Soll jeder Lehrer das verdienen was er verdient?

  • Ich habe den Eindruck, dass bei Diskussionen zum Thema Konkurrenz fast alle davon ausgehen, dass sie selbst auf der Gewinner-Seite wären.

    Wie kommst Du darauf? Nur weil zwei Leute die Idee jetzt gut finden? Wieso kann man in dem Zusammenhang nicht einfach mal was gut finden und sich überlegen, was man selber tun könnte um solche Kriterien zu erfüllen? Zufällig ist es tatsächlich so, dass ich quasi am "Ghetto-Gymnasium" des Kantons arbeite.

  • zumal - es geht um was "zusätzliches". Also nichts, was irgendwo "abgezogen" wird. Die Chance auf das Extra hast du aber, wenn du dich an was rantraust, was eben "unattraktiv" ist. Sonst nicht.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Wie kommst Du darauf? Nur weil zwei Leute die Idee jetzt gut finden? Wieso kann man in dem Zusammenhang nicht einfach mal was gut finden und sich überlegen, was man selber tun könnte um solche Kriterien zu erfüllen? Zufällig ist es tatsächlich so, dass ich quasi am "Ghetto-Gymnasium" des Kantons arbeite.

    Ich komme darauf durch die Gespräche die ich über dieses Thema geführt habe und von meinem Eindruck hier im Thread - ich meinte nicht speziell Dich und Miss Jones.


    Das jemand Konkurrenz für eine tolle Sache hält, weil er sich als deren Profiteur wähnt, kann ich schlecht verhindern. Ich wollte darauf hinaus, dass ich den Eindruck habe, dass die negativen Seiten der Konkurrenz teilweise kaum bedacht werden, weil man sich selbst nicht als Opfer sehen möchte. Aber in einer Konkurrenz gibt es eben nicht nur Gewinner.


    Bei Deinem letzten Satz verstehe ich den Zusammenhang nicht.

    • Offizieller Beitrag

    Das jemand Konkurrenz für eine tolle Sache hält, weil er sich als deren Profiteur wähnt, kann ich schlecht verhindern. Ich wollte darauf hinaus, dass ich den Eindruck habe, dass die negativen Seiten der Konkurrenz teilweise kaum bedacht werden, weil man sich selbst nicht als Opfer sehen möchte. Aber in einer Konkurrenz gibt es eben nicht nur Gewinner.

    Siehe die verlinkten Studien...

    • Offizieller Beitrag

    Die interessante Frage wäre in der Tat, wie denn diejenigen reagieren, die ein Bonussystem befürworten und sich selbst auf der Seite der berechtigten Profiteure desselben sehen, wenn sie die Rückmeldung erhalten, dass sie eben nicht zu denen gehören, die diesen Bonus verdient haben.

  • Man könnte fast meinen, sie sei die körperliche Manifestation der Bertelsmann Stiftung/OECD...

    Vor allem, weil die Bertelsmann-Stiftung so viel mit der Schweiz am Hut hat.


    On Topic: Die ETH-Zürich hat mal eine relativ aufwändig erstellte Statistik veröffentlicht, in der die Noten von Zwischenprüfungen damit korreliert wurden, von welchen Gymnasien die Studenten kamen. Ich kann das Ding leider nicht mehr finden ... falls doch, mach ich den link hier rein. Man muss diese Statistik mit Vorsicht geniessen, denn natürlich landeten vor allem die Gymnasien aus der Romandie auf den letzten Plätzen. Die hätte man fairerweise ganz rauslassen müssen, weil die Romandie ja gar nicht zum Einzugsgebiet der ETH Zürich gehört, da hätte man an der EPFL eine Vergleichserhebung machen müssen. Also die Leute sind natürlich sprachlich benachteiligt. Wenn man jetzt aber nur die Gymnasien der deutschsprachigen Schweiz miteinander vergleicht, kommt was wirklich bemerkenswertes raus:


    Es ist ja hier genauso, wie bei euch - die Kantone mit den besonders tiefen Maturitätsquoten (Zentralschweiz, teilweise nur 10 - 15 %) schimpfen ganz wüst über z. B. Baselland, wo man sagenhaften 20 % eines Jahrgangs das Maturzeugnis ja quasi "schenkt" (dazu kommen nochmal weitere 20 % mit Fach- oder Berufsmatura). Tja, und dann steht an der Spitze dieser Erhebung der ETH Zürich ausgerechnet das Gymnasium Liestal und soweit ich mich erinnere, findet man noch zwei weitere baselbieter Gymnasien unter den Top 10. Eine Kantonsschule Baden, die ein wirklich akademisches Einzugsgebiet hat und sich wahnsinnig was auf ihre MINT-Initiative einbildet, landet irgendwo unter "ferner liefen". Solche Erhebungen sind aufwändig, könnten aber durchaus ein Indikator dafür sein, an welchen Schulen die Jugendlichen besonders gut ausgebildet werden.



