Erzieher sollen so viel wie Grundschullehrer verdienen

  • Mein Reden.


    Ich kenne auch Kollegen, die die Förderschule empfehlen, aus genau demselben Grund. Leistung Grundschule so lala, IQ unterer Durchschnitt, aber bei DEM Elternhaus, das wird doch nüscht. Guck dir mal die Klamotten an, das ist doch ein Kind für uns...

    Ist halt wirklich so. Ich bin an einer Brennpunktschule, 23 Kinder, davon vier deutsche Kinder, Rest mit Migrationshintergrund.
    Meiner (subjektiven) Einschätzung nach wären ca. 8 fürs Gymnasium, einer für die Förderschule (verhaltensgestört, macht keine Fortschritte, hätte von Beginn an auf eine Förderschule gehen sollen, Eltern hatten aber einen anderen Wunsch), 6 wären für die Realschule geeignet, der Rest müsste an die Mittelschule. So sieht es tatsächlich aus: 3 Kinder werden auf das Gymnasium (der vierte Junge hat den Schnitt, aber die Lehrkraft leistet gerade Überzeugungsarbeit in die andere Richtung) gehen, 16! auf die Mittelschule, der Rest hat den Schnitt für die Realschule.
    Von den 16 Kindern wird die Hälfte an der Mittelschule komplett unterfordert sein. Die meisten davon haben fehlende Hausaufgaben und unangenehme Eltern, aber ihre Intelligenz, ihre Leistungen und das Arbeitsverhalten liegen weit über dem Niveau der Mittelschulen

  • Dennoch denke ich, dass auch wir in Fällen, in denen wir merken, dass zuhause etwas absolut nicht stimmt, mit dem Jugendamt noch stärker kooperieren sollten.

    Merkst du eigentlich nicht, dass du hier wie der Blinde von Farben redest? Du maßt dir an hier über etwas zu urteilen, wovon du nicht die geringste Ahnung hast, weil du noch nichtmal einen Hochschulabschluss hast, geschweige denn Berufserfahrung.

  • Bei uns ist die Empfehlung über den Notenschnitt geregelt.
    Aber:
    Man schaut sich im Hinblick auf die weiterführenden Schulen neben den erreichten Noten die Arbeitshaltung und die Auffassungsgabe an.


    Es kommt auch darauf an, ob gute Noten nur mit sehr viel Fleiß und evtl. Druck erreicht wurden - das Verständnis aber an eine Grenze kommt oder ob das einigermaßen locker und selbstständig ging.
    Wenn Ersteres der Fall ist, spreche ich die Problematik den Eltern gegenüber schon an.


    Ich habe schon solche Fälle, wo Eltern Schulen für ihre Kinder wählen, die eine Nummer zu groß sind. Ich kann mich noch an eine Mutter erinnern, wo ich eher zur Realschule geraten habe, das Kind aber auf das Gymnasium ging, weil es den Schnitt erreicht hatte. Das Kind "versprach" den Eltern zu lernen.
    Letztendlich wurde dieses Kind nach zwei Jahren direkt bis zur Mittelschule (Hauptschule) durchgereicht. Mit der Nummer zu groß war überhaupt nichts gewonnen, eher etwas verloren, nämlich das Selbstbewusstsein. Das Kind kann natürlich in Bayern über die Hauptschule wieder in weiterführende Schularten gehen, das ist bei uns kein Problem, wenn man die entsprechenden Leistungen zeigt.
    Ein Gegenbeispiel: Ein Kind aus einer verarmten Familie. Die Mutter musste schauen, wie sie ihre Kinder durchbringt. Ich kann mich noch erinnern, wie die Mutter und ich versucht haben, in die Zukunft zu schauen, ob ihr Kind das Gymnasium alleine ohne Hilfe schaffen würde - die Mutter war deswegen zögerlich - das Kind war gut, aber kein Überflieger, ich sah eher eine gymnasiale Tendenz. Das Kind hat das Gymnasium geschafft trotz weiterer Schicksalsschläge in der Familie. Hätte das Kind eher eine Tendenz zur Realschule und eine "Kann- Vielleicht - Tendenz" zum Gymnasium gehabt, hätte ich unter dem erschwerenden Aspekt, dass das Kind alleine auf sich gestellt ist, vom Gymnasium abgeraten.


    Was ich damit sagen will, man muss bei Beratungen alle Umstände schon mit einbeziehen. Die Schüler sollen sich auf einer Schule auch wohlfühlen, wo sie hingehen und nicht ständig am Limit sein.


    Die Wahl der weiterführenden Schule muss nicht unbedingt die endgültige Wahl sein. Es gibt immer einmal wieder so "Zwischendrinfälle" (Notenschnitt knapp erreicht), wo eine Reihe Eltern und Kinder sagen - ich versuche es, wenn es nicht klappt, gehe ich "runter".


    Als Viertklasslehrkraft kann man natürlich nur aufgrund der augenblicklichen Situation bzw. der Situation der Zeit, in der man das Kind hatte, eine Empfehlung aussprechen. In die Zukunft blicken kann keiner.

