MeVo schert nun auch aus - Inklusion nicht mehr für alle

  • Lernbüros, Stationen und offenen Lernen sind notwendig, weil wir eben keine homogene Masse mehr vor uns sitzen haben. Ich habe im Matheunterricht meiner 1. Klasse Kinder die nicht bis 5 zählen können und keine Mengen erkennen bis Kinder, die schon bis 100 rechnen können. Natürlich gibt es dennoch frontale Phasen (für die breite Mitte) und Erklärungen, aber dann arbeitet bei mir jeder in seinem Tempo. Keiner bringt sich etwas anhand eines AH selbst bei. Und SO wird das in Unis auch nicht gelehrt.


    In meiner aktuellen 4. Klasse breitet sich das Spektrum von Anfang 2. Klasse bis Anfang 5. Klasse aus. Konsequenz siehe oben.


    Fazit: Die gesunde Mischung macht es.


    Zur Inklusion. Gerade die EUSE-Kinder sind die Problematischen. Nicht das Vorzeige-Inklusionskind was sprachbehindert oder leicht körperbehindert ist. Und gerade für die EUSE-Kinder nützt mir dann auch nicht die 1 Sonderpädagogenstunde etwas, die ich für meine Klasse bekomme.

    • Offizieller Beitrag

    Ich stimme mal soweit zu, dass ESE / EUSE / wie auch immer das heißt die meisten Schwierigkeiten beim Inkludieren macht.


    Was aber auch schwierig ist, sind die ganzen Kinder mit "ohne offiziellen sonderpädagogischen Förderbedarf".
    Zum Beispiel wurde bei uns im Bezirk - weil es zu viele Feststellungsverfahren gab und die Bevölkerung allgemein als etwas einfacher eingeschätzt wird - der für "Lernen" nötige IQ um 5 Punkte reduziert. Folge: Ich habe einen Schüler, momentan "ESE", den ich laut Diagnostikerin "mit sanftem Druck bis zur 5. Klasse an das normale Niveau des Rahmenlehrplans heranführen" soll. Der Junge war zum Zeitpunkt der Diagnostik in D 2 Jahre zurück, in Mathematik überwiegend 1,5 Jahre. (Wir sprechen von der Grundschule, nicht von einer 8. Klasse.) "Wenn Schule das nicht schafft, hat Schule versagt und das Kind lernbehindert gemacht." Klar, da bin ich Schuld. Gebe ich auch zu, da kann ich nur versagen, denn der Junge ist massiv mehrfach wahrnehmungsgestört, vermutlich AVWS (in einem Bereich, der eventuell sogar "Hören" bedeuten würde, es gibt aber laut Mutter keine Termine bei der einzigen Diagnostikstelle Berlins), hat massive psychisch-emotional-soziale Probleme, Tendenzen zur Schulabstinenz, ist motorisch massiv verlangsamt, denkt ganz langsam und allmählich um 78 Ecken, möchte, dass ständig alles sofort funktioniert und zwar wie er das will und arbeitet inzwischen fast nur noch mit Einzelbetreuung. Ich musste ihm im vergangenen Schuljahr wegen der durch die Diagnostikerin festgelegten zielgleichen Beschulung Hefte für seinen Jahrgang bestellen. Da ist doch klar, dass er den normalen Stoff nicht schafft und es natürlich auch nicht nebenbei schafft, die Lücken zu füllen. Im Gegenteil: Er ist so viel langsamer, sein IQ "eigentlich" im Bereich "Lernen" und er ist seltener im Unterricht als andere, dass die Schere immer weiter klafft. Das Niveau hat ihn völlig frustriert und er sieht ja täglich, was die anderen können. Die Schulabstinenz nahm zu.
    Letztlich haben wir als Schule jetzt "auf eigene Faust" Fördermaterial für ihn bestellt auf ganz niedrigem Niveau, welches er, wenn er gut drauf ist und Lust hat und sich vielleicht jemand um ihn kümmert, löst. Etwa 1 bis 3 Stunden am Tag sind effektiv.


