NRW: A13 nur für neu ausgebildetet Grundschullehrer?

  • Ja wie?Die Gymnasiallehrer, die schon das Referendariat an einem Gymnasium hinter sich und das 2. Staatsexamen in der Tasche haben, sollen jetzt zusätzlich ein weiteres Jahr zum Referendarsgehalt an der Grundschule weitergebildet werden, um dann, wenn sie dort auch noch einmal das 2. Staatsexamen für die Grundschule bestehen, als Beamte auf Probe eingestellt zu werden?


    Was soll der Quatsch? Wenn sie Leute suchen, sollen sie gleich zu vollen Bezügen einstellen.

    Die Ministerin sagt:
    "Die Offerte ist vor allem für die Lehrer interessant, die Deutsch, Englisch, Spanisch oder Geschichte studiert haben. Für sie gibt es am Gymnasium so gut wie keine Stellen. "Wir bieten ihnen eine positive Perspektive - nicht Arbeitslosigkeit, sondern Tätigkeit im erlernten Beruf im Grundschulbereich" [...] "Die Möglichkeit, nach den drei Jahren im Gymnasialbereich zu den dortigen Konditionen eine Verbeamtung zu bekommen, ist eine Perspektive, die sich sehr viele wünschen."



    Im Endeffekt werden damit alle Bewerber mit diesen Fächern zum Grundschul-Exkurs erpresst, oder? Mit den 3-Jahren-GS als Mittel der Konkurrenz um den Arbeitsplatz.


    Auch witzig: einerseits sagt man, dass man die Bewerber mit diesen Fächern am Gym. gar nicht brauche, ihnen Arbeitslosigkeit drohe - andererseits garantiert man ihnen so die Verbeamtung.

  • Der Einsatz als Gym-Lehrer in der Grundschule ist doch gar kein Einsatz im erlernten Bereich. Ich bin bewusst nicht Grundschullehrer geworden. Und Geschichte unterrichten kann ich in einem Bundesland, was 4-jährige Grundschule hat, dort auch nicht. Fakt ist, dass es ein völlig anderer Beruf ist. Für den zumindest ich auch wenig geeignet bin, denn ich habs ja ne Weile probiert.
    Eine unbefristete Stelle am Gym oder an einer Gesamtschule muss man mit Deutsch, Englisch, Geschichte etc. ne Weile suchen, aber befristet findet man schon einiges und früher oder später werden die zahlreichen Grundschulkinder auch älter. Letztlich will ich mich auch wirklich nicht mein restliches Berufsleben mit so kleinen Kindern rumschlagen, das ist einfach nicht mein Ding. Eher noch würde ich dann dem Schuldienst ganz den Rücken kehren, sollte ich entsprechend meiner Ausbildung und in dem Beruf, den ich gerne und einigermaßen gut mache, wirklich jahrelang nichts finden.
    Dass man sich evtl. auch komplett die beruflichen Perspektiven verbaut, wenn man in dem völlig anderen Beruf des Grundschullehrers auf einmal nur noch schlechte Beurteilungen kassiert, weil es nix für einen ist, daran sollte man auch denken.
    Außerdem ist es absoluter Schwachsinn für mich, eine "niedrigere" Ausbildung nachzuholen, wenn ich schon eine höhere hab (also wer bildet sich denn bitte weiter, damit er danach nur noch A12 statt A13 kriegt??).


    Aber ich bin ja nicht allein mit meiner Ansicht. Laut einer ehemaligen Mitreferendarin, die später fertig wurde und einiger Mitbewerber, die ich bei Vorstellungsgesprächen getroffen habe, wird an den Seminaren von dem Grundschuleinsatz nur abgeraten und keiner denkt auch nur drüber nach, sowas zu machen. Es ist befristet ein nützlicher Einblick in die schulische Entwicklung von Kindern und man kann damit verhindern, zum Amt gehen zu müssen, aber langfristig nein danke...


