Ab jetzt keine LAA mehr-Hilfe!

  • Hallo,
    nach erfolgreicher Prüfung beginne ich nach den Ferien in NRW eine Vertretungsstelle.
    Meine Ausbildungszeit war eher schwierig, auch wenn ich durchweg gute Noten hatte und jetzt auch im Zweierbereich abgeschlossen habe. Die Konflikte waren eher persönlicher Natur.
    Aber das hat mich alles schon verunsichert. Wie ging es euch vor der ersten "richtigen" Stelle? Habt ihr Tips? :sterne:

  • Mir gehts gut auf meiner ersten festen Stelle. Ich versuche halt nicht "aufdringlich" zu sein im Sinne von alles besset wissen o.ä.. Ansonsten werde ich von den Kollegen wertgeschätzt und es läuft ganz gut.


    Es ist unglaublich angenehm nicht mehr der "kleine Referendar" zu sein. Freu dich drauf ;)

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

  • Mein Tipp: erst mal gucken, ganz große Ohren haben und lernen, wie die Schule funktioniert. Lehrerkollegien sind voller Minenfelder, jahrzehntelang kultivierter Feindschaften und eher sozialkreativen Typen. In einem neuen Lehrerkollegium würde ich mich zunächst eher zurückhalten.


    Außerdem ist jetzt die Zeit für dich, richtig unterrichten zu lernen. Das heißt, du musst lernen, dich weniger auf den Ablauf einer einzelnen Unterrichtsstunde zu konzentrieren, sondern in der verfügbaren Zeit eine ganze Menge von Bällen gleichzeitig in der Luft zu jonglieren und den Überblick über jede Menge Termine und Deadlines zu wahren.


    Konzentrier dich erst einmal darauf und halte dich mit "hier, ich, mach ich!" zurück, wenn es um die Verteilung von Aufgaben in der Schule geht.

  • In der Förderschule ist natürlich alles noch mal etwas anders als sonst....(und da scheint es noch jeweils nach Förderschwerpunkt anders zu sein - Lernen und ESE ist vielleicht am heikelsten)


    Wenn du alleinverantwortlicher Klassenlehrerin an einer FS Lernen (oder ESE) werden solltest (das kann man ja auch als Vertretungslehrer ganz gut werden) wird es heftig... (bei primären Einsatz als Fachlehrer in X-Lerngruppen natürlich auch)


    Tja, "Probleme persönlicher Natur" (z.B. Vorgesetzten) können sich natürlich in den kleinen Förderschulen viel brisanter entwickeln als in einem 1500 SuS-Gymnasium mit 140 Lehrern (man ist vielleicht aufgrund des SuS-Verhaltens auch leichter angreifbar von Vorgesetzten und Kollegen)


    Kann ich mir grad bei einem gerade fertig gewordenen Förderschul-Reffi vorstellen, das er verunsichert ist (im Ref scheinste ja auch schon einen Eindruck von so manchem Schulleiter und/oder Förderschul-Kollegen bekommen zu haben) - ganz normal...

  • Die ersten Jahre sind sicher nicht einfach. Bin jetzt seit drei Jahren fertig und merke langsam wie ich mir Routine erarbeite :) Allerdings hatte ich einige Schulwechsel und muss mich auch jedes mal wieder neu einarbeiten.


    Schließe mich den anderen an, höre aufmerksam zu im Kollegium und finde heraus wie der Hase läuft. Trau dich auch zu fragen, wenn du etwas nicht weißt. Fragen ist immer noch besser als anschließend doofe Fehler wieder ausbügeln zu müssen. Wenn du Fehler machst, dann steh dazu. Aus Erfahrung auch wenn das unangenehm ist, wenn du es nicht zugibst, wird es meist nur noch unangenehmer.


    Ich kenne mich mit dem Unterricht in der Förderschule nicht aus aber sonst wäre es hilfreich schon mal zu versuchen den Ablauf der nächsten Wochen thematisch vorzuplanen.


    Und sonst erhole dich vom Ref und genieß die Ferien :)

    Gerade in Elternzeit, deshalb fast nur stille Mitleserin :essen:

  • Glatt und einfach wurde die Arbeit für mich in der Rückschau mit so sieben bis acht Jahren im Dienst. Da geht vieles intuitiv und man hat die Routinen, die einem den Alltag leichter machen.


