Lehrer nötigt Schüler zum Plagiat?

  • Hallo erstmal,
    ich bin Referendar an einem Gymasium und habe vor nicht all zu langer Zeit folgendes erlebt:


    Die Schüler haben von ihrer Lehrerin eine Hausarbeit bekommen.
    Nachdem sie diese korrigiert hatte ist ihr aufgefallen, dass einige Schüler etwas aus dem Internet abgeschrieben haben.
    Sie wollte nett sein und hatte den Schülern vorgeschlagen, wenn sie zugeben, dass sie etwas abgeschrieben haben bekommen sie statt einer 6 garkeine Note und müssen eine ähnliche Aufgabenstellung nocheinmal bearbeiten und diese wird dann bewertet. Sie hat die Quelle, die sie gefunden hatte auch dabei gehabt und vorgelesen. Es haben sie dann ziemlich viele Schüler angesprochen gefühlt und gemeldet.


    Jetzt kommt das Probelm:
    Es hatte sich auch eine Schülerin gemeldet, die eine 1 bekommen hätte und garkeit Plagiat drinne hatte, bzw. die Lehrerin hatte keins als eins befunden.
    Trotzdem hat die Lehrerin der Schülerin jetzt nicht die Note gegeben sondern es sie neu schreiben lassen.
    Die Schülerin ist anschließend zu mir gekommen und hat mich gefragt, ob die Lehrerin sowas überhaupt darf.
    Die Frage geb ich jetzt an euch weiter.
    Darf eine Lehrerin eine Schülerin so unter Druck setzten und sie vor die Wahl stellen entweder ein Plagiat zu gestehen und keine Note zu bekommen, oder das Risiko einzugehen eine 6 zu bekommen, wenn man versehentlich ein Zitat übernommen hat?
    Noch zur Info:
    Die Schülerin hatte sich wie jeder andere im Internet informiert und war sich deshalb nicht sicher ob evtl. ein Plagiat mit drinne sein könnte.
    Kann die Lehrerin sowas echt machen, und sie für ihre Unsicherheit 'bestrafen'?
    Wäre cool wenn mir jemand Tipps geben könnte :) ,also ich stehe voll auf Seiten der Schülerin...

  • Du bist Referendar. Nicht der Freund, der Papa, der Vertrauenslehrer, der Sozialarbeiter.
    Halte dich da am besten raus. Die Notenfindung von Kollegen - egal wie abstrus sie sein mag- ist nicht dein Bier.

  • Was darf? Einer Schülerin die Wahl lassen? Wenn die Schülerin mit der Notenfindung nicht einverstanden ist oder Fragen zu derselben hat, leite sie an die Lehrerin weiter, die die Note gegeben hat. Da sind ihre Fragen am richtigen Adressaten und bekommen verlässliche Antworten.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Gleiche Bedingungen für alle.
    Wenn du Schülern anbietest, einen Leistungsnachweis zu wiederholen, dann ist es richtig, dass das für alle gilt.
    Wenn die Vereinbarung ist "Erstarbeit wird nicht gewertet bei Annahme des Zweitversuch", dann bei allen.
    Ist natürlich im beschriebenen Fall doof gelaufen für die eine Schülerin.


    Persönlich würde ich das so nicht machen. Ich würde immer aus beiden Versuchen eine Wertung generieren.


    Den konkreten Fall müssen Schülerin und Lehrerin selbst klären. Vermutlich hast du nur eine einseitige Beschreibung des Vorfalls erzählt bekommen/hier geschrieben.

  • Hast du die Arbeit der Schülerin gelesen und überprüft, dass da kein Plagiat drin ist? Oder vertraust du hier - etwas blind - der Geschichte der Schülerin?
    Zur Klarheit: Von welcher Jahrgangsstufe reden wir? Ab einer bestimmten Jahrgangsstufe gehe ich auch davon aus, dass man "versehentlich" kein Zitat übernimmt ...
    Laut deiner Aussage hat die Lehrerin eine Stelle in der Arbeit als Plagiat gewertet, die kein Plagiat ist? Das sollte doch leicht zu beweisen sein ... wieso redet die Schülerin nicht mit der Lehrkraft?
    Und dann hat die Lehrerin zur Schülerin gesagt: "Ich hab hier ein Plagiat gefunden, gib zu, dass es eins ist und schreib die Arbeit noch einmal, sonst kriegst du statt der 1 eine 6"?
    Und da hat die Schülerin ein (falsches) Geständnis abgelegt?
    Mit Verlaub, das scheint mir eine recht schiefe Darstellung ...

