Erste Englischstunde in der neuen Klasse

  • Hallo ihr Lieben!


    Ich bin ganz neu hier.
    Im nächsten Schuljahr fange ich neben meinem Studium als Englischlehrerin an einer freien Schule an.
    Ich übernehme eine jahrgangsübergreifende 7./8. Klasse und habe noch nicht besonders viel Unterrichtserfahrung.
    Zur Zeit versuche ich, das kommende Jahr ein wenig zu planen. Da es weder Lehrplan noch Lehrbuch gibt bin ich zwar sehr frei, habe aber auch keine Anhaltspunkte.
    Ich werde mich am niedersächsischen Lehrplan orientieren, da die Kinder dort ja auch später ihr Abitur machen wollen.
    Zudem habe ich überlegt, mir ein Lehrwerk anzuschaffen, welches ist aber noch nicht klar, vielleicht habt ihr ja gute Tips für mich?


    Nun zu meiner eigentlichen Frage: Ich habe mir für die erste Stunde (45 min.) überlegt, zunächst mich vorzustellen, den Kids zu erklären, dass ab jetzt nur noch Englisch gesprochen wird (das hat meine Vorgängerin nicht konsequent durchgezogen) und die Schüler sich vorstellen lassen. Bei letzterem habe ich überlegt, dazu einen Sitzkreis zu machen, um das ganze ein wenig aufzulockern. Wie findet ihr das? Dann sollen die Schüler Namensschilder machen und ein Schüler soll mir einen Sitzplan erstellen. Zudem habe ich überlegt, die Schüler einen Steckbrief ausfüllen zu lassen, dadurch kann ich ganz banale Vokablen schon einmal kontrollieren und die Schüler besser kennenlernen. Als Hausaufgabe soll jeder Wünsche oder Erwartungen aufschreiben, die er für das kommende Jahr hat, die ich dann beim nächsten Mal einsammle. Orga-Kram wollte ich erst in der nächsten Stunde machen.


    Wie findet ihr das? Habt ihr noch Ideen, Verbesserungen etc?


    Vielen Dank im Voraus :D

    Spidy93
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    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten! :hammer:

  • dass ab jetzt nur noch Englisch gesprochen wird (das hat meine Vorgängerin nicht konsequent durchgezogen)

    Ja, als Junglehrer hatte ich auch noch so meine Illusionen ;)


    Der Rest ist Standard, klappt immer, wobei man bei Erwartungen hauptsächlich "gute Noten" und "Filme gucken" liest.

  • und die Schüler sich vorstellen lassen. Bei letzterem habe ich überlegt, dazu einen Sitzkreis zu machen, um das ganze ein wenig aufzulockern. Wie findet ihr das?

    hallo erst mal und Willkommen!


    Das Zitierte würde ich definitv nicht machen.
    Die Schüler kennen sich ja alle,
    und gerade in Jahrgang 7/8 testen sie gerne mal ihre Grenzen aus, ganz besonders, wenn du ihnen mit solchen "Kindereien" kommst.


    Warum kein Orga in der ersten Stunde? Dann weiß jeder, woran er ist, denn unter Orga verstehe ich auch Tranparentmachen deiner Bewertungs- und Notenkriterien.
    Ob die Schüler nun bei einem simplen Steckbrief á la "my favourite food/actor/singer" so viel formulieren müssen und du dadurch einen Überblick über den Leistungsstand bekommst, halte ich für fraglich. Da wissen die Englischkollegen bestimmt Geschickteres ;)
    Vll könnten die Schüler die Wünsche und Erwartunge ja auch in der Stunde noch schreiben? Da auch so etwas bei 12-13 Jährigen leicht mal ins Alberne abgleiten kann ("ich wünsche mir, dass der Unterricht oft ausfällt"), würde ich die Formulierung etwas enger fassen. Und ich würde auch eigene Ziele zum Lern- und Arbeitsverhalten formulieren lassen.


    P.S. Habt ihr kein Lehrwerk an der Schule?

  • Ja, als Junglehrer hatte ich auch noch so meine Illusionen ;)
    Der Rest ist Standard, klappt immer, wobei man bei Erwartungen hauptsächlich "gute Noten" und "Filme gucken" liest.

