Verwaltung statt Unterricht

  • Hallo,
    ich arbeite seit einigen Jahren als Lehrer und bin auf lebzeit verbeamtet. In der Schule fühle ich mich unwohl und die Schüler finden meinen Unterricht nicht gut. Es ist öfter schon vorgekommen, dass ganze Klassen mehrseitige Briefe bei der Schulleitung abgeben haben, in denen steht, was sie alles an meinem Unterricht schlecht finden und warum sie einen Lehrerwechsel wollen. Obwohl ich meinen Unterricht schon komplett umgekrempelt habe, wurden weiterhin neue Briefe verfasst und bei der Schulleitung abgegeben.


    Ich denke stark darüber nach den Job zu wechseln. Allerdings möchte ich den Beamtenstatus nur ungerne aufgeben.
    Daher möchte ich euch fragen, ob ihr Möglichkeiten kennt, als Lehrer ausschließlich außerhalb des Schulunterrichts zu arbeiten.
    Damit meine ich allerdings keine befristete Abordnung in Schulämter, sondern dauerhafte, die bis zur Pension reichen.


    Vielen Dank,
    Janosch.

  • Obwohl ich meinen Unterricht schon komplett umgekrempelt habe, wurden weiterhin neue Briefe verfasst und bei der Schulleitung abgegeben.

    Du könntest Kollegen bitten, in deinem Unterricht zu hospitieren und dir anschließend Rückmeldung zu geben. Vielleicht ist dein Unterricht inzwischen tatsächlich besser geworden, aber bei den SchülerInnen hat es sich verfestigt, dass der Unterricht bei Herrn ... ja so schlecht sei. In dem Fall würde ich über einen Versetzungsantrag nachdenken. Eine neue Schule, wo dich die SchülerInnen nicht kennen und wo es vielleicht besser läuft.

  • Bundesland wäre wichtig.
    Ich kenne auch nur Stellen, die man über die "normale" Laufgbahn (Funktionsstellen; Schulleitung) erreichen kann. Dafür muss man aber auch Beurteilungen mit Unterrichtsbesuchen durchmachen.
    Ansonsten sehe ich es wie Nordseekrabbe: Wenn die Schüler eine vorgefestigte Meinung haben, kann es sein, dass sie Verbesserungen nicht wahrnehmen wollen. Vielleicht wäre dann ein Neuanfang an einer anderen Schule wirklich nicht verkehrt.

  • Hi, danke für eure Antworten.

    Ich kenne auch nur Stellen, die man über die "normale" Laufgbahn (Funktionsstellen; Schulleitung) erreichen kann.

    Genau das ist mein Problem, man muss erst ein guter Lehrer sein, damit man weniger Unterricht hat.
    Was machen Lehrer, die ein Burnout haben und nicht mehr unterrichten können? Scheinbar gibt es für die keine alternativen Tätigkeiten ohne den Beruf zu wechseln.

    • Offizieller Beitrag

    Du kannst Dich in NRW als pädagogischer Mitarbeiter auf die eine oder andere Stelle im Ministerium oder bei den Bezirksregierungen oder den Regionalbüros bewerben. Die suchen oft Lehrer, die sich dann für ein bis drei Jahre, ggf. auch länger abordnen lassen.
    Das Ministerium ist der beste "Durchlauferhitzer" für Aufstiegskandidaten, die letztlich in der Schule keinen Erfolg hatten, habe ich schon böse Zungen unken gehört.

    • Offizieller Beitrag

    Genau das ist mein Problem, man muss erst ein guter Lehrer sein, damit man weniger Unterricht hat.

    Nicht unbedingt, für Beförderungen und ähnliches kann man sich auch über außerunterrichtliches Engagement empfehlen (ob das sinnvoll ist, ist eine andere Frage). Vielleicht wäre es auch ein Weg für dich, mit der Schulleitung zu sprechen, ob Du gegen Deputatsentlastung andere Aufgaben in der Schule übernehmen kannst.



    Was machen Lehrer, die ein Burnout haben und nicht mehr unterrichten können? Scheinbar gibt es für die keine alternativen Tätigkeiten ohne den Beruf zu wechseln.

    Wenn man erst mal den Burnout hatte, geht es in das betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM). Ansonsten kann dann auch über Amts-/Betriebsarzt durchaus eine Versetzung in die Verwaltung betrieben werden.

