Wer zahlt beim Essen gehen - ausgelagerte Debatte

  • Aber was ist an der geschilderten Situation denn lustig?

    Lustig nicht, eher traurig. Da gehen lauter Sehrgutverdiener zusammen essen und einer macht sich wegen Vierfuffzich ins Hemd :/


    Aber die Story widerlegt eigentlich all deine Argumente @Wollsocken80, da Leistungsprämien ja gerade zu Ungleichheit und Ärger untereinander führen :_o_D

  • Ich würd mich da aber auch drüber ärgern. Nicht über die 4,50, sondern über die Selbstverständlichkeit, mit der angenommen wird, ich bezahle, und dann natürlich über das Augenrollen, wenn ich das nicht will (aufgrund der von mir oben geschilderten Situation).


    Sorry, aber von wegen Sehrgutverdiener: Teilzeit, schulpflichtige Kinder, Eigentum abzubezahlen, Wohnung in der Großstadt. Wir haben am Monatsende nichts übrig. Wir gehen auch als Familie nicht oft ins Restaurant.
    Wenn ich dann mit Kollegen gehe und mir selbst etwas billigeres bestelle, ist es für mich selbstverständlich, dass ich dann auch weniger bezahle.


    Aber irgendwie gehen da die Meinungen weit auseinander. Mir geht es ums Prinzip. Ich spendiere meiner Klasse auch mal einen Adventskalender oder Gebrtstagstütchen, keine Frage. Aber das ist dann eben meine freie Entscheidung und kein Gruppenzwang, bei dem ich am Ende auch noch blöd angeschaut werde, wenn ich mich dem widersetze.
    Sowas kommt bei uns im Freundes- oder Kollegenkreis aber auch nicht vor. Wir ticken alle ähnlich. Das würde nie jemand vorschlagen und dann schon gar nicht einen anderen doof ankucken, wenn er es nicht möchte.

  • Aber die Story widerlegt eigentlich all deine Argumente @Wollsocken80, da Leistungsprämien ja gerade zu Ungleichheit und Ärger untereinander führen

    Nee, ich fand an der Situation eigentlich das "dem anderen nur ja keinen Rappen schenken" blöd. Genau solche Typen kacken dann nämlich auch als erstes rum, wenn sowas wie eine Leistungsprämie ausgezahlt wird. "Was DER??? Der hat's doch gar nicht verdient!!"



    Sorry, aber von wegen Sehrgutverdiener: Teilzeit, schulpflichtige Kinder, Eigentum abzubezahlen, Wohnung in der Großstadt. Wir haben am Monatsende nichts übrig.

    Ja ... *Du* hast am Ende des Monats nichts übrig. Ehrlich ... wenn wir zwei Kollegen wären und ich wüsste das von Dir, dann würde ich doch im Leben nicht erwarten, dass Du mein halbes Lammfilet zahlst (jawohl, ich war eine von denen, die das blöde Lammfilet hatten). Der Kollege, der sich da ins Hemd gemacht hat, verdient ein schweizer Gehalt und hat seine Hütte auf der deutschen Seite stehen, längst abbezahlt natürlich. Ist übrigens überhaupt nur einer von zwei Kollegen, die nicht in der Schweiz wohnen, der sich aber bei *jedem* gemeinsamen Essen über die schweizer Preise im Restaurant aufregt. Und ja, das ist tatsächlich so eine typisch deutsche Unart, die mich zunehmend nervt.

  • Auf deutscher Seite wohnen, ein schweizer Gehalt einstreichen, sich über schweizer Preise aufregen, das klingt nach einem komischen Typen. Da verstehe ich deinen Unmut jetzt etwas besser.



    Wir haben Freunde, die sind mit Schweizern befreundet und erwarten von denen immer, dass sie bezahlen (weil für Schweizer ein deutscher Restaurantbesuch ja günstig wäre). Finde ich auch merkwürdig.

  • 5 Leute sitzen in der Kantine des Paul-Scherrer-Instituts am Mittagstisch, es geht ums Zahlen. Macht einer den Vorschlag, er würde einfach schnell alles zahlen und wir teilen nachher durch 15. 14 Leute sind dafür, einer kräht ... aber der bla und die blubb hatten das Lammfilet, ich hatte nur Nudeln! Natürlich ein Deutscher. Der Rest guckt peinlich berührt drein und zückt das Portemonnaie. Irgendwie musste ich bei der ganzen Diskussion hier grad wieder an diese Story denken.

    Ehrlich ... wenn wir zwei Kollegen wären und ich wüsste das von Dir, dann würde ich doch im Leben nicht erwarten, dass Du mein halbes Lammfilet zahlst (jawohl, ich war eine von denen, die das blöde Lammfilet hatten).

    Erstens:
    Achso, und dann würdest Du vor den anderen 13 Leuten aufstehen und sagen "Hey stopp, Leute, wir machen das doch nicht so mit gemeinsamem Teilen, denn XY steht finanziell nicht gut!"? Sensibel kommt man aus der Nummer nicht mehr raus....


