Mentoriat widerrufen?

  • Hallo,



    letztes Jahr im Herbst ging es in unserer Fachkonferenz um die Übernahme eines Referendars. Ein Kollege erklärte sich bereit diesen zu übernehmen. Leider hat er dann nach den Herbstferien widerrufen. Da wir im Fach DV nur zu dritt sind, habe ich meine Bereitschaft erklärt und wollte den Referendar übernehmen. Ich wäre dazu auch auf eine volle Stelle gegangen (z.Zt. 80% Stelle wegen Familie).



    Da meine Frau aber nun mit dem dritten Kind schwanger ist und ich im nächsten Herbst für drei oder vier Monate in Elternzeit gehen möchte, wird mir dies zu viel. Ich habe schon trotz Teilzeit eine Klassenleitung(Vollzeitklasse) und kümmere mich um weitere Dinge an der Schule.
    Der Referendar ist auch Seiteneinsteiger und hat im Fach Datenverarbeitung kaum Vorwissen und wird daher sehr betreungsintensiv.


    Meine Frau ist ebenfalls berufstätig.



    Leider lässt mich mein Schulleiter nicht aus der Verantwortung und verweist auf Schulgesetz und Landesbeamtengesetz. Er besteht auf die Übernahme des Mentoriats.


    Die anderen beiden Kollegen wurden aber nicht mehr gefragt, ob sie einspringen möchten. Auch ist der Personalrat bei der Entscheidung nicht berücksichtigt worden.


    Kann ich hier begründet zurücktreten?


    Vielen Dank!

  • Ich glaube, dass die Zuteilung Chefsache ist. Sonst könnte es ja theoretisch passieren, dass niemand will und der Ref hat keinen Mentor (was nicht geht). Die Elternzeit kann dir aber deswegen niemand verbieten. TZ vermutlich auch nicht.


    Ich würde darauf hinweisen, dass du von dann bis dann weg sein wirst, alles andere ist Problem der SL. (Und des Refs, der seinen Unterricht letztlich sowieso allein hinbekommen muss.)


    wo du das rechtlich nachlesen könntest findest du ggf. hier:
    Betreuung von Referendaren

    Einmal editiert, zuletzt von Krabappel ()

  • Die Ausbildung von Referendaren ist eine dienstliche Tätigkeit und dienstliche Tätigkeiten können vom Dienstvorgesetzten, dem Schulleiter, deligiert werden. Das eine der Kernaufgaben einer Schulleitung. Der Personalrat muss nicht einbezogen werden. Deine Elternzeit ist davon nicht berührt.


    Wenn der Schulleiter auf dein Ersuchen hin, die Aufgabe, aus welchen Gründen auch immer, nicht an jemand anderen überträgt, wirst du sie ausüben müssen.

  • Guten Morgen,


    eine Mentorenschaft ist auch bei uns in Hessen Dienstgeschäft und man kann vom SL dazu aufgefordert werden. Eine Entlastungsstunde etc. erhalten wir dafür nicht.
    Aber mal ganz ehrlich: Als Mentor bist du nicht dazu da, dem Ref fachliche Inhalte zu vermitteln, auch wenn er Seiteneinsteiger ist. Ich spreche mit meinen Refs auch nicht jede einzelne Unterrichtsstunde, die sie halten, ab.
    Refs sind erwachsen und selbstständiges Arbeiten macht den Großteil des Lehrerberufs aus. Ich gebe gern Tipps, wo sie was finden, was sich meiner Erfahrung nach als sinnvoll herausgestellt hat etc., aber die Ideen zur Umsetzung im Unterricht und UBs müssen schon vom Ref selbst kommen. Ich lese gern über Unterrichtsentwürfe drüber, aber schreiben muss der Ref sie eben selbst. Intensivere Gespräche lege ich in gemeinsame Freistunden oder nach der Schule, allerdings sind das keine Treffen mit offenem Ende.
    Ich habe den Anspruch an mich, ein guter Mentor zu sein. Dazu gehört aber meiner Auffassung nach auch die Heranführung an mehr Selbständigkeit, wenn es nötig sein sollte.