    Ich mag das, weil mir das Luft lässt, mich in der Lehrerarbeit konkret weiter zu entwickeln und mir meine eigenen Spezialgebiete zu suchen, in denen ich gut bin. Ich habe mir in der Schule die Nischen gesucht und entwickelt, in denen ich meine Kompetenzen gut entfalten kann, und damit kann ich gleichzeitig Grenzen setzen, um mich aus Dingen rauszuhalten, in denen ich nicht gut bin und die mich belasten würden. Ich bin ein erstklassiger Technik-Helpdesk-Erklärbär und Computer-reparier-nützlichmach-Mensch. Ich wäre lausig darin, irgendwelche Öffentlichkeitsarbeit zu leisten oder pädagogische Konzepte zu entwickeln.


    Wo man sich einnischt, kann aber erst nach einer gewissen Zeit der Praxis entscheiden. Und deshalb sollte man als Anfänger erst einmal den Ball flach halten und schauen und gucken, was eigentlich die vielen Tätigkeiten an der Schule an Arbeit und Verantwortung bedeuten. Was passt zu einem selber?


    Der Erfahrung von 15 Dienstjahren nach, neigen Anfänger oft dazu, sich zu überschätzen und viel zu viel zu machen. Eben auch, weil viele Kollegen sagen "fein, dann lass ich mir die Arbeit abnehmen." Gute Schulleitungen passen darauf auf und kanalisieren den Elan der Anfänger. Schlechte nicht und das kann in die Hose gehen.

  • Was ist das denn für eine Schule und Einsatzgebiet? Das kann ja eigentlich alles sein von Team Teaching an ener Grundschule bis Klassenleitung Abschlussklasse. Bei den Förderschwerpunkten Hören und Sehen wird die Frühförderung in NRW nicht von ausgebildeten Frühfördern gemacht, sondern von Förderschullehrern. Eine Kommilitonin von mir musste da auch direkt ran an die Säuglinge. ^^
    Ich würde bei den Extra-Aufgaben auch auf keinen Fall hier schreien, sondern mich da schon herausziehen. Es ist ja auch nur eine Vertretungsstelle oder planst du auch dort auf lange Sicht eine Stelle zu bekommen? Das mögliche Aufgabenfeld für Förderschullehrer ist so dermaßen breit geworden, dass man echt aufpassen muss, sich nicht bei den zig Baustellen zu verausgaben, die es gibt. Ich spreche da aus Erfahrung mit meinen guten vier Jahren, die ich jetzt an meiner Schule bin: erst Klassenleitung im Bereich Lernen, jetzt habe ich meine zweite Regelklasse, Unterricht in 9 verschiedenen Fächern (meist fachfremd natürlich) von Klasse 4 bis 10 :ohh: , Beratung in der Inklusion (ein ganz anderes Arbeiten), Aufbau- und Konzipierung eines neuen Unterrichtsfaches und einiges in Sachen Gebärden lernen. Bei den wenigsten Sachen habe ich hier gerufen. :zahnluecke:


    Sieh vor allem zu, dass du dich gut organisierst in deinem Arbeitszimmer und deiner Schultasche (Rucksäcke finde ich persönlich echt unpraktisch, es fliegt alles nur rum!). Du hast ja einen viel größeren Durchlauf als im Ref und musst dich um mehr als nur Unterricht kümmern. Für jeden Kurs, den ich unterrichte, habe ich eine Mappe mit mehreren Ablagen für mehrere Stunden (die von pagna) oder einen schmalen Ringordner (ebenfalls pagna) und einen Ablagekorb im Arbeitszimmer. Nach dem Tag kommen da erst mal alle Sachen in die betreffenden Ablagen rein. Ums Sortieren, Verbessern und gutes Abheften kümmere ich bei ausreichend Zeit, also meist in den Ferien. Mit diesem System fahre ich ganz gut. Wenn ich etwas zum zweiten mal unterrichte, kann ich vieles aus meinem Archiv ziehen, ab in den Ordner für das Fach und dann muss man meist nur am Tag vorher nochmal reinschauen, wo man stehengeblieben ist und wie man die Stunde aufzieht. Da muss man aber erst einmal hinkommen.
    Im Kollegium würde ich mir genau anschauen, mit wem du gut kannst und wer so in deinem Aufgabenumfeld ist. Von denen kannst du viele Ratschläge, Empfehlungen und Material bekommen, die Gold wert sind. ;) Wenn du Glück hast, ist da auch ein Mitglied der (erweiterten) Schulleitung, den du geduldig etwas fragen kannst. Man wird dafür Verständnis haben, dass du in vieles noch keinen Einblick hast.

  • Die drei oberen Absätze kann ich direkt so unterschreiben.


