Wortarten nach Montessori

  • Hallo zusammen,


    ich habe bisher die Wortarten in der 1./2. Klasse noch nie mit dem Wortartenmärchen von Montessori behandelt, bin jetzt aber darauf gestoßen. Das Märchen und die Identifikationsfiguren klingen wirklich hilfreich und ich kann mir gut vorstellen, dass den Kindern dieses doch recht abstrakte Thema damit leichter fällt.


    Worüber ich allerdings nachgedacht habe, sind diese Symbole.
    Um diese zu zeichnen, kann man ja Schablonen kaufen. (Oder schaffen es die Kinder auch ohne? Ich befürchte, das klappt nicht wirklich gut.) Die Schablonen finde ich allerdings doch recht teuer mit über 3 €, wenn man bedenkt, dass die Kinder damit lediglich unterschiedlich große Dreiecke und Kreise zeichnen sollen. In den ersten beiden Klassen werden ja nur Nomen, Artikel, Verben und Adjektive behandelt. Lohnt sich da die Anschaffung der Schablonen wirklich?
    Bzw. bisher habe ich bei den Wortarten "nur" mit Farben gearbeitet, wie gesagt ohne das Märchen. Jetzt habe ich überlegt, ob man auch das Märchen und diese Figuren einsetzen kann als Hilfe, aber trotzdem keine Symbole zeichnen lässt, sondern die Wortarten einfach weiterhin mit Farben markiert?


    Ich würde mich über Erfahrungen freuen!


    LG

  • Meine (Brennpunkt-)Schüler fanden das Märchen ganz ok. Die enthaltenen Wortarten dann auf Geschriebenes zu übertragen und mit Dreiecken und Kreisen (frei Hand, ging eigentlich) zu versehen, fiel ihnen unendlich schwer und stellte aus meiner Sicht nur für wenige Kinder eine Hilfe dar. Viele Kinder konnten zwischen "Prinz Nomen" und "Nomen" keinen Zusammenhang herstellen.
    Ich denke allerdings, dass unsere Schüler nicht unbedingt repräsentativ sind. Vielleicht habe ich es auch falsch gemacht? Keine Ahnung.

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • Hmmm...
    Ich glaube, das Thema ist nicht einfach für die Kinder, weil "Wortarten" an sich schon ziemlich abstrakt ist.
    Darf ich fragen, in welcher Jahrgangsstufe du damit angefangen hast?

  • Hallo Ketfesem,


    beginnt man heutzutage in der Grundschule überhaupt noch mit Wortarten?
    Ich dachte eigentlich, dass man den kategorialen Zugriff auf Sprache eher nach hinten (Sekundarstufe) verschiebt und das Sprachverständnis (Funktion/Pragmatik) in den Vordergrund rückt?


    Kann mich auch irren, kenne mich im Grundschulbereich nicht aus, habe nur von einem Dozenten, der auch Grundschullehrer/innen ausbildet, immer wieder mitbekommen, wie er dies den künftigen Lehrpersonen unbedingt mit auf den Weg geben wollte.


    der Buntflieger

  • @Buntflieger: Doch, doch, Grammatikunterricht findet schon noch in der Grundschule statt. Ohne Wortarten kannst du ja auch den ganzen Rest des Grammatikunterrichts vergessen, da die wichtigsten Grundschulinhalte hierauf aufbauen. Pragmatik kommt im hessischen Lehrplan genauso vor wie Syntax und Morphologie, wobei das sicherlich je nach Bundesland variiert und sicherlich auch didaktischen Trends unterliegt (z.B. integrativer Grammatikunterricht).


    Zum Umgang mit den Wortarten: Ich persönlich tue mir da als Erwachsener etwas schwer, zu erkennen, wo genau die Schwierigkeiten im Umgang mit Wortarten bei manchen Kindern sind. Ich vermute mal, dass manche Kinder noch zu sehr an der inhaltlichen Bedeutung des Wortes hängen und entwicklungspsychologisch noch nicht so weit sind, Worter grammatikalisch kategorisieren zu können. Es ist sicherlich nicht didaktisch innovativ, aber ich würde da eher allen Schnickschnack weglassen und auch nicht zwischen Tunwort und Verb unterscheiden (das verwirrt nur), sondern möglichst viele Beispiele aufzeigen und die Kinder Gemeinsamkeiten finden lassen. Im Idealfall kommen die Kinder dann darauf, dass es mit Sprache in irgendeiner Form zu tun hat, und dann kann man dem Kind auch einen Namen geben. Ich kann aber Connies Bericht irgendwo nachvollziehen, wenn sie beschreibt, dass die Kinder Probleme bei der Differenzierung der mehrfachen Bezeichnungen für Nomen haben - lieber klar, eindeutig und viele Beispiele.

