Umfangreiches Problem-Kündigen?

  • Ich bin eigentlich noch mitten im Studium, deshalb weiß ich nicht ob ich hier richtig bin. Falls nicht verschiebt den Beitrag.
    Es geht um folgendes und ich bräuchte mal eine Meinung von Anderen.


    Ich habe ursprünglich im heilpädagogischen Bereich gearbeitet und mich nach langem Hin und her dazu entschieden noch Lehramt dran zu studieren.
    Bin jetzt im 3. Semester.


    Schon damals habe ich an einer Schule im Nachmittagsbereich gejobbt. Mein Wunsch noch Lehramt dran zu studieren hat wohl meiner Chefin (aus dem gleichen Bereich) nicht gepasst hat.
    Ich habe das Gefühl es ist ihr ein Dorn im Auge, dass ich irgendwann doch besser verdienen könnte als sie, die nicht aus dem Bereich ausgestiegen ist. Auch wollte sie immer Lehrerin werden und ihr scheint bitter aufzustoßen, dass ich ihren Traum leben will, während sie im sozialen Sektor versauert.
    Darum soll es aber hier primär nicht gehen.


    Jedenfalls arbeite ich im Nachmittagsbereich mit Kindern und hab da immer Grüppchen von 8 Leuten und mache mit denen Hausaufgaben und arbeite den Stoff nach.
    Ich habe keine Vorgaben. Ich kann theoretisch Stoff durcharbeiten, den ich will, solange es sich auf das Fach bezieht.
    Das lief eine Weile auch echt gut, bis ich jetzt mit einer Helikoptermutter kollidiere.
    Da mich meine Chefin eh rausmobben will, ist das natürlich Wasser auf die Mühle für sie. Noch weiß sie von diesem Anruf aber nichts.


    Jedenfalls kam am Ende der Stunde der Junge auf mich zu und meinte, seine Mutter will mit mir sprechen. Kein Ding. Ich sagte, ich rufe die Mutter an, obwohl ich ja selbst noch Student bin und es meine Aufgabe nicht ist, mich mit den Eltern auseinander zu setzen. Ich dachte, ich kann das für später nutzen. Was soll ich sagen? Die Mutter blubberte mir am Telefon 30 Minuten die Ohren voll, dass sie das Gefühl hat, ich würde die Kinder nicht gut auf den Unterricht vorbereiten können und ihr Sohn würde bei mir nichts lernen. Das war aber nicht das Einzige. Ich hatte eher das Gefühl. sie sieht mich als Therapeut und möchte sich den ganzen Frust von der Seele reden. Ich kenne jetzt alle psychischen Diagnosen des Kindes, obwohl ich gar kein Lehrer bin.


    Ich sagte ihr dann, dass ihr Sohn ja nie seine Arbeitsmittel mitbringt, ständig zu spät kommt und mit den anderen Schülern massiv das Angebot stört. Außerdem kommunizieren die Kinder bei mir nie, was sie gerade haben. Da ich selbst Studentin bin und kein Lehrer an der Schule, kann ich daher nicht effektiv sagen, was die Schüler gerade haben und erarbeite mir selbst Aufgaben und nutze selbst ausgewählte Texte aus Lehrbüchern. Jegliche Versuche mit den Lehrern der Kinder zu kommunizieren scheiterten. Die hatten nie Zeit.


    Die Mutter hat mich komplett in Frage gestellt. Das Angebot ist kostenlos und sie bezahlt nicht mal Geld dafür, dass ihr Sohn nachmittags das Angebot der Nachhilfe nutzt.
    Jetzt will sie bei mir hospitieren und hat angefragt, ob sie vorbei kommen kann. :staun: Ich dachte, ich bin im falschen Film.
    Ich bin keine ausgebildete Lehrerin, aber das interessiert da keinen.



