Keine Gleichmacherei ? Gymnasiallehrer fordern A 14

  • Kein Arbeitgeber überlegt sich "oh, das ist aber ein schwerer Job, da müssen wir mehr bezahlen!" oder "Je höher der Abschluss desto mehr bezahlen wir dem!".


    Lohnkosten werden immer möglichst niedrig gehalten. Das ist das grundliegende Prinzip nach dem gewirtschaftet wird.
    Daraus ergibt sich, dass die Löhne immer so niedrig sind, dass sich jemand findet, der eine bestimmte Leistung bringt, aber nicht mehr.


    Diese Diskussionen darum, wer mehr Verantwortung hat, wer höheren Arbeitsaufwand hat, usw. usw., sollen lediglich der Untermauerung der eigenen Forderung nach mehr Lohn dienen und weiter nichts. Der Witz ist, dass es damit in erster Linie (indirekt natürlich schon) überhaupt nichts zu tun hat.

  • "An keiner anderen Schulform wird so viel Zeit für Vor- und Nachbereitung des Unterrichts sowie für Korrekturen aufgewendet."


    Ich möchte den Kolleg*innen vom Gymnasium gern mal die ersten Texte (früher "Aufsätze") meiner Drittklässler zum Korrigieren geben. Klar - anderes Niveau - aber der Aufwand ist immens, wenn man den lieben Kleinen auf die Sprünge helfen will. 20 Stunden sitze ich da auch schon mal dran, bei einer Klassenarbeit meiner Klasse (24 Schüler*innen).
    L.G. Pia

    Liebe Pia,
    ich denke durchaus, dass die Qualität der Aufsätze "interessant" ist und es viel Zeit dauert, diese kindsgerecht und ordentlich zu korrigieren. Dennoch behaupte ich, dass Korrekturen am Gymnasium, vor allem in der Oberstufe in überfüllten Kursen mit 25-30 Mann (vor allem in einer Fremdsprache) und mit vielen Schülerinnen und Schülern, die in der Ausbildung bzw. an einer anderen Schulform besser aufgehoben wären, ein erheblicher Mehraufwand sind. Dazu muss für jede Klausur ein Erwartungshorizont erstellt werden, in der Fremdsprache müssen jeglichen Formen von Medien in die Klausur eingebaut werden, so dass dies auch viel Zeit in Anspruch nimmt. Das Denken, dass am Gymnasium nur lernwillige Schüler erpicht sind, eine gute Note zu erzielen scheinen zumindest bei uns in der Region (auch NRW) ad acta gelegt worden zu sein. Wenn man mal 5x Oberstufe a 30 obligatorischen Klausuren und dazu noch 2 Sek 1 Kurse korrigiert hat, weiß man, was Arbeit ist. Dazu kommt, dass unsere Kids teilweise schwierige Elternhäuser haben, wir haben zudem Helikoptereltern der interessanten Sorte, die für jegliche "Probleme" direkt Kontakt zu uns oder gar zur SL suchen, die Fachschaften sind gefühlt mehr damit beschäftigt, gut bei der Außenwirkung mitzuarbeiten, jede Woche gibt es Konferenzen (neben FK gibt es zudem Erprobungsstufenkonferenzen/Sorgenkinderkonferenzen/Inklusionskonferenzen/Infoabende mehrmals im Jahr und und und) und das Hauptaugenmerk liegt demnach weniger auf dem Unterricht... Für mich ein Weg in die falsche Richtung. Dazu kommt, dass Lehrer an Ganztagsschulen auch 2-3 x pro Woche bis 4 Uhr an der Schule ist. Wenn man dazu noch Fächer hat wie Englisch/Deutsch etc, wo in jeder Stufe Klausuren geschrieben werden und man KEIN entlastendes Nebenfach hat (bzw. nicht in diesem eingesetzt wird aus unterschiedlichen Gründen) wird man feststellen, dass allein die Korrekturen die Nachmittage/Nächte fressen, dies jedoch von jedem für selbstverständlich angesehen wird. Im Gegensatz dazu gibt es Kolleginnen und Kollegen, die zwei Nebenfächer unterrichten und auch (wenn es ums Geld geht) das gleiche Geld verdienen wie stark belastete Kollegen, dazu jedoch mehr Zeit für weitere Projekte haben, was dann in einer Beförderung mündet. Man kann es allen nicht recht machen und so wird es wohl auch bei euch an der GS sein, wo es Lehrer gibt, die mega viel Energie in alles stecken (und daher weniger Freizeit haben) und andere, die kaum etwas tun. Das würde ja die Erfahrungen hier in diesem Thread spiegeln. Auch wenn ich nun ein wenig abgewichen bin, bin ich der Meinung, dass das Gymnasium/die Gesamtschule zumindest eine Gehaltsstufe über der Grundschule bleiben sollte. Dieser Meinung sind sogar befreundete Grundschullehrerinnen.
    Liebe Grüße

