Nach welchen (internen) Kriterien vergebt ihr Klassenfahrtfreiplätze an Kollegen?

  • Hat nichts mit Hobby-Theologe zu tun, sondern damit, dass ich einen schriftlichen Antrag auf Nichtteilnahme an eine Klassenfahrt erhalten habe den ich beantworte. Die Bibelzitate stammen nicht von mir, sondern wurden von den Eltern als Grund genannt. Wenn ich Hobby-Theologe wäre, dann würde ich die Bibel nach Stellen durchsucht, die für eine Fahrt sprechen.


    Abgesehen von den schon vorher genannten Gründen sind auch folgende Punkte nicht unerheblich:
    - Wenn mal eben 5 oder mehr von 28 Kindern nicht mitfahren, dann wird für alle anderen Kinder die Fahrt mal eben wesentlich teuer, weil z.B. die Reisekosten konstant bleiben und auf weniger Personen verteilt werden müssen. Konsequenz wäre dann, dass dann die Fahrt aufgrund der Kosten evtl. nicht mehr stattfinden kann. Der Förderverein kann nicht alle Kosten auffangen.
    - Die Schüler würden sonst viele Dinge verpassen, die sie auf der Klassenfahrt lernen sollen.
    ...
    Der Gesetzgeber hat sich diese Regel (Teilnahmepflicht) (vermute ich zumindest) nicht zum Spaß ausgedacht. Die Teilnahmepflicht ist keine persönliche Idee von mir. Ich versuche erstmal nur umzusetzen was vorgeschrieben ist. Letztendlich ist mir das egal; Ein Versuch für das eine Kind bzw. für die ganze Klasse ist es aber erstmal Wert. Von anderen Schulen ist mir bekannt, dass die in ähnlichen Fällen sogar an die Bezirksregierung weiterleitet haben. Mit z.T. etwas "unschöneren" Folgen für die Eltern.


    Wenn man mal genauer hinguckt, dann sind ürigens die Eltern nicht immer (direkt) das "Problem" da sie z.T. selbst vom Vorsteher der Kirchengemeinde unter Druck gesetzt werden. Das ist aber ehrlich gesagt nicht mehr mein Problem.


    Ich persönlich denke, dass ich mit so einer Antwort erstmal das beste im Sinne des Gesetzgebers und im Wohle des Kindes umgesetzt habe. Wenn es "klappt" dann freue ich mich. Wenn meine Antwort trotzdem "negativ" beantwortet wird, dann ist es mir persönlich aber auch egal. Ich habe dann das Ganze immer an die Schulleitung weitergereicht, die es bei uns immer akzeptiert hat.

  • Zwei Beispiele:
    In unserer Schule (NRW) ist im letzten Jahr ein Kind der 5. Klasse aus religiösen Gründen nicht mitgefahren (ich glaube, es waren in diesem Fall auch Babtisten). Eine Schülerin der 9. Klassen fährt aus gesundheitlichen Gründen nicht mit (Fahrt ins Ausland): sie hat eine erst vor kurzem diagnostizierte Diabetes und kommt nach eigenen Angaben noch nicht so richtig damit zurecht. Die Schülerin absolviert in der betreffenden Zeit ein Praktikum.


    Es mag schon sein, dass Klassenfahrten (in NRW) verpflichtend sind. Die Frage ist doch aber, wie die Schule damit umgeht? Möchte sie deswegen z.B. einen Rechtsstreit der Eltern riskieren? So lange sich die Anzahl der Nicht-Mitfahrer in sehr überschaubaren Grenzen hält...


