Woher kommt die Beliebhteit der Kombination "Deutsch/Geschichte"?

  • Mord, Vergewaltigung, etc. Da würde mir nicht einfallen, zur Provokation eine andere Meinung zu vertreten und ich würde dem in einer Klasse auch vehement gegenübertreten. Ok ... bei Mord könnte man über den Tyrannenmord reden ...

    Aber zwischen "würde mir nicht einfallen, [...] eine andere Meinung zu vertreten" und der Behauptung, dass es zu "bestimmte[n] Sachverhalten einfach keine zwei Meinungen geben 'kann'" liegen ja doch Welten.


    Verschiedene Meinungen kann es zu allen Themen geben. Sicherlich auch zu Völkermord, Krieg und Genozid. Diese Meinungen sind dann natürlich aus einer aufgeklärten, humanistisch geprägten Sichtweise abzulehnen. Und natürlich muss man auch im Unterricht nicht immer allen möglichen Meinungen eine Plattform bieten und kann hier durchaus im Sinne eines Bildungs- und Erziehungsauftrags die humanistische Sichtweise in den Vordergrund stellen. Aber das heißt eben nicht, dass es keine zwei Meinungen geben kann.


    Ich frage mich (- und das meine ich nicht rein rhetorisch, sondern ich frage mich das wirklich), ob man gerade in einer Zeit, in die AFD in den Bundestag eingezogen ist, solche Meinungen nicht eventuell doch ernster nehmen muss, und zwar in dem Sinne, dass man sie durchdiskutiert - mit dem Ziel, dass evtl. betroffene Schüler diese Meinungen hinterfragen. Vielleicht - vielleicht - würde das mehr bringen, als die "richtige" Meinung im Unterricht "vorzulegen".


  • Ich frage mich (- und das meine ich nicht rein rhetorisch, sondern ich frage mich das wirklich), ob man gerade in einer Zeit, in die AFD in den Bundestag eingezogen ist, solche Meinungen nicht eventuell doch ernster nehmen muss, und zwar in dem Sinne, dass man sie durchdiskutiert - mit dem Ziel, dass evtl. betroffene Schüler diese Meinungen hinterfragen. Vielleicht - vielleicht - würde das mehr bringen, als die "richtige" Meinung im Unterricht "vorzulegen".

    Mir geht es ähnlich.


    Ich kam mal in eine Klasse, die genervt war, weil ein Kollege ihnen eine halbe Stunde lang einen Vortrag darüber gehalten hat, dass man Partei X nicht wählen solle. Meinem Eindruck nach lag das weniger an der großen Symapthie für Partei X, sondern an der Bevormundung per se.
    Ich habe das Thema aufgegriffen und eine Schülerin, die sogar Mitglied dieser Partei war, ihre Gründe nennen lassen, weshalb sie sich dort engagiert. Ein Grund war z.B., dass sie Ausländer nicht mag und sich von der Partei erhofft, dass diese in ihrem Sinne, hier also ausländerfeindlich, handele, falls/wenn sie regieren wird.
    Ich habe mit dem Parteimitglied mein sokratisches Verhör abgezogen und war damit ganz zufrieden. Es lief sachlich ab und durch die Nachfragen war es meines Erachtens auch nicht einseitig, so dass ich trotz ihres Gesprächsanteils zu dem Schluß kam, dass ich ihr kein "Forum geboten" habe.
    Für mich war es in dieser Klasse überhaupt schon ein Erfolg ein längeres Unterrichtsgespräch zu einem kontroversen Thema zu führen, dass wirklich ruhig und sachlich abläuft.
    Ich glaube auch, dass es einen Vorbild-Charakter hat, wenn ich mich auf eine niveauvolle Art mit Schülern über solche Themen unterhalte - die sie so womöglich nicht aus ihrem Freundeskreis/Internet/Elternhaus/Betrieb/Schulhof kennen. Dazu gehört für mich, dass man die Schüler sprechen lässt und ggfs. nachfragt. Da merken dann auch die Mitschüler, welche Argumente stichhaltig sind und welche nicht. Oder wie es mal ein Schüler auf einen Feedback-Bogen geschrieben hat:
    [Blockierte Grafik: http://oi67.tinypic.com/11bp4yv.jpg]
    Fazit: ich habe bisher nur gute Erfahrungen damit gemacht alle Meinungen zuzulassen. Ich finde das u.a. auch deshalb so wichtig, weil man dabei die Schüler besser kennenlernt und dementsprechend die Inhalte anpassen kann. Manchmal merkt man auch dann erst, ob eine Äußerung einfach nur ein dummer/lustiger/provokanter, aber nicht ernst gemeinter Spruch war, oder ein festes Weltbild dahinter steckt.

