Was Lehrer aus eigener Tasche zahlen

  • Mein Lieblingsthema endlich mal auf Spiegel-online:
    http://www.spiegel.de/karriere…tsmaterial-a-1208325.html


    Zitat: "Als Klassenlehrerin habe ich viel ausgegeben für Hefte, Mappen, Schreibgeräte, Notfallfrühstück für die SuS, weil sonst kein Unterricht denkbar war."



    Notfallfrühstück für die Schüler kaufen? Die Frau macht mir Angst!



    Ich würde gerne etwas für die Schule kaufen, habe aber am Monatsende gar kein Geld mehr dafür übrig. Habt ihr einen Tipp für mich?

  • Wieso gibt's eigentlich immer jemanden, der das gesamte Internet nach Artikeln absucht, in denen das Wort "Lehrer" vorkommt? :D


    Ich hab übrigens auch Müsliriegel im Schrank liegen, falls Kinder (oder ich, kommt noch öfter vor) Essen vergessen haben. Hat mein Budget bisher verkraftet.

  • Lecker; und dann hat das Kind eine Allergie und dein leckerer Müsli-Riegel löst einen Schock aus :P
    In anderem Bildungseinrichtungen wird extrem darauf geachtet, mögliche Risiken zu minimieren. Aber der Lehrer sieht sich als Retter.
    Überall wird über das Risiko geredet; aber bei Essen und Trinken wird nicht nachgedacht.

  • Als Berufseinsteiger beschäftigt mich das Thema schon lange, auch weil es dazu scheinbar keine eindeutige rechtliche Grundlage gibt. Gerade in der Grundschule ist der Unterricht ja sehr materiallastig. Ich fragte dazu mal online eine bekannte Grundschulbloggerin und diese meinte, dass ein bestimmtes Budget für Neuanschaffungen von der Schule zur Verfügung gestellt werde, dass sie aber bei eigenen Interessen durchaus auch mal gerne aus eigener Tasche bezahle. Gerade mit Blick auf das Referendariat macht mich das schon etwas nervös, da man zu dem Zeitpunkt noch keine große Materialsammlung zur Verfügung hat und von einem erwartet wird, dass man mehr als reinen frontalen Buch- und Tafelunterricht macht.

  • Also meine Ausgaben waren hauptsächlich dafür gedacht, das "Drumherum" schöner zu machen. Ich bin jeden tag stundenlang mit kleinen Kindern in einem Zimmer. Da finde ich es schon wichtig, dass sie folgende Dinge haben:
    - Leseecke (Couch habe ich umsonst von Nachbarn bekommen, Bücher sind vom Flohmarkt / Bücherei / eigene Kinderbücher)
    - Malecke (Papierrolle kaufe ich regelmäßig, Stifte etc auch, aber das kann ich verschmerzen)
    - Spielecke (Brettspiele, Schleich-Tiere etc vom Flohmarkt)
    - Pausenspiele (lasse ich derzeit von Eltern spendieren)


    All das ist natürlich nicht nötig, macht uns allen aber den Vormittag schöner. Ich glaube, ein Sek 2 Lehrer kann sich das gar nicht vorstellen - ich war leicht überrascht, als ich den Klassenraum in der 5. Klasse meines Sohnes gesehen habe. Sehr leer. Sehr ungemütlich. Aber klar, irgendwann reichen eigentlich Tische und Stühle...


    Was man in der Grundschule auch noch brauchen kann:
    - Pflaster
    - Tüten (falls einer sich übergeben muss)
    - Decke (krankes Kind will sich hinlegen, bis die Mama kommt. Mir sind teilweise schon kranke Kinder im Klassenzimmer eingeschlafen).
    - kleine Belohnungen


    Naja, so Zeugs halt. Das läppert sich. Aber alles oben genannte kann man sehr oft sehr günstig bekommen - ich würd jetzt keine neue Couch kaufen!!!


    Geld für Druckerpatronen, Rotstifte, Laminierfolien usw. kommt noch dazu.

  • Pflaster und Belohnungen sind wohl Grundausstattung in jeder Grundschulklasse ;) . Daher würde ich mal fragen, ob du diese von deinem eigenen Geld bezahlen musstest (hört sich so an) oder ob du dir die Kosten von der Schule erstatten lassen konntest. Das mit dem "für mich/für ein schöneres "Drumherum"" kann ich nachvollziehen, solange es in einem gewissen Rahmen bleibt. Es gibt ja noch einmal die Elternkasse. Was bezahlen also konkret Eltern, was die Schule und was man selbst? Beispiel: Lektüren für den Deutschunterricht. Da scheint das sehr unterschiedlich geregelt zu sein.