    Ein Beispiel aus meiner Sicht als Mutter:
    Mein Sohn hat Zöliakie, muss also komplett glutenfrei essen. Es stellt sich immer die Frage, ob das durchweg gewährleistet werden kann? Die meisten Kantinen in Jugendherbergen etc. können das heutzutage. Darüber hinaus - z.B. ein Mittagessen unterwegs während einer Stadtbesichtigung - wird dann schon sehr fraglich. Ob die glutenfreie Versorgung generell geleistet werden kann, müssen immer wir Eltern bei der betreffenden Unterkunft herausfinden. Die Lehrer halten sich da raus.
    Im Fall unseres Sohnes hatte ich nach einem Gespräch mit der Klassenlehrerin generell den Eindruck, dass sie das Problem nicht sonderlich interessiert. Als Eltern hatten wir kein gutes Gefühl. Als Sohnemann am Tag vor der Klassenfahrt erkrankte (musste auch von der Schule abgeholt werden), und es unklar war, ob er am nächsten Tag wieder fit ist, hatte ich wieder kein besonders gutes Gefühl, was die Lehrerin betrifft. Ich hatte den Eindruck, dass sie nicht bereit ist, das Kind während der Fahrt etwas "aufzufangen". Er sollte ja nicht bemuttert werden, aber ab und zu ein aufmunterndes Wort oder Fragen nach seinem Befinden hätte ich mir gewünscht (bei einem 10-jährigen Kind). Ich hatte den Eindruck, dass dies nicht kommen wird. Dazu die Unsicherheit mit der Ernährung.
    Abschließend: Kind war am Reisetag etwas leidend - ob er wirklich krank war, war früh morgens nicht so ganz ersichtlich. Da die Gefahr bestand, ihn vom Reiseort abholen zu MÜSSEN, habe ich ihn dann kurzerhand krank gemeldet, er ist nicht mit gefahren.
    Wären die Bedingungen andere gewesen: Sicherheit beim glutenfreien Essen + etwas mehr "Zuneigung" der Klassenlehrerin, wäre er garantiert mitgefahren. SO schlecht ging es ihm morgens ja nun nicht (den Rest des Tages war dann auch alles gut).


    Was ich damit sagen will: Neben religiösen (und finanziellen) Gründen gibt es doch eine ganze Reihe weiterer Gründe, warum eine Klassenfahrt evtl. nicht mitgemacht werden soll. Dazu gehören natürlich auch handfeste medizinische Gründe. Werden die im Gesetz nicht erwähnt? Und ich würde den Eltern eben auch eine eigene Einschätzung oder Befindlichkeit zusprechen.
    An unserer (meiner) Schule werden z.B. besonders viele Fahrten veranstaltet, dazu gehören auch Fernreisen ins Ausland, Flugreisen etc. Als Mutter hätte ich da so meine Bedenken, ehrlich gesagt. Einerseits wegen der Kosten. Teilweise kosten die Reisen 1200 Euro pro Schüler. Die sind dann freiwillig, aber die Schule MÖCHTE gerne, dass die Schüler mitfahren. Es existiert also ein gewisser Druck bzw. eine Anspruchshaltung. Dazu kommen die vielen Flüge. Ich persönlich hätte da Bauchschmerzen, mein Kind ständig "allein" durch die Weltgeschichte reisen zu lassen. Insbesondere auch bei den derzeitigen politischen Gegebenheiten (Anschläge etc.). Wenn ich außerdem an gewisse Selbstmordflugzeugabstürze denke, wo Schulklassen im Flieger waren, wird mir als Mutter schlecht!


    Ich finde es gut, wenn Schulen dafür etwas Verständnis aufbringen. Es gibt eben auch Situationen, die nicht in irgend einem Gesetzesblatt geregelt sind. Krank melden kann ich als Eltern natürlich dann auch immer noch, wenn es sein muss...

  • Catania: Ich finde es sehr traurig, dass solche Sachen ihr regeln müsst. Bei uns hat das die Klassenlehrerin meiner Tochter vorher abgeklärt, was alles an Besonderheiten ist und das mit der Jugendherberge geklärt, aber das betraf bei uns natürlich auch nicht nur die Kinder, sondern die Kollegen und mich auch. Und damit war für mich auch ganz klar, dass ich das vor Ort auch anspreche, wenn etwas ist (wobei die Herbergsmutter oft selber gefragt hat, was geht und was nicht bei Unverträglichkeiten, wir waren aber auch anfangs die einzige große Gruppe). Und ich finde, dass gehört sich auch so. Aber da muss man vermutlich die Situation auch selber erst mal erlebt haben, wie das ist, wenn man bei trocken Brot zugucken kann.

  • Catania: Es gibt viele nachvollziehbare Gründe. Ich bin froh, wenn Eltern so etwas vorher sagen. Auch bei den religiösen Gründen.