  • @Krabappel Ich hab's am Gymnasium nicht mit kleinen Kindern und auch nicht mit Förderschülern zu tun, die nicht in der Lage sind zu differenzieren. Mit Deiner Art von Polemik gewinnst Du bei solchen Themen an einem Gymnasium eben keinen Blumentopf...

    Ich reflektiere jedenfalls Sachverhalte, wenn intelligente Argumente zum Nachdenken anregen. Du wirst leider immer bloß persönlich, wenn du sachlich nicht mehr weiter weißt. Da sind viele meiner Schüler schon weiter ;)

  • Welche sachlichen Argumente hast du bisher so gebracht? Ich habe einige sehr konkrete Beispiele genannt, die dir halt nicht passen bzw. die du nicht verstehst. Du persönlich bist mir eigentlich ziemlich egal.

  • Die Wiedereingliederung der ehemaligen NS-Funktionäre wäre ein interessantes Thema. Da kann man moralisch, juristisch und pragmatisch rangehen. DAS wären in der Tat Themen, über die man kontrovers diskutieren könnte.

    Pragmatisch wie Konrad Adenauer: "Man schüttet kein dreckiges Wasser weg, so lange man kein sauberes hat." Und damit blieben dann alle NS-Funktionäre auf ihren Posten, eben weil sie den Posten fachlich (nicht ideologisch) ausfüllen konnten.


    Oder aktuell: Ist Puigdemont ein Freiheitskämper oder ein Terrorist, der eine Rebellion angezettelt hat? Diese Frage könnte man auch vor dem geschichtlichen Hintergrund in der NS-Zeit behandeln. Ich denke da an die "Legion Condor", die Hitler nach Spanien geschickt hat, um Franco zu unterstützen im dortigen Bürgerkrieg. Im Ergebnis hat Franco dann die Katalanen zwangsweise in Spanien gehalten.
    Dazu könnte man dann auch in Politik diskutieren, ob wir Puigdement ausliefern oder ihm Asyl gewähren sollten? Oder ob es uns überhaupt zusteht so in die spanische Innenpolitik einzumischen und wenn ja, dann auf welcher Seite?

  • "Tatsächlich kommen in Deutschland nur noch wenige Babys mit Trisomie 21 zur Welt - obwohl das Alter der Gebärenden und damit das Risiko für den Defekt gestiegen ist."


    Auch ein guter Vorschlag für eine NS-Einheit!


    Hallo Morse,


    ich finde das gegenüber den Betroffenen reichlich geschmacklos, hier allen Ernstes Vergleiche mit Euthanasie und NS anzustellen.


    Wohl kaum eine Mutter wird ihren nachweislich schwer behinderten Fötus mit Bezug auf eugenisch-rassistische Ideologien abtreiben. Möchtest du in solch einer Situation sein?


    Ich weise nur darauf hin, dass ca. 80% derjenigen, die vorher sagen, dass sie niemals ein behindertes Kind abtreiben würden, dies im Fall der Fälle dann doch tun. Kann man von einem Menschen verlangen, sein Leben für das Kind komplett aufzugeben und noch dazu wider besseren Wissens ein Kind zur Welt zu bringen, das sein Leben lang ggf. an einer gravierenden Behinderung leidet?


    Niemand kann sowas einfach entscheiden und schon gleich nicht Leute, die selbst nicht in solch einer Situation sind.


    der Buntflieger


  • Eine Leitfrage ist eine Frage und keine Antwort.
    Schön, dass Dich sogar diese noch nicht einmal formulierte Leitfrage zu einer Antwort provoziert hat. Da merkt man doch, welches Aktivierungs-Potential darin steckt.
    Die Leitfrage könnte in diesem Fall lauten: "Ist Abtreibung von Behinderten heute nicht auch Eugenik wie bei den Nazis?"
    Du hast auf diese Frage eine mögliche Antwort - Deine persönliche - gegeben.


