Gibt es einen Zwang zur Differenzierung? Probleme mit einem Kollegen

  • Ist genauso richtig wie Majonäse, Portmonee oder Spagetti... :P


    Der Kollege muss individuell fördern, das will das Schulgesetz so, aber habt ihr denn bei euch an der Schule überhaupt Materialien zur individuellen Förderung von Niveau Klasse 5 bis Niveau Klasse 10? Und: Lass das die Schüler und eventuell die Schulleitung regeln, du kannst zwar ansprechen dass du dies und jenes gehört hättest, aber du versaust dir die nächsten Jahre der Zusammenarbeit wenn du da ungeschickt rangehst...

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Solange die Schüler zielgleich mit denen unterrichtet werden, die den erweiterten HS-Abschluss anstreben, müssen sie meiner Ansicht nach auch das Niveau dieser mittragen. Wenn sie das nicht können, gehören sie nicht in diese Klasse.


    Natürlich wäre es toll für die Schüler, wenn dein Kollege es schaffen würde auch für sie ein Unterrichtsangebot zu schaffen, mit dem sie nicht völlig überfordert sind. Aus eigener Erfahrung kann ich aber sagen, dass es ab einem gewissen Niveauunterschied nicht möglich ist zielgleichen (!) Unterricht für alle Beteiligten bewältigbar zu gestalten. Ich hatte auch schon Flüchtlinge in einer 10. Klasse (Einführungsphase Gymnasium), die ich in den Unterricht einbeziehen sollte (keine separaten Extra-Aufgaben: O-Ton Schulleitung: "Ihre Aufgabe ist Integration, nicht Separation. Dazu sind wir als Schule und Sie als Lehrkraft verpflichtet!") und die zeitgleich (also im selben Schuljahr) Anfängerunterricht Englisch erhielten, mit dem sie laut Lehrkraft völlig überfordert waren. Da liefen bei mir das ganze Schuljahr über Sirenen und Rotlicht und der Schriftzug "WTF!?!?!?!?" in Dauerschleife in meinem Kopf ab. Sie können nicht einmal sich selbst auf Englisch vorstellen und sollen bei mir im Unterricht teilnehmen, in dem Analysen verfasst werden? Welche Hilfestellung sollte ich da bieten, um sie da hinzukriegen?? Die Schulleitung erkannte das Problem nach einigen Monaten Kampf endlich an, konnte aber laut eigener Aussage nichts ändern, es ist vorgeschrieben, dass die Schüler in den normalen Unterricht integriert werden. In diesem Schuljahr sind sie wieder im Unterricht der 10. Klasse, aber diesmal werden sie zieldifferent unterrichtet, d.h. sie bearbeiten im Klassenraum der 10er in den Stunden der 10er Aufgaben, die die Kollegin, welche den Anfängerunterricht für sie hält, ihnen mitgibt.
    Kurz und gut: Wenn sie zielgleich unterrichtet werden sollen und das Ziel der HS-Abschluss ist, muss der Kollege auf diesem Niveau unterrichten. Es kann dem Kollegen nur eine Differenzierung nach unten bis zu Niveau X (das letztlich der Kollege festlegt) zugemutet werden, eine Differenzierung bis zu mehr oder minder Sprachanfängern ist nicht leistbar und bei zielgleichem Unterricht nicht begründbar. Wenn die Schüler mit Niveau X deutlich überfordert sind, solltet ihr zusammen mit der Schulleitung nach anderen Lösungen (z.B. zieldifferentem Unterricht) suchen.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • Was heißt denn „Besserung“? Der Kollege hat seine Examen bestanden. Wieso entscheidest du über die Qualität seines Unterrichts?

    Ich habe damit doch überhaupt nichts zu tun. "Besserung" bedeutet, dass die Schüler in der Folge zurückgemeldet haben, dass mehr verstanden und weniger geschimpft wird. Die Schüler können sehr wohl beurteilen, welche Qualität der Unterricht für sie hat.
    Ich verstehe nicht, wieso sich einige hier regelrecht angegriffen fühlen, als hätte ich sie beleidigt. Ich möchte niemandem in seinen Unterricht quatschen und würde das bei mir auch unangenehm finden. Deshalb suche ich ja vorher hier Rat.
    Meinst du nicht, dass man auch nach dem Examen noch dazulernen und seinen Unterricht verbessern oder zumindest besser an bestimmte Schülergruppen anpassen kann?