    Es gibt hier einfach ein paar Punkte, die mich persönlich nachdenklich machen:
    1. Diese religiösen Gründe sind kein Einzelfall. Je nach Schule sind das sehr große Teile der Klasse. Diese Gemeinden sind nicht gleichmäßig über das Land verteilt, sondern an einigen Orten gehäuft.
    2. Diese religiösen Gründe wurden vor ~20 Jahren nicht vorgebracht. Damals sind die Kinder aus den Familien mitgefahren.
    3. Komischerweise wurde es in den ersten Jahren oft nur den Mädchen verboten, und den Jungen (aus der gleichen Familie) aber erlaubt. Guckt man sich aber die neuen Formblätter an, so konnte ich ja nur den "Sohn"-Punkt nicht "widerlegen". Also aus meiner Sicht vollkommen unlogisch. Wenn, dann hätte man es den Jungen verbieten müssen, aber nicht den Mädchen.
    4. Es wird mit der Bibel begründet. In Landesgesetz von NRW steht ausdrücklich, dass wie Lehrer christlich erziehen soll UND Teilnahmepflicht an Klassenfahrten existiert. Hätten die Kirchen nicht schon in den ersten 50 Jahren nach dem Landesgesetzes dagegen vorgehen müssen, wenn sich das widerspricht? ok. Das ist wohl Religionsfreiheit. Meinetwegen kann der Punkt gestrichen werden.


    Aufgrund von 2. und 3. vermute ich mal schlicht, dass der Grund nur von einer konservativen Meinung neu eingeführt wurde.
    Andere sehen das wahrscheinlich anders. Wahrscheinlich ist mal irgendetwas schlechtes passiert und dann wird es allen verboten. Hilfreich ist das aus meiner Sicht nicht; und zwar für alle Seiten (Lehrer, Schüler die Mitfahren, Schüler die nicht Mitfahren, Eltern, ...)!
    Wenn man dann hört, dass z.B. ein Mädchen ihre Ausbildung beim Arzt abbrechen musste, weil die Dienstkleidung beim Arzt eine Hose ist. Die Eltern aber nur einen Rock erlauben...



    Auch wenn sich das bis hier negativ anhört. Ich hätte gerne gerade diese Schüler auf der Klassenfahrt dabei, da sie mit Sicherheit (insbesondere bei größeren Anteilen) einen guten Einfluss auf den ein oder anderen Chaoten haben könnten, den ich nur mit unguten Gefühl mitnehmen muss.

  • So sehr ich den Wunsch nachvollziehen kann, dass der Klassenlehrer sich auch um solche Sachen kümmert, hätte ich mich an Stelle des Kollegen wohl ähnlich verhalten. Gerade weil ich nicht in der Situation stecke bzw. mir das Krankheitsbild nicht vertraut ist, würde ich niemals hier die Verantwortung übernehmen können. Klar kann ich bei der Herberge nachfragen, ob sie glutenfreies Essen anbieten, aber zu genaueren Nachfragen fehlt mir die Kompetenz. Da ist es doch einfach sinnvoller, wenn die Eltern das in die Hand nehmen, die ggf. konkret nachfragen bzw. nachhaken können.
    Was die "Zuneigung" angeht: Wenn ich ein Kind dabei habe, von dem ich weiß, dass es eine Krankheit hat, frage ich natürlich immer mal nach, wie es so läuft. Aber auch hier würde ich mich scheuen, die Verantwortung dafür zu übernehmen, dass das Kind Medikamente regelmäßig einnimmt, Ernährungsvorschriften einhält etc. Ich kann versprechen auch ein wenig mit darauf zu achten, aber die Verantwortung muss das Kind schon selbst übernehmen können, wenn ich mit 30 bis 100 Schülern (je nach Fahrt auch mehrere Klassen gemeinsam) unterwegs bin.

  • Zitat

    Was die "Zuneigung" angeht: Wenn ich ein Kind dabei habe, von dem ich weiß, dass es eine Krankheit hat, frage ich natürlich immer mal nach, wie es so läuft. Aber auch hier würde ich mich scheuen, die Verantwortung dafür zu übernehmen, dass das Kind Medikamente regelmäßig einnimmt, Ernährungsvorschriften einhält etc. Ich kann versprechen auch ein wenig mit darauf zu achten, aber die Verantwortung muss das Kind schon selbst übernehmen können, wenn ich mit 30 bis 100 Schülern (je nach Fahrt auch mehrere Klassen gemeinsam) unterwegs bin.


    Prinzipiell sehe ich das ja genauso.