    Was als "geschmacklos" empfunden wird, ist wohl sehr individuell verschieden.
    Die Provokation ist hier kein Selbst-, sondern Mittel zum Zweck, das bewusst eingesetzt wird um Schüler zu aktivieren.
    Ich persönlich lege großen Wert darauf, dass es beim Denken keine Tabus gibt. Warum soll man nicht auch einen "reichlich geschmacklosen" Vergleich auf seine stichhaltigkeit prüfen?
    Was kann daran falsch sein, eine Aussage auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu prüfen?


    Wg. des geschmacklosen Vergleichs:
    Im Alltag begegnen einem oft Vergleiche aller Art, die sich zur dialektischen Kompetenz-Übung im Unterricht nutzen lassen.
    10 Tage nach Trumps Ernennung zum Präsident gab es z.B. in der Zeit einen Artikel, in dem Trump mit Hitler verglichen wurde.
    (Jetzt leider hinter einer Paywall: http://www.zeit.de/2017/05/ado…tag/komplettansicht?print)
    Den habe ich mit Schülern gelesen und besprochen - die Aktualität von Trump hat sie motiviert (und bei "Hitler" meint natürlich eh jeder mitreden zu können).


    Ob das "geschmacklos" ist oder nicht, spielt für mich erstmals keine Rolle. Für mich spielt eine Rolle, ob es stimmt bzw. ob dieser Vergleich angemessen ist. Darüber kann man diskutieren: was spricht dafür, was spricht dagegen.Sowas macht man im Unterricht. "Geschmacklos" ist da, wenn überhaupt, eine abschließende Bewertung und keine Beurteilung. Aber wenn sie mit einer schönen Begründung daher kommt, wie bei Dir, ist das ja auch ein schönes Ergebnis (und die Provokation hat sich in meinen Augen gelohnt).

  • Ob das "geschmacklos" ist oder nicht, spielt für mich erstmals keine Rolle. Für mich spielt eine Rolle, ob es stimmt bzw. ob dieser Vergleich angemessen ist. Darüber kann man diskutieren: was spricht dafür, was spricht dagegen.Sowas macht man im Unterricht.


    Hallo Morse,


    grundsätzlich gebe ich dir Recht, es ist wichtig und richtig im Unterricht Vergleiche anzustellen und diese mit den Schüler/innen zu diskutieren.


    Das bedeutet aber nicht, dass automatisch jeder Vergleich - und sei er auch noch so haarsträubend und lediglich einer Extremposition der gesellschaftlichen Diskussion entspringend - hierzu taugt.


    Immerhin ist es in Deutschland unter strengen Auflagen (in anderen Ländern sind diese wesentlich liberaler gestaltet) möglich, einen behinderten Fötus abzutreiben. Dies ist legal und vor diesem Hintergrund wird dieser Vergleich angestellt.


    Was soll das den Schüler/innen sagen, welchen Mehrwert sollen sie daraus ziehen und inwiefern können sie es überhaupt leisten, hier zu einer eigenständigen Einsicht zu gelangen, die tragfähig und ausgewogen ist? Ich sehe das schlicht nicht.


    der Buntflieger



    Ergänzung mit beispielhafter Unterrichtsidee:


    Als Idee für eine Diskussion zum obigen (Reiz)Thema könnte man z.B. zwei klare Positionen beispielhaft gegenüberstellen und die dort genannten Argumente erarbeiten und anschließend im Plenum diskutieren. Dabei muss man natürlich wie immer darauf achten, dass die gesamtgesellschaftliche Diskussion abgebildet wird und keine Extrempositionen die Bildfläche dominieren.


    Idee: Zwei Texte werden gegenübergestellt und verglichen, der erste wäre eine Stellungnahme des bekannten Biologen Richard Dawkins und ein ausgewogener Presseartikel einer anerkannten Institution.


