Fächerkombination

  • Hallo! Ich bin mir mittlerweile ziemlich sicher auf Lehramt zu studieren, ich gehe in die 8. Klasse eines Gymnasiums, also mache ich dieses Jahr die Matura. Ich wohne in Österreich, also ja Matura und nicht Abitur und in Deutschland ist ja auch die 8. Klasse die 12. Klasse, oder? Jedenfalls bin ich 18 und mache dieses Jahr die Reifeprüfung. In Österreich kann man ja jedes Fach miteinander kombinieren, sogar Sport und Reli oder soalso wirklich alles! Allerdings bin ich komplett unsicher was ich denn jetzt eigentlich für eine Kombi machen möchte. Meine Matura mach in klarerweise in Deutsch, Mathe und Englisch und meine Wahlfächer sind Biologie, Geschichte&Sozialkunde und Psychologie&Philosophie.
    Fächer die ich mir vorstellen könnte, wären
    1. Deutsch (ich liebe Deutsch, also das Aufsätze schreiben und auch korrigieren. Allerdings hasse ich lesen und von der Grammatik bin ich auch nicht so ein großer Fan. Trotzdem habe ich in Deutsch bis jetzt immer einen Notendurchschnitt von 1,1 gehabt!)
    2. Biologie (der menschliche und tierische Körper und die Zellen interessieren mich wirklich brennend, leider bin ich nicht so der Freund von der Botanik!)
    3. Psychologie&Philosophie (da gibt es eigentlich nichts was ich nicht mag. Finde ich sehr interessant und toll, wird aber nicht an jeder Schule gelehrt)
    4. Latein (mag ich sehr gerne und beherrsche ich auch ziemlich gut. Wird aber ebenfalls nicht an jeder Schule unterrichtet)
    5. Geschichte&Sozialkunde (finde ich sehr spannend und cool. Kann mir aber sehr schwer Jahreszahlen merken und auch Themen wie Induatrialisierung und Imperialismus mag ich leider auch nicht so gerne)
    6. Religion (Also Reli finde ich in Allgemeinen ziemlich toll und stelle mir es auch cool vor zu unterrichten, kann mir aber rein gar nichts unter dem Studium vorstellen!)
    7. Volksschullehramt (ich liebe kleine Kinder und finde den Gedanken eine Klasse wirklich 4 Jahre lang zu begleiten sehr schön. Ich bin ander völlig unbegabt im zeichnen, basteln, musizieren!)


    Könnte ich trotz des wenigem Lesens und der Desinteressiere an Grammatik Deutsch studieren? Trotzdem Biologie machen ohne die Botanik zu mögen? Geschichte und Sozialkunde schaffen, obwohl ich mir nichts so gut Zahlen merken kann? Hab ich mit meiner Fächer hier überhaupt Aussichten auf eine Stelle? Welche Fächer würdet ihr an meiner Stelle kombinieren oder doch VS-Lehramt machen? Hat jemand Erfahrung mit dem Religionsstudium?
    Meine allerwichtigste Frage wäre aber, welche Fächerkombination ihr mir empfehlen würdet!


    Danke schon mal für eure Hilfe! Lg Princess of Love :rofl:

  • Da du dir noch recht unsicher bist: Du hast dich aber auch bereits mit Berufen außerhalb des Lehrbereichs beschäftigt, oder? Denn auch da gibt es interessante und aussichtsreiche Berufsmöglichkeiten, die man als Abiturient nicht so kennt. Mache dir auch wirklich klar, ob es unbedingt ein Studium sein muss - es ist theoretisch, viel Stoff, wissenschaftliches Arbeiten noch und nöcher und du verzichtest jahrelang auf Geld.


    Ich vermute mal, dass es auch in Österreich nicht anders aussieht als in Deutschland zwecks Lehrerbedarf. Hier ist es so, dass gefühlt Hinz und Kunz 2 Fächer aus dem Kanon Deutsch, Geschichte, Politik, Ethik und Erdkunde - und bitte schön für das Gymnasium - studieren, weswegen man das Studium 10 Jahre lang aussetzen könnte und dennoch noch genug Interessenten für entsprechende Lehrerstellen hätte. Gesucht sind Lehrer für den MINT-Bereich (außer Biologie) und ästhetische Fächer. An Schulformen klassischerweise Förder- und Berufsschule, aktuell mal wieder auch Grundschule. Kommt da irgendwas für dich infrage?