  • Ab Klasse 2 werden in zeitlichem Abstand Nomen, Verben und Adjektive eingeführt. Nomen thematisiere ich schon in der ersten Klasse.
    Das Thema Wortarten wiederhole ich aber immer wieder bis in die vierte Klasse hinein durch kleine Spiele o.ä. Es ist, wie bereits erwähnt, auch oft das Problem, dass die Kinder zwischen inhaltlicher Bedeutung
    des Wortes und der Wortart nicht unterscheiden können. Das hängt vom jeweiligen Kind ab.

    Ich bin Grundschullehrer, ich muss nicht die Welt retten!!!

  • Hallo,


    also ich kann nur für Bayern sprechen, da stehen im Lehrplan für die 1./2. Klasse die Wortarten Nomen, Verb, Adjektiv drin und in der 3./4. Klasse dann noch zusätzlich Artikel und Pronomen. Wie es in anderen Bundesländern ist, kann ich nicht sagen, aber ich kann es mir nicht vorstellen, dass die Wortarten nicht behandelt werden. Erstens braucht man auf jeden Fall das Erkennen von Nomen für die Rechtschreibung (Großschreibung), aber auch der restliche Grammatikunterricht kann ohne Kenntnis der Wortarten nicht durchgeführt werden (Zeitformen des Verbs, Steigerung von Adjektiven, die vier Fälle, Satzglieder)...

  • Ab Klasse 2 werden in zeitlichem Abstand Nomen, Verben und Adjektive eingeführt. Nomen thematisiere ich schon in der ersten Klasse.
    Das Thema Wortarten wiederhole ich aber immer wieder bis in die vierte Klasse hinein durch kleine Spiele o.ä. Es ist, wie bereits erwähnt, auch oft das Problem, dass die Kinder zwischen inhaltlicher Bedeutung
    des Wortes und der Wortart nicht unterscheiden können. Das hängt vom jeweiligen Kind ab.

    Genau, gerade Nomen finde ich wichtig, weil die Kinder sehr bald schon mit der Frage kommen, welche Wörter denn groß geschrieben werden. Und das kann man eigentlich nur mit Einführung des Wortartes Nomen erklären... Abstrakte Nomen behandele ich natürlich noch nicht in der ersten Klasse, außer wenn einzelne Kinder danach fragen, dann unterstütze ich sie natürlich...

  • Hmmmm, also bei mir geht es aktuell wirklich um Erstklässler, wobei ich vorerst wirklich nur die Nomen einführen möchte. Da kamen schon ganz oft Fragen von den Kindern bzgl. der Großschreibung.


    Meine Frage war vermutlich auch etwas unklar formuliert: Ich wollte eigentlich wissen, was die Symbole für einen Vorteil gegenüber "nur" farbiger Markierung (einkreisen, unterstreichen, anmalen, ...) haben. Ich hatte nämlich die Idee, eben das Märchen schon zu erzählen, aber nicht die Symbole über die Wörter zu malen, sondern sie nur mit den entsprechenden Farben zu markieren. Das finde ich nämlich von der Durchführung her deutlich einfacher (man braucht keine Schablone oder Vorlagen). Aber ich überlege die ganze Zeit, was das Malen, Stempeln oder Kleben der Dreiecke oder Kreise für einen Vorteil hat. Also lernen die Kinder es leichter, wenn sie Symbole haben als wenn sie die Wortarten einfach den Farben zuordnen?

  • Ich kann dir es nur so weit sagen, dass es für die 3. Klasse - wenn ich sie dann ab der 3. Klasse weiterführe - eine enorme Erleichterung ist, wenn sie die Symbole kennen.
    Bei vielen ist das Symbol genauso stark abgespeichert, sogar noch besser als die Wortart selbst.
    Manche Schüler meiner aktuellen Klasse wissen manchmal schneller das Symbol als den Namen der Wortart. Aber sie kategorisieren richtig. Offenbar prägt sich die Wortart im Zusammenspiel mit dem Symbol gut ein.

  • Ich habe letztes Jahr Ende der 1.Klasse die Wortarten mit den Symbolen eingeführt. (ohne Geschichte, weil ich nicht so der Erzähler bin; eher erklärt, z. B. Nomen sind stark wie eine Pyramide usw)


    Die Kinder wussten sehr schnell, welches Symbol zu welchem Wort passt (die Namen der Wortarten waren schwerer). Das Zeichnen der Symbole war freihändig kein Problem. Wir haben im Heft dann nur in jede zweite Zeile geschrieben.


    Dieses Jahr musste ich leider etwas zurückrudern und die Farben (leider andere als bei den Symbolen) zum Unterstreichen benutzen, die die anderen Lehrer der Schule nehmen.. Ich persönlich finde die Symbole trotzdem anschaulicher und einprägsamer.

