Alle meckern über "meine" Klasse

  • Moin zusammen,


    zuerst: Die ersten Anführungszeichen oben im Threadtitel sind von mir nicht gewollt, sondern von der Software automatisiert so angegeben.


    Alle meckern über "meine" Klasse! Ja, sie ist anstrengend und laut, es sind auch nur pubertierende Jungs und ein paar Mädchen drin. Die Achtklässler an der IGS sind bei Vertretungslehrern regelmäßig super frech und laut. Ich habe sie seit der Fünften und bei mir funktioniert es meist ziemlich gut, so wie bei allen Lehrern, die regelmäßig drin sind. Aber sobald sie Vertretung von jemand unbekanntes haben, ticken die Jungs aus. Mich nervt nur tierisch, dass ich darauf von den Kollegen immer vollgequatscht werde und blöde Email, so wie heute, bekomme. Natürlich ist die Musikreferendarin auch hoffnungslos überfordert und heult sich ständig bei mir aus.
    Die Schüler selber sind immer nachher total einsichtig und entschuldigen sich auch brav, aber dann geht es wieder mit ihnen los. Wie gesagt, es hängt von der Lehrperson ab: Wenn sie jemanden kennen und der Autorität hat, klappt alles, aber wehe, sie kennen die Lehrkraft nicht. :teufel:
    Habt ihr noch schlaue Antworten gegenüber den Kollegen oder was ich auf so Emails antworten soll? Meist sind die Kollegen auch nicht in der Lage einen Eintrag ins Hinweisbuch zu machen, geschweige denn die Eltern anzurufen. Es wird sich nur bei mir ausgeheult. Ich frage auch durchaus schonmal, was sie denn erwarten, was ich machen soll. :engel: Aber da kommt dann auch nichts Sinnvolles.
    Klar, einige Schüler bekommen auch mal ne erzieherische Maßnahme von mir, aber eigentlich ist das doch nicht meine Aufgabe, oder?

  • Hm. Du schreibst, bei dir sind sie mehr oder minder "brav" - wie reagierst denn du, wenn sie das nicht sind? Du bist sie eben gewohnt, kennst deine Pappenheimer - den Vertretungslehrern fehlt vielleicht ein entsprechend souverändes Auftreten und Schagfertigkeit. Hast du sie danach mal gefragt, bzw - wie schätzt du die ein? Was konkret tun sie denn so "schlimmes" - einfach nur laut und aufsässig, oder stellen sie wirklich was an?
    Was da konkret getan werden kann hängt sowohl davon ab, was die eigentlich tun, als auch, wie die Vertretungslehrer gestrickt sind - wenn die einfach nicht für so eine Klasse gemacht sind - persönliches Pech...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Hab glaub ich fast das gleiche Problem. Es gibt Tage, da komm ich kaum zum Pause machen vor lauter: Deine Jungs haben mal wieder ....


    Ich ermuntere meine Kollegen dann immer selbst Hinweise zu schreiben, Mitteilungen oder sonstige Maßnahmen ... . Durchaus auch mit der Ansage, bitte dokumentiere es im Ordner (bei euch wohl Hinweisbuch), damit ich dann ab einer gewissen Anzahl noch mal extra reagieren kann.

    Gerade in Elternzeit, deshalb fast nur stille Mitleserin :essen:

  • Das Problem ist ein ganz Klassisches. Weise darauf hin, dass die Kollegen die Erziehungsmassnahmenleiter einhalten sollen. V.a. Anrufe bei den Eltern. Aber, und das ist ganz wichtig, du musst auch dahinter stehen!


    „Die heult sich immer bei mir aus“, „ich frag sie, was ich machen soll...“ etc. macht schon den Eindruck, als ob du es ein wenig cool fändest, dass es bei dir läuft und alle anderen sind halt leider etwas unfähig. Je schwieriger und beziehungsabhängiger die Kids sind, desto mehr sollte der Klassenlehrer hinter seinen Kollegen stehen. Denn: gerade weil sie letztlich alles für dich machen, hast du eine kollegiale Mitverantwortung. Wer sich bei Frau X nicht im Griff hat, braucht auch nichts von dir zu wollen. Mach nicht die Teenies zu Verbündeten, sondern die Kollegen.