    Die Gruppe ist wirklich furchtbar. Ich hab schon oft Nachhilfe in anderen Gruppen gegeben (ungefähr 10), aber die toppen wirklich alles. Sie hören nicht, machen was sie wollen, diskutieren um Regeln, mobben sich gegenseitig. Sie sind nicht die erste Gruppe, die ich habe, aber die Erste, mit der es solche Probleme gibt. Ich habe wirklich alles probiert. Spielerisches Lernen, Elterntelefonate etc. Normales Arbeiten ist nicht möglich. Vor Konsequenzen (Elterngespräche etc. ) haben die keine Angst. Zeitgleich merke ich, dass mich meine Chefin raus mobben will. Im Gegensatz zu anderen, die dort auch arbeiten, werde ich ständig schikaniert. Sie beschwert sich wegen Lappaillen und schreibt mir sogar böse Texte, wenn die Kinder nicht ihre Stühle nach oben gestellt haben. Bei allen Anderen macht sie das nie und da geht es wirklich über Tisch und Bänke. Ich bin Schuld, wenn die Kinder, die danach kommen die Stühle nicht hoch stellen, wenn die Kinder, die da sein sollten vorm Schulhaus spielen (bin ich Hellseher, dass ich sehe, welche Kinder, die bei mir im Nachmittagsangebot sitzen sollten draußen sind, wenn ich mich im Schulhaus befinde und solche Geschichten).


    Ich weiß nicht wie ich es richtig mache. Es gibt nicht wirklich viel Geld dafür und d ich werde ständig von allen angegiftet. Die Eltern diskutieren mit mir wie mit einer Lehrerin, obwohl ich das gar nicht bin. Muss ich eine Mutter als nicht studierte Lehrerin im Rahmen von Nachhilfe überhaupt hospitieren lassen und minutenlange Telefongespräche führen?


    Meine Chefin ist null kooperativ. Zeitgleich habe ich Angst, dass es wenn ich jetzt wegen der verhaltensauffälligen Gruppe zu ihr gehe gegen mich verwertet wird.
    Ich hatte vom Studium aus z.B neue Verpflichtungen bekommen und habe gefragt, ob ich eine andere Gruppe nicht auf einen anderen Tag verschieben kann. Das ginge nicht. Daraufhin bekam ein Anderer meine Gruppe und bei dem geht das Verschieben plötzlich.


    Sollte ich kündigen? Was meint ihr? Was lockt ist eben das Geld, das ich schon bräuchte, aber langsam merke ich, dass die Kohle, die Nerven, die ich mir kaputt mache nicht deckt. Die schwer verhaltensauffälligen Kinder, die schikanierende Chefin, die mich per Smartphone tyrannisiert, die massiv anstrengenden Eltern, die von kostenlosen Angeboten noch fordern, statt sich zu freuen, dass sie kein Geld bezahlen müssen.

  • Hallo Sylvie,

    Sollte ich kündigen? Was meint ihr? Was lockt ist eben das Geld, das ich schon bräuchte, aber langsam merke ich, dass die Kohle, die Nerven, die ich mir kaputt mache nicht deckt. Die schwer verhaltensauffälligen Kinder, die schikanierende Chefin, die mich per Smartphone tyrannisiert, die massiv anstrengenden Eltern, die von kostenlosen Angeboten noch fordern, statt sich zu freuen, dass sie kein Geld bezahlen müssen.

    Grundsätzlich eine miese Situation, gar keine Frage. Man muss sich auch nicht alles bieten lassen.


    Aber ich gebe zu bedenken: deine Situation bildet den Arbeitsalltag einer Lehrkraft in einer Schule leider oft wider. Man befindet sich in einem Spannungsfeld zwischen Eltern die oft zufiel, meist aber zu wenig tun, Schulleitungen, die eigene Interessen verfolgen, Kinder mit herausforderndem Verhalten etc. Dein Hauptargument, dass euer Angebot kostenlos sei, trifft ebenfalls auf die Regelschule zu. Und genauso treten Eltern auch in Schule auf.


    Ich gebe dir zu bedenken, dass eine Kündigung dich jetzt aus der Situation entfernt, dir aber nicht hilft die sicherlich kommenden zu bewältigen. Diese Situation wirst du in deinem beruflichen Lehrerinnenleben häufiger vorfinden. Mein Rat: nicht kündigen.


    Meine Idee:
    Du sagst, dass du keine ausgebildete Lehrerin bist. Klar, aber das entbindet sich leider nicht von der Verantwortung, deine Lerngruppe fachlich korrekt zu führen. Ich würde mich um Fortbildungen oder ggf. Literatur bemühen (Bücher zu Classroom Management oder Entwicklungstherapie / Entwicklungspädagogik (ETEP) nach Mary Wood kann ich empfehlen.