    Solange die Schüler zielgleich mit denen unterrichtet werden, die den erweiterten HS-Abschluss anstreben, müssen sie meiner Ansicht nach auch das Niveau dieser mittragen. Wenn sie das nicht können, gehören sie nicht in diese Klasse.

    Wohin gehören Sie denn? Die Internationale Klasse dauert ein Jahr, wurde bestanden und kann nicht erneut besucht werden. Städtische Förderkurse wurden an die Schule abgetreten und werden dort auch (mit für diese Schüler zu geringem Niveau) durchgeführt. Es bleibt nur dieser Kurs oder eine außerschulische Maßnahme, die sie ein paar Monate beschäftigt, um sie dann auf die Straße zu setzen. Was wird dann aus den Leuten?
    Es gibt ja auch Erfolge, es wurden auch Schüler nach 2 Jahren in Deutschland auf den Weg zur Fachhochschulreife geschickt. Sehr viele haben wir auch in Ausbildungen vermittelt. Aber eben nicht alle.
    Und das ist ja auch eigentlich egal, weder der Kollege noch ich können etwas für das System, in dem kein Platz für diese Schüler ist. Nicht mal die Schulleitung kann etwas dafür.


    Nochmal: Ich will ja auch nicht, dass Abschlüsse verschenkt werden. Im Gegenteil, ich halte Noteninflation auch für ein Problem und möchte, dass man sich Abschlüsse verdient, indem man die entsprechenden Leistungen bringt.
    In diesem konkreten Fall möchte ich lediglich erreichen, dass die Schüler vorwärts kommen, bevor es dafür zu spät ist. Und dafür brauchen sie im Unterricht irgendeine Möglichkeit, anschließen zu können.


    Ich will nicht blind idealistisch klingen, aber ... es sind doch Menschen. Und denen muss man helfen, sich zu entwickeln, etwas zu lernen und irgendwann für ihren Lebensunterhalt sorgen zu können. Von verwirklichten Träumen rede ich ja noch nicht einmal. Und dafür ist man doch als Lehrer zuständig, mehr als dafür, dauernd auf die Bildungspläne hinzuweisen und am Ende den Großteil seiner Schüler auf der Strecke zu lassen.



    EDIT: Jemand hatte nach Material gefragt und jemand anderes, was das bringt: Entsprechendes Material ist, soweit ich weiß, nicht vorhanden, könnte aber innerhalb weniger Tage besorgt und bezahlt werden, da bin ich sicher. Was das bringt wäre immerhin eine Grundlage für das nächste Jahr. Die Schüler können die Klasse ja wiederholen.

  • Ich will nicht blind idealistisch klingen, aber ... es sind doch Menschen. Und denen muss man helfen, sich zu entwickeln, etwas zu lernen und irgendwann für ihren Lebensunterhalt sorgen zu können. Von verwirklichten Träumen rede ich ja noch nicht einmal. Und dafür ist man doch als Lehrer zuständig, mehr als dafür, dauernd auf die Bildungspläne hinzuweisen und am Ende den Großteil seiner Schüler auf der Strecke zu lassen.

    Nein, dafür bin ich als Lehrer NICHT zuständig! Ich arbeite weder in der Flüchtlingshilfe noch in der Sozialarbeit noch bin ich ausgebildet in DaF.


    Das gehört in die Hände von geschultem Fachpersonal und ist nicht Aufgabe der Lehrer an Regelschulen.


    MEINE Aufgabe ist es, jungen Erwachsenen, die bereits mindestens einen Hauptschulabschluss erreicht haben, zu einem höherwertigen Abschluss zu verhelfen. Diese Aufgabe (mit allem was dazugehört) habe ich mir ausgesucht und DAFÜR bin ich ausgebildet.


    Mittwoch erst las ich in der Zeitung, dass in BaWü nur 46% der Kollegen ein volles Deputat unterrichten. Wenn man solche Ansprüch wie @Trapito an sich und seine Kollegen stellt, wundert mich das überhaupt nicht!