    Sieh’s mal so: die Knaben sollen in Kürze eine Ausbildung anfangen. Wollen sie dann auch dem Chef auf der Nase rumtanzen, weil ihnen dessen Nase nicht passt? Dann wäre es der letzte Tag als Azubi gewesen. Vielleicht scheißt du sie Kraft deines Amtes mal ordentlich an und signalisierst ihnen nicht, dass die Musikreferendarin ja bloß ein Mädchen ist, bei dem man sich entschuldigen darf, wenn man seine gönnerhaften 5 min. hat...

  • Ich hab mal nummeriert.


    Zu 1: DANN ist das deren Problem. Offenbar sind sie, wenn sie die Klasse nicht in den Griff bekommen, nicht fähig, auch nur einfachste formale Maßnahmen zu ergreifen.


    Zu 2: Jein. Als Klassenlehrer bist du schon auch dafür mitverantwortlich, das Klassenklima und -Verhalten zu verbessern. Korrigiere: Zu VERSUCHEN, es zu verbessern, klappt natürlich nicht immer. Und zumindest offizielle Ordnungsmaßnahmen bist Du auch formal eingebunden.
    Aber ganz ehrlich: Wenn Du Dich hinstellst und sagst "Herr/Frau Sowieso hat sich beschwert, deshab gibt's jetzt von mir folgende Maßnahmen", dann wird Herr/Frau Sowieso in dieser Klasse niemals mehr ein Bein auf den Boden kriegen. Das ist von Herrn/Frau sowieso nämlich eine offene Kapitulation, sonst garnix.


    Kurz und gut: So wie Du das beschreibst, liegt das Problem bei den KollegInnen, nicht bei Dir. Bei wiederholtem Gejammer würde ich - je nachdem wie gut Du mit den KollegInnen auskommst - vielleicht mal ein bisschen deutlicher werden nach dem Motto "Versuch erstmal, Deine eigenen Möglichkeiten auszuschöpfen, bevor Du Dich bei mir ausweinst."


    Achja: Die Referendarin mal außen vor gelassen. Die sitzen ja echt zwischen allen Stühlen und versauen sich unter Umständen mit jeglicher Strenge die Lehrproben. Ist es Deine eigene? Mit meinem Referendar mach ich's in den Klassen, die wir gemeinsam haben tatsächlich so, dass ich wenn nötig die Anpfiffe übernehme und er den Unterricht. Allerdings werde ich mich hüten zu sagen "Herr Armerkerl hat mir gesagt..."


    Gruß,
    DpB

  • Mir geht es aber auch so mit Erstklässlern. Ich bin z.B. nicht der Typ, bei dem immer eine vorgefertigte Sitzordnung im Kreis gültig ist und es macht mir auch nichts, wenn es mal rumpelt, bis alle sitzen. Dann kommen so spitze Bemerkungen von der Relilehrerin wie: "Also man kann auch Erstklässerln beibringen, dass..., blabla....." Alles mögliche. Ich glaube, es liegt auch an der eigenen Persönlichkeit des Lehrers wie man das empfindet und was einem wichtig ist.
    Sag doch, dass es bei dir gut funktioniert und dass die Kollegen, die da nur zur Vertretung sind, den SuS gleich ihre Regeln und die Konsequenzen bei Nichteinhaltung offenbaren sollen. Die Referendarin hat es natürlich schwer. Auch sie sollte ihre Konsequenzen vorstellen und auch mal belohnen für gute Stunden.
    E-mails...wie schrecklich.

  • Erstmal danke euch! Mir geht es schon besser. :)

    Hm. Du schreibst, bei dir sind sie mehr oder minder "brav" - wie reagierst denn du, wenn sie das nicht sind? Du bist sie eben gewohnt, kennst deine Pappenheimer - den Vertretungslehrern fehlt vielleicht ein entsprechend souverändes Auftreten und Schagfertigkeit. Hast du sie danach mal gefragt, bzw - wie schätzt du die ein? Was konkret tun sie denn so "schlimmes" - einfach nur laut und aufsässig, oder stellen sie wirklich was an?
    Was da konkret getan werden kann hängt sowohl davon ab, was die eigentlich tun, als auch, wie die Vertretungslehrer gestrickt sind - wenn die einfach nicht für so eine Klasse gemacht sind - persönliches Pech...