    Die interessante Frage wäre in der Tat, wie denn diejenigen reagieren, die ein Bonussystem befürworten und sich selbst auf der Seite der berechtigten Profiteure desselben sehen, wenn sie die Rückmeldung erhalten, dass sie eben nicht zu denen gehören, die diesen Bonus verdient haben.

    Wieso soll man denn immer nur auf alles neidisch sein, vor allem - Miss Jones schrieb es ja schon - wenn eine Schule was bekommt, die andere Schule davon aber nicht ärmer wird?


    Weiss zufällig jemand, wie hoch eigentlich der Comenius-Preis dotiert ist? Ich kann keine Beträge finden, nur dass mit dem Preis eben irgendwelches Geld auch an die ausgezeichnete Schule geht.

  • Zitat von Morse

    Heute hörte ich jmd. vom RP (!) eine Methode beschreiben, nach welcher für jede Schule bzw. deren SuS ein Faktor erstellt wird aufgrund deren anthropogenen Voraussetzungen (z.B. Anteil an Hartz IV Empfängern) und dieser Faktor dann mit den Abweichungen der Prüfungsleistungen vom Durchschnitt verglichen wird zur Leistungsmessung der Lehrer.

    *Seufz*


    Noch einmal. Natürlich ist es möglich, die Leistung von Lehrern in ihren Lerngruppen statistisch zu messen. Wie kann man das erreichen: indem man die Parameter der Lerngruppe, des Unterrichtsfortschrittes und des individiuellen Lehrers sehr feinschrittig misst und daraus ein passendes mathematisches Modell ermittelt. Dann kann man die Leistung eines Lehrers qualifiziert beschreiben.


    Hat das etwas mit dem o.g. Vorschlag von "Bonuspunkten" und "-mali" zu tun? Nein. Weil, diese pseudo-mathematische Beschreibung viel zu grobschlächtig wäre, um eine allgemeine Schlussfolgerung auf Anerkennung oder negative Sanktionierung von Lehrerleistung zu rechtfertigen. Jeder Lehrer mit langjähriger Praxiserfahrung weiß, dass die Schwankung messbarer Leistung von Lerngruppe zu Lerngruppe von vielen Faktoren, nicht zuletzt dem Zufall abhängig ist. Wir wissen, dass es auch an dem miefigen Provinzgymnasium im zivilisationsfernen ländlichen Hinterland die "Knallerklassen" und die "guten Klassen gibt". Wie kann man das in der Statistik abbilden?


    Abgesehen davon - wer soll eigentlich die Arbeit leisten, die Datenpunkte für die mathematische Würdigung von "endosozialen" und "sonstigen" Faktoren zu sammeln? Die Schulen? Anstatt die Arbeitszeit darauf zu verwenden, die tatsächliche Unterrichtsarbeit zu verbessern?


    Und weiterhin abgesehen davon - wie soll so eine Form von "Würdigung" rechtlich gestaltet werden und mit dem Rechtsgrundsatz der Gleichberechtigung vereinbart werden? Das lädt doch nur zu Klagen ein. u Recht. :D

  • Nur ging es bei der Erhebung der ETH um die Leistung der ganzen Schule.

    Eben. Das ist bei der Würdigung der individuellen Lehrerleistung untauglich.


    Wirkliches wissenschaftliches Denken unterscheidet sich eben von pseudowissentschaftlichem Denken dadurch, dass die Grenzen der Methode gesehen und verstanden werden.


    Dass das Politikern und ihrem Gefolge nicht möglich ist, bzw. auch nicht gewünscht wird, ist natürlich klar...

  • Eben. Das ist bei der Würdigung der individuellen Lehrerleistung untauglich.

    Weshalb weiter oben darüber nachgedacht wurde, ob es nicht sinnvoller sein könnte, ein ganzes Kollegium anstatt Einzelpersonen zu würdigen.


    Zur Erinnerung: Der Thread war im Ursprung nicht ernst gemeint. Insofern kann man über alles mal nachdenken und wer keine Lust mehr hat zum mitdiskutieren, soll es doch einfach bleiben lassen. ;)

  • Weshalb weiter oben darüber nachgedacht wurde, ob es nicht sinnvoller sein könnte, ein ganzes Kollegium anstatt Einzelpersonen zu würdigen.
    Zur Erinnerung: Der Thread war im Ursprung nicht ernst gemeint. Insofern kann man über alles mal nachdenken und wer keine Lust mehr hat zum mitdiskutieren, soll es doch einfach bleiben lassen. ;)

    Ich versthe das, aber ich meine schon, dass bei einer konsequenten Verfolgung dieser Frage um die individuelle Anerkennung von Leistung gehen muss. Wenn sich "Leistung lohnen muss", dann kann man das doch nicht an der Gesamtleistung des Lehrerkollegiums festmachen - denn auch da gibt es die üblichen 10% Minderleister, die vom Rest mitgeschleppt werden, die dafür mehr als die erwartete Leistung bringen müssen.


    Ich finde, man diese Frage schon ernst meinen, denn wenn man in so einer Situation in sich geht, dann gefällt einem doch auch die "Scheißegal-Mentalität" der üblichen Verdächtigen ganz ernsthaft nicht.