    Dazu die Kinder mit Hörproblemen. Davon habe ich viele. So viele, dass nicht jeder einen Platz in der 1. Reihe bekommt und ich auch nicht jedem alles nochmal vorsprechen kann. Offiziell sind die Ohren alle gesund, es geht in Richtung AVWS, aber die Diagnostikstelle vergibt keine Termine oder die Eltern blocken ab, weil das Kind "zu Hause alles hört" oder der Ohrenarzt sagte, es sei alles prima. Auch das führt zu sozialen Problemen der Kinder, denn wenn eine "Huhn" zur vor ihr sitzenden Freundin sagt und der Nachbar "Hurensohn" versteht und zuschlägt, ist das nicht schön.
    Und die Kinder, die eigentlich ESE wären, aber - da es schon so viele gibt - als "minderschwere" Fälle durchgehen. Davon 5 in einer Klasse? Hallelujah! (In meiner zum Glück "nur" 3.)


    Ich sage es mal so: Ich tue alles, um meine 4 leistungsstarken Schüler zu integrieren in den Rest der Klasse, aber es gelingt mir nicht. (Meine Klasse ist eine der pflegeleichtesten der Schule.) Gerecht werden kann ich ihnen nicht. Ich kann sie auch nicht mit schwierigen Aufgaben (VERA ab Kompetenzniveau 4) alleine hinsetzen. Die müssen ihnen ebenfalls langsam und geduldig erklärt werden.

  • Ja so war es im letzten Jahr auch bei uns.


    Ich hatte ein hochauffälliges Kind. Jeder der das Kind kannte, inkl. Schulleitung plädierten auf EUSE. Das RebbZ (bearbeitet bei uns die Anträge) hat ihn 20 Minuten angeguckt. Unseren 20-Seitigen Bericht gelesen und dann lächelnd abgelehnt.


    "Sie haben das in der Grundschule doch super hingekriegt!" Ja auf der Beziehungsebene ging es gerade so. Aber nun sollte es in die weiterführende Schule gehen und da kann man in Hamburg keine Ressourcen mehr erhalten. Das geht nur, wenn der Antrag in der Grundschule durchgeht und wir haben uns so sehr Unterstützung für dieses Kind gewünscht. :S


    Später hörten wir von den weiterführenden Schulen, dass das letztes Jahr sehr sehr oft vorgekommen ist. Ein Schelm der böses dabei denkt...

  • Was ihr beschreibt ist keine Inklusion. Dass das nicht befriedigend ist, bezweifelt keiner. Lösungsorientiert ist aber was anderes.


    Und die Bedingungen, von denen Frapper berichtet, die mögen durch die Lobby der Eltern von "Edelbehinderungen" ermöglicht werden. Das ist prima, aber eben genauso wenig Realität, wie die brave Durchschnittsklasse mit Durchschnittskindern, die durchschnittlich schnell durchschnittlich viel lernen.


    An Förderschulen für Lernbehinderte (knapp die Hälfte aller SchülerInnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf haben den Förderschwerpunkt Lernen, Tendenz fallend, soz.-em. tendenziell steigend), gibt es keine Sonderausstattung. Die Spanne liegt auch zwischen "geistig behindert" und "schafft den Hauptschulabschluss" und bis auf die Reduktion des Teilers gibt es nichts, was es an anderen Schulen nicht auch gibt.


    Was soll die Aussortiererei, außer dass die allerkrassesten Fälle aus ihren Klassen genommen werden?


    Was Conni beschreibt, ist ein großes Problem. Dass einfach kein Förderbedarf mehr festgestellt werden darf und in Brennpunktklassen dann alle Förderschwerpunkte vorhanden sind, nur ohne Bezeichung derselben. Es hindert aber auch niemand die Schulen daran, sich zusammenzutun und bei den Ländern auf der Matte zu stehen, um die großartig angekündigten Mittel freizugeben.


    Man darf auch mal was anderes machen, als zu jammern. "Späterer Schulbeginn", "Projektwoche abschaffen"... das sind Vorschläge aus dem anderen Thread, wofür es sich als Kollegium zu kämpfen lohne. Ich finde das traurig.

  • Wer sagt, dass nur gejammert wird. Man ist am Ende machtlos. In Hamburg ist gerade eine Volksinitiative Inklusion in Arbeit, ein Volksentscheid könnte folgen, wenn es nicht wieder einen faulen Kompromiss gibt, wie bei der Volksinitiative Ganztagsschule.


