Umgang mit extrem schwieriger Schülerin

  • Folgende Situation: Berufsschulklasse, Ausbildung zum Kinderpfleger/-in, volle Klasse (30 SuS), laut, unkonzentriert, viele auffällige Schüler, aber aufgrund des neuen Lehrplans (Bündelfächer mit praktischen Anteilen, so dass es kaum noch 5en gibt) ist es schwer, die schwachen SuS "auszusortieren".
    Eine Schülerin dieser Klasse ist absolut nicht teamfähig, legt sich permanent mit der ganzen Klasse oder mit einzelnen SuS an. Unterschwellig immer komische Stimmung, ab und zu kocht es plötzlich hoch und dann ist es so schlimm, dass die Klasse aufgeteilt und in getrennte Räume gesetzt muss. Heute war normaler Unterricht kaum möglich, weil immer wieder diese Konflikte hochkochen, Die Klasse ist total genervt, wenn es wieder losgeht und manchmal ist Aggression im Spiel - das läuft aber immer alles so unterschwellig, dass man es als Lehrer nur dann mitbekommt, wenn es hochgekocht ist, und dann kann man die Streithähne nur noch voneinander trennen.
    Ich habe vor ein paar Wochen nach einem Erlebnis unsere Sozialpädagogin hinzugezogen, die der Klasse eine Ansage gemacht hat (Professionell sein, jeder macht hier seine Ausbildung, zusammenreißen) und der schwierigen Schülerin sowie den anderen häufig Streitlustigen keinerlei Bühne geboten hat.
    Leider hat das nur bedingt Wirkung gehabt, denn seit ein paar Tagen ist das Problem wieder präsent.
    Heute eskalierte es mehrmals und die Sozialpädagogin meint, dass das kein Zustand sei und diese Schülerin eigentlich aus der Klasse raus müsse. Sie hat sie als Motor ausgemacht, und auch Kollegen bestätigen, dass diese Schülerin zum Teil wegen "nichts" hochgeht. Die Sozialpädagogin kennt sie noch von einem anderen Bildungsgang bei uns an der Schule und meinte, dass wir sie eigentlich gar nicht hätten aufnehmen dürfen, da sie fast schon soziopathisch sei. Leider haben wir vorher nicht gefragt .... zumal diese Schülerin extrem gute Noten und eine sehr gute Beurteilung aus einem Kindergartenpraktikum hatte.
    Und da ist das Problem: Die Schülerin integriert sich null in die Klasse, findet alle doof und hat nur noch 2 Mitschülerinnen, die mit ihr zusammenarbeiten können, ohne dass es Streit gibt. Aber die Noten sind gut und im ersten Praktikum in der Ausbildung war sie ebenfalls sehr erfolgreich. Über die Noten wird sich das Problem also nicht erledigen.
    Nun meine Frage: Was tun? Ich hatte mal eine ebenso schwierige Schülerin, die aber noch offener schikanierte und die anderen haben sich massiv über sie beschwert und sind zur Schulleitung gegangen. Wir haben die Schülerin dann 3 Tage vom Unterricht ausgeschlossen.
    Ich bezweifele allerdings, dass das irgendwas bringt, die Fronten werden danach noch mehr verhärtet sein, da diese Schülerin alle anderen für die Streitigkeiten verantwortlich macht.

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  • Was ein Kindergarten von jungen Erwachsenen, die eigentlich Kindergärtnerin werden wollen :nein:
    Schmeißt sie raus und gut is. (Dafür muss man vorher natürlich ein paar Mal Ausschluss durchsetzen. Wer sagt, dass das nichts bringt?) Ihr lasst euch viel zu viel bieten.

  • Das fände ich gut, aber leider ist das nicht so einfach! Erstens bekommt man die Äußerungen ja meist nicht mit und dann bin ich mir nicht sicher, ob das rein rechtlich machbar ist. Was müssten wir tun?