  • Wir nutzen an der Schule PlagScan. Hausarbeit digital hochladen, prüfen lassen. Wird die Arbeit als Plagiat erkannt, gibt es eine 6. Sonst wird regulär eine Note festgestellt. So einfach ist das. Ich frage mich, warum sich manche Kollegen das Leben so schwer machen...


    Was du mit dieser Angelegenheit der Kollegin zu tun hast, weiß ich nicht. Ich rate dir, dich vor Schülern IMMER auf die Seite der Kollegen zu schlagen! Ganz egal, was deine eigene Meinung zu dieser Thematik ist. Mit den Kollegen musst du länger zusammenarbeiten als mit den Schülern.

  • Ich für meinen Teil würde mich nicht auf einen automatischen Scanner verlassen, ohne die Quellen gegenzuschecken, die er mir vorgibt, bevor ich das Fallbeil fallen lasse. Und dann ist das Leben halt doch nicht so einfach.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Ich für meinen Teil würde mich nicht auf einen automatischen Scanner verlassen, ohne die Quellen gegenzuschecken, die er mir vorgibt, bevor ich das Fallbeil fallen lasse. Und dann ist das Leben halt doch nicht so einfach.

    Solche Scantools listen dir die Internetquelle und die Stelle in der Schülerarbeit neben/untereinander auf. Du checkst beides also immer gegen, das geht gar nicht anders.

    »...Aus Mettwurst machste kein Marzipan! «
    Bernd Stromberg

  • Solche Scantools listen dir die Internetquelle und die Stelle in der Schülerarbeit neben/untereinander auf. Du checkst beides also immer gegen, das geht gar nicht anders.

    Doch, genauso einfach ist das, weil du die Quelle eben direkt geliefert bekommst und sie auch ggf. ausdrucken kannst.

  • ich bin zu blöd dafür :weissnicht:


    wo kam die Eins her? wer hatte die Note erteilt?
    wenn ein Plagiat in der Arneit enthalten war, warum dann eine Eins??
    wenn kein Plagiat in der Arbeit enthalten war, warum sollte die Schülerin die Arbeit noch mal schreiben??
    Und warum sollte sie ein Plagiat zugeben, wenn keines in der Arbeit war?

  • Doch, genauso einfach ist das, weil du die Quelle eben direkt geliefert bekommst und sie auch ggf. ausdrucken kannst.

    Ab wann gilt es denn als Plagiat? Ab 10 identischen Wörtern in der gleichen Reihenfolge? 5 Wörtern? Ab x Sätzen? Wer legt das fest? Der Scanner oder du / die Schule?

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  • Ab wann gilt es denn als Plagiat? Ab 10 identischen Wörtern in der gleichen Reihenfolge? 5 Wörtern? Ab x Sätzen? Wer legt das fest? Der Scanner oder du / die Schule?

    Sorry, aber stellst du dich jetzt mit Absicht so an?! Bist du Lehrer? Ich hatte noch nie Probleme, ein Plagiat als ein solches zu erkennen und zweifelsfrei nachzuweisen. Der Scanner zeigt dir die Stellen und die Originalquellen an, du vergleichst, fertig!


    Wenn ganze Passagen (oft reichen auch zwei Sätze) aus dem Internet ohne Kennzeichnung (Anführungszeichen, Fußnote mit Quellenvermerk, oÄ) und unverändert übernommen sind, ist das für mich ein Plagiat.


    Wenn denn ein Plagiat vorliegt, ist es in der Regel auch so, dass nicht nur 2 oder 3 Sätze "abgeschrieben" wurden, sondern 50-100% des Aufsatzes. Also ich wüsste nicht, wo da das Problem ist...

  • Wenn ganze Passagen (oft reichen auch zwei Sätze) aus dem Internet ohne Kennzeichnung (Anführungszeichen, Fußnote mit Quellenvermerk, oÄ) und unverändert übernommen sind, ist das für mich ein Plagiat.

    Und "ganze Passagen" sind für dich und den Scanner deckungsgleich...?


    Ich bin nicht nur Lehrer, ich bin Informatiker und letztendlich gibt es in jeder Sprache nur eine endliche Kombination von Wörtern, die nach zugehöriger Grammatik und Syntax sinnvoll sind. Maschinen erkennen keine Semantik, nur Zeichenfolgen. Einer Maschine würde ich die Entscheidung über ein Plagiat nicht einräumen. Das ist der erste Punkt.


