Grundschule: Aufwand/Gehalt-Verhältnis angemessen?

  • Zum Thema "Ist die Bezahlung fair?":


    Wie viel jemand verdient hängt in unserer Gesellschaft nicht von der Ausbildung oder der zu tragenden Verantwortung ab, sondern davon wie ersetzbar der einzelne Arbeiter ist.


    Das einzige Kriterium für die Höhe eines Lohns ist: "gibt's jemand, der die gewünschte Leistung billiger macht?"

  • Zum Thema "Ist die Bezahlung fair?":


    Wie viel jemand verdient hängt in unserer Gesellschaft nicht von der Ausbildung oder der zu tragenden Verantwortung ab, sondern davon wie ersetzbar der einzelne Arbeiter ist.

    Das sieht die Einteilung der Besoldungsstufen und Entgeltstufen aber etwas anders ;)

    • Offizieller Beitrag

    Die Bezahlung im ÖD ist der beste Gegenbeleg für die These von Morse.
    Egal ob Lehrerschwemme oder -mangel - die Bezahlung ist - Besoldungserhöhungen oder Beihilfekürzungen ausgenommen - davon stets unberührt geblieben. Sonst müsste man bei NaWi-Lehrern locker ein paar Hunderter drauflegen und bei den Geisteswissenschaftlern drastisch abziehen.


    Wenn es auf dem Grundschulmarkt irgendwann nur noch Affen gibt oder Idealisten, die die Preise verderben, dann ist das der traurige Kulminationspunkt dieser Entwicklung. Von den Hunderten an Kandidaten, die für den Posten eines Grundschulleiters Schlange stehen, will ich gar nicht erst anfangen...


  • D.h. von diesen 1800 Stunden pro Jahr ziehe ich erst einmal ALLE Tätigkeiten ab, die ZWINGEND mit dem Unterrichten verbunden sind: ...


    Die Zeit, die dann noch übrig bleibt, die kann man dann für die "Extra-Wünsche" des Dienstherrn oder der Schulleitung aufwenden. Sind die 1800 Jahresstunden voll, ist Schicht im Schacht.

    Wahnsinn. Das rechnest du wirklich aus? Du weißt, wann z.B. die Stunde 697 erreicht ist? Finde ich ehrlich erstaunlich. Ich könnte nicht mal die durchschnittliche Wochenarbeitszeit angeben.


    Ich finde aber die gezählten Stunden auch nicht entscheidend für meine Energiebilanz. Es gibt ja durchaus Tätigkeiten, die Spaß machen, sonst hätte ich den Beruf nicht ergriffen.
    Als extrem nervenzerrend empfinde ich die konkreten Arbeitsbedingungen an meinem Arbeitsplatz und die hängen vielleicht weniger von der Schulform, als vor allem vom Schulleiter ab :neenee:


    @TE: frag dein Bauchgefühl, wo du in Zukunft arbeiten möchtest. Wenn du wirklich Bock auf Grundschule hast, wird sich alles irgendwie regeln. Wenn du aber sowieso hin- und hergrübelst: das Gehalt/ die Ferien allein machen dich sicher nicht zufieden!

  • Zum Thema Bezahlung würde ich, auch wenn ich nicht exakt einschätzen kann, wie viel ein Grundschullehrer/in mehr/weniger als ein Gymnasiallehrer/in arbeiten muss sagen, dass eine gleiche Bezahlung durchaus gerechtfertigt wäre, da es sich maximal um andere Anforderungen handelt, nicht aber um schwierigere oder leichtere Inhalte.

    Sieh dir an, was Richter, Piloten, Fluglotsen, manche Ärzte, Politiker, etc. verdienen. Da sehe ich Lehrer in durchaus ähnlicher Verantwortung... Nur dass wir die Hälfte oder ein Drittel verdienen.

    Dazu muss ich als Seiteneinsteiger an dieser Stelle aber nochmal etwas sagen, da mir bei solchen Äußerungen (vornehmlich von Lehrern geäußert) echt anders wird:


    Wenn sich diejenigen einmal ansehen würden, wie viel (wenig) z.B. ein promovierter Naturwissenschaftler teilweise heutzutage verdient: Ein bekannter von mir hat für 50 000€ Jahresbrutto in München(!) angefangen, wohlgemerkt sehr gute Promotion, da es sonst einfach keine freien Stellen gab. Vielleicht einfach mal etwas mit dem "Fachkräftemangel" auseinandersetzen und was wirklich dahintersteckt um zu sehen, was das in den letzten paar Jahren mit den Gehältern gemacht hat.