  • Nein, dafür bin ich als Lehrer NICHT zuständig! Ich arbeite weder in der Flüchtlingshilfe noch in der Sozialarbeit noch bin ich ausgebildet in DaF.
    Das gehört in die Hände von geschultem Fachpersonal und ist nicht Aufgabe der Lehrer an Regelschulen.


    MEINE Aufgabe ist es, jungen Erwachsenen, die bereits mindestens einen Hauptschulabschluss erreicht haben, zu einem höherwertigen Abschluss zu verhelfen. Diese Aufgabe (mit allem was dazugehört) habe ich mir ausgesucht und DAFÜR bin ich ausgebildet.


    Mittwoch erst las ich in der Zeitung, dass in BaWü nur 46% der Kollegen ein volles Deputat unterrichten. Wenn man solche Ansprüch wie @Trapito an sich und seine Kollegen stellt, wundert mich das überhaupt nicht!


    In der Klasse sind ausschließlich Schüler, die einen Hauptschulabschluss haben und nun einen höherwertigen möchten. Denen dazu zu verhelfen, wäre also genau deine Aufgabe, richtig? Dass die nicht alle von der gleichen Schule kommen und auf dem gleichen Stand sind, kannst du dir nicht aussuchen. Oder willst du nun zwar weder Flüchtlingshelfer noch Sozialarbeiter, wohl aber Kommunalpolitiker sein und denen erklären, dass sie deiner Meinung nach alle gar nicht in die Klasse gehen dürfen und deshalb völlig zu Recht kein Bein auf die Erde bekommen? Die zuständigen Stellen, darauf legst du ja offenbar Wert, haben entschieden, dass diese Schüler in diese Klasse gehören und dass es Aufgabe der Lehrkräfte dort ist, diese auch zu unterrichten. Entscheidest du jetzt, dass das nicht so ist?
    Was schlägst du also vor? Niveau halten und auf die Stellenbeschreibung bestehen, die du vor Jahrzehnten unterschrieben hast? Und dann das Schuljahr ohne Schüler zu Ende bringen?

  • Hier denke ich aber, dass es sich um Jugendliche handelt, die bei entsprechender Ermunterung (großteils) gerne weiterkommen würden, es aber von Kollegen verhindert wird, die sagen, dass sie weitermachen wollen wie bisher.

    Das Problem ist doch:
    Wie ermuntere ich sie weiterzumachen, wenn ich ihnen dann in den Klausuren trotzdem eine 6 reinhauen muß? Klar kann ich im Unterricht differenzieren, bei der Notengebung kann ich es aber nicht. Da ist ein bestimmtes Niveau gefordert, das erreicht werden muß, fertig. Und ja, wenn das dann bedeutet, daß es zu 80% 6er kommt, dann ist das so. Der Drittelerlaß wurde nicht umsonst abgeschafft.

  • In der Klasse sind ausschließlich Schüler, die einen Hauptschulabschluss haben und nun einen höherwertigen möchten. Denen dazu zu verhelfen, wäre also genau deine Aufgabe, richtig? Dass die nicht alle von der gleichen Schule kommen und auf dem gleichen Stand sind, kannst du dir nicht aussuchen. Oder willst du nun zwar weder Flüchtlingshelfer noch Sozialarbeiter, wohl aber Kommunalpolitiker sein und denen erklären, dass sie deiner Meinung nach alle gar nicht in die Klasse gehen dürfen und deshalb völlig zu Recht kein Bein auf die Erde bekommen? Die zuständigen Stellen, darauf legst du ja offenbar Wert, haben entschieden, dass diese Schüler in diese Klasse gehören und dass es Aufgabe der Lehrkräfte dort ist, diese auch zu unterrichten. Entscheidest du jetzt, dass das nicht so ist?
    Was schlägst du also vor? Niveau halten und auf die Stellenbeschreibung bestehen, die du vor Jahrzehnten unterschrieben hast? Und dann das Schuljahr ohne Schüler zu Ende bringen?

    Um welche Klasse handelt es sich nun? Du schreibst immer anders!


    Ich war noch bei der Klasse in der Flüchtlingskinder sind, die kaum ein Wort Deutsch sprechen und die erst einen Hauptschulabschluss erwerben sollen.


    Es wäre nett, wenn du dich mal entscheiden könntest, über was wir hier reden!


