Wortarten nach Montessori

  • Der Thread spiegelt interessanterweise ziemlich genau den Inhalt des Buches "Deutsche Grammatik verstehen und unterrichten" von Granzow-Emden wider. Dabei stellt er z.B. auch fest, dass 60% der am häufigsten genutzten Verben keine "Tuwörter" sind. Statt der semantischen Zugangsweise schlägt der Autor deshalb die syntaktische Zugangsweise vor. Wo steht das Verb im Satz (Satzfelder) und was bewirkt es im Satz (Ergänzungen / Satzglieder). Erste Frage solle methodisch durch ausprobieren geschehen, indem die Kinder Sätze mit Wortkarten untereinander bilden bzw. bilden und aufschreiben. Granzow-Emden betont dabei, dass das Verb als wichtigster Teil des Satzes die ganze Schulzeit über behandelt werden muss und erst am Ende annähernd vollständig behandelt sein kann.
    Es wäre sehr interessant, ob jemand diese Zugangsweise schon erfolgreich in der Grundschule ausprobiert hat. Dann stellt sich die Frage, ob die Probleme durch diese anspruchsvollere (und sicher grammatikalisch richtige) Zugangsweise weniger Probleme bereitet als die (späteren) Probleme bei der Zugangsweise über die Semantik.

  • Dass ich bezüglich Grundschule auf meine persönlichen Erfahrungen angewiesen bin, liegt einfach daran, dass ich dort nicht unterrichte und mich auch - wie hier schon mehrmals gesagt - nicht in der gängigen Didaktik bezügl. Grammatiken auskenne. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es auch dort Ansätze gibt, die die gängigen Probleme, von denen ich hier schreibe (ich habe das ja nicht alles erfunden, sondern selbst aus Fachliteratur gelernt), umschiffen.

    Vielleicht solltest du dann mal aufhören, herumzudiskutieren, und akzeptieren, dass wir in der Grundschule die Wortart "Verb" so einführen müssen, wie es für die Kinder verständlich ist.


    "Was macht die Oma?"
    "Sie schläft." - schlafen ist das Verb


    Oder antwortest du auf die Frage tatsächlich: "Sie befindet sich im Zustand des Schlafens." ???



    In der Sek 1 können die Kinder schon besser abstrahieren und über Sprache sprechen, da mag es dann sinnvoll und auch nötig sein, auf die Unterschiede bei der Wortart Verb einzugehen (Ich wage zu behaupten, dass die meisten Verben dennoch Tätigkeiten und nicht Zustände bezeichnen).
    In der Grundschule führt das zu weit. Ob du es glaubst oder nicht.
    Du glaubst es nicht, ich weiß.

  • Vielleicht solltest du dann mal aufhören, herumzudiskutieren, und akzeptieren, dass wir in der Grundschule die Wortart "Verb" so einführen müssen, wie es für die Kinder verständlich ist.
    "Was macht die Oma?"
    "Sie schläft." - schlafen ist das Verb


    Oder antwortest du auf die Frage tatsächlich: "Sie befindet sich im Zustand des Schlafens." ???


    Nein, du würdest gar nicht danach fragen.


    Es ist aber auch ein Problem, das nicht bei den Lehrkräften liegt, sondern alleine schon durch das KC geschaffen wird. In Niedersachsen ist das Ziel für Klasse 2 z.B. lediglich das Erkennen der Wortarten Nomen, Verb und Adjektiv. Die nummerische Nomenprobe wird dabei explizit als beispielhafte Möglichkeit genannt. Die Funktion für den Satz zu erkennnen, ist erst nach Klasse 4 das Ziel.
    Andererseits sollen die Kinder ebenfalls nach der 2. Klasse mit den Satzgliedern arbeiten können und die Bedeutung des Prädikats erkennen können. Genau das ist ja die vorgeschlagene Alternative, das Verb zu behandeln. Dort geht es um die Funktion des Verbes für den Satz. Nach dem KC müssen die Kinder der 2. Klasse das Verb als Prädikat also schon auf die Art verstehen, die Buntflieger wohl meint.

  • Vielleicht solltest du dann mal aufhören, herumzudiskutieren, und akzeptieren, dass wir in der Grundschule die Wortart "Verb" so einführen müssen, wie es für die Kinder verständlich ist.
    "Was macht die Oma?"
    "Sie schläft." - schlafen ist das Verb


    Oder antwortest du auf die Frage tatsächlich: "Sie befindet sich im Zustand des Schlafens." ???