    Folgendes hätte ich der Frau geantwortet, wären mir mehr als 140 Zeichen zur Verfügung gestanden:
    „Die Entscheidung liegt offensichtlich bei dir. Wäre es meine Entscheidung, würde ich den Down-Fötus abtreiben lassen und – angenommen, du wünschst dir überhaupt ein Kind – es noch einmal versuchen. Vor der Wahl stehend, entweder eine frühzeitige Abtreibung durchzuführen oder absichtlich ein Down-Kind zur Welt zu bringen, denke ich, dass es eine moralische und vernünftige Entscheidung wäre, abzutreiben. Und genau das tut die große Mehrheit der Frauen in Amerika und vor allem im Europa auch tatsächlich. Ich persönlich würde noch weiter gehen und sagen: Wenn deine Moral, so wie meine, auf dem Wunsch begründet ist, die Summe an Glück zu vergrößern und das Leiden zu verringern, könnte die Entscheidung, absichtlich ein Down-Baby zur Welt zu bringen, obwohl die Möglichkeit einer Abtreibung in der frühen Schwangerschaft besteht, im Hinblick auf das Wohlergehen des Kindes sogar unmoralisch sein. Ich bin mir im Klaren darüber, dass diese persönliche Meinung anfechtbar ist und weiterer Diskussion bedarf, möglicherweise auch, um zurückgenommen zu werden. Jedenfalls würdest du dich selbst dazu verdammen, als Mutter (oder zu zweit als Elternpaar) vermutlich ein Leben lang für einen Erwachsenen mit den Bedürfnissen eines Kindes sorgen zu müssen. Dein Kind würde wahrscheinlich eine kurze Lebenserwartung haben, und falls es länger lebte als du, müsstest du dir Sorgen darüber machen, wer für es da ist, wenn du nicht mehr lebst. Es ist also kein Wunder, dass sich die meisten Menschen für eine Abtreibung entscheiden, wenn sie die Wahl haben. Doch wie ich bereits sagte, liegt die Entscheidung ganz bei dir, und ich würde nicht im Traum daran denken, dir oder jemand anderem meine Ansichten aufzuzwingen.“ (Richard Dawkins: https://de.richarddawkins.net/…erkrieges-entfesselt-habe)


    Dem könnte man einen ausgewogenen Artikel wie diesen gegenüber stellen, aus dem weitere aktuelle Informationen hervorgehen und auch anregende Fragestellungen enthalten sind, die auf ethisch-moralische Probleme hinweisen.


    https://www.br.de/nachrichten/…erschaftsabbruch-100.html



    Das alles hat nichts mit der NS-Euthanasie zu tun und das mit gutem Grund: Die beiden Themen haben inhaltlich schlicht und ergreifend NICHTS miteinander zu schaffen! Die Verbindungen stellen stets Extrempositionen dar und fungieren in diesem Zusammenhang als Totschlag-Argumente. Wenn das deutlich wird, wäre dies natürlich ein großer Gewinn für einen solchen (Ethik?)Unterricht.

    4 Mal editiert, zuletzt von Buntflieger ()

  • Was soll das den Schüler/innen sagen, welchen Mehrwert sollen sie daraus ziehen und inwiefern können sie es überhaupt leisten, hier zu einer eigenständigen Einsicht zu gelangen, die tragfähig und ausgewogen ist? Ich sehe das schlicht nicht.

    Die SuS lernen anhand eines Stoffs/Themas Kompetenzen. Das kann z.B. das Thema Abtreibung sein, aber könnte theoretisch jedes beliebige Thema sein, über das sich ein Bezug zum Lehrplan herstellen lässt.
    Manchmal ist dieser Bezug auf den ersten Blick gar nicht ersichtlich. Z.B. bei der Satire oder Schmähkritik (?) Böhmermanns über Erdogan. Ich betrachte es als Handwerkskunst, die Brisanz und (meist damit verbunden) Aktualität von Themen für die Aktivierung der Schüler zu nutzen.
    Man kann für sein Fach brennend in die Klasse gehen und sagen "So Leute, heute machen wir mal was richtig spannendes: die Märzrevolution 1848/49 - war das denn überhaupt eine Revolution?"
    Oder man kann, je nachdem was aktuell in der BRD oder der Welt passiert, z.B. Bilder auflegen von Berliner Barrikadenkämpfern 1848 und Autonomen die in Frankfurt bei der EZB Polizeiwägen umwerfen, oder Demonstranten am Euro-Maidan, oder was auch immer gerade die Schüler mitkriegen, was ein Anknüpfpunkt an ihr Leben ist und wenn es nur eine Info-Tafel bei der U-Bahn ist, die sie eine Sekunde gesehen haben.
    Letzteres ist für Schüler erfahrungsgemäß interessanter (und für mich persönlich auch, by the way).


    Dass die zeitliche Begrenzung des Unterrichts der Urteilsbildung gewisse Grenzen aufzeigt ist klar. Ich seh's nicht als Problem, sondern als großen Erfolg, wenn manche Schüler tatsächlich mal den ganzen Tag über in den Pausen oder auf dem Heimweg noch weiter über das Thema reden.
    Dass sich tatsächlich Betroffene 'etwas' intensiver mit dem Problem auseinandersetzen als Schüler im Unterricht ist selbstverständlich.
    Wenn man nur dann über ein Thema nachdenkt, wenn man diesem so viel Zeit und Energie widmen kann wie z.B. Eltern, die über die Abtreibung eines behinderten Kindes nachdenken, dann bleibt nicht viel Übung im Denken übrig.