    Ich will gar nicht sagen, dass man nicht auch viel als promovierter Ingenieur/Naturwissenschaftler verdienen KANN, aber das ist eben mitlerweile eher die Ausnahme als die Regel.


    Von den wisseschaftlichen Mitarbeitern an der Uni mit E13, die andauernd auf Dienstreise rund um die Welt müssen (Konferenzen!) will ich gar nicht erst anfangen..


    Und wenn man sich wie im Zitat oben mit solchen Berufsgruppen vergleicht und sich zu Höherem berufen fühlt, so ist für einen so qualifizierten Lehrer locker A14 - A15 drin.
    Mit meinen Äußerungen beziehe ich mich übrigens auf die A13 eines Gym/Berufsschullehrers, das Gehalt angestellter Lehrer finde ich tatsächlich auch daneben, genauso wie die Schlechterbezahlung von nicht Gym/Berufsschullehrern!


    Was ich in meiner bisher zugegeben kurzen Zeit an der Schule erlebt habe ist, dass Lehrer ein toller Job ist und wirklich viel Spaß macht, sofern man sich auf die Schüler einlässt. Bei strukturierter Arbeitsweise und guter Dokumentation der erstellten Materialien zeichnet sich schon jetzt für mich ab, wie viel weniger es in ein paar Jahren an Vorbereitung sein wird. Davon kann eine Führungskraft in der Wirtschaft nur träumen..

  • Ich hab ein wenig gegoogelt und gesehen, dass man in Berlin die Absicht hat angestellte Grundschullehrer in dieselbe Gruppe einzustufen wie Gymnasiallehrer. Ist wahrscheinlich alles wegen den Wahlen, abar könnte das einen Dominoeffekt auslösen? Oder ist Berlin etwas besonderes, dass man es sich dort leisten kann?

  • Nur weil andere Berufsgruppen auch nicht angemessen bezahlt werden, muss ich mir lang nicht auf die Fahne schreiben, dass ich angemessen bezahlt würde.


    Mal ein kleines Rechenbeispiel: Wenn ich mal mein Gehalt auf die (Zeit-)Stunde umlege, sind das 20€/Stunde. Die über die "normalen" Urlaubstage hinausgehenden Ferientage sind rausgerechnet.


    In der Oberstufe und im Studium hatte ich diverse Neben- und/oder Ferienjobs, bei denen ich (natürlich nicht bei allen, aber teilweise schon) 13,50€/Stunde verdiente. Wohlgemerkt für vollkommen unqualifizierte Arbeit, die man ohne Ausbildung mit einem Hauptschulabschluss erledigen kann.


    So, jetzt verdiene ich heute, als fertig ausgebildete Lehrkraft 6,50€/Stunde mehr. *ironieon* Wow! *ironieoff*


    Dafür, dass ich Lehrerin werden konnte, habe ich eine um ca. 10 Jahre längere Ausbildungszeit in Kauf genommen. Denn für ein Lehramtsstudium benötigt man ja gemeinhin Abitur. Das sind dann schonmal +4 Jahre. Danach kommt ein Studium. Regelstudienzeit 9 Semester, also +4,5 Jahre. Dann das Referendariat mit 1,5 Jahren. Insgesamt 10 Jahre mehr.


    In diesen 10 Jahren hat der unqualifizierte Arbeiter mit 13,50€/Stunde bereits gut 250.000€ verdient. Die knapp 15.000€, die ich hier unterschlagen habe, lassen wir mal außen vor, schließlich verdient man ja im Ref auch was.


    Aber gut, ich habe ja immerhin 6,50€/Stunde mehr. Da muss ich aber knappe 20 Jahre arbeiten, damit ich erstmal mit dem unqualifizierten Arbeiter gleichziehe. D.h. ich verbringe die Hälfte meiner kompletten Lebensarbeitszeit damit.


    Aber immerhin habe ich dann am Ende meines Arbeitslebens, 250.000€ mehr als der unqualifizierte Arbeiter. Reicht zumindest für eine kleine 2-Zimmer-Wohnung als Altersruhesitz...


    Nein, schlecht verdienen tun wir sicher nicht. Aber das Gehalt ist unserem Job definitiv nicht angemessen. Man schlug hier vor, dann eine A14/A15-Stelle anzustreben. Ja, kann man machen. Bekommt man 300€ mehr pro Monat. Das ist dann noch weniger angemessen für die umfangreichen Aufgaben, die dazu kommen.

