Klassenarbeiten fallen sehr schlecht aus

  • Hey Leute,


    ich habe am Anfang dieses Schuljahres angefangen, unterrichte Mathematik und GSW in Realschulklassen.
    Nun hat meine Klasse die 1. Mathe-Arbeit in den Sand gesetzt. Ca 75% unter dem Schnitt. Mit Schulleitung besprochen, nachfolgenden Test abgesprochen und die Arbeit war genehmigt.
    Trotzdem hat das Ergebnis an meinem Vertrauen genagt. Im Unterricht schienen die Schüler so, dass sie den Unterrichtsstoff beherrschen.
    Klassenarbeit mit einem Kollegen abgesprochen, er fand sie schon zu einfach für eine Realschulklasse.
    Nun zweite Klassenarbeit und ca 50% unter dem Schnitt. Der Gang zur Schulleitung steht fest.
    Habe in Erdkunde (GSW) letzte Woche eine Klassenarbeit schreiben lassen, die auch nicht gut ausgefallen ist. Dabei habe ich in Erwartung einer schlechten Leistung lediglich Benennen/Beschreiben und Erklär-Aufgaben genutzt. Anforderungsbereich 3 war nicht vorhanden.
    Es fällt mir immer schwerer zu argumentieren, dass die Schüler einfach nicht gelernt hätten. Wirklich einfache Klassenarbeiten scheinen auch keine Hilfe zu sein, die spiegeln dann auch ehrlich gesagt nicht die Anforderungen wieder, die die Schüler in den Abschlussklausuren erwarten. Deshalb möchte ich selbst auch nicht Aufgabentypen verwenden, die ich in den Einführungsstunden eines Themas nutzte.
    Die Kollegen meinen schon, dass ich die Klassenarbeiten knallhart werten soll (mit entsprechender Genehmigung). Die Schulleitung ist in dieser Hinsicht auch sehr nachgiebig und weiß um die schlechten Leistungen aller Klassen Bescheid (--> Brennpunktschule), weshalb so gut wie jede Klassenarbeit mit jedem Schnitt durchgewunken wird.


    Habt ihr vielleicht Tipps, wie ich von nun an vorgehen soll? Vielleicht auch schon in Hinblick auf den Unterricht? Ich bin mit den Nerven ehrlich gesagt fast am Ende und nächste Woche steht in der anderen Klasse die Erdkunde-Klassenarbeit an.

  • Habt ihr vielleicht Tipps, wie ich von nun an vorgehen soll?

    Werte die Klassenarbeiten, egal wie schlecht sie ausfallen mögen!


    Du tust den Kindern keinen Gefallen damit, wenn Du ihnen die Abschlüsse hinterher wirfst. Diese Selbstzweifel hatte ich zu Beginn meiner Laufbahn auch, wie wohl alle hier.


    Bei mir an der Berufsschule landen jedenfalls diese Klassen, die durchgewunken wurden und treffen dann auf die harte realität. Und ja, wir hatten auch schon Vollzeitklassen, die mit 30 Schülern gestartet sind, von denen dann aber nur 7 ins zweite Jahr versetzt wurden.


    In diesem Jahr bin ich in einer Klasse der Berufsfachschule eingesetzt. Dort sitzen die Schüler mit Fachoberschulreife und wir sollen ihnen die Fachhochschulreife attestieren. Tenor aller Kollegen ist, daß der komplette Jahrgang eigentlich an einer Fachhochschule nichts zu suchen hat und das sie das eher als Ausbildungs-Vorbereitung sehen sollten. In Erdkunde wurde da in Klasse 12 z.B. in einem Test nach allen deutschen Bundesländern und Hauptstädtn dieser Bundesländer gefragt. Es gab niemanden, der wenigstens die 16 Bundesländer zusammenbekommen hat. Von den Hauptstädten reden wir mal nicht. Entschuldigung, aber sowas ist, genauso wie die Bedienung eines Taschenrechners in meinen Augen Niveau von Klasse 5 & 6, aber gewiß nicht 12!