    Beim letzten Absatz mache ich bei uns zum Teil andere Erfahrungen. Das, was du beschreibst, sehe ich auch, aber manchmal ist es auch die Schulleitung, die einem die Arbeit aufhalst, wenn man nicht schnell genug und dezidiert Nein sagt. Da sind die älteren Kollegen schon erfahrener oder haben sich - genau wie du das beschreibst - ihre Gebiete "gesichert", die ihnen leichter von der Hand gehen, mehr liegen und deshalb nicht so belasten und aber auch eine gute Begründung sind, warum man das jetzt nicht auch noch machen kann. Ich musste nach zweineinhalb Jahren mit Personalrat zu meinem Schulleiter gehen, um mal zu sagen, dass man mich nicht ständig nach einer Einarbeitung in ein neues Gebiet wieder aus Arbeitsfeldern rausziehen kann, um mir etwas anderes neues zu geben, während viele ältere Kollegen ihre Routine wie seit zehn Jahren abspulen. Man will ihnen zum Teil auch nichts anderes zumuten oder kann das Gejammer nicht mehr ertragen, wenn sie auch mal etwas neues und/oder größeres abbekommen. Mein Stufenleiter kommt deswegen schon gar nicht mehr ins Lehrerzimmer. :teufel:

  • Vielen Dank für eure Rückmeldungen!
    Ich war bisher am Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung, nach den Ferien bin ich bin ich an einer KME- Schule. Ich finde das eigentlich ganz gut, um mir nochmal einen anderen Förderschwerpunkt anzusehen und zu überlegen, wo ich auf Dauer hin möchte.
    Das ist bei uns halt so die Krux: Man arbeitet schon sehr eng im Team. Und bei mir hat es mit meiner Mentorin nicht wirklich gepasst. Das hat mich immer sehr verunsichert.
    Auf jeden Fall ist es für mich positiv zu lesen, dass am Anfang noch viele Kollegen etwas straucheln!

  • Bist du dann an der Schule in Essen? Ich hatte mal eine Vertretungsstelle vor dem Ref an der KME-Schule (habe ich auch studiert) in Bochum und habe meinen Zivi in Kassel an der KME-Schule gemacht. Ich weiß, was du meinst. Ich bin da eigentlich guter Dinge, was das angeht. Ich fand es an der KME-Schule immer nett vom Team her, weil man ja wirklich sehr eng zusammenarbeitet und meist auch die Zeit hat, um Dinge abzusprechen. Ich denke, KME- und GE-Schule sind in der Beziehung recht deckungsgleich. Die Schülerschaft ist auch ähnlich. Viele leistungsstarke Schüler gingen zu meiner Zeit (das sind sechseinhalb Jahre her) in die Inklusion, so dass man hauptsächlich Unterricht für L, GE oder Schwebis macht. Da muss man wissen, ob man das auf Dauer möchte. Meins wäre es nicht und deshalb hatte ich mich auch nach dem Ref dagegen entschieden. Ich kenne auch andere, denen es ähnlich ging.

  • Wenn man ein, zwei der aktuellen Klassen bereits im Ref hatte und darauf zurückgreifen kann, macht das die Sache schon etwas leichter.
    Wichtig ist es, ab jetzt vom Stil her keine Lehrprobenstunden mehr zu konzipieren, z.B. mit tagesaktuellem Thema, durch das das vorbereitete Material bereits im nächsten Jahr reif für die Tonne ist.
    Nachhaltige Stunden so vorzubereiten, dass man sie wieder und wieder benutzen kann, ist hier Gold wert.


    Und gerade was den Unterricht angeht, hat es mir geholfen, mit etwas Erfahrung vorausarbeiten zu können. Wenn ich Zeit hatte und den Unterricht für heute(/diese Woche) vorbereitet hatte, habe ich den Unterricht für nächste Woche vorbereitet.
    Dann kann morgen(/nächste Woche) auch mal was (Privates) dazwischenkommen, das den Tag auffrisst, ohne dass man in Panik ausbricht. Oder man kann auch mal die Füße hochlegen, wenn man einfach keine Lust hat 8)

  • Hallo,
    nach den ersten Wochen wollte ich euch nochmal danken und eine Rückmeldung geben :
    In den ersten Wochen war ich sehr angespannt, aber ich habe sehr nette Kollegen, die mich runter geholt und unterstützt haben. Das Kollegium ist sehr hilfsbereit und ab Januar versuche ich auch, noch ein bisschen zu hospitieren, um ganz viel mitzunehmen. Anstrengend war es jetzt schon, während der jeweiligen Krankheitswelle wurde ich schon oft ins kalte Wasser geworfen. Aber dadurch lernt man ja am meisten :)
    Vor allem finde ich grad das Vertrauen in mich als Lehrerin wieder! Es macht auf jeden Fall echt viel Spaß!


    Vielen Dank für eure mutmachenden Worte! :aufgepasst:

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