    Ich weiß, dass das nicht immer einfach ist, aber anhand meiner bisherigen Unterrichtserfahrungen weiß ich auch, dass es geht. Es ist auf jeden Fall mein fester Vorsatz :)



    und gerade in Jahrgang 7/8 testen sie gerne mal ihre Grenzen aus, ganz besonders, wenn du ihnen mit solchen "Kindereien" kommst.


    Genau das war meine Sorge, deshalb wollte ich eure Meinung dazu hören. Eventuell lasse ich das also lieber weg.



    Warum kein Orga in der ersten Stunde? Dann weiß jeder, woran er ist, denn unter Orga verstehe ich auch Tranparentmachen deiner Bewertungs- und Notenkriterien.

    Das habe ich in mehreren Foren als Tipp gelesen. In der ersten Stunde sollte es eher um das kennenlernen und eventuell einen kleinen thematischen Einstieg gehen (dafür ist meine Stunde einfach zu kurz). Aber ein Patentrezept gibt es da ja nicht.



    Ein Lehrwerk hat die Schule nicht, weshalb ich umso unsicherer bin. Ich kann mich da ja nicht an einem Buch "festhalten". Allerdings kann ich die Anschaffung eines von mir ausgewählten Lehrwerkes beantragen. Ich werde diese Woche nocheinmal in die Uni fahren und in unserer Lehrwerksbibliothek nachschauen, da sind alle verfügbaren Lehrwerke enthalten. Von Green Line und Lighthouse habe ich bis jetzt positives gehört, habt ihr da Erfahrungen?

    Spidy93
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  • ...den Kids zu erklären, dass ab jetzt nur noch Englisch gesprochen wird (das hat meine Vorgängerin nicht konsequent durchgezogen)...

    Das würde ich nicht großartig erklären, sondern konsequent so machen.


    Ansonsten, stelle dich kurz vor, und mach den ganzen Orga-Kram.


    Die Schüler sich vorstellen lassen würde ich nicht machen, die kennen sich ja (wahrscheinlich) untereinander schon. Und "Ringelpietz mit Anfassen" der Altersstufe gleich gar nicht.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_)Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Ja, als Junglehrer hatte ich auch noch so meine Illusionen ;)

    Also, ich ziehe das durch, und zwar, indem ich Deutsch gesprochenes konsequent ignoriere. Wichtig ist allerdings, dass die SuS im Unterricht nicht nur banalen Kram durchkauen müssen sondern sich wirklich mitteilen wollen. Aber das wird hier Off-Topic.

  • Nach dem notwendigen (!!) Organisatorischen würde ich mit einem Wimmelbild einsteigen (Folie, Beamer, Kopie). Hinweis: Alles bitte im Präsens versprachlichen. Die Schüler rufen sich gegenseitig auf.
    Vorteil: Du bekommst einen Überblick über die sprachlichen Fähigkeiten, erlernst die Namen der Schüler ein wenig und machst klar, dass Englisch die Unterrichtssprache ist. Die Schüler versprachlichen auf ihrem Niveau und du bekommst einen guten Überblick, was sie können.
    Falls alles problemlos klappt, kannst du auch die Zeitstufen variieren.
    Zeitgleich kann dir ein Schüler einen Sitzplan erstellen.
    In der folgenden Stunde kannst du immer noch Steckbriefe erstellen, etc. pp und die Classroom phrases erarbeiten.


    Behalte im Hinterkopf, dass vielleicht auch andere Lehrer Vorstellungsrunde planen und die Schüler gelangweilt sind. In den ersten Minuten bilden sich viele Schüler eine Meinung, wie dein Unterricht sein wird. Du bekommst dein ersten Stempel: alles easy, streng, fordert was ein, hier können wir was lernen oder uns was leisten...


    Oft ist es einfacher, später lockerer zu werden, als anfangs locker zu sein und dann ewig den Konsequenzen nachzulaufen.
    Wimmelbilder sind ideal, da du durch Fragestellungen und Festlegung der Zeit ganz viel individualisieren kannst und sich keiner bloßgestellt fühlt.
    Da sind alle Äußerungen richtig, wie: "I can see a car. ... I can see two girls playing a board game ... I can see two trees ... There are five boys and they seem to read a newspaper article...."
    Ist das Niveau hoch, dann sag einfach, dass all das Gesehene gestern passiert ist und überprüfe erneut den Wortschatz/die Grammatik. Ist das Niveau zu schwer, dann erarbeite die Gegenstände auf dem Bild. "This is a chair. There are two girls. ..."


