Ist da was dran...

  • Ok, vielen Dank für die Erklärung! :)

  • Nebenbei bemerkt: Das Thema des Abitextes, USA als Einwanderungsland, Ellis Island etc. ist im Unterricht sehr an den Rand gerückt. Ich behandle das trotzdem, weil zentral fürs US- Selbstverständnis, aber im Schnelldurchlauf. Die FoBi-Materialien, die ich kenne, erwähnen es nicht explizit als Teil des Schwerpunkts (in)Security. Kein Verlagsmaterial hat viel dazu. Außerdem ist im offiziellen Zeug kein literarisches Material vergleichbarer Schwierigkeit zu finden. Ich habe mir nichts vorzuwerfen.

  • Zeitprobleme gab es seit Leseverstehen jedes Jahr, zumindest bei einigen. Den meisten Aufsätzen merkt man das an, wie du es auch beschreibst. Ärgert mich seit Jahren maßlos. Und was tut man, wenn man endlich auf die Kritik reagiert und die Zeit verlängert ab 2019? Zweisprachiges Wörterbuch. Dauert 1. noch länger und 2. was ist dann noch der Sinn des (theoretisch) isolierten Leseverstehensüberprüfung?


    Aber wenigstens gefällt mir der neue Roman ganz gut. Definitiv mehr Tiefgang als das Pferdebuch.


    Den Ermessensspielraum nutze ich auch. Richtschnur sind nicht primär rosa Blätter (offizieller EWH), sondern meine Fachkompetenz und mein professionelles Gewissen. Ich gehe gern mit bei deinem „Auftritt“

  • blabla92 wies bereits darauf hin, dass es keine LKs mehr in Baden-Württemberg gibt und ihre Englischkurse eher auf Grundkursniveau stattfinden. Ansonsten hätte ich nämlich auch als Argument genannt, dass man Schülern im LK durchaus mehr zutrauen kann was Sprache und Umfang angeht als im GK. Aber gut, die Bildungspolitik Baden-Württembergs der letzten Jahre ist eh eine Sache für sich...


    An der Entliteralisierung im Curriculum ist wohl leider was dran. Ich fand in den Vorgaben nur:
    mindestens zwei Ganzschriften (Roman und Drama) sowie Lyrik ausunterschiedlichen Zielkulturen verstehen



    In meinem Bundesland heißt es für den Leistungskurs Englisch hingegen:
    - komplexe authentische Texte im Sinne eines erweiterten Textbegriffs (fiktionale und nicht-fiktionale Texte, Hör-/Hörsehtexte)
    - ein Drama von Shakespeare
    - ein weiteres Drama als Ganzschrift, in Auszügen oder als Filmversion / Filmszenario
    - mindestens zwei Romane als Ganzschrift
    - Kurzgeschichten, ggf. Erzählungen oder Novellen
    - ausgewählte Gedichte (auch Lieder) aus verschiedenen Epochen
    Der literarische Schwerpunkt liegt im Verlauf der Qualifikationsphase für das grundlegende Niveau (Grundkurs und Leistungskurs) und das erhöhte Niveau (Leistungskurs) auf dem 20. und 21. Jahrhundert (Gegenwartsliteratur). Im Leistungskurs sind Werke und Textauszüge aus weiteren Jahrhunderten verbindlich.


    In Hessen, aber sicher auch in Bayern und Sachsen, wäre der Anspruch der Klausur im Rahmen des Englischabiturs sicherlich kein Problem gewesen. Ob die Zeit ggf. zu kurz war, daran kann natürlich schon etwas dran sein und ich finde, dass gerade im Abitur entscheidend ist, dass der Schüler unter Beweis stellt, was er in der Oberstufe lernte, und nicht, dass er in der Lage ist, in kurzer Zeit möglichst viel zu schreiben (Stichwort: Validität).

    3 Mal editiert, zuletzt von Lindbergh () aus folgendem Grund: Meinung geändert.

  • Die Kurse, in denen man in BaWü Abitur schreibt, sind vierstündig, also irgendwo dazwischen. Ich darf gerne verbessert werden. Es sind 5 "Leistungskurse" Dabei MUSS JEDER Deutsch, Mathe, mindestens eine Sprache und zwei andere Fächer wählen.
    In 4 Fächern davon schreibt man schriftliches Abitur. Hat man Sport, Musik oder Kunst, kommt eine praktische Prüfung (vllt. auch 2, weiß ich nicht so genau) dazu. In der Sprache natürlich die Konverstionsprüfung. Zusätzlich hat man noch ein ganz anderes mündliches Prüfungsfach aus einem Bereich, den man noch nicht abgedeckt hatte.