  • Gerri,
    Wie die Verdienstentwicklungen sein werden, kann hier keiner sagen. Wenn Verdienst und Freizeit deine wichtigsten Entscheidungskriterien sind, solltest du nicht Lehrer werden, egal in welcher Schulform.
    Ich denke, es wurde von vielen Seiten beleuchtet und es gibt sehr gute Beiträge und Antworten hier.
    Kaffeelesen kann hier niemand und daher wird dir die Entscheidung hier niemand erschöpfend abnehmen können. Sorry, aber dein letzter Beitrag ...

  • Nur weil andere Berufsgruppen auch nicht angemessen bezahlt werden, muss ich mir lang nicht auf die Fahne schreiben, dass ich angemessen bezahlt würde.

    Da stimme ich dir zu, aber bist du wirklich der Ansicht, das Lehrer relativ weit oben auf der Liste der "Nicht Gutverdiener" rangieren.. das zweifle ich doch stark an

    In der Oberstufe und im Studium hatte ich diverse Neben- und/oder Ferienjobs, bei denen ich (natürlich nicht bei allen, aber teilweise schon) 13,50€/Stunde verdiente. Wohlgemerkt für vollkommen unqualifizierte Arbeit, die man ohne Ausbildung mit einem Hauptschulabschluss erledigen kann.

    Herzlichen Glückwunsch, ich habe für 5,50€ die Stunde im dörflichen Getränkemarkt Kisten geschleppt. Schön, wenn du einen so gut bezahlten Job bekommen hast, nur das ist sicherlich nicht die Regel!

    So, jetzt verdiene ich heute, als fertig ausgebildete Lehrkraft 6,50€/Stunde mehr. *ironieon* Wow! *ironieoff*

    6,50€*160 Stunden macht 1040€ mehr im Monat, findest du nicht, dass das eine enorme Summe ist?

    In diesen 10 Jahren hat der unqualifizierte Arbeiter mit 13,50€/Stunde bereits gut 250.000€ verdient. Die knapp 15.000€, die ich hier unterschlagen habe, lassen wir mal außen vor, schließlich verdient man ja im Ref auch was.

    Aber auch nur wenn er 13,50/Stunde bekommt, ich würde hier eher mal mit 8,50€ Mindestlohn rechnen. Das die Bezahlung im Ref nicht fair ist sehe ich auch so.

    Aber immerhin habe ich dann am Ende meines Arbeitslebens, 250.000€ mehr als der unqualifizierte Arbeiter. Reicht zumindest für eine kleine 2-Zimmer-Wohnung als Altersruhesitz...

    Eine Summe von 250.000€ so herunterzuspielen finde ich schon echt ignorant, sorry..
    Den Vorteil der Unkündbarkeit und die Pension lassen wir auch einfach mal unter den Tisch fallen.

    Nein, schlecht verdienen tun wir sicher nicht. Aber das Gehalt ist unserem Job definitiv nicht angemessen. Man schlug hier vor, dann eine A14/A15-Stelle anzustreben. Ja, kann man machen. Bekommt man 300€ mehr pro Monat. Das ist dann noch weniger angemessen für die umfangreichen Aufgaben, die dazu kommen.

    Also du sagst, dass wir nicht schlecht verdienen aber willst immer noch mehr? Mit welcher Rechtfertigung forderst du das denn ein?
    300€ mehr im Monat läppert sich übrigens ganz geheuerlich! Dass man dann für das Mehr an Geld auch noch mehr/umfangreichere Aufgaben übernehmen muss scheint dich widerum zu stören, eine seltsame Einstellung. Das widerstpricht so ziemlich meinem Begriff von "Leistung"


    Und in Bezug auf die lange Ausbildung und ein ach so schweres Studium an der Uni: Ich habe nicht auf Lehramt studiert (sondern "nur" Physik), hatte aber in einige Kursen Lehrämtler sitzen und was ich da erleben musste war einfach nur peinlich. Meiner Beobachtung nach haben die Leistungsschwächsten auf Lehramt studiert, tut mir leid, dass ich das so offen ausspreche, aber das ist auch allen anderen aufgefallen. Warum gerade diese Leute mehr Geld bekommen sollen erschließt sich mir nicht.


    Versteht mich bitte nicht falsch, ich denke, dass der Großteil der Lehrer einen guten Job macht, nur ist die Selbstwahrnehmung und die Einordnung der eigenen Qualifikation bei einigen Lehrern wirklich hanebüchen.


    Bevor Lehrer mehr verdienen sollten in diesem Land endlich einmal Altenpfleger, Handwerker etc ein faires Gehalt und faire Arbeitsbedinungen bekommen!

