Entscheidung der Fächerwahl / Lehramt generell

  • Hallo,


    Ich weiß, dass diese häufigen Anliegen hier im Forum hier zeitweise nerven mögen und auch, dass die endgültige Entscheidung in meinem Fall erst in mehr als einem Jahr erfolgen muss, aber ich will mich immer schon möglichst weit im Voraus mit solch wichtigen Themen befassen. Derzeit besuche ich die 7. Klasse (11. Schulstufe*) einer AHS in Österreich, maturiere demnach im Sommer 2019 und würde danach gerne Lehramt studieren.
    Dies ist auch schon seit vielen Jahren mein Traumstudium und ich kann, wie ich denke, behaupten, dass ich in Bezug auf das Studium und die Lehrerausbildung einiges an Wissen vorweisen kann. Die meisten Menschen, die mich kennen, sind auch der Meinung, dass ich als Lehrerin ziemlich gut geeignet wäre, jedoch raten mir auch immer wieder - insbesondere meine eigenen Lehrer - davon ab, diesen Beruf zu ergreifen. Zwar tun sie dies nicht, weil sie der Meinung sind, dass ich in ihren Augen ungeeignet bin, sondern weil es eine "Verschwendung des Potentials" wäre und auch wenn das natürlich eine Aussage ist, der eine positive Bedeutung beigemessen wurde, so lässt sie mich doch innehalten, wenn jene Personen einem eher davon abraten würden (betreffende Lehrer gehören meiner Meinung nach zu den fähigsten des Kollegiums meiner Schule und gehen in der Tätigkeit auf und wirken darin sehr zufrieden).


    Dazu möchte ich noch sagen - ich will aber bitte nicht, dass das arrogant wirkt -, dass ich eine ziemlich gute Schülerin (Schnitt: 1,3 - ist in Ö aber nicht relevant) bin und auch an diversen Angeboten der Schule teilnehme (z.B. Vorbereitungskurs auf die Chemieolympiade / Fremdsprachenwettbewerb Latein, Sprachzertifikat Englisch und Französisch, Vertiefungsunterricht in Mathematik, ...), jedoch auch zu freiwilligen Zusatzarbeiten nicht nein sagen, weswegen mein Klassenvorstand (Klassenlehrer) meint, dass ich, insbesondere in diesem Job, ziemlich burn-out-gefährdet wäre und unter Umständen daran zerbrechen würde. Ist die Gefahr eurer Meinung nach wirklich so hoch, wenn man schon als Schülerin dazu neigt, sich zu überlasten (ich habe etwa ohne Freistunden 52 Wochenstunden, mit dem Lernen und Schreiben von Hausübungen komme ich also etwa auf eine Wochenarbeitszeit von 60h).
    Außerdem befinde ich mich an einer sehr guten und auch schweren Schule in einem netten kleineren Städtchen (~25 000 Einwohner) mit ziemlich einfachem Klientel, weswegen ich mir nicht sicher bin, ob ich an einer Brennpunktschule auch zurechtkommen würde, auch wenn ich im Rahmen einer Psychologie-Einheit schon eine 1. (5.) Klasse und eine 3. (7.) Klasse in Biologie unterrichten durfte, was beide Male auch eigentlich gut geklappt hat.


    Ein weiteres Problem, bei dem ihr im Forum mir vielleicht auch weiterhelfen könnt, sofern ich überhaupt den Lehrberuf ergreife, ist die Wahl der Fächer. In Frage stehen bei mir zumindest Biologie und Umweltkunde, Chemie, Psychologie und Philosophie sowie Mathematik. In Österreich gibt es meines Wissens nach keine Kombinationspflicht und mir würden alle (und da schließe ich auch die Leute, die Lehramt eher nicht befürworten, mit ein) zutrauen, 3 Fächer parallel zu studieren - zumindest eines der oben genannten Fächer müsste ich also streichen. Persönlich sind mir die vier Fächer in etwa gleich wichtig, aber mir ist auch klar, dass ich, wenn ich z.B. Mathe, Ch, PsychoPhilo (PPP) habe, eher wenig bis gar kein PPP unterrichten werde, da dieses nur 2 Wochenstunden in der 7. und 8. Klasse (11./12. Schulstufe) darstellt und es zu viele Absolventen gibt, jedoch würde ich auch alles dafür geben, dieses Fach unterrichten zu dürfen.
    Für jedes Fach habe ich so einige Argumente, die in meinem Fall ausschlaggebend wären. Gemein haben alle, dass sie zu meinen Lieblingsfächern zählen, aber:

    • BiU: seit Jahren absolutes Lieblingsfach; besonders Interesse jedoch hauptsächlich in Molekularbiologie, Mikrobiologie, Medizin und Genetik
    • Chemie: ebenso großes Interesse; Teilnahme an der Chemieolympiade, dort jedoch nicht so gut (im Unterricht jedoch Klassenbeste); kann mir, wenn ich denn will, auch selbstständig Inhalte aus dem Mortimer erarbeiten und verstehen (an Kapazität denke ich also wäre es kein Mangel); Mangelfach
    • PychoPhilo: seit diesem Jahr erst, jedoch auch ein wirkliches Lieblingsfach; mein "Traum" wäre es, dieses Fach zu unterrichten; im Studium jedoch überlaufen; wie wahrscheinlich ist es, dass ich es (v.a. in Kombination mit M/Ch unterrichten werde)?
    • Mathe: liegt mir wirklich; haben im Vertiefungsunterricht auch schon Uni-Mathe gemacht --> keine Überraschungen; Hauptfach und demnach eher eine eigene Klasse

    Würdet ihr aus meiner Situation heraus Lehramt zu studieren und wenn ja, welche Fächer würdet ihr an meiner Stelle wählen?
    Die Alternative würde in meinem Fall ein Studium der Biomedizin darstellen.


    Vielen lieben Dank im Voraus für eure Antworten,
    LG und noch einen schönen ersten Weihnachtstag

  • Warum möchtest du Lehrerin werden? Außer dass du eine sehr gute Schülerin bist und das dein Traumberuf ist, hast du nichts geschrieben, was darauf schließen lässt, dass dieser Beruf für dich geeignet wäre...


    Dass deine schulischen Leistungen (bis auf die Hochschulzugangsberechtigung) nicht relevant sind, hast du ja selbst schon erkannt. Kannst du damit leben im Studium reihenweise Vieren einzufahren?


    Generell würde ich mir an deiner Stelle überlegen warum dir dieser Beruf Spaß machen würde. Außerdem würde ich dir ein Praktikum an einer Schule mit anderem Klientel ans Herz legen. Die allerwenigsten Schüler sind so ehrgeizig, fleißig und strebsam wie du es bist!

  • Vielen herzlichen Dank für deine Antwort :)


    Stimmt, auf die eigentlichen Gründe dafür bin ich gar nicht eingegangen. Ich würde sagen, dass diese vielfältig sind, aber es bereitet mir jedenfalls große Freude, mit Kindern zu arbeiten und diesen etwas beizubringen. Die eigentlichen Schlüsselmomente für mich waren dann, als ich Nachhilfe (Mathe und Chemie) gab und die Kinder begonnen haben das Fach zu mögen oder zumindest weniger zu hassen und auch meinten, sie verstünden das Thema jetzt zum ersten Mal in ihrem Leben, weil ihr eigener Lehrer es auch nach mehrmaligem Nachfragen nicht erklären konnte. Dass diese 1:1 Betreuung im Unterricht natürlich nicht gegeben ist und man niemals eine solche Basis mit dem Schüler haben wird, weiß ich natürlich, aber es sind doch diese Erlebnisse, die mich immer wieder in der Richtung Lehramt bestärken.


    Das mit dem Praktikum ist natürlich eine gute Idee, aber weißt du, wann ich das im Idealfall machen sollte (das erste Praktikum im Studium wäre im 3. Sem. vorgesehen und ich hätte eigentlich vor, direkt nach der Schule zu studieren)? Ein Problem an Praktika vor dem Studium könnte aber auch sein, dass ich mit 17 maturiere (weswegen ein Gap-Year, in dem man das Praktikum machen könnte / ins Ausland geht, eher wegfällt) und durch die nicht gegebene Volljährigkeit nicht genommen werde, aber ich werde die Idee mal weiter verfolgen. Danke dafür :)


    liebe Grüße

  • Ich glaube deine Lehrer haben nicht ganz Unrecht mit der Vermutung dass du an deiner Erwartungshaltung an junge Menschen scheitern könntest weil du selbst so übermotiviert bist. Ich arbeite z B mit einer sehr pflegeleichten Schülerschaft, praktisch keine Disziplinarprobleme. Allerdings macht bei uns niemand freiwillig an einer Chemieolympiade oder sowas mit. Unsere Schüler haben zum Teil sehr lange Anfahrtswege, die sind am Abend einfach nur froh wenn sie zum Sport gehen können und ihre Ruhe haben.