  • blabla92 wies bereits darauf hin, dass es keine LKs mehr in Baden-Württemberg gibt und ihre Englischkurse eher auf Grundkursniveau stattfinden. Ansonsten hätte ich nämlich auch als Argument genannt, dass man Schülern im LK durchaus mehr zutrauen kann was Sprache und Umfang angeht als im GK. Aber diese Entscheidung war wohl eine weitere "Glanzleistung" der grünen Regierung des Landes in Bezug auf Bildung.

    Sorry, but... diese Oberstufenreform wurde von einer CDU-Regierung geplant und durchgeführt.

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    2 Mal editiert, zuletzt von Lindbergh () aus folgendem Grund: Meinung geändert.

  • Die Kurse, in denen man in BaWü Abitur schreibt, sind vierstündig, also irgendwo dazwischen. Ich darf gerne verbessert werden. Es sind 5 "Leistungskurse" Dabei MUSS JEDER Deutsch, Mathe, mindestens eine Sprache und zwei andere Fächer wählen.
    In 4 Fächern davon schreibt man schriftliches Abitur. Hat man Sport, Musik oder Kunst, kommt eine praktische Prüfung (vllt. auch 2, weiß ich nicht so genau) dazu. In der Sprache natürlich die Konverstionsprüfung. Zusätzlich hat man noch ein ganz anderes mündliches Prüfungsfach aus einem Bereich, den man noch nicht abgedeckt hatte.

    In den Fremdsprachen, Deutsch und Mathe gibt es nur 4-stündige Kurse, anders als in den Natur- und Gesellschaftswissenschaften, wo man zwischen 2st. Basis- und 4st. Neigungskurs wählen kann.
    Die anderen Fremdsprachenkurse sind von der Schülerklientel her eher mit LKs zu vergleichen. In Englisch sitzt der komplette Rest des Jahrgangs, für den keine andere FS in Frage kommt. Da ist ein Schwerpunkt auf Politik und Gesellschaft statt vertiefter literarischer Arbeit im Grunde nachvollziehbar, eine Abiturprüfung, in der das unerwartet doch verlangt wird, aber problematisch.
    xxxchris: Teil I hat keinen Operator, weil reines Leseverstehen mit geschlossenen Aufgaben (eigentlich), wie von mind-matters deutlich ausgeführt. Teil II.1. Analyse als Operator ist nicht das Problem.

  • Habt ihr schon mit der Korrektur begonnen? Was habt ihr für einen Eindruck? :)

  • Trotzdem wundert mich, wie hier reflexartig die Kritik als lächerlich abgetan wird, einfach und allein deshalb, weil sie von den Schülern kommt

    Ich vermute, dass k(aum)einer der reflexhaft abtuenden die Petition auch gelesen hat. Die ist nämlich überaus sachlich, fundiert, detailliert und nachvollziehbar, und der Verfasserin gebührt eigentlich schon dafür das Abitur AKA "Reifezeugnis".

  • Aber wenigstens gefällt mir der neue Roman ganz gut. Definitiv mehr Tiefgang als das Pferdebuch.

    Ich bin ja nun nicht direkt betroffen, weil ich nur gelegentlich Schüler aus BW aufs Abi vorbereiten darf (auch wenn meine Oberchefin gern raushängen lässt, dass wir ja auch das Abi abnehmen dürften... danke, aber: nein danke), aber mir hat das "Pferdebuch" gut gefallen. So gut, dass ich es auch in meinem bayerischen Nebenjob verwendet habe.

  • Ich bin ja nun nicht direkt betroffen, weil ich nur gelegentlich Schüler aus BW aufs Abi vorbereiten darf (auch wenn meine Oberchefin gern raushängen lässt, dass wir ja auch das Abi abnehmen dürften... danke, aber: nein danke), aber mir hat das "Pferdebuch" gut gefallen. So gut, dass ich es auch in meinem bayerischen Nebenjob verwendet habe.

    Für mich war es nichts, aber das ist halt Geschmacksache. Vorteil: auch für schwächere Schüler zugänglich; Book clubbing hat gut geklappt. Nachteil: Interpretation, Analyse etc. war einfach begrenzt. Die meisten meiner S fanden es zu Anfang gut, ab der Mitte eher zäh und redundant.