  • Das Wesentliche wurde gesagt. Ohne juristische Tiefenkenntnisse zu bemühen, wäre auch meine Einschätzung, dass der SL so etwas anordnen darf. Ich meine auch nicht, dass das regelmäßig ein Fall für den Personalrat wäre.


    Wenn du dir sicher bist, dass due in Elternzeit gehst, könntest du dem SL schriftlich zur Kenntnis geben, dass du das beabsichtigst und sich der Zeitraum mit dem Mentoriat überschneiden könnte. Das hält zwar niemanden davon ab, bei Eintritt des Falles dann doch zu meckern, aber das "Tja" kommt dir dann noch entspannter über die Lippen. Außerdem solltest du den Reffie über die Lage informieren.


    Was meinst du mit "Vorkenntnissen"? Hat er fachliche Mängel? Sein Problem. Allerdings kein großes, für so etwas gibt es Bücher. Oder gibt's Lücken in der Didaktik? Letztendlich wissen Lehramtsstudiumsabsolventen mehr, aber sie können nicht unebdngt mehr. Der Umfang der Unterstützung richtet sich danach, wieviel du dafür als Entlastung bekommst. Sollte der SL meinen, dass eine intensivere Betreuung notwendig ist, muss er die entsprechende Entlastung sorgen.

  • Auch wenn der Personalrat in die Entscheidung nicht einbezogen werden muss, würde ich an deiner Stelle trotzdem das Gespräch mit ihm suchen. Vielleicht kann dich der Personalrat ja außerhalb der rechtlichen Verpflichtungen (moralisch) unterstützen bzw. beraten. Möglicherweise lauert ja irgendwo eine einvernehmliche Lösung? An unserer Schule z.B. wurde eine junge Kollegin mal als Mentorin deswegen von der Schulleitung "übergangen", weil man in der SL der Meinung war, man müsse sie als Neuling vor solch einer Aufgabe schützen. Dabei hätte sie das total gerne gemacht. Ein Jahr später übernahm sie dann ein Mentorat und macht das ganz toll. (Nur mal so als Beispiel...)


    Oder du redest mal mit deinen Kollegen? Vielleicht träumt ja einer von denen heimlich davon, Mentor zu sein? :_o_)

  • Ergänzend zu O.Meier, dem ich (wie so oft) inhaltlich voll zustimme:


    Auch für didaktische Lücken bist nicht Du, sondern das Seminar verantwortlich (Zumindest offiziell, die wissen ja alles am allerallerbesten).


    Deine Aufgabe als Mentor ist, dem Referendar zu helfen, sich im Schulalltag und in der Praxis zu Recht zu finden, und in den Lehrproben Deine Sicht der Dinge darzulegen, auf die sowieso niemand Wert legt. Mehr nicht. Hat schon seinen Grund, dass es dafür wenig bis keine Entlastung gibt.


    Und ganz ehrlich: Ich helfe meinem Referendar gern in allen Bereichen, auch im didaktischen Teil, denn die Alltagsdidaktik und -Pädagogik unterscheidet sich von der Seminaransicht dann doch "geringfügig". Wenn er aber FACHLICHE Lücken hätte, die er auch nicht fähig ist, selbst aufzufüllen, würd' ich ihm was husten.



    EDIT: Jetzt hätte ich das entscheidende fast vergessen: Ich würde dem Schulleiter mitteilen, dass ich bei Weiterführung des Mentorats natürlich den Referendar entsprechend meiner Aufgabe unterstützen würde, allerdings aufgrund der persönlichen Situation und der anderen beruflichen Belastungen nicht zu irgendwelcher zusätzlichen Hilfe, die über den "Pflichtteil" hinausgeht, bereit/fähig sei.


    Gruß,
    DpB

  • EDIT: Jetzt hätte ich das entscheidende fast vergessen: Ich würde dem Schulleiter mitteilen, dass ich bei Weiterführung des Mentorats natürlich den Referendar entsprechend meiner Aufgabe unterstützen würde, allerdings aufgrund der persönlichen Situation und der anderen beruflichen Belastungen nicht zu irgendwelcher zusätzlichen Hilfe, die über den "Pflichtteil" hinausgeht, bereit/fähig sei.