    Ich habe letzte Woche mit einer Abschlussklasse ein Quiz gemacht, da wusste die Hälfte nicht mal wie viele freie Elektronenpaare ein Wassermolekül hat. Denen ist das einfach vollkommen egal, die haben andere Prioritäten im Leben als Wassermoleküle. Bei uns in der Schweiz ist die Maturnote halt auch vollkommen unwichtig, Hauptsache bestanden.


    Mit sowas musst du umgehen können auch wenn es einen hin und wieder nervt. Du bekommst Geld für den Job und zwar unabhängig vom Erfolg ;) Vergiss in dem Zusammenhang auch ganz schnell dieses "ich kann toller erklären als ein gestandener Lehrer". Die Kinder finden dich gut weil du jung bist und es bei dir halt was anderes ist als beim Lehrer. Der Effekt nützt sich erschreckend schnell ab. Mich finden auch viele Schüler cool, die Noten sind deswegen aber nicht besser als bei den Kollegen und auch meine Schüler haben eben keine Ahnung von freien Elektronenpaaren bei Wassermolekülen. :)

  • Man darf auch nicht vergessen, dass Nachhilfe etwas gänzlich Anderes ist als Unterrichten.


    Ein ehemaliger Kollege hatte vor dem Referendariat jahrelang erfolgreich im großen Stil Nachhilfe gegeben. Im Ref wurde ihm das dann zum Verhängnis. Die ersten beiden UBs jeden Faches gingen absolut in die Hose. Erst nach Krisengespräch mit beiden Ausbildern, beiden Mentoren und der Schulleitung konnte er auf den richtigen Weg gebracht werden...


    Das Praktikum reicht auch noch in den Semesterferien. Im Grundstudium kann man ja in der Regel problemlos den Abschluss bzw. das Fach wechseln. Mach es aber bitte unbedingt, damit du einen Eindruck von der Realität bekommst.


    Ich finde die Gründe, warum du Lehrerin werden willst, ehrlich gesagt immernoch etwas dürftig. Wenn du gerne mit Kindern arbeitest, könntest du auch eine Ausbildung zur Erzieherin machen... Gehe in dich, warum ist das dein Traumberuf? Musst du ja nicht hier ins Forum schreiben...


    Dennoch ist es wichtig, sich darüber gedanken zu machen, weil du daraus die Motivation für‘s Studium und das Referendariat ziehen wirst!


    Wenn die einzige Motivation „12 Wochen Ferien und nachmittags frei“ ist (nur als Beispiel, ich gehe nicht davon aus, dass das auf dich zutrifft!), kann man eigentlich gleich einpacken. Dann ist der Beruf nämlich ne Qual...

  • Ich finde die Gründe, warum du Lehrerin werden willst, ehrlich gesagt immernoch etwas dürftig. Wenn du gerne mit Kindern arbeitest, könntest du auch eine Ausbildung zur Erzieherin machen... Gehe in dich, warum ist das dein Traumberuf? Musst du ja nicht hier ins Forum schreiben...

    Als ob wir alle mit 18 Jahren schon genau wußten, was wir werden wollten.


    Es gibt zwei ganz große Dinge im Leben, die mehr vom Zufall beeinflußt werden als von allem anderen, nämlich die Antworten auf die Fragen:

    • Welchen Job fülle ich mein Leben lang aus?
    • Mit wem lebe ich zusammen?

    Also sehe es nicht so negativ. Planen kann man sowas eh nicht. Einfach machen und gucken, was dabei rauskommt.

  • Mach doch einfach Praktika. Das Alter ist doch relativ egal. Ich habe auch mit meinen 19 Jahren Unterricht bei Schülern im letzten Ausbildungsjahr gehalten. Das klappt schon!

  • Als ob wir alle mit 18 Jahren schon genau wußten, was wir werden wollten.
    Es gibt zwei ganz große Dinge im Leben, die mehr vom Zufall beeinflußt werden als von allem anderen, nämlich die Antworten auf die Fragen:

    • Welchen Job fülle ich mein Leben lang aus?
    • Mit wem lebe ich zusammen?