    Kenne sie natürlich sehr gut und habe auch schon viele Gespräche und auch sogar pädagogische Konferenzen hinter mir. Sie reden trotz mehrfacher Ermahnung, stehen trotz Verbotes auf und sind wohl sehr frech. Nein, sie stellen auch nichts an. Sie wissen halt auch, dass es dann echt Probleme gäbe.

    Hab glaub ich fast das gleiche Problem. Es gibt Tage, da komm ich kaum zum Pause machen vor lauter: Deine Jungs haben mal wieder ....


    Ich ermuntere meine Kollegen dann immer selbst Hinweise zu schreiben, Mitteilungen oder sonstige Maßnahmen ... . Durchaus auch mit der Ansage, bitte dokumentiere es im Ordner (bei euch wohl Hinweisbuch), damit ich dann ab einer gewissen Anzahl noch mal extra reagieren kann.


    So ähnlich versuche ich es auch; sie können ja selber Hinweise an die Eltern schreiben und evtl. sogar mal anrufen. Es nervt halt, dass es so regelmäßig und dann meist im Lehrerzimmer ist, wo man dann eher die Rolle des Angeklagten annimmt.

    Ich verweise auch auf‘s Klassenbuch. Einträgen, die da gemacht werden, gehe ich nach. Ansonsten halte ich die Füße still...


    Im Klassenbuch dürfen imho solche personengebundenen Bemerkungen nicht stehen.

    Das Problem ist ein ganz Klassisches. Weise darauf hin, dass die Kollegen die Erziehungsmassnahmenleiter einhalten sollen. V.a. Anrufe bei den Eltern. Aber, und das ist ganz wichtig, du musst auch dahinter stehen!


    „Die heult sich immer bei mir aus“, „ich frag sie, was ich machen soll...“ etc. macht schon den Eindruck, als ob du es ein wenig cool fändest, dass es bei dir läuft und alle anderen sind halt leider etwas unfähig. Je schwieriger und beziehungsabhängiger die Kids sind, desto mehr sollte der Klassenlehrer hinter seinen Kollegen stehen. Denn: gerade weil sie letztlich alles für dich machen, hast du eine kollegiale Mitverantwortung. Wer sich bei Frau X nicht im Griff hat, braucht auch nichts von dir zu wollen. Mach nicht die Teenies zu Verbündeten, sondern die Kollegen.


    Sieh’s mal so: die Knaben sollen in Kürze eine Ausbildung anfangen. Wollen sie dann auch dem Chef auf der Nase rumtanzen, weil ihnen dessen Nase nicht passt? Dann wäre es der letzte Tag als Azubi gewesen. Vielleicht scheißt du sie Kraft deines Amtes mal ordentlich an und signalisierst ihnen nicht, dass die Musikreferendarin ja bloß ein Mädchen ist, bei dem man sich entschuldigen darf, wenn man seine gönnerhaften 5 min. hat...


    Keine Sorge, das finde ich nicht cool und über diese Stufe (hat ja jeder Mal meist im Referendariat) bin ich längst hinaus. Es läuft auch bei anderen Kollegen, die länger drin sind.
    Ich möchte mich eben nicht hinstellen und sie ordentlich anmeckern, da dann ja die Kollegen ihre Autoriät verlieren. Das sehe ich ähnlich wie dePaelzerBu.



    Richtig, es ist total blöd, wenn ich in die Klasse gehe und rummeckere, dass sie sich schlecht bei XY verhalten haben. Nichtsdestotrotz habe ich in passenden Situationen schon mal etwas fallen gelassen, sodass die Selbstreflexion etwas in Gang kommt.
    Es ist nicht meine Referendarin und ich versuche ihr auch Tipps bzw. Hinweise zu geben, aber sie hat es halt einfach (noch) nicht drauf konsequent zu sein.