    Ich würde mich mehr über erleichterte Möglichkeiten freuen, ein weiteres Mangelfach dazuzulernen, wie z.B. Mathe. Da hätte ich wirklich Bock drauf. Geht aber momentan nur, wenn man auf einer Planstelle sitzt (wenn auch bis zum Abschluss berfristet) oder wenn man nochmal studiert, was dann wieder mit Berufstätigkeit nicht so leicht vereinbar ist. Also es wäre doch schön, wenn man z.B. von vornherein auch befristete Stellen oder Stellen im Angestellenverhältnis für solche Weiterbildungsmöglichkeiten öffnen würde.

    • Offizieller Beitrag


    Im Endeffekt werden damit alle Bewerber mit diesen Fächern zum Grundschul-Exkurs erpresst, oder? Mit den 3-Jahren-GS als Mittel der Konkurrenz um den Arbeitsplatz.


    Auch witzig: einerseits sagt man, dass man die Bewerber mit diesen Fächern am Gym. gar nicht brauche, ihnen Arbeitslosigkeit drohe - andererseits garantiert man ihnen so die Verbeamtung.

    Das habe ich mich auch schon gefragt: Wenn man sie nicht braucht, wo steckt man sie dann nach der Zeit, die sie "an der GS abarbeiten müssten" hin?

  • Das habe ich mich auch schon gefragt: Wenn man sie nicht braucht, wo steckt man sie dann nach der Zeit, die sie "an der GS abarbeiten müssten" hin?

    Das nennt sich Politik: Dinge versprechen, die man nicht halten kann, über Geld, das man nicht hat (oder dch hat, aber nicht sinnvoll ausgeben will), das man Leuten verspricht, die man nicht braucht, um an der Macht zu bleiben, die einem nicht zusteht, damit man Wählern, die nicht mitdenken, neue Lügen verkaufen kann, die keiner mit gesundem Menschenverstand glauben kann - aber an dessen Degeneration arbeitet die "Politik" ja schon lange, vor allem mit einem so nicht zu reparierendem Flickenteppich im Bildungssektor.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Aus Sicht der Regierung doch ein guter dynamischer Move um das akute Problem zu beheben - nicht?
    Falls man tatsächlich nicht genügend Studienplätze hat um die Reihen zu füllen, auch wenn jeder Absolvent übernommen würde, wäre ja nicht einmal das x-fache Gehalt eine Lösung.
    (Ehrenamtliche GS-Lehrer wären natürlich am besten, aber vielleicht kommt das ja noch...)


    Chronischer Lehrermangel ist kein Betriebsunfall, sondern ein Mittel und Merkmal hoher Produktivität.

  • Ich wünsche mir ja, dass sich die ausgebildeten Gymnasiallehrer nicht dahingehend erpressen lassen. Man soll es der Regierung nur nicht so einfach machen.
    Als ob in 3 Jahren der Lehrermangel in den Grundschulen plötzlich behoben ist. Da wird spekuliert, dass der ein oder andere womöglich doch in der Grundschule hängenbleibt.

  • Sich nicht erpressen lassen ist einfach gesagt. Fakt ist, dass es deutlich zu viele Gymnasiallehrer mit wenig gesuchten Fächerkombinationen gibt, da diese lange Zeit vorhandene Prognosen ignorierten und dachten, dass es sie schon nicht so hart treffen werde und mit guten Noten schon eine Stelle drin sei. Wenn du jetzt aber 30 bist, mit 2 Kindern, Ehemann und evtl. einem Haus, das abzubezahlen ist, und du dann die Entscheidung zwischen verhältnismäßig sicherer Beschäftigung an der Grundschule und prekärem Arbeitsverhältnis am Gymnasium hast - wie entscheidest du dich? Vor allem mit dem Hintergrund, dass absehbar ist, dass es auch in Zukunft nicht weniger angehende Gymnasiallehrer auf dem Markt geben wird.