  • Der Lehrerberuf verändert sich in den letzten 5 Jahren sehr massiv und auch mit großer Geschwindigkeit, zumindest empfinde ich das so.


    Das bedeutet, dass der Trend (nicht nur in NRW) überall zur Ganztagsschule geht, übrigens ist das sogar bei den BS zu beobachten.
    Darüber hinaus ist der Lehrer immer weniger ein Einzelkämpfer, Kooperation ist verlangt und schlägt sich als z.B. Präsenzzeit auch nieder. Das wird sich im Rahmen der Schulentwicklung m.E. noch verstärken.
    Hinzu kommen Aufgaben wie Inklusion und innere Differenzierung, die sich an allen Schularten durchsetzen werden (ich wage aber nicht zu sagen, wie lange es dauert, bis die Gegenbewegung kommt.) Für den Lehrer bedeutet individuelles Arbeiten der Schüler einfach Mehrarbeit - man hat eben nicht mehr nur ein Arbeitsblatt für alle dabei, sondern (minimal) drei verschiedene Aufgaben, das Blatt zu bearbeiten. Im Idealfall ist man natürlich mit Einsatzwagen mit allem Klimbim von Klasse zu Klasse unterwegs.


    Individualisierung und eine kritische Elternschaft sorgen dafür, dass wir in der Notengebung verstärkt begründen müssen. Von der auf dem Diktat prangenden 5 ohne Kommentar zu einer modernen Aufsatzbeurteilung mit Einschätzung der Einzelkompetenzen selbst mit einem Kompetenzraster ist es ein langer Weg gewesen. Auch hier sorgt die Individualisierung (Gemschule in Bawü!) dafür, dass auch ganz individuell beurteilt werden muss, z.B. auf wöchentlichen Elternmitteilungen.
    Ein Riesenaufwand im Vergleich zu vorher.
    Ich bin mir sicher, dass die Spitze des Eisbergs noch nicht erreicht ist.


    Darüber hinaus müssen die Schulen sich als Organisation weiterentwickeln - und das machen die SL nicht allein. Hier sind die Lehrkräfte gefragt, alles Mögliche und Unmögliche rund um den eigentlichen Unterricht zu leisten. Auch hier habe ich nicht den Eindruck, dass die Belastung gerade sinkt.


    Insgesamt kann man einem "Anfänger" (auch einem mit Berufserfahrung) eigentlich nur sagen, dass das Lehrerdasein immer mehr auf einen 7to5-Job hinausläuft - in allen Schularten. Mit allen sozialen Belastungen gekoppelt, die das Arbeitsleben im Laufe eines Lehrerlebens mitbringt, kann ich den Job nur dem empfehlen, der für ihn brennt und dem er (meistens) leichtfällt.
    Wer ihn macht, weil er keine Alternativen hat, und ihn ungern macht, wird nicht glücklich.

  • Eine Summe von 250.000€ so herunterzuspielen finde ich schon echt ignorant, sorry..

    In Anbetracht der Tatsache, dass das mein Zugewinn gegenüber einem unqualifizierten Arbeiter ist, finde ich das schon sehr sehr schwach. Das ist ja das, was ich im Endeffekt nach meiner kompletten Lebensarbeitszeit mehr habe. Und ja, das finde ich schwach.

    Also du sagst, dass wir nicht schlecht verdienen aber willst immer noch mehr? Mit welcher Rechtfertigung forderst du das denn ein?

    Das schrieb ich schon. Lange Ausbildungszeit, große Verantwortung, der Job an sich ist sehr fordernd. Es ist ja erwiesen, dass es im Lehrberuf mit die höchste Burnout-Rate gibt. Das kommt nicht von ungefähr.

    Dass man dann für das Mehr an Geld auch noch mehr/umfangreichere Aufgaben übernehmen muss scheint dich widerum zu stören, eine seltsame Einstellung. Das widerstpricht so ziemlich meinem Begriff von "Leistung"

    Diese zusätzlichen Aufgaben stehen aber in keiner Relation zu dem Mehr an Gehalt. Die A15-Kollegen in der Schulleitung kommen um 7.30 Uhr und gehen um 17.30 Uhr. Es fällt ein Großteil der Ferien weg. Am Wochenende trotzdem noch Korrekturen, etc. da man ja noch ein halbes Deputat unterrichtet. Und dafür nur schlappe 300€ mehr?