  • Pflaster und Belohnungen sind wohl Grundausstattung in jeder Grundschulklasse ;) . Daher würde ich mal fragen, ob du diese von deinem eigenen Geld bezahlen musstest (hört sich so an) oder ob du dir die Kosten von der Schule erstatten lassen konntest. Das mit dem "für mich/für ein schöneres "Drumherum"" kann ich nachvollziehen, solange es in einem gewissen Rahmen bleibt. Es gibt ja noch einmal die Elternkasse. Was bezahlen also konkret Eltern, was die Schule und was man selbst? Beispiel: Lektüren für den Deutschunterricht. Da scheint das sehr unterschiedlich geregelt zu sein.

    Bei uns ist es so geregelt: Alles, was die Schüler behalten, also was in deren Besitz übergeht, zahlen die Eltern. Lektüren, Tonpapier, Wachsmalkreiden etc.


    Die Schule stellt Schwämme, Kreiden, teilweise Laminierfolien.


    Klassenzimmerverschönerung oder Kleinigkeiten, von denen ICH denke, dass sie schön wären, zahlen weder Eltern noch Schule.

  • Ich denke, bei diesem Thema werden Grundschullehrer und Kollegen, die die 'Großen' unterrichten, nie auf einen Nenner kommen...


    Davon abgesehen: Wenn man für sich selbst entscheidet, Geld aus dem eigenen privaten Geldbeutel ausgeben zu wollen, ist das doch okay!

  • Nein ist es dann nicht, wenn Ausgaben für Dinge die der Schulträger finanzieren muss, von Lehrern getragen werden.
    Andererseits braucht es dann ja kein A13. Immerhin scheint ihr es ja zu haben

  • Nein ist es dann nicht, wenn Ausgaben für Dinge die der Schulträger finanzieren muss, von Lehrern getragen werden.

    Und exakt das ist m.E. der springende Punkt. Es bleibt jedem unbenommen, Verschönerungen, die ihm/ihr selbst gefallen, aus eigener Tasche zu zahlen. Wenn ich aber oben lese, dass Pflaster selbst bezahlt werden, schließe ich daraus, dass der Schulträger nicht einmal für die - falls notwendige - medizinische Erstversorgung Geld locker macht. Solange Ihr das aus eigener Tasche übernehmt, signalisiert Ihr ihm, dass das so in Ordnung ist.


    Leicht andere Baustelle, aber das gleiche Prinzip: Ich habe inzwischen jegliches Engagement bei Laborumbauten auf Eis gelegt. Wir kriegen nichtmal die abschließende verpflichtende Prüfung der Anlagen durch entsprechend ausgebildete Kräfte bezahlt. Wieso sollte ich da auch nur noch einen Finger krumm machen und am besten noch Teile des Materials selbst zahlen oder eigenes Werkzeug mitbringen, und eine Woche der unterrichtsfreien Zeit opfern? Soll doch verrotten, der ganze Mist, wenn's "die da oben" nicht für nötig erachten. Ich kann auch rein theoretischen Tafelunterricht. Und wenn dann (wie tatsächlich schon geschehen) ne Tafel von der Wand fällt, weil die, die sie in Stand halten müssten, das nicht tun, ist das auch nicht meine Sache. Nehm ich 'nen anderen Raum oder beende den Unterricht (wie aus anderen, ähnlichen Gründen auch schon geschehen) wegen Sicherheitsbedenken und beaufsichtige die Jungs im Flur.


    Gruß,
    DpB

  • Grundschullehrer bekommen doch in der Regel nur A12, oder? Davon abgedehen, dass ich noch nie von einem Grundschullehrer hörte, der Probleme hatte, die Miete (und die wenigsten Lehrer dürften im Brennpunkt, wo es die Wohnung/das Haus für einen Apfel und ein Ei gibt, wohnen) oder die Klassenfahrt der Kinder zu bezahlen. Vielmehr scheinen die meisten gut über die Runden zu kommen - UND dann reicht es noch für "Drumherum" im Klassenraum aus. Vlt. leben aber auch Grundschullehrer sehr sparsam, sodass am Ende des Monats automatisch noch ein "bisschen" was an Geld überbleibt.


    @PaelzerBu: Du unterrichtest an der Berufsschule. Die Jugendlichen überleben auch mal eine Stunde Tafel-und-Buch-Unterricht. In der Grund- und auch Förderschule kommt es deutlich stärker auf aktivierenden, multisensorischen und abwechslungsreichen Unterricht an. Das sind schließlich kleine Kinder bzw. Kinder mit Einschränkungen. Und dafür braucht man eben auch "Drumherum", was, da stimme ich dir in der Theorie zu, von der Schule gestellt werden sollte.

  • Wenn man für sich selbst entscheidet, Geld aus dem eigenen privaten Geldbeutel ausgeben zu wollen, ist das doch okay!

