Rechtschreibung/Diktate

  • Ich habe eine Deutschklasse, die so richtig, richtig grottig beim Thema Rechtschreibung ist, vor allem in der Zeichensetzung.


    Wenn die Schüler einzelne Sätze kriegen und einen Fehlerschwerpunkt isoliert zum Üben vorgesetzt bekommen, klappt sogar oft alles - nur wenn sie längere Texte schreiben müssen, ist wieder alles weg. :autsch:
    Zeichensetzungsregeln - zig mal besprochen und geübt. Übungsdiktate finde ich an sich noch das sinnvollste Übungsmittel, aber erstens hängen die mir schon selbst zum Hals raus (habt ihr Ideen, wie man Diktate abwechslungsreicher gestalten könnte?) und zweitens gehen mir so langsam die Diktate aus (gibt's eigentlich irgendwo online Diktate für Klasse 9/10?).


    Und ich habe auch das Gefühl, einige bockt es nicht einigen ist es egal, wenn sie da 20 Fehler haben - ist ja nur ein Übungsdiktat. Ich habe auch überlegt, ob ich ankündige, Übungsdiktate stichprobenartig einzusammeln und zu bewerten, um dem abzuhelfen. Was meint ihr dazu?


    Und habt ihr sonst irgendwelche Tipps & Tricks beim Thema Rechtschreibung/Zeichensetzung üben?

  • Du kannst doch einfach aus Jugendbüchern diktieren und irgendwann aufhören. :D

  • Gymnasium, Klasse 9/10? Da würde ich wohl sagen "Schaut mal, Leute! Ich habe hier Übungsmaterial zur Verbesserung eurer Rechtschreibung. Ihr könnt es euch nehmen und zuhause freiwillig bearbeiten und mir auf Wunsch im Anschluss zur Kontrolle mitgeben. Ich empfehle es gerade denjenigen mit vielen Problemen in Diktaten, aber das müsst ihr selbst entscheiden." Keiner muss auf das Gymnasium gehen und wenn jemand 20 Fehler im Diktat hat, muss er eben mit den Konsequenzen leben. Gerade in dem Alter und kurz vor dem Übertritt in die Sek II kann man auch eine gewisse Eigenständigkeit der Schüler erwarten und wenn jemand wirklich Interesse an der Verbesserung der Rechtschreibfertigkeiten äußert, bist du ja auch da - nur dürften das nicht allzu viele sein, oder?

  • Gymnasium, Klasse 9/10? Da würde ich wohl sagen "Schaut mal, Leute! Ich habe hier Übungsmaterial zur Verbesserung eurer Rechtschreibung. Ihr könnt es euch nehmen und zuhause freiwillig bearbeiten und mir auf Wunsch im Anschluss zur Kontrolle mitgeben. Ich empfehle es gerade denjenigen mit vielen Problemen in Diktaten, aber das müsst ihr selbst entscheiden." Keiner muss auf das Gymnasium gehen und wenn jemand 20 Fehler im Diktat hat, muss er eben mit den Konsequenzen leben. Gerade in dem Alter und kurz vor dem Übertritt in die Sek II kann man auch eine gewisse Eigenständigkeit der Schüler erwarten und wenn jemand wirklich Interesse an der Verbesserung der Rechtschreibfertigkeiten äußert, bist du ja auch da - nur dürften das nicht allzu viele sein, oder?

    :rotfl:
    (das dürfte die Reaktion der SuS sein)

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Äh, so ähnlich hat das meine Deutschlehrerin auch damals gemacht, also Anfang der Oberstufe. Sollen sie doch lachen, wenn sie es nicht in die Oberstufe schaffen, weil sie 20 Fehler in Diktaten haben und Angebote der Deutschlehrerin nicht wahrnehmen, sind sie selbst schuld und vlt. nicht für die gymnasiale Oberstufe geeignet.

  • also... wenn ich daran denke, mal eine Deutscharbeit gesehen zu haben, die über 50(!!!) Fehler pro Seite hatte, aber - war ja kein Diktat - nur um eine halbe Note runtergestuft wurde... der "Inhalt" war ja wie gewünscht...
    Vergiss es.
    Damit versaust weder du noch sonstwer irgendwem die Oberstufenquali.


    LEIDER!


