FOCUS: Mit strengen Regeln zum Erfolg

  • Ich hab vor den Weihnachtsferien die letzten Schüler um 7:00h in der Schule gehabt, allerdings haben die da Mathe und Englisch nachgearbeitet, weil sie im Unterricht zu oft Blödsinn gemacht haben. Putzen muss im letzten Schuljahr gewesen sein, die letzte Nacharbeit für wiederholte Verspätungen (dabei ging es allerdings um wiederholtes "ich wollte nur noch kurz am Kiosk was kaufen" in Klasse 8 nach den Pausen) war irgendwann dieses Schuljahr, ist aber schon länger her. Ich muss allerdings zugeben, dass die Mehrzahl meiner momentanen Schüler und auch Eltern relativ pflegeleicht sind und fast alle Eltern an ihren Kindern Interesse haben. Ohne Unterstützung aus dem Elternhaus kannst du ein Kind auch fünfmal nacharbeiten lassen, wenn dann zuhause nur kommt "ist doch nicht so schlimm gewesen", ist das wenig hilfreich.

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • ...Wo die sich gf häufen ist aber seitens Elternhaus keine Unterstützung zu erwarten, eher im Gegenteil, von daher könntest du bei solchen Schülern davon ausgehen, alleine zu warten, weil keiner zu so einer Aktion auftauchen würde...

    Das erlebe ich anders. Wenn der SL mitspielt. Es braucht diese Autorität bei manchen Familien. Sie sind es gewohnt, dass sich der physisch Stärkere durchsetzt. Es braucht also einen Obergorilla, der in Schranken weist. Da sich die wenigsten Schulleiter mit Runentattoo auf Stiernacken nebst Kampfhundkumpel Respekt verschaffen dürften funktioniert das auch durch bloße Autorität der Schulleitung, die sie durch ihre Person, ihr Amt und ihre Maßnahmen hat. Aber das Kollegium muss halt zusammenhalten.


    (Die allerwenigsten Eltern wollen ernsthaft, dass ihr Kind zu Hause bleiben muss oder gar von der Schule fliegt. So seltsam sie sich auch sonst Gebärden mögen, um ihre Kinder „zu verteidigen“).


  • Ich finde, in den Schulen geht es heutzutage viel zu lasch zu und das gehört zu den Gründen, warum die Kinder immer weniger lernen. Es fehlt die Balance zwischen "zu streng" und "zu lasch".


    Wenn man nur jede Stunde 5 Minuten für Unterrichtsstörungen verbraucht (manchmal ist es sehr viel mehr; manchmal weniger und sowieso ist es bei jedem anders), verliert man im ganzen Schuljahr rund 1 Monat Unterrichtszeit !!! Was könnte also alles mehr gelernt und geübt werden, wenn wir diesen Monat nicht mit Störungen verplempern müssten - aber dass es immer störungsfrei zugeht, wäre natürlich auch unrealistisch. Wir haben ja mit Menschen zu tun und nicht mit Robotern.


    Ich bin für klare Konsequenzen, aber dafür brauchen wir Rechtssicherheit, also entsprechende Gesetze und Verordnungen. (Dafür ist die Politik zuständig.)


    Letzte Woche habe ich eine unruhige Klasse am Unterrichtsende nicht einpacken und gehen lassen, bevor sie ruhig geworden ist und ich habe gesagt, für jede neue Störung bleiben wir eine Minute länger. Dann habe ich mich an den Musiklehrer-Fall erinnert (Freiheitsberaubung) und das doch nicht so ganz durchgezogen, also bis Stundenende ja, aber nicht darüber hinaus. Ich weiß, dass der Musiklehrer in 2. Instanz freigesprochen wurde, aber wer weiß, wie das in meinem Bundesland und in meinem Falle ausginge und den ganzen Medienstress würde ich nicht wollen.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • ...
    An unserer Schule haben wir auch schon vorgeschlagen, verspäteten Schülern den Unterricht zu verweigern. Aber unsere Schulleitung sagt, dass Schüler ein Recht auf Unterricht haben, egal wann sie kommen.
    ...


