wie Englisch lernen?

  • Ich hab mal eine Frage an die Fremdsprachenkollegen. "Zu meiner Zeit" wurden regelmässig Vokabeltests geschrieben, am Ende der Unit gab's dann ne Arbeit zu den behandelten Themen. Ein Englischlehrer eines mir bekannten Kindes geht aber anders vor. Wie genau ist nicht ersichtlich, chaotisch würde ich's mal nennen.
    Die Arbeiten sind z.B. eher Kompetenztests. Listening comprehension zu irgendeinem Thema, Fragen in Sätzen beantworten zu einem anderen. Das Schreiben von Satzkonstrukten wirde m.E. nicht geübt, im Heft sind nur bruchstückhafte Übungen. Wörter etc., von denen nicht ersichtlich ist, wozu die gehören. Die Sätze in der Arbeit sollen aber komplett korrekt sein, sonst gibt's 0 Punkte, auch wenn inhaltlich richtig.
    Die CD-Beiträge, die zum Buch gehören sind zudem nicht auf der Schüler-CD. Geht um fünftes Schuljahr.


    Wie kann das Kind sinnvoll üben?


    :danke:

  • Seit dem Wandel zur Outputorientierung wird auch der Fremdsprachenunterricht kompetenzorientiert gehalten, was heißt, dass die Kinder ihre Kompetenzen in den vier "language skills" sowie in der "mediation" langfristig erweitern und das im Idealfall auch noch auf authentische Weise, also nicht starr voneinander getrennt, sondern so, dass auch Verbindungen zwischen den einzelnen "skills" deutlich werden. Hinzu kommen noch die drei groben Inhaltsfelder Literatur, Grammatik und Sprache sowie Kultur.
    Wir kennen jetzt die Lehrmethode des Lehrers nicht und du hast ja nur einen Auszug geliefert, aber zumindest in Bezug auf die Satzkonstruktion kann ich dir sagen, dass in der Grundschule die Kinder nur wenig freie Texte schreiben und es schwerpunktmäßig um das Schreiben von Wörtern oder das wiederholte Schreiben von bestimmten Satzmustern geht. In der weiterführenden Schule sollen sich die Schüler langsam daran gewöhnen, ganze Sätze und erste kleinere (freie) Texte zu schreiben.


    Ich hoffe, dass dir diese kurze Antwort etwas weiterhalf!


    Mit freundlichen Grüßen

  • Seit dem Wandel zur Outputorientierung wird auch der Fremdsprachenunterricht kompetenzorientiert gehalten, was heißt, dass die Kinder ihre Kompetenzen in den vier "language skills" sowie in der "mediation" langfristig erweitern und das im Idealfall auch noch auf authentische Weise, also nicht starr voneinander getrennt, sondern so, dass auch Verbindungen zwischen den einzelnen "skills" deutlich werden. Hinzu kommen noch die drei groben Inhaltsfelder Literatur, Grammatik und Sprache sowie Kultur.

    Das ist nicht nur seit "dem Wandel zur Outputorientierung" so, das ist schon seit ca. 20 Jahren so. Nur die Mediation ist mehr in den Vordergrund gerückt.
    Zumindest in Bayern zeigt sich die (etwas seltsame Vorstellung von) Kompetenzorientierung tatsächlich eher darin, dass die einzelnen "skills" auch streng getrennt voneinander abgeprüft und bewertet werden müssen. So sollen bspw. in listening comprehensions keine Sprachfehler bewertet werden, solange der Sinn deutlich erkennbar bleibt. Ob das eine gute Entwicklung ist, möchte ich jetzt mal nicht kommentieren.


