Ideen für den Sachunterricht in Klasse 2 gesucht - große Lerngruppe, viele Kinder mit DaZ-Hintergrund

  • Hallo,
    ich gebe als Referendar 2x45Min/Woche Sachunterricht in einer zweiten Klasse mit 29 Kindern, von denen viele Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben haben. Hinzu kommt, dass einige sozial schwache Kinder dabei sind und die Räumlichkeiten sehr beschränkt sind. Sitzkreise und Gruppenarbeiten werden auch von den anderen Lehrkräften der Klasse daher grundsätzlich nicht durchgeführt. Ich bin auf der Suche nach Themen, die mit dieser Lerngruppe durchführbar sind und vor allem auch handlungsorientierte Aspekte mit einbeziehen. Am Ende einer Einheit sollte ja im Sachunterricht stets in irgendeiner Form ein Produkt stehen, aber mit dieser Klasse tue ich mich da sehr schwer. Nun steht bald ein Unterrichtsbesuch der Studienleitung an.


    Wirklich guten Erfolg hatte ich bisher lediglich mit dem Thema Wasser. Da haben wir zum Abschluss der Einheit mit Korken, Zahnstochern und Papier kleine Segelboote gebaut. Das hat für die Klasse optimal gepasst, da jedes Kind für sich alleine und somit nach eigenem Tempo arbeiten konnte. Die Schiffchen wurden eben unterschiedlich groß, konnten am Ende aber alle schwimmen. Das Klima in der Klasse war super, da kein Kind überfordert war, in Einzelarbeit in einer angemessenen Lautstärke gearbeitet werden konnte und dennoch alle Kinder handelnd beschäftigt waren.


    Zuletzt hatten wir das Thema Igel und Winterschlaf. Ich überlege momentan, das Thema auf die Aspekte Winterruhe, Winterstarre und Zugvögel zu erweitern und zum Abschluss Meisenknödel herzustellen. Ich habe dabei aber die Befürchtung, dass das innerhalb von 45 Minuten nicht mit dieser Gruppe machbar ist. Auch sind die meisten Materialien zum Thema mit viel Lesen und Schreiben verbunden, was bei einigen Kindern leider einfach gar nicht klappt.


    Ich würde mich über Ideen und Anregungen sehr freuen, vielleicht hat auch jemand schon einmal Meisenknödel mit einer Klasse hergestellt und kann erzählen, ob das in einer Schulstunde gut machbar ist? Ich suche vor allem Themen, die zum Winter passen, freue mich aber genauso über andere Vorschläge.
    Danke schon einmal!

  • Melde dich bei pinterest an und gib dort Suchbegriffe auf Englisch ein. (Amerikanische LehrerInnen basteln wohl häufiger/schöner oder veröffentlichen lieber ihren Unterrichtskram...) Dort gibt es immer schöne Grundschulideen!


    Lernziel dabei nicht aus den Augen verlieren ;)


    Und viel Erfolg mit deiner "knackigen" Truppe :top:

  • Einheimische Vögel am Futterhäuschen, also Standvögel. Zugvögel und Meisenknödel passt ja nicht so zusammen. Und die Zugvögel in einer anderen Stunde. Zugvögel sind aber auch Kl. 3/4. Kommt auf den Anspruch an.

  • Ich habe mit einer ähnlich durchmixten Klasse 2 im letzten Jahr das Thema “Wetter“ behandelt und wir haben verschiedene Geräte gebastelt, um das Wetter zu beobachten: einen Windmesser zum Beispiel und einen Niederschlagsmesser.
    Den Wasserkreislauf haben wir mithilfe eines Bewegungsspiels nachvollzogen.



    Außerdem war das Thema Berufe da sehr beliebt. Ich habe Eltern eingeladen und die Kinder die Erwachsenen zu ihrem Beruf interviewen lassen. Am Ende stand ein Berufe-Portfolio.

  • Danke für den Tipp mit Pinterest. Dort habe ich Igel aus Holz und Nägeln gesehen - ich werde morgen schauen, ob unser Werkraum genügend Hämmer und Sägen hat. Da der HWS-Unterricht ja auch den Umgang mit Werkzeugen mit einbeziehen soll, wäre das eine Möglichkeit. Allerdings befürchte ich, dass 29 Hämmer / Sägen gleichzeitig für viel Chaos und Verletzungen sorgen könnten...
    Ansonsten finde ich auf Pinterest viele Bastelideen, die zwar super aussehen, aber eher in den Kunstunterricht gehören.