    Ich behaupte mal ganz dreist, dass kein Lehrer das wirklich will. Es fehlt nur der Arsch in der Hose, gegen diese Zustände zu protestieren. Und die mögliche Beförderung möchte man auch nicht gefährden...

  • @PaelzerBu: Du unterrichtest an der Berufsschule. Die Jugendlichen überleben auch mal eine Stunde Tafel-und-Buch-Unterricht. In der Grund- und auch Förderschule kommt es deutlich stärker auf aktivierenden, multisensorischen und abwechslungsreichen Unterricht an. Das sind schließlich kleine Kinder bzw. Kinder mit Einschränkungen. Und dafür braucht man eben auch "Drumherum", was, da stimme ich dir in der Theorie zu, von der Schule gestellt werden sollte.

    Und wenn das in der Praxis nicht der Fall ist, dann nutzt das, was da ist und keinen Deut mehr. Aus eigener Erfahrung: Den Schulträger zu zwingen, seinen Pflichten nachzukommen, gelingt ausschließlich über Druck, den Ihr mit "och bitte, bitte" nicht aufbauen könnt, weil stets der Dienstweg einzuhalten ist.. Es bleibt also, den Laden so richtig an die Wand zu fahren. Nicht gezielt, sondern einfach, indem man eben nicht mehr die Versäumnisse von anderen Stellen auf eigene (Zeit- und Geld- )kosten ausbügelt. DANN rühren sich die Eltern (bzw. bei uns die Betriebe), und DANN gibt's Druck. Spätestens wenn der erste zur Presse rennt oder mal einen guten Anwalt hat, wird sich er Schulträger ganz schnell rühren.


    Du hast nicht die nötigen Materialien, um eine lernfördernde Umgebung für Förderschüler zu schaffen? Fein, dann schaff sie nicht. Wenn sich niemand beschwert, hast Du alles richtig gemacht. Wenn sich jemand beschwert, verweise an die entsprechenden Stellen.


    Gruß,
    DpB


    PS: Ohne zu viele Details verraten zu können: Wir schreiben seit Jahren Reperaturanfragen für diverse Baustellen in der Schule (vgl. auch mein "Dienstweg"-Thread von neulich). Antwort stets "kein Geld", obwohl der Schulträger verpflichtet ist, die Mängel zu beheben, es handelt sich um arbeitsschutzrelevante Probleme.
    Inzwischen hat für einen Teil dieser Baustellen ein Schüler von seinem Recht gebrauch gemacht, Auskunft verlangt und mit Klage gedroht. Es dauerte exakt einen Tag (!), bis reagiert wurde, die Ausschreibung läuft.


    PPS: @ "die können auch mal Tafelunterricht": Quatsch, nach zwanzig Minuten "frontal" sind die genauso platt wie jeder andere Schüler auch. Aber wie geschrieben, wenn nichts anderes da ist (Schülerversuche, funktionierende Labors, Medienräume, etc.), ist das nicht mein Problem. Das aber bitte als allgemeines Statement auffassen, das heißt jetzt nicht, dass es an unserer Schule gar nichts von den genannten gibt. Medienmäßig sind wir nämlich super aufgestellt, das ist ein anderer Geldtopf als die wichtigen Sachen ;-)

    Einmal editiert, zuletzt von DePaelzerBu ()

  • Ich behaupte mal ganz dreist, dass kein Lehrer das wirklich will. Es fehlt nur der Arsch in der Hose, gegen diese Zustände zu protestieren. Und die mögliche Beförderung möchte man auch nicht gefährden...


    Naja. Um Beförderungen geht es da jetzt wirklich nicht.
    Aber wenn ich für meine Klasse eine kleine Couch haben möchte und ein paar Brettspiele für die Regenpause, dann sehe ich das als Luxusgüter an und nicht als zwingend notwendig. Daher versuche ich dann, diese Dinge möglichst kostenlos oder sehr preisgünstig aufzutreiben (was oft klappt). Ich glaube kaum, dass ein Protest diesbezüglich Erfolg hätte.



    Mal eine Frage an alle, die sich so vehement gegen all das aussprechen:
    Korrigiert ihr mit Rotstiften? Kauft ihr die selber?

  • Ich kaufe sie selber, setze sie aber als Arbeitskosten von der Steuer ab. Bei uns könnte man aber auch welche im Sekretariat holen (genauso wie KReide, Whiteboardstifte etc.). Ich kann nur mit den Stabilos besser schreiben als mit der "Billigvariante", sprich DAS ist eins der Luxusgüter.

