Wo bekomme ich eine Antolin-Lizenz her?

  • Hi.


    Ich bin nicht direkt Lehrer sondern "unterrichte" als Teil des Förderungsprogramms der Volkshochschule einige schwächere Schüler (hauptsächlich Realschüler im Alter von 10-13).


    Die Kinder, welche oftmals in zweiter Generation in Deutschland leben sprechen zwar im Alltag gut deutsch, verwunderlicherweise ist es für sie allerdings enorm schwierig geschriebene Sätze bzw. an sie gerichtete Aufgabenstellungen zu verstehen. Um dem langfristig entgegenzuwirken versuche ich die Kinder zum Lesen zu animieren (Teufelskicker, die drei Fragezeichen Kids usw.).
    Um einen Überblick zu bekommen wie viel tatsächlich verstanden wird bzw. um in Rücksprache mit den Eltern zusätzliche Bildschirmzeit als Belohnung austeilen zu können würde ich mir gerne eine Antolinlizenz kaufen.


    Folgendes Problem: Ich bin keine Lehrkraft (bekomme also erstmal keine), und zweitens kostet eine Klassenlizenz 40€/Jahr für 40 Schüler. 1 Euro pro Schüler kann ich ja wohl noch nachvollziehen, leider habe Ich immer nur 2-3 Schüler parallel, wodurch sich das nicht lohnen würde...


    Kennt ihr irgendwelche Tricks & Kniffe wie ich dennoch an eine Antolin-Lizenz bzw. etwas vergleichbares komme? Benutzt jemand Lepion? Das würde nur die Hälfte kosten, die Seite scheint allerdings relativ kaputt zu sein.


    Gruß


    Simon

  • Haben die Kinder vielleicht bereits eine Lizenz über ihre jeweilige Schule oder können darüber eine erhalten? Schullizenzen kosten ja nur einen Bruchteil je Kind, so dass sie oft gekauft, aber gar nicht alle benutzt werden. Wir haben letztes Jahr für 12 Klassen 185 Euro bezahlt und hier bekommen es jetzt sogar alle Schulen von der Stadt gezahlt. Also frage doch mal, ob dir eine der Schulen da weiterhelfen kann.

  • Die Idee von Susannea hatte ich auch...irgendwo gehen die Kinder ja regulär zur Schule, vielleicht hast du ja Glück.
    Ansonsten habe ich mir interesshalber mal angeguckt was Lepion ist (kannte ich gar nicht) und habe das so verstanden, dass das sogar kostenfrei ist. Dann spräche ja auch nichts dagegen, das einfach mal auszuprobieren.
    Ansonsten fürchte ich, dass irgendwelche "Tricks&Kniffe" nicht legal wären, sie dir hier also auch niemand nennen wird. Da fände ich es doch schlauer mal bei Antolin dirket nachzufragen, ob es für solche Sonderfälle nicht doch irgendwelche Ausnahmeregelungen gibt.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Über die Schulen läuft da nix, habe schon nachgefragt und es besteht kein Interesse.


    Die Bücherei besaß mal eine Antolinlizenz, mittlerweile nicht mehr.


    Lepion kostet Geld, klick mal auf anmelden..

  • Hm, ich hatte bei den FAQs geguckt, da gab es auch die Frage, was man tut, wenn die Institution keine Schule ist und man keine Schulnummer hat.... ich dachte, vielleicht zählt eine Volkshochschule auch dazu. Privat scheint es in der Tat etwas zu kosten. Gibt es an der VHS denn noch andere Kollegen, mit denen man sich zusammentun könnte und dann vielleicht mal eine gemeinsame Anfrage für ein paar mehr Schüler macht?

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Ruf doch erstmal deinen Westermann-Vertreter an oder schreib denen eine Mail und schilder das Problem.
    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Schulbuchvertreter/verlage recht bemüht sind und sich sowas oft per Einzelfallregelung lösen läßt.

  • Was ganz anderes, dass mir beim Lesen aufgefallen ist (und dein Problem evtl. sogar lösen wird/eine andere Perspektive gibt):
    Das, was du beschreibst, scheint mir ein Problem im Bereich der Bildungssprache zu sein. Dieses Problem ist recht häufig und gerade die gute alltagssprachlichen Fähigkeiten machen das umso verwirrender. Die Bildungssprache ist aber "komplizierter" als unsere mündliche Kommunikation

    Die Kinder, welche oftmals in zweiter Generation in Deutschland leben sprechen zwar im Alltag gut deutsch, verwunderlicherweise ist es für sie allerdings enorm schwierig geschriebene Sätze bzw. an sie gerichtete Aufgabenstellungen zu verstehen. Um dem langfristig entgegenzuwirken versuche ich die Kinder zum Lesen zu animieren (Teufelskicker, die drei Fragezeichen Kids usw.).

