Klassenkasse: Wie organisiert?

  • Ich habe im letzten Schuljahr, mit Antritt meiner Stelle, eine Mittelstufenklasse übernommen. Diese wird Ende dieses Schuljahres aufgelöst (erreicht die Oberstufe).


    Überlegend, ob ich Ende des Schuljahres einen "Abschiedsausflug" mit ihnen mache fiel mir auf, dass ich keine Ahnung habe ob es eine Klassenkasse gibt. Daran danach zu fragen habe ich bei der Übergabe nicht gedacht (als Erklärung/Entschuldigung: erste Klassenleitung...).


    Frage: Gibt es immer eine Klassenkasse? Wenn ja, wo (vorausgesetzt sowas wird einheitlich organisiert)?
    a) In einer Schatulle unterm Bett der Ex-Klassenlehrerin [= für mich unerreichbar]
    b) Auf einem Privatkonto der Ex-Klassenlehrerin [= für mich unerreichbar]
    c) Auf einem Schulkonto [man wird ja noch träumen dürfen]


    Außerdem schließe ich gleich die nächste Frage an: Nächstes Jahr übernehme ich eine neue Klasse - was empfehlt ihr da für eine Methode zur Organisation der Klassenkasse? Und wie füllt die sich eigentlich ( :weissnicht: )?


    Besten Dank für eure Erfahrungswerte!

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • Frage: Gibt es immer eine Klassenkasse? Wenn ja, wo (vorausgesetzt sowas wird einheitlich organisiert)?
    a) In einer Schatulle unterm Bett der Ex-Klassenlehrerin [= für mich unerreichbar]
    b) Auf einem Privatkonto der Ex-Klassenlehrerin [= für mich unerreichbar]
    c) Auf einem Schulkonto [man wird ja noch träumen dürfen]

    Nein, gibt es nicht immer, kann es aber geben. Bei meinen Kindern hatten wir bisher folgende Varianten (Brandenburg):
    a) Klassenlehrerin führt sie als Barkasse
    b) Elternteil führt sie als Barkasse
    c) Elternteil führt sie als Klassenkonto


    Bei uns sind bisher z.B. nach einem halben Jahr nur die 70 Euro Gewinn vom Weihnachtsmarkt drin, eingezahlt wurde nie etwas. a hatten wir in Klasse 1/2 und da wurde immer zum Beginn des Schuljahres eine feste Summe eingezahlt.


    Von unserer Schule (Berlin) kenne ich nur a und b, wobei meine Kollegen a bevorzugen und meist so handhaben. Aber dies sind gerade die ersten 1-3 Jahre Grundschule, wo daraus auch viel Material gekauft wird. (Meist weil es ihnen zu blöd ist dem Material ständig hinterher zu rennen oder jeder sonst was anderes hätte. Danach kenne ich wenig Kollegen, die dann noch eine Klassenkasse haben.

  • dass ich keine Ahnung habe ob es eine Klassenkasse gibt

    Dann gibt es keine.

    Nächstes Jahr übernehme ich eine neue Klasse - was empfehlt ihr da für eine Methode zur Organisation der Klassenkasse?

    Ich persönlich bevorzuge die reine unbare Variante, leider ist die inzwischen fast immer kostenpflichtig, ein privates Konto würde ich hier nicht eröffnen.

    Und wie füllt die sich eigentlich ( )?

    Lehrer sammelt Geld ein?




    Sei mir nicht böse, aber hattest du im Referendariat hier etwas geschlafen?


  • Sei mir nicht böse, aber hattest du im Referendariat hier etwas geschlafen?

    Bin ich nicht, aber nein: ich habe nicht geschlafen. Wir haben keine Klassenleitungen im Referendariat und das Thema Klassenleitung wurde in genau einer auf 60 Minuten verkürzten Sitzung des Kernseminars angerissen. Da haben wir anhand von Stationen folgendes gemacht:
    - Mittels eines Kartenspiels reflektiert welche Eigenschaften ein Klassenlehrer unserer Meinung nach haben sollte
    - Anhand eines Fachartikels erarbeitet, in welchem Verhältnis ein Klassenlehrer zu den Schülern und Eltern seiner Klasse steht
    - Ein Brainstorming angestellt, was wir als neuer Klassenlehrer einer fünften Klasse am ersten Tag mit den Kindern tun würden (Aktivitäten, Regeln aufstellen etc.)
    - Unser Bild eines Klassenlehrers kreativ visualisiert...
    Und die "Ergebnisse" anschließend im Plenum besprochen.


