Die Reform der Reform der Reform

  • Die Reform der Reform der Reform


    Es geht mehr als nur um "das große ß". Die Rechtschreibung ist schon wieder reformiert worden. Das finde ich aber echt nervig. Jetzt hat man sich gerade an einige Schreibweisen gewöhnt und schon gelten sie nicht mehr (Majonäse z.B. fand ich gut). Bald ist jede Schülergeneration mit einer anderen Rechtschreibung aufgewachsen und wir wundern uns über schlechte Orthografiekenntnisse. :-(


    Kann ich jetzt alle Rechtschreibmaterialien wieder in die Tonne werfen und neue kaufen?


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    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

    3 Mal editiert, zuletzt von Das Pangolin ()

  • Wörterliste (Beispiele):


    Falsch: Ketschup. Richtig: Ketchup
    Falsch: Grislibär. Richtig: Grizzlybär
    Falsch: Joga. Richtig: Yoga
    Falsch: Komplice. Richtig: Komplize
    Falsch: Roulett. Richtig: Roulette
    Falsch: Varietee. Richtig: Varieté
    Falsch: Wandalismus. Richtig: Vandalismus


    Bis auf Vandalismus habe ich zuletzt immer die eingedeutschte Variante verwendet und fand die in Ordnung.


    Ich habe vergeblich versucht herauszufinden, welche Schreibweisen noch alles nicht mehr oder nun doch als richtig gelten. Es sind ja nur Beispiele. Das ist schon irgendwie frustrierend. Alle neu angeschafften Übungsmaterialien sind wieder obsolet, da man nicht weiß, was noch gilt und was nicht mehr und ich verstehe nicht, wieso Varianten gestrichen wurden, nur weil sie kaum genutzt wurden. Man hätte sie lassen können und sie wären eben weiterhin von der Mehrheit nicht genutzt worden, aber die Materialien wären nicht alle gleich falsch geworden!!!

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  • Meiner Meinung nach ein Schritt in die richtige Richtung. Gerade Fremdwörter sollen bitte in ihrer originalen Schreibweise belassen werden, damit sich der Quatsch nicht auch noch auf den Fremdsprachenunterricht auswirkt und seien wir mal ganz ehrlich: So viele gibt es davon auch nicht und Sprache sollte eindeutig sein, ansonsten kann man auf Rechtschreibung auch verzichten und sich deutsche Texte aus der frühen Neuzeit reinziehen. Sehr erbaulich wenn die Leute schreiben wie sie sprechen, vor allem wenn sie ihre Dialekte mit einbringen. ;)

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • @ Valerianus


    Du (?) kennst doch sicher Fremdwort und Lehnwort. Das Lehnwort hat alle seine "fremden Merkmale" abgelegt und ist als Fremdwort nicht mehr erkennbar. Wir haben tausende, wohl zehntausende davon (z.B. Fenster, Büro). Es ist doch ok, sie als Wörter der deutschen Sprache nach den Regeln der deutschen Sprache zu schreiben.


    Dass so viele Fremdwörter noch nach den Regeln "ihrer Sprache" geschrieben werden, erschwert das Rechtschreiblernen enorm. Mühsam bringen wir den Kindern bei, dass man -ä- schreibt, wenn es einen Verwandten mit -a- gibt (Bäcker, weil backen) und -e-, wenn es keinen Verwandten mit -a- gibt (Berg, kein Verwandter mit -a-), aber mit den vielen Fremdwörtern stimmt das ja schon alles wieder nicht. Man schreibt das -ä- nun oft auch einfach als -a- (Catcher, Catwalk, Camp, Fan, happy ...).


    Da war dann alle Mühe umsonst. :-(

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  • Zitat von Sofawolf

    Dass so viele Fremdwörter noch nach den Regeln "ihrer Sprache" geschrieben werden, erschwert das Rechtschreiblernen enorm. Mühsam bringen wir den Kindern bei, dass man -ä- schreibt, wenn es einen Verwandten mit -a- gibt [...], aber mit den vielen Fremdwörtern stimmt das ja schon alles wieder nicht. Man schreibt das -ä- nun oft auch einfach als -a- (Catcher, Catwalk, Camp, Fan, happy ...).

