Lehramt studieren - wie und was?

  • Catania: Zum ersten Abschnitt: Das kommt wohl auf die jeweilige Uni an. In meinem Bundesland ist es so, dass Informatikstudenten (zumindest mit Zieschulform Gymnasium) zwar Mathematikvorlesungen besuchen müssen, aber dass solche mit dem Zweitfach Mathematik Alternativvorlesungen absolvieren müssen, gerade um das gegenseitige Anrechnen zu vermeiden. Allgemein empfehle ich aber immer die Kombination aus Nutz- und Neigungsfach - damit fährt man am besten. Warum also nicht Mathematik/Informatik/Italienisch ;) ? An meiner Uni wäre es sogar möglich, z.B. Italienisch und Informatik für das Gymnasium zu studieren und dann zusätzlich Mathematik auf H/R-Niveau. Hätte den Vorteil, dass man etwas schneller fertig ist und Mathematik dann nicht ganz so extrem komplex ist.

    • Offizieller Beitrag

    Bei den Fragen nach Machbarkeit: Was ist dir das wert?
    Ich könnte im Dreieck springen (bzw. tue es innerlich), wenn ich von Studis (oder Kollegen) die Erwartung lese, dass man zwar ein drittes Fach studieren will, aber kein Semester länger an der Uni verweilen will. Abgesehen davon, dass die Erweiterungsprüfungen erst NACH dem ersten Abschluss abgelegt werden können: wenn man sich durch das Studieren eines weiteren Fachs eine bessere Einstellungschance, eine größere Abwechslung im Berufsalltag, usw... "erkauft", dann muss man natürlich damit rechnen, dass das Studium leicht länger dauert. Dafür findet man wahrscheinlich schneller einen Job / eine feste Stelle und ist dann (hoffentlich) zufriedener im Alltag.


    Was die Ausbildung im Ref angeht: in fast allen Bundesländern (allen außer Bayern?) reicht das 2. Staatexamen in 2 Fächern, um die volle Fakultas in allen Fächern zu erhalten, wo man schon ein erstes Examen hat. Es ist auch explizit NICHT vorgesehen, dass man das Ref in 3 Fächern macht. Man erhält im Ref die Fähigkeit (bzw. den Nachweis, dass man es kann) für die pädagogische Qualifikation, und es wird einem zugetraut, die Kenntnisse auf ein weiteres Fach zu übertragen. Klar, es gibt Unterschiede, aber eyh, ich bin schon froh, dass ich kein zweites Ref machen musste.


    Studiere ein paar Semester länger, wenn es sein muss. Mit Italienisch kriegst du eh ziemlich sicher keine Stelle (weder sofort noch da wo du möchtest). Also kannst du ruhig dich wenigstens mit 2 anderen Fächern attraktiv machen, damit du dann später 1-2 Kurse im Fach hast.

  • Es ist theoretisch machbar. Ob du es praktisch auch schaffst, hängt natürlich von deiner Leistungsfähigkeit und -willigkeit ab. Das findet man aber, da kann ich aus eigener Erfahrung sprechen, erst heraus, wenn man sich selbst auf das Abenteuer "Studium" einlässt. Es ist immer sehr unispezifisch, aber wie gesagt, an meiner Uni wäre Informatik + Italienisch (Gym) + Mathematik (H/R) möglich, du könntest aber auch mit nur zwei Fächern starten und eines zu einem späteren Zeitpunkt dazunehmen. Ich weiß nicht, ob du das weißt, aber an der Uni gibt es keinen festen Stundenplan, weswegen man im Semester mit drei Fächern nicht zwangsläufig mehr zu tun hat als mit zweien. Man entscheidet selbst darüber, wie viel man im Semester belegt und das kann auch bedeutet, dass man mit weniger Kursen pro Semester eben etwas länger studiert.