    In Sonderschulen arbeiten Sonderschullehrer rund um die Uhr am Kind, die sind für diese Schwerpunkte ausgebildet. Die Klassen sind deutlich kleiner. Ich kenne die meisten Sonderschulen auch so, dass dort oft Doppelbesetzungen sind. Und das soll das Gleiche sein, wie ich (keine sonderpädagogische Ausbildung in keinem Bereich) mit 24 Kindern und 1-3 Inklusionsstunden???rückwüns


    Komisch, dass sich bei uns viele Sonderpädagogen auch die Arbeit an der Förderschule zurückwünschen.

  • Was bleibt einem teilweise anderes übrig als Jammern? Die Arten der Einflussnahme werden ja auch bewusst eng gesetzt. Das sieht man an Maulkörben, die verteilt werden (z.B. Aachener Schulleiter) oder Lehrer in Artikeln ihren Namen nicht genannt haben wollen aus Angst, da könnte dann von oben etwas folgen.
    Letztes Schuljahr wollte ich mit zwei Klassen in PoWi einen Brief an Landtagsabgeordnete schreiben. So gut wie alle diese Schüler waren an der Regelschule gewesen und haben einschlägige Erfahrungen gemacht. Zum Teil haben sie auch Kritik an unsere Schule reingeschrieben, weil auch bei uns nicht alles perfekt ist. Das muss über den Tisch der Schulleitung und mein Schulleiter wollte zusammen mit mir ein Anschreiben verfassen. Auch wenn es ganz deutlich gekennzeichnet ist, dass es sich um meine Meinung handelt, darf kein Teil des Anschreibens mit Aussagen von mir sein. Ich darf mich nur über den Dienstweg an Landtagsabgeordnete wenden, wenn es um meine Meinung geht. So wie ich es herausgehört habe, kennt er welche, die wegen so etwas schon einmal ordentlich etwas aufs Dach bekommen haben. Völlig absurd, dass die Basis dann nur schön gefiltert über die zig Instanzen bei den Entscheidungsträgern mal etwas los werden können. Leider ist es nicht mehr zustandegekommen - meine Schulleitung ist leider chronisch überarbeitet.


    Ich habe mein Ref an einer Förderschule Lernen in NRW gemacht. Es war ein Pilotprojekt in Sachen Inklusion, um mal zu schauen, was das denn so alles mit sich bringt, bevor es auf das Land ausgeweitet wird. Für unsere Ausbildung hatten die Mentoren kaum Zeit, denn sie waren viel zu sehr mit sich beschäftigt. Das konnte ich auch verstehen, denn ihr ganzes Berufsbild veränderte sich von heute auf morgen. Jeder musste einen oder zwei Tagen an eine oder zwei Grundschulen und sich da einfinden. Es war einfach nur katastrophal. Das Kollegium konnte nicht mal eine Arbeitsplatzbeschreibung für die inklusive Arbeit anfertigen, weil jeder etwas anderes machte. Ich war ab und an auch mal mit in den Schulen, wenn es meine Zeit erlaubte. Es fehlten einem wirklich die Worte für die krassen Missstände. Nach solchen Erfahrungen eines gesamten Kollegiums müsste man doch eigentlich inne halten und einen komplett anderen Weg beschreiten - jeder vernünftige Mensch würde das in seinem Privatleben tun. Nein, es ging so in die Fläche mit den ganzen bekannten Ergebnissen. Der Schulrat des Bereichs - er war mit in meinem Prüfungsgremium - ist radikaler Inklusionsbefürworter und hat wohl auch einiges damit zu tun, dass so etwas gar nicht erst nach oben vordringt.
    In Hessen sieht es ja zum Glück besser aus als in NRW, aber es ist auch fern von wirklich befriedigend. Ich werde nicht die Prüfung meiner Referendarin vergessen. Drei Fachleiter, die einfach einiges mitbekommen, und mein Schulleiter. Inklusion ist natürlich in aller Munde. Sie konnten wirklich nicht verstehen, warum man die Strukturen des Gemeinsamen Unterrichts so komplett gekippt hat. Das lief größtenteils von den Ergebnissen gut, war an den Ressourcen orientiert und setzte bei real erwartbaren Entwicklungen an. Die radikalen Gesetzesänderungen haben uns eher zurückgeworfen als vorangebracht.