    Luxemburg ist Teil Deutschlands mit der Landeshauptstadt Lichtenstein... ja nee ist klar. :sterne:


    Viel schlimmer wiegt aber das Bild, daß Eure Schule nach außen abgibt, wenn die Schüler durchgewunken werden. Dann heißt es nämlich schnell bei den weiterführenden Schulen und insb. bei den Arbeitgebern, bei denen sich die Schüler um eine Lehrstelle bewerben, daß Eure Schule im Lebenslauf quasi ein KO-Kriterium ist. Zumindest bei uns in NRW müssen sich auch die Schüler, die keine Lehrstelle bekommen, bei den Berufskollegs auf die Vollzeitschulische Ausbildung bewerben und da wird auf die Noten geguckt, es wird aber auch darauf geguckt von welcher Schule diese Noten gegeben wurden. Manche SChulen haben da den Ruf "Die werfen denen eh die guten Noten hinterher" und so wird dann ganz besonders kritisch hingeguckt.


    Ergebnis davon: Auch die wenigen wirklich guten Schüler haben keine Chance mehr, wenn Eure Schule in deren Lebenslauf auftaucht, weil der Ruf Eurer Schule ruiniert ist!


    Aber sag mal, mußt Du die Klassenarbeiten überhaupt genehmigen lassen? Bei uns in NRW wurde der Drittelerlaß abgeschafft. Genehmigt wird da keine Klassenarbeit mehr, auch wenn sie ggf. sogar durchgehend mit der Note 6 ausgegangen ist.

  • Ja, ich arbeite in Niedersachsen und hier gilt die 30%-Regel. Von Kollegen höre ich immer wieder, dass auch sie ihre Arbeiten genehmigen lassen müssen.
    Ich bin eigentlich nur Vertretungslehrer (allerdings mit festen Klassen), bin selbst noch Lehramtsstudent im Master. Ich versuche im Unterricht wirklich mein Bestes und reiße mir den Arsch auf, um den Unterricht möglichst interessant zu gestalten.
    Diese Ergebnisse lassen bei mir gerade Zweifel wachsen, ob ich nicht den falschen Beruf gewählt hätte...


    Aber erstmal zurück ins hier und jetzt: Werten und weiter. Wird auch wahrscheinlich darauf hinauslaufen. Einmal habe ich eine Klassenarbeit wiederholt, ohne wirkliche Besserung. Auch die Kollegen raten nur davon ab. Wiederholungen wird es also nicht geben.


    Edit: Danke für die schnelle Nachricht!

  • Wie üblich stimme ich erstmal Playtplus zu. Auf keinen Fall das fachliche Niveau senken! Aber ich glaub so langsam, die Berufsschullehrerperspektive unterscheidet sich da massiv vom Rest.


    Ich stelle mir in solchen Fällen aber - unabhängig davon, dass wirklich vieles an den mangelnden Voraussetzungen liegt - meist folgende Fragen:
    - Wie haben die Parallelklassen abgeschnitten?
    - Wie haben die Klassen im Vorjahr bei diesem Thema abgeschnitten?
    - Mache ich bei gleichem Inhalt methodisch etwas anders als vorher oder in den Parallelklassen?
    - Könnte ich ggf. methodisch etwas ändern? (Damit meine ich nicht Ringelpietz mit Anfassen. Es geht mir hier mehr darum, ob man Dinge ggf. besser veranschaulichen kann als ich es bisher tat)


    Erstaunlich effektiv ist es auch, einfach mal die Klassen zu fragen. Da kommen eigentlich zumindest bei mir Dinge, die ich verwerten kann. In den allermeisten Fällen ist es ein "mer hänn halt nix gelernt". Das ist offen und ehrlich, und DANN muss ich mich nicht mehr groß hinterfragen.