    Meiner Beobachtung nach haben die Leistungsschwächsten auf Lehramt studiert, tut mir leid, dass ich das so offen ausspreche, aber das ist auch allen anderen aufgefallen.

    Kann ich nicht bestätigen. Ich habe ausnahmslos alles im oberen 1,-Bereich abgeschlossen. Genauso wie viele meiner ehemaligen Mitstudenten, die heute Lehrer sind.

    Versteht mich bitte nicht falsch, ich denke, dass der Großteil der Lehrer einen guten Job macht, nur ist die Selbstwahrnehmung und die Einordnung der eigenen Qualifikation bei einigen Lehrern wirklich hanebüchen.

    Solange Leute aus der eigenen Zunft so denken und ihre Arbeit so wenig wertschätzen, wird sich leider nichts am Ansehen des Lehrers (und auch nicht am Gehalt) ändern.

    Bevor Lehrer mehr verdienen sollten in diesem Land endlich einmal Altenpfleger, Handwerker etc ein faires Gehalt und faire Arbeitsbedinungen bekommen!

    Und wieso genau sollten diese Berufsgruppen vor uns dran sein? Ohne uns könnte niemand eine Ausbildung zum Handwerker, Altenpfleger, etc. machen.

  • Ich hab ein wenig gegoogelt und gesehen, dass man in Berlin die Absicht hat angestellte Grundschullehrer in dieselbe Gruppe einzustufen wie Gymnasiallehrer. Ist wahrscheinlich alles wegen den Wahlen, abar könnte das einen Dominoeffekt auslösen? Oder ist Berlin etwas besonderes, dass man es sich dort leisten kann?

    Das habe ich dir bereits auf Seite 1 mitgeteilt und auch, dass dies in noch mehr Bundesländern gefordert wird ;)

  • In Anbetracht der Tatsache, dass das mein Zugewinn gegenüber einem unqualifizierten Arbeiter ist, finde ich das schon sehr sehr schwach. Das ist ja das, was ich im Endeffekt nach meiner kompletten Lebensarbeitszeit mehr habe. Und ja, das finde ich schwach.

    In Anbetracht dessen, dass du, da du nicht mit dem Mindestlohn gerechnet hast und auch nicht die Pension mit einbeziehst, locker nochmal 300.000 - 400.00€ draufrechnen kannst ist das eine enorme Summe!

    Das schrieb ich schon. Lange Ausbildungszeit, große Verantwortung, der Job an sich ist sehr fordernd. Es ist ja erwiesen, dass es im Lehrberuf mit die höchste Burnout-Rate gibt. Das kommt nicht von ungefähr.

    Lange Ausbildungszeit okay, haben aber viele andere Berufe auch. Sogar Handwerksgesellen + Meisterausbildung + Fortbildungen kommen teilweise auf solche Ausbildungszeiten. Und da zahlt der Staat die Ausbildung nicht.
    Das mit der Burnout-Rate stimmt, allerdings glaube ich nicht, dass das grundlegend daran liegt wie anstrengend der Job ist, sondern am "Klientel" das Lehrer wird. Wie viele Studenten einfach sagen "Ich weiß nicht was ich studieren sollte, deshalb studiere ich jetzt auf Lehramt". Das KANN niemals zu beruflicher Zufriedenheit führen. Ich kann das jetzt persönlich nur aus der Sicht eines Physikstudenten/Physikers sehen, aber mir ist nie jemand untergekommen, der "einfach mal so" Physik studiert. Die Leute, die sich in Physik einschreiben um das Semesterticket zu bekommen natürlich ausgenommen.

    Diese zusätzlichen Aufgaben stehen aber in keiner Relation zu dem Mehr an Gehalt. Die A15-Kollegen in der Schulleitung kommen um 7.30 Uhr und gehen um 17.30 Uhr. Es fällt ein Großteil der Ferien weg. Am Wochenende trotzdem noch Korrekturen, etc. da man ja noch ein halbes Deputat unterrichtet. Und dafür nur schlappe 300€ mehr?

    Die von dir genannten Arbeitszeiten wären in jedem Job in der Wirtschaft Traumarbeitszeiten. A15 ist, wenn man es korrekt hochrechnet (und nicht einfach nur das Jahresbrutto mit dem eines Angestellten vergleicht) auch gar nicht mehr so weit weg von einer mittleren Führungskraft (aber sicherlich weniger, da gebe ich dir recht).

    Kann ich nicht bestätigen. Ich habe ausnahmslos alles im oberen 1,-Bereich abgeschlossen. Genauso wie viele meiner ehemaligen Mitstudenten, die heute Lehrer sind.

