Gute Noten vergeben, eine Anweisung "von oben"?

  • KMs, RPs, SLs...


    Über das Thema Noten-"Inflation" wurde hier im Forum ja schon häufiger gesprochen, da wurde dieser latente "Druck von oben" auch schon thematisiert.


    Meidinger erläutert ja laut dem Artikel, dass dieser Effekt systembedingt ist. Meidinger scheint es eher als Unfall zu sehen, ich denke aber, dass es auch Argumente dafür gibt, dass diese Inflation kein Versehen der Poltik ist, sondern Absicht. Die Zahl der Hochschulabsolventen in der BRD liegt deutlich unter OECD Schnitt - dies zu ändern ist ja seit Jahren das erklärte Ziel der Bildungspolitik. Diese Inflation ist also das Mittel zu diesem Zweck. Die jeweiligen Maßnahmen, kann man, wenn man es kritisch sehen möchte, schon als "Druck" bezeichnen.

  • Beispiel von der anderen Seite (keine schlechten Noten): Schau dir doch mal an, was für einen Aufwand du treiben musst, wenn du eine nicht ausreichende Note vergibst (Förderempfehlung, Fördergespräch, Nachweis individueller Förderung, etc.)...warum wohl will das Ministerium das wohl?

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Habe gerade diesen Artikel gelesen:
    http://www.zeit.de/gesellschaf…ung-benotung-g8-g9-abitur
    Mehrere Leser-Kommentare behaupten, dass es "von oben" Druck gäbe, gute Noten zu vergeben. Wie ist eure Meinung dazu und wer ist mit "oben" gemeint, Schulleitung, Bez.-Reg., Ministerium?

    Einführung des G8, Abschaffung der Leistungskurse, Höhergewichtung der mündlichen Leistungen, ... Heutzutage hat jeder dritte Absolvent eine 1 vor dem Komma.

  • Einführung des G8, Abschaffung der Leistungskurse, Höhergewichtung der mündlichen Leistungen, ... Heutzutage hat jeder dritte Absolvent eine 1 vor dem Komma

    Ist dies eher ein Problem, welches bloß in einigen Ländern auftritt? Also das jeder dritte Absolvent einen Einserdurchschnitt hat, ist mir neu.

  • Zitat

    Thüringer haben die besten Noten
    Mit ansteigenden Durchschnitts- und Bestnoten liegt NRW laut den aktuellen Abi-Daten im bundesweiten Trend. An der Spitze steht, wie schon vor zehn Jahren, Thüringen mit einer Durchschnittsnote von 2,18 - Schlusslicht bleibt Niedersachsen mit 2,58.


    Beim Spitzen-Abi sind die Länderunterschiede laut Statistik der Kultusministerkonferenz enorm: Während in Thüringen rund 40 Prozent aller Abiturienten bei der Reifeprüfung eine Eins vor dem Komma schafften, waren es in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz unter 20 Prozent. In NRW waren es zuletzt rund 22 Prozent.


    http://www.rp-online.de/nrw/pa…-verbessert-aid-1.6145410

  • Mein Eindruck (also subjektiv und basierend auf der Situation an unserer Schule):
    - schlechte Schulaufgaben oder Stegreifaufgabenschnitte müssen vom Chef genehmigt werden, der dann schon mal andeutet, dass das so nicht gewünscht ist.
    - bei hohen Durchfall- bzw. Gefährdungszahlen fällt in der Konferenz gern der Satz "Wir müssen uns überlegen, was wir (!) verbessern können" (=> immer sind wir "schuld").
    - schriftlich zu mündlich zählt in der Oberstufe 1:1 ... natürlich werden die Noten dadurch besser.
    - allerdings müssen die SuS dann plötzlich verpflichtend in Deutsch und Mathe schriftlich Abitur machen => hohe Zahl von schlechten Noten (sogar Durchfallern), aber dazu gibt es ja dann die mündliche "Rettungsprüfung", die dann gerne mal so verschoben wird, dass die SuS viel mehr Zeit zum Lernen haben, als vorherige Jahrgänge.


    usw. usf.

  • Ist dies eher ein Problem, welches bloß in einigen Ländern auftritt? Also das jeder dritte Absolvent einen Einserdurchschnitt hat, ist mir neu.

    Sagen wir mal so: In meinem Abiturjahrgang (Bayern, 65 Aburenten, alle bestanden) gab es als beste Noten zwei Mal die 1,4 (daneben noch drei oder vier Einsen). Beides sehr begabte und ehrgeizige junge Menschen, der eine heute Professor, die andere Apothekerin. Beide würden heute - so zumindest meine Einschätzung - mit 1,0 oder besser aburieren [1] , wären aber heute mit ihrer 1,4 nur noch mit Glück unter den besten zehn ihres Jahrgangs.



    [1] Dieses schöne Wort kennt nicht mal Google, aber ich frage mich, was Aburenten (und die gibts!) sonst tun sollten.

  • [1] Dieses schöne Wort kennt nicht mal Google, aber ich frage mich, was Aburenten (und die gibts!) sonst tun sollten.

    Meinst du nicht Abiturient? Aburent hab ich noch nie gehört :staun:

    Gerade in Elternzeit, deshalb fast nur stille Mitleserin :essen:

    Einmal editiert, zuletzt von Milk&Sugar ()

  • Abiren finde ich schön. Mal was aus dem Lateinischen statt immer talken, chillen oder downloaden.


    Und der richtige Ursprung ist es ja auch.
    Abitur heißt ja "es wird fortgegangen".

  • Hm...Eher indirekt.
    In Niedersachsen (und nicht nur da) gibt es bei Klassenarbeiten die "30%-Klausel": Wenn mehr als 30% der Arbeiten schlechter als 4 sind, muss die Arbeit von der Schulleitung genehmigt werden oder nochmal geschrieben.
    Ich hatte das Glück, dass ich in einem Jahr mehrere Schüler dabei hatte, die es unmöglich machten, unter den 30% zu bleiben.Selbst wenn man die Arbeit ein zweites, drittes...drölftes Mal geschrieben hätte.
    (Kleiner Kurs, da drin 2 DaZ-Schüler und 3 Kinder mit Förderbedarf. Blieben 11 Schüler, die überhaupt zählen, es hätten also maximal 3 Arbeiten schlechter als 4 sein dürfen. Von den 11 einer, der nichtmal einen Stift mitbringt, einer mit garantierter 6 wegen unentschuldigtem Fehlen und einer, der zum dritten Mal die 8. Klasse besuchte.)
    Also habe ich eben genehmigen lassen.


    Ich weiß aber, dass viele Kollegen entweder den Aufwand scheuen oder sich sogar nicht trauen.
    Und dann wird die Arbeit eben so bewertet, dass es noch passt.
    Und ich selbst habe das auch schon gemacht.
    Aber da meine Klappskallis so konsequent sind und einfach gar nichts wissen, klappt das meist eh nicht.

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