    Fachlich bietet es sich an, mit den Eltern, Kindern und ggf. den Schulen inhaltliche Absprachen zu treffen, was im Unterricht behandelt werden soll. So entsteht eine Verbindlichkeit für alle Beteiligten. Evtl. würde dann Schule auch Unterrichtsmaterial empfehlen. Dies kann dir in deinen Argumentationen gegenüber Eltern und Vorgesetzten Sicherheit geben.


    Die Eltern möchten hospitieren? Das würde ich mit deiner Chefin besprechen, so schlecht das Verhältnis auch sein mag. Aber auch ihr wird klar sein, dass man mit deiner Lerngruppe in Hochform keine Werbung für eure Einrichtung machen kann. Andererseits kann es für Eltern auch eine heilsame Erfahrung sein, wenn das eigene Kind mal "in Aktion" erlebt wird. Kurz und knapp: ich würde mich an die Politik eurer Einrichtung halten. Für den Fall, dass die Eltern tatsächlich hospitieren (sollen) würde ich klare Regeln vereinbaren (im Hintergrund sitzen bleiben, schweigen etc.). Wenn dies nicht klappt, dann wird die Hospitation beendet.

    Wer immer das tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.


    Henry Ford

  • Ich würde mir auch einen anderen Job suchen. Und zwar v.a. deswegen, weil die Chefin ein Problem mit dir hat.


    Aber trotzdem: ein paar verhaltensauffällige Kinder und ein Telefonat mit einer Mutter sollten nicht dein Selbstbild ins Wanken bringen. Wie stellst du dir denn die Arbeit in einer Klasse vor?

  • Danke für eure Antworten. Freut mich, dass ich eine Rückmeldung bekommen habe.


    Dass die Eltern diskutieren und die Kinder schwierig sind, hat mich an sich nicht überrascht. Ich sag mal so: Es war der Praxisschock.
    Ich hab selbst etliche Lehrer im Umfeld und die berichteten all die Jahre, dass die Umstände oft schwierig sind.
    Jetzt hatte ich aber erstmals selbst eine Helikoptermutter am Telefon.
    Die Eltern, mit denen ich davor telefonieren musste, waren sehr einsichtig und standen eher auf meiner Seite.
    Hier hatte ich das Gefühl, alles was ich tue wird in Frage gestellt und ich wäre ein Monster.
    Und ohne jetzt in Eigenlob zu versinken, aber meine Gruppen haben die beste Quote auf Notenverbesserung. Alle, die bei mir in der Betreuung waren haben bisher den Abschluss geschafft. Ich hab ja noch Ältere.


    Was mich hier fast noch eher belastet ist, dass ich mich allein gelassen fühle und meine Chefin nicht hinter mir steht und mit mir niemand kommuniziert, was die Klasse behandelt.
    Ich kann das Problem nicht offen ansprechen. Außer mit denen, die seit Jahren im Schuldienst arbeiten, nur milde gelächelt haben und mir bestätigen konnten, dass viele Eltern nicht normal sind.


    Ich werte das was meine Chefin macht als Schikane. Gestern wurde ich angeblafft, die Stühle wären unten gewesen, beim letzten Mal sollte ich Kinder ermahnen, die auf dem Hof spielen, obwohl ich das gar nicht wusste. Woher soll ich wissen, dass die draußen sind, wenn ich meinen "Unterricht" mache?


    Ich hab das Gefühl die Chefin will mich "abschießen" und setzt alles daran mir die Sache zu vergraulen. Zum Beispiel wurde mir durch Dritte zugetragen, ich hätte die schlimmsten Kinder der Schule in besagtem Kurs. Die anderen Mitarbeiter haben nur die Goldkinder abbekommen.



    Aufgeben wollte ich nicht. Es macht ja auch viel Spaß (um nicht zu sagen, der Spaßfaktor überwiegt) und ich habe auch viele tolle Kinder in andere Gruppen, die dankbar sind und bei denen man Fortschritte sieht.


    Habt ihr noch Ideen, wie ich mit der Extremgruppe endlich in ein vernünftiges Arbeiten komme?
    Meine Sanktionsmöglichkeiten sind überschaubar.