    Ich würde noch weiter gehen: Wenn mir mein Schulleiter Aufgaben auftragen möchte, die unter den gegebenen Umständen zeitlich nicht gut leisten kann, dann informiere ich ihn darüber sehr genau. D.h., ich lege ihm dar, dass die Betreuung des Refs nur suboptimal laufen kann (- nur die nötigsten Dinge, die eben vorgeschrieben sind) und dass auch andere Aufgaben, die ich bisher vielleicht gut erledigt habe (ink. Unterricht und Korrekturen), darunter leiden werden. Lehrer machen das zu selten, weil sie oft Angst haben, dass das irgendwie blöd ankommt. Dabei müssen wir uns in unserer Situation am allerwenigsten Sorgen über so etwas machen.
    Oftmal schauen die SL dann erstmal doof, weil sie das nicht gewohnt sind, und finden dann doch eine andere Lösung.

  • EDIT: Jetzt hätte ich das entscheidende fast vergessen: Ich würde dem Schulleiter mitteilen, dass ich bei Weiterführung des Mentorats natürlich den Referendar entsprechend meiner Aufgabe unterstützen würde, allerdings aufgrund der persönlichen Situation und der anderen beruflichen Belastungen nicht zu irgendwelcher zusätzlichen Hilfe, die über den "Pflichtteil" hinausgeht, bereit/fähig sei.

    Kann man machen, kann man sich auch sparen.
    Dem SL ist die Situation des Refs eh egal und die der Kollegen offensichtlich auch. Da rechnet niemand mit irgendwas und verpflichtet ist man theoretisch eh zu nix Konkretem.


    (So viel zum Thema "ich mach aber nur das Nööööötigste!": Ein Chef, dem alles -inklusive Kollegen- egal ist, "Dienst nach Vorschrift" etc.pp. ist halt auch nicht nur der Angenehmste 8_o_) )

  • Lehrer machen das zu selten, weil sie oft Angst haben, dass das irgendwie blöd ankommt. Dabei müssen wir uns in unserer Situation am allerwenigsten Sorgen über so etwas machen.
    Oftmal schauen die SL dann erstmal doof, weil sie das nicht gewohnt sind, und

    ordnen es dann trotzdem an, weil ihnen der Angestellte, bei dem sie es vorher versucht haben, was gehustet hat und sich jetzt insgeheim freut, kein Beamter zu sein. Den wenigsten Kollegen (Beamter oder nicht, aber bei Angestellten ist Mehrarbeit halt nicht so einfach anzuordnen) scheint außerdem klar zu sein, dass die Übernahme einer zusätzlichen Aufgabe ZWINGEND Entlastung an anderer Stelle voraussetzt. Wäre dem nicht so, würde das bedeuten, dass der Betreffende vorher weniger als seine vertraglich/gesetzlich festgelegte Arbeitszeit abgeleistet hat. Das zu behaupten fände ich wiederum äußerst dreist.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • ordnen es dann trotzdem an

    Da habe ich andere Erfahrungen gemacht; bei verschiedenen Schulleitern.
    Das mit der Mehrarbeit ist ja auch so eine Sache. In der Regel ist der Vertrag der Angestellten an die Regelungen für das Beamtentum angelegt, so dass Dienstordnungen etc. zumindest zum großen Teil ebenfalls gelten. Damit auch die Dienstpflichten. Der Begriff "Mehrarbeit" ist rechtlich hingegen meistens konkret in Bezug auf Unterrichtsstunden definiert. So dass solche Aufgaben auch für Angestellte oft bestenfalls in einen "grauen" Bereich fallen.
    Zudem ist es an bayerischen Schulen, zumindest an denen, die ich kenne, auch so, dass es nur sehr wenige angestellte Lehrer gibt, so dass dieser konkrete Fall nicht allzu häufig eintreten dürfte.
    Zumindest kann man bei so einem offenen Umgang mit dem Konflikt vielleicht tatäschlich eine Entlastung an anderer Stelle erreichen.
    Mir geht es darum, dass viele Kollegen Dienstanweisungen aus einer gewissen Obrigkeitshörigkeit einfach hinnehmen, ohne offen zu kommunizieren, wie sich das auf die übrige Arbeit auswirkt. Das halte ich für einen Fehler.