    Ach Noten an der Uni sind doch Schall und Rauch. Mir gehts um fachliche Qualifikation: wie werden (in meinem Fall) physikalische Probleme angegangen, strukturiert und bearbeitet. Wie sehr hat jemand das "verstanden" von dem er da redet. Außer sinnlosem Auswendiglernen war da leider bei den meisten nicht viel..

    Solange Leute aus der eigenen Zunft so denken und ihre Arbeit so wenig wertschätzen, wird sich leider nichts am Ansehen des Lehrers (und auch nicht am Gehalt) ändern.

    Andersherum wird doch ein Schuh draus: Solange Lehrer bei diesen Vorzügen auch noch andauernd rumheulen wie wenig sie verdienen,wird sich nichts am Ansehen der Lehrer ändern.

    Und wieso genau sollten diese Berufsgruppen vor uns dran sein? Ohne uns könnte niemand eine Ausbildung zum Handwerker, Altenpfleger, etc. machen.

    Weil z.B. Altenpfleger einen mindestens genauso wichtigen Beitrag zur Gesellschaft leisten wie Lehrer, bei einem Bruchteil des Gehalts und fast keiner beruflichen Sicherheit.
    Die Aussage, dass niemand ohne "uns" überhaupt eine Ausbildung machen kann stimmt natürlich auf dem Papier (ohne Berufsschule kein Berufsabschluss), aber wenn man mal ehrlich ist: Wie viel Leute sind halt einfach nicht für die Schule gemacht aber blühen im Betrieb total auf? Ich kenne davon enorm viele! Deshalb sollte man seinen eigenen Beitrag dazu nicht überschätzen (aber natürlich auch nicht unterschätzen, wenn man Schülern zum erfolgreichen Abschluss verhilft!)

  • In Anbetracht dessen, dass du, da du nicht mit dem Mindestlohn gerechnet hast und auch nicht die Pension mit einbeziehst, locker nochmal 300.000 - 400.00€ draufrechnen kannst ist das eine enorme Summe!

    Mein Papa hat einen Hauptschulabschluss und originär Feinblechner gelernt. Er ist vor Kurzem in Rente gegangen. Weil er nun Zeit hat, hat er nun mal ausgerechnet, was er in seinem gesamten Berufsleben (nach beruflichem Aufstieg, etc.) verdient hat. An diese Summe werde ich in meinem gesamten Berufsleben niemals rankommen. Und ich habe Abitur und ein erstes und zweites Staatsexamen. Die Pension, nun ja, werden wir sehen, wie viel Pension wir noch bekommen, wenn wir soweit sind... Sicher nicht 70 irgendwas Prozent vom letzten Brutto.

    Wie viele Studenten einfach sagen "Ich weiß nicht was ich studieren sollte, deshalb studiere ich jetzt auf Lehramt". Das KANN niemals zu beruflicher Zufriedenheit führen.

    Aber das sind doch nicht die, die Burnout bekommen. Lehrer von dieser Sorte reißen sich doch für den Beruf kein Bein aus. Sie kommen um 7.44 Uhr, gehen um 12.51 Uhr. An Elternabenden, Infotagen, etc. ist man halt "krank". Der Unterricht wird größtenteils nach dem Modell "Türschwellendidaktik" vorbereitet. Im Ref saß ich bei einem Kollegen hinten drinnen, der hat seine 13er die ganze Stunde einen Text aus dem Lehrbuch übersetzen lassen. Das ist natürlich locker...


    Nein, Burnout bekommen die Kollegen, die für ihren Beruf brennen. Die begeistert sind von ihrem Fach, die immens viel Energie reinstecken, sich für Schüler, Kollegen, etc. einsetzen. Und dann eben irgendwann ausgebrannt sind. Bei einem Kollegen, der mit mir im Ref war, sehe ich das heute schon kommen. Heute saß er mit Grippe im Lehrerzimmer. "Aber er kann doch nicht krank machen. Die armen Schüler. Im November Prüfung. Etc. pp."

    Solange Lehrer bei diesen Vorzügen auch noch andauernd rumheulen wie wenig sie verdienen,wird sich nichts am Ansehen der Lehrer ändern.

