Neue Studie: Sekundärtugenden sind Basiskompetenzen !

  • @Krabappel,


    soweit ich weiß, wurden doch in Sachsen schon 1994 (?) die Verhaltensnoten für Ordnung, Fleiß, Mitarbeit und Betragen wieder eingeführt.


    Was kannst du uns aus der Praxis deines Bundeslandes darüber berichten?


    Wie geht ihr damit um?

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • @Krabappel,


    soweit ich weiß, wurden doch in Sachsen schon 1994 (?) die Verhaltensnoten für Ordnung, Fleiß, Mitarbeit und Betragen wieder eingeführt.


    ...

    VERHALTENSnote MITARBEIT ergibt keinen Sinn. Die Dinger heißen Kopfnoten und sind noch schwammiger als Noten eh schon. Viel zu viele Kriterien... müsstest du doch aber wissen, ihr habt doch auch welche?


    Zitat: Mitarbeit umfasst Initiative, Kooperationsbereitschaft und Teamfähigkeit, Beteiligung im Unterricht, Selbständigkeit, Kreativität, Verantwortungsbereitschaft.

    Hm. Befriedigend alles in allem oder was oder nicht oder so?


    Vor allem wenn Lehrer nicht trennen können und doch immer wieder Ordnung und Leistung verwechseln...

  • Hier eine Übersicht zu den einzelnen Bundesländern.
    http://www.ssp-bonn.de/pdf-fil…s/Anlage_2_PM_17_6_09.pdf
    Von der Sache her finde ich das gut, nur wie es praktiziert wird, finde ich eher unsinnig.

    Die Liste ist veraltet - in NRW wurden die Noten für "Betragen" schon vor längerer Zeit wieder abgeschafft.

  • VERHALTENSnote MITARBEIT ergibt keinen Sinn. Die Dinger heißen Kopfnoten und sind noch schwammiger als Noten eh schon. Viel zu viele Kriterien... müsstest du doch aber wissen, ihr habt doch auch welche?
    Zitat: Mitarbeit umfasst Initiative, Kooperationsbereitschaft und Teamfähigkeit, Beteiligung im Unterricht, Selbständigkeit, Kreativität, Verantwortungsbereitschaft.


    Hm. Befriedigend alles in allem oder was oder nicht oder so?


    Vor allem wenn Lehrer nicht trennen können und doch immer wieder Ordnung und Leistung verwechseln...


    Ach, es geht dir um den Begriff? Mitarbeit sei kein Verhalten? Das finde ich unwesentlich.


    Zustimmen kann ich dir aber auch nicht. Mitarbeit ist, wie man sich im Unterricht bei der Erarbeitung von Themen, beim Vergleichen von Egebnissen hinsichtlich seiner Anteilnahmen verhält, also mitarbeitet. Mitarbeit ist für mich ganz klar ein Aspekt des Verhaltens als Schüler.


    Vielleicht erinnerst du dich, dass über den Kategorien Betragen, Ordnung, Fleiß, Mitarbeit, die es in Sachsen wieder gibt, zu DDR-Zeiten noch Gesamtverhalten stand. Zeitweilig soll da auch eine Gesamtverhaltensnote aus den 4 Kategorien gebildet worden sein. Aber das kenne ich nur vom Hörensagen.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Wenn ein Schüler den Unterricht massiv stört, Nebengespräche führt, gerade nicht aufpasst, dann frage ich ihn in dem Moment direkt zum Unterrichtsstoff. Er kann das nicht beantworten: Note Mangelhaft oder Ungenügend für diese Antwort verbucht. Schon ist die Transformation Verhalten -> Note geglückt. Es fällt mir überhaupt nicht schwer eine schlechte mündliche Note bei massiven Störern zu rechtfertigen.
    Wohlgemerkt, wenn ein normaler Schüler mal kurz abgelenkt ist oder Nebengespräche führt, dann werde ich ihn nicht auf diese Weise drannehmen. Ein normaler Schüler pinkelt mir und meinem Unterricht nicht ans Bein und ich ihm dann auch nicht. So jemanden ermahne ich kurz, dass er oder sie bitte aufmerksam sein soll. Ein Schüler, der aber in respektloser Weise meinen Unterricht stört und den Lernfortschritt der übrigen SuS gefährdet, der bekommt sein Verhalten auch als Notenquittung. Und zwar deftig. In der Notenbesprechung unter 4 Augen bekommt er das auch direkt aufs Brot -> "Du kannst locker von der 5 runter, konzentriert dich mehr, stör nicht so viel, dann glaube ich ganz fest, dass Du besser wirst!"
    Lernen fürs Leben. Man glaubt doch wohl kaum, dass es in der Arbeitswelt ein "Sie verhalten sich wie der letzte Arsch, aber das bewerte ich nicht" gibt.
    Desweiteren: In Chemie wird beispielsweise auch das fachgerechte experimentieren (Kompetenz!) bewertet und fließt in die Note ein.
    Schüler blödelt herum und hält sich nicht an die vereinbarten Regeln -> Zack! Fünf!
    Nach der Stunde Schüler nochmal ranholen und sagen "Diese Stunde war leider eine 5. Du hast nicht sachgerecht experimentiert. Wenn Du sorgfältiger experimentierst und nicht durch die Gegend hüpfst, schaffst Du es von der 5 runterzukommen".