  • Keine Ahnung was das für Kollegen sind, die Geld für die Schule ausgeben. Immer wieder lustig zu lesen 8) .
    [...]
    Beamer kaufen :autsch:

    Ich habe selbst keinen Beamer gekauft, sehe das Argument dagegen aber viel mehr bei der Unhandlichkeit den hin und her zu tragen.
    Die Grenzen sind da fließend. Strenggenommen müsste man auch schreiben:
    Computer für die Arbeit :autsch: . Muss der Arbeitgeber stellen! Ich vermute mal, dass trotzdem die meisten Lehrer genau das gemacht haben.
    Wie ist es dann mit EINEN Drucker? Wenn ich ein Arbeitsblatt drucke (um es dann in der Schule auf dem Kopierer zu vervielfältigen)? Ist dann nicht EIN Beamer auch ok, die "Vervielfältigung" findet in der Schule mit dem Strom der Schule/Stadt statt.
    Ist aus meiner sicht von der Argumentation sehr ähnlich. Insofern sind alle, die sich einen Drucker gekauft haben und zuhaus mal ein Arbeitsblatt auszudrucken genau so "doof" wie die Leute, die sich mal einen Beamer gekauft haben. (Ich habe mir übrigens selbst mal einen Drucker gekauft, aber keinen Beamer.)

  • Rotstifte: ja, die kaufe ich mir tatsächlich selbst.
    vll sollte ich mal im Sekretariat die Mienenrechnung einreichen ;)


    Ansonsten sehe ich das Ganze ähnlich wie Katie:


    was ich persönlich gerne haben möchte, schaffe ich an, wie z.B. eine einfache Restzeituhr für Klassenarbeiten. Wir haben Uhren in jedem Klassenzimmer, wir haben auch elektronische Tafeln mit Wecker, doch ich bevorzuge die reale Restzeituhr. Mein Privatvergnügen.


    Ebenso genieße ich es, mit bestimmten Stiften zu schreiben, vernünftige Ordnungssysteme zu benutzen, ab und zu zusätzlich zum Lehrbuch Material einzusetzen. Auch mein Privatvergnügen. Es ginge ja auch bequem auch ohne. Außer den bei uns eingeführten Schulbüchern (Ausleihe von der Schule) stehen hier nur wenige herum, die die Verlage geschenkt haben.


    Sehr eng sehe ich es, wenn demnächst die Kopien kontingentiert werden sollen.
    So what, wird eben mehr diktiert.


    Tafelstifte kaufe ich auch nicht selbst, ebensowenig wie Bastelmaterial an den Tagen vor den Sommerferien.


    Geld vorstrecken täte ich im Leben nicht. Wenn ich mal für meine Fächer etwas kaufe, dann lasse ich es mir sofort von der sekretärin zurückgeben.


    Laminieren tu ich nichts, und mein Klassenzimmer muss nicht "schön" sein. Mich nerven eher die vollen Wände, ich halte kahle Wände für wesentlich erholsamer.


    Aber ich unterrichte z.Zt. von Kl.6 - 11, ich bin nicht an der Grundschule. Mich nervt schon der Ficus im Klassenraum, ich mag auch keine Blumen auf der Fensterbank :D


    langer Rede kurzer Sinn: wahrscheinlich muss jeder selbst sehen, wo bei ihm die Grenze ist.
    Übel in mehrfacher Hinsicht wird es in meinen Augen vor allem dann, wenn man sich selbst in einer Opferrolle sieht à la: ich muss ja, denn sonst macht es ja niemand. Gut, dann macht es eben niemand. :pfeif:



    Ach, fast vergessen: ich kaufe, schmiere und transportiere mein Pausenbrot auch selbst-- in selbstbezahlten Behältern :fluester:

  • @Drucker, Laptop etc.: Ja, hab ich tatsächlich einen eigenen. Den nutze ich privat und auch für die Schule. Das aber aus reiner Bequemlichkeit, wie geschrieben sind wir im Medienbereich (dazu zähl ich mal den IT-Kram) ganz gut aufgestellt, und ich könnte auch in der Schule drucken. Kopiergeld können wir von den Schülern einsammeln.


    Ähnliches gilt für den Laptop: Ebenfalls reine Bequemlichkeit, ich könnte auch die recht zahlreich vorhandenen Schul-PCs nutzen (in den Schüler-PC-Räumen sind alle nötigen Programme installiert. Nur für den ganzen Zeugniskram balgen wir uns mit 100 Leuten um 8 "sichere" Rechner), müsste dann aber mehr Zeit in der Schule verbringen, und im Garten arbeitet sich's schon angenehmer.


    Insofern: Drucker und Laptop sind Anschaffungen, die es für mich angenehmer machen, die ohnehin anstehenden Arbeiten zu erledigen, die ich ohne eigene Geräte ebenso, nur weniger angenehm, erledigen könnte.

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