    Hallo Kathie,


    das Beispiel klingt verführerisch, überzeugt mich aber nicht. Denn in der Frage wird eine Tätigkeit vorausgesetzt: "Was macht die Oma?" Die Antwort "Sie schläft" impliziert nun, dass dies die Tätigkeit ist, die der Fragesteller in Erfahrung bringen wollte.


    Genauso hätte man antworten können: "Die Oma macht gerade gar nichts, denn sie schläft tief und fest!"


    Ich meine: Wir brauchen doch nicht ernsthaft jetzt seitenlang darüber zu streiten, ob das Verb "schlafen" nun als Kernbedeutung einen Zustand bezeichnet oder nicht? Wer das Kindern bewusst falsch beibringt und darauf im Zweifelsfall nicht hinweist oder gar ein Kind (wie es mir einst passiert ist), das berechtigterweise nicht mit der Lehrerdeutung zufrieden ist, zurecht weist... sorry, da fehlt mir dann jedes Verständnis für.


    Man kann sich ja im Deutschen die Grammatik nicht so zurecht stricken, wie es einem gerade gefällt oder ins Unterrichtskonzept passt. :daumenrunter:


    der Buntflieger

  • Andererseits sollen die Kinder ebenfalls nach der 2. Klasse mit den Satzgliedern arbeiten und die Bedeutung des Prädikats erkennen. Genau das ist ja die vorgeschlagene Alternative, das Verb zu behandeln. Dort geht es um die Funktion des Verbes für den Satz. Nach dem KC müssen die Kinder das Verb als Prädikat also schon auf die Art verstehen, die Buntflieger wohl meint.


    Hallo tibo,


    danke für die konstruktive Teilnahme an der inzwischen doch etwas hitzig gewordenen Diskussion. :)


    Ich sehe es auch so, dass - wie ich oben ja schon erwähnte - die syntaktische Funktion unbedingt von Anfang an in den Blick zu nehmen wäre, denn von dort aus ergeben sich in der Regel zweifelsfrei die Bedeutungen der Wortarten. Inhaltliche Konfusionen aller Arten und schwammige Proben wären dann obsolet.


    Granzow-Emden habe ich übrigens gelesen (ist aber schon einige Jahre her), kann sein, dass mich das nachhaltig beeindruckt hat. War mir gar nicht bewusst, dass ich hier den Buchinhalt teilweise wiederhole - ich wusste nur, dass ich die Argumente irgendwo vorher gelesen hatte. ;)


    der Buntflieger

  • Würdest du also die Satzglieder vor den Wortarten einführen? Ich stelle mir das eher schwierig vor, wenn ein Kind ohne Kenntnis von Nomen Subjekt und Objekt erkennen müsste. Und wie gestaltet man den Schritt vom Prädikat zum Verb? Zuletzt muss man bedenken, dass in jedem Satz auch immer Wortarten zu identifizieren sind, aber nicht immer jeder Ausdruck auch ein Satz ist. "Apfel" ist immer ein Nomen, kann aber je nach Satz Subjekt oder Objekt sein... Ist es da nicht einfacher, vom Kleinen zum Großen zu gehen, sprich Laut - Silbe - Wort - Satz - Text?

  • Würdest du also die Satzglieder vor den Wortarten einführen? Ich stelle mir das eher schwierig vor, wenn ein Kind ohne Kenntnis von Nomen Subjekt und Objekt erkennen müsste. Und wie gestaltet man den Schritt vom Prädikat zum Verb? Zuletzt muss man bedenken, dass in jedem Satz auch immer Wortarten zu identifizieren sind, aber nicht immer jeder Ausdruck auch ein Satz ist. "Apfel" ist immer ein Nomen, kann aber je nach Satz Subjekt oder Objekt sein... Ist es da nicht einfacher, vom Kleinen zum Großen zu gehen, sprich Laut - Silbe - Wort - Satz - Text?


    Hallo Lehramtsstudent,


    ich würde die Wortarten jedenfalls nicht isoliert vom Satz einführen, sondern so, wie tibo das oben schon sehr gut erläutert hat. Im Zentrum des Satzes steht das Verb (ich glaube nicht, dass Granzow-Emden hier überhaupt noch zwischen Verb und Prädikat unterscheidet), dieses Verb verlangt nach "Mitspielern" (Komplementen und Supplemente), damit ein ganzer Satz entstehen kann.