    Habe durchaus überlegt, ob ich mich bei einem nahe stehenden Nachhilfeinstitut bewerbe. Bin noch hin und her gerissen, wollte der Sache aber vorerst eine Chance geben. Bis der neue Job nicht in Sack und Tüten ist, kann ich eh nicht kündigen.

  • Irgendwie verstehe ich nicht, welche Aufgabenbeschreibung du hast. Bist du Heilpädagoge im Hort? Machst du einen Studentenjob? Bist du Erzieher? Ist das Nachhilfe oder Hausaufgabenbetreuung oder AG oder Spielgruppe oder Tagesgruppe oder ganz anders? Was wird von dir erwartet?


    Werde dir erst mal klar, was du da sollst. Und genau das tust du dann. Eltern verweist du an die Chefin, die Stühle werden hochgestellt, Hausaufgaben sind erledigt... oder wie auch immer. Das Problem scheint mir zu sein, dass du selber von dir erwartest, allen Kindern zu einer besseren Note zu verhelfen und gleichzeitig nicht in der Lage bist, den Eltern deine Rolle zu erklären. Wenn du dir deiner Position selber bewusst bist, hören dir alle, auch die Kinder wieder zu.

  • Mein Wunsch noch Lehramt dran zu studieren hat wohl meiner Chefin (aus dem gleichen Bereich) nicht gepasst hat.

    Was geht deine Chefin das an? Sie ist nicht deine Mutter und hat sich nicht in deine persönliche Entscheidungen einzumischen.
    Ich schreibe es deswegen so drastisch, vielleicht wäre es einmal einen Gedanken wert, in welcher emotionalen Beziehung du zu deiner Chefin stehst.
    Mir kommt das Verhalten deiner Chefin zudem ebenso emotional besetzt und natürlich grenzüberschreitend vor.
    Es sieht von außen aber so aus, wie sie ausgerechnet mit ihrem Verhalten die Stelle gefunden hat, wo sie dich verunsichern und treffen kann.

  • allen Kindern zu einer besseren Note zu verhelfen

    Von diesem Gedanken "zu einer besseren Note verhelfen" würde ich mich befreien. Du machst, was geht und was du machen kannst in der Situation und das Ergebnis ist zweitrangig.
    Wenn die Eltern/ Chefin usw. nicht damit klarkommen, sollen sie sich jemanden anderen suchen.
    Oder du suchst dir eine Stelle, wo mehr Positives zurückkommt und deine Arbeit gewürdigt besser wird.

  • Caro: Hier geht einiges durcheinander. Nochmal: Ich hab Heilpädagogik studiert und soll da Gruppen im Nachmittagsbereich betreuen und mit denen das aufarbeiten, was die im Schulalltag behandelt haben (sowas wie Nachhilfe).


    Momentan studiere ich auf Lehramt und bin im 3. Semester, habe aber schon ein Heilpädagogikstudium abgeschlossen.


    Was hier nichts zur Sache tut, denn die Gruppen werden generell neben Dozenten auch von Studenten betreut. Also man muss nicht irgenwas abgeschlossen haben, um die Kinder zu betreuen.


    Ich habe nie geschrieben, dass ich den Kindern zu besseren Noten verhelfen will. Ich schrieb, dass sich alle bisher verbessert haben.



    Und bezüglich Chefin: Wir haben das gleiche studiert und sie wollte immer Lehrerin werden. Ich strebe nun das an, was sie möchte (weil ich es ebenfalls immer wollte) und das macht sie zornig.
    Für den Fall dass einige von euch noch sich das nicht vorstellen können, aber im sozialen Bereich liegen Missgunst und Neid und Existenzängste an der Tagesordnung.
    Da hat jeder Angst, dass ihm der andere etwas voraus haben könnte.


    Angehen tut das die Chefin nichts. Aber wir kennen uns noch von früher und sie scheint damit nicht klar zu kommen.


    Sein wir mal ehrlich: Stelle finden, mit der man jemanden fertig machen will hin oder her. Irgendeine Schwachstelle hat jeder und wenn man jemanden gezielt fertig machen will, bekommt man das auch hin.


