Ich entspreche nicht der gängigen Lehrerpersönlichkeit...

  • Hallo ihr Lieben,


    ich studiere Englisch und Französisch (L3). Meine Kurse habe ich alle mit Leichtigkeit und sehr guten Noten bestanden, jetzt steht irgendwann noch das Examen an und mich quälen seit der Geburt meiner Tochter immer wieder die selben Fragen, nämlich ob ich das Studium überhaupt abschließen soll, da ich mir selbst eher unsicher bin, ob ich überhaupt das Mitbringe, was man benötigt um im Alltag zu bestehen. Überall ließt und hört man von "der Lehrerpersönlichkeit": extrovertiert, kontaktfreudig, kommunikativ etc. - Ich bin das absolute Gegenteil. Ich bin eher introvertiert und habe jedes Mal eine riesige Angst und fühle mich unwohl vor einer Klasse zu sprechen. Hauptsächlich, weil ich oft denke, dass ich selbst nicht gut genug bin. Meine Stimme ist auch nicht immer die lauteste und ich fühle mich jedes Mal unwohl, wenn ich die Aufmerksamkeit der SuS auf mich ziehen muss. Ich denke deshalb mehr und mehr, dass ich das gar nicht schaffen kann. Mein Umfeld meint immer nur, dass sich das mit der Sprechangst und dem ekligen Gefühl gibt, wenn man es öfter gemacht hat. Ich habe die beiden Schulpraktika absolviert und lange für Nachhilfeinstitute gearbeitet (Kleingruppen) und dieses Gefühl ist immer noch da. Meinen Mentoren von der Schule und der Uni ist das allerdings nie bewusst gewesen und auch die Feedbackbögen der SuS haben dies nicht bestätigt. Auf Außenstehende wirke ich nicht nervös und ängstlich sondern eher ruhig und bedacht... das ist zumindest ein kleiner Trost, jedoch frage ich mich, ob sich sowas wirklich irgendwann ändert, denn es macht ja langfristig keinen Sinn, wenn ich mich täglich durch die Stunden quälen :/. Ich glaube, dass die Persönlichkeit zwar etwas ist, an dem man arbeiten kann aber es ist und bleibt doch ein Teil von einem selbst. Wisst ihr, was ich meine? Meine Defizite waren mir vor dem Studium schon bewusst aber zu diesem Zeitpunkt dachte ich selbst noch, dass sich das eben irgendwann gibt. Ich hatte mich damals für dieses Studium entschieden, weil mir das Sprachenlernen so viel Spaß macht und ich andere auch gerne dafür begeistern möchte. Das Studium an sich und die Unterrichtsplanung machen mir sehr viel Spaß... die Durchführung ist für mich allerdings im Vorhinein immer der Horror, egal wie gut ich mich vorbereitet habe. Ich bin mir deshalb nicht sicher, ob nicht ein anderer Beruf besser zu mir passen würde. Was denkt ihr darüber?

  • Friedhofsgärtner vlt., da musst du nicht so mit Menschen kommunizieren. Fieser Scherz beiseite:


    Es ging mir nicht anders als dir:
    Mir war es unangenehm im Mittelpunkt zu stehen (ist es mir heute immer noch) und viel zu reden. Du schreibst ja, das es evtl daran liegt, das du der Meinung bist selber eine Menge Unzulänglichkeiten zu haben. Mach was für dein Selbstvertrauen und dieses Gefühl wird sich ändern.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Du schreibst, du hast bereits Schulpraktika gemacht - da hast du dann bereits vor ganzen Klassen gesprochen und unterrichtet, oder? Wie war das so?
    Wenn dir das keinen Spaß gemacht hat, aus welchem Grund zieht es dich dann zu dem Beruf hin?


    Klingt jetzt arg negativ, das kam mir nur beim Lesen in den Sinn.
    Etwas Positives: Wie so vieles fällt auch das Stehen vor der Klasse mit etwas Übung leichter.