  • Wenn man nur dann über ein Thema nachdenkt, wenn man diesem so viel Zeit und Energie widmen kann wie z.B. Eltern, die über die Abtreibung eines behinderten Kindes nachdenken, dann bleibt nicht viel Übung im Denken übrig.


    Hallo Morse,


    mir ist nicht (mehr) ganz klar, worauf du nun hinaus möchtest.


    Die Frage jedenfalls, inwiefern die Euthanasie zur NS-Zeit mit der heutigen Thematik der Pränatal-Diagnostik und Abreibung behinderter Föten (hier im Speziellen bezogen auf Trisomie 21) verglichen werden könnte und was die Schüler/innen hierdurch lernen sollten, ist weiterhin unbeantwortet.


    Wer sich ein Urteil über die Rechtmäßigkeit und ethisch-moralische Implikation von Abtreibung (meist wird hier von Abtreibungsgegnern schon gar nicht mehr weiter differenziert, Einzelfälle und Elternperspektiven interessieren ohnehin in der Regel kaum) zugesteht, der muss sich auch die Zeit nehmen, das nicht einfache Thema sachlich angemessen darzustellen und nicht nur plakativ im Unterricht - als kurzfristiger Show- oder Schock-Effekt etc. - anzureißen.


    Dann lieber ganz davon Abstand nehmen. Meine Meinung.


    der Buntflieger

  • Die Lehrpläne in Geschichte und Gemeinschaftskunde beinhalten viele "nicht einfache Themen".
    Diese z.T. auf 45 Minuten runterzudampfen ist die schwierige (in gewisser Weise unlösbare) Aufgabe des Fachlehrers.
    Schon aufgrund dieser zeitlichen Beschränkung ist eine "sachlich angemesse Darstellung", wie Du sie forderst, in der Regel nicht gegeben. Ich würde sogar sagen: niemals.


    Im modernen Unterricht werden - überspitzt formuliert - die Themen nur "mißbraucht" für den Kompetenzerwerb.
    Wer sich als nicht-G/GK Lehrer einen Überblick verschaffen will über verschiedene Kompetenzmodelle findet in der Wikipedia einen ganz guten Überblick aus Ausgangspunkt:


    https://de.wikipedia.org/wiki/…aktische_Kompetenzmodelle

  • Die Lehrpläne in Geschichte und Gemeinschaftskunde beinhalten viele "nicht einfache Themen".
    Diese z.T. auf 45 Minuten runterzudampfen ist die schwierige (in gewisser Weise unlösbare) Aufgabe des Fachlehrers.
    Schon aufgrund dieser zeitlichen Beschränkung ist eine "sachlich angemesse Darstellung", wie Du sie forderst, in der Regel nicht gegeben. Ich würde sogar sagen: niemals.


    Im modernen Unterricht werden - überspitzt formuliert - die Themen nur "mißbraucht" für den Kompetenzerwerb.


    Hallo Morse,


    kapiere ich wiederum nicht. Du kannst doch als fertige Lehrperson ein Thema locker auf mehrere Schulstunden verteilen?


    Die Kompetenzdiskussion brauchen wir hier ja nun nicht unbedingt zu eröffnen, geht wohl völlig am Kernthema vorbei und der Zusammenhang zu meiner Frage (die weiterhin nicht beantwortet wurde) ist für mich auch nicht wirklich ersichtlich.


    der Buntflieger

  • Hey,


    ja, ein Thema kann man natürlich im Rahmen einer oder als ganze Einheit auf mehrere Schulstunden verteilen, aber in den meisten Schularten haben G/GK nicht besonders viel Platz in der Stundentafel. Dem jeweiligen Lehrplan gerecht zu werden, ist aufgrund derer Themen- u. Kompetenzfülle nicht einfach. In der Praxis fallen oft Themen einfach unter den Tisch - gar nicht, weil sich der Kollege so besonders auf dieses oder jenes Thema einschießen wollte, sondern weil die Zeit einfach zu knapp war. Es ist Schul-Unterricht und kein Uni-Seminar.