    Und dass mir die Kinder deshalb nicht zuhören, weil ich meine Rolle nicht kenne: Verzeihung, aber das ist Blödsinn. In anderen Gruppen funktioniert es auch. In der Gruppe klappt es deshalb nicht, weil die Zusammensetzung der Kinder ungünstig ist.


    Ich will hier aber nicht zu detaillliert schreiben, weil das ja ein offenes Forum ist und ich weiß auch nicht, wer hier noch liest.

  • Sorry, die Zitterfunktion wollte nicht so wie ich.


    [/quote]Habt ihr noch Ideen, wie ich mit der Extremgruppe endlich in ein vernünftiges Arbeiten komme?
    Meine Sanktionsmöglichkeiten sind überschaubar.

    Habe durchaus überlegt, ob ich mich bei einem nahe stehenden Nachhilfeinstitut bewerbe. Bin noch hin und her gerissen, wollte der Sache aber vorerst eine Chance geben. Bis der neue Job nicht in Sack und Tüten ist, kann ich eh nicht kündigen.


    [/quote]
    Dann zitiere ich nochmal meine Ideen aus meinem Beitrag von oben.



    [/quote]Meine Idee:
    Du sagst, dass du keine ausgebildete Lehrerin bist. Klar, aber das entbindet sich leider nicht von der Verantwortung, deine Lerngruppe fachlich korrekt zu führen. Ich würde mich um Fortbildungen oder ggf. Literatur bemühen (Bücher zu Classroom Management oder Entwicklungstherapie / Entwicklungspädagogik (ETEP) nach Mary Wood kann ich empfehlen.
    Fachlich bietet es sich an, mit den Eltern, Kindern und ggf. den Schulen inhaltliche Absprachen zu treffen, was im Unterricht behandelt werden soll. So entsteht eine Verbindlichkeit für alle Beteiligten. Evtl. würde dann Schule auch Unterrichtsmaterial empfehlen. Dies kann dir in deinen Argumentationen gegenüber Eltern und Vorgesetzten Sicherheit geben.
    [/quote]
    Darüber hinaus bieten sich immer wiederkehrende Rituale an, beispielsweise einen Anfangskreis oder auch verschiedene Dienste um die Sozialkompetenz zu schulen.


    Solltest du nach "Sanktionsmöglichkeiten" Ausschau halten, dann gebe ich zu bedenken, dass du nur dann sanktionieren musst, wenn die Prävention versagt. Und nur mit Sanktionen wirst du verhaltensauffällige Kinder nicht weiterbringen, deren Leben besteht meist aus Sanktionen. Wenn Probleme dieser Art mit einfachen Mitteln gelöst werden könnten, dann wäre die Inklusion kein Problem.

    Wer immer das tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.


    Henry Ford

  • Deine Fragestellung am Anfang war, ob du kündigen sollst.


    Einige Ideen, die darauf von Forenteilnehmern kamen, zielten darauf hinab, wie du evtl. die Situation für dich verbessern könntest.
    Da keiner deine Situation konkret kennt, kann man die Antworten nur als mögliche Impulse sehen, die zutreffen können oder auch nicht. Du kannst dir ja für dich das Richtige heraussuchen.


    Dass im sozialen Bereich so viel nicht Soziales unter den Mitarbeitern herrscht, zeigt für mich auf, dass da einiges im Argen liegt, was die gesamte Struktur solcher Einrichtungen ausmacht. Solche Probleme, die von Missgunst geprägt sind, höre ich bei uns teilweise auch in der Nachmittagsbetreuung. Vor Jahren habe ich einmal in einer Behinderteneinrichtung gearbeitet, wo es im Mitarbeiterbereich Probleme gab.


    Zur Eingangsfrage zurück: Wenn es nicht möglich ist, für dich die aktuelle Situation so zu gestalten, dass du einigermaßen umbelastet dort arbeiten kannst, würde ich kündigen und mir ein passenderes Umfeld suchen.

  • Du studierst ja erst im 3. Semester. Das richtige know-how für den Umgang mit schwierigen Schülern und Eltern bekommt man aber im Referendariat und durch Erfahrung. Außerdem sind Schüler im Unterricht nochmal anders drauf als bei so einer Nachmittags-Hausaufgabenbetreuung (oder was auch immer ihr da genau tut), einfach weil das Setting dann anders ist. Das merken übrigens auch erfahrene Fachlehrer: Schüler sind in der Klasse bei ihrer Klassenlehrerin oftmals deutlich ruhiger und "unter Kontrolle" als bei Lehrern, die sie nur eine Stunde die Woche haben - oder am Nachmittag.