  • Es ist sicherlich nicht didaktisch innovativ, aber ich würde da eher allen Schnickschnack weglassen und auch nicht zwischen Tunwort und Verb unterscheiden (das verwirrt nur), sondern möglichst viele Beispiele aufzeigen und die Kinder Gemeinsamkeiten finden lassen. Im Idealfall kommen die Kinder dann darauf, dass es mit Sprache in irgendeiner Form zu tun hat, und dann kann man dem Kind auch einen Namen geben.


    Hallo Lehamtsstudent,


    genau das habe ich gemeint. Die Art und Weise der Vermittlung ist ausschlaggebend - eben keine kategoriale Vorgehensweise wie früher, sondern anhand konkreter, praktischer Beispiele. So finden die Kinder im Idealfall selbst heraus, dass gewisse Ähnlichkeiten bei bestimmten Wörtern vorkommen und dann steht die Bezeichnung am Schluss des Prozesses und nicht schon am Anfang.


    Die Großschreibung von Nomen ist ja ein gutes Beispiel. Bei uns haben viele Kinder in der 5. Klasse große Probleme, weil sie in der Grundschule gelernt haben, dass man alles, was man anfassen kann, groß schreibt (bzw. das dann Nomen sind), was natürlich überhaupt kein tragfähiges Konzept ist. Schon in einfachen Sätzen kommen Abstrakta vor.


    Genauso schwierig sind die ganzen "Proben" (z.B. der 4 "Fälle"), die ja auch schnell in die Irre führen. Die Artikelprobe scheitert gefühlt häufiger als sie hilft, weil ich kann ja quasi überall einen Artikel davorknallen und deshalb ist das Wort trotzdem noch lange kein Nomen etc.


    Das funktioniert immer nur in künstlichen Übungssituationen, daher meinte ich, dass man heute das eher nicht mehr macht und mehr auf die konkrete Sprachsituation reflektiert.


    der Buntflieger

  • Hallo ketfesem,


    habe in meiner aktuellen 2. Klasse erneut (wie mit meiner letzten Klasse) die Wortarten mit dem Märchen eingeführt und die Kinder lieben es erneut. Sie können sich sehr gut damit identifizieren und kommen gut mit den Symbolen zurecht. Da die Symbole ja ins Märchen integriert sind, finde ich die Symbole auch sinnvoll. Aber vermutlich geht es auch mit Farben. Habe ich früher auch so gemacht, halt ohne Märchen. Aber seit ich das Märchenmaterial besitze, nutze ich es auch. Ich nehme zwar nicht alle Übungen und ABs, aber gerade am Anfang viele. Demnächst lernen wir das Adjektiv kennen. Bin schon gespannt, was sie zu diesem netten Herrn sagen. Das Malen der Symbole ohne Schablone klappt bei unseren Kindern übrigens prima. Würde keine Schablonen kaufen. Aber natürlich haben wir auch erst in Klasse 2 damit begonnen. In Klasse 1 haben wir Nomen/Namenwörter schon kennengelernt und auch die Großschreibung thematisiert, aber mehr für leistungsstarke bzw. interessierte Kinder, die das dann auch schon umsetzten.


    Viele Grüße
    littleStar

  • Also es scheint wirklich doch hilfreich zu sein, die Symbole dazuzunehmen... Und es klingt so, dass die Kinder es auch schaffen, sie zu zeichnen.
    Na dann bin ich mal gespannt, fange nächste Woche nach den Ferien an. :-)

  • habe in meiner aktuellen 2. Klasse erneut (wie mit meiner letzten Klasse) die Wortarten mit dem Märchen eingeführt und die Kinder lieben es erneut. Sie können sich sehr gut damit identifizieren und kommen gut mit den Symbolen zurecht. Da die Symbole ja ins Märchen integriert sind, finde ich die Symbole auch sinnvoll. Aber vermutlich geht es auch mit Farben.


    Hallo littleStar,


    ich habe mir das mit den Symbolen nun angeschaut und verstehe ehrlich gesagt bislang die ganze Konzeption noch nicht recht. Was genau sollen die Symbole eigentlich verdeutlichen helfen und worauf läuft das also letztlich hinaus?


