Kombi Deutsch/Englisch wirklich so schlimm im Berufsalltag?

  • Hallo!


    Ich stehe vor der Entscheidung über meine Studienfächer, Gymnasium BW. Englisch steht zu 100% fest, nun muss ich mich für das 2. Fach entscheiden. Zur Wahl stehen Deutsch, Geschichte und Geographie. Alles andere will ich nicht unterrichten oder hat einen zu hohen NC.


    Ich möchte sehr gerne Deutsch und Englisch machen, weil mir diese Fächer am meisten Spaß machen. Ich stelle es mir auch schön vor weniger Kurse mit mehr Stunden zu unterrichten, was mit zwei Hauptfächern der Fall wäre. Außerdem beabsichtige ich eventuell mein Ref an einem beruflichen Gymnasium zu machen, weil an beruflichen Schulen die Chancen auf eine Stelle besser sind. Geographie wird meines Wissens nicht an beruflichen Gymnasien unterrichtet, und Geschichte ist extrem überlaufen, daher steht meine Wahl eigentlich fest, oder?


    Nun ja, wären da nicht diese Horrorgeschichten über den immensen Korrekturaufwand in der Kombi D/E. Deswegen frage ich mich wie der Schulalltag für Deutsch-/Englischlehrer wirklich aussieht. Das lässt mich doch arg grübeln, aber eine Entscheidung muss fallen. Ich würde mich sehr über Erfahrungswerte von Pädagogen mit dieser Kombi freuen - bereut ihr die Wahl, würdet ihr es wieder tun, oder sind die Geschichten wahr?


    Danke im Voraus.

  • Hallo,


    ich selbst habe nicht diese Kombi, kann dir aber sagen, dass in Englisch (vor allem an den BBS) der Korrekturaufwand enorm ist. Englisch ist grundsätzlich Prüfungsfach, d.h. du bist mit Englisch immer betroffen. Es gab Jahre, da hatte ich fünf Abschlussklassen... Wenn du nun Deutsch dazunimmst, das Gleiche. Da bist du auch in jeder Schulart mit Prüfungen betroffen. Teilweise auch in einer Schulart doppelt, pro Fach eine Klasse. (Ich habe Mathe/Englisch und habe, bis auf ein Jahr, bisher immer Doppelabitur gehabt.)


    Auch unterm Jahr ist der Korrekturaufwand hoch. Für eine Englisch-Klausur im Klassensatz brauche ich einen vollen Arbeitstag (8-9 Zeitstunden). In Mathe schaffe ich es im Vergleich an einem halben Arbeitstag (meist 4 Zeitstunden). Und ich wage zu behaupten, dass ich das sehr flott machen. Die Deutsch-Kollegen berichten mir, dass sie pro Klausur im Klassensatz zwei volle Arbeitstage benötigen.


    Keiner meiner D/E-Kollegen unterrichtet ein volles Deputat, weil es "nicht machbar" sei. OT. Wegen einer "unglücklichen" Kombi auf Geld zu verzichten, würde ich nicht einsehen.


    Fazit: Ich kann dir nur abraten. Gerade an den BBS. Am grundständigen Gymnasium, wo du auch mal Unterstufe unterrichtest und vielleicht eine Abi-Klasse pro Jahr hast, mag das gehen. Aber an den BBS? Never. Ich würd's mir nicht antun.


    Mit GGk hingegen, wärst du besser beraten. Wird auch in jeder Schulart unterrichtet. Der Bedarf ist daher immer gegeben. Und du hast da selten und wenn doch wenig Prüfungsaufwand.

