgedrückt) man da ran geht.
    Ohne das kannst du keine vernünftige Stunde planen, egal, was dein Didaktik-Pof dir da erzählen will, das ist Unfug, weil man da ja je nach Schülergruppe völlig anders heran geht.
    Einer 6. Klasse muss man die Tatsache, dass es Unterschiede zwischen den Kulturen gibt, teilweise erst bewusst machen, da kann man auch ggf. überhaupt erst einmal die Tatsache, dass wir stereotypisch an Kulturen herangehen, bewusst machen (die Deutschen sind ordentlich, die Spanier feiern nur). In der Oberstufe wäre das viel zu platt, auch in der Fremdsprache würde ich erwarten, dass solche Stereotype hinterfragt werden, dafür muss man sie sich erst bewusst machen und ihnen dann eine fundierte Wissensbasis geben (also Hintergrundwissen), auf Grund derer sie dann urteilen können.
    Vor allem bzw. nebenher steht dann natürlich noch die Sprache. Was können sie sprachlich ausdrücken, haben sie das entsprechende Fachvokabular und die notwendigen grammatischen Strukturen? Was muss ich einführen, wie führe ich das ein, in welchem Rahmen nutzen die Schüler das dann aktiv selber? Auch das hängt natürlich wieder massiv davon ab, in welchem Lehrjahr ich mich bewege.


    Du kannst die Stunde also nicht sinnvoll planen, ohne für dich selber entschieden zu haben, für welches Lernjahr (und welche Altersgruppe) du das planen möchtest, das geht schlicht nicht, denn das wären ganz unterschiedliche Stunden, je nachdem, ob ich sie in einer 6. Klasse, einer 8. Klasse (fortgeführte Fremdsprache seit 6) oder der 11 (fortgeführt (seit der 6 oder seit der 8?) oder erst im zweiten Lehrjahr) halte.


    (Und weil manche (viele?) Didaktik-Professoren gerne mal solche Aufgaben stellen, die völlig an der Realität, wie man sinnvoll Unterricht plant, vorbei gehen, sind viel Lehrer von dem, was die Didaktiker so produzieren, eher genervt...)


    Edit: Tippfehler

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

    Einmal editiert, zuletzt von katta ()

  • Ich sehe das ähnlich wie manche Vorschreiber:
    Die Gefahr bei deinem Konzept ist die, dass am Ende mehrere unrefletierte Stereotypen im Raum stehen. Die Schüler müssen sich erstmal mit den Begriffen Stereotyp und Vorurteil beschäftigen und lernen, diese differenziert zu hinterfragen. Dabei ist dein Konzept eher hinderlich.
    VIelleicht macht es mehr Sinn, ein bestimmtes Vorurteil zu wählen, nach dem sich Spanier und Deutsche deutlich unterscheiden (Essen? Arbeit?) und dann den Kern der Stunde auf die Erarbeitung der Hintergründe (historisch, geographisch, politisch, kulturell) zu legen. Am Ende könnten dann die Schüler einerseits gelernt haben, wie authentisch dieses Vorurteil wirklich ist und wie es dazu gekommen ist. Dazu haben sie den Blick auf das eigene Land gelenkt und eigene Kultureme hinterfragt.

  • Wie wäre es denn, wenn du ein spanisches Fest besprechen würdest, z.B. La noche de San Juan? Man könnte noch überlegen, was gehört generell zu einem Fest wie ein Anlass, Musik, Essen, Getränke …Und dabei würde man feststellen, dass es hier natürlich lauter Gemeinsamkeiten gibt und ein paar Unterschiede: "statt Bratwurst spanische Tapas" etc. oder eben, dass in Spanien bei größeren Festen sympathischerweise nicht um 22.00 Uhr Nachtruhe herrschen muss, wie z.B. bei Stadtfesten in meiner Heimatstadt,weil sich sonst die Anwohner über zu laute Musik usw. beschweren ;-)

Werbung