Lobbyismus an Schulen

  • Irgendwie nicht so und die Argumente auf der Seite sind auch an den Haaren herbeigezogen. Das Hauptargument ist fehlende parlamentarische Kontrolle, blöd nur dass der Calliope durch das Bundeswirtschaftsministerium auf Beschluss des Bundestags gefördert wurde. Auch das Argument des fehlenden Lehrplanbezugs kann ich nicht ganz nachvollziehen. Wenn ein Unternehmen einer Schule eine Slackline für den Pausenhof spendet und diese auch installiert, dann steht davon auch nix im Lehrplan, ist trotzdem nett. Prinzipiell wäre es natürlich besser, wenn der Staat seine Schulen vollumfänglich ausstatten könnte und dafür auch die nötigen Steuern von großen Unternehmen wie Google eintriebe. Für diese Planungs- und Regelungslücke allerdings die Unternehmen verantwortlich machen zu wollen...halte ich für sehr gewagt...das ist doch eher massives Politikversagen...

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Die Slackline ist nett, die Kantine von Mc Donalds oder Sporthallenzubehör von Heckler und Koch eher nicht...
    Es geht darum, dass Konzerne zu viel Einfluss bekommen. Wer sagt denn, dass Neunjährige programmieren müssen?


    Im Berliner SchulG hab ich gerade gesehen:
    "Die für das Schulwesen zuständige Senatsverwaltung setzt zur Entwicklung der Rahmenlehrpläne für Unterricht und Erziehung Kommissionen ein. In den Kommissionen sollen Fachwissenschaft, Fachdidaktik und Schulpraxis angemessen zur Geltung kommen. Gesellschaftlich relevante Gruppen, insbesondere aus der Wirtschaft, sollen in den Rahmenlehrplan-Kommissionen vertreten sein, soweit ihre Interessen berührt sind. Die Mitglieder werden von dem für das Schulwesen zuständigen Mitglied des Senats berufen..."


    Inwieweit redet denn überhaupt wer mit bei den Lehrplänen?

  • Du siehst den Wald vor lauter Bäumen nicht. Hast Du mal mit einem Calliope gearbeitet? Das ist wirklich was für den Technikunterricht und wird ganz bestimmt nicht die Massen für einen bestimmten Konzern vereinnahmen.


    Da muss man sich ganz andere Sachen anschauen.


    Apple lässt nichts unversucht, den Bildungsmarkt an sich zu reißen mit verbilligten IPads für Schulen und der entsprechenden "kostenlosen" Apple-Classroom Software dazu. Ziel: Die jungen Leute "anfixen", damit die nur noch Apple wollen.


    Microsoft veröffentlichte kürzlich das "kostenlose" Windows 10 S für Schulen. Hier muss man dann aber Bing und Edge verwenden. Ziel: Siehe oben.


    Google haut sehr preiswert seine Chromebooks raus. Zentrum der ganzen Sache ist der Google Chrome Browser, alle Daten + Programme* liegen in der Cloud. Ziel: Siehe oben. (und die Chromebooks sind absolut kein Nischenprodukt, in Amerika haben sie mittlerweile die Mehrheit auf dem Bildungsmarkt).


    *insbesondere natürlich die ganzen Google-Documents Programme, die ja auch tatsächlich sehr schick sind - nur dass Google über das automatisierte "mitlesen" aller Dokumente und Big-Data-Algorithmen dadurch weiß, wie ein ganzes Land "tickt" - oder die ganze Welt.


    Für diese drei größten Technikkonzerne der Welt ist es auch völlig unerheblich, ob man damit erst mal ein paar Milliarden Verlust macht - hautpsache die Nutzer der Zukunft werden auf die eigenen Produkte eingeschworen.


    Just my 2 €/100

  • Und nun? Natürlich geht’s um Werbung. Und um langfristige Folgen, wenn sich Schulen von Firmen ausstatten lassen.


    Das Kellogg‘s Kolleg... hatte es Volker Pispers nicht vorhergesagt? :lach:

  • Ich sehe jetzt nicht ganz den Unterschied dazwischen ob die Schulen die PCs jetzt kaufen oder von einer lokalen Firma alle zwei Jahre die ausrangierten PCs übernehmen (die immer noch in besserem Zustand sind als alles was die IT Abteilung anschleppt). Dasselbe gilt auch für Sportgeräte die durch Heckler und Koch gespendet werden, solange da nicht fett "sponsored by G36" draufsteht...

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Ich finde, man kann da differenzieren.


    Wir haben hier z.B. eine ortsansässige Firma, die uns viel im Bereich Technik / Naturwissenschaften sponsort. Die geben uns aber nicht Rabatte auf Dinge, die sie selbst herstellen, sondern erhoffen sich, dass sich wegen der besseren Möglichkeiten mehr Schülerinnen und Schüler für den Bereich Technik / Naturwissenschaften interessieren, sodass ihnen nicht irgendwann die Nachwuchskräfte ausgehen.


    Wir hatten z. B. die Firma Smart, die beim Konjunkturpaket 2 stark verbilligt ihre Smartboards verkauft hat und Schulungen für ihre Smart Notebook Software gemacht hat. Dann haben sie zwei Jahre später dafür gesorgt, dass ihre Software nur und ausschließlich mit ihren eigenen Boards funktionierte, sodass die Kollegen, die sich (dank kostenloser Schulung) nun gut mit der Software zurechtfanden nun auch weiter nur Smartboards wollten - auch wenn andere Boards vielleicht besser, günstiger oder haltbarer gewesen wären. So etwas nenne ich "anfixen", und das passiert in anderen Bereichen auch. Dem war extremer Lobbyismus vorangegangen, ,denn über die Gelder des Konjunkturpaketes 2 konnte man nicht frei verfügen, die Boards wurden einem förmlich aufgedrängt.


    Ersteres finde ich in Ordnung, auch dann, wenn die Firma Werbung damit macht. Zweiteres nicht.

  • Es geht darum, dass Konzerne zu viel Einfluss bekommen. Wer sagt denn, dass Neunjährige programmieren müssen?

    Ich als Informatiklehrer kann die Forderung, dass jeder Schüler programmieren kann, auch nicht nachvollziehen. Wer sich dafür interessiert kann Informatik in der Oberstufe belegen. Die Vermittlung von Medienkompetenz ab der Grundschule wäre deutlich wichtiger.

  • Und nun? Natürlich geht’s um Werbung. Und um langfristige Folgen, wenn sich Schulen von Firmen ausstatten lassen.


    Das Kellogg‘s Kolleg... hatte es Volker Pispers nicht vorhergesagt? :lach:

    Genau! Real hat es schon geschafft, mit der REALschule 8)

  • Da muss man sich ganz andere Sachen anschauen.
    ...
    ...

    Irgend jemand wird immer Hersteller der Dinge sein, die man so an Schulen nutzt.


    Zum Programmieren:
    Hier gibt es einen Thread über zunehmend mangelnde mathematische Fähigkeiten der Schüler (Formeln umstellen u. dgl. mehr). Letztlich geht es dabei um Abstraktionsvermögen. Wenn das nicht vorhanden ist bzw. entsprechend trainiert wird , dann wirds auch mit der Programmierung nichts.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_)Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

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