    Dass nichts davon mich auch nur annähernd auf die handfesten (insb. organisatorischen) Aufgaben eines Klassenlehrers vorbereitet hat muss ich vermutlich kaum extra erwähnen. Das meiste über diese Aufgabe habe ich eben per "learning by doing" erfahren und einer dieser Orga-Aspekte ist nun eben das Thema "Klassenkasse".

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • Außerdem schließe ich gleich die nächste Frage an: Nächstes Jahr übernehme ich eine neue Klasse - was empfehlt ihr da für eine Methode zur Organisation der Klassenkasse? Und wie füllt die sich eigentlich ( )?

    Meine ganz klare Empfehlung: Führ keine Klassenkasse ein!
    Damit handelt man sich nur Ärger ein. Was machst Du, wenn manche nicht einzahlen?

  • Ich persönlich bevorzuge die reine unbare Variante, leider ist die inzwischen fast immer kostenpflichtig, ein privates Konto würde ich hier nicht eröffnen.



    Sei mir nicht böse, aber hattest du im Referendariat hier etwas geschlafen?

    Wieso privates Konto? Die Sparkasse bietet fast überall kostenlose Klassenkonten an.
    Hm, also solche Dinge hatten wir alle gar nicht im Referendariat. Klassenleitung an sich, vielleicht in 15 Minuten, mehr nicht.

  • Wenn Klassenkasse, dann definitiv nicht bei mir. In der Unterstufe führt die bei mir ein Elternteil, in der Mittelstufe teilen sich das zwei Schüler...schwarze Kassen sind ja ok, aber sicher nicht bei mir persönlich. :)

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Wenn du ganz sicher sein willst, ob es eine Klassenkasse gab, frag einfach die Elternsprecher.


    (und zum Trost: Klassenleitung hatte ich in der Ausbildung gar nicht...)

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Wenn wir einen Ausflug machen, sammle ich Geld aktuell ein. Längerfristig horten würde ich es nicht, weil wenn's geklaut wird, ist doof.


    Von kostenlosen Klassenkonten höre ich hier zum ersten Mal. Wenn es das gäbe, würde ich es für Klassenfahrten eröffnen. Nicht aber, um jeden Monat 50 Cent einzusammeln und am Ende vom Jahr davon jedem ein Eis zu kaufen.


    Zumal es immer Eltern gibt, die dann für die 50 ct eine Quittung sehen wollen/nachfragen, ob sie 1,70 wiederbekommen, weil ihre Tochter im Mai Zahnweh hatte und nicht mit ins Finanzmuseum konnte... nö.

  • "Abschiedsausflug" mit ihnen mache fiel mir auf, dass ich keine Ahnung habe ob es eine Klassenkasse gibt.

    Was soll das für ein Ausflug sein? Tagesprogramm? Dafür müsste man nicht großartig etwas ansparen. Für ein größeres Projekt sollen sich die Schüler/Eltern darum kümmern, das Geld beisammen zu haben, wenn man es braucht. Dafür musst du keine Ersatzbank gründen. Wozu braucht man sonst eine Klassenkasse? Mir fällt nichts ein, das dergestalt schulisch notwendig ist, dass man sich als Lehrer darum kümmern müsste.


    Die Frage, wozu man einen Abschiedsausflug bräuchte, stelle ich schon gar nicht.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Ich muss jedes mal den Kopf schütteln, wenn es hier ums Thema "Klassenkasse" geht, es kann ja echt nicht sein, dass man euch damit so alleine lässt. Ich schreibe Dir jetzt einfach mal, wie es bei uns organisiert ist, ohne natürlich zu wissen, inwieweit das bei euch rechtlich überhaupt so möglich ist:


    Als Klassenlehrer eröffne ich auf der Bank ein Konto, das aber klar als "Klassenkonto" deklariert ist. Steuerrechtlich ist es total wichtig, dass eindeutig geregelt ist, dass das nicht zu meinem Privatvermögen zählt. In der Schweiz muss man eine Steuererklärung abgeben (in Deutschland habe ich das nie gemacht), also fällt natürlich sofort auf, wenn da irgendwo Geld auf einem Konto auftaucht. Zu Beginn des ersten Schuljahres am Gymnasium schicke ich ein Briefchen an die Eltern mit der Bitte, das Konto doch mit jeweils 500 CHF zu füttern und einen monatlichen Dauerauftrag über irgendeinen Betrag x einzurichten, dessen Grösse mir gerade entfallen ist. Die Beträge sind bei uns so gross, weil 1. die Lagerwochen (und da gibt es zu Beginn des 1. Schuljahres gleich mal eins) natürlich teurer sind, als bei euch und vor allem, weil unsere Schüler nach dem Ende der obligatorischen Schulzeit sämtliche Lehrmittel selbst bezahlen müssen.