    Und ja, wenn ich Schüler in der Klasse habe, bei denen es sich bereits ganz früh abzeichnet, dass ihre intellektuellen Fähigkeiten nicht für den angestrebten Abschluss reichen, berate ich sie (in ihrem Interesse!) entsprechend!


    Ich habe es nicht nur einmal erlebt, dass Schüler bei uns fünf Jahre in einer dreijährigen Schulart hingen (aufgrund von Nicht-Versetzung, Nicht-Bestehen) und am Ende ohne was dastanden. Das muss nicht sein, und im Interesse der Schüler ist das schon gar nicht!

  • Tatsächlich habe ich mit meiner jetzigen Klasse 10 in der Richtung zu tun und habe folgende Ratschläge für dich:


    1. Wenn nachgewiesen wurde, dass die Schüler aufgrund ihrer Historie entsprechende Defizite in dem benannten Zeitraum nicht ausgleichen können, dann greift § 5 Abs. 3 und 4 APO-S I. Das muss dem Fachkollegen bekannt sein!


    2. Wir sind zur Leistungsdifferenzierung im Unterricht gesetzlich verpflichtet und zum Thema Differenzierung gibt es unendliche MÖglichkeiten, die der Kollege nach seiner Ausbildung erweitern muss!


    3. Ich reagiere persönlich überaus betroffen, wenn ich von Kollegen höre, die sich für die Bildung ihrer Schützlinge im Maß der ihnen gegebenen Möglichkeiten nicht verantwortlich fühlen! Natürlich sind wir für Flüchtlingsarbeit nicht zuständig aber wir verpflichten uns, nach bestem Wissen und Können zu fördern (in welche Richtung auch immer!). Nicht mehr und nicht weniger. Ich persönlich scheue die Konfrontation nicht, um zu verdeutlichen, dass jemand schlichtweg einen schlechten Job macht. Es gibt m.V. zu viele KOllegen, die 40 Jahre lang mit einer solchen Haltung viel zu viel Schaden anrichten können und über ihre Wirkung nicht einmal nachdenken. Shame on them!

  • @MrsPace
    Das habe ich doch irgendwo erklärt: Mit dem Abschluss der einjährigen Internationalen Klasse (heißt woanders IK, IFK, Auffangklasse) erreicht man zur Zeit den Hauptschulabschluss nach Klasse 9 und ist damit zugangsberechtigt für die ebenfalls einjährige Berufsfachschule 1, in der man den HS10 anstrebt. Und diese Klasse leite ich. Natürlich ist die ganze Idee, jemandem nach einem Jahr IK einen Hauptschulabschluss zu geben, irgendwie.... gewagt, da sind wir sicher einer Meinung. Aber nun ist es so und es gibt für diese Kinder keine wirkliche Alternative, ihre Schullaufbahn fortzusetzen, als über die BFS1. :(


    @MaggaTin
    Vielen Dank. Für den nächsten Jahrgang ist tatsächlich geplant, den Schülern eine Feststellungsprüfung in deren Muttersprache zu ermöglichen. Das würde vielleicht schon etwas helfen.

  • Man hat aber auch den Schülern eine Verantwortung gegenüber, die dem Niveau angemessene, sehr gute Leistungen erbringen können und wollen!


    Es muss möglich sein, dass Schüler mithilfe meines erteilten Unterrichts eine sehr gute Leistung in der Abschlussprüfung erbringen können.


    Wenn man grundsätzlich nur Unterricht für „die Schwachen“ macht und wartet, bis der Letzte es auch noch verstanden hat, geht das auf Kosten anderer!


    Binnendifferenzierung schön und gut, aber am Ende schreiben alle die gleiche Abschlussprüfung! Und auf diese bereite ich vor.

  • @MrsPace
    Das habe ich doch irgendwo erklärt: Mit dem Abschluss der einjährigen Internationalen Klasse (heißt woanders IK, IFK, Auffangklasse) erreicht man zur Zeit den Hauptschulabschluss nach Klasse 9 und ist damit zugangsberechtigt für die ebenfalls einjährige Berufsfachschule 1, in der man den HS10 anstrebt. Und diese Klasse leite ich. Natürlich ist die ganze Idee, jemandem nach einem Jahr IK einen Hauptschulabschluss zu geben, irgendwie.... gewagt, da sind wir sicher einer Meinung. Aber nun ist es so und es gibt für diese Kinder keine wirkliche Alternative, ihre Schullaufbahn fortzusetzen, als über die BFS1. :(


    @MaggaTin
    Vielen Dank. Für den nächsten Jahrgang ist tatsächlich geplant, den Schülern eine Feststellungsprüfung in deren Muttersprache zu ermöglichen. Das würde vielleicht schon etwas helfen.

