Frust und das System

  • Liebe Kolleginnen und Kollegen,
    ich schreibe diesen Beitrag nicht, weil ich Antworten oder Beiträge erwarte wie "die Bestätigung kommt von unseren Schülern" und "das ist das Beste überhaupt" - ich denke wir sind alle Lehrer geworden, weil wir gerne mit unseren Schülerinnen und Schülern zusammenarbeiten und uns das auch viel bedeutet.
    Frust birgt meines erachtens das System. Vor wenigen Tagen wurden die Funktionsstellen im Internet veröffentlicht und man kann eigentlich nur noch lachen. Von 10 Stellen sind garantiert 9 für bereits an der Schule unterrichtende KollegInnen ausgeschrieben. Wenn man, wie ich an einer begehrten Stadtschule unterrichtet an der viele Teilzeitkräfte arbeiten und Versetzungen kommen, wird so gut wie keine A14-Stelle ausgeschrieben. Diesen "Status" zu ersitzen war vielleicht vor 20 Jahren noch eine Option, heute jedoch fast nicht mehr zu erreichen.
    Ich möchte mich bestimmt nicht gegen die KollegInnen stellen, die sich bemühen und Extraaufgaben an ihren Schulen übernehmen und dafür auch belohnt werden. Nur wozu dieses ganze fake-Bewerbungsverfahren um A14-Stellen die eigentlich schon vergeben sind!? Man macht sich doch auch Hoffnung, wenn man sich bewirbt und will nicht nur Bewerbung-Erfahrung sammeln wie unser Schulleiter rät......


    Das hat mit Motivation und beruflichem Vorkommen nichts zu tun. Oder?

  • Größtenteils nachvollziehbar.
    Ich nummerier mal durch, weil ich zu doof bin, Abschnittsweise zu zitieren.

    Zu 1: Find ich ehrlich gesagt gut. Mir ist zumindest lieber, Leute, die den Laden kennen, erhalten Funktionsstellen, als welche von außen, die alles umkrempeln wollen. Siehst Du ja laut dem, was weiter unten kommt, ähnlich. Nun ist A14 (bei uns) keine Funktionsstelle, aber ich gönn es den "Alten", die sich seit Jahren den Hintern aufreißen, durchaus.


    Zu 2: Das ist ärgerlich, kann ich nachvollziehen. Und ja, "ersitzen" geht heutzutage kaum mehr, weil immer mehr Stellen einfach nicht mehr besetzt werden. Das ist in der Tat ein Fehler im System. Oder besser: Eine Sparmaßnahme, die auf unserem Rücken ausgetragen wird (übrigens genau wie die Unsitte, Seminarleiteranwärter durchfallen zu lassen, damit man im Anschluss einen "Lehrauftrag" als A13 ausschreiben kann. Mehrarbeit für lau, olé!)


    Zu 3: Auch hier hast Du Recht, das ist eine Farce. Aber das Gesetz will es nunmal so.


    Zu 4: Mein Umgang damit: Ich trete von jedem Bewerbungsverfahren, zu dem ich "zwangseingeladen" werde, sofort zurück. Muss aber auch dazu sagen, dass mir das Geld aktuell dicke reicht. Auf dieses Theater, das sich manche Kollegen geben, jedes Jahr den Lehrproben-Hampelmann und in zig Ausschüssen unnötiges Zeug zu machen hab' ich gar keine Lust, das würde mir die Stimmung versauen, drum hab ich meine "Karriere"ambitionen auf Eis gelegt und unterrichte einfach fröhlich vor mich hin. Denk mal drüber nach, ob das für Dich auch eine Option wäre.


    Eine winzige Chance auf A14 sehe ich übrigens noch: In den nächsten ca. 10 Jahren gehen Unmengen an Kollegen in den Ruhestand, und zumindest in unserem Bereich kommt kaum was nach. Irgendwann sollten also, selbst beim massiven streichen von A14-Stellen, Stellen "übrig" oder zumindest leichter zu ergattern sein. Und zufällig bin ich dann ja einer von denen, die schon ewig da sind und sich den A... aufreißen (wenn auch absolut garantiert niemals in einem Ausschuss). DANN versuch ich's vielleicht mal.


    Gruß,
    DpB

  • Liewwa Paelzer!


    wirklich gut was du schreibst. Dein Punkt 4 ist wirklich mehr als überlegenswert. Meine Frau ist Betriebswirtin in einer Personalabteilung und wenn es da um Beförderungen geht, spricht man im Schnitt von 10-15.000 tsd Euro brutto mehr - was ist da der Vergleich von A13 und A14. Und dann dieses hauen und stechen bei uns da......

  • Auch wenn das Thema Aufstieg grad noch kein Thema für mich ist.
    Die Kollegen, die es vorhaben oder geschafft haben, arbeiten meist deutlich mehr als der "Normale"Lehrer. Ich würde mir auch gut überlegen ob dir der ganze Zusatzstress für den - im Vergleich dazu - geringen Mehrverdienst wirklich wert ist.