  • Gibt es aber nicht auch Mittel und Wege, z. B. über den sozialen Druck eines grundsätzlich engagierten Kollegiums, die Anzahl der Minderleister klein zu halten? Kann dabei eine wie auch immer inszenierte Konkurrenzsituation zwischen verschiedenen Schulhäusern nicht auch regulierend wirken?

  • Wir befinden uns als Schulhaus in einer realen Konkurrenzsituation. Wir sind zwar eine staatliche Schule, da aber die obligatorische Schulpflicht in der Schweiz nach 9 Jahren abgesessen ist, kommen alle unsere SuS freiwillig zu uns. Seit ich glaube zwei Jahren herrscht bei den weiterführenden Schulen nicht nur kantonale sondern gar schweizweite freie Schulhauswahl.

  • Wir befinden uns als Schulhaus in einer realen Konkurrenzsituation. Wir sind zwar eine staatliche Schule, da aber die obligatorische Schulpflicht in der Schweiz nach 9 Jahren abgesessen ist, kommen alle unsere SuS freiwillig zu uns. Seit ich glaube zwei Jahren herrscht bei den weiterführenden Schulen nicht nur kantonale sondern gar schweizweite freie Schulhauswahl.

    Vermutlich werden die Schulen die Gewinner sein, die über Gemeinden verfügen, die ordentlich Geld haben. Die Situation haben wir doch heute schon.
    Da haben die Schulen einen steigenden Schülerzulauf, an denen die Ausstattung top ist und die sich auch die ein oder andere Unterstützung durch extern was kosten lassen.
    Wie viele Schulen (ich spreche jetzt nicht von Gymnasien) verfügen über einen Computer Raum, der seinen Namen nicht mehr verdient? Wie viele Schulen haben schlecht ausgestattete Fachräume?
    Da sind von Anfang an schon schlechtere Ausgangsbedingungen.
    Viele Schulen bzw. Gemeinden können sich auch eine professionelle Nachmittagsbetreung leisten, bei der die Schüler Nachhilfe etc. erhalten. Und das nicht wie an anderen Schulen für 8,50€.


    Da wird dann die Schule belohnt, obwohl die Lehrer möglicherweise mehr leisten als an einer anderen Schule, die schlechtere Voraussetzungen hat.
    Klar kann man da auch wieder anfangen das zu berücksichtigen und zu bewerten, es zeigt doch aber dass auch dieser Ansatz auch nicht ganz tauglich ist.

  • Aber ist nicht alleine der Gedanke einer Konkurrenz zwischen zwei Schulen (identische Schulform) im staatlichen Schulwesen mmm.... grenzwertig?

    Jein.
    Ich sehe es ja an unserer eigenen Schule. Wir sind zwar ein Gymnasium, aber vom Einzugsgebiet schon irgendwo "Brennpunkt". Wer meint, Gymnasien haben "solche Probleme" nicht - doch, haben die genauso, vielleicht etwas weniger... sicherlich finden viele Kollegen andere Gymnasien "attraktiver", ich persönlich finde es hier gut, aber ich bin vielleicht etwas anders gestrickt, ist eben "mein Revier", meine "Problemkids"... und wenn diese etwas größere "Herausforderung" auch noch honoriert würde - wär doch nett...
    Das sähe ich nicht als Konkurrenz, sondern als Anreiz, einen herausfordernderen Job zu machen.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

    • Offizieller Beitrag

    aber du glaubst doch nicht ernsthaft, dass deine "Problemschule" irgendeinen Preis dafür bekommt, dass er soviele Herausforderungen hat?
    (ich bin an einer ähnlichen Schule).


    und mir geht es nicht um die Seite, auf welcher ich mich gerade befinde. Ich mag meine Schule, ich habe sie mir bewusste ausgesucht und ich möchte nicht an einem dieser Vorzeigegymnasien mit Professorenkindern arbeiten, auch wenn es manchmal nett wäre, Kinder zu haben, die sich "auch einfach nur so" für Sachen interessieren und engagieren.
    Ich finde es einfach total problematisch, wenn Schulen mit theoretisch ähnlichem Einzugsgebiet (es gibt keinen Sprengel, auch wenn sie nicht nebeneinander liegen, können alle SchülerInnen zu jeder Schule gelangen.) sich so profilieren müssen, dass sie Konkurrenten sind. Profile gehen auf Kosten von irgendwas anderem. Unsere bili-Profil kostet Kapazitäten, die MINT-Klasse ebenfalls, die Sport-Angebote der Nachbarschule gehen zu Lasten von irgendwas... ICH finde, der Staat sollte jeder Schule das geben, was nötig ist, um viele Angebote zumachen und nicht, damit sie sich für EINE Sache entscheidet, in der Hoffnung, damit die "besten" Kandidaten zu locken. (Unsere Musikklasse ist quasi eingestampft worden, als das Nachbargymnasium den Vorteil verstanden hat und ein paar Jahre später auch eine Musikklasse eröffnet und schwuptiwups, wir hatten kaum noch SchülerInnen für die Klasse)

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