    Noch vor dem ersten Klassenlager findet der Elternabend statt, an dem ich als Klassenlehrer noch mal alle darum bitte, jetzt auch wirklich diese 500 CHF einzubezahlen und falls jemand Mühe damit hat, möge er sich doch bitte vertraulich mit mir in Verbindung setzen. Wann immer die SuS irgendetwas bezahlen müssen, sammle ich natürlich *nicht* extra Geld ein, sondern verbuche das für jeden Schüler einzeln mit dem Klassenkonto, es hat ja nicht jeder Schüler der Klasse zwangsläufig die gleichen Ausgaben. Bzw. eigentlich mache ich das gar nicht selbst, sondern ein Schüler der Klasse bekommt eine Vollmacht über das Konto und hat auch Zugang zum Buchhaltungssystem. Ich schaue als Klassenlehrer nur, dass alles in Ordnung ist. Am Ende der 4 Jahre werden alle Restbeträge an die SuS entweder bar ausbezahlt oder besser noch auf deren Konto zurück überwiesen.


    Das funktioniert mit wenigen Ausnahmen ganz wunderbar so.

  • .. das Konto doch mit jeweils 500 CHF zu füttern ...

    Man, wenn ich daran denke, was es bei uns schon für ein Stress ist, einmal im Jahr,die paar Euro Kopiergeld einzusammeln, da fällt mir doch glatt wieder das Motto des Wertes von Bildung in Deutschland ein:



    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • ...Wann immer die SuS irgendetwas bezahlen müssen, sammle ich natürlich *nicht* extra Geld ein, sondern verbuche das für jeden Schüler einzeln mit dem Klassenkonto, es hat ja nicht jeder Schüler der Klasse zwangsläufig die gleichen Ausgaben. ...

    Ich könnte mir kaum ein System vorstellen, dass noch mehr Arbeit verursacht, als auch noch die Lehrmittel für jeden Einzelnen zu verwalten :staun:

  • Eine Klassenkasse führe ich nicht. Lehrmittel wie z.B. Lektüren lasse ich die Eltern anschaffen - machen bei uns inzwischen fast alle Kollegen so. Für größere Unternehmungen wie Wandertage sammle ich sachbezogen Geld ein, Restgeld wird gleich danach zurückgegeben und nicht gehortet. Wie oben schon gesagt - ich bin Lehrer, keine Bank. Wenn die Kinder und Eltern ein Klassenfest wollen, ist das schön - dann sollen sie es auch entsprechend organisieren und die Finanzierung untereinander klären. Das regelmäßige Einsammeln von Geld ohne klare Zweckbindung halte ich nicht für gut - zumal man ja keinen zur Zahlung zwingen kann.

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe keine Klassenleitung (je gehabt), bin aber ziemlich sicher, dass kaum ein Kollege eine reale Klassenkasse hat. Eine Klasse, bei der ich vor ein paar Jahren Co-Klassenleitung war, hatte bei einem Wettbewerb 150 Euro für die "Klassenkasse" gewonnen, dann hatte tatsächlich der Lehrer das Geld. Ich weiß zwar nicht, ob bar oder auf einem (welchem?) Konto, aber auf der Klassenfahrt wurde daraus Pizza spendiert.
    Wir haben bei uns mittlerweile eine Art Lösung für solche Fälle, die aber nicht für 30 Klassen gehen würde. Ein an der Schule gekoppelter "Verein" hat ein Konto, auf welchem alles läuft. Es ist NICHT das Schulkonto, aber der Schulverwaltungsassistent verwaltet das Konto bzw. hat die Vollmacht. Wenn eine Schulfahrt ansteht, wird diese Kontonummer gegeben, irgendwann nach der Frist frage ich nach den Geldeingängen mit dem Betreff "Paris 2018", er gibt mir eine Liste, im besten Fall haben alle bezahlt, sonst hacke ich nach. Aus dem Konto werden alle Ausgaben getätigt, die per Überweisung / Rechnung gehen (Unterkunft, Bus, usw...), bei der Fahrt an sich habe ich entweder das Geld vorgestreckt oder mir vorher auszahlen lassen. Sollte "viel" Geld übrig bleiben, kann auch von da aus zurücküberwiesen werden, ich kenne aber nur Fälle, wo das Kleinrestgeld gegen Quittung zurückgegeben wurde.
    Ich wüsste in der Mittelstufe eines Gyms nicht, wofür ich eine Klassenkasse brauche (ich weiß nicht, ob die pädagogische Arbeit an anderen Schulformen andere Wege erfordert...), würde es aber auf keinen Fall privat führen.