    Zu deinem Einwand zu Deutsch: Im Germanistikstudium hast du klassischerweise 3 Teilbereiche - Didaktik (noch einmal aufgeteilt in Literatur- und Sprachdidaktik), Literatur (je nach Uni aufgeteilt in ältere und neuere deutsche Literatur) und Sprache. Im Sprachteil wirst du sehr viel Grammatik, und zwar auf höherem Niveau als in der Schule, machen, und im Literaturteil wirst du sehr viel lesen müssen (je nach Kurs gerne mal bis zu 5 Bücher pro Semester). Und selbst später in der Schule musst du natürlich Grammatik (und entsprechend fit im Grammatikwissen sein) und Literatur (was nicht nur von deinen Schülern, sondern auch von dir erfordert, dass du die literarischen Werke vorab gelesen haben solltest) unterrichten können und wollen. Natürlich muss man irgendwo immer einen Kompromiss machen; je größer der Kompromiss, desto eher sollte man fragen, ob man sich mit der Entscheidung wirklich wohl fühlt.


    Welche Fächerkombination wir dir empfehlen würden? Am besten X-Technik + Mathematik für die Berufsschule - kommt aber wahrscheinlich weniger infrage, oder?

  • Danke für deine Antwort. Ja, ich hab auch schon andere Berufe gedacht, beziehungsweise Studiengänge, zum Beispiel Diätologie, Gesundheitsmanagement und Philosophie. Aber in Diätologie werden pro Jahr nur 15 (!) Studienteilnehmer zugelassen und da hab ich ziemlich Angst nicht zugelassen zu werden. Bei dem Studium Gesundheitsmanagment sehen die Berufsaussichten nicht so prickelnd aus, da es einen extremen Hype in den letzten 2-3 Jahren gab und alles überfüllt ist. Tja und Philosophie wird sowieso immer als „brotloses“ Studium dargestellt! Ja, ich möchte unbedingt studieren um diese Erfahrung machen zu dürfen, und auch um meiner Familie zu beweisen, dass ich es schaffe. In meiner Family gibt es keinen einzigen Akademiker und ich würde das gerne ändern. Leider interessieren mich auch kaum Lehrberufe, bei denen ich so verdiene um mir später ein Haus leisten kann und meinen zukünftigen Kindern ein gutes Leben bieten kann!


    Dankeschön für deinen ausführlichen Beitrag über das Germanistikstudium, das kann ich jetzt gleich mal ausschließen! Ja, das ist mir eindeutig zu viel des Guten, Literatur in Form von Lyrik und Gedichten mag ich ja ganz gerne, aber Bücher :uebel:
    Mathematik finde ich eigentlich sehr spannend und auch nicht schlecht, allerdings könnte ich das nicht unterrichten, da ich in Mathe immer auf 3-4 stehe und niemals das Studium schaffen würde und das auch nicht gut den Schülern vermitteln könnte!
    Wie denkst du würde es mit der Kombi Biologie und PsychoPhilo aussehen? Oder Biologie und Latein? Von dem Botanik-Anteil des Bio-Studiums weißt du zufällig nichts, oder?


    Liebe Grüße

  • Studier erstmal die Fächer die dich interessieren und das so gut wie möglich am Besten in Regelstudienzeit.


    Schau zudem im Studium dich um was dich sonst als Alternative (Ausbildung etc.) sonst so interessieren würde damit du falls du nichts bekommst wenn du fertig bist gleich darauf reagieren kannst du bist mit 18 noch sehr jung. Sich mit 25 umzuorientieren ist noch nicht so schlimm.

