Klassenarbeit unlesbar

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe einen Schüler in der 9, der in allen Nicht-Deutsch-Arbeiten einfach alles klein schreibt ... er sei „so faul“. Abgesehen davon, dass ich Substantive im Deutschen gar nicht klein schreiben KÖNNTE: Welche Energie spart man beim kleinen vs. großen P??

    tut ihm die quasikomplette Notenabstufung nicht weh?
    Mit 0 Punkten in Grammatik / Rechtschreibung / Stil ist man schnell eine halbe Note runter.

  • DAs Ganze betrifft ja nicht Texte, sondern auch Zahlen.
    Manche Schüler schreiben so schlecht, dass man manche Ziffern nicht auseinanderhalten kann, wie z.B. 0 und die 6, wenn beide schlampig geschrieben sind.


    In einer Klassenarbeit hatte ich letztens eine Schülerin, die wie viele andere auch, das "kleine a" so schreiben, dass es aussieht wie dieses Druckschrift "a" hier (Ich hoffe, dass ich verständlich machen konnte was ich meine). Bei der Termzusammenfassung las ich dann immer 22, statt 2a, weil die Schülerin die 2 und eben das komische a gleich groß geschrieben hat, so dass es eben gleich aussah. Ich habe dann konsequent 22 gelesen und auch gewertet.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

    • Offizieller Beitrag

    Machst du das nur in Deutsch so oder auch in Mathematik (z.B. Textaufgaben) oder Sachunterricht, also Fächer, die sich schwerpunktmäßig nicht um Sprache drehen?
    Bei Deutsch finde ich es ja noch nachvollziehbar, während ich mir bei anderen Fächern, wo es zur Diskrepanz Darstellung vs. Inhalt kommen kann, nicht so sicher bin - gerade wenn ein Wort nicht völlig unleserlich, sondern nur schwer leserlich ist.

    In der 3/4 wird bei uns die Rechtschreibung in den Fächern nicht zensiert, selbst im Aufsatz nicht.
    Was ich irgendwie lesen und eindeutig zuordnen kann, werte ich als richtig. Bei Kindern mit schwerer LRS frage ich ggf. nochmal nach.
    Fehler die dadurch entstehen, werte ich - wie Kathie - einmal mit dem Hinweis auf Eindeutigkeit der Schrift, das bespreche ich dann idR an der Tafel bei Rückgabe des Tests. In der Druckschrift ist K/k ein riesiges Problem.
    Bei Ziffern werte ich auch nur das als richtig, was ich lesen kann. Heute teilte mir eine Schülerin mit, dass dieses Mischwesen aus 1 und 7, dass ich an einer (!) Stelle ihrer Klassenarbeit vorfand, bei ihr eine 1 wäre, die schreibe sie immer so. Pech. Sie möge die 1 so schreiben, dass ich erkennen kann, ob 1 oder 7. (War auch nur eine Ausrede, sonst konnte man es ja erkennen.) Manche klieren auch so oft drüber, dass man die Wahl zwischen 24 verschiedenen Zahlen hat. Da fange ich nicht an, mit sensiblem Pathologenbesteck Schicht für Schicht des Papiers abzutragen, um die eventuell letztgemeinte Zahl und ihre Genese zu erahnen. Pech.

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe einen Schüler in der 9, der in allen Nicht-Deutsch-Arbeiten einfach alles klein schreibt ... er sei „so faul“. Abgesehen davon, dass ich Substantive im Deutschen gar nicht klein schreiben KÖNNTE: Welche Energie spart man beim kleinen vs. großen P??

    Wie O.Meier schon schrieb: Denkenergie. Das Gehirn benötigt im Schnitt 20% der Gesamtenergie des Körpers. Wenn man energetisch unterversorgt ist, kann es evolutionär sinnvoll sein, nicht zu denken, weil es einfach die Überlebenschancen erhöht.
    Falls der Schüler übergewichtig sein sollte (und Ironie versteht), hilft vielleicht diese Seite der Uni Tübingen mit dem Titel "Macht Denken schlank?"


    Ich merke noch an, dass das spaßig-ironisch gemeint ist.

  • Ich habe einen Schüler in der 9, der in allen Nicht-Deutsch-Arbeiten einfach alles klein schreibt ... er sei „so faul“. Abgesehen davon, dass ich Substantive im Deutschen gar nicht klein schreiben KÖNNTE: Welche Energie spart man beim kleinen vs. großen P??

    Ich stelle mir den Energieverbrauch auch höher vor, mir vorzunehmen jetzt alles kleinzuschreiben. Das macht doch nur an der Tastatur Sinn :rofl:


    Prima Thread!
    @Conni, ich glaube, bei dir ist es echt lustig im Unterricht. Willst du nicht zu den Großen wechseln? kann mir vorstellen, dass das dein Ding wär 8)

  • Was nicht gelesen werden kann wird nicht gewertet. Das machen die höchstens einmal, die 6 tut dann weh.
    Wenn nicht ist sowieso Hopfen und Malz verloren.