  • Überall ließt und hört man von "der Lehrerpersönlichkeit": extrovertiert, kontaktfreudig, kommunikativ etc. -

    Quatsch. Das ist Geschwätz von Leuten, die von der realen Schule keine Ahnung haben. Wenn ich in unser Kollegium sehe, dann sehe ich einen Querschnitt an Persönlichkeitstypen wie überall sonst auch in der Gesellschaft.


    Zitat

    Auf Außenstehende wirke ich nicht nervös und ängstlich sondern eher ruhig und bedacht...

    Ist doch super. Nichts ist schlimmer für Schüler und auch andere Lehrkräfte als ein Kollegium voller hyperaktiver, sich in alles einmischender, dauernd quatschender Lehrer...


    Das "richtige" Verhalten als Lehrer kann man lernen. Glaub mir.


    Gruß !

  • Ja das habe ich. Etwa 20 Stunden eigenverantwortlichen Unterricht pro Praktikum. Ich bin an beiden Schulen eigentlich sehr gut zurecht gekommen aber ich hatte auch wirklich nicht eine unangenehme Klasse dabei - ich musste nicht irgendwie für Ruhe etc. sorgen und die Mitarbeit war stets gut, was aber gerade im Fachpraktikum, denke ich nicht an mir lag, sondern an meiner Mentorin, die in allen Klassen in der 1. Stunde schon gesagt hat "Das ist Frau XY - sie übernimmt für die nächsten Wochen einen Teil meiner Unterrichtsstunden, das gibt mir die Gelegenheit jeden Einzelnen besser zu beobachten und mir Notizen für die mündlichen Noten zu machen." Die Planung macht mir Spaß, bei der Durchführung stehe ich dann im Konflikt mit mir, denn ich fühle mich so unwohl bei dem was ich da tue und es kostet mich sehr viel Überwindung, insbesondere der Stundenanfang und wenn ich die SuS zB aus der Gruppenarbeit holen muss, deshalb bin ich ja auch am abwägen, ob das wirklich der passende Beruf für mich ist. Wenn ich sagen müsste, was mir am Praktikum Spaß gemacht hat, dann war das vor allem die gute Mitarbeit der SuS und wenn alles so geklappt hat, wie ich es geplant hatte.


    Ich habe bei meinen Hospitationen zum Beispiel immer den Eindruck gehabt, dass die Lehrer sich wohl dabei fühlen ... ich hingegen würde mich am liebsten irgendwie davor drücken :/

  • Ich habe bei meinen Hospitationen zum Beispiel immer den Eindruck gehabt, dass die Lehrer sich wohl dabei fühlen ... ich hingegen würde mich am liebsten irgendwie davor drücken :/

    Ich denke, dass dabei auch Übung und Routine eine Rolle spielt. Ich weiß noch, dass ich Präsentationen in der Schule immer etwas unangenehm fand und dieses Präsentationsgefühl hatte ich vermutlich auch bei den ersten paar Malen vor der Klasse. Wenn man jedoch fachlich sattelfest ist und seinen Plan im Kopf (und u.U. noch einmal verschriftet vor sich) hat, dann braucht man sich hierüber keine Gedanken machen und kann sich ganz auf die Schüler einlassen. Teilweise kannte ich im Praktikum nicht einmal die Namen aller Schüler; wenn man jedoch die Klasse u.U. mehrfach die Woche über einen längeren Zeitraum betreut, ist das Verhältnis zwischen Lehrer und Schülern noch einmal ganz anders, auch weil man dann natürlich viele Dinge selbst entscheiden kann und auch muss (z.B. in den Fremdsprachen Lektüren oder allgemein Klassenarbeiten und Noten).
    Ich habe für mich festgestellt, dass es noch einmal für einen Studenten sinnvoll sein kann, eine Gruppe Studenten (z.B. Erstsemestler) zu "unterrichten". Dann bekommt man ein erstes Gefühl, was es heißt, Unterricht vorzubereiten, zu halten und in Interaktion mit anderen Menschen zu treten. Der Schritt vom Erstsemestler zum Oberstufenschüler ist ja auch nicht so groß und erleichtert den Übergang von der Studenten- in die Lehrerposition. Vlt. kannst du ja mal fragen, ob du ein Tutorium für die Fachdidaktikeinführung oder so leiten darfst ;) .