    Wenn man ein Recht auf Unterricht hat, egal, wann man kommt, hat man dann auch ein Recht darauf, zu gehen, wann man will? Kann man also die Nutzung dieses Rechts auf Unterricht dann annehmen, wann man möchte und dann ablehnen, wann man möchte? Das geht doch auch nicht.


    Kommen, wann man will, aber bleiben müssen, bis die Stunde zu Ende ist ? Das hinkt doch irgendwie.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Wenn man ein Recht auf Unterricht hat

    Da wüsste ich doch gerne mal, wo dieses Recht kodifiziert sein soll. Außerdem gibt es auch immer die Möglichkeit, Rechte zu verwirken. Es gibt durchaus vertretbare Gründe, Schüler vom Unterricht auszuschließen. Z.B. wenn sie stören.


    Beim Zuspätkommen dürfte es auf eine Abwägung der Verhältnismäßigkeit herauslaufen. Ist die Störung durch die Verspätung so groß, dass sie den Ausschluss vom Unterricht rechtfertigt?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Ich meine so "laienhaft juristisch", dass das Recht auf Unterricht ein Recht auf den "vollständigen Unterricht" ist und nicht auf einen beliebigen Teil davon. Wann der stattfindet, geht aus den schulischen Interna hervor. Es bedeutet nicht, dass man davon Teile in Anspruch nehmen kann und auf andere Teile verzichten kann, wie man möchte. (Das bedarf ja immer einer "Erlaubnis", sei es von den Lehrern, sei es vom Arzt ..., aber nicht eben mal so aus eigenem Gutdünken oder eigener Nachlässigkeit.) Es ist ja auch nicht nur ein Recht, es ist ja auch eine Pflicht !!! Ich würde also sagen, wenn jemand zu spät kommt, hat er selbst auf den "vollständigen Unterricht" verzichtet, also auf sein Recht selbst verzichtet, da dieses kein "anteiliges Recht auf Unterricht" ist, sondern nur ein "ganzes". (Ihr versteht, was ich meine?) :-)


    Vielleicht gibt es schon ein Gerichtsurteil dazu?


    Ansonsten müsste halt mal jemand dazu klagen, damit ein Gericht dazu etwas entscheiden kann.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Ich bin für klare Konsequenzen, aber dafür brauchen wir Rechtssicherheit, also entsprechende Gesetze und Verordnungen. (Dafür ist die Politik zuständig.)


    Letzte Woche habe ich eine unruhige Klasse am Unterrichtsende nicht einpacken und gehen lassen, bevor sie ruhig geworden ist und ich habe gesagt, für jede neue Störung bleiben wir eine Minute länger. Dann habe ich mich an den Musiklehrer-Fall erinnert (Freiheitsberaubung) und das doch nicht so ganz durchgezogen, also bis Stundenende ja, aber nicht darüber hinaus. Ich weiß, dass der Musiklehrer in 2. Instanz freigesprochen wurde, aber wer weiß, wie das in meinem Bundesland und in meinem Falle ausginge und den ganzen Medienstress würde ich nicht wollen.


    Wenn man ein Recht auf Unterricht hat, egal, wann man kommt, hat man dann auch ein Recht darauf, zu gehen, wann man will? Kann man also die Nutzung dieses Rechts auf Unterricht dann annehmen, wann man möchte und dann ablehnen, wann man möchte? Das geht doch auch nicht.


    Kommen, wann man will, aber bleiben müssen, bis die Stunde zu Ende ist ? Das hinkt doch irgendwie.


    ...und wieder trifft sich die Inkonsequenz in einem Kölner Stadtteil...