    Ich finde nicht, dass du diesen Job als Übung für dein künftiges Lehrerdasein sehen solltest. Es ist ja etwas ganz anderes.
    Und ich würde wahrscheinlch auch kündigen.Den Stress musst du dir nicht antun! Such dir einen Nebenjob, der nicht ganz so an die Nerven geht.


    Hospitieren würde ich die Eltern übrigens nicht lassen.
    Wobei ich sagen muss, ich verstehe deren Einwand, dass du die Kinder nicht gezielt auf den Unterricht vorbereitest. Denn wie du oben ja geschrieben hast, ist das eigentlich das Ziel dieser Veranstaltung. Klar ist es nicht deine Schuld, wenn du nicht an Infos kommst. Aber dass da Nachfragen kommen wundert mich nicht. Wenn du den Job weitermachen willst, leg dir ein dickes Fell zu (Stühle unten oder oben - wen juckts?) und sage den Eltern, dass du gerne gezielt etwas für den Unterricht tun würdest - dann müssten die Kinder ihre Hefte vorzeigen, damit du dir da ein Bild über das aktuelle Thema machen kannst. Mehr Zugeständnisse würde ich nicht machen, sonst hast du diese Mutter womöglich wöchentlich am Telefon oder in der Klasse...


    Aber eigentlich ist mein Tipp: wenn es dich sehr stresst, lass es!

  • Da mich meine Chefin eh rausmobben will, ist das natürlich Wasser auf die Mühle für sie. Noch weiß sie von diesem Anruf aber nichts.

    das weißt du also noch gar nicht. Noch ist ja für die Chefin der Anruf gar nicht bekannt.


    Auch hier wieder:
    weniger hineininterpretieren, dickes Fell anschaffen. Bzw. gucken: was genau ist meine Interpretation, was genau sind die Fakten.


    Braucht man übrigens für fast jeden Beruf ;)

  • Du hast das nicht verstanden. Es ist egal, was du studierst. Wichtig ist, dass du eine klare Aufgabenbeschreibung hast. Dann kannst du mit Eltern reden, von der Chefin was einfordern und deine Angebote planen.


    Die Mutter hält dich z.B. wahrscheinlich für einen Lehrer, deswegen verteidigt sie sich auch mit Diagnosen, wenn du über Fehlverhalten und fehlendes Material redest. Wüsstest du, was genau dein Auftrag ist, könntest du ihr entspannt sagen, dass du das tust, was du für richtig hältst und sie ihr Kind gerne rausnehmen kann, wenn nicht genehm.


    Wenn z.B. ungelernte Kräfte Kinder irgendwie beschäftigen sollen, können sie ja theoretisch Übehefte mit einfachen Lese- oder Rechenaufgaben hinlegen und für jede Aufgabe ein Smartie ausgeben. Oder Schach spielen. Dann hätten sie automatisch eine entspannte Zeit mit den Kids.
    Wenn du aber verpflichtet bist, auf Klassenarbeiten zu üben, kannst du einfordern, dass die Lehrer dir aktuell behandelten Stoff weitergeben. Es macht einen gewaltigen Unterschied, was du tun musst, nicht was du tatsächlich kannst.


    Deine Arbeitsbedingungen sind schwierig, aber wenn du bleiben willst, solltest du davon runterkommen, überall die Schuld zu suchen. Doofe Kinder, doofe Eltern, doofe Chefin, doofe Kollegen. Vielleicht mal weniger meckern und mehr Klarheit sehen und einfordern.


    Übrigens:

    ... (bin ich Hellseher, dass ich sehe, welche Kinder, die bei mir im Nachmittagsangebot sitzen sollten draußen sind, wenn ich mich im Schulhaus befinde und solche Geschichten).

    dafür müsst ihr eine Lösung finden, denn Aufsichtspflicht hast du unter Garantie. Dass welche durchs Schulhaus irren kann ernsthaft ein Problem für dich werden, wenn erst mal was passiert ist. Es muss eine Übergabe geben.