  • Hallo zusammen,


    es gibt eine neue Petition als Antwort auf die Pressemitteilung des KuMi:
    https://www.change.org/p/kultusministerin-baden-württemberg-dr-susanne-eisenmann-englisch-abiturprüfung-2018-nicht-vergleichbar-bezug-pressemitteilung-kultusministerium


    Wer an einer sachlichen Diskussion nicht interessiert ist, möge die Lektüre bitte weiträumig umfahren und weiter schwadronieren von "den faulen Schülern, die vorher nix machen und hinterher meckern". :D


    Wer sie jedoch liest, wird darin viele Punkte wiederfinden, die hier bereits vorgebracht wurden (Nebelkerzen-Argument: keine Vergleichbarkeit zu McPomm wg. Art der Aufgabenstellung und Zeitvorgaben, im Übrigen Abwälzung der Verantwortung vom KuMi auf die Lehrkräfte - spot on!).


    Die Frage danach, wie die Arbeiten nach der Korrektur aussehen (ich werde heute vorauss. fertig), darf ich hier nicht umfassend beantworten. Nur so viel: Man merkt einigen Arbeiten deutlich den Zeitmangel und die Panik an, welche durch die Reading Comprehension erzeugt wurden. Das kann auch durch einen noch so großen "Ermessensspielraum" nicht kompensiert werden: Wenn ein Schüler zu wenig Zeit für etwas hatte, dann fehlt da etwas. Wenn ein Schüler auf Grund des Zeitmangels fahrig wird, dann ist der Text genauso fahrig und hat eine höhere Zahl vermeidbarer Fehler. Mit "Ermessensspielraum" ist es da nicht getan.
    Aufg. 2* hat viele Schüler verwirrt und dazu getrieben,
    * für den Vergleich den Text als Ganzes in den Blick zu nehmen (was auf Grund der Syntax und der fehlenden Zeilenangaben legitim ist)
    * über migrant perspectives on the U.S. zu schreiben (huddled masses, land of unlimited opportunities, from rags to riches, etc.), nach dem Motto: lieber am Thema vorbei als gar nichts auf dem Papier.


    Ich bin gespannt, welche Reaktion nun vom KuMi kommt.


    * D.h. die Analysis, im Rahmen derer Parallelen zwischen der metaphorischen Darstellung der Freiheitsstatue und der Protagonistin des "Pferde-Buchs" unter dem Gesichtspunkt "new beginnings" hergestellt werden sollen. Aus dieser klobigen Zusammenfassung der Aufgabenstellung geht bereits hervor, wie gestelzt diese Aufgabe eigentlich ist.

    Einmal editiert, zuletzt von mind-matters ()

  • In Hessen, aber sicher auch in Bayern und Sachsen, wäre der Anspruch der Klausur im Rahmen des Englischabiturs sicherlich kein Problem gewesen. Ob die Zeit ggf. zu kurz war, daran kann natürlich schon etwas dran sein und ich finde, dass gerade im Abitur entscheidend ist, dass der Schüler unter Beweis stellt, was er in der Oberstufe lernte, und nicht, dass er in der Lage ist, in kurzer Zeit möglichst viel zu schreiben (Stichwort: Validität).

    Hast du dir die Prüfungen der letzten Jahre angeschaut? Der Text ist weit über dem bayrischen Abiturniveau. Die Fachkollegen können dir mit Sicherheit mehr dazu sagen.


    http://www.jochenlueders.de/?p=13487

  • Nach der Pressemitteilung des KuMi scheint es ein Gespräch zwischen Schülervertretern und Frau Eisenmann gegeben zu haben. Dies ist hier zu hören - und im Tone sehr aufschlussreich:

  • Der Witz ist doch, dass es ziemlich egal ist, ob eine Prüfung leicht oder schwer ist.
    Am Schluss kommen die gleichen Noten raus wie immer.


    Der wirklich entscheidende Faktor ist die Zusammensetzung einer Klasse.
    Wenn ich gut bin, bringt mir das wenig, wenn alle anderen auch gut sind - und umgekehrt.
    Die Konkurrenz findet innerhalb eines Jahrgangs und einer Klasse statt und die verteilten Noten sind immer gleich.


    Gab es schon mal nennenswerte Unterschiede bei den Durchschnittsnoten verschiedener Abi-Jahrgänge?

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