  • Bei den Fragen nach Machbarkeit: Was ist dir das wert?
    Ich könnte im Dreieck springen (bzw. tue es innerlich), wenn ich von Studis (oder Kollegen) die Erwartung lese, dass man zwar ein drittes Fach studieren will, aber kein Semester länger an der Uni verweilen will. Abgesehen davon, dass die Erweiterungsprüfungen erst NACH dem ersten Abschluss abgelegt werden können: wenn man sich durch das Studieren eines weiteren Fachs eine bessere Einstellungschance, eine größere Abwechslung im Berufsalltag, usw... "erkauft", dann muss man natürlich damit rechnen, dass das Studium leicht länger dauert. Dafür findet man wahrscheinlich schneller einen Job / eine feste Stelle und ist dann (hoffentlich) zufriedener im Alltag.


    Was die Ausbildung im Ref angeht: in fast allen Bundesländern (allen außer Bayern?) reicht das 2. Staatexamen in 2 Fächern, um die volle Fakultas in allen Fächern zu erhalten, wo man schon ein erstes Examen hat. Es ist auch explizit NICHT vorgesehen, dass man das Ref in 3 Fächern macht. Man erhält im Ref die Fähigkeit (bzw. den Nachweis, dass man es kann) für die pädagogische Qualifikation, und es wird einem zugetraut, die Kenntnisse auf ein weiteres Fach zu übertragen. Klar, es gibt Unterschiede, aber eyh, ich bin schon froh, dass ich kein zweites Ref machen musste.


    Studiere ein paar Semester länger, wenn es sein muss. Mit Italienisch kriegst du eh ziemlich sicher keine Stelle (weder sofort noch da wo du möchtest). Also kannst du ruhig dich wenigstens mit 2 anderen Fächern attraktiv machen, damit du dann später 1-2 Kurse im Fach hast.

    Ob ich jetzt ein paar Semester mehr studiere oder nicht ist mir ziemlich egal, wenn man mit Italienisch keine Stelle findet, macht ja eigentlich ein längeres Studium mehr Sinn, sofern man danach schneller an eine Stelle kommt.
    MINT-Fächer (bei mir wären es dann ja Mathematik und Informatik) sind doch sowieso ziemlich gefragt, oder?

  • Deswegen ja mein Vorschlag Chemie/Italienisch und dann nach dem Ref einen Zertifikatskurs in Mathe machen. Du sparst die Studienzeit ein und falls du noch Zeit hast oder keine Stelle findest, kannst du noch immer Mathe nachholen. Falls das mit dem Z-Kurs klappt kannst du Mathe bezahlt nachholen.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Deswegen ja mein Vorschlag Chemie/Italienisch und dann nach dem Ref einen Zertifikatskurs in Mathe machen. Du sparst die Studienzeit ein und falls du noch Zeit hast oder keine Stelle findest, kannst du noch immer Mathe nachholen. Falls das mit dem Z-Kurs klappt kannst du Mathe bezahlt nachholen.

    Ich kenne diese Z-Kurse nicht, aber sind sie fachlich und didaktisch so gehaltvoll wie ein Studium? Oder produzieren diese Kurse am Ende Schmalspurmathematiklehrer?

  • @chilipaprika


    Das gilt auch sogar für Bayern. Nachdem man das zweite Staatsexamen hat braucht man nur das Erste im zusätzlichen Fach um es unterrichten zu dürfen.


    @Helge


    In welchem Bundesland studierst du eigentlich bzw. willst du arbeiten?


    Geh in dich und schau wirklich bei Informatik im Modulhandbuch nach ob dich das wirklich interessieren könnte und auch im jeweiligen Lehrplan. Informatik ist denke ich ein Unterrichtsfach das sehr lebhaft ist, damit meine ich das es nicht immer gleich bleibt wie z.B. Mathematik (denke ich jetzt mal so oberflächlich) sondern sich sehr schnell ändert mit neuen Inhalten. Man muss da also als Informatiklehrer immer up-to-date sein was ich nicht unterschätzen würde!


    Ansonsten hören sich für mich die Kombis


    Chemie/Italienisch oder Mathematik/Italienisch sehr gut an.
    Kannst natürlich auch Mathematik/Chemie oder Mathematik/Informatik machen und danach mit Italienisch erweitern.