    Leider kenne ich das Leistungsniveau einer Freien Schule nicht, aber ich bin mir sicher, dass du meine Vorschläge auf das entsprechende Niveau bringen kannst.


    Viel Erfolg beim Berufseinstieg.

  • - für eine kurze Vorstellungsrunde: auf dem Boden viele verschiedene Bilder auslegen (Schneeflocke, Sonnenblume, Fußballschuhe etc....). Die Schüler stellen sich im Kreis um die Bilder herum und jeder sucht sich eines aus, das in irgendeiner Weise zu ihm passt und erklärt warum(Bsp: "My name is Florian and I chose this picture because the ice crystals remind me of snow, and I love snowboarding..."). Je älter die Schüler sind, desto abstrakter sollten die Bilder sein, sodass die Schüler zunehmend ihre Phantasie verwenden müssen und etwas mehr sagen/erklären müssen. Das ist auch für Klassen, in denen sich die Schüler untereinander schon kennen, ganz interessant, weil manche Kandidaten auch originelle Ideen haben.


    - Jeder denkt sich 3 interessante Fakten über sich selbst aus, von denen allerdings nur zwei wahr sind (z.B. "I've already been to Asia", "I met Hans Entertainment in my last holidays", "When I was little, I was heavily overweight"). Anschließend erhält jeder 3 Zahnstocher, die Schüler gehen im Klassenzimmer umher, gehen immer paarweise zusammen und schildern ihrem Partner auf Englisch ihre 3 Fakten. Der Partner rät, welche Story die frei erfundene/die schamlose Lüge ist. Rät er richtig, erhält er einen Zahnstocher, liegt er falsch, muss er seinem Partner einen abgeben. --> Wer hat nach 5 Minuten die meisten Zahnstocher gesammelt? :)
    Als Lehrer kann man hier ruhig mitmachen, sodass man zwar nicht alle, aber einige lustige Stories hört und schon mal einen Eindruck vom Englisch der Schüler erhält.


    Ich finde das einen sympathischen Einstieg, der Redeanlässe schafft, die Kreativität der Schüler fördert und das Arbeitsklima positiv beeinflusst.. kann man auch ohne Zahnstocher mit Punktezählen machen.


    - jeder schreibt seine Erwartungen auf einen Zettel. Zettel einsammel und zu Hause drüberlesen :)

  • Vielen Dank für die tollen Ideen, davon werde ich sicher welche umsetzen!



    Alhimari, zum Leistungsniveau muss ich sagen, dass ich schockiert war. Die Schüler haben seit der ersten Klasse Englisch (Waldorfpädagogisches Prinzip) und ich hatte dementsprechend zumindest mündlich einiges erwartet. Allerdings sind sie auf dem Stand einer fünften Regelschulklasse. Die Klassenarbeit, bei der ich hospitiert habe handelte sich um Lücken mit my your his hers usw. füllen. Ich denke, da habe ich einiges aufzuarbeiten.

    Spidy93
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  • Oje, Spidy,
    leider glaube ich dir jedes Wort. Seit etwa zwei Schuljahren kann ich dir sagen, achte nicht nur auf das Mündliche, sondern lasse die Schüler häufig Verschriftlichen. Mach das gleich von Anfang an, sonst stöhnen sie.
    Hintergrund: Das mündliche Sprachhandeln verpflichtet immer weniger (schwierige) Schüler zum langfristigen Dazulernen, denn sie denken häufig, dass es sie nicht betrifft. Zumindest in der Förderschule. Aber nach deiner Beschreibung glaube ich, dass man das auch auf deine Freie Schule übertragen kann. Ich habe es länger schleifen lassen, da ich dachte, dass das mündliche Wiedergeben und Verstehen total wichtig seien. Das glaube ich heute nicht mehr so, da wir uns immer wieder im Kreis drehten, sie also durch mich Unterstützung fanden (... nicht Nachdenken zu müssen) und somit mir die Verantwortung für den Lernzuwachs gegeben konnten/wollten.

  • Mündlich sollte zumindest am Anfang eines zu erlernenden Wortes oder Chunks immer im Vordergrund stehen, damit die Aussprache nicht nach dem Schriftbild geschieht. Und es ist an sich natürlich sehr wichtig. Allerdings muss das mündlich gelernte dann auch verschriftlich werden können und auch das ist ein wichtiger Schritt, da stimme ich dir voll zu. Deshalb ist es so wichtig im Unterrricht nur Englisch zu sprechen, da kommt das mündliche fast von alleine, ohne darauf zu fokussieren. Dadurch hat man dann Zeit, sich auf das Schriftliche zu fokussieren während das mündliche nebenbei (für dich als Lehrer natürlich trotzdem bewusst) passiert.