    Was für Vorzüge? Ich würde meinen Beamtenstatus sofort hergeben, wenn ich dafür vernünftige Aufstiegschancen hätte und mir durch LEISTUNG langsam aber sicher ein entsprechendes Gehalt erarbeiten könnte. Der Mann von meiner Patentante hätte mich liebend gerne in seinem Unternehmen untergebracht. Da würde ich mittlerweile das Dreifache von dem was ich jetzt habe verdienen. Aber Lehrerin war eben mein Traumberuf und da verzichtet man eben darauf. Was nicht heißt, dass ich es fleißig nickend akzeptiere, wenn jemand sagt, dass wir "viel zu viel" verdienen. Es gibt genug "Abnicker" in unserem Job. Leider.

  • In Anbetracht dessen, dass du, da du nicht mit dem Mindestlohn gerechnet hast und auch nicht die Pension mit einbeziehst, locker nochmal 300.000 - 400.00€ draufrechnen kannst ist das eine enorme Summe!

    Die zumindest in Bayern übliche Regelbeförderung auf A14 und das Weihnachtsgeld sollte man nicht vergessen.


    Die von dir genannten Arbeitszeiten wären in jedem Job in der Wirtschaft Traumarbeitszeiten. A15 ist, wenn man es korrekt hochrechnet (und nicht einfach nur das Jahresbrutto mit dem eines Angestellten vergleicht) auch gar nicht mehr so weit weg von einer mittleren Führungskraft (aber sicherlich weniger, da gebe ich dir recht)...

    Es gibt auch Funktionsstellen außerhalb der Schulleitung mit weniger Arbeitsaufwand.

  • Da wir Angestellte bzw. Beamte der Länder sind, müsstet ihr euren Verdienst eigentlich mit Richtern und Polizisten vergleichen, nicht mit Führungskräften und Frisören. Und da gehts eben nach Ausbildung und Alter.
    A13 kriegen auch Korvettenkapitänin, Stabsarzt und Polizeirat, A11 die Polizeihauptkomissarin und der Seeoberkapitän...
    Weiß nicht, wer das ausklamüsert hat, aber da irgendwo kann man die Arbeit des Lehrers ansiedeln.


    Dies sagt eine, die deutlich weniger einstreicht, als ihre verbeamteten KollegInnen im Westen :shit:

  • Mein Papa hat einen Hauptschulabschluss und originär Feinblechner gelernt. Er ist vor Kurzem in Rente gegangen. Weil er nun Zeit hat, hat er nun mal ausgerechnet, was er in seinem gesamten Berufsleben (nach beruflichem Aufstieg, etc.) verdient hat. An diese Summe werde ich in meinem gesamten Berufsleben niemals rankommen. Und ich habe Abitur und ein erstes und zweites Staatsexamen. Die Pension, nun ja, werden wir sehen, wie viel Pension wir noch bekommen, wenn wir soweit sind... Sicher nicht 70 irgendwas Prozent vom letzten Brutto.

    Die Pension wird auch in Zukunft deutlich höher als die Rente ausfallen.


    Was für Vorzüge? Ich würde meinen Beamtenstatus sofort hergeben, wenn ich dafür vernünftige Aufstiegschancen hätte und mir durch LEISTUNG langsam aber sicher ein entsprechendes Gehalt erarbeiten könnte. Der Mann von meiner Patentante hätte mich liebend gerne in seinem Unternehmen untergebracht. Da würde ich mittlerweile das Dreifache von dem was ich jetzt habe verdienen. Aber Lehrerin war eben mein Traumberuf und da verzichtet man eben darauf. Was nicht heißt, dass ich es fleißig nickend akzeptiere, wenn jemand sagt, dass wir "viel zu viel" verdienen. Es gibt genug "Abnicker" in unserem Job. Leider.

    Ein Angestellter benötigt etwa 100.000 Euro brutto pro Jahr, um das gleiche Nettoeinkommen wie ein Gymnasialschulleiter zu erreichen. Los geht's.

  • @MrsPace ich weiß ja nicht, was du glaubst, was Angestellte verdienen, aber LehrerInnen sind da wirklich nicht schlecht aufgestellt.


    Meine Mutter bspw. verdient als Fachkraft (übringens auch mit StEx) mit 30+ Berufsjahren Erfahrung weniger als ich mit erstem Examen im Angestelltenverhältnis... mal abgesehen davon, dass mein Gehalt, egal ob ich das zweite Examen jetzt noch mache oder nicht, mit den Berufsjahren aufgrund der Erfahrungsstufe steigt.