    Und die Bedingungen, von denen Frapper berichtet, die mögen durch die Lobby der Eltern von "Edelbehinderungen" ermöglicht werden. Das ist prima, aber eben genauso wenig Realität, wie die brave Durchschnittsklasse mit Durchschnittskindern, die durchschnittlich schnell durchschnittlich viel lernen.

    Eigentlich gestehst du es hier doch ein. Die Bedingungen an der Regelschule werden für die breite Masse nie so gut sein wie an der Förderschule. Das Geld ist nicht da oder es fehlt auch am Willen, es dafür auszugeben. Es ist politisch eine gewisse Bereitschaft da, mehr Geld in die Hand zu nehmen, aber wenn man dann wie ich schildert, wie es für Kinder aussehen müsste, die zu unserer ureigensten Schülerschaft gehören (also nicht die leichteren Fälle), wird klar, was für ein teures Unterfangen eine zu Ende gedachte Inklusion wirklich ist. Es geht nicht nur um ein bisschen mehr, sondern um wahnsinnig viel. Dadurch, dass es nicht in einer Klasse von ca. 8 Schülern gebündelt ist, fallen die Kosten dann mehrfach an. Das wird durch den wegfallenden Schülertransport nicht ansatzweise finanziell aufgefangen.


    Für mich ist es der Kern der ganzen misslungenen Inklusionsentwicklung, dass die Diskussion nicht ehrlich geführt wird. Initiativen wie in Hamburg oder NRW und die Eltern, die mittlerweile immer zahlreicher mit den Füßen abstimmen, haben immerhin etwas mehr Aufrichtigkeit in die Debatte gebracht.

  • Es ist politisch eine gewisse Bereitschaft da, mehr Geld in die Hand zu nehmen, aber wenn man dann wie ich schildert, wie es für Kinder aussehen müsste, die zu unserer ureigensten Schülerschaft gehören (also nicht die leichteren Fälle), wird klar, was für ein teures Unterfangen eine zu Ende gedachte Inklusion wirklich ist. Es geht nicht nur um ein bisschen mehr, sondern um wahnsinnig viel. Dadurch, dass es nicht in einer Klasse von ca. 8 Schülern gebündelt ist, fallen die Kosten dann mehrfach an.

    Moin,


    also um das "wahnsinnig viel" mal grob abzustecken, würde ich sagen, daß dafür dann eine 1:1 Betreuung her muß. Es braucht also jedes Inklusionskind einen eigenen Förderschullehrer in wirklich jeder Stunde. Das wäre zumindest meine ganz grobe Einschätzung. Krankheitsreserven sind da natürlich noch nicht drin und über die Umgestaltung der Schulgebäude und etwaigen Technikeinsatz haben wir auch noch gar nicht geredet. Da Du jetzt von Klassenstärken von 8 Schülern redest, würden sich folglich die Personalkosten verachtfachen.


    Daher auch meine Meinung, daß die Politik das mal schnell machen wollte, um Geld zu sparen ohne auch nur ansatzweise zu erkennen, was das für ein Brocken ist und das es derzeit im Alltag halt absolut nicht läuft.


    Außerdem frage ich mich ganz ehrlich, ob es fair gegenüber den gesunden Kindern ist, die Regelschulen verkommen zu lassen und alles in die paar Inkludierten zu investieren. Am Ende des Tages kann halt jeder Euro nur einmal ausgegeben werden. Da könnte man auch argumentieren, daß jedes Kind ein Anrecht auf ein gleiches "Budget" hat, das für seine Bildung ausgegeben wird. Aber da landen wir am Ende sicherlich bei einer Diskussion, ob es moralisch vertretbar ist Lebenschancen und damit letztlich Menschenleben gegeneinander aufzurechnen. Klar hat das Verfassungsgeicht gesagt, daß man das nicht gegeneinander aufrechnen darf, aber die Bevölkerung denkt da etwas anders.
    --> https://www.welt.de/kultur/med…i-Terror-entschieden.html

  • Was ihr beschreibt ist keine Inklusion. Dass das nicht befriedigend ist, bezweifelt keiner. Lösungsorientiert ist aber was anderes.