  • Danke für die Ratschläge.


    Frage an euch: Sollte man den Kindern überhaupt sagen, dass man kein Lehrer ist? Ich meine, wenn sie fragen ist es klar, dass man sie nicht anlügt.
    Aber verliere ich dann nicht das bisschen Respekt was ich auch noch habe?


    @krabappel: Wenn ein Kind nicht da ist, kann ich nicht hellsehen wo es ist. Oder läufst du, wenn bei dir Kinder nicht in der Klasse sitzen einmal durch das ganze Schulgelände`? Woher soll ich denn riechen, dass da Kinder 200 Meter entfernt spielen (und das war in diesem Fall so)


    Friesin: Merkst du nicht, wenn dich jemand mobbt? Also ich merke das.


    Ansonsten bedanke ich mich für alle Ratschläge.

  • ...
    @krabappel: Wenn ein Kind nicht da ist, kann ich nicht hellsehen wo es ist. Oder läufst du, wenn bei dir Kinder nicht in der Klasse sitzen einmal durch das ganze Schulgelände`? Woher soll ich denn riechen, dass da Kinder 200 Meter entfernt spielen (und das war in diesem Fall so)
    ...

    Bist du schon im Burnout oder noch in der Trotzphase? Ja, ich weiß im Allgemeinen wo meine Schüler sind, sie sitzen auf ihrem Platz. Wenn nicht, rufe ich zu Hause an, denn es könnte etwas passiert sein. AufsichtsPFLICHT eben.


    Und für die Kinder bist du Frau/Herr Sylvie, denen ist dein Studium völlig egal. Wenn du ihnen allerdings vermitteln solltest, dass es dir egal ist, ob sie auf dem Spielplatz sind oder im Zimmer, dann wird’s mit der Autorität tatsächlich schwierig.

  • @krabappel: Und was ist mit dir? Bist du Helikopterlehrer? Verzeih mir, die Unterstellung, aber in meinem Umfeld gibt es viele Lehrer und da ruft keiner bei jedem einzelnen Schüler der nicht da ist sofort zu Hause an. Warum? Weil man da vermutlich gar nicht mehr zum unterrichten käme.
    Bei notorischen Schwänzern wird angerufen und wenn man nach einer Woche keine Entschuldigung hat auch.


    Auch auf die Gefahr hin, dass du das nicht weißt, aber Menschen gerade Kinder können auch erkranken. Deshalb hast du bei der Grippewelle sicher viel Spaß, wenn du bei jedem Schüler zu Hause anrufen willst.
    Das kann man sicher machen, wenn jemand mehrfach ohne Entschuldigung fehlt. Aber im Normalfall melden Eltern ihre Kinder krank.
    Viele schwänzen auch und kommen gar nicht erst zur Nachmittags AG. Wer mehrmals nicht da ist, der fliegt automatisch.


    Aufsichtspflicht hin oder her. Man kann es auch übertreiben. Wenn ich bei 45 Minuten noch alle Eltern anrufe, deren Kinder nicht da sind, habe ich keine Zeit für meine eigentliche Aufgabe.
    Abgesehen davon ist die Sekräterin zu der Zeit gar nicht mehr da ich komme zwecks Datenschutz als Außenstehender gar nicht an die Nummern.


    Genauso fragwürdig ist der Rat jeden mit Smarties zu belohnen. Wenn ich das mache, hat die Gruppe am Ende des Jahres Diabetes oder Adipositas.
    Der Rat ist genauso fragwürdig wie Lehrer, die ADHS erkrankten Kindern Gummibären schenken.



    Dass den Kindern das Studium egal ist, ist bei dir vielleicht so. Aber bei mir gab es durchaus Schüler, die gefragt haben was ich studiert habe und ob ich auch Lehrer bin/werde. Allerdings nicht in diesem Kurs.


    Für einen Lehrer ist dein Tonfall sehr grantig. Den solltest du dir abgewöhnen.


