Danken euch Abiturienten oft?

  • Guten Abend meine verehrten Kolleg/innen,


    Letztes Wochenende fand der Abiball meiner Schule statt und natürlich war auch ich als LK-Lehrer anwesend. Kennen wir ja sicher alle. Recht langweiliger Abend
    für alle Nicht-Abiturienten, aber trotzdem eine schöne Gelegenheit nochmal Gespräche zu führen.
    Diesmal kam ein Schüler meines Lk Kurses Deutsch zu mir und hat sich total ehrlich und nett bedankt. Ihm hätte der Unterricht total Spaß gemacht, er habe seine Begeisterung für die Literatur entdeckt und sich auf jede Stunde gefreut. Man hat dem Schüler schon im Unterricht angemerkt, dass er recht interessiert war aber so eine totale Faszination wie er sie beschrieb hatte ich nicht erwartet.
    Mir ist das Herz so aufgegangen und bin immer noch total glücklich über dieses Gespräch. Ist das nicht das Tollste was man zurückbekommen kann?
    Ich komme mir aber jetzt schon fast lächerlich vor, dass ich mich so darüber freue aber mir haben Schüler selten so etwas gesagt. Beziehungsweise habe ich selten so einen "echten" Dank verspürt. Daher wollte ich euch mal fragen, ob ihr Ähnliches häufiger von euren Abiturienten gesagt bekommt und ich ein Sonderfall bin, oder ob das bei euch auch so eine Rarität ist.


    ich freue mich auf eure Antworten!
    Schonmal im Voraus schöne Ferien euch allen


    Gruß
    Andreas ;)

  • Ehrlich gesagt: Selten. Liegt wohl daran, dass ich in meinem Unterricht doch ziemlich anspruchsvoll bin. Den "Dank" bekommen eher die Kollegen ab, die ihren Unterricht als soziales Happening sehen. Wenn ich dann aber mitbekomme, dass einige meiner Ex-Schüler, Fächer, in denen ich sie unterrichtet habe, (sehr) erfolgreich studieren (was ja heutzutage nicht mehr selbstverständlich ist), dann reicht mir das als Bestätigung.


    Gruß und willkommen im Forum !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Da ich Mathe unterrichte, ist da fachlicher Dank eher spärlich gesäht. Kommt durchaus mal vor, aber eher selten.


    Ansonsten schätzen mich die Schüler eher für meinen Umgang mit ihnen und meine Klassenführung.


    Mir ist es ehrlich gesagt am allerliebsten wenn ich unauffällig durchkomme. Mag weder den Preis für den Partylöwen noch für den "fairsten" Lehrer (--> geschenkte Noten) bekommen am Abiball. ;)

  • Ich unterrichte keine Abiturienten, aber wir haben natürlich Entlassschüler. Von den 10.Klässerlen dankt eigentlich keiner direkt.
    Bei mir haben sich aber schon öfter Eltern dieser Schüler bedankt.


    Edit: Dank von Schülereltern ist natürlich auch schön.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Oft? Nein. Das erwarte ich auch ehrlich gesagt nicht.


    Aber dadurch bleiben diejenigen, die es tun, auch mehr in Erinnerung - wenn ich so zurückdenke, steckte da meist eine gewissermaßen persönliche Geschichte dahinter. Generelle Probleme z.B. mit dem Fach (Mathe), aber durchgehalten (evtl. auch zwischendurch "aufgepeppelt"). Dadurch, dass Mathematik hier Pflichtfach im Abitur ist, habe ich da auch regelmäßig mündliche Prüfungen, die dann über "Abi/kein Abi" entscheiden. Und das ist doch noch einmal ein anderer "Abschluss", als das Ergebnis seiner schriftlichen Prüfung viele Wochen später zu erfahren.

  • Ich hab das mal wegmoderiert.
    Auf der einen Seite wird sich beschwert, dass er zu viel Bühne einnimmt, auf der anderen Seite gebt ihr sie ihm.


    Hat die Ausgangsfrage auch nicht vorangetrieben.

  • geschieht schon immer wieder, obwohl mein Unterricht doch auch recht anspruchsvoll ist und keineswegs ein "soziales Happening". Im Rahmen der Maturafeier gibt es natürlich eine allgemeine Danksagung seitens der Klassensprecher, aber öfter bedanken sich auch einzelne Schüler persönlich für den Unterricht. Mit manchen ehemaligen Schülern bin ich auch persönlich befreundet - das geschieht halt sehr selten, aber es ist dann umso schöner, wenn man erfährt, daß man auch als Mensch geschätzt wird.

  • Expliziten Dank gibt und gab es in der Tat relativ selten, auch wenn sich die Schüler beispielsweise über die Einladung zum Abiball, einer Rede, einem Geschenk und ggf. noch anderen Dingen durchaus bedanken.
    Oft sind es Ehemalige, die dann manchmal einige Jahre später erst erkennen, was sie an einem hatten. Dieser Dank ist mir dann sehr viel wert.