  • ...
    Als Viertklasslehrkraft kann man natürlich nur aufgrund der augenblicklichen Situation bzw. der Situation der Zeit, in dem man das Kind hatte, eine Empfehlung aussprechen. In die Zukunft blicken kann keiner.

    Erstens kann keiner in die Zukunft blicken und zweitens muss man sich sehr bewusst sein darüber, dass eine Bildungsempfehlung nach Gefühl ausgesprochen wird. Es ist und bleibt ein Bauchgefühl mit eben Empfehlungscharakter.

  • Es ist und bleibt ein Bauchgefühl mit eben Empfehlungscharakter.

    Empfehlungscharakter ja (die Noten machen es ja in Bayern), Bauchgefühl nein.
    "Bauchgefühl" hört sich für mich so an, wie man einmal in den Nebel hinein aus einem gefühlten Eindruck spricht.
    Wir empfehlen aufgrund der Beobachtungen, die wir gemacht haben. Wir an der Grundschule sind verpflichtet sehr genau zu beobachten, zu dokumentieren und zu analysieren. Außerdem haben wir die Kinder in vielen Fächern.
    Aber gerne können wir wieder eine Aufnahmeprüfung mit Probezeit für alle Schüler einführen, dann ist der schwarze Peter weitergereicht.

  • ...
    Ich habe schon solche Fälle, wo Eltern Schulen für ihre Kinder wählen, die eine Nummer zu groß sind. ...



    Ich kann mich noch erinnern, wie die Mutter und ich versucht haben, in die Zukunft zu schauen, ob ihr Kind das Gymnasium alleine ohne Hilfe schaffen würde - die Mutter war deswegen zögerlich - das Kind war gut, aber kein Überflieger, ich sah eher eine gymnasiale Tendenz. ...
    Hätte das Kind eher eine Tendenz zur Realschule und eine "Kann- Vielleicht - Tendenz" zum Gymnasium gehabt, hätte ich unter dem erschwerenden Aspekt, dass das Kind alleine auf sich gestellt ist, vom Gymnasium abgeraten.

    Komisch, das klingt für mich sehr nach Bauchgefühl.


    Ich sage nicht, dass das falsch sein muss, bzw. überhaupt ohne geht. Ich schreibe am laufenden Bande förderpädagogische Gutachten und natürlich geht viel über das Gefühl, und analytische Begründungen findet man immer für die eine oder andere Empfehlung. Ich sprach von einem Bewusstsein davon. Das wäre zumindest professionell.

  • Komisch, das klingt für mich sehr nach Bauchgefühl.


    Ich sage nicht, dass das falsch sein muss, bzw. überhaupt ohne geht. Ich schreibe am laufenden Bande förderpädagogische Gutachten und natürlich geht viel über das Gefühl, und analytische Begründungen findet man immer für die eine oder andere Empfehlung. Ich sprach von einem Bewusstsein davon. Das wäre zumindest professionell.

    Da klingt mir doch einiges an Vorurteil mit. Natürlich schreiben wir für den Übertritt keine Gutachten, die aufgrund von normierten Tests erstellt werden.
    Aussagekräftig sind die Leistungen im Einzelnen und alles, was der Schüler bzw. die Schülerin im Zusammenhang mit Unterricht zeigen. Das dokumentieren wir bzw. ist in den Leistungskontrollen dokumentiert. Aufgrunddessen wird eine Aussage getroffen. Zudem führen wir Lernentwicklungsgespräche durch und schreiben ausführliche Zeugnisberichte. Wer da meint, wir hätten keine Ahnung, der täuscht sich.
    Eltern, die sich in Bayern unsicher sind und auch wegen anderer schulleistungsbezogener Fragenstellungen können zusätzlich die Schulberatung (ausgebildete Beratungslehrer und Schulpsychologen) hinzuziehen. Das geht Hand in Hand mit der Klassenlehrkraft.
    In Bezug auf Förderschule bzw. Förderbedarf haben wir den Mobilen Dienst von den Förderschulen, den wir einschalten können.
    Eine Bemerkung am Rande: Immer wenn wir in diesem Bezug mit Lehrern weiterführender Schularten zu tun haben, z.B. bei Kooperationstreffen oder Infoabenden zu weiterführenden Schulen für die Eltern, wird betont, wie treffend die Aussagen der Grundschullehrer sind - wir in Bayern schreiben in der Grundschule zweiseitige Zeugnisse mit teilweisem Gutachtencharakter.
    Ich denke, das kann man auch auf andere Bundesländer übertragen.

