Englisch Summary schreiben

  • Hallo,


    habe einen Nachhilfeschüler in Englisch, der eine Summary schreiben soll. Er hat in der Schule einen Text bekommen, der in der Vergangenheit geschrieben ist. Sicher weiß ich, dass eine Summary immer im Präsens verfasst werden muss, aber irgendwie kommt mir das komisch vor, dass man etwas, was schon längst vorbei ist im Präsens verfassen soll. Meine Frage also: Wenn man vergangene Begebenheiten zusammenfasst, wählt man dann trotzdem die Gegenwart?


    VG Cora

  • Nur mal auf die Schnelle: Ich hoffe ich liege jetzt nicht ganz falsch, aber ich dachte, für eine Zusammenfassung könne man neben dem Simple Present mitunter auch das Simple Past benutzen...

  • Hallo,


    also ich habe gelernt, dass man in einer summary entweder das Simple Present, Present Perfect oder Future verwenden darf. Also, für alles was in der Vergangenheit liegt, benutzt man das Present Perfect. Aber grundsätzlich sollte eine summary nur im Simple Present geschrieben werden.


    Hmmh, aber selbst wenn ein Text nur im Past geschrieben ist, kann man die summary doch im Present schreiben. Vielleicht müsste man den Text aber auch dafür kennen, um Dir Tipps geben zu können.


    Dir noch einen schönen Abend.
    Dotti

  • Hallo ihr beiden,


    danke für eure Antworten.


    laura: Das habe ich die ganze Zeit überlegt.
    Dotti: Das was du schreibst habe ich auch gelernt. Aber irgendwie kam es mir komisch vor, da der Text im Past geschrieben war und sogar noch einen flashback drin hatte. Mein Nachhilfeschüler hat die Summary jetzt im Präsens geschrieben.


    VG Cora

  • Also:


    Grundsätzlich lasse ich meine Schüler ein summary im simple present schreiben.
    Bei einem summary geht es um die Kernhandlung einer Passage und nicht um eine Inhaltswiedergabe. Insofern sind die Kausalzusammenhänge auch wichtiger als die genaue zeitliche Abfolge.
    Wenn meine Schüler ein summary schreiben, dann lasse ich Formen im simple past nur dann durchgehen, wenn klar zu erkennen ist, dass der Schüler klar machen will, dass die eine Handlung vor der anderen stattgefunden hat.


    Meine Fachvorsitzende geht noch weiter:
    Sie streicht mitunter auch die Zeitwörter wie "then", "after" und "before" etc. an, weil es eben im summary nicht um die chronologische Abfolge geht.
    Direkte Rede und dem Wortlaut nach wiedergegebene Passagen in indirekter Rede geben bei uns auch Punktabzug in der Textform.


    Gruß
    Bolzbold

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Zitat

    Bolzbold schrieb am 14.01.2007 23:08:
    Sie streicht mitunter auch die Zeitwörter wie "then", "after" und "before" etc. an, weil es eben im summary nicht um die chronologische Abfolge geht.
    Direkte Rede und dem Wortlaut nach wiedergegebene Passagen in indirekter Rede geben bei uns auch Punktabzug in der Textform.


    Mhm. Zu einigen der Posts gäbe es einiges zu sagen. Zusammenfassend:


    Eine Summary gibt den Inhalt bzw. die Aussagen eines Textes wieder - wobei "Text" sehr weitgefasst ist. Für die Summary von Filmen gelten die gleichen Regeln wie für die Summary von Zeitungsartikeln oder Romanen.


    Weil die Textsorte Summary den Inhalt eines Textes beschreibt und keine Nacherzählung ist, d.h. weil die Summary den Text so beschreibt, wie er "jetzt ist", wird die Gegenwart als Zeitform gewählt. Das ist genauso wie bei der Beschreibung eines Autos, das ja auch in der Gegenwart existiert. Für die Summary gilt: "Worum geht es in der Geschichte? Was sind die Argumente in der Rede, die mir vorliegt?"


    Bei Erzählungen wird die Angelegenheit etwas komplexer - denn ein Element von Erzählungen ist nun einmal, dass Dinge nacheinander geschehen. Wenn man beim Schreiben einer Inhaltsangabe Vorzeitigkeit ausdrücken muss, dann greift man zur Vergangenheit - welcher Aspekt zu wählen ist, oder ob man zu Perfektformen greift, kommt halt immer drauf an. Ein Kochrezept wie "für Vergangenheit immer present perfect" ist falsch. Hier ein kurzes Beispiel, an dem man auch einen möglichen Gebrauch des Futurs in einer Summary sehen kann. Die Grundzeit ist hier die Gegenwart, um die andere Zeitformen je nach Bedarf assistierend arrangiert werden:


    Aragorn, Gimli, and Legolas are in pursuit of the Orcs who have taken
    Merry and Pippin as prisoners. Finally they realize that they will not be able to catch
    up with their enemies. They take a short rest in a wood where they meet a white
    figure whom they first mistake for Saruman. But then, after a short struggle,
    the unknown figure reveals himself as Gandalf, who has returned in a new form.
    The three friends are dazzled because they saw him fall into the abyss of Moria and
    thought him lost and dead.