  • ....warum laberst du eigentlich immer irgendwas von Ehepaaren mit Familie?
    Schon mal darüber nachgedacht, wieviele vielleicht gerade Lehrer werden, weil sie eben keine eigene Familie/Kinder wollen? Ich bin nicht der einzige Single im Lehrberuf... die "Familie", wie sie irgendwelche ewigvorgestrigen Konservartiven sich vorstellen, ist ein Hut von vorgestern. Daran haben viele Leute so gar kein Interesse mehr...

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  • Du kennst aber schon die deutschen Geburtenraten? Irgendwelche Zentralafrikaner können sich eine solche Einstellung leisten, Deutsche (genauso wie die meisten anderen mitteleuropäischen Staaten) sind jedoch nicht in der Lage, zu sagen, dass sich "die Anderen" schon darum kümmern werden (auf jedes kinderlose Paar bräuchte es ein Paar mit 4 Kindern, um dieses Defizit auszugleichen - wie viele Lehrerkollegen bzw. wie viele Schülereltern haben so viele Kinder?). Ob Lehrer in der Hinsicht Vorbilder sein sollten, hatten wir meiner Erinnerung nach bereits an anderer Stelle hinreichend diskutiert...

  • Aber es ging doch gar nicht darum ob jeder Familie haben muss, sondern darum, dass es eben auch Gymnasiallehrer gibt, welche sich eben z.B. aufgrund von Familie nicht leisten können ewig auf eine unbefristete Stelle warten zu können...
    Diese sind dann sehr wohl auf das Angebot zuerst an Grundschulen zu unterrichten mit Aussicht auf eine Gym-Stelle angewiesen.

  • Und vor allem wäre es für diese „Eltern“ eventuell eher unattraktiv, weil die Stelle danach ja theoretisch irgendwo sein könnte. Und da wird man bestimmt eher wohin kommen wo es noch offene Stellen gibt, also niemand hin will. Das könnte mit Wegzeiten zum Kindergarten morgens sehr schwierig gestalten.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Und vor allem wäre es für diese „Eltern“ eventuell eher unattraktiv, weil die Stelle danach ja theoretisch irgendwo sein könnte. Und da wird man bestimmt eher wohin kommen wo es noch offene Stellen gibt, also niemand hin will. Das könnte mit Wegzeiten zum Kindergarten morgens sehr schwierig gestalten.

    Besser schwierig gestalten, als die Familie gar nicht ernähren zu können. Und dann gibt es ja meist auch noch ein 2. Elternteil, was evtl. auch Abholen und/oder Bringen kann, aber evtl. nicht alle Ernähren.

  • Und vor allem wäre es für diese „Eltern“ eventuell eher unattraktiv, weil die Stelle danach ja theoretisch irgendwo sein könnte. Und da wird man bestimmt eher wohin kommen wo es noch offene Stellen gibt, also niemand hin will. Das könnte mit Wegzeiten zum Kindergarten morgens sehr schwierig gestalten.

    Dann gäbe es aber bestimmt die Möglichkeit, dass sie an der Grundschule bleiben und auf ihre Gym-Planstelle verzichten. :pfeifen:

    Gerade in Elternzeit, deshalb fast nur stille Mitleserin :essen:

  • Mir ging es ja nur darum aufzuzeigen, dass das Angebot bestimmt nicht von allen „Eltern“ angenommen wird, damit sie ihre Familie ernähren können und die Kinderlosen sich was anderes suchen, weil sie nicht müssen und es da schon ein bisschen komplizierter ist wer was warum (nicht) macht.


    Btw wenn der Partner Schichtdienst hat, beruflich viel reist oder einen früheren Dienstbeginn kann der halt auch nicht die Kinder wegbringen.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Und dann gibt es ja meist auch noch ein 2. Elternteil, was evtl. auch Abholen und/oder Bringen kann, aber evtl. nicht alle Ernähren.