    Diktate machen einach einen viel zu geringen Anteil an der Endnote aus, um entsprechend ins Gewicht zu fallen.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
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  • @Ummon
    Ich mache ganz ähnliche Erfahrungen und finde es immer besonders frustrierend, wenn man sieht, dass sie die Regeln verstanden haben und in den Übungen anwenden können - und dann im Diktat ist immer alles wieder weg, als hätte man nie dafür geübt. Gerade die "älteren" Schüler (so ab Klasse 8 ) sind oft schon von vornherein so frustriert und blockieren total ("hat doch eh keinen Sinn", "ich werde doch wieder nur eine 6 schreiben").
    Um dem entgegenzuwirken, mache ich meist einen B-Teil, in dem ich ähnliche Übungen aus dem Unterricht (z.B. Lückentexte) oder etwas Grammatisches abfrage. Je nachdem wie schwer der B-Teil ist kann man das Ganze dann gewichten (1/2 : 1/2 oder 2:3/1:3 usw.). Außerdem weise ich am Ende des Diktats noch einmal darauf hin, was unsere Fehlerschwerpunkte waren (z.B. Groß- und Kleinschreibung) und dass sie speziell danach noch einmal schauen sollen.
    Und (jetzt werden sicher einige lachen ;)) ich erlaube ihnen nach Abschluss des Diktats ca. 5 Minuten lang Wörter in einem Duden nachzuschlagen. Das ist eigentlich halb so wild, denn sie brauchen ohnehin eine Ewigkeit, um ein Wort nachzuschlagen - aber es bewirkt, dass gerade die Schwächeren sich etwas sicherer fühlen und nicht mehr so frustriert sind.


    @Miss Jones
    Ich appelliere ab Klasse 9 auch an ihre Vernunft. Bei vielen funktioniert es, bei manchen auch nicht - die wachen dann halt oft erst auf, wenn es schon zu spät ist (Für Bewerbungen ist das Zeugnis der Klasse 9 extrem wichtig)

  • Ob ich dir von der Grundschule aus helfen kann, weiß ich nicht.
    Vielleicht könnte man Folgendes, was wir in der Grundschule machen, auch in der Sekundarstufe modifiziert anwenden:
    - Fehlertext geben, SuS Fehler finden lassen, Fehler klassifizieren lassen, Fehler kommentieren
    - regelmäßig kurze Texte diktieren (ist in der GS "Satz des Tages"), Strategie- bzw. Fehlerschwerpunkte besprechen.
    - individuelle Fehlerkartei anlegen lassen und diese im Partnerdiktat in Abständen z.B. 3x diktieren lassen bzw. muss es 3x richtig geschrieben sein (ist halt etwas aufwändig)
    - eine Rechtschreibwerkstatt mit einzelnen Stationen, die unterschiedliche Fehlerschwerpunkte beackern...
    - Kann man bei den Großen noch sg. "Lernwörterlisten" herausgeben? Die gebe ich regelmäßig heraus, da müssen die SuS Übungen dazu machen, z.B. eine Anzahl von Wörtern im Wörterbuch finden mit Seitenangabe und abschreiben, was da sonst noch zu dem Wort steht, Übungen zu den Wortarten, Strategien - entsprechend da die Wörter heraussuchen...

  • Geschweige, wenn wir auch in Mathe mal den Spielraum der Darstellungsleistung ausreizen würden.


    Die schalten teilweise regelrecht ihr Hirn ab, wenn es ans formulieren geht. Ist ja Mathe, nicht Deutsch.

  • also... wenn ich daran denke, mal eine Deutscharbeit gesehen zu haben, die über 50(!!!) Fehler pro Seite hatte, aber - war ja kein Diktat - nur um eine halbe Note runtergestuft wurde... der "Inhalt" war ja wie gewünscht...
    Vergiss es.
    Damit versaust weder du noch sonstwer irgendwem die Oberstufenquali.


    LEIDER!


    Diktate machen einach einen viel zu geringen Anteil an der Endnote aus, um entsprechend ins Gewicht zu fallen.

    ich finde es in Ordnung, dass es in Biologie um biologisches Wissen geht und in Mathe um mathematisches. Die RS soll einbezogen werden, aber die Gewichtung finde ich richtig so. Jeder, der irgendwo einen Text abliefert, egal welchen wohin, liest später Korrektur, nutzt die PC-Korrektur u.ä. Seid ehrlich. Das geht in Arbeiten gar nicht wirklich, weil so eine längere Korrekturzeit + evtl. Abschreibzeit in der Bearbeitungszeit gar nicht eingerechnet wird.
    Ich weiß, das es jede Menge Kinder gibt, die da in freien Texten wenig drüber nachdenken, weil der Fokus woanders liegt. Wenn wir Fächer isolieren, sollten wir auch die Bewertung isolieren.
    Ansonsten würde ich vorschlagen, das große Fach Lebenswelt zu unterrichten und dann alles zu bewerten, wie es kommt.