  • Wie würde sie sich erst in einem Kindergarten verhalten, wenn sie nicht mehr von einer Beurteilung abhängig ist? Wie geht sie mit Kindern um? Und auch die Kooperationsbereitschaft mit Kollegen ist sehr wichtig.


    Da erzähle ich euch nichts Neues, das wären aber u.a. für mich einige Leitfragen, von denen ich den Verbleib dieser Schülerin in diesem Bildungsgang abhängig machen würde.

  • Bevor ich weiter aushole: Ist das außer den Praktika eine Vollzeit-Schulausbildung, oder steht ein Betrieb hintendran?

  • Guck in die Ordnungsmassnahmen deines Bundeslandes (Schulgesetz).


    Dass „man“ nichts mitbekommt wundert mich. Die Sozialarbeiterin vermutet eine psychische Erkrankung, aufgrund bekannter Vorfälle. Ihr müsst die Klasse TRENNEN wegen massiver Konflikte. Sie ist nicht gruppenfähig (nur bestimmte Mitschüler halten es neben ihr aus) etc., das klingt doch nicht nach Ausbildungsreife.


    Setz sie doch mal bewusst wohin, wo’s dann ordentlich knallt... Sorg für einen Grund zu Flippen. Klingt jetzt vielleicht grob, aber ich finde die Zustände hanebüchen. Wenn sie zukünftige Kollegen im Praktikum auch so angeht? Sind die Kinder sicher vor ihr?

  • Ich hätte sie auch gerne raus und tue mich schwer damit, sie auf Kinder loszulassen, aber das letzte Praktikum war gut und die Praxisanleiterin war begeistert!
    Da steht kein Ausbildungsbetrieb dahinter, das ist ein vollzeitschulischer Bildungsgang.


    Ich werde mich mal bei der Abteilungsleiterin schlau machen, was da rein rechtlich drin ist. Von der Bildungsgangleitung ist da leider nicht viel zu erwarten, die scheut sich immer vor solchen Fällen und bei ihr im Unterricht passiert so was nie ....

  • Moment mal...
    super Noten, aber kaum teamfähig, findet alle doof und wahrscheinlich ist deren "Unfähigkeit" der Hauptaufhänger für die Ausbrüche?
    Schon mal an nen Asperger (oder anverwandte) gedacht?
    Vllt sollte da keine Sozialpädagogin, sondern eher mal ne Psychologin zumindest mit ihr reden, um das zu klären.


    Wer meint, so eine käme dann nie mit Kindergarten usw klar - denkste. Da sind ihr die anderen ja "untergeordnet". Das sind ihre Kursmitglieder aber nicht, aber ihrer Meinung nach sollten sie das wohl sein, denn sie kommen ja mit ihr nicht mit (nach ihrem Empfinden).
    Passt das Bild?

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Ja, Asperger wäre eine Möglichkeit, ebenso wie Borderline, Aber ich bin kein Therapeut und kann sie ja auch schlecht zum Psychologen schicken.
    Was bei ihr immer wieder durchblitzt, ist ein negatives Bild vom Kind. Allerdings ist sie extrem aufnahmefähig und hat sich in der Hinsicht schon gebessert. Bekannt sich Probleme in ihrem familiären Umfeld, sie ist wohl ungerne zuhause und erledigt ihre Hausaufgaben immer in der Schule. SIe ist übrigens schon Anfang 20!


    Ich suche immer noch den Anpack.... früher hatten wir eine Kollegin, die hat solchen Schülern klipp und klar gesagt, dass sie ungeeignet sind und sich abmelden sollen. Das hat sie so lange getrieben, bis der Schüler sich dann auch wirklich abgemeldet hat. Sie hat solche Schüler regelrecht gemobbt und es war ihr egal, ob die mit dem Anwalt kamen oder sich bei der SL beschwert haben. Aber so was geht heute natürlich nicht mehr ...

  • Wenn die Schülerin sonst sehr gute Noten schreibt und auch die Praktika gut absolviert hat, sollte da mMn eine andere Lösung gefunden werden als sie einfach rauszuschmeißen...