  • Ich hab die Kombination und bin damit absolut zufrieden. Der Korrekturaufwand hält sich meiner Erfahrung nach in Grenzen; nach ein paar Jahren geht das etwas schneller und zudem kannst du dir selbst einteilen, ob du nun pro Klasse bspw. zwei oder acht Tests schreibst im Halbjahr. Was ich sehr an der Kombi schätze ist die Freiheit beim Behandeln des Lernstoffs. Man kann viel kreativ arbeiten (auch in der Oberstufe) und während des Studiums ergänzt sich sogar einiges.
    Natürlich ist die Kombi sehr beliebt und überlaufen, deshalb wird es mit einer Planstelle schwierig. Das Wichtigste ist jedoch, dass du für deine Fächer brennst und diese gerne unterrichtest.


    Edit: Nach Lesen des vorigen Beitrags möchte ich ergänzen, dass ich am Gymnasium unterrichte. Wie es an einer Berufsschule mit dieser Kombi aussieht weiß ich nicht.

  • Deutsch macht schon richtig Spaß, weil man viel mehr Möglichkeiten hat, Brücken zu den SuS zu schlagen als in den meisten anderen Fächern. Und langweilig wird es nie.


    Aber

    • Deutsch ist als Fach schon überkomplex, du musst immer viele Stränge gleichzeitig verfolgen (integrierter Ansatz). Schau mal in die Lehrpläne.
    • In einem Fach, das von 5 bis 13 und in relativ vielen Stunden unterrichtet wird, musst du viel mehr Unterricht vorbereiten und aktuell halten als in einem zweistündigen Nebenfach ab Klasse 7 oder 8, was grade in den ersten Jahren ein deutlicher Unterschied ist.
    • In Deutsch schlägt die zunehmende Heterogenität besonders durch, die Vorbereitung wird also noch komplexer, du schreibst Förderpläne etc.
    • Du bist natürlich immer Klassenleiterin, was schön ist, aber in jüngeren Klassen arbeitsintensiv.
    • Ja, die Korrekturen dauern. Und Aufsätze von Schülern, die ihre Stärken anderswo haben (das sind nicht wenige...) sind für beide Seiten eine Qual. In anderen Fächern korrigiere ich nicht nur viel schneller, sondern auch lieber.
    • In Deutsch und Englisch hast du nicht nur dauernd schriftliches Abitur, sondern auch besonders viele Schüler im mündlichen Abitur, in beiden Fächern. Das ist sehr viel Arbeit, selbst wenn du mal keinen eigenen Abiturkurs haben solltest (Zweitkorrektur, Protokolle beim mündlichen Abitur).
    • Deutsch und Englisch gehören zum Kreis der Fächer (Mathe, Naturwissenschaften, Deutsch, Englisch), die permanent im Fokus immer neuer, nervtötender Reformen stehen, was einem unfassbar viel Lebens- und Arbeitszeit raubt, auch wenn man diesbezüglich möglichst die Kirche im Dorf lässt.

    Also: Deutsch ist viel Arbeit, in Kombination mit Englisch seeehr viel Arbeit. Andererseits sind Lehrer sehr gesucht, die Geschichte oder Erdkunde auf Englisch unterrichten können. Das würde dir vielleicht auch Spaß machen. Wenig Arbeit wäre das natürlich auch nicht.

  • ich habe eine andere Kombi, verbinde aber Deutsch + Fremdsprache (+x). Ich liebe die Kombi, bin aber in dem Jahr, wo ich nur beide Fächer unterrichtet habe, echt auf den Zahnfleisch gegangen. Ich hatte natürlich auch noch gar nichts für Deutsch und war ständig am Korrigieren. Ich liebe die Abwechslung und freue mich sehr, dass ich auch im weiteren Fach eingesetzt werden, schon alleine, weil es zwar dabei auch Etwas zu korrigeren gibt, aber halt viel weniger.
    Dauerhaft Deutsch/Englisch haben zwei Kolleginnen bei uns im Kollegium: die Schulleitung, sie ist aber workoholic und eine andere Kollegin, die sich jedes Jahr aufs Neue fragt, ob sie nicht reduzieren könnte, was aber kaum was bringt.