  • cubanita1, es wird ja auch so gemacht. Es ging eher um die Tatsache, wie erschreckend das ist, welche Textqualität da abgeliefert wird. Nicht nur voller Fehler, sondern oft auch vom Ausdruck her. Ich bilde mir ein, das könnte auch beim spontanen aufschreiben ein wenig besser laufen

  • Ich hab auch eine Kursstufe, die getippte (=PC-Korrektur) Berichtshefte abgeben, die voll sind mit Fehlern.
    Dahin führt das dann halt, wenn das vorher nicht richtig verinnerlicht wird.

  • ...Es ging eher um die Tatsache, wie erschreckend das ist, welche Textqualität da abgeliefert wird. Nicht nur voller Fehler, sondern oft auch vom Ausdruck her. Ich bilde mir ein, das könnte auch beim spontanen aufschreiben ein wenig besser laufen

    ...vom Ausdruck her... :P und: "beim aufschreiben"? Sorry, man soll ja nicht an der Rechtschreibung der Kollegen rummäkeln aber in einem solchen Thread, indem sich über die SchülerInnen lustig gemacht wird, da sollte man selbst nicht auf Vong schreiben :D


    Ansonsten geb ich Lehramtsstudent recht: sich auf der einen Seite über die abfallende Leistung beklagen, andererseits Übediktate in Klasse 10(!) anbieten, die dann nicht mal geübt werden weil keen Bock- das stimmt mich öhm nachdenklich.

  • Und dann kann die Generation Autokorrektur nicht mal die eingebaute Korrektur in Word benutzen... hier das gleiche. Selbst da machen sie Fehler (auch Tippfehler?) ohne Ende.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Und dann kann die Generation Autokorrektur nicht mal die eingebaute Korrektur in Word benutzen... hier das gleiche. Selbst da machen sie Fehler (auch Tippfehler?) ohne Ende.

    Mein Nachhilfeschüler (9. Klasse) hat letztens seine Deutschhausaufgabe am PC geschrieben. Er war schlichtweg zu blöd, die Autokorrektur zu nutzen. Anstatt mal rumzuspionieren hat er es lieber gleich gelassen... Das Ergebnis waren rund 90 Fehler auf 2 Seiten(!).

  • Mich ärgert es auch sehr, dass Schüler nicht auf die Rechtschreibung achten und das auch so sagen. Klar, es gibt dabei einige Klippen, aber (z.B.) "das" und "dass" unterscheiden zu können, ist eigentlich nun wirklich keine Herausforderung. Darüber und über die Zeichensetzung nach Gefühl könnte ich mich stundenlang aufregen/wundern.


    Auf der anderen Seite ist es schulpolitisch offenbar nicht anders gewollt, sonst wären die Schwerpunktsetzungen anders. Ich habe am Wochenende Abiturklausuren korrigiert. 120 Bewertungspunkte insgesamt. 5 davon für alle formalen Textaspekte zusammen, von denen die Rechtschreibung nur ein Bestandteil ist. Zum Vergleich: 2 Punkte gibt es dafür, dass man in der Textanalyse nennen kann, wer den zu analysierenden Text wann und wo veröffentlicht hat. Das schreibt man vom Aufgabenblatt ab.


    Die eigene Rechtschreibung und Zeichensetzung zu verbessern, das ist mühsam. Vorteile in der Bewertung bringt es fast gar nicht. Kein Wunder, dass Schüler da keine Energie reinstecken.


    Selbst die in NRW mögliche Abwertung um bis zu 2 Notenpunkte in der Oberstufe hat bei meinen Schülern noch nie dazu geführt, dass sie ernsthaft versucht hätten, etwas zu ändern.