  • Ich sehe es wie Mikael. Bei uns gibt es alle Lehrertypen, von den hyperaktiven Narzissen bis hin zu den ruhigen Nerds. Alle sind sie auf ihre Art sympathisch und die Schüler sehen es ebenso. Es kommt mehr auf die Fachkompetenz an und darauf, dass der Unterricht strukturiert ist.


    Mir ging es wie dir. Ich bin eher introvertiert, Small Talk ödet mich an und ich stehe nur ungern im Mittelpunkt. Ich habe mich nie verstellt und fuhr damit sehr gut, weil ich ein relativ gesundes Selbstbewusstsein habe. Manche versuchen aber diesem Idealbild "extrovertiert" hinterherzujagen und das geht meistens schief. Denn das merken dann auch die Schüler und irgendwann kracht die Fassade ein.


    So lange du mit Schülern klar kommst und gerne unterrichtest (abgesehen von dieser Angst, die im Alltag immer weniger werden wird), dann wird das schon. Ich kannte schon Mitglieder der SL, die Schweißausbrüche vor öffentlichen Reden hatten ;)

  • Ich empfehle dir mal den Film "Zwischen den Stühlen" - da geht's zum drei verschiedene Lehrer(Persönlichkeiten) im Vorbereitungsdienst.

  • Überall ließt und hört man von "der Lehrerpersönlichkeit": extrovertiert, kontaktfreudig, kommunikativ etc. - Ich bin das absolute Gegenteil. Ich bin eher introvertiert und habe jedes Mal eine riesige Angst und fühle mich unwohl vor einer Klasse zu sprechen.

    Ja und? Klar erzählen das viele, weil man die Eigenschaft nicht greifen kann. Aber ich sag dir eins. Das kann man auch lernen!


    Rückblickend betrachtet hat es einer meiner Ausbildungslehrer damals genau richtig gemacht. Er hat mir immer erst 3-5 Minuten vor Stundenbeginn das Thema der Stunde genannt. Das war im Referendariat Streß pur, aber damit lernt man auch klarzukommen und wenn mir heute jemand sagt: "Kollege x hat sich krank gemeledet, mach mal...." oder wenn sich auf einmal das Stundenthema ändert, weil aktuell andere wichtige Dinge (zumiest Verwaltungskram) anstehen, läßt mich das total kalt. Denn merke: Das Referendariat hat mit dem späteren Schuldienst sehr wenig zutun. Klar sitzen da noch die Schüler vor einem, aber der ganze Kram, der rundrum passiert und was man bei den Stundenentwürfen nicht noch alles berücksichtigen sollte... bei vollem Stundendeputat eh undurchführbar.


    Was Du auf keinen Fall tun solltest: Andere Lehrer, Seminarleiter oder sonstwen kopieren. Das ist noch mehr Streß und führt eh nicht zum Erfolg. Fahr Die Linie, die Du für richtig hältst. Fertig!
    Sich zu verstellen, um doch noch so einer ach so tollen neuen Methode zu folgen, bringt überhaupt nichts.


    Während des Referendariats war es für mich der Streß pur, allein schon wegen der fortwährenden Prüfungssituation, in der ich mich da 2 Jahre lang befunden habe. Die Schulleitung fragt ja auch das komplette Kollegium aus, um das dann fürs Schulleitergutachten zu verwursten. Also am ersten Tag nach den Ferien drehte sich mir beim Betreten der Schule regelmäßig der Magen um. Nach der Verbeamtung (an einer anderen Schule) wurde es da schon wesentlich besser. Nach der Probezeit und mit der Lebenszeitverbeamtung wurde es dann nochmal besser. An meiner Referendariats-Schule hätte ich auch nicht bleiben wollen. Durch die Zuarbeit zur Schulleitung habe ich in den Lehrern dort auch nicht meine Kollegen sondern ausschließlich meine Prüfer gesehen, die quasi rund um die Uhr nach Schwächen suchen. Nach Bestehen des Refs. waren die Persönlichkeiten in meinen Augen folglich komplett verbrannt und selbst wenn die Schule mich hätte einstellen wollen, ich hätte nicht unterschrieben.