    Aber Verantwortung muss ich in der Schule doch auch übernehmen. Da gibt es Diabetiker, Herzkranke, etc. Ggf. muss ich mich da doch auch mit dem Sachverhalt beschäftigen, z.B. sofortiges Handeln bei Unterzuckerung - wenn es sein muss, direkt im Unterricht. Natürlich kann ich auf einer Klassenfahrt nicht mit Sicherheit kontrollieren, ob das Kind auch tatsächlich z.B. nur glutenfreie Nahrung erhält/isst. Aber man darf doch erwarten, dass der Lehrer zumindest BEREIT ist, sich mal mit dem Krankheitsbild zumindest im Ansatz auseinander zu setzen und die grundlegenden Infos darüber nachzulesen (max. 1 DIN-A4-Blatt). Wichtigste Zusammenfassungen etc. gibt es im Internet zu Hauf. Wenn ich allerdings das Gefühl habe, der Lehrer hat schlicht keine Lust, sich damit auseinanderzusetzen und es wäre ihm vielleicht lieber, das Kind bleibt zu Hause - weil das für den Lehrer bequemer ist - finde ich das sehr bedauerlich.
    Und als Mutter lass ich mein Kind dann tatsächlich lieber zu Hause, weil ich es auf einer Reise nicht in die Obhut von jemandem geben möchte, dem das Kind (spürbar) lästig ist.

  • Die Begründung "religiöse Gründe" ist sehr einfach zu verstehen:


    "Religiöse Gründe" sind gesellschaftlich tabuisiert in dem Sinne von "sie dürfen so schwachsinnig sein, wie man will, sie sind ohne Begründung zu respektieren."


    Eine tatsächlich rationale Begründung "religiöser Gründe" lässt sich offensichtlich nicht definieren, da diese Gründe eben religiös und nicht rational sind. In anderen Worten, alles und sein Gegenteil lässt sich je nach Augenblickslaune als religiöse Begründung vorgeben.


    Im schulischen Kontext bedeutet das, dass man so lange in den Arsch gekniffen ist, so lange religiöse Gründe für was auch immer vorgebracht werden dürfen. Als Schule ist man im Rahmen der grundgesetzlichen albernen "Religionsfreiheit" nur mit Rückhalt der oberen Dienstaufsicht draußen. Und nur mit deren Rückhalt würde ich als Schulleiter Entscheidungen über die geisteskranken Wünsche irgendwelcher religiöser Fanatiker treffen.

  • P.S. Sollten irgendwelche Christenmenschen gerade Schnappatmung bekommen - das ist genau das, was ihr einkauft, wenn ihr im Schulgesetz oder in der Verfassung "Ehrfurcht vor Gott" einfordert...

  • Ein Beispiel aus meiner Sicht als Mutter:
    Mein Sohn hat Zöliakie, muss also komplett glutenfrei essen. Es stellt sich immer die Frage, ob das durchweg gewährleistet werden kann? Die meisten Kantinen in Jugendherbergen etc. können das heutzutage. Darüber hinaus - z.B. ein Mittagessen unterwegs während einer Stadtbesichtigung - wird dann schon sehr fraglich. Ob die glutenfreie Versorgung generell geleistet werden kann, müssen immer wir Eltern bei der betreffenden Unterkunft herausfinden. Die Lehrer halten sich da raus.
    Im Fall unseres Sohnes hatte ich nach einem Gespräch mit der Klassenlehrerin generell den Eindruck, dass sie das Problem nicht sonderlich interessiert. Als Eltern hatten wir kein gutes Gefühl. Als Sohnemann am Tag vor der Klassenfahrt erkrankte (musste auch von der Schule abgeholt werden), und es unklar war, ob er am nächsten Tag wieder fit ist, hatte ich wieder kein besonders gutes Gefühl, was die Lehrerin betrifft. Ich hatte den Eindruck, dass sie nicht bereit ist, das Kind während der Fahrt etwas "aufzufangen". Er sollte ja nicht bemuttert werden, aber ab und zu ein aufmunterndes Wort oder Fragen nach seinem Befinden hätte ich mir gewünscht (bei einem 10-jährigen Kind). Ich hatte den Eindruck, dass dies nicht kommen wird. Dazu die Unsicherheit mit der Ernährung.
    Abschließend: Kind war am Reisetag etwas leidend - ob er wirklich krank war, war früh morgens nicht so ganz ersichtlich. Da die Gefahr bestand, ihn vom Reiseort abholen zu MÜSSEN, habe ich ihn dann kurzerhand krank gemeldet, er ist nicht mit gefahren.
    Wären die Bedingungen andere gewesen: Sicherheit beim glutenfreien Essen + etwas mehr "Zuneigung" der Klassenlehrerin, wäre er garantiert mitgefahren. SO schlecht ging es ihm morgens ja nun nicht (den Rest des Tages war dann auch alles gut).