  • Also in meiner 10 sind fast alle grottig in Rechtschreibung, Zeichensetzung usw.
    Das zählt in den Klausuren ja nicht so viel, also an sich nicht so schlimm. Aber mit dem Inhalt der Texte haben sie auch Probleme, mit richtiger Verwendung von Fällen usw.
    Das Problem ist, dass die nicht mehr lesen heutzutage. Die haben dadurch null Sprachgefühl, kaum Wortschatz usw.
    Ich sehe es aber ähnlich wie Brick in the wall, die haben auch keinen Grund, wirklich was dran zu machen, wenn die Rechtschreibung grad mal 2 Punkte von 50 kostet...


    In meiner 8 und 9 kann ich teilweise die Texte nicht lesen, so schlimm ist das. Manche sind mündlich total gut, aber schriftlich ist es eine Katastrophe. Sämtliche Tipps wie "plane deinen Text vorher" etc. interessiert keinen. Das fängt ja schon da an, dass sie bei der Besprechung des Primärtextes nicht zuhören, den nicht lesen können und auch nix anstreichen und keine Notizen machen, bevor sie anfangen zu schreiben.


    Andererseits: helfen kann man da auch nicht mehr wirklich, vor allem nicht, wenn das Fach nicht Deutsch ist, was man bei denen hat. Die müssen einfach auch selber üben.


    Ich bin allerdings auch nicht wirklich überzeugt davon, dass isolierte Rechtschreibübungen und Diktate beim Verfassen längerer Texte helfen. Da ist es vielleicht sinnvoller, wenn die SuS gleich ganze Formulierungen auswendig lernen oder direkt Formulieren nach Schema F üben. Den Einleitungssatz bei einer Gedichtanalyse kriegen meine z.B. alle fast fehlerfrei hin, weil sie bei jedem Aufsatz so einen immer gleichartigen Satz formulieren müssen.

  • Ich hab auch eine Kursstufe, die getippte (=PC-Korrektur) Berichtshefte abgeben, die voll sind mit Fehlern.
    Dahin führt das dann halt, wenn das vorher nicht richtig verinnerlicht wird.

    Gib sie zurück: ich will die Dinger vorkorrigiert, eine Bewerbung würde so im Müll landen. Wenn ihr das Geschreibsel akzeptiert vermittelt ihr doch: es ist okay so. Ist es aber nicht, es ist eine Frechheit.

  • Auf der anderen Seite ist es schulpolitisch offenbar nicht anders gewollt, sonst wären die Schwerpunktsetzungen anders.

    Das sehe ich leider auch so.


    Didaktisch ist es einfach fatal, trotz fehlender elementarer Grundlagen einfach weiter "Stoff" zu machen.
    Man sollte einen Schritt nach dem anderen gehen, vom Einfachen zum Schwierigen. (In initiierten Zirkeln als "Progession" bekannt.)


    Jemand, der nicht mal durchgehend am Satzanfang groß schreibt und am Ende einen Punkt setzt, lasse ich im BS-Englisch keinen Aufsatz schreiben. Und korrigieren würde ich ihn schon gar nicht.
    Da werden erstmal die Basics geübt. Die BS-Kollegen mit Deutsch oder Gemeinschaftskunde haben keine Wahl. Auch die Karikatur-Interpretation von jemand, der nicht mal seinen eigenen Namen richtig schreiben kann, will korrigiert werden...


    Die Lehrpläne sind in meinen Augen teilweise Etikettenschwindel.
    Darin werden Leistungen genannt, die für viele Schüler nicht machbar sind - einerseits. Andererseits werden das Niveau durch Formulierungen wie "kommunikative Handlungsfähigkeit", "gelungene Kommunikation, die sich an der [...] Wirklichkeit orientiert" abgewertet. Für mich ist das ein "so tun als ob". Dass eine Karikatur-Interpretation gemacht wurde, heißt nicht, dass da auch nur irgendwas sinnvolles dabei rauskam. Aber gemacht wurde sie! Und es steht im Tagebuch!


    Anstatt die Schüler da abzuholen wo sie sind - und das müssen wir in manchen Schularten - müssen wir uns an die Lehrpläne halten.
    Anstatt dass die Schüler die Möglichkeit haben etwas zu lernen, müssen wir sie mit Aufgaben frustrieren, die sie überfordern, bei denen sie keine Chance haben.


    Wie Brick in the wall schrieb " ist es schulpolitisch offenbar nicht anders gewollt". Unsere Tätigkeit wird dadurch sinnlos und wir so frustriert wie die Schüler.



    (Das gilt natürlich nicht für alle Schüler und Schularten - aber manche.)

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