Als Lehrer im Ausland arbeiten: Möglichkeiten und Chancen

  • Hallo,


    mal wieder eine Frage von mir. Dieses Mal geht es um Möglichkeiten und Chancen als Lehrer im Ausland arbeiten zu können. Das ist nämlich einer der Gründe, welche mich noch daran hindern Lehrer zu werden. Habe das Gefühl, dass man mit Lehramt ein Leben lang an Deutschland gebunden ist. Mir ist bewusst, dass man es in Deutschland vergleichsweise sehr gut hat, aber irgendwann möchte man vielleicht etwas neues erleben.


    So wie ich es verstanden habe ist der lukrativste Weg als Auslandsdienstlehrkraft zu arbeiten. Hier unterrichtet man an deutschen Schulen. Dafür muss man jedoch verbeamtet sein und/oder überdurchschnittliche Noten haben. Hat somit mit einem "normalen" Abschluss kaum Chancen als Auslandsdienstlehrkraft?


    Für Nicht-Beamte scheint die Bundesprogrammlehrkraft die nächstbeste Lösung sein. Klingt wie die erste Variante mit den Unterschied, dass die Schule im Zielland das Gehalt bestimmt.


    Und dann gibt die Ortslehrkraft. Da regelt die Schule im Zielland alles und ist wohl finanziell die schlechteste Lösung.


    Alles richtig zusammengefasst?


    Kann es sein, dass mein eigentlich nur mit Sek II realistische Chancen hat im Ausland Arbeit zu finden? Zwar bevorzuge ich im Moment Sek II, aber sicher ist es noch nicht und Grundschule habe ich nicht ganz ausgeschlossen. Das scheint gar nicht gefragt zu sein. Mit Sport habe ich wahrscheinlich auch einer der ungefragteren Fächer im Ausland, was das ganze bei mir noch erschwert.


    Weiß hier wer, wie man die Chancen erhöhen kann im Ausland dauerhaft später arbeiten zu können? Ist denn das deutsche Lehramt in Ausland halbwegs anerkannt?


    Danke im Voraus.


    MfG

  • Glaubst du ERNSTHAFT, dass es eine allgemeingültige Antwort für alle "Auslandsländer" der Welt gibt? Da gibt es gefühlt 1000 Threads zur Anerkennung des englischen Abschlusses in Deutschland je nach Bundesland, nach studierten Fächern, nach Schulart und so weiter.
    Im "Ausland" sind sie entgegen dem netten deutschen Glaube nicht weniger bürokratisch.


    In ganz Europa ist dir dein 9-10 semestriger Abschluss als solcher anerkannt. In Frankreich hast du damit das Recht, das dortige Staatsexamen abzulegen (wo du höchstwahrscheinlich durchfällst, aber das Recht hast du). In Neuseeland nehmen sie / nahmen sie vor ein paar Jahren NaWi-LehrerInnen und Primarleute mit Kusshand. Dafür musste natürlich das sprachliche Niveau passen.
    In anderen Ländern kenne ich mich nicht aus.


    Ich finde es ehrlich gesagt leicht arrogant, wenn Deutsche glauben, das "deutsche Lehramt" sei vermutlich "anerkannt genug", damit man überall arbeiten könne.
    Das Lehramt ist eins der nationalgeprägsten Ausbildungen überhaupt. Man arbeitet für einen Staat, in seinem Auftrag und man soll dessen Bürger ausbilden. Natürlich nehmen sie nicht "irgendwen". Irgendeine Kontrollschraube muss da sein.

  • Wenn dein Englisch gut genug ist, kannst du dich auch an internationalen Schulen bewerben, z.B. solchen, die das IB (International Baccalaureat) anbieten. Die Bezahlung ist normalerweise sehr gut, bei geringen Lebenshaltungskosten in dem jeweiligen Land sogar besser als in Deutschland. Dafür musst du dich dann um die Rentenvorsorge aber selber kümmern.

  • Ich kenne jemanden, der direkt nach dem Referendariat in die Schweiz gegangen ist. Als Fächer hatte er französisch und Deutsch und die Bezahlung ist sehr gut. Ich habe vor dem Referendariat ein Jahr in einem osteuropäischen Land gearbeitet. Die Bezahlung der Lehrer ist dort mau, die meisten hatten nach der Schule noch einen ZweitJob. Das ist in vielen Ländern so und das solltest du bedenken. Dafür wirst du auch egal mit welchen Fächern dort einen Job finden. Hauptsache, deine Muttersprache ist Deutsch und du unterrichtest dann Deutsch.