  • ...mal überspitzt gefragt - habt "ihr in Bayern" vielleicht genug Eltern, die bereit sind, zu akzeptieren, wenn der Nachwuchs dann eben Stallknecht o.ä. wird?
    In NRW sieht das anders aus.
    die Hauptschulen (die es überhaupt noch gibt), deren Klientel sich aus "Biodeutschen ohne schwere geistige oder emotionale Beeinträchtigung" zusammensetzen, gibt es quasi nicht - zumindest nicht in der Großstadt...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • vielleicht genug Eltern, die bereit sind, zu akzeptieren,

    Nein, in Bayern hast du x Möglichkeiten, mit jedem Schulabschluss "aufzusteigen".
    Machen auch einige, die machen den M-Zug in der Mittelschule, gehen auf die FOS und machen dann Abitur oder machen nach dem Quali eine Lehre mit gutem Abschluss und gehen anschließend auf die BOS oder das Bayernkolleg und machen das Abitur.

  • ...mal überspitzt gefragt - habt "ihr in Bayern" vielleicht genug Eltern, die bereit sind, zu akzeptieren, wenn der Nachwuchs dann eben Stallknecht o.ä. wird?
    In NRW sieht das anders aus.
    die Hauptschulen (die es überhaupt noch gibt), deren Klientel sich aus "Biodeutschen ohne schwere geistige oder emotionale Beeinträchtigung" zusammensetzen, gibt es quasi nicht - zumindest nicht in der Großstadt...

    Warst du nicht diejenige, die behauptet hat, dass man mit einem schlechten NRW-Abitur direkt an der Kasse beim Discounter anfangen kann?

  • Nö. Das brauchst du dazu nicht...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Es hat seine Gründe, warum Bayern insgesamt ein deutlich höheres Bildungsniveau als NRW besitzt. Die Tatsache, dass nicht Hinz und Kanz in Bayern Abitur machen und selbst auf der Hauptschule (in Bayern heißt sie Mittelschule, aber wir wissen alle, was damit gemeint ist) nicht nur der absolute Bodensatz der Gesellschaft vorzufinden ist, ist nur einer von vielen hiervon.

  • ...Wer da meint, wir hätten keine Ahnung, der täuscht sich.
    ...

    mein Gott, wer sagt denn das? Ich schreib jetzt zum dritten Mal, dass wir praktisch dasselbe machen und ich daher weiß, wie viel Bauchentscheidung mitschwingt. Natürlich hat man Kriterien und trotzdem geht es nachher darum, ob man „glaubt“, was „das Beste“ für das Kind wäre. Ob „man denkt“, ob es das „ohne Unterstützung“ und „mit Schicksalsschlägen“ allein schaffen könnte oder nicht. Und natürlich sind die Kinder, die keine Unterstützung haben benachteiligt. Was ist so kompliziert daran?

  • Auf der anderen Seite, Krabappel, wenn es nach einem absoluten Mechanismus (z.B. rein nach Notenschnitt und nichts anderes) gehen würde, würden sich am Ende doch wieder alle beschweren, dass dies zu starr wäre, dass individuelle Lernverhältnis bzw. die -entwicklung und der pädagogische Freiraum der Lehrkraft in zu geringem Maße berücksichtigt würden. So oder so, wie man es macht, ist es verkehrt. Ich denke, dass Caro und ihre Kollegen eine gute Arbeit machen, die Eltern sind am Ende auch zufrieden und so viele Fehldidagnosen scheint es ja auch nicht zu geben, oder? Ich würde da einer Lehrkraft, die mein Kind über 2 oder 4 Jahre lang fast jeden Tag unterrichtet, durchaus vertrauen, dass sie Ahnung hat, was sie da tut. Wäre auch problematisch, wenn wir bei jedem Berufsstand erst einmal Zweifel daran hätten, ob die Person dahinter auch wirklich Ahnung von ihrem Beruf hätte...

    Einmal editiert, zuletzt von Lindbergh ()

  • Es hat seine Gründe, warum Bayern insgesamt ein deutlich höheres Bildungsniveau als NRW besitzt.

    Ach. Tatsächlich? Und das soll man an irgendwelchen Schulstatistiken festmachen können? Und wieso muss Bayern dann so viele Schul- und Hochschulabsolventen aus anderen Bundesländern importieren?

  • Weil Bayern nicht Hinz und Kunz Abi machen lässt? ;-)

    Tscha. Und wenn dann die Hinz und Kunz-Absolventen aus den anderen Bundesländern kommen und mit dortigem Abitur und dortigen Hochschulabschlüssen in Bayern ganz unspektatkulär ihre Arbeit machen, dann kommt es auch nicht mehr drauf an.


    Das Problem der Bajuwaren ist schon seit Jahren, dass sie dummerweise ihre eigene PR zu glauben begonnen haben. :D

  • Oder die des IQB oder der OECD, die werden allesamt von der CSU bezahlt... :autsch:

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Statistiken...


    In Hamburg wurden einfach kurzerhand die Kriterien für eine Gewaltmeldung massiv raufgesetzt. Und schon passen die Statisiken wieder...

  • Statistiken...


    In Hamburg wurden einfach kurzerhand die Kriterien für eine Gewaltmeldung massiv raufgesetzt. Und schon passen die Statisiken wieder...

    Wie meinst du das?

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