    Zeitwörter prinzipiell anzustreichen, halte ich für methodisch falsch, denn bei einer Summary kann sehr wohl die Darstellung der zeitlichen Abfolge als wichtiger Punkt im Blick stehen. (Man denke an eine Inhaltsangabe von Tarantinos "Pulp Fiction".) Die Zeitwörter "first" und "then" fügen sich oben ja auch ganz organisch in den Text ein. Die beliebten Ketten "and then...and then...and then..." streiche ich als stylistisch plump an aber von der Textsorte her sind sie nicht falsch.


    Ein zweites Problem ist die Summary eines Textes, der historische Sachverhalte wiedergibt - dieses Problem begegnet mir als Geschichtslehrer oft, aber das kann auch in der englischen Landeskunde passieren. Historische Tatsachen sind vergangen - gleichzeitig gelten aber die o.g. Prinzipien. Um zu entscheiden, welche Zeit zu wählen, muss man eine gewisse stylistische Feinfühligkeit an den Tag legen. Referiere ich zur allgemeinen Information des Lesers historische Sachverhalte, die der Autor des Textes nennt, wähle ich die Vergangenheit. Betone ich die Argumentationslinie des Autors, muss ich geschickt zwischen den Zeiten wählen. Ein Beispiel:


    In chapter nine of "William the Conqueror" the author explains the Normannic
    invasion, focussing on the problematic political Situation of Harold
    Godwinswon but also on the problems William the Bastard had to overcome in order
    to keep control over his newly won realm. While the Normans were still preparing
    to cross the channel in early 1066, Harold was forced to move his army to the
    north of England, to repell strong Danish forces led by a relative of the late
    King Canute, who also claimed Edward's throne. Harold remained victorious there
    but the author sees this battle and the following speed march to the south coast
    of England as the decisive moment of the Anglo-Saxon defeat. He argues that,
    because Harold had to leave much of his infantry and most of his archers, the
    fyrd and the housecarls were lacking tactical support in Hastings...


    Wie gesagt, Leitzeit ist auch hier die Gegenwart, andere Zeiten werden nach Bedarf assistierend eingesetzt; hier nicht nur, um Vorzeitigkeit und Nachzeitigkeit auszudrücken, sondern auch um allgemeine Sachverhalte in der Vergangenheit zu schildern. Die hören nicht auf, vergangen zu sein, bloß der Autor sie aufgreift. Kochrezepte funktionieren auch hier nicht.


    Was man bestimmt sagen kann, ist, dass wörtliche Rede nicht in eine Summary gehört. Wörtliche Rede ist ein klassisches Mittel der (Nach-)erzählung und ist prinzipiell durch die indirekte Rede zu ersetzen. Denkbare Ausnahmen sind bestenfalls Redewendungen die in einem Text erwähnt werden. Beispiel:


    The author concludes his description of German concentration camps with
    an analysis of the degrading mottos which were usually put on the entrance
    gates - "Arbeit macht frei" in Auschwitz, "Jedem das Seine" in Buchenwald.


    Auf jeden Fall zu vermeiden sind persönliche Stellungnahmen und Kommentare in Summaries. Nichts, was nicht im Text steht, darf hinzugefügt werden. Darauf muss im Unterricht intensiv hingearbeitet werden, das hat wissenschaftspropädeutische Gründe, aber auch für die Sek I gilt, das die SuS schon von Anfang an diesen Grundsatz gewöhnt werden. Aus fachwissenschaftlicher Sicht ist die Inhaltsangabe nämlich der Befund, der das Material sichtet und isoliert, das in der nachfolgenden Analyse zu neuen Erkenntnissen geordnet wird. Kommentar und Wertung schon an dieser Stelle zerstört den geordneten Erkenntnisprozess, ebenso wie die Hinzugabe Textfremder Informationen! "Nicht kommentieren und genau schauen, was der Autor wirklich sagt" ist ein Kochrezept, das funktioniert, das aber für Schüler unheimlich schwierig zu erreichen ist.


    Nele


    P.S. Nützliche Seiten für Summaries:
    http://www.englisch-hilfen.de/words/summary.htm
    http://www.ego4u.de/de/cram-up/writing/summary

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

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