    Zweitens: Weißt Du über jeden der 15 (!!!) Leute am Tisch, wie die genau finanziell belastet sind? Sind das alles Vollzeitler? Ohne zu versorgende Eltern, deren Pflegestufe nicht reicht um die Kosten zu decken? Ohne sonstige finanzielle Verpflichtungen aus einem Unfall, den sie in jungen Jahren mal verursacht haben oder oder. Es gibt so viele Gründe, warum jemand beim Essengehen aufs Geld achten muss.


    Jemand der so einen Vorschlag im Restaurant mit der gemeinsamen Rechnung raushaut, offenbart ganz blank, dass es aber so etwas von gar kein soziales Gespür hat. Da läuft es mir eiskalt den Rücken herunter. Und jemand, der diese Geschichte dann auch noch als lustige Anekdote erzählt ist ja fast noch schlimmer, denn wenn man das spontan in einem geistig umnachteten Aussetzer im Restaurant vorschlägt, kann man ja Opfer einer spontanen Überlegung oder eines gutgemeinten Impulses geworden sein. So eine Geschichte hier zu tippen hingegen ist was ganz anderes! Totales Eigentor was soziales Gespür angeht!

  • Zweitens: Weißt Du über jeden der 15 (!!!) Leute am Tisch, wie die genau finanziell belastet sind?

    Nein, aber ich kann rechnen, dass im Mittel für jeden am Tisch schlimmstenfalls sowas wie 2.50 CHF zu viel rausgekommen wären und jeder der 14 anderen Personen am Tisch weiss, dass ich die letzte bin, die in der Mensa nach dem Mittagessen nicht auch mal die Runde Kaffee übernimmt.



    Achso, und dann würdest Du vor den anderen 13 Leuten aufstehen und sagen "Hey stopp, Leute, wir machen das doch nicht so mit gemeinsamem Teilen, denn XY steht finanziell nicht gut!"?

    Die subtilere Variante wäre, das Geld für die Person einfach ohne grosses Getöse auf den Tisch zu legen. Ich brauch da den öffentlichen Applaus nicht unbedingt.

  • :staun: Wenn ich das alles hier geahnt hätte ... :stumm:

    ...bitte im Tonfall von Petit-Gibus aus guerre des boutons, ja?

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Nee, ich fand an der Situation eigentlich das "dem anderen nur ja keinen Rappen schenken" blöd. Genau solche Typen kacken dann nämlich auch als erstes rum, wenn sowas wie eine Leistungsprämie ausgezahlt wird. "Was DER??? Der hat's doch gar nicht verdient!!"


    Ja ... *Du* hast am Ende des Monats nichts übrig. Ehrlich ... wenn wir zwei Kollegen wären und ich wüsste das von Dir, dann würde ich doch im Leben nicht erwarten, dass Du mein halbes Lammfilet zahlst (jawohl, ich war eine von denen, die das blöde Lammfilet hatten). Der Kollege, der sich da ins Hemd gemacht hat, verdient ein schweizer Gehalt und hat seine Hütte auf der deutschen Seite stehen, längst abbezahlt natürlich. Ist übrigens überhaupt nur einer von zwei Kollegen, die nicht in der Schweiz wohnen, der sich aber bei *jedem* gemeinsamen Essen über die schweizer Preise im Restaurant aufregt. Und ja, das ist tatsächlich so eine typisch deutsche Unart, die mich zunehmend nervt.

    Und? Würde ich auch. Warum soll ich in der Schweiz das Dreifache für ein Essen zahlen wenn ich es in D erheblich günstiger haben kann?


    Er arbeitet in der Schweiz, weil er bestimmte Fähigkeiten hat, die dazu geführt haben, dass er eingestellt wurde. Das heisst noch lange nicht, dass er demzufolge auch seine Entlohnung für seine Arbeitsleistung in der Schweiz ausgeben muss. Seine Zahlungsbereitschaft ist nicht ausschlaggebend für seine Qualität als Lehrkraft.


    Genauso gut kann man die schweizer Einkaufstouristen verteufeln, die in der Schweiz arbeiten und leben, aber jedes Wochenende schön über die Grenze zum einkaufen fahren.
    Schön das niedrigere Preisniveau nutzen UND die USt. am Zoll sich zurückerstatten lassen.


    Und ich wette, nicht wenige deiner Kollegen (Du auch?) nutzen dies.


    Solange die Schweizer dieses System nutzen sollen sie schön ihre eidgenössische Klappe gegenüber einem Arbeitskollegen halten, der für SEINE Kosten selber aufkommen will und nicht einem Kollegen dessen Bedürfnis nach besonderem Essen mitfinanzieren will.

  • Klar, er wird einmal im Jahr zur Weihnachtsfeier eingeladen. Dafür erwartet seine Firma aber auch maximal Flexibilität.

    Hm - wirklich dafür oder nicht doch eher für sein sechsstelliges (vermute ich jetzt mal) Gehalt?



    Ich würde meinen Job jedenfalls auch für ein zweistelliges Millionengehalt nicht gegen den des CEO von der BASF, Roche oder sonstwas eintauschen wollen.

    Naja - Du könntest ihn zwei, drei Jahre machen und dann völlig sorgenfrei sogar für umsonst in Deine Schule zurückkehren.