    Was hier geschildert wird, ist die real existierende Inklusion. Und die ist nun einmal gekennzeichnet dadurch, dass


    - die Bildungspolitik nicht die notwendigen finanziellen und sachlichen Ressourcen bereitstellt, sondern Inklusion als Sparmodell betrachet, weil sich dadurch die extrem teuren Förderschulen einsparen lassen,


    - es auch überbaupt nicht auf absehbare Zeit die notwendige Anzahl an Sonderpädagogen gibt, um die Regelschulen bei der Inklusion wirksam zu unterstützen


    - und wenn es überhaupt irgenwie ansatzweise laufen soll, dann nur auf Kosten der Gesundheit und der unbezahlten Arbeitszeit idealistisch-naiver Lehrkräfte, denen man einredet nur "auf den Lehrer kommt es an".


    Man kann viel darüber reden, wie toll die Inklusion doch in der Theorie ist, wenn die Praxis täglich zeigt, dass sie unter den gegebenen Rahmenbedingungen vielen Beteiligten mehr schadet als nützt.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    Einmal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • In meiner aktuellen 4. Klasse breitet sich das Spektrum von Anfang 2. Klasse bis Anfang 5. Klasse aus. Konsequenz siehe oben.


    Fazit: Die gesunde Mischung macht es.

    Was haben Schüler in der vierten Klasse zu suchen, wenn sie auf dem Stand der zweiten Klasse sind?


    Die Bildungspolitik der letzten Jahrzehnte hat nichts verbessert. Entwertung des Abiturs durch stark steigende Abiturientenquoten, fehlende Studierfähigkeit vieler Absolventen, Verkommen der Hauptschule zu einer Restschule, oder gar Einführung von Gesamtschulen, Abschaffung der bindenden Lehrerempfehlung, Abschaffung des Sitzenbleibens und jetzt noch die gescheiterte Inklusion.


    Interessanterweise glaube nicht mal linke Politiker wie Manuela Schwesig an ihre Reformen und schicken ihre eigenen Kinder auf private Gymnasien.

  • Was haben Schüler in der vierten Klasse zu suchen, wenn sie auf dem Stand der zweiten Klasse sind?
    Die Bildungspolitik der letzten Jahrzehnte hat nichts verbessert. Entwertung des Abiturs durch stark steigende Abiturientenquoten, fehlende Studierfähigkeit vieler Absolventen, Verkommen der Hauptschule zu einer Restschule, oder gar Einführung von Gesamtschulen, Abschaffung der bindenden Lehrerempfehlung, Abschaffung des Sitzenbleibens und jetzt noch die gescheiterte Inklusion.


    Interessanterweise glaube nicht mal linke Politiker wie Manuela Schwesig an ihre Reformen und schicken ihre eigenen Kinder auf private Gymnasien.


    ...was ist das denn mal wieder für eine Aussage?
    als wenn diese angedachten Reformen umgesetzt worden seien - es ist doch gerade die Politik der letzten 12 Jahre, die faul aussitzt, nichts bewegt und auf ein Wunder wartet (und vor allem sich weigert, mal die Finanzen lockerzumachen um grundlegend etwas zu verändern,natürich müssen diese dann anderswo abgezogen werden, und das bekommen sie wohl einfach nicht verpackt...)


    Insofern stelle die Frage doch mal lieber so: Was haben unfähige "Politiker" schon seit bis zu 12 Jahren im Bundestag zu suchen, die außer Kassieren nichts gelernt haben?

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • 1.) Was genau haben Politiker im Bundestag mit Schulpolitik zu tun?
    2.) Natürlich wird das umgesetzt. Schau dir bitte mal an, wie viel Geld eine Gesamtschule oder ein Gymnasium pro Schüler bekommt (unabhängig von deren Einzugsgebiet, dann könnte ich gewisse Mittelzuweisungen nämlich verstehen). Die Hauptschulen sind in NRW jahrelang sturmreif geschossen worden und laufen gerade aus um sie durch Sekundarschulen zu ersetzen (der Name macht alles besser...im Grunde sollen das ja Gesamtschulen ohne Oberstufe sein...na klar...), die bindende Lehrerempfehlung ist in NRW schon ein bisschen länger futsch, das Sitzenbleiben wird massiv torpediert, wenn man sich mal anschaut was Kollegen alles machen müssen, sobald sie eine 5 geben (mal ehrlich: Wenn ich in Geschichte eine 5 gebe, dann ist die Lern- und Förderempfehlung: "Maul halten wenn du nicht dran bist, mehr melden damit du öfter drankommst (zur Not fass die letzte Stunde oder einen Text zusammen)", dafür braucht es echt kein Fördergespräch).