    Wenn du als entsandte Lehrkraft ins Ausland möchtest, würde ich tatsächlich Deutsch als Fach wählen.

  • Weiß hier wer, wie man die Chancen erhöhen kann im Ausland dauerhaft später arbeiten zu können? Ist denn das deutsche Lehramt in Ausland halbwegs anerkannt?

    Deutsch als Fach haben und DaZ-Scheine + Erfahrung mitbringen.
    Mal seeehr allgemein ("das Ausland" ist ein großer Ort!): Im Ausland bist du vor allem als Muttersprachler attraktiv, ansonsten haben sie ja ihre eigenen Lehrer mit der landestypischen Ausbildung und brauchen dich mit deiner deutschen Ausbildung in der Regel nicht. Aber wenn dort Deutsch unterrichtet wird bist du als Muttersprachler attraktiv, insbesondere wenn du auch die Fähigkeit hast, diese Sprache zu vermitteln.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • Benötigt man Deutsch als Fach oder würde es ausreichen DaZ-Scheine zu haben, wenn man z.B. an einer internationalen Schule arbeiten möchte? Oder geht DaZ nur als Germanistikstudent?

  • Nein, man muss nicht überall Deutsch als Fach haben, um DaZ zu machen. In der aktuellen Zeit nehmen sie eh jeden, der bereit ist, den Schein zu machen, ob er überhaupt Ahnung von der Sprache hat oder nicht.
    Natürlich wird aber eine Schule im Ausland mehr darauf schauen, da sie nicht nur darauf angewiesen sind, Flüchtlinge zu beschulen, die (Achtung, sarkastisch zugespitzt "keine Rechte haben" und sich nicht beschweren können), sondern eine zahlende Elternschaft vor sich haben, die natürlich das beste für ihre Kinder haben, und wenn sie teuer Geld dafür zahlen, dass das Kind auf Deutsch beschult wird, wollen sie keinen Sportlehrer, der ab und zu Deutsch spricht, sondern eben auch Ahnung von Grammatik und Literatur hat.


    Man MUSS aber nicht Deutsch studiert haben und Deutschlehrer sein, um ins Ausland zu gehen. Nur gibt es eben Fächer, die dafür sehr wenig prädestiniert sind, und Sport gehört dazu. Auch die anderen Fremdsprachen. Was bringt einem Englisch oder Spanisch, um in die USA oder nach Südamerika zu fliegen. Die Sprache muss man können, man wird sie aber nicht unterrichten.


    Seine Fächerwahl darauf auszurichten, irgendwann "im Ausland" zu leben, ist nicht so sinnvoll.
    Um konkretere Antworten zu erhalten, wäre eine Angabe von möglichen Zielländern hilfreich.

  • in die Schweiz gegangen ist. [...] die Bezahlung ist sehr gut.
    Ich habe vor dem Referendariat ein Jahr in einem osteuropäischen Land gearbeitet. Die Bezahlung der Lehrer ist dort mau, [...]Das ist in vielen Ländern so und das solltest du bedenken.

    Ich glaube auch, dass es jenseits der Schweiz kein Land gibt, wo man als Lehrer verhältnismäßig soviel verdient wie in Deutschland.

  • Wenn du nicht für einen Hungerlohn im Ausland arbeiten willst, ist nur Auslandsschuldienst oder Bundesprogrammlehrkraft attraktiv. Oder gleich die Festanstellung in einem Land, das seine Lehrer einigermaßen adäquat bezahlt (z.B. die Schweiz). Alles andere ist finanzieller Harakiri. "Ausland" mag spannend klingen, aber langfristig wirst du mit einer miesen Bezahlung keine Familie gründen können und keine Alterversorgung aufbauen können. Oder willst du dir einen Zweitjob suchen müssen, um wie ein Tagelöhner einigermaßen über die Runden zu kommen? Und willst du dann mit 65 Jahren nach Deutschland zurück und Hartz 4 beantragen?


    chili: Luxemburg zahlt auch sehr gut und ich meine auch Südkorea und Japan. In den USA hängt es sehr davon ab, wo man unterrichtet (Bundessstaat und Schulbezirk).


    Gruß !