  • Mein Papa hat einen Hauptschulabschluss und originär Feinblechner gelernt. Er ist vor Kurzem in Rente gegangen. Weil er nun Zeit hat, hat er nun mal ausgerechnet, was er in seinem gesamten Berufsleben (nach beruflichem Aufstieg, etc.) verdient hat. An diese Summe werde ich in meinem gesamten Berufsleben niemals rankommen. Und ich habe Abitur und ein erstes und zweites Staatsexamen. Die Pension, nun ja, werden wir sehen, wie viel Pension wir noch bekommen, wenn wir soweit sind... Sicher nicht 70 irgendwas Prozent vom letzten Brutto.

    Mein Vater hat auch einen Hauptschulabschluss und ist selbstständiger Handwerksmeister. Wenn ich sehe wie viel der arbeiten muss und wie er mit seinem gesamten Hab und Gut dafür einsteht bin ich einfach nur froh, so einen sicheren Job zu bekommen. Bedenke: Die Eltern, die uns als Lehrer den letzten Nerv rauben laufen auch in der freien Wildbahn rum und benötigen auch mal einen Handwerker, der hat dann genau den gleichen Ärger den wir in der Schule haben, da es die gleichen Leute sind


    Aber das sind doch nicht die, die Burnout bekommen. Lehrer von dieser Sorte reißen sich doch für den Beruf kein Bein aus. Sie kommen um 7.44 Uhr, gehen um 12.51 Uhr. An Elternabenden, Infotagen, etc. ist man halt "krank". Der Unterricht wird größtenteils nach dem Modell "Türschwellendidaktik" vorbereitet. Im Ref saß ich bei einem Kollegen hinten drinnen, der hat seine 13er die ganze Stunde einen Text aus dem Lehrbuch übersetzen lassen. Das ist natürlich locker...


    Nein, Burnout bekommen die Kollegen, die für ihren Beruf brennen. Die begeistert sind von ihrem Fach, die immens viel Energie reinstecken, sich für Schüler, Kollegen, etc. einsetzen. Und dann eben irgendwann ausgebrannt sind. Bei einem Kollegen, der mit mir im Ref war, sehe ich das heute schon kommen. Heute saß er mit Grippe im Lehrerzimmer. "Aber er kann doch nicht krank machen. Die armen Schüler. Im November Prüfung. Etc. pp."

    Das kann ich nicht beurteilen, was ich momentan nur merke: Mir macht es enorm viel Spaß Dinge vorzubereiten, auch wenn es dann einmal bis in die Nacht geht. Das tue ich zum Teil auch für mich, sicherlich könnte ich das Gleiche auch mit dem Buch erreichen aber ich möchte die Dinge eben perfekt haben. Momentan empfinde ich dies nicht als Belastung. Worauf man achten muss ist, dass soetwas nicht alles andere auffrisst, das führt zum Burnout. Dieses inlationärst ausgenudelte Argument "Burnout" kann man doch echt nicht mehr hören, denkst du wirklich, in anderen akademischen Berufen arbeitet man nur von 12 bis Mittag?

    Was für Vorzüge? Ich würde meinen Beamtenstatus sofort hergeben, wenn ich dafür vernünftige Aufstiegschancen hätte und mir durch LEISTUNG langsam aber sicher ein entsprechendes Gehalt erarbeiten könnte. Der Mann von meiner Patentante hätte mich liebend gerne in seinem Unternehmen untergebracht. Da würde ich mittlerweile das Dreifache von dem was ich jetzt habe verdienen. Aber Lehrerin war eben mein Traumberuf und da verzichtet man eben darauf. Was nicht heißt, dass ich es fleißig nickend akzeptiere, wenn jemand sagt, dass wir "viel zu viel" verdienen. Es gibt genug "Abnicker" in unserem Job. Leider.


    Ich will nochmal klarstellen, dass ich niemals behauptet habe, dass Lehrer zuviel verdienen! Und ich würde mich bestimmt nicht beschweren, wenn wir alle ab morgen A15 bekämen ;) Allerdings muss man eben auch manchmal realistisch sein und da finde ich, dass man mit A13 nun wirklich nicht am Hungertuch nagt. Wenn ich im Winter im Warmen stehe und von dort arbeiten kann (sei es nun von zuhause oder in der Schule) bin ich einfach nur dankbar, dass ich nicht draußen in der Kälte Steine kloppen muss. Und das bei wahrscheinlich dem dreifachen Gehalt eines Steinekloppers.
    Und solltest du MrsPace aus dem Fenster schauen und den Steineklopper wegen seiner tariflich geregelten 38,5h Woche beneiden würde ich dir dringend empfehlen auch Steine zu kloppen. Keine zwei Wochen und du machst lieber 50h / Woche bei dreifachem Gehalt und im Warmen, jede Wette ;)

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