    Zu Deiner Frage:
    Du hast mir mehrere Fragen gestellt, z.B. ob ich in der Situation sein möchte, dass ich über ein ungeborenes behindertes Kind entscheiden muss. (Natürlich nicht.)
    Du meinst Du die Frage, ob oder inwiefern der Vergleich von heutiger Abtreibungspraxis bei behinderten Kindern mit Eugenik u. Euthanasie im NS verglichen werden kann. Oder? Verstehe ich Dich richtig?

  • Du meinst Du die Frage, ob oder inwiefern der Vergleich von heutiger Abtreibungspraxis bei behinderten Kindern mit Eugenik u. Euthanasie im NS verglichen werden kann. Oder? Verstehe ich Dich richtig?


    Hallo Morse,


    ja genau, das war meine Frage, zu der ich in den letzten Postings auch schon recht ausführlich Stellung bezogen habe.


    der Buntflieger

  • Hallo Morse,


    ja genau, das war meine Frage, zu der ich in den letzten Postings auch schon recht ausführlich Stellung bezogen habe.

    Ok. Diese Frage habe ich absichtlich nicht beantwortet, weil das für mich hier off-topic ist. Genau das habe ich u.a. auch versucht zu erklären, dass es in einem modernen Unterricht keine richtige oder falsche Meinung gibt, sondern eine schlüssige oder unschlüssige Begründung/Argumentation. (Da sieht man auch die Nähe zum Fach Deutsch, was ja das ursprüngliche Thema dieses Threads ist.)

  • ...
    Die Frage jedenfalls, inwiefern die Euthanasie zur NS-Zeit mit der heutigen Thematik der Pränatal-Diagnostik und Abreibung behinderter Föten (hier im Speziellen bezogen auf Trisomie 21) verglichen werden könnte und was die Schüler/innen hierdurch lernen sollten, ist weiterhin unbeantwortet...

    Die eher hypothetische Frage war ja, ob es Aspekte der NS-Zeit gibt, über die sich ethisch diskutieren ließe, um Jugendliche in ihrer Meinungsbildung zu unterstützen.


    Dass auch heute noch Kinder mit Behinderungen bis zur Geburt -wenn sie also lebensfähig sind- getötet werden dürfen (denn Kinder ohne nachweisbare Behinderung nicht!) ist nunmal Fakt, unabhängig davon, was der Einzelne davon hält.


    Trotz allem drehen wir uns im Kreis: ein Lehrer darf keine Partei empfehlen oder davon abraten- eben neutral sein. Hinter unserer Verfassung muss er aber stehen.


    Auch wenn jetzt der eine oder andere mit Jugendlichen diskutieren will, um letztlich zu erreichen, dass sie "ihre Meinung überdenken" ist das doch auch bloß ein Weg zu dem Ziel, unsere Verfassung näherzubringen. Oder nicht? Kann irgendjemand wollen, dass sein Schüler darin bestätigt wird, dass Minderheiten gefoltert werden dürfen? Genozid für richtig hält?


    Man kann eine Stunde nicht beenden, in dem man eine Meinung erwartet. Aber man darf sie auch nicht beenden, in dem man irgendwie offen lässt, was nach aktueller Rechtslage richtig ist.


    Und was ich ganz und gar unglaublich finde, ist angebliche Vorteile zu betonen, die diese Zeit mit sich gebracht hat. "Wir wissen jetzt, ab welcher Dosis Gift letal wirkt." Das ist nicht kontrovers sondern macht mich einfach nur sprachlos.

  • Ok. Diese Frage habe ich absichtlich nicht beantwortet, weil das für mich hier off-topic ist. Genau das habe ich u.a. auch versucht zu erklären, dass es in einem modernen Unterricht keine richtige oder falsche Meinung gibt, sondern eine schlüssige oder unschlüssige Begründung/Argumentation. (Da sieht man auch die Nähe zum Fach Deutsch, was ja das ursprüngliche Thema dieses Threads ist.)

    Hallo Morse,


    das akzeptiere ich natürlich.
    Dass man mit den Schüler/innen übt, Meinungen zu begründen, versteht sich denke ich von selbst.


    Dennoch muss man sich ja darüber Gedanken machen, was man wie und warum thematisiert und worauf man letztlich damit hinaus möchte. Ich habe selbstverständlich gar nichts dagegen einzuwenden, wenn man obiges Thema didaktisch ausgewogen darstellt, so dass kein einseitiger Blickwinkel entsteht.


    der Buntflieger

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