  • Dass du am ersten Unterrichtstag von deiner Mentorin unterstützt wirst ist doch normal, du stellst vielleicht ein bisschen übertriebene Erwartungen an dich. Wie wärs, wenn du das Ref einfach auf dich zukommen lässt? Versuche mal tief durchzuatmen und hinzunehmen, dass du so bist, wie du bist :)
    Und wenn du in 2 Jahren feststellen solltest, dass dir Schüler doch nur auf die Nerven gehen, dann kannst immer noch umsatteln...

  • Ich kenne das Gefühl auch und ich bin eigentlich ein offener Typ. Dennoch hatte ich zu Beginn Schwierigkeiten mich vor 30 fremde Schüler zu stellen die einen anstarren und von denen man nicht weiß, was sie über einen denken.


    Einmal bekam ich sogar einen Schweißausbruch weil ich merkte, wie paar von den SuS über mich tuschelten und kicherten. Das verunsichert anfangs extrem.


    Auch wenn ich eine Frage gestellt hatte und keine Antwort kam, wurde ich unruhig.


    Das sind aber Dinge, die völlig normal sind und man gewöhnt sich sehr schnell daran.


    Es ist auch völlig anders, wenn du eine Klasse wirklich selbst unterrichtest und ihr ein Verhältnis aufbaut und euch besser kennenlernt.


    Mittlerweile bringt mich überhaupt nichts aus der Ruhe. Vor kurzem haben wieder zwei Mädels über mich getuschelt und gekichert. Ich hab dann während einer Erarbeitungsphase bei ihnen nachgefragt was denn heute so witzig an mir ist und ob ich irgendwo Dreck im Gesicht habe ;)


    Am Ende stellte sich raus, dass mein Hemd nicht perfekt gebügelt war und sie deshalb fünf Minuten vor sich hin kicherten.


    So sind sie halt, die Schüler :)

  • Überall ließt und hört man von "der Lehrerpersönlichkeit": extrovertiert, kontaktfreudig, kommunikativ etc.

    Und wo kann man so einen Müll lesen? Im Lehrberuf gibt es, wie in jedem anderen Berufsbild auch, die unterschiedlichsten Menschen mit den unterschiedlichsten Persönlichkeitsstrukturen... Warum ausgerechnet DU da nicht reinpassen solltest, verstehe ich nicht.

    Meine Stimme ist auch nicht immer die lauteste und ich fühle mich jedes Mal unwohl, wenn ich die Aufmerksamkeit der SuS auf mich ziehen muss.

    Wenn du im Lehrberuf auf eine "laute Stimme" angewiesen bist, ist diese bis zur Rente kaputt... Und Unterrichtsmethoden, bei denen der Lehrer 45 Minuten den Alleinunterhalter spielt und die SuS brav in der Reihe sitzen und lauschen, sind mit dem heutigen Klientel mMn sowieso nicht mehr machbar. Ich mache nun seit mehreren Jahren SOL und fahre damit sehr gut.

    jedoch frage ich mich, ob sich sowas wirklich irgendwann ändert, denn es macht ja langfristig keinen Sinn, wenn ich mich täglich durch die Stunden quälen :/

    Du wirst Mittel und Wege finden, dir deinen Unterricht so zu gestalten, dass es für dich angenehm ist. Im Lehrberuf hat man ein Glück diese Freiheit. Wie gesagt, SOL.

    Ich hatte mich damals für dieses Studium entschieden, weil mir das Sprachenlernen so viel Spaß macht und ich andere auch gerne dafür begeistern möchte. Das Studium an sich und die Unterrichtsplanung machen mir sehr viel Spaß..

    Also.

    Ich bin mir deshalb nicht sicher, ob nicht ein anderer Beruf besser zu mir passen würde.

    Nein, deine Berufswahl passt zu dir. siehe oben.

    Was denkt ihr darüber?

    Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Das wird schon! :)

  • Mir ging / geht es ähnlich wie dir. Am meisten gelitten habe ich unter den Leuten, die mir sagten, ich kann keine gute Lehrerin werden, weil ich nicht extrovertiert, kommunikativ und kontaktfreudig genug sei. Im Nachhinein wünsche ich mir, dass ich mich davon nicht so hätte beeinflussen lassen.


    Ich habe gelernt, vor Klassen zu stehen: Das hat vielleicht etwas länger gedauert, aber ich kann es. Ich kann genausogut Schülern Aufgaben erklären, die sie dann einzeln oder in Gruppen lösen, je nach Klasse, je nach Tagesform. Ich kann Wochenpläne erstellen (gut, das wir bei dir weniger der Fall sein). Mit verschiedenen Unterrichtsmethoden und Sozialformen kann man das "Im-Mittelpunkt-stehen" reduzieren und steuern.


    Das Herunterschrauben eigener Ansprüche kann / sollte man lernen und es gibt auch Auftrittscoaching, das sehr hilfreich ist. Mir hat "PEP" geholfen:
    http://www.dr-michael-bohne.de…rapeuten/deutschland.html
    Das nimmt - wenn es gut und richtig und so wie in der Ausbildung vorgesehen gemacht wird - genau diese Anforderungen an sich selber und Ängste in den Fokus.



    Das einzige, was wirklich passen muss, ist die Stimme. Die muss nicht übermäßig laut sein, aber ausdauernd, um tagtäglich vor Klassen zu sprechen.

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • Wenn man sich als "Teil der Klasse" sieht, ist das auch hilfreich. :)
    Wie oft stehst du denn netto noch "vor der Klasse"? Ich eigentlich gar nicht mehr...

    Deutsch und Mathe: In der einen Klasse 20%, in meiner Klasse 40%. Zum Vormachen, Erklären, Mitmachen. Ich habe viele Schüler, die nicht selbstständig lernen können bzw. nicht den Rahmenlehrplan, den ich ihnen verpflichtet bin zu vermitteln.
    Musik: 90%

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • Hi Jana1213


    Wie man an den bisherigen Beiträgen sieht, geht es anscheinend einigen sowie dir, mich eingeschlossen. Und ich finde das irgendwie sehr beruhigend. Dennich habe genau dieselben Probleme, die du schilderst: DiesesSich-nicht-gut-genug fühlen und ebenfalls das Problem mit der Stimme. ZuLetzterem kann ich nur sagen, dass ich mittlerweile gemerkt habe, dass es garnicht so sehr auf eine laute Stimme ankommt, sondern es im Gegenteil sogar vonVorteil sein kann (mal abgesehen vom Sportunterricht vielleicht), wenn man eherleise spricht. Ich habe das Gefühl, die Schüler sind aufmerksamer, weil siedann genauer hinhören müssen und man kann natürlich auch immer etwas mit derStimme variieren. Ich kann es nicht ausstehen, wenn einige Lehrpersonen so quietschendund laut werden, dann sind die Schüler ja dementsprechend auch eheraufgeputscht und haben das Gefühl ebenfalls laut sein zu müssen. Du scheinst jaauch nicht nervös rüberzukommen, nicht zu stottern oder sonstiges, dies ist jaschon mal positiv. Bei mir war/ist es ebenso, dass ich sehr nervös bin und dasGefühl habe, dass man mir das auch anmerkt, aber anscheinend kommt das garnicht so rüber, sondern auch eher ruhig und überlegt. Es ist so leicht dahergesagt, aber von überallher bekomme ich zu hören, dass man sich einfach nichtso einen Stress machen muss. Es einfach locker sehen. Ja, super, toller Tipp!Ich denke sich so eine Einstellung anzueignen benötigt Jahre und viel Erfahrungund vielleicht müssen auch schon einige Situationen schief gegangen sein, damitman merkt, dass es eigentlich alles halb so wild ist. Bei mir war so ein"Trigger Point" vor 3 Wochen: Ich wache morgens auf, mit demGedanken, dass heute ein gemütlicher Praxistag wird, weil ich und meineTandempartner lediglich Beobachten sollten an dem Tag. Ich schaue auf meinHandy und dort ist eine Nachricht von der Praxislehrperson: "Bin heutekrank, ihr müsst übernehmen." Angehängt eine kleine Liste, mit demTagesprogramm. Ich war ziemlich panisch, wie sollte ich das schaffen? Ich binnoch nie so unvorbereitet ins Klassenzimmer gekommen. Ende der Geschichte: Eshat gut funktioniert, die Schüler hatten einen guten Tag, es war alles halb sowild! Vielleicht brauchte ich genau das.... Mal schauen, wie's in der nächstenZeit so läuft, vielleicht schreibe ich ja jetzt gar keine Preps mehr! ;P Wasmir aber auch noch hilft alles "lockerer" zu sehen ist dieserGedanke: Ich mache das Studium und habe dann eine super Basis. Der Berufermöglicht einem ein Teilzeitpensum, ich muss also gar nicht zwangsläufig 100%eine Klasse übernehmen. Das abgeschlossene Studium ermöglicht einemWeiterbildungen und viele Möglichkeiten, die es dir vielleicht auch erlauben,dann am Ende gar nicht vor einer ganzen Horde zu stehen.