    Du willst nun aber bitte nicht dafür plädieren, dass man fortan Cätcher, Cätwalk (Kätwok?), Cämp, Fän und häppy schreiben möge (oder auch nur: dürfen solle), weil es das für die Kinder viel einfacher macht, oder? Mich gruselt es gerade...


    Die oben angeführten Beispiele für Änderungen finde ich alle absolut richtig, "Joga" und "Grislibär"? Da schüttelt es mich ja. Bring den Kids bei, dass es bestimmte Regeln gibt, aber eben auch Ausnahmen, weil manche Wörter, die wir verwenden, eine andersprachige Herkunft haben. Die Schreibregeln dieser Sprachen können sie dann später mal lernen. Und wenn sie schon gelernt haben, dass es ein Grizzly und kein Grisli ist, dann wird ihnen das Englische hier wesentlich leichter fallen.


    Insofern: Nur anhand der Beispiele aus diesem Thread sehe ich das als sinnvolle Änderungen an, der Fehler liegt eher darin, dass vorher so ein Mist wie Joga erlaubt war (ernsthaft!?!?).
    Dass ihr deswegen neue Materialien benötigt ist natürlich wirklich ärgerlich, aber das Problem des von Lehrern leider häufig privat anzuschaffenden Materials ist ein ganz anderes Ärgernis als obskure Rechtschreibregeln, die zu Recht vereinheitlicht werden.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?


  • Dass ihr deswegen neue Materialien benötigt ist natürlich wirklich ärgerlich, aber das Problem des von Lehrern leider häufig privat anzuschaffenden Materials ist ein ganz anderes Ärgernis als obskure Rechtschreibregeln, die zu Recht vereinheitlicht werden.


    Nun, die Regeln im Einzelnen sind ja eher nebensächlich. Diese Diskussion (seit 1996) will ich nicht neu aufmachen.


    Es geht mir ja vor allem darum, dass wir nun in den Büchern der letzten gut 20 Jahre 4 Varianten der deutschen Rechtschreibung finden und in den Schulen innerhalb von 20 Jahren 4 verschiedene Varianten gelehrt haben:


    a) Variante von 1996
    b) Überarbeitung von 2004
    c) Überarbeitung von 2006
    d) Überarbeitung von 2011


    und nun e) Überarbeitung von 2017.


    Weiß jeder von euch, nach welcher Rechtschreibvariante er eigentlich zur Zeit schreibt?


    Wie soll man so noch Kindern vernünftig die Rechtschreibung beibringen? In allen möglichen Büchern und Lehrwerken und Medien schwirren neben dem, was ohnehin falsch ist, alle diese Varianten munter durcheinander und nicht einmal die Lehrer wissen - behaupte ich -, ob sie nach der gerade aktuellen Variante ihre Texte an die Tafel schreiben und "Fehler" in Heften korrigieren oder eben auch nicht korrigieren. Das nervt!

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  • Also, die Änderungen finde ich nicht schlimm, wenn man nach dem ästhetischen Prinzip geht, sind sie sogar eine deutliche Verbesserung.
    Was ich mir hingegen wünschen würde, wären Vereinfachungen im Bereich der Groß- und Kleinschreibung sowie bei der Getrennt- und Zusammenschreibung. Wenn ich hier in höheren Klassen aus gegebenem Anlass die Regeln wiederholen möchte, muss ich ganz tief in die Grammatikkiste greifen (- wo bei den meisten Schülern nicht viel zu finden ist), da das häufig an Wortarten, Partizien etc. hängt.