    Desweiteren finde ich es auch wichtig, dass Schüler lernen, dass respektloses Verhalten Konsequenzen hat. Ich sitze als Lehrer am längeren Hebel und ich werde meine Macht nicht ausspielen, wenn man mir mit einem gesunden Maß an Respekt begegnet. Wenn ein Schüler (sehr selten vorgekommen) aber mega dreist ist, dann sag ich ihm deutlich unter vier Augen, dass ich sein Verhalten nicht toleriere und, dass er schleunigst begreifen sollte allen Leuten, aber ganz besonders Leuten gegenüber, die ihn bewerten, ein Mindestmaß an Respekt entgegenzubringen. Denn sonst werde ich auch mal ein Arsch sein und den Kampf wird er verlieren.
    Ich habe das dann immer damit beendet, dass man Fehler machen kann und, dass ich da nicht nachtragend bin. Er hat die Wahl, weiter arschig sein und erleben, wie ich das auch mal so richtig bin, oder er ändert sein Verhalten und dann bin ich auch bereit ihn ganz neutral und wohlwollend, wie ich es allen gegenüber, die nicht totale Ärsche sind, zu behandeln.
    Das hat bislang immer dazu geführt, dass da ein Umdenken stattgefunden hat (oder Schüler die Schule verlassen haben, aber die hatten dann mit allen Lehrern beef).
    Manche dreiste Schüler brauchen mal genau das, jemand, der auch mal bereit ist ihr Verhalten zu spiegeln und nicht immer nur "du du du du" zu sagen und trotzdem ne gute Note zu geben.
    Dumm sind die ja manchmal gar nicht und nutzen diese Lücke dreist aus. Bei mir merken sie schnell ich finde Wege genauso arschig zu sein.
    Ich glaube so ein Schüler lernt noch vor dem Berufsleben, dass es aus dem Wald hinausschallt, wie man hineinruft.

  • @Krabappel,


    hier hab ich mal was Genaueres zur sächsischen Variante der Verhaltensnoten gefunden. Gefällt mir auch:



    siehe S. 10: https://www.sachsen.schule/~gs…tm_files/schulordnung.pdf


    Interessant, dass bei den Verhaltensnoten in Sachsen die "DDR-Zensurenskala" von 1-5 "überlebt" hat. :-)

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Hier hab ich wieder was gefunden, was ich euch nicht vorenthalten möchte: ;-)


    “CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn plädiert für die Vermittlung von Anstand und Tugenden als Teil einer Leitkultur an Deutschlands Schulen. Mindestens genau so wichtig wie Fakten über Geschichte und Gesellschaft sei die Frage, «ob wir jungen Menschen vermitteln, wie wir zusammenleben wollen», sagte Spahn. «Da geht es um Anstand, Werte, Tugenden.» Gute Bildung brauche auch stabile Bindungen. «Das alles halte ich für einen Teil der Leitkultur.»”

    https://www.news4teachers.de/2…ungspolitik-wiederfinden/


    Das finde ich alles genau richtig!


    Und dazu gehören für mich auch die sozialen Kompetenzen (als Sekundärtugenden abqualifiziert), die gleichberechtigt bewertet auch aufs Zeugnis gehören neben die fachlichen Kompetenzen.