    Zum Beispiel wäre das Verb "liegen" um jemanden, der liegt und den Ort, wo derjenige liegt, zu ergänzen, damit ein ganzer Satz entstehen kann: "Petra liegt auf dem Boden".


    Dass hier "Petra" das Subjekt ist und "auf dem Boden" eine adverbiale Bestimmung des Ortes, braucht hier noch gar nicht als Fachausdruck festgelegt werden. Das kann sich spielerisch ergeben, wenn z.B. Kinder dahingehend eigene Vorschläge machen, oder wenn es sich nach einiger Übungssicherheit dann von selbst quasi aufdrängt.


    Es soll ja die syntaktische Funktion vom Verb ausgehend im Mittelpunkt stehen bei diesem Ansatz. Dabei ist es eben gerade auch wichtig, mit Wortbedeutungen zu experimentieren (das Verb "liegen" hat ja unterschiedliche Bedeutungsvarianten.


    Beispiel: "Es liegt nicht an Fritz allein, dass die Mannschaft das Spiel verloren hat."


    Es geht also weniger um ein schrittweises Anhäufen von grammatischen Versatzstücken, um dann irgendwann - so ist ja meist die schulische Idee - das große Ganze zu verstehen, sondern um ein spielerisches Experimentieren mit Sprache, durchaus aber auf einer systematischen Grundlage (aus Lehrersicht also didaktisch kontrolliert) und mit dem Ziel, die Funktion bzw. das Zusammenspiel von Wörtern und Sätzen (und später dann vielleicht auch die Funktion von Sätzen in Texten/Geschichten) schrittweise besser zu verstehen.


    Ich glaube, dass ich mir Granzow-Emden doch unbedingt wieder besorgen sollte! :D


    der Buntflieger

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  • In 3/4 kommen aufbauend auf die Erkenntnisse von 1/2, weitere Aspekte dazu:


    1) Bei Verben: Kennenlernen der Zeitformen: Gegenwart, 1. und 2. Vergangenheit, Zukunftsformen
    Außerdem lernen die Schüler die Grundform und Personalform im Zusammenhang mit den Pronomen vertiefend kennen. So lernen die Schüler, dass die Verben den wichtigen Zeitaspekt verkörpern.
    2) Satzglieder: Bei Montessori gibt es den Satzstern, wo das Prädikat (gleiches Symbol wie das Verb, nur größer) tatsächlich im Zentrum des Ganzen steht und die Satzglieder sternförmig außenherum gebaut werden.
    3) In 3/4 werden die Nomen erweitert - konkrete und abstrakte Nomen, typische Nachsilben von Nomen, wovon es viele abstrakte Nomen gibt, die 4 Fälle
    4) Adjektive in den Steigerungsformen


    Die Schüler lernen, wie schon oben erwähnt, einige Strategien, wie sie die wichtigsten Wortarten erkennen können. Ich arbeite z.B. nach einem Unterrichtswerk, wo die verschiedenen Beweise der Wortarten verlangt werden um zu begründen, warum das diese spezielle Wortart ist. Je mehr Kriterien dazukommen, desto mehr Strategien.


    Es ist in der Grundschule nicht zwingend erforderlich, nach Montessori zu unterrichten, ich mache z.Z. gute Erfahrungen damit, was die Nachhaltigkeit betrifft. - habe es auch lange anders gemacht.

  • Ich meine: Wir brauchen doch nicht ernsthaft jetzt seitenlang darüber zu streiten, ob das Verb "schlafen" nun als Kernbedeutung einen Zustand bezeichnet oder nicht? Wer das Kindern bewusst falsch beibringt und darauf im Zweifelsfall nicht hinweist oder gar ein Kind (wie es mir einst passiert ist), das berechtigterweise nicht mit der Lehrerdeutung zufrieden ist, zurecht weist... sorry, da fehlt mir dann jedes Verständnis für.


    Man kann sich ja im Deutschen die Grammatik nicht so zurecht stricken, wie es einem gerade gefällt oder ins Unterrichtskonzept passt. :daumenrunter:

    Ich lese von dieser Unterschiedung zwischen Tätigkeit und Zustand zum ersten mal in meinem Leben. Konnte ich trotzdem vorher Verben korrekt bestimmen? Ja, definitiv! Man muss das nicht so genau wissen, weshalb ich keine echte Relevanz in dieser Unterscheidung für die Kinder sehe.