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • ...und auch die Länder brauchen Geld, um Pläne umzusetzen, oder etwa nicht?

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  • Moin,
    also um das "wahnsinnig viel" mal grob abzustecken, würde ich sagen, daß dafür dann eine 1:1 Betreuung her muß. Es braucht also jedes Inklusionskind einen eigenen Förderschullehrer in wirklich jeder Stunde. Das wäre zumindest meine ganz grobe Einschätzung. Krankheitsreserven sind da natürlich noch nicht drin und über die Umgestaltung der Schulgebäude und etwaigen Technikeinsatz haben wir auch noch gar nicht geredet. Da Du jetzt von Klassenstärken von 8 Schülern redest, würden sich folglich die Personalkosten verachtfachen.

    Klassenfrequenzhöchstwerte in NRW an Förderschulen: Lernen 19 (ich habe an 6 verschiedenen Förderschulen noch keine Klasse mit weniger als 21 SuS gesehen), Emotionale und Soziale Entwicklung 17 (mag sich jemand Unterrichtsstunden mit 17 emotional/sozial gestörte SuS in einer Klasse vorstellen? Die sind wohlgemerkt so auffällig, dass keine Regelschule sie nehmen würde!) Sprache 17. Für diese drei Förderschwerpunkte gilt die Stellenzuweisung aus dem Stellenbudget 1:9,92. Die Doppelbesetzung, von der hier immer so geschwärmt wird, existiert in der Realität kaum. Ich weiß auch nicht, wo die Regelschulkollegen da immer "mal hospitiert" haben wollen... Der Vollständigkeit halber: Klassen mit geistig behinderten, blinden, gehörlosen oder körperlich behinderten SuS dürfen eine Klassenstärke von 13 erreichen, Schwerhörige und Sehbehinderte immerhin 14.


    Die Traumbedingungen, von denen gerne geschwärmt wird, die gibt es an dem meisten Förderschulen eben nicht. Es sei denn, man hat eine starke Elternlobby oder andere Interessenvertretungen (z.B. den LVR) im Hintergrund. Den haben aber weder die lernbehinderten, noch die verhaltensauffälligen SuS. Die kommen nämlich von den alten "Sonderschulen", die einen schlechten Ruf hatten, auf die man sein Kind nie schicken wollte. Da kamen nämlich nur die "Assis" hin. Entsprechend wurde sich auch um diese Schulen gekümmert. Davon sitzen aber zahlenmäßig die meisten SuS in inklusiven Settings.


    Was mich richtig ankotzt ist aber, dass in unserer Region Gymnasien teilweise für die Aufnahme eines I-Schülers eine ganze Stelle erhalten "um die Inklusion anzukurbeln". :tot:



    vollkommen OT: es hat schon was Perverses, dass mir unter einem Inklusionsthread Werbung für den PraenaTest gezeigt wird!

    Schöne Grüße,
    dzeneriffa



    Am Ende wird alles gut! Wenn´s noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende =)

  • Schau dir bitte mal an, wie viel Geld eine Gesamtschule oder ein Gymnasium pro Schüler bekommt (unabhängig von deren Einzugsgebiet, dann könnte ich gewisse Mittelzuweisungen nämlich verstehen). Die Hauptschulen sind in NRW jahrelang sturmreif geschossen worden und laufen gerade aus um sie durch Sekundarschulen zu ersetzen (der Name macht alles besser...im Grunde sollen das ja Gesamtschulen ohne Oberstufe sein...na klar...),...

    Für NRW (dein Bundesland) sehen die Zahlen in 2012 so aus (Kosten pro Schüler und Jahr):


    Grundschulen: 4 700
    Hauptschulen: 7 000
    Realschulen: 4 700
    Gymnasien: 6 300
    Integrierte Gesamtschulen: 6 600


    Quelle: Bildungsausgaben. Ausgaben je Schülerin und Schüler 2012. Statistisches Bundesamt 2015.


    Quizfrage: Was haben Förderschulen (in der Veröffentlichung nicht mit aufgeführt) und Hauptschulen gemeinsam und warum will man sie wohl abschaffen? (Tipp: Die Antwort hat nichts mit Pädagogik zu tun...)


    Gruß !