    Was soll ich als Amateur denn noch alles machen? Hausmeister spielen und die Stühle hoch stellen und die Räume abschließen? Alle Eltern abtelefonieren, deren Kinder nicht da sind? Elterngespräche führen? Mich von Leuten per Whatsapp tyrannisieren lassen? Mit der Sekretärin in Kontakt stehen? Berichte schreiben? Arbeitsblätter erstellen? Auf meine Kosten kopieren? Und das alles für 10 Euro in der Stunde? Das alles macht nicht einmal der Hausmeister der Schule und der bekommt deutlich mehr. Leider scheint ihr zu vergessen, dass das ein Studentenjob ist. :grimmig:

  • Oje. Du musst noch viel lernen.


    Selbstverständlich musst du nachforschen, wo die Kinder sind, BESONDERS wenn Eltern ihre Kinder nicht krankmelden! Das macht jeder Lehrer täglich. Und dazu ist man auch verpflichtet.


    Dein Ton ist übrigens auch fragwürdig...

  • So ein Unfug. In der Grundschule wo du bist ruft der Lehrer vielleicht an Tag 1 hinter den Eltern her.
    Aber nicht in der Oberstufe und Mittelstufe.


    Abgesehen davon hast du es sehr richtig ausgedrückt: DER LEHRER. Ich bin aber noch kein Lehrer.


    Nachforschen und hinterher telefonieren sind auch zwei Paar Schuhe.


    Wenn morgens niemand anruft, sollte man schon nachfragen (bei den Mitschülern- wo ist Schüler xyz?).
    Wenn sich niemand meldet, an den Folgetagen bei den Eltern nachfragen.
    Aber selbst das wird an den Schulen unterschiedlich gehandhabt und es gibt auch keine Vorschrift ab wann nachgefragt werden muss.


    Meine Tante, selbst Lehrerin ruft nach 2 Tagen an wenn ein Kind ohne Entschuldigung fehlt. An meiner damaligen Schule wurde nach 5 Tagen angerufen, wenn jemand nicht entschuldigt war.
    Es gab auch Lehrer, die hat es überhaupt nicht interessiert. Ein notorischer Schwänzer bei uns hat es einst fertig gebracht und 3 Wochen gefehlt, ohne das einen Lehrer interessierte wo er war.
    Auch kann ich mich nicht erinnern, dass da besonders großes Theater gemacht wurde.
    Ich habe früher selbst vereinzelt gefehlt, ohne das meine Mutter jedes Mal bei der Schule angerufen hätte. Hinterher bekam ich eine Entschuldigung mit und fertig war die Sache.



    Erst ab der Oberstufe war es bei uns Pflicht morgens bescheid zu sagen. Das war aber auch eine andere Schulform und hatte den Hintergrund, dass man bei Klausuren keine 6 bekam.



    Und ich wiederhole nochmal: Ich bin KEIN LEHRER. Ich habe auch nicht die Befugnis nach irgendwelchen Telefonnummern zu fragen, Ich bin nur durch einen glücklichen Zufall durch die Nummer einer Mutter gekommen, weil ich diese durch Dritte bekommen habe.
    Laut Chefin gilt die Regelung: Wer nicht kommt lässt es. Nach 4 Mal Fehlen ist derjenige raus. Entschuldigungen müssen gebracht werden, aber da ruft niemand den Kindern hinterher.


    Hier war der Sachverhalt auch ein Anderer. Das besagte Kind tobte 200 Meter am Sportplatz was ich natürlich nicht gesehen habe. Noch dazu fiel der Chefin hinterher auf, dass das Kind gar nicht in meiner Gruppe war. Das war pure Schikane.

  • Ist immer ungut, einen Beitrag zu editieren, wenn schon eine Antwort darunter steht (siehe dein obiger Beitrag, der noch anders klang, als ich geantwortet hatte).


    Wenn sich nach mehrmaligen Anrufen keiner am Telefon meldet, geht der Hausmeister in der Regel daheim vorbei, oder es wird die Polizei gerufen. Ehrlich gesagt kenne ich keine Schule, an der die Lehrer erst nach zwei Tagen daheim anrufen - und ich kenne viele Schulen.


    Wenn bei euch die Regel gilt: wer nicht kommt, lässt es, dann hast du das Problem nicht. Dann würde ich an deiner Stelle aber Störenfriede auch rausschmeißen. Scheint ja ne freiwillige Geschichte zu sein bei euch.


    Und jetzt bin ich raus aus dem Thema. Du weißt ja eh schon alles.

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