    Die Freiheit in den Fächern ist - zumindest in einzelnen Jahrgängen - durchaus gegeben (naja, in der Lehrwerkphase möchte ich es schon leicht in Frage stellen), aber: dieses stumpfe, stumpfe Korrigieren... Ich habe gerade 2 Mittelstufenstapel fertig, ich bin in EF-Stapel 1, es kommt danach die q2 ran, eine Q1 und eine 9 schreiben noch ein Tag vor den Ferien. Zwischen dem 27. September und dem 18. Oktober werden also bei mir 6 Klassen geschrieben haben. knapp über 150 Arbeiten. von 15 bis 30 SchülerInnen pro Gruppe, von 3 bis 12 Seiten. Unter jeder Arbeit irgendein differenziertes Blabla zusätzlich zum Erwartungshorizont schreiben... schon alleine die Note in Worten, "vgl. Erwartungshorizont", den Ort, das Datum und die Unterschrift aufzuschreiben regt mich zeitweise echt auf...
    Da ist wirklich Disziplinfähigkeit das Zauberwort. Sich an den Schreibtisch hinzusetzen, 3 Stunden korrigieren, Kaffeepause und wieder 2 Stunden. (und Abendessen und wieder...)
    (ach: ab Mitte November fängt der Zirkus wieder an)
    chili

  • Englisch und Deutsch sind im Studium absolut großartige Fächer, und im Unterricht auch. Deutsch gefällt mir da noch besser, weil die Sprachbarriere wegfällt. Aber: Es sind zwei Korrekturfächer, die besonders in der Sek. Ii so richtig reinhauen. Das heißt bei mir: Außer in den Sommerferien gibt es immer etwas zu korrigieren. Außerdem ist man - weil Hauptfach - bei allen schönen bzw. weniger schönen Sachen dabei wie: LRS - Pläne schreiben, Lernstandserhebungen, Pflichtprüfungsfach Deutsch in Hessen, an der Gesamtschule mit Realschulprüfungen Englisch und Deutsch.
    Klar hat man nach einigen Jahren mehr Routine, aber Zeit, und zwar viel, kostet es immer noch.
    Auf der anderen Seite ist es aber furchtbar, ein Fach zu unterrichten, was einem nicht liegt oder das man nicht besonders mag, auch wenn der Aufwand geringer ist.
    Ich würde diese Fächer immer wieder wählen, auch wenn die Belastungen sehr groß sind. Aber das (Ungerechtigkeiten in Bezug auf Belastungen der einzelnen Fächer) ist ein anderes Thema.

  • Ich habe nicht diese Fächer möchte dir aber nur ein Beispiel nennen was ich in im Vergleich zu einer guten Kollegin mit Deutsch habe.


    In meinen Fächern gelingt mir am selben Tag die Korrektur. Meine Kollegin kann nicht mehr als eine Handvoll Aufsätze korrigieren. Dann ist der Akku leer. Viele ihrer Ferien gehen komplett zum korrigieren und vorbereiten neuer Stunden drauf.


    In beruflichen Schulen bist du nur mit Allgemeinfächern sowieso gearscht; insbesondere wenn du in der Berufsschule tätig bist.
    Mit maximal zwei Wochenstunden Deutsch hast du viele Klassen parallel. Das bedeutet auch wesentlich mehr Korrekturaufwand.


    Allein die Lebenszeit die dafür drauf geht.. da würde ich lieber schauen zumindest ein korrekturfreundliches Fach zu haben.

  • Wir hatten dieses Thema hier schon häufiger und es wurde in der Regel recht kontrovers diskutiert. Dabei kam auch immer wieder dieser Ratschlag:

    Das Wichtigste ist jedoch, dass du für deine Fächer brennst und diese gerne unterrichtest.