    Ich diskutiere doch nicht mit jedem Schüler herum was seine Zeichen bedeuten. Denken die etwa die können im Abitur mit den Prüfern ihre schriftliche Arbeit besprechen?

  • Manche klieren auch so oft drüber, dass man die Wahl zwischen 24 verschiedenen Zahlen hat.

    Und dann sind da noch die, die hoffen, man könne durch Drübermockeln aus einem Plus ein Minus machen. Durch Hinzufügen kriegt man doch einen Strich nicht weg.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Das heißt, dass du dir grundsätzlich erst einmal die Mühe machst, ein Wort zu entziffern, dass du auf den ersten Blick gar nicht lesen kannst, und es erst als Fehler anstreichst, wenn du es auch nach genauem Hinsehen nicht als bekanntes, deutsches Wort (bzw. Fachbegriff) erkennen kannst, oder? Denn auch in der Hinsicht scheint es unterschiedliche Herangehensweisen zu geben, bei der die eine strenger, die eine doch etwas sagen wir großzügiger ist.


    Oft sind ja bei mir die Schüler mit schlecht-lesbarer Schrift jene, die die auch eine LRS haben (diagnostiziert oder auch nicht) und oft auch leistungsschwach sind. Da ringe ich um jeden Punkt, der noch gegeben werden kann.


    Aber klar, ich merke auch, ich kann tausendmal sagen, Tabellenlinien sollen mit Lineal gezogen werden, es wird erst gemacht, wenn ich wegen Formverstößen einen Punkt abziehe.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Das heißt, dass du dir grundsätzlich erst einmal die Mühe machst, ein Wort zu entziffern, dass du auf den ersten Blick gar nicht lesen kannst, und es erst als Fehler anstreichst, wenn du es auch nach genauem Hinsehen nicht als bekanntes, deutsches Wort (bzw. Fachbegriff) erkennen kannst, oder?

    Bei mir gilt der Grundsatz, dass ich mir beim Lesen nicht mehr Mühe gebe als der Autor beim Schreiben. Wie lange braucht man, um so ein Wort aufs Papier zu bringen? Mal bei einem Wort genauer hinzukucken, ob die Buchstabenfolge im Kontext sind ergibt, mag ja OK sein, aber lange 'rumraten, wenn ganze Sätze nicht zu erkennen sind, bringt's nicht.


    Wenn ich schon sehe, dass der Kugelschreiber(!)strich ganz dünn auf dem Papier ist, weil der Schreibende seinen Text eh für so unverbindlich hält, dass er sich nicht traut, richtig aufzudrücken, lese ich da genau so flugs drüber, wie es hingekliert wurde. Den Unterschied zwischen schlechter Handschrift und "kein Bock ey" erkennt man schon.


    Die Frage nach Möglichkeiten zur Verbesserung der Handschrift stelle ich mir in der Sek II eigentlich nicht. Aber weiß weiß, was da noch kommt. Ich erkläre ja mittlerweile Gymnasialschülern die Grundrechenarten.


  • Wer sagt denn, dass der Schülern beim noch einmal lesbarer abschrieben,
    den Text nicht auch verbessert. Überprüfen kann man das ja dann nicht.
    Zudem können die meisten Schüler ihre eigenen Sachen selbst nicht mehr lesen.


    Das ist natürlich ein Argument.


    Aber man könnte doch unleserliche Klassenarbeiten wie unleserliche / liederliche Texte ohnehin hinterher noch einmal schreiben lassen. Eltern in meiner Klasse haben mir das selbst vorgeschlagen.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Das ist natürlich ein Argument.


    Aber man könnte doch unleserliche Klassenarbeiten wie unleserliche / liederliche Texte ohnehin hinterher noch einmal schreiben lassen. Eltern in meiner Klasse haben mir das selbst vorgeschlagen.

    Nö. Die Schüler wissen, dass sie lesbar schreiben sollen. Und wer nicht gerade eine motorische Behinderung hat, kann das auch zur Not mit Übung und Willen hinkriegen. Ich saue ja auch nicht an die Tafel oder unter Arbeiten. Lesbar ist es immer noch. Irgendwo ist mit "Ach X, das ist ja wieder nicht lesbar, das musst du aber noch mal abschreiben" auch Schluss. Der Großteil der Schüler, denen ich sage, dass ich ihre Schrift unter aller Sau finde, sonnt sich eher noch darin und findet es lustig.

  • Auch bei mir gilt der Grundsatz: Was ich bei allem Wohlwollen nicht lesen kann bzw. auch was inhaltlich vollkommen wirr ist, wird nicht gewertet. Daneben kommt dann nur die Bemerkung "unleserlich" oder "unklar".

Werbung