    Ich kann (und will) aber als Klassenfahrtleitung nicht garantieren, dass ein Kind tatsächlich immer glutenfreie Kost bekommt. Was ist, wenn das Kind aus irgendeinem Grund, 'heimlich' doch glutenhaltige Kost zu sich nimmt? Soll ich dann dafür geradestehen, dass ich nicht ständig das Kind kontrolliert habe? Da würde ich mich als Klassenlehrerin auch nicht für "interessieren", weil ich das nicht leisten kann und will.

  • "Nicht leisten können" und sich "nicht dafür interessieren" sind aber zwei verschiedene Dinge.


    Abgesehen davon, dass unser Sohn WISSENTLICH keine glutenhaltigen Speisen zu sich nimmt oder nehmen würde. Seine Ernährung ist komplett umgestellt, seit er 3 Jahre alt ist (also seit ca. 9 Jahren). Erwischt er doch einmal etwas mit Gluten, so muss er sich z.B. wenig später heftig übergeben. Er weiß das und würde eher hungern, als irgend etwas zu essen, wo auch nur der Verdacht besteht, dass das nicht "clean" ist. Zöliakie ist genetisch bedingt (und im Körper eindeutig nachweisbar). Es ist keine Mode-Unverträglichkeit oder so eine "ich-esse-das-nicht-weil-es-schick-ist, das-nicht-zu-essen"-Erscheinung. Er wird also auch nicht heimlich etwas davon essen, nur weil er das z.B. zu Hause nicht bekommt.


    Im Fall der Zöliakie wird es sicher auch anderen Betroffenen so gehen.


    Was ist denn die Alternative, wenn nun jeder Lehrer sagt: "Ich will mich damit nicht auseinander setzen und keine Verantwortung übernehmen." Das Ergebnis wäre doch dann wohl, dass die betroffenen Schüler NIE auf eine Klassenfahrt mitfahren können?


    Übrigens: Da, wo für Reisen direkt bezahlt wird, wie z.B. Ferienfreizeiten, können nach unseren Erfahrungen die Betreuer sehr gut damit umgehen. Dort sind die Leute, einschließlich der Köchinnen!!!, sehr wohl bereit, sich mit dem Thema auseinander zu setzen. Und gerade die Köche haben bei der Beschaffung der Zutaten sowie der Zubereitung doch wohl wesentlich mehr Aufwand und auch Verantwortung als ein Lehrer, der beim Essen sozusagen nur daneben steht (und evtl. mal eine Zutatenliste lesen muss).


    Ich würde als Eltern doch eher folgende Aussage von einem Lehrer erwarten:
    "Ich kann nicht garantieren, dass jegliche Nahrungsaufnahme während der Klassenfahrt nach den erforderlichen Regeln erfolgt. Ich bin aber gerne bereit, mich mit dem Thema zu beschäftigen und zumindest mein Mögliches beizutragen / zu versuchen."

  • Einige Aussagen machen richtig wütend. "Nicht leisten will"... Ich müsstet selbst Kinder haben, die an Diabetes, Zöliakie etc leiden. Und dann auf solche Kollegen treffen, die nicht mal ansatzweise Bereitschaft zeigen, das Kind auf einer Klassenfahrt zu unterstützen, dann wüsstet ihr, wie man sich fühlt. Schade, dass ihr so empathielos seid. Das stimmt mich als neuerdings auch betroffene Mutter sehr traurig.

  • Die Frage ist immer, was erwartet wird.
    Essenswünsche an die Jugendherberge weiter zu geben und das Kind auf offensichtliche Probleme (Weizenbrötchen= nix bei Zöliakie) hinzuweisen ist kein Problem und heute selbstverständlich.


    Alles was Richtung Einzelbetreuung geht, ist schlicht vom Personalschlüssel her nicht leistbar. Nicht umsonst gibt es dafür Integrationshelfer/Schulbegleiter.
    Dazu kommen dann noch das Problem der Haftung, die bei uns Lehrern eh schon umfangreicher ist, als bei den Eltern selbst. O_o

  • Was denn für Integrationshelfer und Schulbegleiter? Bei einer ganz normalen Klassenfahrt im Rahmen einer ganz normalen Schule?