    Also sehe es nicht so negativ. Planen kann man sowas eh nicht. Einfach machen und gucken, was dabei rauskommt.

    Das ist doch eine gänzlich andere Fragestellung. Die TE weiß doch bereits, was sie werden will...


    Ich frage lediglich nach der Motivation. Und ja, ich finde diese immens wichtig für das Gelingen des Studiums und des Referendariats!


    (Ich hätte das Mathe-Studium wohl niemals durchgezogen, wenn ich nicht hätte unbedingt Mathe unterrichten wollen!)

  • Ich weiß nicht, wie das LA-Studium in Österreich aufgebaut ist, aber mein Rat wäre:


    Studiere M/Ch, mach das Schulpraktikum/Praxissemester, und nach dem 1. Examen gehst Du entweder in's Ref. oder promovierst.

  • Ich wusste früh, was ich werden will, Praktika habe ich vorher keine gemacht. Ich wäre auch nicht auf die Idee gekommen, mehrere Lehrer, andere Bekannte und Unbekannte im Netz danach zu fragen.


    Warum dir deine Lehrer abraten, weißt du nicht sicher, oder? "verschenktes Potential" wäre ein sehr trauriger Grund für einen, der selbst Lehrer geworden ist.


    Vielleicht würde ich auch einer 17-Jährigen abraten, die mich und 50 andere zweifelnd fragt.


    Wie wär's mit einem Jahr Au-pair und dann weitersehen?

  • Die Kombination Mathe/Chemie ist sehr erfolgsversprechend, was die Arbeitsplatzsituation betrifft (Chemielehrer gibt es fast gar nicht....). Aufgrund des neuen Lehrerdienstrechtes kann ich dir von einem Lehramtsstudium aber nur abraten: Ab dem Bacchalaureat mußt du eine volle Lehrverpflichtung (mit 24 Wochenstunden) erfüllen und gleichzeitig innerhalb von 6 oder 8 Semestern den Master machen. Finanziell wird es dann auch noch schlechter, als es ohnedies schon ist; die Betreuung erfolgt dann nur noch über "Mentoren", die fachfremd bis zu sechs Leute "betreuen" (das Unterrichtspraktikum wie bisher wird es dann nicht mehr geben). Also such dir lieber etwas anderes, oder warte, bis dieses neue Lehrerdienstrecht wieder geändert wird.
    An sich finde ich es aber toll, daß du jetzt schon so genau weißt, was du machen willst. Lehrer zu sein ist eine sehr schöne Sache - das neue Lehrerdienstrecht kann es einem aber vergällen.

  • Also... ich kenne weder den österreichischen Lehrplan, noch weiß ich, was nach deinnem Studienabschluss gefragt sein wird, aber einiges kommt mit bekannt vor...


    - deine Motivation, wieso du Lehrerin werden willst, kann ich zumindest zum Teil nachvollziehen, aber die Realität kann deutlich anders aussehen als die Nachhilfestunde, noch dazu in der behüteten Kleinstadt.
    - Die Fächer, und auch spezifisch, was du an denen besonders interessant findest, klingt sehr nach Oberstufe oder sogar schon Uni-Stoff. Von daher kann ich auch zum Teil nachvollziehen, was deine Lehrer meinen könnten. Vermutlich würdest du sehr gerne nur Sek II unterrichten (tue ich zB größtenteils), das kann - je nach Fächerwahl - klappen, aber garantieren wird dir das niemand. Gerade nicht bei Mathe...
    - Ich weiß nicht, wie die Chancen auf einen entsprechend "behüteten" Arbeitsplatz stehen - hier ist das, was am ehesten frei wird, natürlich Brennpunkt, weil da quasi keiner hin will...
    - es stimmt - SuS finden dich "cool" wenn du anders bist. Wenn du dir das zu einem gewissen Punkt bewahren kannst, weil du eben "du" und damit individuell bist, schön... aber wenn nicht... ist der Faktor ganz schnell weg.


    Stell dir genau die Frage, wo du "hin" willst, was du erreichen möchtest... und die ein oder andere Praktikumsstunde, nach Möglichkeit auch vor anderer Kulisse, ist nicht verkehrt.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Ganz herzlichen Dank für eure Antworten :)


    Ich werde jetzt eher nicht auf jede einzelne Aussage ganz genau eingehen, greife mir aber einige mal heraus und will aber noch dazusagen, dass mir alle Antworten wirklich weitergeholfen haben und für die Selbstreflexion nicht unerheblichen Input boten.