    Letztlich merkt man aber auch ohne Dank, ob es zwischenmenschlich passt oder eben nicht passt. Wenn es passt, braucht es auch keinen Dank, weil das positive Verhältnis mir persönlich reicht.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Selten, aber wenn's passiert sind das die Erlebnisse, die man abspeichern sollte - und dann wieder abrufen, wenn einen grad alles ankübelt.


    Ich kann mich grade (bei einem Zeitraum von 13 Jahren) an vier Ereignisse erinnern, die besonders schöne waren (z.B. ein schönes Buch von einem Kurs ... oder die Schülerin, die nach dem Abitur extra nochmal in die Schule kam und vor dem Klassenzimmer wartete ...).


    Aber es gibt auch andere "Formen" des Danks oder der Anerkennung. Ein schöner Artikel in der Abi-Zeitung, wo man merkt, da hat sich jemand Gedanken gemacht und sich Mühe gegeben ... oder die Tatsache, dass jemand unbedingt Geschichte studieren will (ich nehm das dann durchaus als Kompliment, dass ich nicht alles in der Oberstufe kaputt gemacht hab).

  • Ehrlich gesagt: Selten. Liegt wohl daran, dass ich in meinem Unterricht doch ziemlich anspruchsvoll bin. Den "Dank" bekommen eher die Kollegen ab, die ihren Unterricht als soziales Happening sehen.

    Ich glaube, "lässige" Lehrer, die eine "ruhige Kugel schieben", sind höchstens bei ebenso wenig interessierten oder leistungswilligen SchülerInnen beliebt. Zumindest durchschauen ältere SuS das Problem sehr schnell und ziehen bei einer gewissen Reife, die man in der Oberstufe in der Regel hat, fordernde LehrerInnen, die interessiert sind, die SuS weiterzubringen, vor.


    Ich finde, Wertschätzung erlebt man immer wieder, auch indirekt. Es müssen ja keine Lobeshymnen sein.

  • Ich glaube, "lässige" Lehrer, die eine "ruhige Kugel schieben", sind höchstens bei ebenso wenig interessierten oder leistungswilligen SchülerInnen beliebt. Zumindest durchschauen ältere SuS das Problem sehr schnell und ziehen bei einer gewissen Reife, die man in der Oberstufe in der Regel hat, fordernde LehrerInnen, die interessiert sind, die SuS weiterzubringen, vor.

    Naja, da ich praktisch jedes Jahr bei den mündlichen Abiturprüfungen dabei bin, sehe ich schon, dass es da eine eher negative Korrelation gibt zwischen "Leitstungsniveau der Schüler" und "Beliebtheit des prüfenden Lehrers". Ich glaube, die meisten Schüler realisieren erst an der Uni, dass sie an der Schule zu wenig gelernt haben...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Durchaus regelmäßig, ja. Tenor ist meistens, ich "wäre so leidenschaftlich für meine Fächer" und "man könne mir die Begeisterung anmerken" und das wecke Interesse. Und bei mir müsse man "immer so gründlich nachdenken, obwohl Fehler nicht schlimm seien."


    Einerseits ist mir das immer etwas peinlich, weil ich schlecht damit umgehen kann. Andererseits pinselt das natürlich auch meine Selbstgefälligkeit.

  • Ich habe seit 15 Jahren jedes Jahr einen LK, gelte als sehr anspruchsvoll, und ja, bekomme jedes Mal irgendeine Form von Dank, oft auch gerade dafür, dass ich Schüler "in den A* trete, und mich dann mit ihnen freue, wenn es was hilft*. (Originalaussage).


    Ich lasse meinen Unterricht auch am allerletzten Schultag on den Abiturienten evaluieren - ein nützliches Instrument um zu gucken ob Selbst/Fremdwahrnehmung noch passen - und da finden sich immer wieder Aussagen, die mich sehr freuen.


    Da ich außerdem Beratungslehrerin unserer Schule bin, gibt es auch da Immer wieder feedback, oft deutlich später als das letzte Gespräch, in diesem Jahr gab es eins, das ich besonders schön fand: "Sie haben die ganzen drei Jahre mehr an mich geglaubt, als ich selber. Danke für Ihre Unnachgiebigkeit und Ihr Vertrauen" - diese Karte hängt hier jetzt auch mal an der Pinnwand. :)


    Konfettikollegen sind bei uns, einer reinen Oberstufe, übrigens nicht beliebt. Die Schüler, zumindest ein Großteil, wissen, dass sie die Rechnung zahlen, wenn der Unterricht schlapp ist. Dank ist bei uns durchaus üblich, genau wie Höflichkeit auf beiden Seiten, Transparenz und gegenseitiges Vertrauen. Wir haben eine Tradition hohen Anspruchs, aber auch engmaschiger Unterstützung. Grundsätzlich sehr angenehm. Mit den Ausnahmen, die die Regel bestätigen, aber davon extrem wenige.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

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