    Reflektiere ganz genau deine Möglichkeiten und ganz besonders deine Interessen und wie du danach arbeiten möchtest! Beginne dein Studium nicht weil du denkst das du mit dem jeweiligen Zweitfach bessere Chancen hättest dir aber die ganze Zeit denkst "Boah Italienisch wäre jetzt schon echt besser für mich..." das kann einen bei der Motivation sehr hindern denke ich mal.

  • @Lehramtsstudent: Natürlich produzieren sie genau das: Leute, die sich in den Themen und der entsprechenden Didaktik auskennen, die für die jeweilige Zielgruppe relevant sind. Aber ich sehe darin ehrlich gesagt kein Problem.
    Mehr kann man von 7 Stunden alle 2 Wochen (plus Selbststudium) über 1,5 Jahre nicht erwarten.
    Das ganze soll ja nur einen Mangel ausgleichen. Aber ohne Vorkenntnisse kommt man da nicht weit.

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  • Also, wenn du dir selber eine Dreierkombi zutraust (sie ist machbar, nur erfordert sie idR eben mehr Zeit und strengt dadurch mehr an), sind sowohl Mathe/Chemie/Italienisch als auch Mathe/Informatik/Italienisch keine dumme Idee. Mathe, Chemie und Informatik gehören derzeit zu den gesuchtesten Fächern, und ich vermute das wird auch noch eine Weile so bleiben. Insofern wäre auch ein Gedanke daran, wo genau du dann arbeiten willst, nicht verkehrt.
    Für mich klingt das nach einem neusprachlich orientierten Gymnasium, das mal wieder einen Naturwissenschaftler braucht, und sich freut, wenn der eben noch eine Sprache "im Gepäck hat.


    Dir sollte klar sein: der Löwenanteil deines Unterrichts wird aus den Naturwissenschaften bestehen. Ich sehe es ja bei mir - ich unterrichte Spanisch, aber ob das ein Kurs oder "nur" eine AG wird, hängt vom Wahlverhalten der Schüler ab (übersetzt: Wollen genug SuS im nächsten Jahrgang wo die Option besteht, von Miss Jones auf Spanisch bespaßt werden, um einen kompletten Kurs zu rechtfertigen - denn dann steht sie ja für die anderen Fächer weniger zur Verfügung). Mein "viertes Fach" habe ich von ein paar Vertretungsstunden alle Jubeljahre mal abgesehen bicher nicht unterrichtet - es gibt genug Kollegen mit Fakultas Englisch, mit Sport, Kunst und Spanisch eben nicht, also werde ich da eingesetzt (bin ich auch gar nicht böse drum).
    Italienisch ist noch mehr "Spartenfach" als Spanisch es ist - das ist mittlerweile deutlich mehr im Kommen, löst vielerorts Französisch vom Platz als zweite oder dritte Sprache ab. Italienisch als Wahlfach - ja, sowas gibt es zwar mWn, aber eben äußerst selten, oft ist es "nur" AG, und somit ein (geschätztes) Zusatzangebot, desse Verfügbarkeit mit der Nachfrage durch die SuS steht und fällt.
    Insofern könntest du mit so einer Kombination durchaus für eine Schule attraktiv sein, die eine solche AG zusätzlich anbieten möchte, um sich bei potentiellen Schülern interessanter zu machen. Darauf wird es hinauslaufen, also solltest du dir potentielle Schulen in deiner Wunschgegend einfach mal anschauen und auch durchaus mal ansprechen/nachfragen. Probiers einfach, die meisten sind da eigentlich ganz freundlich.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • @yestoerty: Naja, wenn der Threadersteller noch nicht einmal sein Studium begonnen hat, würde ich denke ich gleich zum richtigen Studium raten, statt zu Z-Kursen, die ja anscheinend eher den Sinn der Begrenzung eines mangelbedingten personellen Engpasses haben.

  • Ich kenne diese Z-Kurse nicht, aber sind sie fachlich und didaktisch so gehaltvoll wie ein Studium? Oder produzieren diese Kurse am Ende Schmalspurmathematiklehrer?


    Das ist interessant, wie du, ohne Studienabschluss und noch nicht mal ansatzweise fertiger Lehrer, hier über fertige und ausgebildete Lehrer urteilst und sie als "Schmalspur(mathe)lehrer abstempelst.