    "If you never try, then you'll never know" - Coldplay

  • Alle Jahre wieder die Diskssion um Gehaltsunterschiede zw. GS und Sek I/Gym.
    Für mich sind die Argumente einfach nicht nachvollziehbar. Ich (Gym; E/D) sehe überhaupt nicht, dass GS-Kollegen deutlich wengier arbeiten als der durchschnittliche Gym-Lehrer. Sicherlich gibt es die Unterschiede, die "TheChris" darstellt, aber die haben eben mir der Schulform wenig zu tun. Das hängt - neben dem persönlichen Engagement - eher mit unterschiedlichen Belastungen einzelner Kollegen zusammen. Ich nehme mal an, dass ein GS-Lehrer in der ersten Klasse auch stärker belastet ist, als einer in der dritten Klasse. Dann gibt es sicherlich Unterschiede zwischen Klassenleitung und Fachlehrer etc.
    Und das Argument mit Elternarbeit, Flüchtlingskindern und Inklusion am Gym ist haaresträubend. Ja, wir haben das. Aber zu behaupten, diese Faktoren würden bei uns ebenso umfangreich zu Buche schlagen wie an der GS, zeugt von eher geringem Einblick in die Arbeit von GS-Kollegen.


    Klar hätte ich auch lieber von Anfang an A14 gehabt. Aber doch nicht, um mich von der GS abzusetzen. Also: "A14 für alle!" meinetwegen, aber diese Neiddebatte finde ich persönlich zum Kotzen.


    Und, um TheChris' OT noch aufzugreifen: Als D/E Lehrer, der überwiegend in der Oberstufe eingesetzt wird, bleibt mir trotzdem noch genügend Zeit für zusätzliches Engagement, um gute Beurteilungen zu bekommen.

  • @Valerianus und Mikael
    Dann begründet mir doch bitte mal, warum ich als Förderschullehrer trotz gleich langer Studiendauer NICHT A13 mit Zulage wie Gym-Lehrer bekomme, sondern A13.

  • Das Argument, was in dem Fall wohl kommen würde, wäre die fach(wissenschaft)lich niedrigere Ausbildung von Sonderschul- gegenüber Gymnasiallehrern. Ich kann jetzt natürlich nicht für alle 16 Bundesländer und paar-und-sechzig Universitäten mit Lehramtsstudium im Studienangebot sprechen, aber zumindest in meinem Bundesland ist es so, dass Sonderschullehrer im Sonderschulbereich in den Klassen 5 bis 10 arbeiten dürfen (sowie die Lehrgenehmigung für die Grundschule erhalten), während bei Gymnasiallehrern noch die Klassen 11-13 hinzukommen (sowie die Lehrgenehmigung für die H/R-Schule und den allgemeinbildenden Bereich an Berufsschulen). Weiterhin ist es oft (ja, damit räume ich ein, dass es Ausnahmen gibt ;) ) so, dass Sonderschullehrer nur ein, statt zwei studierte Unterrichtsfächer haben und die Studieninhalte weniger anspruchsvoll sind (z.B. können Sonderschullehramtsstudenten mit Fach Deutsch an meiner Uni zwischen neuerer und älterer deutschen Literatur wählen, Gymnasiallehramtsstudenten müssen beides machen; Sonderschullehramtsstudenten mit Fach Mathematik haben eine fachlich deutlich abgespecktere Version von Linearer Algebra mit 1 SWS Vorlesung und 1 SWS Übung und belegen diese zusammen mit den H/R-Lehramtsstudenten, Gymnasiallehramtsstudenten haben eine fachlich um ein gutes Stück anspruchsvollere Version hiervon mit 4 SWS Vorlesung und 2 SWS Übung und belegen diese zusammen mit den Bachelor-Leuten).
    Das ist die offizielle Begründung. Natürlich üben Sonderschullehrer eine tolle und gesellschaftlich wichtige Tätigkeit aus, die entsprechend vergütet werden sollte. Aber nach irgendeinem möglichst objektiven Maßstab muss man die Gehaltsniveaus der einzelnen Lehrer ausrichten und ein Einheitsgehalt für alle Lehrer wird ja auch abgelehnt. Daher wurde es wohl die fachliche Intensität und die Länge des Studiums.