    Zitat

    Weizenbrötchen= nix bei Zöliakie


    Entschuldigung, aber solch ein Hinweis grenzt ans Lächerliche. Die Kinder mit Zöliakie haben diese Krankheit i.d.R. schon seit vielen Jahren, und ein Weizenbrötchen ist dabei das kleinste Problem (weil das offensichtlichste). Ein Zöliakiekind wird das ganz SELBSTVERSTÄNDLICH NICHT essen.
    Vorausgesetzt, der Unterkunftsort (z.B. Jugendherberge) bietet glutenfreies Essen grundsätzlich an, dann wird die Aufgabe des Lehrers sein, z.B. bei der ganztägigen Unternehmenstour dafür Sorge zu tragen, dass das Kind

    • erstens nicht doch glutenhaltige Lebensmittel ist (z.B. bei einem geplanten Mittagessen unterwegs),
    • zweitens als Alternative etwas Glutenfreies erhält, und
    • drittens deswegen keine irgendwie gearteten Benachteiligungen durch den Lehrer oder auch durch die anderen Schüler erfährt (Ablehnung, Kritik, Mobbing).


    Wie ein alternatives Essen organisiert wird, kann man sich ggf. schon vor Reiseantritt überlegen.


    Analog würde ich das auch auf Diabetiker, Herzkranke u.ä. Betroffene anwenden. Ist das deswegen eine Einzelbetreuung? In gewissem Sinne sicher ja, ABER: vielleicht muss man als Lehrer einfach mal damit leben, dass es Einzelfälle gibt, und dass diese evtl. etwas mehr an Aufwand und/oder Verantwortung erfordern. Das ist dann eben so.

  • Ich kann nicht garantieren, dass ein Schüler kein X ist. Ich kenne deinen Sohn nicht, weiß nicht, wie er tickt. Ich saß schon mit Einen 17-jährigen Asthmatiker in der Notaufnahme, weil er eine feuchte Zigarre geraucht hatte.

  • Ja. Und so etwas gehört zum Lehrerdasein dazu. Es kann Dir auch plötzlich mitten im Unterricht aus heiterem Himmel einer umkippen. Das muss einem nicht gefallen, aber man sollte damit zurecht kommen können.

  • Ganz ehrlich: lieber nehme ich Kinder mit bekannten Unverträglichkeiten mit und organisiere was für die (auch unterwegs), als wieder bei Klassenfahrten zu merken wer magersüchtig ist und wie wenig manche doch essen....

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Einige Aussagen machen richtig wütend. "Nicht leisten will"... Ich müsstet selbst Kinder haben, die an Diabetes, Zöliakie etc leiden. Und dann auf solche Kollegen treffen, die nicht mal ansatzweise Bereitschaft zeigen, das Kind auf einer Klassenfahrt zu unterstützen, dann wüsstet ihr, wie man sich fühlt. Schade, dass ihr so empathielos seid. Das stimmt mich als neuerdings auch betroffene Mutter sehr traurig.

    Verstehe ich total uns sehe es auch so. Es geht nicht darum zu garantieren, dass die Kinder das nicht essen, aber zu garantieren, dass die Kinder etwas für sie essbares vorfinden.


    Es sind Kinder (oft Grundschüler), da finde ich es etwas viel verlangt, dass sie dafür selber verantwortlich sein sollen. Und ehrlich gesagt wünsche ich Leuten mit solchen Antworten mal, dass sie da stehen und nicht wissen, was sie essen sollen, weil es für sie einfach ungenießbar ist (geht mir oft so und ich überlege mir gut, wann ich mich auf von anderen oder mit anderen geplante Veranstaltungen begebe).


    Und ja, da stehe ich dann auch schon mal als Erwachsener heulend im Laden vor Verzweiflung, wenn die letzte genießbare Margarine z.B. die Rezeptur umgestellt hat und ich einfach nicht mehr weiß, was ich essen soll. Wie muss es da dann wohl den Kindern gehen.

  • ...sie können NIE im Sommer Eis in einer Waffel essen, NIE auf einem Weihnachtsmarkt Crêpes, NIE beim Italiener eine Pizza oder Nudeln, NIE auf einem Kindergeburtstag den Geburtstagskuchen, NIE beim Mc Donalds einen Hamburger, NIE als Kleinkind beim Stadtbummel auf einem trockenen Brötchen herumknautschen, NIE mal eben zwischendurch wenn man unterwegs ist spontan...

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