    Ich habe aber bspw. auf diesem Weg auch herausgefunden, dass man heutzutage in den allgemeinbildenden Schulen völlig anders Formeln umstellt als zu meiner Zeit (Ich finde: Das ist falsch. Wurde mir aber hier im Forum tatsächlich bestätigt). Seitdem mache ich vor dem ersten rechenlastigen Thema meines Lernfelds einen Crashkurs im Formel umstellen.


    Manchmal kommt auch sowas wie "ich hätte das gern noch mehr geübt". Wird halt im nächsten Durchlauf, falls Zeit sein sollte, eine Übungsstunde mehr eingebaut.


    Und manchmal - wie oben angedeutet und wie Playtplus schon schreibt - muss man das einfach hinnehmen. Ich hab ein Thema, bei dem ich sehr vieles ausprobiert habe, einen Klassenarbeitsschnitt besser als 3,7 hatte ich da noch nie. Ist halt so, aber muss gemacht werden.


    Gruß,
    DpB

  • Diese Ergebnisse lassen bei mir gerade Zweifel wachsen, ob ich nicht den falschen Beruf gewählt hätte...

    Das Blöde dabei ist, daß einem die Schüler halt wirklich auf der Nase rumtanzen, wenn man nicht gleich zu Beginn des Schuljahrs wirklich harte Kante fährt. Und gerade als Anfänger ist man sich selber unsicher, was das Schulrecht angeht und gibt eher nach, weil man ja nicht negativ bei der Schulleitung oder dem Seminar auffallen will. Die bewerten einen ja schließlich auch und es kommt die Angst auf, daß es heißt "Yeni taugt nichts, die Schüler lernen ja nichts bei ihr/ihm."
    Und je mehr man nachgibt, desto weiter versuchen die Schüler die Grenze zu treiben, bis es dann wirklich knallt. :(


    Ich selber habe aber auch Jahre gebraucht, bis ich diese "Härte" hatte. Mein Extremfall war, daß ein Schüler während einer Lehrprobe (Schulleitung saß hinten) aufgestanden, quer durch die Klasse gegangen und seinem Mitschüler eine runtergehauen hat. So, jetzt reagier mal als Lehrer und reagieren mußt du in so einer Situation.


    Gab in der Nachbesprechung etwas Mecker, weil ich den Schüler dann doch im heftigsten Kasernenton angegangen bin, aber danach war das dann klar. Und ja, bei uns im Kollegium sind wir für die Wiedereinführung der Wehrpflicht, dann aber wirklich für alle, auf das sie da mal einen geregelten Tagesablauf kennenlernen und das ohne die Möglichkeit sich diesem zu entziehen.


    Was Wiederholungen oder Nachschreibtermine angeht: Mach die Termine für die Schüler nervig, ohne dich selber damit zu belasten. Also nachgeschrieben wird, wann es Dir am Besten paßt, nicht wann es in den Schüler-Stundenplan paßt. Freitags 7./8. Stunde wäre z.B. interessant. Ich habe am Berufskolleg z.B. Abendschule. Bin also bis 21 Uhr eh da. ;)
    Ich habe bei uns inzw. den Ruf weg, daß es auch so unangenehme Termine geben kann. Da brauche ich solche Maßnahmen gar nicht mehr durchzuführen. Ein Jahr hart gewesen und es spricht sich über Schülergenerationen rum, so daß sie es gar nicht mehr versuchen.


    --> Ich möchte gar nicht wissen, was sie in Facebook oder sonstwo über mich schreiben. :pirat:

  • Ich versuche im Unterricht wirklich mein Bestes und reiße mir den Arsch auf, um den Unterricht möglichst interessant zu gestalten.

    Das wird es sein. Solange du den Schülern auf gut Deutsch den Arsch hinterher trägst, wird das nichts werden. Hab ich am Anfang auch gemacht, bringt aber rein gar nichts. Erstes Mathe-Abitur: Schnitt 4,6 NP. :(


    Seit ich "Individuelle Förderung" zum Grundprinzip meines Unterrichts gemacht habe, läuft es. Erster Durchgang hat letztes Jahr Abschluss gemacht. Abi-Schnitt in Mathe 8,8 NP mit fast der Hälfte des Kurses zweistellig. (Zum Vergleich: Die fünf Parallelklassen waren bei einem Schnitt um die 5NP.) Dieses Jahr ist der zweite Durchgang an der Reihe. Auch da habe ich ein starkes Drittel, das jede Klausur zweistellig schreibt.