  • Ich lese von dieser Unterschiedung zwischen Tätigkeit und Zustand zum ersten mal in meinem Leben. Konnte ich trotzdem vorher Verben korrekt bestimmen? Ja, definitiv! Man muss das nicht so genau wissen, weshalb ich keine echte Relevanz in dieser Unterscheidung für die Kinder sehe.


    Hallo Frapper,


    das Argument finde ich nicht stichhaltig. Natürlich können Muttersprachler intuitiv (aus dem Bauch heraus) viele grammatische Phänomene ungefähr richtig einschätzen. Aber im Unterricht reicht das nicht aus, wir müssen ja das implizite Wissen in vermittelbares (explizites) Wissen verwandeln (dafür gibt es die Linguistik/Grammatik und zugehörige (Fach)Didaktik), das möglichst klar und zuverlässig daherkommt.


    Wenn man da als Lehrperson der Ansicht ist, "man muss das nicht so genau wissen", finde ich das schon zumindest bedenklich.


    Wie hast du denn den Kindern sonst bisher erklärt, wie sie Verben zuverlässig identifizieren können, wenn du es selbst allenfalls aus dem Bauch heraus leisten kannst? :ohh:


    Wenn du jetzt antwortest, dass du die semantische Ebene ganz bewusst meidest (also weder einen "Zustand", eine "Tätigkeit" oder einen "Vorgang" suchst und stattdessen die Funktion der Satzbestandteile in ihrer Relation in den Blick nimmst - unbewusst wirst du genau das wahrscheinlich sowieso tun), dann bin ich sofort zufrieden. Aber ich vermute mal, dass das wahrscheinlich nicht so sein wird?


    der Buntflieger

  • 1) Bei Verben: Kennenlernen der Zeitformen: Gegenwart, 1. und 2. Vergangenheit, Zukunftsformen
    Außerdem lernen die Schüler die Grundform und Personalform im Zusammenhang mit den Pronomen vertiefend kennen. So lernen die Schüler, dass die Verben den wichtigen Zeitaspekt verkörpern.


    Hallo Caro07,


    aber nicht nur die Verben, die "Zeit" wird ja sprachlich auch durch Zeitadverbien kenntlich gemacht. Die Zukunft wird z.B. fast immer durch das Präsens (und nicht Futur I) angezeigt etc.


    Aber das ist wieder eine andere Baustelle. Ansonsten finde ich auch, dass man nicht streng nur eine Grammatikdidaktik vorschreiben sollte, sondern letztlich ist es ohnehin immer die Lehrperson selbst, die durch Stichhaltigkeit ihrer Erklärungen und Strukturiertheit des Unterrichts darüber hauptsächlich entscheidet, ob die Kinder etwas verstehen oder nicht. Und ich finde, dass deine Auflistung sehr gut klingt! :top:


    der Buntflieger

  • Ich bringe das nicht selbst bei, weil ich weder Deutsch noch in der Grundstufe unterrichte. Ich baue nur darauf auf, indem ich es im Englisch-Unterricht benutze, z.B. bei der Satzstellung. Sie scheitern nicht daran, das Verb zu erkennen, weil die Formen von "to be" Zustände beschreiben, sondern eher an Vokabelkenntnissen und dem Unwissen, welche Formen von "to be" es noch einmal gibt (Dauerbaustelle).
    Ich finde, dass du hier gerade dermaßen dick aufträgst und dich daran verbeißt. In jedem Fach gibt es etliche Beispiele, wo man es nicht so genau nimmt, weil das eben fürs Leben oder spätere Unterrichtsinhalte reicht. Noch einmal: ich bin ohne diese Kenntnis gut durchs Abi, Uni, Ref und das Leben gekommen. Was das meine überwiegend Hauptschüler interessieren soll, leuchtet mir nach wie vor null ein. Ich wüsste auch gar nicht, wie ich eine sinnvolle Frage dazu stellen sollte? "Was tut er oder in welchem Zustand befindet er sich?" ^^ Damit könnten meine schwerhörigen SuS garantiert nichts anfangen oder damit kommt irgendein Stuss raus. Da führe ich doch lieber die didaktische Reduktion ins Feld und frage nur "Was macht er?" und bekomme immerhin eine gescheite Antwort. ;)

  • aber nicht nur die Verben, die "Zeit" wird ja sprachlich auch durch Zeitadverbien kenntlich gemacht. Die Zukunft wird z.B. fast immer durch das Präsens (und nicht Futur I) angezeigt etc.