    Und was spricht gegen eine Ausbildung und den Besuch einer Berufsschule?! Verstehe ich nicht.

  • Und was spricht gegen eine Ausbildung und den Besuch einer Berufsschule?! Verstehe ich nicht.

    Ich nehme an, meistens der fehlende HS10, den die Ausbildungsbetriebe gerne mindestens sehen würden. Kommt sicher auf die Region an.

  • Und ja, wenn ich Schüler in der Klasse habe, bei denen es sich bereits ganz früh abzeichnet, dass ihre intellektuellen Fähigkeiten nicht für den angestrebten Abschluss reichen, berate ich sie (in ihrem Interesse!) entsprechend!

    Mache ich auch.


    Eine Möglichkeit wäre z.B. eine Lehre zu machen, auch wenn es dann erst einmal nur eine ganz einfache zweijährige Lehre zum Fahrradmechaniker, Fachlageristen oder Maschinen- und Anlagenführer ist. Wenn die inzw. jungen Erwachsenen bisher im Heimatland noch nie eine Schule von innen gesehen haben, wären zusätzlich Alphabetisierungskurse in der Abendrealschule bzw. Volkshochschule sinnvoll.


    Es bringt doch nichts Erwachsene immer weiter in der Schule zu parken, weil man ihnen die "grausame Welt da draußen" nicht zutrauen mag.

  • Was schlägst du also vor? Niveau halten und auf die Stellenbeschreibung bestehen, die du vor Jahrzehnten unterschrieben hast? Und dann das Schuljahr ohne Schüler zu Ende bringen?

    Genau das wird bei mir am Heimatort (nicht in meiner Schule) gemacht. Da beschwert sich dann zwar die Presse, daß es im letzten Schuljahr an allen Berufskollegs im Kreis in den entsprechenden Klassen (die nannten sich hier KSOB) nicht einen einzigen Absolventen gab, aber dann ist das eben so. Und ja, ich kann mich eigentlich nur bei den Kollegen bedanken, die sich auf die Fahnen geschrieben haben die Qualität der Abschlüsse oben zu halten.


    Es bringt doch nichts den Schülern, die die Hauptschule nach Klasse 6 verlassen haben, weil sie inzw. 16 Jahre alt sind, irgendeinen Abschluß hinterherzuwerfen. Durch das inzw. fortgeschrittene Alter haben die doch kein entsprechendes Bildungsniveau inzw. erreicht. Welche Wirkung hat das auf die, die sich wirklich dafür angestrengt haben? Welche Wirkung hat sowas auf die Betriebe, die Lehrlinge suchen? Bereits jetzt ist der Hauptschulabschluß komplett wertlos, weil er praktisch allen Schülern hinterhergeworfen wird. Bei dem Realschulabschluß passiert gerade das Gleiche. Der wird auch zunehmend wertlos und die Betriebe bestehen auf einem Abitur als Voraussetzung für eine Lehre. Das ist doch der totale Wahnsinn und Folge der Noteninflation.

  • ...Die Schüler können sehr wohl beurteilen, welche Qualität der Unterricht für sie hat.Ich verstehe nicht, wieso sich einige hier regelrecht angegriffen fühlen, als hätte ich sie beleidigt. Ich möchte niemandem in seinen Unterricht quatschen und würde das bei mir auch unangenehm finden. Deshalb suche ich ja vorher hier Rat.
    Meinst du nicht, dass man auch nach dem Examen noch dazulernen und seinen Unterricht verbessern oder zumindest besser an bestimmte Schülergruppen anpassen kann?
    ...

    Du hattest nicht nach der Qualifizierung von Lehrkräften oder unserer Meinung zum Unterricht des Kollegen gefragt. Die Meinung hast du ja auch selbst schon. Die Frage war die nach dem Umgang mit dem Kollegen und da bin ich sicher, dass du einem Kollegen (mit dem du zudem noch lange zusammenarbeiten wirst) nicht sagen solltest, wie er seinen Unterricht gestalten sollte.