  • ...
    Klassenarbeit mit einem Kollegen abgesprochen, er fand sie schon zu einfach für eine Realschulklasse.
    Nun zweite Klassenarbeit und ca 50% unter dem Schnitt. Der Gang zur Schulleitung steht fest.
    Habe in Erdkunde (GSW) letzte Woche eine Klassenarbeit schreiben lassen, die auch nicht gut ausgefallen ist. Dabei habe ich in Erwartung einer schlechten Leistung lediglich Benennen/Beschreiben und Erklär-Aufgaben genutzt. Anforderungsbereich 3 war nicht vorhanden.
    ...

    Ohne deinen Unterricht gesehen zu haben, kann man nicht viel sagen. Wenn du noch Student bist, mach dich mal nicht verrückt, du brauchst selbst noch Zeit. Kann jemand bei dir hospitieren?


    Ich würde darauf achten, dass es viele Wiederholungsphasen gibt. Immer wieder das abfragen, was du im Test hören willst.
    -> oder Z.B. Jeden Unterrichtsbeginn eine „TÜ“ (=tägliche Übung, Überbleibsel aus DDR-Zeiten: 10 Sachen abfragen (mit ja/nein-Fragen oder Rechenaufgaben, nur Lösung aufschreiben lassen, einsammeln, korrigieren oder vom Sitznachbarn korrigieren lassen. 3 Noten je eine Note, die eingetragen wird)
    -> Eltern herbeitrommeln, klar erläutern, wie du was benotest und wie sie ihre Kinder zum Üben anhalten sollen. Als Mutter merke ich zu Hause sehr klar den Unterschied von chaotischem zu strukturiertem Unterricht. Bei manchen Lehrern kommt zu Hause z.B. einfach nicht an, was bis wann gelernt werden soll.
    -> achte auf Ha-Heft-Einträge. JETZT! JEDER!: Bis Mo können alle dies und das. Schreib es an die Tafel, guck, dass es jeder im Heft hat. Max? Wo ist dein Ha-Heft? Zackig jetzt. Am Anfang, wie bei Grundschulkindern.
    -> Nicht frustriert sein und anklagend werden, sondern klare Anforderungen stellen.
    -> Korrektur der Klassenarbeiten benoten. Ihr habt die Chance, ihr habt es in der Jand euch zu verbessern, Popo hoch, Leute!
    -> sind die Hefteinträge systematisch? Vielleicht gegliederte Hefter mit Trennblättern. Oder zumindest Überschriften/ Datum/Reihenfolge...
    -> Schreibt wirklich jeder ins Geschichtsheft? Oder liegen überall Blöcke und Ethikhefter...
    -> sage, dass du Hefte ab und an einsammelst und Noten gibst. Sag es auch den Eltern. Da Elternsprechtage mit Fachlehrern eher rar sind, braucht man die Rückmeldung (am besten vor der Notengebung) durch den Lehrer.

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  • wie machst du das konkret?

    Der Unterrichtsstoff ist so aufbereitet, dass der Großteil der Schüler ihn prinzipiell selbstständig bewältigen kann. Sehr hilfreich sind da durchdachte (selbst erstellte) Lernvideos und entsprechend konzipierte Arbeitsblätter (haben mittlerweile auch die Verlage im Angebot) mit den dazugehörigen Lösungsvorschlägen.


    Von einer großen Klassen mit 30 Schülern kommt ein gutes Drittel dann komplett selbständig zurecht. Ein weiteres Drittel hat größtenteils nur Fragen, die in wenigen Sekunden beantwortet sind. Wenn sie hängen oder einen Fehler gemacht haben und ihn nicht finden, etc.