    Stimmt, und genau das wird in Bezug auf das Futur thematisiert. Es geht beim Futur um die verschiedenen Arten, wie man das Futur ausdrücken kann, aber man spricht auch die traditionelle Zukunftsform Futur I an. Das reicht dann aber auch für die Grundschule.
    Ich habe sie zur Vollständigkeit oben erwähnt, bei der Verbenbetrachtung in der Grundschule spielt die Zukunftsform eine untergeordnete Rolle.

  • Hey! Ich verweise nochmal auf meine Frage auf der vorherigen Seite bezüglich möglicher Probleme beim Schulwechsel, wenn mit den Symbolen gearbeitet wurde. Mir ist natürlich bewusst, dass die Schülerinnen zusätzliche Kenntnisse über die Wortarten haben, dennoch interessiert es mich :) .


    Die hier von tibo erwähnte Fokussierung auf das Verb findet man in der Valenzgrammatik und Dependenzgrammatik. Gerade in DaZ wird häufig auf diese Weise gearbeitet (ist meine Erfahrung und damit natürlich nicht aussagekräftig, ich weiß :aufgepasst: ). Den Satzstern kenne ich ebenfalls, mich stört daran nur die Sternenform, aber das ist ein anderes Thema. Ich arbeite mit (Satz-)Bausteinen, aber dem selben Prinzip. Das klappte bisher immer.


    Die semantische Unterscheidung zwischen Handlungsverben, Tätigkeitsverben, Zustandsverben und Vorgangsverben kenne ich ebenfalls (insbesondere) aus DaZ, denn Handlungsverben und Tätigkeitsverben werden vor und leichter als Zustandsverben und Vorgangsverben erlernt. Die Einteilung ist zugegebenermaßen spitzfindig, doch sie gibt einen guten Überblick über die verschiedenen Verben. Zudem bietet sie eine Erklärungsmöglichkeit für Verständnisschwierigkeiten. Um bei dem viel genannten Beispiel zu bleiben: schlafen = Zustandsverb und einschlafen = Tätigkeitsverb. Der Unterschied zwischen Tätigkeitsverben und Vorgangsverben ist, dass letztere "von alleine" passieren z. B. auflösen oder erblühen. Wie gesagt: sehr spitzfindig.

  • Vielleicht nochmals zu der Einteilung der Verben:
    Ich denke, dass die 4 Verbunterarten (Zustände, Vorgänge, Tätigkeiten und Handlungen) für das, was man in der Grundschule macht, gut mit diesen beiden Fragen abgedeckt sind:
    Was tut er, sie, es?
    Was geschieht?
    So verlangt das z.B. unser Sprachbuch und durch diese Art der Fragen finden die Schüler schnell die Verben.


    Veben und konkrete Nomen werden schnell gefunden, das ist weniger das Problem. Dadurch, dass diese Wortarten lange gemacht werden und in jedem Satz vorkommen, ist es leicht. Adjektive kommen seltener vor, werden aber auch noch akzeptabel bestimmt.
    Schwieriger wird es bei manchen abstrakten Nomen. Auch werden von schwächeren Schülern (Artikel), Pronomen und Bindewörter (ist bei uns als Wortart auch im Lehrplan) schwer unterschieden. Ich vermute, dass das alles für diese Schüler irgendwelche kurze "Füllwörter" sind.

  • Man muss halt die Frage so konkret stellen, dass das Ergebnis nur das Verb und nicht das Prädikat ist. Das Prädikat kennen zwar Zweitklässler in der Regel noch nicht, aber ich kann mir gut vorstellen, dass die Schüler im Satz "Er wischt den Boden." nicht nur "wischt" als Verb erkennen, sondern eher "wischt den Boden" oder "den Boden wischen".
    Aber zurückkommend auf die Montessori-Methode: Meine Einschätzung ist, dass ihre Materialien sicher für einen ersten Eindruck gut sind, auch im Mathematikbereich, z.B. zur Zahlzerlegung. Für alle Extremfälle nützt das Material sicherlich nicht und das war wohl auch nicht die Intention Montessoris.
    Man muss als Lehrkraft mit dem Material bzw. dem grundsätzlichen Ansatz zurechtkommen und wenn man das Gefühl hat, dass es einem einfach nicht liegt, bedient man sich eben eines anderen Ansatzes. Wenn der Lehrer eine Lehrmethode richtig gut findet, ist es auch wahrscheinlicher, dass die Kinder am Ende eher in der Lage sind, Verben von anderen Wortarten unterscheiden zu können.