    @lamaison2 Die Überleitung von Zugvögeln zu Standvögeln ist ja kein Problem. Bei Meisenknödeln habe ich eher Bedenken, da dazu Talg erhitzt werden muss und ich dann vorne mit einem großen Kochtopf herumhantiere, die Kinder aber wenig selbst tun können. Ich habe schon daran gedacht, stattdessen ganz einfache Futterbehälter zum Aufhängen bauen zu lassen, die die Kinder dann mit lockeren Samen und Nüssen füllen können. Leider hat man dann das Problem, dass so aufbewahrtes Futter leicht nass und schimmelig wird.


    @SchmidtsKatze Die Ideen gefallen mir gut, das schaue ich mir gleich genauer an. Danke! Kannst du noch erklären, wie das Bewegungsspiel abläuft?

  • Ich finde deinen Ehrgeiz klasse aber Sachunterricht mit 29 Kindern, die sich weder benehmen noch lesen können? ich würde weder Werkzeug noch heißes Fett verwenden!


    Ich dachte eher an sowas, wie Schuhkarton-Landschaft basteln. Collage gestalten mit Tieren und wie/wo sie überwintern plus Watteschnee. Spuren-im-Schnee-Memory... bissl was Realistisches :_o_)

  • Stehen Brücken und Türme in Schleswig-Holstein im Lehrplan? ;)
    Da wäre ein handlungsorientierter Sachunterricht mit einem Endprodukt ganz gut umsetzbar, könnte ich mir vorstellen.

  • @Krabappel Ja, du hast Recht. Allerdings muss eben wenn die Studienleitung kommt etwas geboten werden. Eine Schuhkartonlandschaft zum Igel könnte aber gut passen. So können die Kinder das Wissen, das sie sich zuletzt angeeignet haben nochmal in anderer Form darstellen. Sehr einfach stelle ich mir das aber auch nicht vor, mal davon abgesehen, dass ich sicher 7-10 Kartons selbst organisieren müsste. Würdest du den Inhalt aus Tonpapier herstellen lassen? Vielleicht könnte man Kartons zu jeder Jahreszeit herstellen, wenn ich entsprechende Vordrucke zum Ausschneiden vorbereite. Also ein Sommerkarton (Igelweibchen mit Igelbabys), Herbstkarton (Igel beim Nestbau), Winterkarton (Winterschlaf im Nest) und Frühlingskarton (Igel auf der Jagd nach Schnecken und Käfern).
    Edit: Das habe ich auf Pinterest gefunden: https://www.pinterest.de/pin/10555380349058891/ Sowas könnte vielleicht die Kartons ersetzen und könnte leichter zu handhaben sein.


    @tibo Ja, das ist erlaubt und klappt auch toll! ;-) Ich habe Brücken aus Papier nur leider beim Seminarbesuch schon gezeigt. Zwar war das mit einer dritten Klasse, aber trotzdem möchte die Studienleitung das gleiche Thema wahrscheinlich nicht zweimal sehen.

  • Zu deinen Ideen folgende Kommentare:


    Mach keine "Meisenknödel", sondern "Futtzerzapfen". Das Prinzip ist ein ähnliches, aber du formst eben keine Fettbälle, sondern Körner werden mit (etwas) Talg gemischt, der (erwärmt, aber nicht kochend heiß, eben gerade etwas flüssig) diese Körner in den Zwischenräumen verschiedener gesammelter Zapfen (Tanne, Fichte usw) bringt und dann nachher festklebt.


    Die Idee mit den Guckkartons klingt auch kreativ - da du schreibst, die Kinder basteln recht gerne (siehe Schiffchen) - vielleicht mögen sie die Bestandteile für solche Kartons modellieren?


    Und da du erwähnst, viele DaZ-Schüler zu haben - vielleicht das Thema "Zugvögel / Standvögel" für etwas Vokabular nutzen - wie heißen diese Vögel in der Muttersprache deiner Schüler? Schadet doch nicht, wenn die deutschen Kinder das nebenbei auch noch lernen... als Ziel dann vllt eine Collage mit den entsprechenden Tieren, die mehrsprachlich beschriftet wird?

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
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  • Mit 29 hibbeligen Kindern in einer Vorführstunde was zu basteln ist auch irgendwie gewagt. Du könntest auch das Thema umdrehen. In der Stunde vorher überlegen, wie man den Vögeln über den Winter hift und das Meisenfutter in Silikonförmchen gießen oder in Donatsförmchen, möglichst aus Silikon. Das habe ich schon mal mit einer Klasse gemacht und das kann man auch gut rauslösen.


