Inklusion an beruflichen Schulen - Personal?

  • Mal eine Frage an die KollegInnen der beruflichen Schulen aus den anderen Bundesländern. Habt Ihr eigentlich Förderschullehrer (in der Inklusion, nicht in Fachpraktikerausbildungen u.ä.) an euren Schulen? In Hessen ist es ja so, dass die "weichen" Förderbedarfe aufgehoben sind, sobald sie SuS die berufliche Schule betreten, daher ist es auch mit Ressourcen sehr schwierig. Wir betreiben diese Art der Inklusion zwar sowieso schon seit 100 Jahren, aber ich verbringe gerade viel Zeit mit Lobbyarbeit, dass wir in Hessen da auch mal was bekommen.

  • Haben wir nicht. Mag aber daran liegen, dass wir Vollzeitschule sind und vor allem AHR und FHR-Abschlüsse angeboten werden.
    Die einzigen inklusive Schüler die ich mitbekommen habe, hatten Asperger.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Haben wir nicht.


    Weder für die Berufsschule noch für die Sonderberufsschule, noch sonst irgendwo.



    Im übrigen bin ich der Meinung, dass "Inklusion" nur die Rechtfertigung von Kosteneinparung ist.

  • Haben wir nicht.


    Weder für die Berufsschule noch für die Sonderberufsschule.

    Nur damit ich das richtig verstehe (habe den Begriff noch nie gehört): Eine Sonderschule ist eine spezielle BS-Förderschule, und obwohl sie per Definition auf Förderschüler ausgerichtet ist, habt Ihr keine entsprechend ausgebildeten Lehrkräfte?

  • An der kaufmännischen Schule, an die ich abgeordnet wurde, gibt es sowas. Die haben Sonderpädagogen, die aus Förderschulen für 4 Tage dorthin abgeordnet wurden. Entsprechend sind die Kollegen aber auch sauer, weil sie an dem einen Tag, den sie noch in ihrer Stammschule verbringen, eigentlich gar nichts mehr mit- oder geregelt bekommen. Aber das ist ein anderes Thema.


    Bei uns am technischen BK haben wir keine Sonderpädagogen. Bei den Inklusions-Schülern, bei denen das in den letzten Jahren zur Debatte stand, war immer das Problem "praktische Ausbildung in den Werkstätten" im Raum. In der Metall- und Holzverarbeitung haben die Drehbänke und Tischkreissägen genug Kraft, um Schülern ganze Gliedmaße zu amputieren. Sollten wir da also Inklusionsschüler bekommen, brauchen wir auch sicher eine 1:1 Betreuung durch entsprechende Sonderpädagogen und vor allem müssen diese Sonderpädagogen dann auch geschult im Umgang mit den Maschinen sein, um die Gefahren selber überhaupt erkennen zu können. Mit "ich setz mich daneben und geh mit dem Schüler raus, wenn er ausrastet", ist es da nicht getan. Da mußt den Leuten wirklich wie in der Fahrschule auf die Finger gucken und notfalls in Sekundenbruchteilen auch körperlich eingreifen.


    Ich selber hatte mal einen Schüler mit entsprechendem Förderbedarf im Elektrolabor und habe nach 2 (oder 3?) Wochen abgelehnt ihn weiter zu beschulen. Problem war die entsprechende Sonderpädagogin bzw. die zwei. Allein schon, daß ich von ihr verlangt habe an der "eletrotechnische Unterweisung", die zu Beginn des Schuljahrs alle Schüler über sich ergehen lassen müssen, vor dem Unterricht selber teilzunehmen, war wohl schon ziemlich steil von mir. Als sie dann noch meinte, daß man die Schüler doch eigenständig entdeckend unterrichten solle, war bei mir Schluß. Bei 230V auf den Laborleitungen gibt es bei mir kein eigenständiges Entdecken durch Versuch und Irrtum! In der folgenden Woche kam die nächste Sonderpädagogin und das Spiel begann von vorne. Da habe ich dann die Notbremse gezogen.


    Sollte es bei uns wirklich zur Inklusion kommen, wird die mit großer Wahrscheinlichkeit in einem Bildungsgang stattfinden, der sehr werkstattlastig ist und da bräuchten wir eher einen Handwerksmeister mit sonderpädagogischer Fortbildung als andersrum, weil der auch sofort potentielle Gefahren erkennt.