  • @Karl-Dieter: Naja, es gibt eben Mathematiklehrer, die ihr Fach über mehrere Jahre studieren und darin im Referendariat geprüft werden. Das sollte der Standard an deutschen Schulen zugunsten des Anspruchs an Bildung für die Schüler sein. Ich will auch gar nicht über Lehrer selbst urteilen, sondern vielmehr ein System hinterfragen, das besagte Programme wie Z-Kurse anbietet und damit bewusst ein geringeres Bildungsniveau in den Klassenzimmern der jeweiligen Lehrer riskiert. Gleichermaßen geht aber das System davon aus, dass die Schüler dennoch sehr gute schulische Leistungen erzielen sollen, sodass Deutschland in den weltweiten Leistungsstudien gut dasteht. Eine schwache Leistung für ein Land, das sich selbst als Bildungsnation charakterisiert. Und die Leidtragenden sind nicht nur die Schüler, sondern auch die Lehrer, die mit Halbwissen in ihrem Bereich dennoch irgendwo die Pflicht haben, professionell zu handeln :/ .

  • Wenn also jemand Mathe als 3. Fach studiert (also auch nicht komplett) und dann im Ref in den anderen beiden Fächern ausgebildet wird, ist er auch ein Schmalspurlehrer?
    Sind dann Grundschullehrer, die Deutsch und Englisch als Fach haben und in Mathe das didaktische Grundlagenstudium absolviert haben, auch Schmalspurmathelehrer? Wer die Fakultas für ein Fach hat, hat die Fakultas.

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  • Es kommt auf die Schulform an. In der Grundschule, in der Förder- und stellenweise auch in der Hauptschule gilt das Klassenlehrerprinzip und da schaut man, dass man den Klassenlehrer in möglichst vielen Fächern einsetzt. Da kann es natürlich passieren, dass man Mathematik unterrichten muss, obwohl man es nicht studierte. Wenngleich man in dem Fall auch Ahnung von dem, was man an die Schüler vermittelt, habe sollte, finde ich hier fehlende Expertise noch eher verschmerzbar. Schwerwiegender ist es, wenn Gymnasial- oder Berufsschullehrer (aber auch Realschullehrer) fachfremd eingesetzt werden, da sie komplexere Unterrichtsinhalte vermitteln und daher als Experte in ihrem Bereich fungieren sollen. Für diese anspruchsvolle Arbeit sollte jemand studiert und sich nicht nur die nötigen Basics angelegen haben, wessen du mir sicher zustimmen würdest, oder?

  • Ähm nein. Denn gerade in der Grundschule werden die Grundlagen gelegt, also ist das da genau so wichtig Ahnung zu haben. Vielleicht sogar wichtiger?
    Ich hab Englisch studiert und trotzdem von vielen Unterrichtsinhalten vorher keine Ahnung gehabt (Präimplantationsdiagnostik? Appropriation?). Da hat jeder, der Englisch kann die gleichen Fähigkeiten.
    Und nur weil jemand im Mathestudium toll war kann er es noch lange nicht gut vermitteln.

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  • Es kommt auf die Schulform an. In der Grundschule, in der Förder- und stellenweise auch in der Hauptschule gilt das Klassenlehrerprinzip und da schaut man, dass man den Klassenlehrer in möglichst vielen Fächern einsetzt. Da kann es natürlich passieren, dass man Mathematik unterrichten muss, obwohl man es nicht studierte. Wenngleich man in dem Fall auch Ahnung von dem, was man an die Schüler vermittelt, habe sollte, finde ich hier fehlende Expertise noch eher verschmerzbar. Schwerwiegender ist es, wenn Gymnasial- oder Berufsschullehrer (aber auch Realschullehrer) fachfremd eingesetzt werden, da sie komplexere Unterrichtsinhalte vermitteln und daher als Experte in ihrem Bereich fungieren sollen. Für diese anspruchsvolle Arbeit sollte jemand studiert und sich nicht nur die nötigen Basics angelegen haben, wessen du mir sicher zustimmen würdest, oder?

    Hää?
    Willst nicht doch erst einfach zuende studieren und mit dem Arbeiten anfangen?

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