    Ist sie denn im 4-Augen-Gespräch irgendwie zugänglich?


    Mir fielen zumindest andere Lösungsmöglichkeiten ein. Überweisung in eine Parallelklasse, Überweisung an eine andere Schule mit demselben Bildungsgang, Freistellung für die Unterrichtszeit für‘s Selbststudium zuhause, Anwesenheit nur bei Klausuren, Anordnung eines Besuches beim Amtsarzt, der die Schulfähigkeit überprüft.

  • Ich hatte noch nie ein 4-Augen-Gespräch mit ihr, da ich bisher keinen Anlass hatte. Es wurde erst gestern klar, dass sie wirklich für all den Stress verantwortlich ist. Ich spreche heute mit der Sozialpädagogin über das weitere Vorgehen.
    Parallelklasse gibt es leider keine, Überweisung an eine andere Schule fände ich klasse, aber geht das einfach so? Wenn sie nicht will? Anwesenheit nur bei Klausuren fände ich auch toll, aber das geht doch rein rechtlich gar nicht, oder? Das ist eine Schülerin, die garantiert einen Anwalt einschaltet. Kann man einen Besuch beim Amtsarzt anordnen? Falls ja, glaube ich allerdings nicht, dass das Erfolg haben wird, sie kann sich hervorragend verstellen.

    Einmal editiert, zuletzt von Micky ()

  • Wenn Zweifel an ihrer Schulfähigkeit bestehen, kann die Schulleitung natürlich den Besuch beim Amtsarzt anordnen.


    Eine Überweisung an eine andere Schule müsste auch möglich sein. Da müssen halt die beiden Schulleitungen miteinander sprechen.


    Dass die Schülerin für ALLES verantwortlich gemacht wird, finde ich nicht fair! Auch zum Streit, etc. gehören immer zwei dazu!


    Die Schülerin scheint allgemein sehr viele Probleme zu haben... In der Schule läuft es zumindest leistungsmäßig gut. Auch in der Praxis hat sie sich offenbar bewährt. ICH hätte Hemmungen ihr das zu nehmen und ihr ihre beruflich Zukunft zu verbauen nur weil sie in der Klasse nicht klar kommt!


    ICH würde der Schülerin signalisieren, dass man sie unterstützen will, versucht eine annehmbare Lösung für beide Seiten zu finden.


    Falls wirklich was Gesundheitliches dahinter stecken sollte, würde ich sie dahingehend beraten, erstmal gesund zu werden und dann die Schule fortzusetzen.


    Sprecht mit ihr! Da werden sich noch ganz andere Dinge auftun, meiner Erfahrung nach. Und dann werdet ihr auch erkennen, dass sie nicht die alleinige Schuld trägt.

  • Ich würde als erstes, ggf. mehrere, Gespräche mit der Schülerin führen.

    Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

  • ich schreib dir mal eben ne PN...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Oh wow... Du fragst in einem anonymen Internet Forum um Rat *bevor* Du mit der Schülerin das Gespräch gesucht hast. Das finde ich bemerkenswert.

  • Ich verstehe die Notendiskussion an dieser Stelle absolut nicht. Ich sehe ein überfordertes Kollegium und lauter Verhaltensauffällige, die Kinder erziehen wollen! das ist fast schon fahrlässig.


    Für psychisch Kranke gibt es übrigens eigene Maßnahmen der beruflichen Eingliederung. Hier soll keiner gemobbt werden, sondern ein Erwachsener, der noch den Verstand beieinander hat die klare Ansage erteilen: bei uns geht dieses Verhalten nicht.

  • An welcher Schule war sie denn vorher? Wurde vielleicht früher mal ein sonderpädagogischer Förderbedarf festgestellt?


    Vorschlagen würde ich, auch mal die Schulpsychologen einzuschalten, falls es das gibt und die sich für BKs zuständig fühlen auch Inklusionsberater (das mache ich an unserem Staatlichen Schulamt, ist aber eben in Hessen).

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