    Vom verbliebenen Drittel ist ca. die Hälfte trotz Schwierigkeiten gewillt, sich reinzuhängen und den Stoff zu verstehen. Mit diesen 5 bis 7 Schülern verbringe ich im Unterricht die meiste Zeit.


    Die restlichen drei bis fünf Schüler haben keinen Bock und lassen sich hängen und spielen während der Stunde eher am Smartphone oder kämmen sich die Haare. Das sind die Schüler, die auch in anderen Fächer gravierende Probleme haben, eigentlich wissen, dass sie den Abschluss nicht schaffen werden, aber noch berufsschulpflichtig sind oder sowieso nichts Besseres zu tun haben... Also hängen sie halt bei uns rum.

  • Gefunden... Hier ist dein faszinierender Beitrag, bin mal so frei, zu zitieren:

    @MrsPace schrieb:

    Also für SOL gibt es ja unterschiedliche Methoden. Meine "Standardmethode" ist es, die Materialien so aufzubereiten, dass die Schüler damit ohne große Hilfe meinerseits zurecht kommen. Das ist in Englisch recht einfach zu bewerkstelligen; in Mathe jedoch ist es schon einiges an Arbeit. Ich versuche es immer so zu machen, dass sie von Dingen, die denn SuS bereits bekannt sind, das Neue entdecken.


    Beispiel: Kubische Funktionen führe ich anhand eines Faltwettbewerbs ein. Aufgabe ist es, aus einem DIN-A4-Blatt eine oben geöffnete Schachtel mit möglichst großem Volumen zu falten. Da die SuS unterschiedliche Schachtelhöhen wählen, erhält man eine Wertetabelle anhand derer man dann den Graph zeichnen kann. Der Schritt auf den allgemeinen Term ist dann recht schnell geschehen und dann kann die Wertetabelle nach links und rechts fortgesetzt werden. Voila, kubische Funktionen verstanden, ohne, dass ich groß was erklärt oder getan hätte.


    Gelegentlich weiche ich von meiner Standardmethode ab. Ich mache zum Beispiel in jeder Klassenstufe eine Unterrichtseinheit im Flipped Classroom. Das sind dann meistens Themen, bei denen es nicht so viel zu "entdecken" gibt. Derzeit bereite ich für die 13er den Flipped Classroom zur Integralrechnung vor. Flipped Classroom funktioniert so, dass die SuS sich die neuen Inhalte (als Hausaufgabe) zuhause per Lernvideo zu Gemüte führen; im Unterricht werden dann nur noch KONKRETE Fragen geklärt und geübt. Unkonkrete Fragen à la "Können Sie das alles nochmal erklären? Ich hab gar nichts verstanden." werden nicht beantwortet. Das ist auch wichtig, weil man sich sonst die Methode kaputt macht. Genauso wichtig ist es, die Aufgaben nur in absoluten Ausnahmefällen zu besprechen. Die SuS wissen genau, welche Aufgaben für welches Anforderungsniveau gekonnt werden müssen und haben volle 90 Minuten Zeit, ich zu kümmern, die Lösungen zu verstehen. Wenn man nämlich grundsätzlich bespricht, lehnen sich nicht wenige SuS in der Übungsphase zurück und denken "Naja, wird ja nachher eh besprochen." Dabei ist es ja so, dass eine Besprechung von Aufgaben im Plenum den wenigsten Schülern etwas bringt. Für die, die die Aufgaben verstanden haben, ist es verlorene Zeit. Diejenigen, die sich nicht mit der Aufgabe beschäftigt haben, werden die Besprechung wenn überhaupt nur sehr oberflächlich verstehen. Und mit den wenigen, die sich wirklich mit der Aufgabe auseinandergesetzt haben und gescheitert sind, kann ich es auch nochmal im kleinen Kreis besprechen, während sich die anderen Schüler anderen Aufgaben widmen.