    Mir geht es aber auch so mit Erstklässlern. Ich bin z.B. nicht der Typ, bei dem immer eine vorgefertigte Sitzordnung im Kreis gültig ist und es macht mir auch nichts, wenn es mal rumpelt, bis alle sitzen. Dann kommen so spitze Bemerkungen von der Relilehrerin wie: "Also man kann auch Erstklässerln beibringen, dass..., blabla....." Alles mögliche. Ich glaube, es liegt auch an der eigenen Persönlichkeit des Lehrers wie man das empfindet und was einem wichtig ist.
    Sag doch, dass es bei dir gut funktioniert und dass die Kollegen, die da nur zur Vertretung sind, den SuS gleich ihre Regeln und die Konsequenzen bei Nichteinhaltung offenbaren sollen. Die Referendarin hat es natürlich schwer. Auch sie sollte ihre Konsequenzen vorstellen und auch mal belohnen für gute Stunden.
    E-mails...wie schrecklich.

    Ja, weise auch immer auf mein System (Verwarnung, gelb und bei rot alleine mit Aufgaben vor die Tür) hin. Des Weiteren natürlich Hinweise an die Eltern und wenn, wie in einem Fall vorgekommen, der Schüler einfach abhaut, sollten die Kollegen natürlich zuhause anrufen.

  • ...klingt, als können die sich einfach nicht durchsetzen... und das sind nicht die SuS schuld (nur merken die eben "da geht was", und wollen es ausnutzen).
    Die jeweiligen Lehrer müssen lernen, eine klare Linie zu fahren und dürfen sich von deinen Knalltüten nicht ins Bockshorn jagen lassen... was sind denn das für Lehrer, wen unterrichten die denn sonst? Die Hab-mich-lieb-Bärchis?
    Erfahrungsgemäß kriegt man auch Krawallos recht schnell ruhig, wenn die merken, quasi vor eine Wand zu laufen, und unangenehme Konsequenzen zu erfahren, wenn sie sich so albern verhalten...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • :)
    Ja, aber merken die denn selber nicht, dass sie sich nicht durchsetzen können und verlagern die Schuld für ihr eigenes Verhalten auf die Klassenlehrer?

  • ...hast du sie das genau so schon mal gefragt?

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Nein, ich glaube meist ist das Frust oder Verzweiflung. Ätzende Klassen, in die man nur einmal in die Woche reinmuss... und schon am Abend vorher denkt man burx, 9b, ich will nicht :angst: Für dich sind’s halt „deine Jungs“ aber für den Ethiklehrer...


    Und manchmal hat mans auch mit einer Klasse verbockt und weiß nicht, wie zurückrudern. Ist nicht jeder der Typ Sportlehrer mit Trillerpfeife, ideale Mischung aus lustig und streng ;)


    Aber ich finde du kannst das den Kollegen auch sagen: geht’s bitte auch weniger anklagend? Es sind nicht meine Söhne. E-Mails find ich auch arg albern.

  • Ich hatte das bei meiner letzten Klasse auch und es nervte und zog mich auch irgendwie runter. :(


    Aber:
    Du kannst nicht das Classroommanagement für deine Kollegen machen. Das hab ich auch mal jemandem ganz platt so gesagt.


    Was du allerdings tun kannst, ist den betreffenden Kollegen sagen, welche Strukturen du gesetzt hast:
    Klassenregeln, Konsequenzen, eingeübte Arbeitsformen (oft ist es auch das), etc.


    Ich stimme den Vorrednern zu, dass alle Maßnahmen die du für einen anderen Unterricht verhängst, die Authorität des anderen Lehrers schwächen.
    Wenn du den anderen Hilfe anbieten willst, dann eignen sich eher so Dinge, die der andere Lehrer verhängt, aber dich mit ins Boot nehmen.
    Beispiel: Schüler im Notfall nicht auf den Flur, sondern in deinen aktuellen Unterricht schicken. "Besinnungsaufsatz" als Brief an dich gerichtet. Halt Dinge, wo der Schüler merkt, dass du informiert wirst.
    Alles das greift natürlich irgendwo am falschen Ende an und bekämpft eher Symptome.