    Ich habe diese Kombi (am Gymnasium) und ich "brenne" absolut für meine Fächer, was sich auch in meinen Hobbys etc. niederschlägt. Ich habe dementsprechend auch mein Studium absolut genossen.
    Aber: Niemals, unter keinen Umständen, würde ich diese Kombi wieder wählen. Die Gründe wurden schon genannt, ich möchte sie nur nochmals ergänzen:

    • Korrekturen sind unwahrscheinlich langwierig und kosten deshalb Zeit, Energie und Motivation, die an anderer Stelle fehlt. Wenn ich Korrektuen auf dem Schreibtisch liegen habe, habe ich kaum Kopf, mich auf andere Dinge zu konzentrieren. Das mag an mangelnder Selbstdisziplin oder an falschem Zeitmanagement liegen und kann bei anderen ganz anders sein. Bedenke aber, dass du als Abiturient / Student einfach nicht wissen kannst, was es bedeutet, einen Klassensatz Klausuren zu korrigieren und dass du deshalb nicht abschätzen kannst, wie du damit umgehen wirst. Selbst wenn du im Praktikum mal ein paar Arbeiten korrigieren darfst, ist das kein Vergleich. Man wird zwar im Laufe der Zeit schneller, aber das Grundproblem bleibt erhalten.
    • Mit diesen beiden Fächern wirst du immer im Abitur sein. In den meisten Bundesländern ist Deutsch verpflichtendes Abiturfach, in vielen Bundesländern müssen die Schüler auch eine Abiturprüfung in einer Fremdsprache ablegen. Beim Abitur ist die Korrekturbelastung nochmal deutlich höher, da man gründlicher korrigiert und da die Schüler mehr schreiben. Außerdem werden in mündlichen Fachprüfungen mindestens noch ein Protokollant und - je nach Bundesland - auch noch ein Prüfungsvorsitz benötigt. Das heißt, selbst wenn du keine Klasse im Abitur hast, wird man dich für solche Aufgaben heranziehen. Das ist zusätzliche zeitliche Belastung, die deutlich spürbar ist - vor allem wenn man sich den Neid über die Nebenfachleher, die manchmal nur 2-3 Abiturienten haben, nicht ganz verkneifen kann.
    • Häufig ist es so, dass für Hauptfächer prinzipiell schon mehr Klassenarbeiten vorgeschrieben sind als für Nebenfächer. Das hängt vom Schulgesetz deines Bundeslandes und von schulinternen Absprachen ab. Dazu kommt, dass bei Deutsch, Fremdsprache und Mathe sog. Lernstandserhebungen / VERA-Tests vorgeschrieben sind, die die Korrekturbelastung noch über Klassenarbeiten und Abitur hinaus erhöhen. Das kostet Zeit und erzeugt Frust.
    • Auch dass man mit Hauptfächern fast immer Klassenlehrer sein wird, ist eine deutliche Mehrbelastung. Das hat durchaus Vorteile für das Verhältnis zu den Schülern, bedeutet aber mehr Elternarbeit, mehr Konferenzen und regelmäßige Klassenfahrten, die organisiert und durchgeführt werden müssen, wobei man auf der Fahrt quasi ständig im Dienst ist.

    Mir ist bewusst, dass sich das für einen jungen Abiturienten wie das typische Gejammer eines mittelalten, faulen, frustrierten Lehrer anhören muss. Das liegt zum Teil daran, dass du natürlich nicht abschätzen kannst, was konkret an diesen Aufgaben dranhängt und wie du persönlich damit umgehen wirst. Es gibt sicherlich Kollegen, die sich nicht an Korrekturen stören und die die Arbeit mit Abiturienten sowie als Klassenleher super finden. Ich kann für mich sagen, dass ich gerne Oberstufe unterrichte und auch den engen Kontakt mit den Klassen als Klassenlehrer sehr schätze. Ich bereite auch gerne Unterricht vor, weil ich die Inhalte meiner Fächer sehr spannend finde und Spaß daran habe, meine Begeisterung an die Schüler weiterzugeben. Aber all das verpufft in den Korrekturphasen, da meine Korrekturen alles andere lahm legen. Und Korrekturphasen hast du im Prinzip von Oktober bis Juni beinahe duchgehend.