    Noch mal: legt als Kollegium fest, wie ihr mit diesem Spagat umgehen wollt. Aber spielt nicht „Vermittler“ zwischen fast erwachsenen Schülern und Kollegen. Das ist weder eure Aufgabe, noch ist der Weg produktiv. Auch wenn dich die Art des Kollegen noch so nervt.

  • Müsst ihr Arbeiten nicht genehmigen lassen, die solch schlechten Schnitt haben?

    Nein, müssen wir nicht mehr genehmigen lassen. Wie gesagt, der Drittelerlaß wurde gottseidank wieder abgeschafft und damit war auch das "genehmigen lassen" weg.


    --> https://de.wikipedia.org/wiki/Drittelerlass


    Als nach langen SPD-Jahren die CDU in NRW am Ruder war, wurde der Erlaß 2006 ersatzlos gestrichen.

  • Genau das wird bei mir am Heimatort (nicht in meiner Schule) gemacht. Da beschwert sich dann zwar die Presse, daß es im letzten Schuljahr an allen Berufskollegs im Kreis in den entsprechenden Klassen (die nannten sich hier KSOB) nicht einen einzigen Absolventen gab, aber dann ist das eben so. Und ja, ich kann mich eigentlich nur bei den Kollegen bedanken, die sich auf die Fahnen geschrieben haben die Qualität der Abschlüsse oben zu halten.
    Es bringt doch nichts den Schülern, die die Hauptschule nach Klasse 6 verlassen haben, weil sie inzw. 16 Jahre alt sind, irgendeinen Abschluß hinterherzuwerfen. Durch das inzw. fortgeschrittene Alter haben die doch kein entsprechendes Bildungsniveau inzw. erreicht. Welche Wirkung hat das auf die, die sich wirklich dafür angestrengt haben? Welche Wirkung hat sowas auf die Betriebe, die Lehrlinge suchen? Bereits jetzt ist der Hauptschulabschluß komplett wertlos, weil er praktisch allen Schülern hinterhergeworfen wird. Bei dem Realschulabschluß passiert gerade das Gleiche. Der wird auch zunehmend wertlos und die Betriebe bestehen auf einem Abitur als Voraussetzung für eine Lehre. Das ist doch der totale Wahnsinn und Folge der Noteninflation.

    Ich gebe dir irgendwie irgendwo recht. Aber was soll man an einer Werkrealschule machen?
    Bei uns landen mittlerweile Schüler, die normalerweise nichts auf einer Werkrealschule zu suchen hätten. Jetzt kann ich den Unterricht so gestalten, dass ich entweder in einem halben Jahr bzw. Jahr den Saal leer Spiele oder ich muss das Niveau (teilweise) massiv senken. Am Ende verlassen diese Schüler dann entweder ohne Abschluss oder mit einem Abschluss mit einer 4 davor die Schule nach Klasse 9 oder Klasse 10.
    Aber was soll man machen? Irgendwo ist das ja bildungspolitisch gewollt, sonst hätte man nicht alle Zugangsvoraussetzungen abgeschafft. Denn wenn man ehrlich ist sind 90% der Schüler nicht mehr in der Lage beispielsweise in Mathematik die Prüfung mit einer besseren Note als 4 zu bestehen.

  • Ja, dann Schande über mich.


    Wenn von mir erwartet wird, dass die Schüler unter Anwendung von Gesetzestexten Aufgaben lösen sollen und ich plötzlich erwachsene Flüchtlinge in meiner Klasse habe, deren Deutsch rudimentär ist, dann frage ich mich was ich da tun soll?


    Soll man jetzt für Schulen das BGB in "sehr leichtem Deutsch"/Farsi herausbringen?


    Und in kaufm. Schulen ist BWL und Deutsch nun einmal Kernfach. In den Wirtschaftsschulen ist es sogar Sperrfach.


    Und dieses ständige Differenzieren Dank einer politischen Entscheidung vor 2 Jahren führt am Ende dazu, dass wir uns gänzlich vom Anspruch entfernen. Oder wie die ehemalige Arbeiter- und Volkspartei SPD sagte:


    Schule bedarf nur etwas Anstrengung.

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