    Moin,


    schon einmal daran gedacht, daß der 2. Elternteil auch arbeitet? Ich finde das jedenfalls immer so lustig, wenn mir meine Kollegen erzählen, daß ich doch gefälligst zur Schule hin umziehen soll, auf das der Arbeitsweg kürzer wird. Ok, ich bin Single und könnte das, will es aber nicht, weil ich in meiner Freizeit keinen Schüler sehen will. Aber wäre ich in einer Beziehung würde es doch überhaupt nichts bringen, wenn ich der Schule hinterher ziehe, auf das der andere Teil dann umso weiter zur Arbeit fahren muß.


    Leider herrscht in unserem Kollegium bei dem Gedanken an "Familie" noch das klassische Hausfrauenmodell vor. Das Modell hat schon in der Generation meiner Eltern und sogar meiner Großeltern nicht funktioniert, aber im Pütt scheint das heute noch normal zu sein. Bei meinen Großeltern war es ganz extrem. Opa Lokführer (damals noch verbeamtet) mit Residenzpflicht am Einsatzort und Oma Hebamme mit Residenzpflicht am Einsatzort und das waren zwei unterschiedliche Orte. Was meint ihr, wie da der Amtsschimmel am Wiehern war. :ohh:

  • Moin,
    schon einmal daran gedacht, daß der 2. Elternteil auch arbeitet? Ich finde das jedenfalls immer so lustig, wenn mir meine Kollegen erzählen, daß ich doch gefälligst zur Schule hin umziehen soll, auf das der Arbeitsweg kürzer wird. Ok, ich bin Single und könnte das, will es aber nicht, weil ich in meiner Freizeit keinen Schüler sehen will. Aber wäre ich in einer Beziehung würde es doch überhaupt nichts bringen, wenn ich der Schule hinterher ziehe, auf das der andere Teil dann umso weiter zur Arbeit fahren muß.


    Leider herrscht in unserem Kollegium bei dem Gedanken an "Familie" noch das klassische Hausfrauenmodell vor. Das Modell hat schon in der Generation meiner Eltern und sogar meiner Großeltern nicht funktioniert, aber im Pütt scheint das heute noch normal zu sein. Bei meinen Großeltern war es ganz extrem. Opa Lokführer (damals noch verbeamtet) mit Residenzpflicht am Einsatzort und Oma Hebamme mit Residenzpflicht am Einsatzort und das waren zwei unterschiedliche Orte. Was meint ihr, wie da der Amtsschimmel am Wiehern war. :ohh:

    Na klar habe ich daran gedacht, dass das 2. Elternteil auch arbeitet, sonst hätte ich ja geschrieben, dass das 2. Elternteil zu Hause ist und doch eh diese Dinge übernehmen kann. Aber bei vielen Familien wo zwei Eltern arbeiten funktioniert das recht gut, dass man sich Bringen/Abholen aufteilt, so dass jeder seine beruflichen Verpflichtungen erfüllen kann.
    Zumal ja auch bei einer Gymnasialstelle, die man gleich bekommt das Problem auftauchen kann und auch an der Grundschule das besteht.


    Es besteht eben immer, wenn die Eltern arbeiten, dass man das alles aufeinander abstimmen muss ;)

  • Zum Arbeitsmarkt:


    Für Vorbereitungsklassen werden (z.B. in Stuttgart) inzwischen auch Personen ohne 2. Examen und Ehrenamtliche als Lehrer eingesetzt. (Lief damals über die heutige Vorsitzende der KMK)

  • Ob Lehrer in der Hinsicht Vorbilder sein sollten, ...

    Lehrer müssen in ihrem Privatleben für nichts und niemanden Vorbilder sein. Warum auch? Es ist letztendlich ein Beruf wie jeder andere und keine "Berufung". Jeder, der fordert, dass Lehrer für irgendetwas "Vorbilder" sein sollen, will damit meisten von anderen Problemen ablenken, die er oder sie nicht in der Lage zu lösen ist. "Lehrer als Vorbilder" klingt wieder wie die Suche nach dem Sündenbock, wenn irgendetwas schief läuft, denn dann war der Lehrer oder die Lehrerin halt nicht Vorbild genug...


    Gruß !

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