    Haben die Kinder besonders Probleme bei Sachtexten z.B. im Biologieunterricht? Verstehen sie Textaufgaben im Matheunterricht nicht?
    Haben Sie Schwierigkeiten mit Operatoren (z.B. erkläre, analysiere, lege dar...). Weil das Zeichnen fehlender bildungssprachlicher Fähigkeiten ist


    Wenn du willst (und du scheinst sehr engagiert zu sein), dann kann ich dir nur empfehlen dich zu diesem Thema reinzulesen. Stichworte wären z.B. Bildungssprache, BICS und CALP (Modell von Jim Cummins), Übergang von der Alltags- zur Bildungssprache und Scaffolding.


    Die Kinder werden zwar von einer Animation zum Lesen profitieren (und zwar enorm), jedoch würde ich mit ihnen auch grammatikalische Phänomene etc. betrachteten, ihren Wortschatz und ihr Wissen erweitern.
    Falls das verworren klingt, kann ich dir nur diesen kurzen Artikel empfehlen (ein konkretes Unterrichtsbeispiel):
    http://nline.nibis.de/daznet/f…r-und-wasserkreislauf.pdf


    Helmuth Feilke (Professor in Gießen) erklärt das Konzept der Bildungssprache meiner Meinung auch sehr gut:
    https://www.uni-giessen.de/org…tab/stl/wb/dateien/feilke


    und


    https://www.uni-giessen.de/fbz…links/pdbabildungssprache


    Vielleicht wird dir und deinen Schüler das etwas helfen :)

  • Wäre es nicht sinniger, wenn die veranstaltende Volkshochschule eine solche Lizenz erwirbt? Das ist dovch Käse, wenn da jeder Dozent einzeln wurschtelt.


    Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass man bei einer solchen Maßnahme so viel verdient, dass man noch Geld über hat, um die Arbeitsmittel mitzubringen. Oder handelt es sich gar um einen Werkvertrag oder eine andere Form der Scheinselbstständigkeit?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Die Lizenzen der städtischen Schulen in dem Ort, in dem ich arbeite, werden von der Stadt bezahlt und wurden bisher jedes Jahr verlängert. Meiner Schule kostet es nichts. Vielleicht gibt es das ja auch bei dir? Träger einer VHS ist doch auch die Stadt/Gemeinde, oder nicht?
    L.G. Pia

  • Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass man bei einer solchen Maßnahme so viel verdient, dass man noch Geld über hat, um die Arbeitsmittel mitzubringen. Oder handelt es sich gar um einen Werkvertrag oder eine andere Form der Scheinselbstständigkeit?

    Da kann man sich drüber streiten :D Ich mache hier nur mein Abitur und bin nebenher ein wenig bei der VHS aktiv. Nein, viel Geld verdient man da nicht bei.

    Haben die Kinder besonders Probleme bei Sachtexten z.B. im Biologieunterricht? Verstehen sie Textaufgaben im Matheunterricht nicht?


    Haben Sie Schwierigkeiten mit Operatoren (z.B. erkläre, analysiere, lege dar...). Weil das Zeichnen fehlender bildungssprachlicher Fähigkeiten ist

    Alles rundum, das fängt bei einfachen Textaufgaben (ja, bereits bei simplen Arbeitsanweisungen) an und zieht sich durch so ziemlich alles was darüber hinausgeht.. Mit Operatoren brauch ich da gar nicht anfangen, die Probleme liegen deutlich tiefer: Beispielhaft wusste letztens einer der Jungs nicht was ein "Beet" bzw. was "Dünger" ist und konnte deswegen eine Textaufgabe nicht lösen.
    Durch das Lesen sollte eigentlich deren Wortschatz erweitert werden (wenn auch nur sehr langfristig).
    Aber auch bei Anweisungen die eigentlich für einen Sechstklässler kein Problem darstellen sollten (weil 1000 mal gesehen) gibt es Probleme: "Setze A/B/B ein" z.b.
    Und wenn ich nicht ständig dabei sein würde um sie mittels Fragen in die richtige Richtung zu lenken würden sie auch nicht die Selbstständigkeit besitzen nachzufragen, sondern lieber 10 Minuten still ihren Zettel anstarren. Daraus kann man gut ableiten wie das im regulären Unterricht läuft.