  • Falls Du in Baden-Württemberg arbeitest: Die Stadt- bzw. Kreismedienzentren werden von Lehrern geleitet, die je nach Größe teilweise oder ganz vom Unterricht freigestellt sind. Die Stellenausschreibungen werden in "Kultus und Unterricht" veröffentlicht.

  • Hallo Janosch1!


    Warum fühlst du dich in der Schule unwohl?
    Ich würde an deiner Stelle mir nicht so viele Gedanken machen, dass deine Klasse deinen Unterricht oder deren Inhalte schlecht findet.
    Du musst bedenken, dass es bezüglich des Unterrichtsstoffes Vorgaben gibt - die Umsetzung derer ist hingegen deine Sache!
    Natürlich kommen Schüler nicht mmer hochmotiviert zur Schule - es sind nunmal Kinder, die manchmal recht grob lauthals verkünden, was ihnen an deinem Unterricht stinkt. Du hast bereits dein Unterrichten verändert - gut so! Doch dein Publikum lächelt müde und will trotzdem nicht so, wie du es dir vorstellst und das ist ein großes Problem.
    Zunächst mal ist es wichtig, herauszufinden warum sie dich ablehnen. Hol dir also jemanden zu Hilfe (z.B. Sozialpädagoge/Vertrauenslehrer/Schulleitung etc.) und kläre, was das Problem ist. Lass dir auf gar keinen Fall einreden, dass du deinen Job nicht beherrscht und alles dafür tust, damit du endlich nach Vorschrift unterrichten darfst.
    Hast du Probleme mit Respektlosigkeit und mangelnder Arbeitsmoral zu tun? Dann verschaff ihn dir, indem du dich durchsetzt, klare Regeln definierst und deine Erwartungen verbalisierst (sozusagen ein pädagogisches Konzept) und stest danach handelst.

  • ich arbeite seit einigen Jahren als Lehrer und bin auf lebzeit verbeamtet. In der Schule fühle ich mich unwohl und die Schüler finden meinen Unterricht nicht gut. Es ist öfter schon vorgekommen, dass ganze Klassen mehrseitige Briefe bei der Schulleitung abgeben haben

    Ganz ehrlich, wenn auch OT: Wenn ich solche Postings lese, könnte ich kotzen. Wie mies und undurchdacht ist eigentlich die deutsche Lehrerausbildung (nach BL muss man da gar nicht fragen, da gehen zwölf aufs Dutzend!), dass es immer wieder für den Lehrerberuf nicht optimal gerüsteten Menschen gelingt, sich die für eine Verbeamtung erforderlichen Noten zu erdienern (und anders kann man es wohl kaum nennen!), während wirklich gute Leute, die von jedem SL auf ihren tausend Aushilfsstellen bescheinigt bekommen, was sie für tolle Arbeit machen und wie gern man sie behalten würde, sich für diese Anerkennung leider nichts kaufen können.


    @TE: Du wolltest diesen Job, jetzt hast Du ihn. Sei froh drum und jammere nicht herum, dass es Dir zuviel ist und Dein Unterricht offensichtlich nur weltfremde Fachleiter beeindrucken konnte. Und wenn Du darauf keine Lust mehr hast, schreib ein Entlassungsgesuch, mach Deine Planstelle frei und such Dir einen anderen Job. Ach so, dann wäre der schöne Beamtenstatus futsch? Tja, wer das eine will, muss das andere mögen!

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

    Einmal editiert, zuletzt von fossi74 () aus folgendem Grund: Schelte vom Mod. Die Redaktion bleibt bei ihrer Darstellung.

  • Das mit der Verwaltung hängt davon ab, warum dein Unterricht schlecht ist.


    Kannst du dich schlecht organisieren? Vertrödelst du zu viel Zeit? Kommst du nicht zum Ende? Ist dein Unterricht nicht wissenschaftlich genug?


    Die Verwaltung sucht schon immer mal wieder, möchte aber in punkto Orga und Geschwindigkeit ziemlich flinke Leute haben. Und meist empfehlen sich Lehrkräfte für diese Posten, die von den SL eher hoch gehandelt werden.


    Wie die Lage bei dir ist, kannst nur du beurteilen.

  • Wenn man erst mal den Burnout hatte, geht es in das betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM). Ansonsten kann dann auch über Amts-/Betriebsarzt durchaus eine Versetzung in die Verwaltung betrieben werden.

    Muss man denn so lange warten?


    @TE: du siehst, was deine ehrliche, anonyme Anfrage in einem Forum auslöst. Wenn du auf Stellensuche bist, würde ich dir raten, mit etwas mehr Schmackes danach zu suchen und deine Abordnungswünsche mit Bock auf die jeweilige Stelle und nicht mit Unlust auf deinen jetzigen Job zu begründen.