  • Wow, vielen Dank für die raschen Antworten! Leider sind sie so gemischt wie ich befürchtet hatte... Ich zitiere die einzelnen Posts lieber nicht, sonst wird dieser sehr lang.


    Zunächst muss ich ganz dumm nach den Abkürzungen fragen: was bedeuten BBS und KV?


    Die Entscheidung fällt mir sehr schwer, es ist nun mal eine Entscheidung "fürs Leben". Ich denke ich muss auch meine Persönlichkeit bedenken. Nach einem Schulpraktikum bin ich mir sicher, dass ich diesen Beruf ergreifen möchte. Ich möchte aber nicht nur dafür leben, wenn ich also jede freie Minute mit Korrekturen verbringe, würde ich bestimmt recht schnell frustriert sein. Ich habe zusätzlich viele familiäre Verpflichtungen und da würde keine Zeit mehr für mich allein bleiben, und die brauche ich. Man weiß natürlich erst wirklich wie es ist, wenn man selbst in der Situation drin ist, deswegen bin ich sehr dankbar für eure Kommentare und Erfahrungen.


    Deutsch reizt mich wegen der Freiheit, meiner eigenen Sprachbegabung und meinem Interesse an Literatur und Sprache. Ich wäre auch liebend gerne Klassenlehrer und würde mit meinen Schülern ins Theater gehen etc. Aber wie lange wird die Begeisterung erhalten bleiben wenn der Arbeitsaufwand so immens ist, wie einige von euch schreiben?


    Ratatouille, vielen Dank für deine Liste, da gibt es viel Stoff zum Nachdenken. An bilingualen Geschichtsunterricht habe ich noch gar nicht gedacht. Das wäre in der Tat etwas, das mich sehr interessieren würde! Wie verbreitet ist diese Option, ich habe bisher immer nur von bilingualen Naturwissenschaften gehört. Geographie ist denke ich mal keine Option mehr, da ich mir die Möglichkeit mit dem beruflichen Gymnasium erhalten möchte. Lieber würde ich auf ein allgemeines, aber man muss realistisch sein was die Chancen betrifft. Ich habe auch eine Leidenschaft für Geschichte, nur ist dort die große Freiheit, die Deutsch bietet, nicht in dem gleichen Ausmaß gegeben. Aus meiner eigenen Schulzeit verbinde ich mich mit Geschichte auch eher Langeweile, desinteressierte Schüler und wenig motivierte Lehrer, aber das ist natürlich nur meine persönliche Erfahrung. Vielleicht hatte ich einfach nur Pech mit den Lehrern. Es ist aber denke ich in der Tat schwerer Geschichtsunterricht "aufregend" zu gestalten.


    Ich habe gerade gesehen, dass es neue Beiträge gibt, ich schicke diesen mal ab und lese weiter :)