  • Als langjähriger Klassenlehrer in der Sek.I sage ich dazu:


    Natürlich müssen die Kollegen in der Situation selbst das Heft des Handelns in der Hand haben. Auch direkt im Anschluss - Hinweisbuch, Elternanruf etc.
    Aber wenn die Klasse insgesamt schwierig und oft undiszipliniert ist, halte ich es trotzdem für wichtig, dass du deine Leute immer wieder auf ihr Verhalten ansprichst, wenn Beschwerden bei dir landen. Immer und immer wieder. Das gilt auch für mögliche Konsequenzen, wie auch immer da dein konkretes Vorgehen ist. Erstens sollten die Schüler dann merken, dass im Kollegium durchaus kommuniziert wird (positiv wie negativ!), zweitens gibt es ja auch irgendwann den Punkt, wo es nicht mehr reicht, hinterher einsichtig zu sein und sich zu entschuldigen.
    Dass das nervig und anstrengend ist, weiß ich zu gut. Ein einigermaßen gemeinsames Handeln ist nach meiner Erfahrung wichtig, einerseits für alle Lehrkräfte der Klasse, andererseits auch für die Klasse und deren Verhalten selbst. Dann haben die gar nicht erst den Eindruck, dass dieses und jenes Verhalten bei Lehrer X in Ordnung, bei Lehrerin Y aber verboten ist.

  • Ich glaube an die Autoritätsuntergrabungstheorie nicht. Eltern müssen ja auch „zusammenhalten“. Wenn Kinder Erwachsene gegeneinander ausspielen können ist es viel schlimmer, als wenn der, der die vertraute Ansprechperson ist, signalisiert: dieses Verhalten ist absolut unerwünscht. Ich toleriere es keinen Zentimeter weit.

  • Das hatte ich im letzten Jahr bei meiner Klasse auch. 40% der Lehrer kamen super mit ihnen aus und waren gern dort im Unterricht, 60% hielten sie für eine der oder die schlimmste Klasse, die sie je erlebt haben. Ständig hatte ich Fachlehrer im Lehrerzimmer an meinem Tisch, die sich beschwerten, dass die Schüler sich wieder mal nicht benehmen konnten, dass die Stunden so kräftezehrend seien wie kein anderer Unterricht etc.pp.. Ich habe mich da am Anfang auch gefragt, was ich denn da machen soll, zumal ich diese Probleme nicht hatte. Bei mir war/ist die Klasse absolut handzahm, ich kann da alles machen - egal ob 90 Minuten Gruppenarbeit oder Frontalunterricht oder eine Mischung, alles kein Problem. Klassenlehrerbonus? Vielleicht.


    Ich habe der Klasse regelmäßig die Reaktionen gespiegelt, die ich so bekommen habe. Ohne konkrete Namen zu nennen. Eher "Diese Woche haben mich wieder mehrere eurer Lehrer angesprochen. Es gibt 3 zentrale Beschwerden: Ihr kommt zu spät, führt dauerhaft und laut Privatgespräche und 40% der Klasse machen die HA regelmäßig nicht. Was ist da los?" Dann eine Abmachung zur Besserung des Handelns, z.B. dass sie darauf achten insb. zur 1. Stunde pünktlich im Klassenraum zu sein. Darüber habe ich die "Meckerlehrer" beim nächsten "Meckergespräch" informiert und um Feedback zu diesem konkreten Punkt gebeten. So musste ich mir nicht mehr den ganzen Sermon der schrecklichen Klasse anhören sondern bekam Rückmeldung zu nur diesem Punkt und konnte der Klasse spiegeln, wie ihr Verhalten (im positiven oder negativen Sinne) wahrgenommen wurde. Es hat nicht alle Probleme dauerhaft gelöst, aber einige Probleme zumindest phasenweise und mir etwas mehr Freiraum im Lehrerzimmer gebracht.
    Übrigens habe ich auch positives Feedback der anderen Fahlehrer gespiegelt, wenn ich es bekam (tendentiell kommen natürlich eher die unzufriedenen Kollegen als die zufriedenen). Das fand ich wichtig für die Stimmung in der Klasse.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • ...
    Übrigens habe ich auch positives Feedback der anderen Fahlehrer gespiegelt, wenn ich es bekam (tendentiell kommen natürlich eher die unzufriedenen Kollegen als die zufriedenen). Das fand ich wichtig für die Stimmung in der Klasse.