    Ich verstehe dein Ansinnen, mir geht meine jetzige Tätigkeit auch oft auf die Nerven, allerdings weniger wegen der Schüler, als wegen der Umstände, unter denen ich arbeiten muss, bzw. nicht sinnvoll arbeiten kann.
    Vielleicht kannst du noch genauer herausarbeiten, was dein Problem ist, bzw. was dein Wunsch ist. "Wegwollen" ist eines, "irgendwohinwollen" eine ganz andere Sache. Vielleicht wäre eine andere Schule schon eine Lösung? Oder ein Coaching? Dass Schüler Briefe verfassen, die ernsthaft jemand liest, ist eine Unverschämtheit. Dass du darauf auch nur einen Pfifferling gibst, ist aber eher deiner emotionalen Verfassung zuzuschreiben.


    Es ist tatsächlich ärgerlich, dass man mit seinem Staatsexamen so festgelegt ist. Vielleicht musst du dir auf Dauer deswegen deine Verbeamtung abschminken und dich nach einer Stelle umsehen, auf deine Interessen und Fähigkeiten besser zugeschnitten ist. Der Schritt ist hart, v.a. wenn man noch Bafög abzahlt etc., aber bevor irgendwann "gar nichts mehr geht" ist er es allemal wert!

  • Ach - ist das so?

    In einer idealen Schule/ Welt reden Leute miteinander, die ein Problem haben. Und wenn Schüler ein ernsthaftes Problem haben, das sie nicht mit dem jeweiligen Lehrer lösen können, haben sie einen Schulleiter, an den sie sich wenden können.


    Wenn sie aber anfangen, eine Liste zu verfassen, mit Dingen, die "ihnen gerade nicht passen", an andere weiterreichen und damit durchkommen wird ihnen definitiv eine Rolle zugeschrieben, die ihnen nicht zusteht. Diese Art des Umgangs mit einem Konflikt würde ich mir auch von jedem anderen verbitten. Das nennt sich Mobbing und wenn ich eins zutiefst verabscheue, dann dieses hinterfotzige Getue. Wer seinen Schülern ggü. einem Kollegen sowas durchgehen lässt, verhält sich asozial.

    Einmal editiert, zuletzt von Schantalle ()

  • Bist du bislang nach dem Ref. nur an dieser Schule gewesen? Vielleicht habe ich es überlesen, aber um welche Schulform handelt es sich bzw. in welchem Bundesland bist du tätig? Wenn du noch an keiner anderen Schule warst, würde ich auch erst einmal darüber nachdenken, an einer anderen Schule (vielleicht auch an einer anderen Schulform - manchmal ja möglich) ganz neu durchzustarten. Schleswig-Hostein bietet z.B. die Möglicheit sich coachen zu lassen, vielleicht hospitiert auch ein Kollege mal bei dir? Ich könnte mir vorstellen, dass du mittlerweile auch demotivierter an deinen Unterricht herangehst, weil du weißt, dass es (berechtigte oder vielleicht sogar unberechtigte) Unzufriedenheit gibt. An einer anderen Schule könnte alles ganz anders laufen...

    Sei immer du selbst! Außer, du kannst ein Einhorn sein - dann sei ein Einhorn! :verliebt:

  • Das hier

    eine Liste zu verfassen, mit Dingen, die "ihnen gerade nicht passen", an andere weiterreichen und damit durchkommen wird ihnen definitiv eine Rolle zugeschrieben, die ihnen nicht zusteht. Diese Art des Umgangs mit einem Konflikt würde ich mir auch von jedem anderen verbitten. Das nennt sich Mobbing und wenn ich eins zutiefst verabscheue, dann dieses hinterfotzige Getue.

    scheint mir mit diesem hier


    ganze Klassen mehrseitige Briefe bei der Schulleitung abgeben haben, in denen steht, was sie alles an meinem Unterricht schlecht finden und warum sie einen Lehrerwechsel wollen

    nicht allzu viel zu tun zu haben. Es gibt schon einen Unterschied zwischen differenzierter (und im vorliegenden Fall keineswegs anonym geäußerter) Kritik und Mobbing und ich halte es für nicht ungefährlich, das zu vermischen. Würdest Du als Schulleiterin wirklich zu einer (zu Recht, das unterstellen wir hier mal) aufgebrachten Klasse sagen, "Ich höre mir Eure Kritik nicht an, das ist Mobbing"? Nicht Dein Ernst, oder?