  • Ich hab Englisch und Päda am BK und bin zu je 50% in FHR und AHR- Bildungsgängen (wir haben keine dualen Ausbildungen, nur integrierte, schulische).
    Aufgrund der neuen Lehrpläne in Englisch für FHR schaffe ich eine Klausur in ca. 20-30 Minuten. Bei LK Klausuren in der 13 sind es aber auch mal 60 Minuten.
    In Päda schreiben bei uns auch fast alle Bildungsgänge. Mit voller Stelle und 6 Klausurstapeln war ich oft an der Grenze meiner Kräfte. Jetzt in TZ mit 4 Stapeln und mit Kind geht es. Habe aber auch nur GKs und FHR momentan.
    Ich würde also im Hinblick auf BK auch eher abraten. Am Gymnasium sollte das aber gehen, so eine 5er Arbeit ist da ja schnell korrigiert.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Loro9X: Zum Korrekturaufwand haben vor allem die Gymnasialkollegen bereits viel geschrieben. Natürlich ist aber neben Studien- und Schulinhalten auch der spätere Bedarf ein Kriterium. In meinem Bundesland gibt es inzwischen derart viele Gymnasiallehramtsstudenten mit den Fächern Deutsch und Geschichte, dass das Kultusministerium vor diesen Fächern explizit warnt, sodass sich der Arbeitsmarkt in diesem Bereich zumindest etwas entspannt. Im Idealfall wählst du natürlich mindestens ein Mangelfach als Teil der Fächerkombi, also ästhetische Fächer oder ein MINT-Fach. Ich empfehle dabei immer die Kombination aus einem Bedarfs- und einem Neigungsfach - davon hat man langfristig am meisten. Grundsätzlich wollen viele Lehramtsstudenten später an das Gymnasium, weswegen du deine Einstellungschancen erhöhen kannst, wenn du dich für eine andere Schulform entscheidest. Der Bedarf ist an Berufs-, Haupt- und Förderschulen wohl am größten. Auch an diesen Schulformen kommt man natürlich nicht um Korrekturen herum (das wurde am Beispiel Berufsschule bereits ausführlich erörtert und im Kontext der Haupt- und Realschule in Bezug auf die Abschlussprüfungen zumindest angedeutet), aber sie nehmen einen geringeren Umfang als am Gymnasium ein.

  • Ich unterrichte beide Fächer an einem Gymnasium und kann sehr viele Dinge, die bereits gesagt wurden, sehr gut nachvollziehen.
    Dennoch würde ich die Kombi immer wieder wählen, jedoch dann mit einem "Ausgleichsfach" wie DS oder Philosophie/Ethik kombiniert, um eventuell auch mal ein Schuljahr ohne ganz so viele Korrekturen zu haben.
    Ach ja, ich unterrichte Vollzeit und bin damit zumindest an meiner Schule absolut einzigartig. Generell schien mir die Kombi an der Uni zwar überlaufen zu sein, doch an den Schulen hält sich der Ansturm der Lehrer*innen mit dieser Kombi offenbar in Grenzen.


    Es ist tatsächlich fast unmöglich, dieser Kombi auf Vollzeit gerecht zu werden. Ich persönlich habe für mich den Weg darin gefunden, furchtbar diszipliniert und strukturiert zu sein: Korrekturen werden direkt durchgezogen, damit ich eine Stapelanhäufung vermeide; Reihen werden alle in den Ferien vorbereitet, um unter der Woche korrigieren zu können und keinen Unterricht großartig vor- und nachbereiten zu müssen; außerschulische Aktivitäten werden auf ein Minimum zurückgeschraubt. Gerade die ersten 3-4 Berufsjahre waren echt hart, bis ich für mich den Dreh gefunden hatte.


    So kann es passieren, dass Kolleg*innen mit weniger korrekturaufwändigen Kombis einfach an einem bei A14-Bewerbungen vorbeiziehen, weil man sich eben schulisch nicht so engagieren kann, wie der Kollege mit der Kombi Sport/Latein, obwohl man bis zum Umfallen ackert. Das ist unschön, aber damit muss man dann irgendwie fertig werden.


    Und trotzdem ist es für mich die perfekte Kombi: In Deutsch kann man sich austoben, muss man aber nicht, denn Schiller und Goethe sind immer aktuell und Englisch ist ein sehr bewegliches Fach, in dem man -jedenfalls in meinem Bundesland - viel ausprobieren darf, da sich fast alles irgendwie mit dem Lehrplan rechtfertigen lässt. (Aber ich verfluche die Abschaffung des Fehlerquotienten und die Anschaffung des Bewertungsbogens, denn seitdem sitze ich quälend lange Stunden an einer Oberstufenklausur und werde einfach nicht fertig...)