    Du kannst auch noch weiteres Futter besprechen, das man kaufen kann bzw. was man nicht füttern soll, weil es die Vögel krank macht.


    In der Vorführstunde stellst du die Frage: Wer kommt da eigentlich zum Futterhäuschen? Stellst ein Futterhaus in die Mitte und irgendwelche laminierten Vogelbilder oder Modelle, wenn du die hast und sie sollen rausfinden, wie die Vögel heißen. Ein paar gute Leser gibt es sicher auch, die dann eine kurze Besschreibung vorlesen könnten usw.....AB zur Sicherung der Namen, beschriften, richtig anmalen, Spiel zur Festigung: Mein Vogel hat einen gelben Schnabel usw... Am besten am Ende das Häuschen draußen aufstellen, evtl. in Sichtnähe und einen Teil des Futters. Das andere wird zum Nachfüllen aufgehoben oder an Bäume gehängt.


    Es gibt ja Weichfresser und Körnerfresser. Anhand der Schnabelform erkennt man, welcher Vogel welches Futter frisst.

    Einmal editiert, zuletzt von lamaison2 ()

  • @lamaison2 Danke für die schönen Ideen!


    Ich habe mich entschieden, Igeldioramas zu den Jahreszeiten zu erstellen, da die Kinder so nochmal gut zeigen können, was sie bisher gelernt haben. Der Studienleitung wird's hoffentlich gefallen. Anschließend werde ich mit dem Futterhaus weitermachen, der Vorschlag gefällt mir echt gut.


    Vielen Dank an alle für den input!

  • ...
    Der Studienleitung wird's hoffentlich gefallen....

    denk aber daran, dass Studienleitungen vor allem Unterrichtsreihen, Lernziele und deren Erreichen gefallen.

  • da die Kinder so nochmal gut zeigen können, was sie bisher gelernt haben.

    Da habe ich spontan auch genau das hier gedacht:

    denk aber daran, dass Studienleitungen vor allem Unterrichtsreihen, Lernziele und deren Erreichen gefallen.

    Grundsätzlich finde ich die Idee mit dem Igeljahr im Triorama sehr schön, aber überlege dir wirklich gut worin in der gezeigten Stunde der Lernzuwachs besteht. Gerade bei Unterrichtsbesuchen ist eine Planung vom Unterrichtsziel aus immer das Ah und Oh!
    Im Alltag kannst du durchaus auch mal eine Stunde "nur" zur Vertiefung/Sicherung/Präsentation von Gelerntem machen, aber im Unterrichtsbesuch reicht das meiner Erfahrung nach nicht aus.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Da ich hier so viele Tipps bekommen haben, wollte ich auch noch eine Rückmeldung da lassen. Die Stunde ist sehr gut gelaufen, die Kinder haben sehr motiviert gearbeitet und schöne Ergebnisse erzielt. Wir haben am Tag zuvor einige Naturmaterialien gesammelt (Zweige, Blätter, Steinchen, Sand), die ich dann getrocknet und in der Besuchsstunde bereitgestellt habe (nur Sand/Erde wurde nicht rechtzeitig trocken, habe ich durch Vogelsand ersetzt). Jedem Gruppentisch habe ich eine Jahreszeit zugeordnet und ein vorbereitetes Triorama zur Orientierung hingestellt. Die Trioramas haben wir gemeinsam gefaltet, geschnitten und geklebt. Dann habe ich Knetkugeln und Zahnstocher verteilen lassen, die sehr süße Knetigel ergaben. Dann konnten die Kinder ein zur Jahreszeit passendes Hintergrundbild malen und einkleben oder direkt mit den Naturmaterialien beginnen. Zum Abschluss haben wir einen Museumsrundgang veranstaltet.


    Die Kinder haben sich dabei nochmal mit der Körperform des Igels auseinandergesetzt, was vor allem für die lernschwachen SuS viel gebracht hat. Außerdem mussten sie sich genau überlegen, wie sie den Igel zu ihrer Jahreszeit darstellen können (im Winter wurde er mit Blättern zugedeckt, im Sommer wurden zusätzliche kleine Igelbabys geknetet usw.).


    Falls Interesse besteht kann ich Bilder reinstellen, sobald die Trioramas fertig sind. Das AB für die Hintergrundbilder habe ich angehängt (ohne Bilder wg. Copyright), falls jemand mal was ähnliches basteln möchte. Die Abmessungen stimmen für ein Triorama aus einem DIN A4-Blatt überein.


    Nochmal vielen Dank an alle, die sich hier beteiligt haben! :-)

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