    Für mich ist es eigentlich auch schon länger klar, DASS ich Lehramt studieren will, jedoch gab es eben in letzter Zeit Gründe, die mich in meiner Wahl eher bedenken ließen. Ich habe mir meinen Ausgangstext gerade noch einmal durchgelesen, du hast recht, es wirkt etwas zweifelnd, aber ich wollte eine möglichst objektive Meinung hören, die bei Personen, die mich gut kennen, eher nicht gegeben ist (die dafür natürlich andere Dinge und die persönliche Eignung besser beurteilen können)


    Nein, das weiß ich leider nicht, es kann natürlich sein, dass das nur ein vorgeschobener Grund ist, jedoch könnte ich es mir bei einigen auch vorstellen, dass diese eher bereuen, sich für das Lehramt entschieden zu haben und nicht wollen, dass es ihren Schülern ähnlich ergeht (bzw. natürlich auch, dass der Grund wirklich nur der ist, dass sie meinen, dass ich "es wirklich zu was bringen könnte", aber das lasse ich mal außen vor).


    Das Problem an Au-Pair/Work and Travel/etc. ist leider, dass ich eben erst mit 17 maturiere und man für all diese Sachen volljährig sein muss, weswegen auch meine Frage mit den Praktika und dem Alter diesbezüglich war.

    Ich glaube deine Lehrer haben nicht ganz Unrecht mit der Vermutung dass du an deiner Erwartungshaltung an junge Menschen scheitern könntest weil du selbst so übermotiviert bist. Ich arbeite z B mit einer sehr pflegeleichten Schülerschaft, praktisch keine Disziplinarprobleme. Allerdings macht bei uns niemand freiwillig an einer Chemieolympiade oder sowas mit. Unsere Schüler haben zum Teil sehr lange Anfahrtswege, die sind am Abend einfach nur froh wenn sie zum Sport gehen können und ihre Ruhe haben.


    Ich habe letzte Woche mit einer Abschlussklasse ein Quiz gemacht, da wusste die Hälfte nicht mal wie viele freie Elektronenpaare ein Wassermolekül hat. Denen ist das einfach vollkommen egal, die haben andere Prioritäten im Leben als Wassermoleküle. Bei uns in der Schweiz ist die Maturnote halt auch vollkommen unwichtig, Hauptsache bestanden.


    Mit sowas musst du umgehen können auch wenn es einen hin und wieder nervt. Du bekommst Geld für den Job und zwar unabhängig vom Erfolg ;) Vergiss in dem Zusammenhang auch ganz schnell dieses "ich kann toller erklären als ein gestandener Lehrer". Die Kinder finden dich gut weil du jung bist und es bei dir halt was anderes ist als beim Lehrer. Der Effekt nützt sich erschreckend schnell ab. Mich finden auch viele Schüler cool, die Noten sind deswegen aber nicht besser als bei den Kollegen und auch meine Schüler haben eben keine Ahnung von freien Elektronenpaaren bei Wassermolekülen. :)

    Keine Sorge, ich bin mir natürlich bewusst, dass diese Übermotivation nicht generalisiert werden darf, damit bin ich auch an meiner Schule eine absolute Ausnahme. Und die Frage mit den freien Elektronenpaaren wäre bei uns wahrscheinlich noch schlechter ausgefallen, da Chemie das am meisten gehasste Fach der meisten Schüler ist und dass jene in vielleicht 10 Jahren, wenn ich mit der Uni fertig bin, nicht motivierter sein werden.


    Dass der Fall in der Nachhilfe auf diesen Effekt zurückzuführen ist, ist mir denke ich auch klar gewesen, aber es erfreut einen dann doch, wenn man es zumindest schafft, es so zu erklären und dass in der Nachhilfe eine ganz andere Situation als im Unterricht vorzufinden ist, dem bin ich mir auch bewusst, aber wie gesagt hat es mich einfach gefreut.