    :teufel:


    oder - mal poetisch angedacht:


    Es brennt, es brennt,
    die Feuerwehr die rennt,
    so'n Depp läuft noch die Teppe ruff,
    und schütt' noch wat Petroleum druff...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • @sofawolf: Mein ehemaliger Geschichts- und Relilehrer meinte mal zu uns (Gymnasium, 7. und 8. Klasse wohlgemerkt ;) ), dass wir alles grundsätzlich dürfen - wir müssen nur mit den Konsequenzen leben. Bei den Kleinen oder einer Hauptschulklasse im Brennpunkt kann diese vermeintliche Freiheit die Schüler regelrecht überfordern, aber wenn erkennbar ist, dass wenigstens ein bisschen Vernunft bei den Schülern vorhanden ist, werden sie diese Aussage nicht unnötig strapazieren - weil sie wissen, dass es sich an irgendeiner Stelle rächen wird. Ich glaube, es hat damals keiner wirklich herausgefordert, aber jemand, der die Schule halbwegs ernst nimmt, hat auch keinen Bock darauf, für irgendeinen Schmarn eine Mitarbeits-6 zu bekommen. Aufregen sollte man sich als Lehrer aber deswegen nicht, schließlich ist man selbst am längeren Hebel - nicht der Schüler.
    Grundsätzlich würde ich dir Recht geben, dass der rechtliche Handlungsrahmen für Lehrer eindeutiger und praxisorientierter sein soll, um letztendlich auch konsequenter, transparenter und erfolgsversprechender auf abweichendes Verhalten reagieren zu können.

  • Lieber Lehramtsstudent


    Ich denke, Du hast einfach keine Ahnung, wie Dein vermeintlich ach so cooler Gesichtslehrer hintenrum eben doch den Daumen drauf hatte. Das schreibe ich Dir als jemand, der selbst gerne "konspirative" Vereinbarungen mit den Schülern trifft. Natürlich *erscheint* das den Schülern jeweils nur konspirativ, hintenrum und heimlich bin ich natürlich doch jederzeit abgesichert weil ich mich mit erfahrenen Kollegen und dem Klassenlehrer der jeweiligen Klasse abgesprochen habe. So kann ich dann auch jederzeit abfragen, ob die Klasse wirklich konspirativ die Klappe hält und mich nicht doch "verpetzt". Sollte letzteres eintreten, war's das natürlich mit den konspirativen Vereinbarungen.



    Aufregen sollte man sich als Lehrer aber deswegen nicht, schließlich ist man selbst am längeren Hebel - nicht der Schüler.

    :rofl: Das denkst Du Dir so. Und dann fängst Du mal an, an einer Schule zu arbeiten, an der der Schulleiter keine Lust auf Konflikte mit Schülern und Eltern hat. Viel Spass.

  • ...


    Grundsätzlich würde ich dir Recht geben, dass der rechtliche Handlungsrahmen für Lehrer eindeutiger und praxisorientierter sein soll, um letztendlich auch konsequenter, transparenter und erfolgsversprechender auf abweichendes Verhalten reagieren zu können.


    Du sagst es !

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Zum Thema "Verspätung": Zweifelsfrei sollte man üblicherweise pünktlich, wenn nicht gar ein paar Minuten früher im Unterricht erscheinen. Ich weiß allerdings aus meiner eigenen Erfahrung (weniger in der Grundschule, aber der späten Sek I bzw. Sek II), dass ich doch ab und an mal ein paar Minuten zu spät kam :rotwerd: . Aber auch dann hatte ich so gut wie immer meine Hausaufgaben, habe mich im Unterricht benommen und mich rege beteiligt. Deswegen frage ich mich: Bestraft man mit so einer Zuschließaktion nicht eher die Falschen?


    Man "bestraft" für das Zuspätkommen die Zuspätkommer.


    Für die nicht gemachten Hausaufgaben "bestraft" man die Hausaufgabennichtmacher.


    Und für Störungen "bestraft" man die Störenfriede.


    Ich wäre nicht dafür, das eine gegen das andere aufzurechnen, nach dem Motto: Wer immer pünktlich ist, darf auch 3mal keine Hausaufgaben machen. Oder umgekehrt. :-)

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Krabappel:
    Der Schulleiter ist dann nicht wirklich das "einzige Problem". Aufgabe des Schulleiters ist es dann, rechtlich machbare Lösungen zu finden aber auch zu verhindern, dass sich die Lehrer mit rechtlich nicht haltbaren Lösungen in die Nesseln setzen.


    Kl.gr.Frosch


    Genau so ist unser Schulleiter und genießt hohes Ansehen bei uns.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

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