    @Krabappel:
    Zum Teil klingt das schon nach "normalem" Vorgehen: Stumpfe Vokabellisten sind out, Vokabeln werden im Satzzusammenhang gelernt und abgeprüft. Auch andere Testinhalte, also Bezug zu anderen "skills", sind durchaus gewollt.
    Dennoch sollten natürlich Satzkonstruktionen gelernt und geübt werden.
    Zu unserem Englischbuch gibt es verschiedene CDs, zum Teil mit (Buch-)Texten, die nicht für die Schüler bestimmt sind, zum Teil aber auch explizit für die Schüler zum Weiterüben. Ich nehme an, jede Buchreihe hat Übungsmaterial. Vielleicht besorgt er sich hier passende Exemplare und übt das, was bei ihm in Arbeiten nicht funktioniert - auch wenn der Lehrer das vielleicht selbst nicht im Unterricht einübt, aber abprüft.


    Ist es denn sicher ausgeschlossen, dass der Schüler nicht einfach nur eine schlampige Heftführung hat und deshalb alles so chaotisch wirkt?

  • Sowohl zu den Englisch- als auch den Französischbüchern meiner Kinder gibt es spezielle Schulaufgabentrainer, die finde ich nicht schlecht (den zum Mathebuch finde ich jedoch fürchterlich) Vielleicht gibt es die zu eurem Buch auch.

  • Meine Tochter musste in den ersten Wochen der 5. Klasse seitenweise Vokabellisten lernen. Und dann eher fremde Wörter wie "this" "these" "that" "who" "where" . Da es Listen hinten im Buch waren, waren sie z.T. völlig aus dem Zusammenhang gerissen und überhaupt nicht nach Wichtigkeit sortiert.


    Meine Tochter war ein wenig überlastet am Anfang. Nachdem sich viele Eltern beschwerten, gibt es nun von den Listen eine Auswahl. Immerhin nun statt 80 nur noch 40 Vokabeln pro Woche.


    Ich unterrichte selbst Englisch in der Grundschule und den Übergang sollte man doch behutsamer gestalten.

  • Das Eine schließt das Andere nicht aus:
    Die Kompetenzen Lesen/Schreiben/Hören/Sprechen können gefördert werden und zugleich kann man den SuS zumuten, Vokabeln zu lernen und auch mal eine Grammatikübung zu machen. Das halte ich vor allem zu Beginn des Fremdsprachenlernens für extrem wichtig.
    Viele Kollegen scheuen sich davor, Lehrwerke zu benutzen und überschütten ihre Schüler mit Arbeitsblättern und Kopien, die durchaus manchmal einen roten Faden vermissen lassen.
    Zur Frage des TE: Englischbuch/Workbook auf den Tisch - darin findet man jede Menge strukturierter Übungen > machen.
    Man muss das Rad nicht neu erfinden.

  • Das ist nicht nur seit "dem Wandel zur Outputorientierung" so, das ist schon seit ca. 20 Jahren so.

    Huch, mir war nicht klar, WIE alt ich bin :rauchen: (Smiley mit grauem Haar fehlt). Mediation kannte ich auch nur aus einem anderen Zusammenhang...


    Danke euch allen, die Begleitmaterialidee ist gut, da hätte ich auch drauf kommen können :top:


    (Und ja, die Heftführung lässt zwar zu wünschen übrig, aber in allen anderen Fächern funktioniert’s trotzdem. Da scheint sich in 20 Jahren nix geändert zu haben: Bundesländer, Fischfortpflanzung, Jungsteinzeit... da lernt man halt, was dasteht und gut.)

  • Schau mal hier: https://www.betteratenglish.com/.
    Da gibt es Podcasts, Videos und Transcripts zum download.
    Das geht inhaltlich, soweit ich das gesehen habe, um lebensnahe Situationen.


    Vielleicht wirst du da fündig.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_)Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Ich bin Englischlehrer. Zu Krabappels Beschreibung ihres Eindrucks des Unterrichts fällt mir folgendes ein:


    Man kann Inhalte einer Fremdsprache einzeln oder verknüpft lehren.
    "Einzeln" wäre z.B. "heute üben wir mal nur die Bildung von Fragen im Simple Past.
    "Verknüpft" wäre z.B. "wir hören jetzt einen Podcast bei dem jemand von seinem Urlaub erzählt (im Simple Past) und ihr schreibt davon eine Zusammenfassung auf Deutsch".