  • @Lehramtsstudent:
    Ich habe in NRW studiert und da gab es zwei Fächer. Ich habe Mathe für die Grundschule genommen (ist einfach sinnvoller), PoWi für H/R und meine zwei Förderschwerpunkte. Schön und gut, dass ich das studiert habe, aber die Realität ist doch eine andere.
    Ich bin als Förderschullehrer in jedem Förderschwerpunkt einsetzbar, egal ob ich das studiert habe oder nicht. Von mir wird erwartet, dass ich mich binnen Wochen in einen neuen Förderschwerpunkt einarbeite. Das traf auch auf mich zu. Ich habe mir das so ausgesucht, weshalb ich mich jetzt nicht darüber beschwere. Schaut man aber mal den Großteil an Förderschullehrern von den FS Lernen an, die jetzt in der Inklusion arbeiten müssen, ist das auch tatsächlich nicht nur eine Möglichkeit, die eigentlich nie eintritt. Da dort ja alles aufläuft, ist es die bittere Wahrheit. Dieses Jahr kamen sehr viele zu unserem jährlichen Fortbildungsnachmittag, damit sie wenigstens mal einen Einblick haben. Für die Regelschulkollegen an den überwiegend Grund-, Haupt- und Realschulen ist es umso bitterer, weil sie keine sonderpädagogische Grundbildung mitbekommen haben. Gymnasien sind ganz klar seltener von Inklusionskindern betroffen. Wer das Gegenteil behauptet, lügt. Dem kann ich die Liste meiner Inklusionskinder um die Ohren hauen, wo es schwarz auf weiß steht.
    Bei den Fächern ist es das gleiche. PoWi habe ich bei uns so gut wie gar nicht unterrichtet. Ein sehr großer Teil meines Unterrichts ist fachfremd - wieder theoretisch von Vorklasse bis Klasse 10. In der inklusiven Beratung bleibt es nicht bei theoretisch, sondern wird recht handfest. :P Das wird von mir erwartet, weil ich ja für das alles qualifiziert bin.
    Kontrastiere ich das dann damit, was vom Gym-Lehrer erwartet wird: Unterricht hauptsächlich in den beiden studierten Fächern mit fachfremden Unterricht, was sich sicherlich in engeren Grenzen als bei mir hält. Das Argument mit der höheren Qualifikation zieht da meines Erachtens so etwas von überhaupt nicht. Ich sehe sie nicht. :zahnluecke: In zwei Wochen bin ich mal wieder am Gymnasium, darauf die Woche in einer Vorklasse. Vielleicht ereilt mich eine Erleuchtung. :aufgepasst:


    Wer mit höherer tatsächlicher Arbeitszeit argumentiert, mag zwar erst einmal nicht ganz unrecht haben, aber formal arbeiten alle Lehrämter die gleiche Arbeitszeit pro Woche.

    • Offizieller Beitrag

    Alle Jahre wieder die Diskssion um Gehaltsunterschiede zw. GS und Sek I/Gym.