    Also mal ein Beispiel von dieser Seite, die ich dazu gefunden habe:


    "'Ich schreibe dir wieder was auf, was du tun kannst!" Auf einen Papierstreifen schreibe ich z.B.: hüpfe. Das Kind beginnt zu hüpfen. Ich unterbreche es und sage: "Gut! Aber SO meine ich das nicht." Ich ergänze den Zettel und schreibe in rot dazu: hüpfe dort. So biete ich dem Kind weitere Aktivitäten an: klatsche / klatsche nicht - lache / lache laut bis das Kind fragt: "Wie soll ich es denn machen?" - "Genau! Und das Wort, welches dir sagt, WIE du etwas machen sollst, bekommt den kleinen orangenen Kreis. Ordne die Wortsymbole zu, die du kennst." Ich lege dann beim ersten Beispiel das Wortartensymbol für das Adverb hinzu." (https://www.meine-erfahrungen-…e/funktion-der-wortarten/)



    Mit einem "kleinen orangenen Kreis" wird demnach das "Adverb" symbolisiert und die oben dargestellte "Funktion" soll dem Kind als zuverlässige Erkennungshilfe dienen.


    Problem aus meiner Sicht: Das Verb wird hier inhaltlich auf die personengebundene Tätigkeit beschränkt ("...du etwas machen sollst") und das überschneidet sich noch dazu mit den transitiven/intransitiven Verben bzw. deren Einführung. Denn dort wird das wie folgt dargestellt:


    "Vergleich transitiver und intransitiver Verben:
    [...]


    Ich schreibe einem Kind z.B. den oben genannten Auftrag auf und lasse es diesen ausführen: Hole eine Glocke. Ich gebe einem weiterem Kind parallel den Auftrag: Hüpfe! Wenn das eine Kind mit der Glocke wieder kommt wird das andere Kind vermutlich aufhören zu hüpfen. Ich weise das Kind darauf hin, dass seine Tätigkeit weitergeht und es weiter hüpfen soll. Dem ersten Kind schreibe ich nun einen neuen Auftrag auf: Öffne die Tür. Auch während das Kind diese Tätigkeit ausführt hüpft das andere Kind immer noch weiter.
    "Eine Tätigkeit, die nicht auf einen Gegenstand gerichtet ist, kann immer weiter gehen! Eine gezielte Handlung, auf einen Gegenstand gerichtet, ist nach der Ausführung beendet.'"


    Das ist etwas sonderbar, da natürlich Tätigkeiten wie "hüpfen" problemlos auf einen Gegenstand gerichtet sein können: "Hüpfe um den Stuhl herum!" Wie soll das Kind denn verstehen, dass hier ein intransitives Verb vorliegt ("hüpfen"), das kein Akkusativ fordert? Im Vergleich zu "öffne die Tür!" Das Kind wird hier lediglich wahrnehmen, dass einmal eine Anweisung ("WIE eine Tätigkeit ausgeführt werden soll") vorliegt und einmal eben fehlt.


    Hier wird zudem inhaltlich eigentlich mehr der Imperativ eingeführt und weniger die Verbvalenzen. Ich sehe hier großes Potential für Verwechslungen und nachhaltige Verwirrung beim späteren Lernprozess. Beispielsweise ist es für das Kind naheliegend, nun davon auszugehen, dass immer dann, wenn einem gesagt wird, "WIE [man] etwas machen soll" (also im obigen Beispiel "eine Glocke holen"), dies das entsprechende Symbol (vermeintlich transitives Verb) darstellt. Ich weiß ja nun, dass ich "die Glocke" holen soll, also "wie" ich mit dem Verb "holen" quasi verfahren muss. Tatsächlich wäre hier aber womöglich das Adverb gefragt.


    Und was sollen die Symbole nun letztlich verdeutlichen helfen?


    Vielleicht gehe ich da ja falsch ran, aber mich verwirrt die ganze Geschichte momentan ziemlich. :autsch:


    der Buntflieger

    6 Mal editiert, zuletzt von Buntflieger () aus folgendem Grund: Ergänzung

  • Lieber Buntflieger!


    Du hast dir ja gleich etwas sehr kompliziertes rausgesucht.


    In der Grundschule führen wir ja nur Nomen, Artikel, Verben, Adjektive ein.
    Wenn du dich an Montessori hältst, wird jede Wortarten aufbauend an die bekannten in einer sogenannten Darbietung eingeführt.


    Zum Beispiel kennen die Kinder bereits Nomen und Artikel. Dann kommt das Adjektiv:


    Du hast zum Beispiel eine Kiste mit Tieren (je mehrfach in unterschiedlicher Farbe/Größe) .


    Die Schüler benennen sie und schreiben Wortkarten (das Pferd,...).


    Dann forderst du sie auf "Gib mir das Pferd". Es ist immer das falsche. Wir brauchen noch ein Wort: das braune Pferd.


    Anschließend werden die bekannten Wortarten mit den Symbolen versehen und die neue erklärt. (das Wort, das das Nomen genauer beschreibt heißt Adjektiv. Da es zum Nomen gehört, bekommt es auch ein Dreieck. Es ist etwas dünner und etwas heller.)

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