    Über die Details kann ja noch diskutiert werden.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Das gibt's bei uns auch häufig. In den Praktika zeigen die Schüler oft, was sie wirklich drauf haben. Also was sie können, wenn sie sich anstrengen. Aber diese Anstrengungsbereitschaft fehlt ihnen in der Schule oft völlig. Das finde ich auch oft so schade: sie sind nicht dumm oder faul oder unorganisiert - das ist nur die Seite, die sie in der Schule zeigen. Leider bewirkt das dann manchmal schlechte Noten oder negative Bemerkungen zum Arbeitsverhalten.


    Vermutlich wird in der Schule einfach viel zu einseitig auf das Ergebnis geschaut. Wie es zustande kam, interessiert wenig. Das frustriert dann die Leistungsschwachen. Die können sich anstrengen, wie sie wollen und erreichen doch immer nur schlechte Ergebnisse.


    So stirbt jegliche Motivation.

  • Vermutlich wird in der Schule einfach viel zu einseitig auf das Ergebnis geschaut. Wie es zustande kam, interessiert wenig. Das frustriert dann die Leistungsschwachen. Die können sich anstrengen, wie sie wollen und erreichen doch immer nur schlechte Ergebnisse.

    Und? Ist doch wie im "echten Leben" auch. Da interessiert auch keinen, wie sehr du dich "angestrengt" hast.


    "Non scholae, sed vitae discimus" wie wir alten Lateiner sagen.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Vermutlich wird in der Schule einfach viel zu einseitig auf das Ergebnis geschaut. Wie es zustande kam, interessiert wenig. Das frustriert dann die Leistungsschwachen. Die können sich anstrengen, wie sie wollen und erreichen doch immer nur schlechte Ergebnisse.


    So stirbt jegliche Motivation.

    sie sind ja nicht leistungsschwach.
    Mit etwas Anstrengungsbereitschaft könnten sie echt gute Noten haben.
    Erlebe ich gerade wieder in Jahrgang 10: einige Schüler sind quasi "aufgewacht" oder wie ich gerne sage "aus der Pubertät gefallen" und sind plötzlich engagiert dabei. Sofort schlägt sich das auch in Leistung nieder (klar, wer aufpasst, schafft auch mit wenig lernen die Tests).

  • sie sind ja nicht leistungsschwach.Mit etwas Anstrengungsbereitschaft könnten sie echt gute Noten haben.
    Erlebe ich gerade wieder in Jahrgang 10: einige Schüler sind quasi "aufgewacht" oder wie ich gerne sage "aus der Pubertät gefallen" und sind plötzlich engagiert dabei. Sofort schlägt sich das auch in Leistung nieder (klar, wer aufpasst, schafft auch mit wenig lernen die Tests).

    Ok, gibt es. Aber Leistungsschwache gibt es doch auch oder willst du sagen, die sind alle nur "faul" (bzw. pubertär)?

  • Natürlich gibt es leistungsschwache Schüler.
    Und davon auch zwei Gruppen. Die einen ackern und schuften, um am Ende ihre mühsam erarbeitete 4 zu feiern.
    Die bekommen auch gute Bewertungen im Praktikum, weil sie fleißig und interessiert sind. Das wundert uns dann aber auch nicht.


    Die anderen sind leistungsschwach und desinteressiert. Meist wiederholen sie mehrere Klassen und werden irgendwann nach Erfüllung der Schulpflicht ohne Abschluss entlassen.

  • Ich denke, sowas würde vermutlich nur als Instrument zur Disziplinierung gebraucht. Was ist mit denen, die still sind, gute Noten bekommen und nicht stören, aber ansonsten kein Interesse haben sich einzubringen? Ich war so jemand. ;) Sollte man die dann bestrafen, weil sie introvertiert sind, oder weil ihre Aufgabenhefte unordentlich sind? Man kann mit derlei Benotungssystemen schlechte Schüler auf eine 4- hieven oder einem notorischen Störenfried eins auswischen, aber mir entstünde dabei zuviel Kollateralschaden, vor allem wenn diese Noten den fachlichen gleichstünden, bzw. den Notenschnitt beeinflussen könnten.

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