    Der zweite Punkt ist: Ab wann ist eine Textstelle ein Plagiat? Was ist das trennscharfe (!) Kriterium?

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Hm, der selbstverständliche Weg der Welt wäre, die Lehrerin von dem Gespräch zwischen der Schülerin und Dir zu berichten......Die Lehrerin könnte das dann ja noch mal überprüfen...


    Aber ich weiß....im Ref kann man leider sehr oft die selbstverständlichsten Sachen nicht machen.... :(


    Achja, zur Fragestellung des Threads: es ist ganz sicher keine gute Idee, sich im Ref. um die Rechtssicherheit von Entscheidungen von Ausbildungslehrern mehr als Gedanken zu machen ;) (es sei denn, es ist eine wirklich gravierende Sache wie Kindesmissbrauch oder so)

  • Der Scanner zeigt dir die Stellen und die Originalquellen an, du vergleichst, fertig!

    So ist es.
    Die Software macht gar nichts außer Textstellen im Internet suchen und diese neben die Schülertexte zu stellen.


    Einer Maschine würde ich die Entscheidung über ein Plagiat nicht einräumen. Das ist der erste Punkt.

    Die Maschine entscheidet nichts für dich. Hier ist also kein böser Algorithmus am Werk, der einfach die Axt fallen lässt. Der Lehrer hat völlige Entscheidungsfreiheit.


    Probier es doch einfach mal aus, dann weißt du was wir meinen.


    Ab wann ist eine Textstelle ein Plagiat? Was ist das trennscharfe (!) Kriterium?

    Glaube mir, wenn du beide Textstellen dann vor dir hast, erkennst du das schon...

    »...Aus Mettwurst machste kein Marzipan! «
    Bernd Stromberg

  • Du bist Referendar. Nicht der Freund, der Papa, der Vertrauenslehrer, der Sozialarbeiter.

    Hm... Du bist Deutsch-Referendar? Passt jetzt nicht zu deinem Text. Oder bist du doch die Schülerin, die sich ärgert, dass sie die Arbeit nochmal schreiben muss, obwohl die Lehrerin ihr Plagiat gar nicht als solches erkannt hätte? Kein guter Stil.


  • Der zweite Punkt ist: Ab wann ist eine Textstelle ein Plagiat? Was ist das trennscharfe (!) Kriterium?

    Wenn ich nicht angebe, wo sie herkommt. Egal ob nur der Inhalt oder Wort für Wort zitiert wurde.


    Die Lehrerin muss eindeutig erklären, wie richtig zitiert wird und natürlich müssen alle noch mal korrigieren. Wer nicht mehr weiß, wo er den Kram her hat, hat logischerweise abgeschrieben und muss wohl oder übel von vorne anfangen.


    Es sei denn, er/ sie ist ein Genie und wusste alles zum Thema aus eigenen Forschungsarbeiten.

  • So ist es.Die Software macht gar nichts außer Textstellen im Internet suchen und diese neben die Schülertexte zu stellen.


    Die Maschine entscheidet nichts für dich. Hier ist also kein böser Algorithmus am Werk, der einfach die Axt fallen lässt. Der Lehrer hat völlige Entscheidungsfreiheit.
    Probier es doch einfach mal aus, dann weißt du was wir meinen.


    Glaube mir, wenn du beide Textstellen dann vor dir hast, erkennst du das schon...

    Genauso ist es. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.


    Zumal ich in Englisch nur auf Verdacht scanne. Da erkennt man ein Plagiat oft schon allein daran, dass so ein Text einfach nicht aus der Feder eines Schülers stammen kann! Ein Schüler, der sprachlich sonst im 5er-Bereich ist, liefert einen sprachlich astreinen Text ab... Komisch... PlagScan drüber laufen lassen, 70% Übereinstimmung mit Internetquellen, Quellen ausdrucken, entsprechende Passagen anmarkern, damit zur SL, der Fall ist klar.


    Ich hatte noch nie einen einzigen Fall, bei dem es zweifelhaft war ob ein Plagiat vorliegt oder nicht. Und das ein Schüler zufällig genau das produziert, was im Internet 1:1 zu finden ist... An solche Zufälle glaube ich schon lange nicht mehr. Schon gar nicht, wenn es sich um zwei, drei Sätze am Stück handelt.

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