  • Michael: Stimmt, Asien habe ich nie im Blick.


    @TS: solltest du (wirklich) gut in Englisch sein: Asien will dich. Sorry für den absolut undifferenzierten Spruch, aber so erschien es mir beim Reisen. Ich habe ein Jahr in Neuseeland gelebt und dort nicht nur viele Japaner in meinem Englischkurs kennengelernt, die nach 6 Monaten Sprachkurs gerade die B2-Prüfung gemacht hatten, in Japan aber schon seit Jahren Englischlehrer waren!!, sondern auch sehr viele Engländer und Skandinaven (die halt mit ihrem Englisch so gut wie Muttersprachler sind), die irgendwelche Verträge in Japan, Thailand, Vietnam bekommen hatten, um dort Englisch zu unterrichten. Thailand und Vietnam waren ja zur persönlichen Entwicklung und Reisen, Japan waren reale Jobs. Gut, dort spielst du nur lebende Kassette und machst nur Aussprache, aber ein Job ist ein Job...

  • Wenn du nicht für einen Hungerlohn im Ausland arbeiten willst, ist nur Auslandsschuldienst oder Bundesprogrammlehrkraft attraktiv. Oder gleich die Festanstellung in einem Land, das seine Lehrer einigermaßen adäquat bezahlt (z.B. die Schweiz). Alles andere ist finanzieller Harakiri.

    Sprichst du da aus eigener Erfahrung? Ich arbeite zurzeit an einer internationalen Schule, nicht im Auslandsschuldienst, und werde sehr gut bezahlt. Neben dem Gehalt gibt es außerdem einen Mietzuschuss (der meine Miete komplett abdeckt), einmal pro Jahr einen Hin- und Rückflug, eine weltweit gültige Krankenversicherung und bezahlte Fortbildungen. Dies ist auch keine Ausnahme, sondern die Regel an IB-Schulen.

  • Benötigt man Deutsch als Fach oder würde es ausreichen DaZ-Scheine zu haben, wenn man z.B. an einer internationalen Schule arbeiten möchte? Oder geht DaZ nur als Germanistikstudent?

    Das kommt drauf an, was die jeweilige Schule möchte. Es werden nicht nur Sprachlehrer gesucht. Wie gesagt, wenn dein Englisch wirklich gut ist, kannst du dich an internationalen Schulen auch für andere Fächer bewerben.
    Ich selber bin Sonderpädagogin, somit gewohnt alles im Grundschulbereich zu unterrichten, und habe außerdem eine DaZ-Ausbildung und entsprechende Unterrichtserfahrung. Im Moment unterrichte ich Deutsch auf muttersprachlichem Niveau, also an deutsche und schweizer Schüler. Da würde nur DaZ natürlich nicht reichen.
    Jobs findet man u.a. hier: http://www.cois.org/page.cfm?p=2475
    Normalerweise werden mindestens zwei Jahre Unterrichtserfahrung vorausgesetzt und eine Fortbildung im PYP oder MYP (dem Unterrichtskonzept der IB-Schulen) ist auf jeden Fall hilfreich. Diese kann man auch online machen: http://www.ibo.org/professiona…ind-events-and-workshops/

  • Diese IB-Schulen sehen wirklich interessant aus. Was sind denn die Zugangsvoraussetzungen, um an solchen Schulen Lehrer zu werden? Bzw. wie sind denn die Chancen einen Job zu bekommen im Vergleich zu normalen Schulen?


    Mein Englisch ist eigentlich ganz gut. Muss man die Kenntnisse auf bestimmte Art nachweisen? Habe jetzt nur ein UNIcert Prüfung abgelegt. Laut deren Seite wird nur verlangt Englisch fließend sprechen/schreiben zu können.

  • Ich arbeite zurzeit an einer internationalen Schule, nicht im Auslandsschuldienst, und werde sehr gut bezahlt.

    Das finde ich interessant:
    Wie ist denn dein Status? Bist du als Beamter in deinem Bundesland beurlaubt - mit Sonderurlaubstatus, der es dir erlaubt, einer beruflichen Tätigkeit nachzugehen? Abgeordnet wohl eher nicht.
    Wie hast du das denn mit den Pensions-/Rentenrücklagen geregelt? Und wie lange kannst du an der IB-Schule bleiben - also gibt es da auch zeitliche Begrenzungen, wie im Auslandsschuldienst (evtl. auch durch dein Bundesland auferleg)?
    Spannende Sache!