    Im Englischen das gleiche Spiel in grün, nur halt dreimal so schlimm. Dabei ist es besonders ärgerlich dass sich die Aufgaben zum größten Teil auf den Lektionstext beziehen, welcher eigentlich nie verstanden wird. Den müssen wir dann erstmal Zeile für Zeile gemeinsam durchgehen um den Sinn zu erschließen. Achja, englische Vokabeln werden trotz Karteikarten und auf den Lerntyp angepasste Lernmethoden kaum behalten, was das Ganze kaum einfacher macht.
    All das in 90 Minuten / Woche.


    Eine Operatorenliste werde ich dennoch mal austeilen, dann können die mit Textmarker die Operatoren anmalen und müssen sich um diesen Teil des Satzes erstmal keine Gedanken mehr machen. Außerdem hilft es bestimmt die Operatoren mal gesehen zu haben.


    Zurück zum Thema:
    Ich werde mich mal an Westermann direkt wenden (wird wohl keine Antwort vor Montag geben) und ansonsten nochmal meine VHS Geschäftsstelle anbetteln. Die Ganze Gaudi zahlt ja sowieso der Staat...

  • Mit Operatoren brauch ich da gar nicht anfangen, die Probleme liegen deutlich tiefer: Beispielhaft wusste letztens einer der Jungs nicht was ein "Beet" bzw. was "Dünger" ist und konnte deswegen eine Textaufgabe nicht lösen.

    Ja, das ist leider typisch, schließlich gebrauchen Kinder und Jugendliche solche Wörter nicht im Alltag (zumindest die wenigsten).
    Da muss gezielt Wortschatzarbeit und Wissenserwerb geleistet werden.


    In der Übergangsklasse machen wir es so, dass Wortschatz mit Bildkarten eingeführt wird (sind Schüler im Alter zwischen 6 und 10).
    Die Begriffe werden dazu genannt und die Kinder sollen erstmal über die Wörter reden.
    Das könnte bei solchen Sachen wie den von dir oben genannten Begriffen so geschehen:
    Einführung der Begriffe unter dem Thema "Garten und Landwirtschaft". Die Kinder die Begriffe aktiv üben lassen (sie darüber reden lassen, Fragen und Impulse geben etc. - je mehr unterschiedliche Weisen zum Üben benützt werden, je mehr Kanäle angesprochen werden desto besser).
    Die Begriffe voneinander klar abgrenzen (z.B. ein Beet kann bepflanzt werden mit Blumen, Gemüse..., eine Wiese ist grün und enthält meist wilde Blumen, Sträucher und Bäume - in der Art, dass die Unterschiede klar werden).
    Dann die Begriffe aufschreiben lassen und selber Sätze formulieren lassen. Die nächste Stunde das Wissen wiederholen und am besten mit einem passendem Thema dran anknüpfen (zum Thema Garten kommt das Thema Jahreszeiten hinzu, dann das Thema Land/Stadt nehmen etc.)

    Und wenn ich nicht ständig dabei sein würde um sie mittels Fragen in die richtige Richtung zu lenken würden sie auch nicht die Selbstständigkeit besitzen nachzufragen, sondern lieber 10 Minuten still ihren Zettel anstarren. Daraus kann man gut ableiten wie das im regulären Unterricht läuft.

    Verständlich. Sie trauen sich nicht, Fragen zu stellen. Und so ist es auch "angenehmer".


    Achja, englische Vokabeln werden trotz Karteikarten und auf den Lerntyp angepasste Lernmethoden kaum behalten, was das Ganze kaum einfacher macht.

    Auch bekannt. Karteikarten sind zum einen nicht effektiver als irgendein anderes Lernsystem (ob man Wörter jetzt in ein Heft abschreibt oder auf Kärtchen ändert erst einmal nichts). Die Kinder müssen wissen, wie sie effektiv mit denen lernen: sich Beispielsätze dazudenken, Eselsbrücken benützen, regelmäßig wiederholen, die gewussten Kärtchen in einer Box nach hinten tun, die nicht gewussten nach vorne und immer wieder wiederholen. Daran hapert es halt, weil sie eben kaum zum Wiederholen angehalten werden (zuhause nicht, in der Schule hat niemand Zeit dafür).


    All das in 90 Minuten / Woche.

    Die geringe Lernzeit ist ein Problem. Umso effektiver muss sie genützt werden. Dein Engagement ist aber wirklich bewundernswert :top: gerade in Anbetracht, dass solche Sachen schlecht bezahlt werden (kann selber ein Lied davon singen)

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