    Die Kombination Mathe/Chemie ist sehr erfolgsversprechend, was die Arbeitsplatzsituation betrifft (Chemielehrer gibt es fast gar nicht....). Aufgrund des neuen Lehrerdienstrechtes kann ich dir von einem Lehramtsstudium aber nur abraten: Ab dem Bacchalaureat mußt du eine volle Lehrverpflichtung (mit 24 Wochenstunden) erfüllen und gleichzeitig innerhalb von 6 oder 8 Semestern den Master machen. Finanziell wird es dann auch noch schlechter, als es ohnedies schon ist; die Betreuung erfolgt dann nur noch über "Mentoren", die fachfremd bis zu sechs Leute "betreuen" (das Unterrichtspraktikum wie bisher wird es dann nicht mehr geben). Also such dir lieber etwas anderes, oder warte, bis dieses neue Lehrerdienstrecht wieder geändert wird.
    An sich finde ich es aber toll, daß du jetzt schon so genau weißt, was du machen willst. Lehrer zu sein ist eine sehr schöne Sache - das neue Lehrerdienstrecht kann es einem aber vergällen.

    Ja, ich wäre natürlich gerne im alten Dienstrecht, aber das ist für mich halt leider keine Möglichkeit und ich glaube auch (auch wenn ich da vielleicht als Schülerin nicht immer das neueste weiß), dass das Dienstrecht in naher Zukunft nicht noch einmal geändert wird.
    Okay, das mit den Mentoren wusste ich gar nicht, irgendwie konnte mir dazu noch niemand was Genaueres sagen bzw. findet man glaube ich dazu auch sonst nicht wirklich Informationen. Auch wenn das jetzt vielleicht eher wenig mit der generellen Entscheidung zu tun hat: Wie lange dauert diese Betreuungsphase denn eigentlich? Und ist es nicht möglich, den Master nicht berufsbegleitend zu absolvieren? Ich stelle es mir irgendwie ziemlich schwer vor, insbesondere in den ersten Dienstjahren, in denen die Unterrichtsvorbereitung wahrscheinlich noch am aufwändigsten ist (?), nebenbei noch zu studieren.
    Aber ich werde mir das alles nochmal durch den Kopf gehen lassen, vielen Dank jedenfalls für die Antwort.



    - deine Motivation, wieso du Lehrerin werden willst, kann ich zumindest zum Teil nachvollziehen, aber die Realität kann deutlich anders aussehen als die Nachhilfestunde, noch dazu in der behüteten Kleinstadt.
    - Die Fächer, und auch spezifisch, was du an denen besonders interessant findest, klingt sehr nach Oberstufe oder sogar schon Uni-Stoff. Von daher kann ich auch zum Teil nachvollziehen, was deine Lehrer meinen könnten. Vermutlich würdest du sehr gerne nur Sek II unterrichten (tue ich zB größtenteils), das kann - je nach Fächerwahl - klappen, aber garantieren wird dir das niemand. Gerade nicht bei Mathe...
    - Ich weiß nicht, wie die Chancen auf einen entsprechend "behüteten" Arbeitsplatz stehen - hier ist das, was am ehesten frei wird, natürlich Brennpunkt, weil da quasi keiner hin will...

    Auf die drei Punkte möchte ich jetzt noch einmal besonders eingehen...
    Ja, vor dem Realitätsschock habe ich, wenn ich ehrlich bin, ein wenig Angst. Einerseits will ich ziemlich sicher unterrichten, aber denke auch, dass ich in Hinsicht auf Schülermotivation, etc. eher realitätsfern bin (mir ist zwar bewusst, dass die Schule in meiner Kleinstadt sicher nicht repräsentativ ist, aber denke auch, dass ich mir dem Ausmaß an anderen Schulen nicht bewusst bin).
    Mathe und BiU (und 1 Jahr Chemie) sind die Fächer, die auch in der Unterstufe (5.-8. Schulstufe) unterrichtet werden - Chemie wird zumindest bei uns hauptsächlich im naturwissenschaftlichen Zweig in der Oberstufe unterrichtet (9.-12. Schulstufe) und PsychoPhilo sogar nur in der 11. und 12. Schulstufe. Dadurch würde ich zwar mit Ch wahrscheinlich hauptsächlich in der Oberstufe eingesetzt werden, aber ich würde ehrlichgesagt auch gerne in der Unterstufe unterrichten (zumindest nach jetzigem Stand), weswegen ich z.B. nicht nur Chemie und PsychoPhilo wählen würde (wobei ich dann in PPP wsl. gar nicht eingesetzt werden würde)


    Der dritte Punkt ist eigentlich auch der, der mich wie gesagt noch am ehesten zweifeln lässt, weil ich nicht weiß, ob ich an einer solchen Schule zurechtkommen würde und, wie ich glaube, auch keine Ahnung von der dortigen Realität habe.