    Ich praktiziere SOL nun schon seit zwei Jahren und bin absolut überzeugt davon. Die Klasse mit der ich angefangen habe, schreibt im kommenden Schuljahr Abitur. Da bin ich schon immens gespannt drauf. In Mathe schreiben sie mir regelmäßig Schnitte von 8 bis 11 Notenpunkten. Im Vergleich zu den Parallelklassen, die "herkömmlich" unterrichtet werden, ist das ein immenser Unterschied. Die Kollegen haben in der Regel Schnitte zwischen 4 und 7 NP.


    Der Vorbereitungsaufwand ist allerdings immens. Ich muss da meist auf die Ferien zurückgreifen, weil ich unter dem Schuljahr einfach nicht genug Zeit am Stück habe um das zu leisten. Die Belohnung ist allerdings, dass man während des Schuljahres kaum mit Unterrichtsvorbereitung beschäftigt ist. Aber da gibt es ja auch genügend anders zu tun. Korrekturen, etc.



    Ich halte es immer nicht so richtig durch :rotwerd:

    Einmal editiert, zuletzt von Krabappel ()


  • Davon finde ich ganz viel richtig, @Krabappel, und vieles davon mache ich auch.


    Sogar die täglichen Übungen hatte ich lange Zeit gemacht. Kosten mich jetzt nur zu viel Zeit bzw. die Noten waren eher schlecht. Als "tägliche Wiederholung" mache ich es aber immer noch oft. Und dann kommt ein Test. :-)

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Danke für die vielen Antworten!
    Nun sind ja fast Ferien, die Zeit werde ich mir nehmen um etwas runterzukommen und das Ganze entspannter angehen.


    @plattyplus und @Krabappel


    Danke für die Tipps. Ich werde versuchen, die in Zukunft zu nutzen. :)

  • @yeni:


    Ich kann Dich beruhigen, ich habe heute auch gerade eine sehr schlechte Klassenarbeit korrigiert und gebe sie morgen zurück. Zwei 2er, drei 3er, wenige 4er und der überwiegende Teil ist 5 und 6.


    Aber ganz ehrlich: Ich soll den Schülern die Fachhochschulreife bescheinigen und wenn da nicht einmal die simpelste Prozentrechnung mit Taschenrechner funktioniert, dann sind sie einfach nicht reif für die Fachhochschule. Das ist auch nichts, was ich im Fachunterricht, wo die mathematischen Grundlagen einfach nur angewendet werden, nachholen kann.
    Habe ihnen vorher aber auch schon mitgeteilt, daß sie ihren Verbleib bei uns in einer Vollzeitklasse eher als bessere Ausbildungsvorbereitung sehen sollten.


    Durchschnitt der Klausur ist jedenfalls 4,6.

  • Habe neulich eine KA rausgegeben, bei der die Hälfte 6er waren.
    Ich hatte überlegt, ob ich die Arbeit entgegen meiner Gewohnheit erst am Ende der Stunden rausgebe, aus Angst vor großem Gezeter, aber mich dann doch dagegen entschieden.
    Zu meiner Überraschung nahmen sie es mit Fassung und schienen die Benotung gerecht zu finden. Der Unterricht danach lief besser als sonst.

  • Moin,


    bei der Klasse morgen handelt es sich halt um eine Berufsfachschul-Klasse, die innerhalb von 2 Jahren die Fachhoschulreife anstrebt. Zusätzlich gibt es bei uns noch die Assitenten-Klassen, die innerhalb von 3 Jahren die Fachhochschulreife anstreben. Die Asistenten (NRW Eigenart) haben aber noch einen praktischen Teil in den Werkstätten. Die haben also praktisch nur 3,5-4 Tage theoretischen Unterricht/Woche, so daß sich der gleiche Stoff wie in der Berufsfachschule bei ihnen entsprächend auf einen längeren Zeitraum verteilt.


    Aus dem Grund läuft bei uns die Beratung auch üblicherweise so, daß wir den leistungsstärkeren Schülern die Berufsfachschule empfehlen und den leistungsschwächeren den Asistenten.