    Spidy93
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  • Die Schüler haben seit der ersten Klasse Englisch (Waldorfpädagogisches Prinzip) und ich hatte dementsprechend zumindest mündlich einiges erwartet. Allerdings sind sie auf dem Stand einer fünften Regelschulklasse. Die Klassenarbeit, bei der ich hospitiert habe handelte sich um Lücken mit my your his hers usw. füllen. Ich denke, da habe ich einiges aufzuarbeiten.

    Wenn du an einer Waldorfschule arbeitest, solltest du dich vielleicht an die Gepflogenheiten dort halten? Also viel Landeskunde, kleine Geschichten lesen, selber viel erzählen, Referate einführen o.ä.- frag die Kollegen und kauf dir einen kommentierten Waldorf-Lehrplan.


    Wenn die Schüler nicht auf dem Stand von Gleichaltrigen sind, (womit vergleichst du das eigentlich? nicht jeder wird dort Abi machen wollen und können, du bist in einer altersgemischten Gesamtschulklasse), dann nutzt dir die Anschaffung eines Lehrwerks sowieso nicht viel.
    Jedenfalls wird der Unterricht eine Herausforderung und hat nicht viel mit dem zu tun, wie du das am Gymi kennengelernt hast, ich würde mich deswegen mit Anthroposophie auseinandersetzen- die Eltern haben diese Schule aus einem bestimmten Grund gewählt.

  • Wenn du an einer Waldorfschule arbeitest, solltest du dich vielleicht an die Gepflogenheiten dort halten? Also viel Landeskunde, kleine Geschichten lesen, selber viel erzählen, Referate einführen o.ä.- frag die Kollegen und kauf dir einen kommentierten Waldorf-Lehrplan.
    Wenn die Schüler nicht auf dem Stand von Gleichaltrigen sind, (womit vergleichst du das eigentlich? nicht jeder wird dort Abi machen wollen und können, du bist in einer altersgemischten Gesamtschulklasse), dann nutzt dir die Anschaffung eines Lehrwerks sowieso nicht viel.
    Jedenfalls wird der Unterricht eine Herausforderung und hat nicht viel mit dem zu tun, wie du das am Gymi kennengelernt hast, ich würde mich deswegen mit Anthroposophie auseinandersetzen- die Eltern haben diese Schule aus einem bestimmten Grund gewählt.

    Ich habe bereits Fortbildungen zum Englisch-Unterricht in Waldorschulen besucht. Gerade beim Fremdsprachenunterricht ist das Prinzip in der Sek 1 dasselbe wie an Regelschulen (zumindest so, wie ich es in der Uni lerne). Da die Schule mir mitgeteilt hat, dass ich völlig frei bin, es keinen Lehrplan gibt und ich mir gerne ein Lehrwerk aussuchen kann dachte ich mir, dass ich mich am niedersächsischen Lehrplan orientiere. Nicht dem Alter entsprechend, sondern dem Stand entsprechend. Ein Lehrwerk würde ich für mich als Orientierungshilfe gut finden, da ich noch absolut keine Erfahrung mit dem Sek1 Unterricht habe. Ich möchte aber natürlich der Waldorfpädagogik auch gerecht werden und dementsprechend unterrrichten. Deshalb werde ich nicht strikt nach Lehrplan oder Lehrbuch unterrichten, sie dienen nur als Hilfe zur Ideenfindung. Der Unterricht den eine (in Waldorfpädagogik ausgebildete!) Lehrerin gemacht hat, war auch sehr regelschulmäßig und sogar so gar nicht was man erwarten würde. Ich denke da werde ich keine Probleme haben, dies dem waldorfpädagogischen Konzept besser anzupassen.


    Ich habe mir jetzt Lighthouse 3 bestellt und hoffe, dass es mir weiter hilft. Bin schon gespannt. Uns wurde das Buch letztes Jahr vorgestellt und es ist ganz neu und arbeitet mit Kompetenzrastern und sehr differenzierend. Deshalb hoffe ich, dass es eine gute Anschaffung auch für meine Kids ist.

    Spidy93
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