    Wir werden zweimal im Jahr für umme mit Wein abgefüllt

    Nuja, wenn man Dürrenmatt gelesen hat, relativiert sich das wieder:


    https://goo.gl/images/JTrTpD


    ... allerdings gilt auch:


    https://goo.gl/images/ycfdNH

    Genauso gut kann man die schweizer Einkaufstouristen verteufeln, die in der Schweiz arbeiten und leben, aber jedes Wochenende schön über die Grenze zum einkaufen fahren.
    Schön das niedrigere Preisniveau nutzen UND die USt. am Zoll sich zurückerstatten lassen.

    Zumal der Wohlstand der Schweiz auf zwei Säulen ruht: Waffenhandel und Beihilfe zur Steuerhinterziehung. Aber jetzt ist mal wieder gut mit den Klischees, oddr?

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

    Einmal editiert, zuletzt von fossi74 () aus folgendem Grund: Links waren vertauscht.

  • Hm - wirklich dafür oder nicht doch eher für sein sechsstelliges (vermute ich jetzt mal) Gehalt?

    Natürlich wird nicht wegen einer Weihnachtsfeier jemand von einem Tag auf den anderen nach China geschickt. Natürlich eher wegen seines Gehaltes (das übrigens noch lange nicht sechsstellig ist! Mittelstand auf dem Land! Deswegen rege ich mich über diese Vergleiche auch gern auf, denn das ist sicher nicht die Regel. Mein Vater als Geschäftsführer hatte am Ende 6-stellig und eine Tantieme, die über meinem Jahresgehalt lag. Leider war er aber auch schnell draußen, als er mal mit seinem Chef Probleme hatte.)


    Ich meinte eher, dass es viele Nachteile in der freien Wirtschaft gibt, da wiegt der eine Vorteil (Weihnachtsfeier) eben nicht auf. Ich jedenfalls verzichte gern auf die olle Weihnachtsfeier und nehme meine Vorteile im Lehrer-Dasein ;)

  • Für mich als Schwabe ist es schon schlimm genug bei solchen Anlässen überhaupt mit in ein richtiges Restaurant mit Bedienung gehen zu müssen! (Keine Ironie!)

    Dabei gibt es in Schwaben und überhaupt in ganz Süddeutschland hervorragende Restaurationen mit ganz fantastischem Essen! :O Ich liebe süddeutsche Hausmanskost auf hohem Niveau.

  • Für mich als Schwabe ist es schon schlimm genug bei solchen Anlässen überhaupt mit in ein richtiges Restaurant mit Bedienung gehen zu müssen! (Keine Ironie!)

    Gell, da isch die schwäbische Einladung besser: Kommet nach em Kaffee, dann seid'r zum Nachtesse wied'r dahoim...

  • ...das ist der Vorteil an Buffets... da bezahlt jeder pauschal.
    Und wenn ich mal ein all you can eat beim Japaner organisiere, sammle ich vorher ein... denn da geht das "gar nicht", die Rechnung aufzudröseln...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Ich habe es noch nie erlebt, weder im Freundes- noch Kollegenkreis, dass man sich wegen ein paar Euro geziert hätte. Wir zahlen im Freundeskreis immer für einen guten Freund mit, der gerade auf Jobsuche ist und dafür wird er sich später revanchieren. Also kein Thema. Und diese Klischeeanhäufung, was den angeblichen Geiz der Deutschen betrifft, ist eher arm.


    Unter Kollegen kenne ich die folgenden Varianten. Einer legt aus und das geht reihum oder jeder bezahlt seinen Kram selbst. Ich hatte nur mal eine Kollegin, die sich selbst immer Mineralwasser bestellt hat und dafür die Reste der anderen schnabuliert hat. Sie wird ihre Gründe gehabt haben, aber das fand sogar ich irgendwann nervig.


    An meiner Schule zeigt man sich angemessen spendabel und in Anbetracht dessen, dass die Gehälter der SL nicht wirklich hoch sind, ist das mehr als ausreichend. So ein Essen kann ich mir schon selbst bezahlen. Man ist bemüht, Wertschätzung zu zeigen und da ich auf ständiges Gruppenkuscheln mit Kollegen nicht wirklich Wert lege (ich mag meine Kollegen, aber es sind meine Kollegen, nicht meine Freunde), reicht mir die einmal jährliche Weihnachtsfeier vollkommen aus. Diese wird übrigens von Kollegen organisiert, deren Arbeitsaufwand man nur selten zu schätzen weiß.


    Bei meinem Mann gibt es zweimal jährlich ein Firmenevent, vor kurzem war es eine Schifffahrt mit Buffet und Weihnachten geht es in ein relativ teures Restaurant. Die großen Veranstaltungen werden von der Firma übernommen und er selbst spendiert seinen Mitarbeitern einmal wöchentlich ein Essen. Da sprechen wir aber eben auch von anderen Gehaltsklassen. Ein SL verdient vielleicht so um die 5500 netto (mit Kind und Kegel natürlich mehr) und umgerechnet auf die Arbeitszeit ist das nicht so viel.

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