    Im letzten Jahr hatte ich einen Großteil der Schüler, die jetzt in der Berufsfachschule sitzen, als Assistenten vor der Nase. Bei mir sind sie damals durchgefallen. Da sind sie auf die grandiose Idee gekommen: "Ich wechsele einfach in die Berufsfachschule, da werde ich trotz Wiederholung der Unterstufe genau so schnell fertig wie sonst als Assistent ohne die Ehrenrunde" und da es wegen Personalwechsels gerade keinen Abteilungsleiter gab, der deren Aufnahme verweigert hat, sind sie auch alle angenommen worden.


    So... und jetzt haben sie mich als Langzeitvertretung wieder vor der Nase. Und ja, wenn mir jemand ins Gesicht sagt: "Sie sind bloß die Vertretung, da brauchen wir zum Unterricht gar nicht zu kommen", dann ist das für mich ein ganz klarer fall für eine pädagogisch begründete Note. Wobei ich die bei den Kandidaten gar nicht pädagogisch begründen muß. Sonst müßte ich ihnen eine 7 geben. :teufel:


    Genauer: Ich habe bei den Assistenten und bei den Berufsfachschülern die gleiche Prüfung schreiben lassen. Bei den Assistenten ist es als Test gelaufen, sie waren auch alle nach 30 Minuten fertig und die schlechtesten Noten sind zwei 4er. Die Berufsfachschüler hatten 90 Minuten Zeit und das Ergebnis ist Katastrophe. :staun:

  • Zu meiner Überraschung nahmen sie es mit Fassung und schienen die Benotung gerecht zu finden. Der Unterricht danach lief besser als sonst.

    Habe heute auch die Klausur zurückgegben. Blieb auch alles ruhig.


    Einen Nachschreiber habe ich dann auch gleich noch verarztet. Eigentlich war er pünktlich da. Ich konnte ihn zumindest aus dem Fenster auf dem Schulhof sehen. Allerdings meinte er, er müsse erst noch eine Stunde lang draußen rauchen. 20 Minuten vor Ende der Doppelstunde kam er dann rein. Daraufhin habe ich ihm die Klassenarbeit hingelegt. Den Aufgabenzettel hat er mir mit seinem Namen versehen und nach nicht einmal 30 Sekunden leer zurückgegeben. Nächste 6.


    Notenverteilung:


    1 1
    2 2
    3 0
    4 2
    5 8
    6 10
    Durchschnitt 4,9



    Ist aber noch nicht vollständig. Das Klassenbuch war heute leider nicht da, so daß ich kontrollieren kann, wer da am Termin der Klausur unentschuldigt gefehlt hat. Könnten noch weitere vier 6er hinzukommen wegen unentschuldigtem Fehlen.


    Nach der Rückgabe habe ich mit den Schülern noch eine kleine Laufbahnberatung gemacht. Das Blöde dabei: Die drei Guten wollen eine Lehre machen, obwohl ich ihnen die Fachhochschule zutraue. Aber die Elternhäuser sind da etwas bildungsferner. :(
    Die ganzen 6er Kandidaten hingegen planen ganz gewaltige Sachen. Die muß man runterholen.


    Sorry, aber wer die Aufgabe richtig erkennt, die Simpelst-Rechnung "100/1" richtig hinschreibt und dabei dann eine "23" als Ergebnis rausbekommt, der will mich doch nur noch ganz provokant verarschen. Sowas zeugt jedenfalls nicht von Fachhochschulreife. Noch einfacher kann ich die Aufgaben nicht machen.

  • Kann man deine 6er-Kandidaten gar nicht mit Materialismus ködern? Zugegebenermaßen wird man mit manchen Ausbildungsgängen später nicht stinkreich, aber die Vorstellung, dass mit ein bisschen Anstrengung und Selbstdisziplin in Schule und Beruf der gesellschaftliche Aufstieg und damit verbunden nette Annehmlichkeiten (Hauskauf, Urlaub, Autos, Schmuck, feinere Kleidung,...) möglich sind, dürfte doch bei dem Einen oder Anderen einen gewissen Ehrgeiz wecken, oder nicht?

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