    Fazit: Unterschätze den Arbeitsaufwand dieser Fächerkombi nicht! Während Deine Kolleg*innen schon feiern, sitzt Du nämlich noch am Schreibtisch. Aber wenn Dein Herz dafür brennt, dann mach es! Hab aber am besten noch ein "Back-Up-Fach".


    Um noch ein paar Ergänzungen zu den vorherigen Beiträgen zu geben:


    * Ferien habe ich persönlich eigentlich nur im Sommer. Die "kleinen" Ferien gehen drauf für Korrekturen, Vorbereitungen und im Herbst auch für die Erstellung des Abiturs, was wir in RLP immer noch selbst machen müssen.


    * Wenn man viel in der Oberstufe eingesetzt wird wie ich, hat man immer Hochkonjunktur, was die Korrekturen anbelangt. Sicherlich sind 5er-Aufsätze rasch korrigiert, doch wenn die jüngste Klassenstufe, die man unterrichtet, eine 10 ist, nützt einem diese Weisheit nur bedingt etwas.


    * Ich bin immer im Abitur. Entweder, weil ich es selbst stelle (schriftlich und/oder mündlich) oder weil ich Zweitkorrektor und/oder Prüfungsvorsitzender und/oder Protokollant bin. Es gab bisher kein einziges Berufsjahr, in dem ich nicht im Abi involviert war.


    * Noch mal: Zeit für schulisches Engagement ist nicht, denn das schafft man mit unserer Kombi auf VZ nicht. Das mag Dir jetzt noch nicht so schlimm vorkommen, aber wenn man am Schulleben teilhaben und sich für eine Beförderung in Stellung bringen will, hat das erhebliche Nachteile.


    * Meine Liste am Elternsprechtag ist immer voll, denn ich habe zwei Hauptfächer, die versetzungs- bzw. abiturrelevant sind.


    * Ein Stundenplan, der mehr als zwei Nachmittage bis 17 Uhr bereithält, bringt Dir korrekturlastige Wochenenden, denn unter der Woche sind Korrekturen dann nicht mehr drin. Nein, darauf wird bei der Stundenplangestaltung keine Rücksicht genommen.


    * Während es Phasen im Deutschunterricht gibt, in denen man auch mal eine ruhige Kugel schieben kann, muss man in Englisch immer auf dem Laufenden sein - nicht nur, was die Literatur angeht, sondern auch politisch, historisch und vor allem sprachlich. Auch das sollte man nicht unterschätzen.

    I wonder which mistake I'm going to try to learn from today.

    Einmal editiert, zuletzt von Seven ()

  • Noch einmal danke an alle, da kommt wesentlich mehr als ich dachte. :)


    @Lehramtsstudent Laut km-bw.de sind nur NWT, Informatik, Kunst, Musik und Physik gefragt. Besonders überbelegt sind Englisch, Deutsch, Geschichte, Politik, Spanisch, Russisch, Geo und Bio... Tja, was soll man da machen wenn man mit den gefragten Fächern nichts anfangen kann und alles was einen interessiert "besonders überbelegt" ist? Ich kann mit Physik und co nichts anfangen, und dann würde ich wahrscheinlich schon das Studium nicht schaffen. Und wer weiß wie der Bedarf in 4-5 Jahren wenn ich fertig bin, wirklich aussehen wird. Meine größte Angst in der Hinsicht wäre, dass Geschichte eine noch schlechtere Wahl wäre als Deutsch, was ja ein Kernfach ist und bleibt. Sonst gäbe es noch Latein, FRZ, Ethik und Sport, alles nichts für mich... Englisch muss einfach sein, ich kann mir nicht vorstellen Lehrer zu sein ohne die Sprache zu unterrichten. Ich liebe die Sprache und sie ist sehr wichtig in der heutigen globalisierten Welt.