    Machen wir auch so. Wir melden auch zurück, wenn was gut lief, geben das weiter. (Auch wenn ich natürlich genauso weiß, dass das in erster Linie am Auftreten des Kollegen/Beziehung zur Klasse lag und nicht an wundersamer Vorleistung meinerseits oder der Klasse).


    Wenn man Klassen immer wieder erzählt, sie seien als die Schlimmsten verschrieen, sind sie auch frustriert und denken, sie müssten diesem Ruf gerecht werden...

  • Ich kann den Ärger über meckernde Kolleginnen gut verstehen. Manchmal kommt man sich als Klassenlehrerin wie ein Müllschlucker vor, in den man munter seinen Frust hineinkippen kann. Ich habe ehrlich gesagt den Eindruck, dass dieses Verhalten oft mit der Tagesform der jeweiligen Kollegin zu tun hat. An manchen Tagen müssen sie sich halt "auskotzen". Dabei gibt es ja durchaus die Möglichkeit, die Eltern anzurufen oder einen Kommentar ins Mitteilungsheft zu schreiben. Aber das scheint zu unbequem zu sein.
    Natürlich spreche ich die Kinder auch auf die Kritikpunkte an, z.B. dass sie pünktlich aus der Pause kommen sollen, weil Kollegin X das aufstößt.
    Um dann zu erleben, dass Kollegin Y oft verspätet zum Unterricht kommt und die Kinder anfangen, vor der verschlossenen Tür Quatsch zu machen.


    Ich persönlich versuche, das "Vollnölen" anderer zu vermeiden, da ich doch weiß, dass ich der jeweiligen Kollegin die Stimmung vermiese,
    und teile ein Fehlverhalten in der Regel nur dann mit, wenn es schwerwiegend ist und ich weiß, dass die Kollegin diese Info in einem Elterngespräch nutzen möchte.

  • Heute auch erst wieder so etwas erlebt. Mich stört dabei nicht einmal die Grundtendenz des "sich beschweren" so sehr, sondern dass manchmal konkrete Erwartungserhaltungen damit verknüpft werden, sich aber aus der Verantwortung gezogen wird. Damit meine ich, dass z.B. eine Beschwerde über das Klassenverhalten verknüpft wird mit "man müsste da mal dringend ein Training zum Sozialverhalten o.ä. machen", selber aber nicht einmal einfache Erziehungsmittel durchgesetzt werden.


    Damit wird im Endeffekt die gesamte Verantwortung für jegliches Fehlverhalten beim Klassenlehrer abgeladen, der alleine daran Schuld hat, dass sich im Unterricht der Fachlehrkräfte Probleme auftun. Hört man dann die Gegenseite, erfährt man häufig von sehr unzeitgemäßem Unterricht mit viel Leerlauf, fehlender Konsequenz oder Unberechenbarkeit beim Durchsetzen von Regeln u.ä. :(

  • ... Hört man dann die Gegenseite, erfährt man häufig von sehr unzeitgemäßem Unterricht mit viel Leerlauf, fehlender Konsequenz oder Unberechenbarkeit beim Durchsetzen von Regeln u.ä. :(

    Variante a): "das ist ja wirklich langweilig, was Frau soundso macht/na wenn Herr Soundso sich nicht durchsetzt, rede ich mal mit ihm..."


    Variante b): "und wenn es noch so langweilig ist, ich mache auch nicht alles gern (mag auch nicht alle Kollegen) trotzdem erwarte ich von euch.../dann überlegt euch mal, warum es so laut ist. Ihr seid dafür verantwortlich, dass...

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