  • Knapp zusammengefasst könnte jetzt das eine Lager sagen "lass es, das wird nichts", das andere Lager "zieh es durch, das wird schon."


    Beides ist irgendwie nicht richtig. Wenn Du bereits in der Vorausbildung Probleme damit hast vor Klassen zu stehen, wenn Du Dich überwinden musst und Dich nicht wohlfühlst, dann KANN das etwas sein, was man erlernen kann. Es kann aber auch sein, dass das Gefühl bleibt und Du dann mit dem Beruf nicht glücklich wirst. Der entscheidende Vorteil für Dich ist aber, dass Du Dir dessen bewusst bist, dass Du das reflektieren kannst und Du theoretisch daran arbeiten könntest.


    Es ist in der Tat so wie bereits geschrieben, dass Lehrerpersönlichkeiten durchaus ein Spiegel der Gesellschaft sind. Von Extrovertiert bis zum Mauerblümchen ist dort alles vertreten. Aus mehrjähriger Erfahrung würde ich aber behaupten, dass diejenigen, die sich unwohl fühlen, wenn sie im Mittelpunkt stehen oder vor Klassen stehen, tendenziell eher Probleme im Beruf haben.


    Du solltest Dir also die Frage stellen, ob Du realistische Chancen siehst, Dich dahingehend zu verändern oder zu entwickeln, dass Du diese Scheu und dieses Unwohlsein ablegst. Das kann man zu einem gewissen Grad trainieren bzw. das kommt mit der Zeit und der Erfahrung und Sicherheit, die man nach und nach erhält. Wenn Du aber den Eindruck hast, dass das ein permanentes, nur schwer in den Griff zu kriegendes Problem ist, dann solltest Du Dir in der Tat überlegen, ob das der richtige Beruf für Dich ist.
    Leuten etwas beibringen zu wollen ist eine von mehreren Motiven für das Ergreifen dieses Berufs. Sich mit der Rolle, die man als Lehrer einnimmt, zu arrangieren und sich im Idealfall wohlzufühlen, gehört aber auch dazu.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • ... Es ist so leicht dahergesagt, aber von überallher bekomme ich zu hören, dass man sich einfach nichtso einen Stress machen muss. Es einfach locker sehen. Ja, super, toller Tipp!Ich denke sich so eine Einstellung anzueignen benötigt Jahre und viel Erfahrung...

    Nein, das ist kein toller Tip. Aber ist es denn besser, sich gegenseitig zu sagen, dass man selbst auch total nervös sei, Angst vor den Schülern habe, davor, irgendetwas falsch zu machen? Vielleicht beruhigt euch das ja, mir würde das für meine morgige Stunde genau gar nichts bringen. Und ich bin vor Prüfungsangst im Examen fast gestorben :uebel:


    Wer ernsthaft etwas für seine Entspannung und das so-sein-Hinnehmen tun mag, kann sich im Meditieren üben. Das bedeutet zwar regelmäßiges Training, ist aber effektiv:
    https://www.mbsr-verband.ch/

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