  • Zitat von http://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/eszett-jetzt-gibt-es-das-ss-auch-als-grossbuchstaben-a-1155053.html

    Bei einem "ß" im Namen hatten viele Menschen bisher ein Problem mit der korrekten Schreibweise - dann nämlich, wenn zum Beispiel in Pässen oder Ausweisdokumenten nur Großbuchstaben möglich waren.

    Warum werden die Formulare nicht angepasst? Warum wird immer erwartet, dass Menschen formulargerecht sind?!?!

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_)Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Das Problem gibt es auch bei Überschriften, auf Plakaten etc. Ich finde das eine gute Idee mit dem großen ß und keinesfalls eine Bevormundung. Im Gegenteil.

  • Wie ich gerade sehe, darf man nur noch Mayonnaise und nicht mehr Majonäse, aber weiterhin Portmonee statt Portemonnaie schreiben (zum Glück!). Die Logik bleibt "außen vor".


    Wer Zeit und Lust hat, kann dann ja mal die Liste durchsehen, welche Schreibweisen nach der Reform der Reform der Reform noch gelten und welche nicht mehr gelten.


    Hier: http://www.rechtschreibrat.com…erterverzeichnis_2017.pdf


    Neue Duden und Übungsmaterialien sind auf alle Fälle nötig; evtl. neue Lehrbücher in neuer Rechtschreibung auch. Hätte man die Varianten einfach Varianten gelassen (und wem hätte es geschadet, wenn sie kaum benutzt werden), wäre es uns billiger gekommen!

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  • PS:


    Und wer Fremdwörter wie in ihren Herkunftsprachen schreiben will, der schreibe doch bitte auch Cake (Keks), Shawl (Schal), Strike (Streik), Coulisse (Kulisse), Sauce (Soße) ...


    Oder?

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  • Willst du die Lautschrift für die deutsche und die fremdsprachige Version hinschreiben oder können wir uns das sparen? ;)

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  • Die Wörter kann man doch zur Not auch umgehen? Ich probiers mal:


    Mein spannendstes Urlaubserlebnis


    Ich bestellte mir dickflüssige, weißliche Paste aus Eigelb und eine süßliche rote aus Tomaten für meine frittierten Kartoffelstäbchen. Anschließend zückte ich den Geldbeutel, um zu bezahlen. Der darauffolgende Besuch im Haarschnittraum kostete weniger, als erwartet. Plötzlich sah ich einen großen braunen Bären. Zum Glück beherrschte ich Übungen aus einer indischen Lehre und fand inneren Frieden. Ja, das war ein traditionelles Glücksspiel, manchmal russisch genannt, gerade jetzt Übungen aus der indischen Lehre zu machen. Aber es klappte. Ich war froh, dass das aus einer Unterart des Braunbären stammende Exemplar nun lediglich seine blinde Zerstörungswut an einer Armatur zur Entnahme von Wasser ausließ und nicht an mir.


    Nur mit lautgetreuen Wörtern wirds allerdings schwierig...

  • @ Schantalle


    Obwohl ich mich frage, wofür oder wogegen Sie da gerade "argumentieren" (oder wollten Sie das einfach endlich mal loswerden?) ;-) , kann ich dazu auch einen zum Besten geben.


    "Ich habe vielleicht etwas Weltverbesserndes. Mein Leben ist eine givingstory. Man muß contemporary sein, das future Denken haben. Meine Idee war, die hand-tailored-Geschichte mit den neuen Technologien zu verbinden. Und für den Erfolg war mein coordinated concept entscheidend, die Idee, daß man viele Teile einer collection miteinander combinen muß. Aber die audience hat das von Anfang an supported. Der problembewußte Mensch von heute kann diese refined qualities mit spirit eben auch appreciaten. Wer Ladyisches will, searcht nicht bei Jil Sander. Man muß Sinn haben für das effortless, das magic meines Stils." (Interview mit Jil Sander, der elitären "Modeschöpferin" von 1996)


    :-D :-D :-D


    Und das lassen Sie dann mal von Ihren Schülern schreiben und suchen passende Rechtschreibregeln dazu heraus.

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