  • Zu den Gehaltsvorstellungen: Natürlich möchte man sich später einen gewissen Lebensstandard leisten können - das geht ja jedem so. In den letzten paar Jahren hat jedoch (das dürfte in Österreich ähnlich sein) die Akademikerquote sehr stark zugenommen, was zum einen bedeutet, dass die Berufsaussichten in vielen klassischen Akademikerberufen durch die Zunahme der Konkurrenz gerade in "brotlosen" Bereichen noch schlechter wurden und dadurch natürlich auch Löhne gedrückt werden können (denn wenn es so viele Menschen für 50.000€, Zahl frei gewählt, machen, gibt es bestimmt auch jemanden, der bereit ist, es "nur" für 45.000€ zu machen, usw.). Im Gegenzug sind immer weniger Leute bereit, klassische Lehrberufe auszuüben, was zum einen zu Fachkräftemangel, zum anderen zu regelrechter Konkurrenz um die (wenigen) vorhandenen Interessenten führt. Da kann man also aktuell mit entsprechenden Qualifikationen sehr gut verhandeln und sich die besten Stellen heraussuchen.
    Ich bin auch der erste Akademiker in der Familie, aber das Argument hat auch einen Haken: Diejenigen ohne Akademiker in der Familie wollen studieren, um die Ersten in der Familie zu sein, diejenigen mit Akademikern in der Familie wollen studieren, um dem familiären Standard gerecht werden zu können - das führt also letztendlich zum immergleichen Ergebnis.


    Mathematik ist sehr schwer, keine Frage, aber Mathematiklehrer sind halt auf dem Markt gerade deswegen sehr gesucht. Gerade in den seltener gewählten Schulformen hast du damit quasi Einstellungsgarantie.


    Zu den genannten Fächern kann ich nichts sagen, aber zumindest in Deutschland ist Latein zumindest nicht das schlechteste Fach hinsichtlich des Lehrerbedarfs. Wenige Schüler entscheiden sich nach der Schule, hauptberuflich etwas mit alten Sprachen zu machen, und die Sprachnachweise (oft muss z.B. Griechisch nachgemacht werden) schrecken ab. Als ich damals in der Sek I die 2. Fremdsprache wählen musste, fanden viele Jungs Latein "voll cool" und Französisch "voll schwul". Am Anfang der Sek II waren viele froh, es abwählen zu können ;) . Ich weiß nicht, wie es aktuell so in der Schule aussieht, was die 2. Fremdsprache angeht. Spanisch hat an Beliebtheit gewonnen; ich denke aber, dass, wenn überhaupt, es eher eine Konkurrenz zu Französisch als zu Latein darstellt (auch wenn ich persönlich Französisch bevorzuge ;) ).

  • Also das mit Latein ist bei uns so, dass man in der NMS kein Latein hat und in Realgymnasien erst ab der 5. und da kann man sich meistens zwischen Latein oder Italienisch/Latein und Französisch entscheiden. Also ist es ziemlich gering eine Stelle zu bekommen, in Sprachgymnasien ist es natürlich anders, da hat man schon früher Latein. Ich hab Latein gewählt, da ich damals unbedingt Pharmazie studieren wollte (hab aber ein Praktikum gemacht und hab die Chance bekommen in den Studiengang zu schnuppern und festgestellt, dass da die Botanik sehr viel ist!). Naja statt Pharmazie hat sich meine Liebe zu Latein als Sprache (ja, als Sprache, mir gefallen einfach die Worte und das ganze. Ich liebe auch Slowakisch und Russisch als Sprache) entwickelt. Deswegen würde ich sehr gerne ein Studium mit viel Latein/Medizin anstreben (für Medizin bin ich zu schlecht. Ich rechne mit einem ND von 1,9 oder 2,0 und außerdem bin ich für das viel zu emotional!). Ich bin halt echt ratlos, weil ich mich für so viele verschiedene Bereiche interessiere

  • Medizin käme also grob infrage? Dann wären u.U., je nachdem, ob es dich eher in den Lehrbereich oder in die Praxis zieht, ein Medizinpädagogikstudium oder die Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten (bzw. die entsprechenden Äquivalente in Österreich) interessant für dich. Beides hat sehr gute Berufsaussichten (bei Medizinpädagogik steigen die Chancen natürlich mit gesuchtem allgemeinbildendem Unterrichtsfach). Damit ist man zwar später kein Arzt, wäre aber trotzdem im medizinischen Bereich und hätte bessere Berufsaussichten als ein Biologe, der trotz Doktortitel oftmals unterbezahlte Labortätigkeiten verrichten darf.