    OT, aber ich finde es irgendwie gewöhnungsbedürftig, dass man in Bayern zuerst die umgangsprachlichen Begriffe einführt und erst deutlich später die lateinischen Fachbegriffe. Was ist der Hintergedanke davon und welche Vorteile soll er für die Kinder bringen?

  • Welche umgangssprachlichen Begriffe meinst du?
    Nomen, Verb, Adjektiv, Artikel werden gleich richtig benannt, Subjekt und Prädikat auch.
    Im alten Lehrplan war es noch anders, da gab es die lateinischen Begriffe nur für die leistungsstarken Schüler.

  • Lehramtsstudent meinst wohl "Namenwort, Tunwort, Wiewort" mit umgangssprachlich.
    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich Kinder in der 2. Klasse viel besser vorstellen konnten, was mit Tunwort gemeint ist als mit Verb. Ein Tunwort bezeichnet, was ich tun kann, ein Wiewort wie etwas ist.
    Seit ich nach dem neuen LP gleich mit den Fachbegriffen Nomen, Verb, Adjektiv anfange, tun sie sich viel schwerer. Mit diesen Begriffen können sie nichts verknüpfen. Manche schaffen es auch nicht, sich die Unterscheidung Artikel - Adjektiv zu merken (Begleiter - Wiewort ist für sie viel leichter).

  • Ich finde, dass du hier gerade dermaßen dick aufträgst und dich daran verbeißt. In jedem Fach gibt es etliche Beispiele, wo man es nicht so genau nimmt, weil das eben fürs Leben oder spätere Unterrichtsinhalte reicht. Noch einmal: ich bin ohne diese Kenntnis gut durchs Abi, Uni, Ref und das Leben gekommen. Was das meine überwiegend Hauptschüler interessieren soll, leuchtet mir nach wie vor null ein.


    Hallo Frapper,


    es ist schon möglich, dass ich hier evtl. etwas als Besserwisser erscheine; Grammatik habe ich im Studium eben richtig kapiert und lieben gelernt und da mich die Schulgrammatik als Schüler immer mehr verwirrt als bereichert hat, sehe ich die gängigen didaktischen Fehler nicht gerne und reagiere vielleicht etwas zu direkt.


    Natürlich entscheidet die Schule bzw. Schulgrammatik nicht über das Leben eines Menschen (das geht im Zweifelsfall immer irgendwie weiter) und zweifelsohne bauen die traditionellen Inhalte des Grammatikunterrichts konsequenterweise (sonst wäre es keine Tradition) aufeinander auf und beißen sich nicht unbedingt gegenseitig. Blöd wirds halt nur, wenn einer kommt und das schöne Schema kritisiert. Klar kickt einen das aus der Komfortzone und macht ggf. schlechte Laune. Sorry dafür.


    Ich hör jetzt auf damit, hier Leute (unbeabsichtigt) zu ärgern, denn die Ferien sind vorbei und ich muss mich wieder wichtigeren Dingen widmen. Damit meine ich den Streit, nicht die Grammatik - logisch! ;)


    der Buntflieger

  • Keine Angst, Buntflieger, es ist vollkommen OK, wenn ein Sek I-Lehrer sich zu Grundschulthemen äußert und aus der Außenperspektive bzw. aus seiner Position heraus seine Erfahrungen bzw. seine Meinung schildert. Ich fürchte nur, dass viele hier der Meinung sind, dass deine Bedenken sicherlich auf die gesamte Schulzeit bezogen berechtigt sind, aber für den Grundschulgrammatikunterricht noch keine derart hohe Bedeutung haben. Das kann man sicherlich noch im Gymnasium oder der Realschule näher ausdifferenzieren, aber wie gesagt... Es geht um die 2. Klasse. Da muss man noch nicht alle Sonderfälle der deutschen Morphosyntax auf den Tisch packen.

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