  • Im übrigen bin ich der Meinung, dass "Inklusion" nur die Rechtfertigung von Kosteneinparung ist.

    Naja, in der beruflichen Schule nicht, wir machen Inklusion ja schon seit Kerschensteiners Zeiten, nur eben immer nur mit Bordmitteln.

  • Ja.

    Gibt es da alle beruflichen Schulformen und alle Berufsfelder? Oder ist das die Fachpraktikerausbildung?

  • Naja, in der beruflichen Schule nicht, wir machen Inklusion ja schon seit Kerschensteiners Zeiten, nur eben immer nur mit Bordmitteln.

    Ja,
    die Übergänge sind bei uns ja fließend. Wobei die Inklusion von körperlich Behinderten das kleinste Problem ist. Das haben wir schon immer hinbekommen, auch ohne Sonderpädagogen.


    Das größte Problem sehe ich bei der Diagnose "Emotionaler und sozialer Förderbedarf".

  • @Trantor:


    Das würde ich nicht mehr unterschreiben. Wir hatten bei uns einen Schüler X, der bei uns die FOR nachgemacht hat, weil er die Hauptschule nach Klasse 7 verlassen hat (war einfach irgendwann 16 Jahre alt). Der hat es mit enormen Fleiß bis zur Fachhochschulreife gebracht. Da sind wir also wirklich angefangen mit: "Man schreibt seinen Namen oben auf die Klausur und unten die Seitenzahlen. Er war zwar immer langsam ohne Ende, aber durch schieres Auswendiglernen hat er es in den Klausuren auf lauter 4er gebracht. Ich hatte ihn auch im Unterricht. Der hat wirklich nach asiatischem Vorbild gepaukt.


    Seitdem heißt es bei uns im Kollegium immer: "Denk an X. Das kann bei uns jeder schaffen, es bedarf nur des Willens dazu."

  • Trantor:


    Das würde ich nicht mehr unterschreiben. Wir hatten bei uns einen Schüler X, der bei uns die FOR nachgemacht hat, weil er die Hauptschule nach Klasse 7 verlassen hat (war einfach irgendwann 16 Jahre alt). Der hat es mit enormen Fleiß bis zur Fachhochschulreife gebracht. Da sind wir also wirklich angefangen mit: "Man schreibt seinen Namen oben auf die Klausur und unten die Seitenzahlen. Er war zwar immer langsam ohne Ende, aber durch schieres Auswendiglernen hat er es in den Klausuren auf lauter 4er gebracht. Ich hatte ihn auch im Unterricht. Der hat wirklich nach asiatischem Vorbild gepaukt.


    Seitdem heißt es bei uns im Kollegium immer: "Denk an X. Das kann bei uns jeder schaffen, es bedarf nur des Willens dazu."

    Ich verstehe gerade den Zusammenhang nicht. Was würdest Du nicht unterschreiben?

  • Das der Förderschwerpunkt "Lernen" ein Problem sein muß.

    Machbar ist immer alles, aber auch hier müssten wir das mal richtig diagnostizieren können, vor allem, wenn wir eben auch Ressourcen einfordern wollen. Es hängt ja auch von Schulform und Standort ab, ich gehe zum Beispiel bei uns an der Schule von etwa 30% L-Schülern aus, wenn man es mal richtig diagnostizieren würde.

  • Gibt es da alle beruflichen Schulformen und alle Berufsfelder? Oder ist das die Fachpraktikerausbildung?

    Ich verstehe Deine Frage nicht. Was meinst Du mit "da"? Bei mir an der Schule gibt es (natürlich) nicht alle beruflichen Schulformen und alle Berufsfelder.
    Die Sonderberufsschule ist die Fachpraktikerausbildung, genau.


    (Bei uns läuft das meines Erachtens auch ohne Förderschullehrer ganz gut - aber da ich keine Ahnung von Sonderpädagogik habe, kann ich das wohl schlecht beurteilen.)

  • Die Sonderberufsschule ist die Fachpraktikerausbildung, genau.

    Genau das war die Frage. Mir geht das ja im Förderschullehrkräfte in "normalen" Ausbildungsgängen

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