    Gerade in Elternzeit, deshalb fast nur stille Mitleserin :essen:

  • Es gab/gibt genau zwei Funktionsstellen, die mich wirklich interessiert hätten. Ansonsten bringt der "Aufstieg" zwar mehr Geld (das mir aber nicht fehlt), dafür viel, viel mehr Zeitaufwand (Zeit hab ich eher weniger) und ich halte weniger Unterricht (eigentlich der Hauptgrund, Lehrer geworden zu sein), sondern verbringe mehr Zeit mit Verwaltung oder anderen ähnlichen Dingen.

  • ..Meine Frau ist Betriebswirtin in einer Personalabteilung und wenn es da um Beförderungen geht, spricht man im Schnitt von 10-15.000 tsd Euro brutto mehr - was ist da der Vergleich von A13 und A14. Und dann dieses hauen und stechen bei uns da......

    Niemand hindert dich, auf BWL umzusatteln :)


    Ich finde nicht, dass ein verbeamteter Lehrer zu wenig verdient. Und Aufstiegspositionen gibt's halt an der Schule nicht in dem Sinne. Wirklich mehr Verantwortung hast du nur als SL. Und "mehr Umsatz" erzielst du in keiner Position. Schade zwar und langweilig manchmal aber gehört zu unserer Realität fürchte ich.

  • Liebe Leute,


    es geht nicht um das Geld. Denn wenn es darum gehen würde, wäre unserer Beruf und der von manchen hier beschriebene Mehraufwand sowieso in keiner Relation zueinander.


    Es sollte doch ein Stuck weit darum gehen, dass hier nicht so ein Affentheater veranstaltet wird, mit Stellen die es, mehr oder weniger, garnicht gibt!? Außerdem ist eine Beförderung doch auch eine Art Anerkennung.

  • Auch im öffentlichen Dienst gilt inzwischen die Bestenauslese - dieses frühere Verfahren, dass Kollegen, die x Jahre Dienst auf dem Buckel haben, automatisch befördert werden, ist meines Erachtens nach das allerletzte.


    Wieso soll ein Standardlehrer, der stinknormalen Unterricht macht, automatisch irgendwann befördert werden?



    Und die Leute, für die eine Funktions/Beförderungsstelle gedacht ist, sind in der Regel auch gut - zumindest bei mir an der Schule konnte ich jede Beförderung absolut nachvollziehen, weil das die Leute waren, die wirklich gut waren, in der gesamten Arbeit und sich auch den Hintern aufgerissen haben.

  • Also, "das System" ist ja nun in allen möglichen Bundesländern anders. Und diese "Stellen, die es gar nicht gibt" ist mir ein bisschen zu verschwörungstheoretisch.


    Funktionsstellen sind im Gymnasium nicht die A14 Stellen. A14 Stellen sind Beförderungsstellen, die eine Gehaltserhöhung zur Folge haben und in den meisten BL an eine Aufgabe geknüpft sind. Die so genannte Ancienitätsbeförderung gibt es (zum Glück?) nicht mehr, oder kaum noch. Funktionsstellen sind die wenigen Stellen, die eine Leitungsfunktion beinhalten (meist A 15: Abteilungsleiter, Fachbereichsleiter, StvSL, Oberstufenleiter, solcherlei Dinge).


    In vielen BL gibt es schlicht eine Quote an A14 Stellen, die jedes Kollegium haben sollte. So um die 40%. Das ist das Soll.
    Dann gibt es ein "Ist": die prozentuale Quote A14er, die ein Kollegium tatsächlich hat.
    SAP macht dann jedes Jahr einen Soll/Ist-Abgleich und guckt, wie viele Stellen zugewiesen werden müssten, um das Soll zu erfüllen.
    Vorher hat aber das Finanzministerium einen Haushalt verabschiedet. In diesem sind soundsoviel Stellen veranschlagt worden. Meist weniger als das Soll.
    Es werden also die zuwenigen Stellen an die Bezirke zugewiesen, und dort vom SSA verteilt - dann geht es nach einer ganz einfachen Liste: welcher Schule prozentuales Soll ist am höchsten. Die kriegen zuerst was.
    Bis dahin erstmal kein Hexenwerk und auch gar nicht nebulös. Den GPRen liegen Soll/Ist - Zahlen und Zuweisungen vor.


    Die andere Frage ist die der konkreten Vergabe.
    In Hessen (und anderen BL) soll es theoretisch (!) gar keine Vergabe als nachträgliche Anerkennung mehr geben, sondern eine Aufgabe X soll zwecks Beförderung ausgeschrieben werden und auf die Aufgabe X sollen sich alle geeigneten Bewerber bewerben.
    Die Auswahl erfolgt dann nach Aktenlage im SSA.


    So die Theorie.
    Dass die Praxis so ist, dass an den Schulen Menschen, die Aufgaben schon ewig oder auch nicht ewig machen, entlohnt werden, indem man dann auf sie passende "Nasenausschreibungen" macht, und sich die, die die Aufgabe machen, drauf bewerben (und die anderen das in stiller Absprache nicht tun), ist Gang und Gäbe. Die einen finden es gut, die anderen nicht.


    Aber einen zentralen, geheimen Masterplan gibt es da eher nicht.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

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