    Ich wünschte, es wäre nur alle Jahr. *stöhn*


    Und die Diskussion wird nicht besser... wird einfach nicht besser. :neenee: :neenee:

    • Offizieller Beitrag

    Meike, ich weiß, was wir Mods machen sollten. Jedes Mal wenn das Thema aufkommt, sperren wir es gleich und verweisen mit den Worten "Die Diskussion wurde schon geführt" auf eine Linkliste mit den ehemaligen Threads hier im Forum. ;)


    kl. gr. frosch

  • @kleiner gruener frosch: Wieso liest sich das so ironisch? Wir haben das in einem Elektroforum tatsächlich so gemacht. Das Ursprungsthema blieb dann offen, DORT konnte jeder weiterhin seinen Senf dazu geben, musste dies aber nicht 13 mal tun, weil er ja oftmals schon da stand. Das hat so manche Widerholung deutlich angenehmer gemacht. War dann auch für uns Mods weniger Kontrollaufwand, in welchem Thema man sich denn gerade mal wieder an die Gurgel ging.



    Sprich: Meine Unterstützung hätt'ste :)


    Gruß,
    DpB

  • A13 für Grundschullehrer (wie für alle andere Uni-Absolventen auch beim Staat) und A14 für Gymnasiallehrer (aufgrund der höherer fachwissenschaftlichen Qualifikation und der längeren de-facto-Arbeitszeiten) klingt für mich schlüssig.


    Was hat Arbeitszeit per se mit der Höhe eines Lohns zu tun?


    Nichts, aber wenn die Gegenseite damit argumentiert ...

  • Man kann ja vieles heranziehen um Gehaltsunterschiede zu begründen, aber die Kriterien sollten etwas mit dem Job zu tun haben.
    Promotionen haben nichts mit dem Lehrerjob zu tun.


    @kodi, das klingt richtig. Da stehen sich allerdings gegenüber:


    a) Länge der Ausbildung und Name des Abschlusses sind (inzwischen) gleich.


    b) Inhalte der Ausbildung und durchschnittlicher Arbeitsaufwand im jeweiligen Lehramt (siehe GEW-Studie) sind sehr verschieden.


    Beides hat doch "mit dem Job" zu tun, oder?

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

    Einmal editiert, zuletzt von Das Pangolin ()

  • Kein Arbeitgeber überlegt sich "oh, das ist aber ein schwerer Job, da müssen wir mehr bezahlen!" oder "Je höher der Abschluss desto mehr bezahlen wir dem!".


    Lohnkosten werden immer möglichst niedrig gehalten. Das ist das grundliegende Prinzip nach dem gewirtschaftet wird.
    Daraus ergibt sich, dass die Löhne immer so niedrig sind, dass sich jemand findet, der eine bestimmte Leistung bringt, aber nicht mehr.


    Diese Diskussionen darum, wer mehr Verantwortung hat, wer höheren Arbeitsaufwand hat, usw. usw., sollen lediglich der Untermauerung der eigenen Forderung nach mehr Lohn dienen und weiter nichts. Der Witz ist, dass es damit in erster Linie (indirekt natürlich schon) überhaupt nichts zu tun hat.


    @Morse, darin stimme ich dir zu, dass Arbeitgeber nur soviel zahlen, wie sie gerade noch jemanden finden, dass der es dafür macht.


    Dass aber nicht alle mit gleichem Abschluss gleich verdienen (z.B. alle mit Hauptschulabschluss, alle mit Realschulabschluss ...) liegt doch sicherlich auch genau daran, was sie zu tun haben, oder?


    Wie rechtfertigen sich leistungsabhängige Entlohung, Nachtzuschläge, Erschwerniszuschläge, mehr Geld für verantwortliche Funktionen mit deiner Aussage, dass man nicht danach bezahlt wird, was man konkret zu tun hat (insbesondere auch außerhalb des ÖDs)?

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • ...


    Für mich sind die Argumente einfach nicht nachvollziehbar. Ich (Gym; E/D) sehe überhaupt nicht, dass GS-Kollegen deutlich wengier arbeiten als der durchschnittliche Gym-Lehrer. ...


    @WillG, es gibt dazu eine GEW-Studie nach "gerichtsfesten Kriterien", die genau das belegt hat.


    (Ich habe sie weiter oben verlinkt.)


    Mit welchen Argumenten greifst du diese Studie an und kannst "beweisen", dass sie falsch ist?

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

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