    Beides hat Vor- und Nachteile.


    Meines persönlichen Erachtens liegt heutzutage der Fokus so stark auf der Verknüpfung, dass damit viel zu früh begonnen wird und Schüler überfordert sind.
    Mit Bezug auf die Beispiele: Wer nicht sicher das Simple Past beherrscht, kann so eine verknüpfte Aufgabe nicht erfolgreich lösen.


    Vielen Schülern im Fremdsprachenunterricht mangelt es an grammatischen Grundlagen in Deutsch. Sie wissen nicht was ein Verb ist, Infinitiv, was Konjugieren heißt usw.
    Auf dies wird, so mein Eindruck, heutzutage verzichtet wie das Schlagen von Schülern zur Kaisers Zeiten - als ob diese "trockene Theorie" etw. ganz schlimmes und sogar unnötiges wäre. Lernen soll Spaß machen und dies soll erreicht werden durch eine Verknüpfung von möglichst vielen Kompetenzen auf einmal mit "authentischen" Aufgaben. Hemmungen von Schülern, Fehler zu machen, vor allem beim Sprechen, sollen abgebaut werden indem man diese Fehler zulässt. Ein an sich nicht verkehrter Gedanke, der mir unter diesen Umständen jedoch eher als Alibi daher kommt.


    Meinen eigenen Unterricht habe ich mittlerweile umgestellt: verknüpfte Aufgaben gibt es erst, wenn die einzelnen Kompetenzen auch gut genug beherrscht werden.
    Ich gehe als viel Kleinschrittiger vor anstatt wie früher Schüler zu überfordern mit x Kompetenzen gleichzeitig um am Schluß zu sagen: "Haja, etwas haben sie ja hinbekommen! Fehler dürfen sie ja machen!"
    Das halte ich an dieser modernen Art für besonders fatal, dass sich bereits antrainierte Fehler noch mehr festigen, weil man einfach sagt "das ist ja ok - solange man IRGENDWIE noch versteht, wie es gemeint ist".
    Klar, wenn einer sagt "Ich Bahnhof wo schnell schnell" verstehe ich das auch... Aber um in einer Kneipe ein Bier zu bestellen oder ein Zugticket zu kaufen braucht man keinen Fremdsprachenunterricht.


    Ich mache mit meiner Kleinschrittigen Methode so viele Kurztests wie möglich, teilweise jede Stunde.
    Bei den Schülern kommt das, soweit ich das beurteilen kann, sogar bei den meisten gut an. Der Lernstoff ist sehr überschaubar, es ist keine Überforderung. Und ich merke, was funktioniert hat und was nochmals geübt werden muss.


    Krabappel, um auf Deine Frage zurück zu kommen. Check doch mal, ob Dein Kind die "Basics" beherrscht - also die grundliegende Grammatik, z.B. Sachen wie "he/she/it das 's' muss mit" etc. Da würde ich ansetzen!

  • Danke nochmal, ja so machen wir’s jetzt auch. Was halt bei mir hängen geblieben ist... Zusammen mit Übeheft passt das schon.


    Ich finde es halt auch widersinnig von angstfreiem Drauflosreden auszugehen, gleichzeitig aber zu bewerten, dass der Satzbau nicht korrekt ist. Wenn ich will, dass die Kinder Grundlagen beherrschen muss ich sie ihnen zeigen. Wenn nicht, darf ich diese nicht abfragen, sondern müsste ungehemmtes Drauflosreden bewerten.


    Vielleicht soll der Unterricht so sein, als ob man im Ausland lernte, intuitiv oder so. Nur, als ich mir für einen Auslandsaufenthalt Sprachgrundlagen selbst angeeignet habe, bin ich auch nach Lehrbuch vorgegangen. Wie spricht man was aus? Wie sehen die Wörter geschrieben aus? Sonst kann ich mir die auch nicht so gut merken...

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