  • Medizinpädagogik?
    Hab ich ja noch nie gehört? Muss mal schauen ob man das hier studieren kann! Klingt ja echt cool! Dankeschön, darüber werde ich mich mal informieren. Naja am sich finde ich Medizin unglaublich spannend, aber ich habe das „Problem“ gleich zu jedem eine emotionale Bindung aufzubauen und ich es sicherlich nicht verkraften würde, wenn mein Patient stirbt. Und bei älteren Menschen kommen mir sowieso gleich die Tränen, ich weiß nicht warum, aber die tun mir so leid. Ich bin da ziemlich eigen was das anbelangt, also ich baue wirklich zu jedem sehr schnell eine Beziehung auf und habe sofort das „Helferlein-Syndrom“ bei Menschen jeglicher Altersgruppe (aber am meisten bei dem Ü-80 und Kleinkinder)
    Ich werde mich mal über Medizinpädagigik informieren

  • In Deutschland gibt es auch noch nicht allzu viele Studiengänge dazu, da es lange Zeit ein reiner Quereinstiegsbereich war, man den Bereich aber zwecks fehlender Fachlehrer auch für abgehende Abiturienten öffnen möchte. Die berufliche Fachrichtung heißt auch oft "Gesundheitswissenschaft" oder "Pflege", führt aber zur selben Lehrgenehmigung (man muss nur darauf achten, dass bei den Berufsaussichten auch "Lehrer für berufsbildende Schulen" aufgezählt wird und nicht irgendein Fortbildungsgedöns, was nichts Ganzes und nichts Halbes ist).
    Wenn man an der "Basis" arbeitet, hat man natürlich auch mit weniger schönen Erlebnissen zu tun, natürlich, aber gerade die älteren Herrschaften haben es natürlich auch verdient, dass man sich intensiv um sie kümmert und ihnen einen schönen Lebensabend bereitet (die rein pädagogische Arbeit mit dieser Klienteil ist in der Tat nicht anders als bei Kleinkindern, es kommen halt noch die medizinischen und Pflegeaspekte hinzu). In dem Bereich hast du einen unheimlichen Fachkräftemangel, einziger Haken ist zumindest in Deutschland das Gehaltsniveau, was aber aktuell bei den aktuellen politischen Verhandlungen der Regierungsbildung eine maßgebliche Rolle spielen soll (mal schauen, was dabei herauskommt...).

  • Hab mal gegoogelt, es gibt kein Medizinpädagogikstudium bei uns! Man kann Gesundheits- und Pflegewissenschaften studieren, von dem man allerdings nicht als Lehrer tätig sein darf! Naja mal sehen was ich finde. Irgendwas wird sich schon ergeben, vielleicht sollte ich wirklich Diätologie versuchen und wenn es nicht klappt hab ich immer noch die Möglichkeit auf Lehramt zu studieren. Lg

  • also Lateinlehrer werden bei uns momentan gesucht wie ein Bissen Brot...ob das in einigen Jahren auch noch so ist, weiß ich natürlich nicht. Sehr gefragt sind momentan auch Deutsch, v.a., wenn man noch die Zusatzqualifikation für Deutsch als Fremdsprache hat. Chemie und Physik sind ebenfalls Mangelfächer. Von Psychologie/Philosophie würde ich eher abraten - zu viele Interessenten. Dies gilt auch für Geschichte. In Biologie sieht die Situation bedingt rosig aus - aber wie gesagt, in die Zukunft kann man kaum blicken. Tatsache ist, daß das neue Lehrerdienstrecht, das ab 2019 gelten soll, massive Verschlechterungen für Lehrer im Sekundarbereich II (also Gymnasium, HAK, HTL) bereit hält - ob man sich das antun möchte, muß wohl jeder selbst entscheiden. Jedenfalls wünsche ich dir alles Gute für deinen zukünftigen Berufsweg!
    l.g. Peter

  • OT, aber dann ist, wie zunächst vermutet, der österreichische Lehrermarkt tatsächlich dem deutschen sehr ähnlich.

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