    Ehrlich gesagt schrecken mich die Antworten zu Deutsch schon sehr ab. Studium und Begeisterung ist eines, aber ich muss 30-40 Jahre damit leben. Von daher bin ich sehr dankbar für die Antworten von praktizierenden Deutschlehrern.


    Was die Schulwahl betrifft: ich selbst war auf einem TG. Woran ich nicht gedacht habe, ist, dass man im Gegensatz zum allgemeinbildenden Gymnasium nur Oberstufe unterrichtet, was mehr Arbeit bedeutet. Mein Ziel ist schon das allg. Gym. aber man weiß ja nie was das Leben bringt!


    Ich muss das ganze noch einmal in Ruhe durchlesen und in mich gehen. Momentan tendiere ich echt zu Geschichte...


    @Lily Casey, ich könnte mir vorstellen drei Fächer zu studieren. In der Studienberatung hat man mir aber wegen dem Arbeitsaufkommen während des Studiums davon abgeraten.

  • @Lily Casey, ich könnte mir vorstellen drei Fächer zu studieren. In der Studienberatung hat man mir aber wegen dem Arbeitsaufkommen während des Studiums davon abgeraten.


    Aaaalso:
    1) Musst du das Latinum (Geschichte) nachholen?
    2) Kannst du es dir leisten (finanziell), 1-2-3 Semester länger zu studieren? Damit meine ich nicht, ob du Millionärin bist, sondern ob du bafög-unabhängig bist. Das Bafög endet am Ende der Regelstudienzeit von 2 Fächern, plus vielleicht ein bisschen Bonus aber nicht wegen Drittfach. Wenn du eh dich komplett selbst finanzierst (guter Nebenjob) oder deine Eltern dir dein Studium ermöglichen bzw. eine Mischung aus beidem:
    -> überleg es gut. (und diskutiere einfach ehrlich mit den potentiellen Studiumsponsoren, dass du planst, ein bisschen länger zu studieren, dafür aber höhere Chancen auf eine Wunschstelle hast UND auf ein glückliches Leben)


    Klar ist es schöner sagen zu können, dass man das 5-jährige Studium in 5 Jahren studiert hat, als in 6,5 Jahren.
    Aber ernsthaft: der Lebensentwurf ist nicht kapput, wenn man nicht mit 26-27 die Planstelle ergattert hat.
    Mit 3 Fächern steigt die Chance auf eine Stelle DEUTLICH. Du bist für eine Schule deutlich mehr einsetzbar (vielleicht ein paar Jahre kaum Erdkunde, vielleicht danach kaum Geschichte, aber es ist halt kein Problem...), DU hast mehr Abwechslung im Alltag, usw...


    Mit Englisch/Geschichte/Erdkunde/bili-Zusatz bist du für viele Schulen, die einen Bili-Zweig haben (und es sind echt viele), sehr attraktiv bis hin zum Jackpot. Sie decken zwei Sachfächer mit einem Lehrer ab :-)

  • 1) Nein, ich muss das Latinum nicht nachholen.
    2) Mein Studium wird selbst finanziert, also Bafög ist kein Thema. Ein Jahr länger wäre kein Problem, wobei früher fertig natürlich schöner wäre. Aber ich würde mehr Zeit investieren wenn es sich lohnt.


    Danke für die Idee, ich werde noch mal bei der Studienberatung und den einzelnen Fakultäten bezüglich Erweiterungsfach nachfragen, auch wenn ich beim letzten Mal schief angeguckt wurde. :-)


    Ich bin froh, dass ich dieses Thema eröffnet habe, obwohl mein Deutschtraum ziemlich darunter gelitten hat. :-)

  • Lieber jetzt eine kleine Enttäuschung als später im (nicht vorhandenen) Job ;) . Dennoch ist es gut, dass du dich vorab entsprechend informierst und nicht ins Blaue hinein studierst wie manch anderer (Lehramts-)Student :) . Und ja, hoffentlich kommt bei der Studienberatung etwas Sinntrages für dich davei heraus...

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