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Es gibt schon einen Unterschied zwischen differenzierter (und im vorliegenden Fall keineswegs anonym geäußerter) Kritik und Mobbing und ich halte es für nicht ungefährlich, das zu vermischen. Würdest Du als Schulleiterin wirklich zu einer (zu Recht, das unterstellen wir hier mal) aufgebrachten Klasse sagen, "Ich höre mir Eure Kritik nicht an, das ist Mobbing"? Nicht Dein Ernst, oder?

    Nein, das würde ich nicht. Ich würde allerdings meinem Kollegen nicht in den Rücken fallen.
    Ob die Kritik zu Recht geäußert wurde, können wir im übrigen überhaupt nicht beurteilen, wie willst du das hier unterstellen?
    Und aus dem Abschnitt:



    dass ganze Klassen mehrseitige Briefe bei der Schulleitung abgeben haben, in denen steht, was sie alles an meinem Unterricht schlecht finden und warum sie einen Lehrerwechsel wollen. Obwohl ich meinen Unterricht schon komplett umgekrempelt habe, wurden weiterhin neue Briefe verfasst und bei der Schulleitung abgegeben.

    lese ich einen verunsicherten, frustrierten Kollegen heraus, der seine Arbeit nicht mehr lange gesund durchhält und das einzig Richtige wäre, ihm Unterstützung anzubieten und eine sinnvolle Lösung mit ihm zu suchen. Dass die Klasse erneut "seitenlange Briefe" verfasst, finde ich unverschämt, ja. Und es zeigt, dass der Schulleiter ihnen mehr Rechte zugesteht, als ihnen zustehen, in dem er seitenlanges Gejammer billigt und dafür sorgt, dass der Kollege "seinen gesamten Unterricht umkrempelt".


    Wenn es darum geht, dass der Lehrer ungerecht ist, einzelne Schüler fertigmacht oder dergleichen: offenes Ohr! Aber dass ihnen die Art und Weise des Unterrichts nicht passt? So ist das Leben. Der TE wird seine Staatsexamen nicht geschenkt bekommen haben, das ist das einzige, was hier sicher ist.

    • Offizieller Beitrag

    Wenn wir unsere Schüler zu mündigen, selbstständig denkenden Bürgern erziehen wollen, müssen wir mit der "Gefahr" leben, dass sie irgendwann dazu in der Lage sind, sich bei unseren Dienstvorgesetzten über uns zu beschweren, wenn vorherige Gespräche und Versuche, die Missstände zu beheben, gescheitert sind.
    Wir Lehrer sind nicht sakrosankt.

  • Wenn wir unsere Schüler zu mündigen, selbstständig denkenden Bürgern erziehen wollen, müssen wir mit der "Gefahr" leben, dass sie irgendwann dazu in der Lage sind, sich bei unseren Dienstvorgesetzten über uns zu beschweren, wenn vorherige Gespräche und Versuche, die Missstände zu beheben, gescheitert sind.
    Wir Lehrer sind nicht sakrosankt.

    Sind deine Schüler Angestellte, die ihre Meinung jederzeit ihrem Vorgesetzten kundtun dürfen? oder Lernende, die darauf vertrauen dürfen, von gut ausgebildeten Lehrkräften unterrichtet zu werden, die verschiedene didaktische Vorgehensweisen bevorzugen? Ob irgendwas vorher versucht wurde, weiß hier niemand.


    Mündig und selbständig wird man, wenn einem Erwachsene z.B. Konfliktlösekompetenz beibringen und erklären, dass man manchmal mit Leuten auskommen muss, die einem nicht passen. Und nicht, in dem man sie zu Spitzeln erzieht, die andere denunzieren.

    • Offizieller Beitrag

    Wie Du sicherlich weißt, halte ich nichts von der Argumentation mit Extremen.
    Und wie kannst Du einerseits monieren, dass wir zu wenig wissen, andererseits aber die Schüler des Denunziantentums bezichtigen? Weißt Du mehr als wir?


    Soviel Selbstkritik muss sein, dass man zumindst einmal darüber nachdenkt, ob die Kritik seitens der Schüler nicht doch berechtigt ist. Und das tut der TE ja mittelbar. Das ausführliche Verschriftlichen finde ich schon recht ungewöhnlich. Mobber gehen meines Erachtens anders vor, zumal die Briefe ja nicht anonym zu sein scheinen.

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