    Ich habe jetzt doch etwas mehr geschrieben, als ich zu Beginn eigentlich wollte, aber es war mir einfach wichtig zu manchen Punkten noch einmal Stellung zu nehmen. Prinzipiell möchte ich mich noch einmal bei allen, die geantwortet haben, bedanken, da die eher objektive Sichtweise und die gestellten Fragen mich auch zum Nachdenken gebracht haben. :)


    Vielen Dank also nochmal und liebe Grüße

  • ich weiß gra nicht, warum hier so schwarz gemalt wird.
    Wer weiß schon im Voraus über alle negativen Aspekte Bescheid, die der gewählte Beruf mit sich bringen könnte?
    Wer von uns hatte mit 17 alles auf dem schirm, was mit dem gewünschten Beruf zusammenhing?


    Ich wollte immer Lehrerin werden, seit ich klein war. warum auch immer.
    Und natürlich kann Nachhilfe ein erster Schritt in die Praxis sein. Freilich gibt es einen Mammut-Unterschied zwischen Nachhilfe geben und Unterrichten vor einer Klasse, aber wie soll ich als Schülerin mir denn Letzteres vorstellen? Wie soll ich als Schülerin erste Erfahrungen sonst sammeln?
    Was macht jemand, der Arzt werden will, denn im Vorfeld?
    Praktika kommen während des Studiums, bestenfalls nach der Schulzeit (was ich übrigens für recht früh halte, wenn man gerade selbst den Schülerstatus hinter sich gelassen hat)


    Potenzial verschwenden hört sich für mich ziemlich arrogant an, so als ob Lehramt keine fachlichen und menschlichen Qualitäten verlange.


    mein Rat an Intenta sum:
    mach es.
    versuche dir vorzustellen, für welches Fach du brennst und welches du dir langfristig als Dauerthema in deinem Leben vorstellen kannst.
    Aber auch das kann sich innerhalb des Studiums durchaus ändern.
    Und eine Einstellungsprognose kann man so viele jahre im Voraus eh nicht geben ;)


    Intenta es, ergo facias! :prost:

  • ich weiß gra nicht, warum hier so schwarz gemalt wird.
    Wer weiß schon im Voraus über alle negativen Aspekte Bescheid, die der gewählte Beruf mit sich bringen könnte?
    Wer von uns hatte mit 17 alles auf dem schirm, was mit dem gewünschten Beruf zusammenhing?

    Na, lera1 hat nur auf die MASSIVE Verschlechterung der Arbeitsbedingungen in Österreich für Lehrer hingewiesen. Kann man leicht im Internet nachlesen, dass es eine deutliche Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung ist, was inbesondere für die österreichischen Gymnasiallehrer einer effektiven Stundenlohnkürzung entspricht. Hier einfach blauäugig zu empfehlen: "Lebe deinen Traum" ist einfach unverantwortlich.


    Es empfiehlt ja auch keiner, Paketbote zu werden, weil man "gerne an der frischen Luft ist", oder Pflegekraft, weil man "gerne mit Menschen arbeitet".


    Leider verschlechtern sich in ALLEN Bereichen die Bedingungen für diejenigen, die tatsächlich Arbeit "vor Ort" leisten. Das betrifft aber nicht nur Lehrer, Paketboten und Pflegekräfte, sondern auch Krankenhausärzte, Polizisten, Sozialarbeiter u.ä. Man kann heutzutage eigentlich jedem nur raten, sich einen Job möglichst weit weg "von der Front" zu suchen, insbesondere, wenn es irgendwie um die Arbeit mit Menschen geht. Das wird von unserem Wirtschaftssystem einfach nicht entsprechend honoriert. Und dieser Trend existiert seit ca. 30 Jahren und wurde durch die Globalisierung seit Ende der 90er Jahre noch einmal beschleunigt. Da kann man die jungen Menschen ruhig drauf hinweisen, die können das aufgrund ihres Alters gar nicht überblicken. Manchmal muss man die Leute vor sich selber schützen...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

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