  • Wie ist denn dein Status?

    Ich war nicht verbeamtet und bin an keine Aufenthaltsdauer im Ausland o.ä. gebunden. Die Verträge hier sind immer zeitlich befristet, meistens zwei Jahre. Danach kann man sich entscheiden, ob man woanders hingeht oder verlängert (wenn die Schule einverstanden ist).

    Muss man die Kenntnisse auf bestimmte Art nachweisen?

    Das legt jede Schule selber fest (in manchen Ländern gibt es auch Visa-Bestimmungen, die diesbezüglich eingehalten werden müssen). Wenn man mit Muttersprachlern um die Stelle konkurriert, ist es sicherlich gut, wenn man ein entsprechendes Zertifikat hat, z.B. Englisch auf C1-Niveau. Danach bin ich allerdings nicht nach gefragt worden, da ich ja Deutsch unterrichte. Und dass ich mich genügend auf Englisch unterhalten kann, um mit den Kollegen zusammenzuarbeiten, wurde dann ja im Vorstellungsgespräch deutlich.

    Was sind denn die Zugangsvoraussetzungen, um an solchen Schulen Lehrer zu werden? Bzw. wie sind denn die Chancen einen Job zu bekommen im Vergleich zu normalen Schulen?

    Das kann ich so allgemein nicht sagen. Das hängt sicherlich vom Fach und vom gewünschten Land ab. Voraussetzung ist mindestens Bachelor-Abschluss und ein teacher certificate. Da es diesen Ausbildungsweg in Deutschland so nicht gibt, bleibt normalerweise nur Studium + Ref.
    IB-Schulen gibt es übrigens auch in Deutschland. Wenn es dich interessiert, kannst du dort ja vielleicht mal einen Tag hospitieren.

  • Ich arbeite seit 5 Jahren als Ortslehrkraft im Ausland (auch eine IB Schule) und finde nicht, dass es "finanzieller Selbstmord" ist, zumindest nicht als Grundschullehrerin. Außerdem ist das wohl wirklich eine eher persönliche Sache, ob man sich niederlassen will mit Haus und Familie etc oder ob man sein Leben nicht an einen Ort für immer binden möchte. :)
    Als Ortslehrkraft hast du sozusagen die freie Wahl, in welches Land du gehen willst. Als ADLK oder BPLK wirst du zugeteilt und kannst zwar ablehnen, wenn dir ein Land nicht zusagt, aber wenn du das ein paar Mal machst bist du sozusagen raus. (Man korrigiere mich wenn ich falsch liege, aber so habe ich das mal vor 6 Jahren erklärt bekommen). Außerdem sind die ADLK/BPLK Stellen zeitlich begrenzt, die Verträge für Ortslehrkräfte sind zwar auch auf meist 2 Jahre ausgelegt aber wenn du nochmal 2 Jahre dranhängen willst (und nochmal, und nochmal...) ist das eigentlich kein Problem, da die meisten Auslandsschulen nicht gerade mit Anfragen überschüttet werden und es für die Schule durchaus besser ist, wenn Lehrer länger als nur wenige Jahre bleiben.
    Die Frage ob Grundschule oder Sek II ist natürlich von Schule zu Schule und Jahr zu Jahr verschieden. Wir werden zum nächsten Jahr vermutlich zwei Grundschulstellen frei haben (und eine davon sogar mit Sport ;) ) Es lässt sich also wirklich nicht pauschal sagen, was gesucht wird und was nicht.

  • In Frankreich hast du damit das Recht, das dortige Staatsexamen abzulegen (wo du höchstwahrscheinlich durchfällst, aber das Recht hast du).

    "Was Franzosen können, können nur Franzosen"? Oder wie ist das zu verstehen? Ganz ernstgemeinte Frage!

  • Ich arbeite seit 5 Jahren als Ortslehrkraft im Ausland (auch eine IB Schule) und finde nicht, dass es "finanzieller Selbstmord" ist, zumindest nicht als Grundschullehrerin.

    Und was machst du, wenn dein Zeitvertrag einmal nicht verlängert wird? Weiterziehen wie ein Tagelöhner? Oder zurück nach Deutschland und dann darauf hoffen doch irgendwo noch eine Stelle zu bekommen? Und wie alt bist du dann?


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

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