  • Kleiner als erwartet...der Unterschied ist 2014 sogar nochmal um 100€ geschrumpft (Klick mich!), verdammt seien veraltete Zahlen in meinem Kopf. :)

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    • Offizieller Beitrag

    Was haben Schüler in der vierten Klasse zu suchen, wenn sie auf dem Stand der zweiten Klasse sind?

    Das wird als "individuelles Lernen" bezeichnet. Jedes Kind wird dort abgeholt, wo es steht.
    Sitzenbleiben gibt es nicht mehr, wobei bei mir über die Hälfte der Klasse "verweilt" ist. D.h. ihnen wurde - politisch korrekt formuliert - ein Jahr mehr zur Bewältigung der Inhalte der ersten 2 Schuljahre gegeben - in der Annahme, dass sie einfach zu jung eingeschult wurden. Antrag auf "Lernen" und "emotional-soziale Entwicklung" durfte erst im Verweiljahr gestellt werden. Als Ausgleich für den offiziell nicht vorhandenen Förderbedarf in diesen Bereichen bekommen die 1. und 2. Klassen je 4 zusätzliche Stunden, die dann mal eben alles abdecken. Unter meinen Schülern ist einer, der tatsächlich zu jung eingeschult wurde und der nach dem Verweiljahr auf Rahmenlehrplanniveau lernen konnte. Der Rest ist ein Sammelsurium aus den verschiedensten Einschränkungen im Hören, Sprechen, Bewegen, Wahrnehmen, Dekodieren von Sprache, Lesen, Schreiben, Rechnen, Gleichgewichtssinn... Meine Bandbreite ist ähnlich der von Anja - sie beginnt aber in Deutsch etwa im 1. Halbjahr 1. Schuljahres, in Mathe Mitte des 1. Schuljahres, emotional-sozial etwa zwischen 3 und 10 Jahren. Bis gestern hätte ich die schwächsten noch fitter eingeschätzt.

  • Was haben Schüler in der vierten Klasse zu suchen, wenn sie auf dem Stand der zweiten Klasse sind?


    Die Bildungspolitik der letzten Jahrzehnte hat nichts verbessert. Entwertung des Abiturs durch stark steigende Abiturientenquoten, fehlende Studierfähigkeit vieler Absolventen, Verkommen der Hauptschule zu einer Restschule, oder gar Einführung von Gesamtschulen, Abschaffung der bindenden Lehrerempfehlung, Abschaffung des Sitzenbleibens und jetzt noch die gescheiterte Inklusion.


    Interessanterweise glaube nicht mal linke Politiker wie Manuela Schwesig an ihre Reformen und schicken ihre eigenen Kinder auf private Gymnasien.

    HH hat kein Sitzenbleiben mehr. Nur noch auf Antrag der Eltern. Bis vor Kurzem hat dann einzig und allein die Schulbehörde entschieden, ob das Kind wiederholen darf. Meist nicht, denn man kann doch im Unterricht super individuell das Kind da abholen wo es steht. Neuerdings darf ein wenig die Schule wieder mitreden. Aber auch nur in schweren Fällen.

  • Wenn es um die Schulpolitik geht, denke ich immer nur:


    Warum können wir nicht einfach alle politischen Entscheidungen der letzten 35 Jahre auf der Müllhalde der Geschichte entsorgen und das Schulrecht aus den späten 1970ern wieder einführen? Das würde uns nach vorne bringen.


    Ich beiße hier bei unseren Elektrikern ja auch auf Granit, wenn es darum geht wann Azubis in der Gesellenprüfung durchfallen. Meiner Meinung nach bräuchten wir dringend einen Katalog mit KO-Kriterien. Also einen Katalog ganz bestimmter Fehler, die zwingend zum Nichtbestehen führen und durch nichts mehr ausgeglichen werden können, weil sie im späteren Berufsleben tödlich enden, z.B. Arbeiten an Elektroanlagen ohne vorher den Strom abzustellen.

  • Ein paar Ausnahmen (in Bayern wurde die Prügelstrafe erst 1983 abgeschafft), aber prinzipiell...gerne...
    Aber man könnte auch zwischen den Bundesländern ein wenig voneinander lernen...Ich beneide z.B. die Bayern um ihre Lehrpläne mit denen man (meiner Ferneinschätzung nach) tatsächlich arbeiten kann, im Gegensatz zu dem unpräzisen Unsinn den wir in NRW haben...

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