  • Ich könnte mir kaum ein System vorstellen, dass noch mehr Arbeit verursacht, als auch noch die Lehrmittel für jeden Einzelnen zu verwalten

    Das mache ich doch gar nicht. Angenommen der Spanisch-Lehrer möchte für seinen Kurs ein Buch anschaffen, dann tut er das eben und gibt meinem Klassenkassier die Rechnung. Der Klassenkassier überweist dem Spanisch-Lehrer das Geld aus der Klassenkasse und trägt in der Buchhaltung bei jedem Spanisch-Schüler der Klasse den Betrag ein, mit dem dessen Kontostand belastet werden soll. Das Buchhaltungssystem ist bei uns in der allgemeinen Organisationsplattform "Schulnetz" implementiert. Natürlich liesse sich das ganze auch problemlos mit einer einfachen Excel-Liste verwalten. Was ist daran jetzt so aufwändig?

  • Was ist daran jetzt so aufwändig?

    Das Du (und nicht irgendein Schüler), weil Du dafür verantwortlich zeichnest, für jeden Schüler einzeln das komplette Rechnungswesen machen mußt und wehe es fehlt am Ende irgendwo ein Cent bzw. ein Rappen.


    Ich habe 2 Jahre lang den Job des Kassenwarts in einem Verein gemacht. Wir hatten nicht umsonst für den 1. und 2. Vorsitzenden sowie für den Kassenwart eine Haftpflicht-Versicherung. Bei uns in D haftet man da nämlich mit seinem privaten Vermögen in unbegrenzter Höhe. Und wenn Du mal die Prüferim Haus hast und die die ganzen Belege der letzten 10 Jahre durchforsten, bekommt man da z.T. schon Schweißperlen auf der Stirn.


    Mir haben sie z.B. damals vorgeworfen, daß ich Vereinsmitglieder gegen Vorlage entsprechender Quittungen deren vorgestrecktes Geld überwiesen habe. So, einige Quittungen davon waren jetzt allerdings im Ausland ausgestellt mit entsprechend ausländischer Mehrwertsteuer bzw. ganz ohne entsprechende Steuern, weil auf Helgoland eingekauft wurde. Das alles korrekt zu erfassen, damit war ich voll ausgelastet, obwohl ich sowas sogar studiert habe.

  • Unsere Schule existiert seit 1968. Es gab noch nie Probleme mit dem System Klassenkasse. Natürlich bin ich über den Kanton diensthaftpflichtversichert und im Zweifelsfall stellt mir Liestal auch einen Rechtsbeistand.

  • Wieso privates Konto? Die Sparkasse bietet fast überall kostenlose Klassenkonten an.


    Zumindest bei uns nicht mehr, habe hier bei drei Sparkassen und zwei Volksbanken nachgefragt.


    Hm, also solche Dinge hatten wir alle gar nicht im Referendariat. Klassenleitung an sich, vielleicht in 15 Minuten, mehr nicht.


    Das Thema Klassenkasse hatten wir sogar in der Tat in einem Seminar, ich bezog mich aber eher darauf, dass man in den 1,5 - 2 Jahren Referendariat mal an seiner Ausbildungsschule irgendwie mitbekommt, wie Kollegen eine Klassenkasse führen.

  • Zumindest bei uns nicht mehr, habe hier bei drei Sparkassen und zwei Volksbanken nachgefragt.

    Das ist komisch, weil mir hier erzählt wurde, das würden alle Sparkassen noch machen. Gefunden habe ich leider aber auch nichts dazu. Ist natürlich dann sehr schade für euch. Erleichtert ja einiges. Volksbank habe ich es generell noch nie erlebt.


    Das Thema Klassenkasse hatten wir sogar in der Tat in einem Seminar, ich bezog mich aber eher darauf, dass man in den 1,5 - 2 Jahren Referendariat mal an seiner Ausbildungsschule irgendwie mitbekommt, wie Kollegen eine Klassenkasse führen.

    Mal davon abgesehen, dass ich ja nur ein Jahr Referendariat hatte, habe ich in der Ausbildungsschule das in der Zeit überhaupt nicht mitbekommen, da hatte ich für so etwas irgendwie überhaupt keine Zeit. Das hätte man ja am ehesten in den Hospitationsstunden sehen müssen und davon gabs ja eh viel zu wenig.

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