  • Vielen lieben Dank für die vielen Antworten.
    Ich werde mich nächste Woche nochmal mit dem Schulleiter und unserem PR treffen und ein offenes Gespräch führen.
    Sollte sich wirklich kein Ersatz für mich finden, werde ich es ja auch machen. Ich möchte halt nur nicht, dass mir die Elternzeit negativ ausgelegt wird. Es stand halt auch im Raum, dass ich für einen Ersatz für den Zeitraum sorgen muss. Dies werde ich aber ablehnen.


    Ich werde berichten, wie es ausgegangen ist.


    Viele Grüße


  • Es stand halt auch im Raum, dass ich für einen Ersatz für den Zeitraum sorgen muss. Dies werde ich aber ablehnen.

    Das ist natürlich nicht deine Aufgabe! Mein stellvertretender Sl wollte auch, dass ich einen Kollegen finde, der meine Pausenaufsicht übernimmt als ich das in der Schwangerschaft nicht mehr musste. Habe ich nicht gemacht! Aber es wird eben gerne mal versucht...

  • ...Es stand halt auch im Raum, dass ich für einen Ersatz für den Zeitraum sorgen muss...

    :lach: klar! du könntest auch bitte in der Elternzeit noch schnell alle Klassenzimmer streichen. Baby mitbringen wär kein Problem!


    Mach das Gespräch wirklich besser mit Personalrat.

  • Ich möchte halt nur nicht, dass mir die Elternzeit negativ ausgelegt wird.

    Es wird immer Leute geben, die so etwas negativ auslegen. Die meckern auch, wenn jemand krank ist etc. Einfach ignorieren.

    Es stand halt auch im Raum, dass ich für einen Ersatz für den Zeitraum sorgen muss.

    So'n Müll. Auch solcherlei einfach ignorieren. Wie soll das denn aussehen? Sollst du einen Aushang beim Edeka machen, dass man einen Lehrer braucht, der ein Mentoriat übernimmt?


    Elternzeit steht dir zu, die kann auch nicht an Bedingungen gebunden werden. Nee, das ist ganz allein ein Problem der Schulleitung. Da kann siew sich jetzt drum kümmern oder später, aber kümmern muss sie sich.

    Dies werde ich aber ablehnen.

    Noch nicht einmal das täte ich. Einfach ignorieren.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Den wenigsten Kollegen (Beamter oder nicht, aber bei Angestellten ist Mehrarbeit halt nicht so einfach anzuordnen) scheint außerdem klar zu sein, dass die Übernahme einer zusätzlichen Aufgabe ZWINGEND Entlastung an anderer Stelle voraussetzt.


    Das hat das Ministerium aber in seiner unendlichen Weisheit bereits in seiner Arbeitszeitberechnung mit einberechnet. Was zu den Kernaufgaben eines Lehrers gehört, steht für NRW z.B. in §10 ADO

  • Das hat das Ministerium aber in seiner unendlichen Weisheit bereits in seiner Arbeitszeitberechnung mit einberechnet.

    Nein, das Ministerium hat noch nie irgendwelche Arbeitszeoten errechnet. Die scheren sich 'nen Scheiß, in welcher Zeit was erledigt wird. Deshlab muss man sich als mündiger Bürger und als Lehrer, der seine Aufgaben in eigener Verantwortunf eledigt, alos selbst kümmern. D.h. wenn der SL keine Vorgaben macht, muss man selbst entscheiden, was liegen bleibt. Darüber hinaus, sind Beame verpflichtet nötigenfalls eine Überlastungsanzeige zu erstatten.



    Was zu den Kernaufgaben eines Lehrers gehört, steht für NRW z.B. in §10 ADO

    Da steht nicht zu Zeiten und Uumfang. Und insbesondere nichts dazu, dass man seine beamtenrechtlich geregelte Arbeitszeit überschreiben soll .

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

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